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13.07.2015 Aufrufe

je mehr diese tragisch wirken, um so mehr sinkt er zumTritagonisten herab. — Nun dagegen die Odyssee : man hörtvon dem vielgereisten Mann, der nun einsam und fern vonder Heimath auf der Insel der Kalypso sitzt und sich beständignach Ithaka und seiner Gattin sehnt. Das Mitgefühlfür ihn steigert sich, wenn wir nun hören, wie er in derHeimath betrauert wird, wie sehr man dort seine lenkendeHand vermisst. Was für ein herrlicher Held er ist, wirdnoch deutlicher durch die Berichte des Nestor und des Menelausim 3. und 4. Buche j nicht nur seine Hausgenossen, auchFremde trauern um seine Verschollenheit. Jetzt erst tritt erin den Vordergrund; bei den Phäaken sehen wir ihn inseiner Tüchtigkeit und Liebenswürdigkeit; in den folgendenBüchern theilen wir die Erbitterung des Eumaus, dass einessolchen Helden Gut von den Freiern verprasst und seinWeib von ihnen umworben werde. Immer tiefer sind wirin das Interesse für ihn hineingezogen worden; die Sehnsuchtnach ihm ist zur Noth und Begierde geworden. Undjetzt beginnt das schnellere Tempo. Alles folgende ist hinreissendeHandlung und wirkliche Aktion, bis zur Lösungdes Knotens im 20.—22. Buche. Im 23. die Wiedervereinigungder lange getrennten Gatten, im 24. Beseitigung aller nochübrigen Hindernisse; in dem nun errungenen Glück undFrieden kann nun auch der Hörer zur Ruhe und zum Glückekommen. Diese Höhe von letzter ausspannender Stimmungist das Maass, welches die Art und den Grad des erregtenInteresses bestimmt:darin zeigt sich vor Allem der Künstler,dass er zu lösen versteht, was er gebunden hat, und dasser, wie er band, so auch löst.Die Ilias hat einen ganz andern Grundton, dunkler, leidenschaftlicher.Zeus sagt B. XVII 446: „Von allen Geschöpfen,die auf der Erde leben, ist der Mensch das unglückseligste."Die edelsten und glänzendsten Heldengestalten sind zum88

Untergange verurtheilt;über Achilles schwebt das frühe VerhängnissjHektor, ohne Schuld, wird in das Schicksal derGriechen verflochten. Die Menschen sind wie die Blätterder Bäume im Walde, beim rauhen Herbstwinde. Das Ge-der Mitlebenden kommt dem Dichter schwach undschlechtunheldenhaft vor (oloi vöv ßpoxoi siaiv kommt nicht in derOdyssee vor) 5 Schuld und Leidenschaft aller Art tritt an diebesten Helden heran. Sprichwörtlich sagte man später 'IXiacxaxÄv. In solchen verschiedenen Gesammtfärbungen zeigtsich der e'me Schöpfer des Ganzen. Der Mythus hat davonnichts, der ist deutsam und biegsam und kann jede Färbungannehmen. —Die Odyssee zerfällt in vier Haupttheile, von denen jedereinen Vortragsabend ursprünglich ausfüllte, nämlich GesangI— 4, 5—12, 13— 19, 20— 24, gleichsam vier Akte. Erst dieRhapsoden haben diese Gruppen wieder zerlegt, in Stücke,die deshalb Rhapsodieen heissenj aber das Gedicht ist 7jichtfür diese Art von Vortrag entstanden, nicht also für dasoTTopaBr^v delBsiv. Aus der Rhapsodenpraxis stammen die einzelnenNamen der Gesänge, sind also alt 5 ihrer bedienen sichHerodot, Plato und Aristoteles. Auch Doppeltitel kommenvor 5 das 9. Buch der Ilias hiess Aitai und r.piQ^zia r.phc,'A^iXXsa. Die AoXtüvsiot hiess auch vux-sYspoia.Darin liegt eben die Schwierigkeit der homerischen Frage,dass man in Beziehung auf Vortrag und Publikum verschiedenePerioden unterscheiden muss: aber sie gar zu leicht zusammenwirft.Nur die älteste Periode entscheidet: für diese sindjene Epen verfasst, nicht für das Rhapsoden-Zeitalter, nochfür das Lese-Epos. Der gewöhnliche Fehler liegt darin, dassman die Gedichte aus einer falschen Zeit, der des Rhapsoden,entstehen lassen will 5 da erst entstehen alle die homerischenProbleme, vor allem das Wolfische: „Dass eskein Publikum gab, das ein so grosses, planmässig angelegtes89

Untergange verurtheilt;über Achilles schwebt das frühe VerhängnissjHektor, ohne Schuld, wird in das Schicksal derGriechen verflochten. Die Menschen sind wie die Blätterder Bäume im Walde, beim rauhen Herbstwinde. Das Ge-der Mitlebenden kommt dem Dichter schwach undschlechtunheldenhaft vor (oloi vöv ßpoxoi siaiv kommt nicht in derOdyssee vor) 5 Schuld und Leidenschaft aller Art tritt an diebesten Helden heran. Sprichwörtlich sagte man später 'IXiacxaxÄv. In solchen verschiedenen Gesammtfärbungen zeigtsich der e'me Schöpfer des Ganzen. Der Mythus hat davonnichts, der ist deutsam und biegsam und kann jede Färbungannehmen. —Die Odyssee zerfällt in vier Haupttheile, von denen jedereinen Vortragsabend ursprünglich ausfüllte, nämlich GesangI— 4, 5—12, 13— 19, 20— 24, gleichsam vier Akte. Erst dieRhapsoden haben diese Gruppen wieder zerlegt, in Stücke,die deshalb Rhapsodieen heissenj aber das Gedicht ist 7jichtfür diese Art von Vortrag entstanden, nicht also für dasoTTopaBr^v delBsiv. Aus der Rhapsodenpraxis stammen die einzelnenNamen der Gesänge, sind also alt 5 ihrer bedienen sichHerodot, Plato und Aristoteles. Auch Doppeltitel kommenvor 5 das 9. Buch der Ilias hiess Aitai und r.piQ^zia r.phc,'A^iXXsa. Die AoXtüvsiot hiess auch vux-sYspoia.Darin liegt eben die Schwierigkeit der homerischen Frage,dass man in Beziehung auf Vortrag und Publikum verschiedenePerioden unterscheiden muss: aber sie gar zu leicht zusammenwirft.Nur die älteste Periode entscheidet: für diese sindjene Epen verfasst, nicht für das Rhapsoden-Zeitalter, nochfür das Lese-Epos. Der gewöhnliche Fehler liegt darin, dassman die Gedichte aus einer falschen Zeit, der des Rhapsoden,entstehen lassen will 5 da erst entstehen alle die homerischenProbleme, vor allem das Wolfische: „Dass eskein Publikum gab, das ein so grosses, planmässig angelegtes89

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