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13.07.2015 Aufrufe

Gedicht als Ganzes hätte fassen können." „Ich kann mirnicht denken, wie es Homer einfallen konnte, ein so langesLeser hatte."und verschlungenes Gedicht zu verfassen, wenn er keine„Wenn er auch, mit diesen Eigenschaften ausgerüstet(Gedächtniss, Kraft, Ueberblick, Stimme u. s. w.)einzig in seinem Jahrhundert dastehend, die Ilias und dieOdyssee nach ihrem jetzigen Umfange gedichtet und vorgetragenhätte, so würden sie doch bei dem Mangel derjetzigen litterarischen Hilfsmittel einem grossen Schiffe ähnlichsein, das Jemand in der Kindheit der Schifffahrt mittenauf dem festen Lande gebaut hätte, ohne Walzen und Maschinenzu haben, um es in das Wasser zu schieben, wo es seineBrauchbarkeit zeigen könnte." Also: wie kann einem Dichternur einfallenj ein solches Ganze zu construiren, wenn seineZuhörer nur Stücke und Einzelheiten fassen können? Diesist die Seele aller homerischen Bedenken: die Einheit ist vonvornherein unmöglich ^zeigen selbst die Gedichte etwas davon,so muss das entweder Schein sein oder anderswoher, nichtaus dem Dichter zu erklären sein. Das war nun die AufgabeLachmanns, zu zeigen, wie jene angebliche CompositionSchein sei, nämUch Irrthum und Vorurtheilj für den genauenBetrachter fällt Alles in Stücken auseinander. Das „anderswoher"ist der Mythus.Versuche, die Ilias und Odyssee als mechanisches Aggregatzu erklären:1. aus der Sprache und Versbau,2. aus Widersprüchen.Alles in der Voraussetzung, dass die Einheit von vornhereingar nicht darin sein könne, dass sie aus Stücken bestehenmüsse; von diesem Stückwerk ist es wahrscheinlich,dass es Indicien hinterlassen hat. Aber an und für sichwürden jene Indicien nichts beweisen, dazu reichen sie nicht90

aus 5 wohl aber dienen sie, etwas zu bekräftigen, was vonvornherein als sicher gilt.Aber wir leugnen die Voraussetzung, und damit schwindetalle Kraft jener Indicien. Denn diese können auch anders erklartwerden j Widersprüche z. B. beweisen nicht nothwendiggegen die Einheit eines Dichters und eines Plans, wie dieErfahrung zeigt. Der Indicienbeweis aus der Sprache giltübrigensfür misslungen, selbst bei den Vertretern der Kleinliedertheorie.')Die Entstehung von Ilias und Odyssee ist der Abschlusseiner langen Entwickelung der Epopöe unter gleichartigenpolitisch-socialen Bedingungen 5 nicht der Anfang, sonderndas Ende. Ihre Berühmtheit stammt aus dieser Zeit. — Daskyklische Epos ist eine Uebergangserscheinung. Das Rhapsodenthumzerlegte alle vorhandenen Epen in Stücke jdie^) Im Allgemeinen sagt G. Curtius: „Das stellt sich immer entschiedenerheraus, dass Sprache und Versbau durch beide Gedichte hindurch wesentlichdieselben sind, ferner dass die homerische Sprache eine laxere Regelhat als die meisten andern Mundarten, dass sie im höchsten Grade dieEigenschaft besitzt, die man Flüssigkeit oder Dehnbarkeit genannt hat."Mikroskopische Versuche Hoffmanns (quaestiones Homericae) über Cäsuren,Hiatus, Digamma, um das Zeitalter der Stücke nachzuweisen, ohne jedeBeweiskraft. Denn die vielen cxTrag XsYOfxeva, ihr Vorkommen an dieseroder jener Stelle wollte man als Beweis benützen, dass die Stelle späterenUrsprungs sein müsse; aber sollte man nicht, je früher ein Dichter gelebthat, auch um so leichter ein verlorenes Wort finden? Ueberdies ergabsich, dass die stärksten und unangefochtensten Partieen ebensovielea7ra$ XeYOfxsva enthielten als die angefochtenen; auf je 14 Zeilen kommtein ä. X. Dann wollte Giseke für diejenigen Stellen, wo die Präpositionenin übertragener Bedeutung und in abstrakten Verbindungen vorkommen,eine spätere Entstehung behaupten. Aber das hängt von dem Inhalte ab;die Bücher, welche nur räumliche Begebenheiten behandeln, gebrauchenauch die Präpositionen nur räumlich. Endlich wollte man im wechselndenGebrauche älterer oder neuerer Formen ein Kriterion finden; bald yvcö-[xevai bald -/vuivai, bald iaTifievai bald IjTafxev, bald Ixravev bald ey.-rav.Aber der Wechsel ist so durchgängig, dass sich Vers um Vers beide Formenfinden, und eine Eintheilung der Ilias und der Odyssee nach diesemPrincip würde sehr oft die erste Hälfte eines Satzes in ein anderes Zeitalterverlegen als die letzte.91

Gedicht als Ganzes hätte fassen können." „Ich kann mirnicht denken, wie es Homer einfallen konnte, ein so langesLeser hatte."und verschlungenes Gedicht zu verfassen, wenn er keine„Wenn er auch, mit diesen Eigenschaften ausgerüstet(Gedächtniss, Kraft, Ueberblick, Stimme u. s. w.)einzig in seinem Jahrhundert dastehend, die Ilias und dieOdyssee nach ihrem jetzigen Umfange gedichtet und vorgetragenhätte, so würden sie doch bei dem Mangel derjetzigen litterarischen Hilfsmittel einem grossen Schiffe ähnlichsein, das Jemand in der Kindheit der Schifffahrt mittenauf dem festen Lande gebaut hätte, ohne Walzen und Maschinenzu haben, um es in das Wasser zu schieben, wo es seineBrauchbarkeit zeigen könnte." Also: wie kann einem Dichternur einfallenj ein solches Ganze zu construiren, wenn seineZuhörer nur Stücke und Einzelheiten fassen können? Diesist die Seele aller homerischen Bedenken: die Einheit ist vonvornherein unmöglich ^zeigen selbst die Gedichte etwas davon,so muss das entweder Schein sein oder anderswoher, nichtaus dem Dichter zu erklären sein. Das war nun die AufgabeLachmanns, zu zeigen, wie jene angebliche CompositionSchein sei, nämUch Irrthum und Vorurtheilj für den genauenBetrachter fällt Alles in Stücken auseinander. Das „anderswoher"ist der Mythus.Versuche, die Ilias und Odyssee als mechanisches Aggregatzu erklären:1. aus der Sprache und Versbau,2. aus Widersprüchen.Alles in der Voraussetzung, dass die Einheit von vornhereingar nicht darin sein könne, dass sie aus Stücken bestehenmüsse; von diesem Stückwerk ist es wahrscheinlich,dass es Indicien hinterlassen hat. Aber an und für sichwürden jene Indicien nichts beweisen, dazu reichen sie nicht90

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