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Politische Transformation und Gewalt in Tunesien, Ägypten und ...

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6 Hanspeter Mattes: <strong>Politische</strong> <strong>Transformation</strong> <strong>und</strong> <strong>Gewalt</strong> <strong>in</strong> <strong>Tunesien</strong>, <strong>Ägypten</strong> <strong>und</strong> Libyen seit 2011quantitative Forschung gewesen. Der aktuelle Forschungsstand, so die Autoren, lasse „h<strong>in</strong>länglichgesichert“ die Annahme zu,— „dass sowohl politische Instabilität als auch Regimewandel die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit von<strong>Gewalt</strong>konflikten jeglicher Form bee<strong>in</strong>flussen“ (Spranger 2012: 30) <strong>und</strong> relevant für denAusbruch von <strong>Gewalt</strong>konflikten seien;— ausschlaggebend für den Ausbruch von <strong>Gewalt</strong>konflikten sei h<strong>in</strong>gegen nicht der Regimetyp,sondern eher die zeitliche Nähe zum Regimewandel.— Die Ausprägung der <strong>Gewalt</strong>konflikte hänge wiederum von zwei weiteren Faktoren ab:erstens der Leistungsfähigkeit der politischen Institutionen <strong>und</strong> zweitens dem sozioökonomischenEntwicklungsniveau.Es bedürfe jedoch deutlich mehr qualitativer E<strong>in</strong>zelfallstudien, um empirisch den Wirkungszusammenhangzwischen Demokratisierung <strong>und</strong> Konflikt bzw. zwischen den Ersche<strong>in</strong>ungsformen<strong>in</strong>nerer <strong>Gewalt</strong> <strong>und</strong> der Ausformung <strong>und</strong> Stärke der staatlichen Institutionen nachzugehen(Spranger 2012: 35). Zur Untersuchung starker/schwacher Staatlichkeit wurde nachder Leistungsfähigkeit von fünf staatlichen Institutionen gefragt: Staatsführung/Regierung,Militär, Polizei, Justizapparat <strong>und</strong> Verwaltungsapparat. 2Petter Grahl Johnstad untersuchte, wie sich die gewaltsame oder gewaltfreie Durchführungvon Regimewechseln (also die Transitionsart) auf die folgenden <strong>Transformation</strong>sphasenauswirkte (Johnstad 2010). Er belegte mit se<strong>in</strong>er Fallüberprüfung die Ergebnisse e<strong>in</strong>erUntersuchung von Adrian Karatnycky <strong>und</strong> Peter Ackermann (2005), demzufolge gewaltfreier,von zivilen Akteuren herbeigeführter Regimewandel zu e<strong>in</strong>em höheren Niveau an Freiheit<strong>und</strong> Demokratie führt als e<strong>in</strong> Regimewandel, der mit <strong>Gewalt</strong> umgesetzt werden, sei esvon oben durch die bisherigen Machthaber oder durch die Opposition. Die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit,dass langfristig e<strong>in</strong>e „high‐quality“ Demokratie aufgebaut werde, reduziere sich mit(steigendem) <strong>Gewalt</strong>e<strong>in</strong>satz (Johnstad 2010: 474). Die Existenz e<strong>in</strong>er gewaltbereiten Oppositionbegünstige zudem die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>es Konflikts <strong>in</strong> der Phase nach dem Regimewechsel.Staatliche <strong>und</strong> oppositionelle <strong>Gewalt</strong> haben negative Langzeitauswirkungenauf die politische <strong>und</strong> wirtschaftliche Entwicklung nach e<strong>in</strong>em (demokratischen) Regimewandel.Auf die verschiedenen <strong>Gewalt</strong>formen <strong>und</strong> Sicherheitsdefizite, die im E<strong>in</strong>zelnen entstehenkönnen <strong>und</strong> welche Maßnahmen <strong>in</strong> welchem Stadium der Regimetransformation nötigwären, um <strong>Gewalt</strong> zu reduzieren <strong>und</strong> die Sicherheit zu erhöhen sowie dem Aspekt, welcheRolle dabei staatlichen Sicherheitsorgane zukommt, wird <strong>in</strong> der Analyse jedoch nichtnäher e<strong>in</strong>gegangen. 32 Für die Fallanalysen wurden von der Hessischen Stiftung für Konfliktforschung verschiedene Skalen <strong>in</strong>ternationalerE<strong>in</strong>richtungen (wie u.a. Freedom House, F<strong>und</strong> for Peace, Global Peace Index, Political Terror Scale,)zugr<strong>und</strong>e gelegt. Das Sp<strong>in</strong>nendiagramm des F<strong>und</strong> for Peace stellt die Leistungsfähigkeit der fünf Institutionen:Leadership, Military, Police, Judiciary, Civil Service im Netzdiagramm auf e<strong>in</strong>er Werteskala von0 („poor“) bis 4 („excellent“) dar; je kle<strong>in</strong>er der Wert, desto höher die Gefahr des Staatsversagens.3 E<strong>in</strong>en diesbezüglichen allgeme<strong>in</strong>en Analyserahmen entwickelten h<strong>in</strong>gegen Kurtenbach/Wolf (2012).GIGA Work<strong>in</strong>g Papers WP 219/2013

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