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13.07.2015 Aufrufe

Aber dies nothwendige Sich-Entsprechen von rednerischerAbsicht und von ganz bestimmtem Publikum, die Unfehlbarkeitim Griff und Gegriffenwerden, hat uns z. B. Demosthenesgeschenkt und mit ihm ein gutes Stück Athen: immer mussman das Publikum nachfühlen, an welches Demosthenes sichrichtete, man muss die stürmische Luft der athenischenDemokratie athmen, die noch vorhandene Fähigkeit zurBegeisterung, so dass er sich nicht als Don Quixote vorzukommenbrauchte.Von der Rede abgesehen, ist die Hauptursache dafür, dassjeder Künstler der Sprache, Epiker, Lyriker, Tragiker, Komikersogenau seinem jedesmaligen Publikum entspricht und immerfür eine bestimmte Gelegenheit dichtet, wohl die, dass sieagonistisch waren und um einen Preis wetteiferten. Dies hättedie Ursache einer rapiden Verschlechterung werden können,wenn nämlich der Erfolg immer bei der Majorität gewesenwäre und diese immer aus den Ungebildeten bestanden hätte.In der That sind auch die Gattungen schnell entartet,sobaldder Gegensatz von „Gebildet" und „Ungebildet" da war.Zum Theil war es der Geldgewinn, der den Künstler zwang,an sein Publikum zu denken: z. B. Pindar und Simonides, sielebten davon und arbeiteten auf Bestellung. Also: derpersönliche Vortheil, theils der Ehre, theils des Gewinns, theilszur Durchführung der eignen (pohtischen) Pläne, ist dieUrsache, dass die Dichter und Schriftsteller ihr Publikum imAuge behalten^ es hätte die Ursache ihres Verderbens werdenkönnen, aber die künstlerische Sittlichkeit der Schaffenden undder Aufnehmenden war zu hoch, das ist das Bewunderungswürdigstedaran. Das „verkannte Genie" kommt nicht vorjman ist einander würdig. — Die Gefahren waren sehr gross!Betrachten wir zuerst die Dichter,die im Auftrag dichteten.Da sind die ^^iwi/^/V/^-Dichtungen 5 sie sollen zum Theil sehrschnell gemacht sein, als Begrüssungen nach eben erlangtem226

Siege oder beim festlichen Zuge nach dem Heiligthum.Vielerlei soll erwähnt werden, was Schwierigkeiten für denDichter macht, das Lob z. B. der Thiere, zumal der Maulesel,')oder die Art und der Ruf des Siegers: als z. B. Simonidesauf den grausamen Tyrannen in Kranon zu dichtenhatte (fr. 5), wo er die niedrigste Linie der griechischenMoralität streift, dann die politische Lage, auch das Verhältnissder Heimath des Dichters zu der Stadt, die verherrlichtwerden will (Athen durch Pindar). Er hat selbst ein Liedim Auftrag der korinthischen Hetären gedichtet, voll Scherzund doch grossartig, „ihr vielbesuchten Mädchen, Dienerinnender Peitho" — später, „es soll mich Wunder nehmen, wasdie Korinthier dazu sagen werden!" Andere Dichtungendurften langsam fertig werden, dafür erwartete man dieweiseste Haltung in Allem, was gesagt und was verschwiegenwurde: so ein pindarisches Lied ist mitunter ein Tanzzwischen Schwertern, der Sieg selbst und die Umstände,das Lebensgeschick des Siegers, seine Verwandten, derheimische, vielleicht anstössige Mythus, die Stadt, die politischeGegenwart, alles sollte zu einem Denkmal werden,„dauernder als Marmor". Anders waren die Schwierigkeitenfür Ibycus. Es gab Schönheitsspiele, xotXXiaTeTa, der Preisbestand in Waffen, die man dem Gott in Prozession darbrachte.Beim Siegesmal wurde ein Feierlied vom Chor derentzückten Freunde angestimmt: da musste der Dichter denTon leidenschaftlichster Verliebtheit treffen, er dichtete imAuftrag von solchen Gesellschaften. Jede Anspielung wirdhier verstanden, es ist die individuellste Lyrik, die es gebenkann, aber der Dichter selbst kann kalt und unbewegt sein: wieauch bei den Trauerliedern nihil maestius lacrimis Simonideis:') Wofür Simonides [fr. 7 PLGr. III p. 390 B] sich einmal geweigerthat, „ihr Töchter der sturmfüssigen Stuten".1 5* 227

Siege oder beim festlichen Zuge nach dem Heiligthum.Vielerlei soll erwähnt werden, was Schwierigkeiten für denDichter macht, das Lob z. B. der Thiere, zumal der Maulesel,')oder die Art und der Ruf des Siegers: als z. B. Simonidesauf den grausamen Tyrannen in Kranon zu dichtenhatte (fr. 5), wo er die niedrigste Linie der griechischenMoralität streift, dann die politische Lage, auch das Verhältnissder Heimath des Dichters zu der Stadt, die verherrlichtwerden will (Athen durch Pindar). Er hat selbst ein Liedim Auftrag der korinthischen Hetären gedichtet, voll Scherzund doch grossartig, „ihr vielbesuchten Mädchen, Dienerinnender Peitho" — später, „es soll mich Wunder nehmen, wasdie Korinthier dazu sagen werden!" Andere Dichtungendurften langsam fertig werden, dafür erwartete man dieweiseste Haltung in Allem, was gesagt und was verschwiegenwurde: so ein pindarisches Lied ist mitunter ein Tanzzwischen Schwertern, der Sieg selbst und die Umstände,das Lebensgeschick des Siegers, seine Verwandten, derheimische, vielleicht anstössige Mythus, die Stadt, die politischeGegenwart, alles sollte zu einem Denkmal werden,„dauernder als Marmor". Anders waren die Schwierigkeitenfür Ibycus. Es gab Schönheitsspiele, xotXXiaTeTa, der Preisbestand in Waffen, die man dem Gott in Prozession darbrachte.Beim Siegesmal wurde ein Feierlied vom Chor derentzückten Freunde angestimmt: da musste der Dichter denTon leidenschaftlichster Verliebtheit treffen, er dichtete imAuftrag von solchen Gesellschaften. Jede Anspielung wirdhier verstanden, es ist die individuellste Lyrik, die es gebenkann, aber der Dichter selbst kann kalt und unbewegt sein: wieauch bei den Trauerliedern nihil maestius lacrimis Simonideis:') Wofür Simonides [fr. 7 PLGr. III p. 390 B] sich einmal geweigerthat, „ihr Töchter der sturmfüssigen Stuten".1 5* 227

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