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Politische Transformation und Gewalt in Tunesien, Ägypten und ...

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24 Hanspeter Mattes: <strong>Politische</strong> <strong>Transformation</strong> <strong>und</strong> <strong>Gewalt</strong> <strong>in</strong> <strong>Tunesien</strong>, <strong>Ägypten</strong> <strong>und</strong> Libyen seit 2011die am 15. März 2011 aufgelöste Staatssicherheit durch den neuen National Security Sektor abgelöst,dabei aber viele der 100.000 Beamten übernommen. Die polizeiliche Funktionsweisenähert sich nach Angaben von ägyptischen Menschenrechtlern <strong>und</strong> <strong>in</strong>ternationalen Menschenrechtsorganisationenwegen ausbleibender <strong>in</strong>haltlicher Reformen <strong>in</strong>zwischen stark derjenigender Mubarak‐Ära an (vgl. AI 2012, 2012a). Der E<strong>in</strong>satz der Sicherheitskräfte auf demTahrirplatz <strong>in</strong> Kairo <strong>und</strong> im Regierungsviertel bei den Protesten der Opposition gegen PräsidentMursi im Dezember 2012 erfolgte deshalb wie früher äußerst repressiv; dies gilt auchfür den Umgang mit dem Terrorismus, der sich seit 2011 hauptsächlich auf der S<strong>in</strong>ai konzentriert;e<strong>in</strong> neuer Bekämpfungsansatz, u.a. e<strong>in</strong>e politische Deradikalisierungsstrategie mitsozioökonomischer Komponente, ist derzeit nicht erkennbar.4.3 Die Bedeutung der transnationalen SicherheitskooperationTrotz der ausgeprägten transnationalen Dimension der nordafrikanischen Sicherheitsprobleme(Waffenschmuggel, Drogenschmuggel, transnationale Aktivitäten terroristischer Gruppen)<strong>und</strong> des hohen Reformbedarfs der nationalen Sicherheitsorgane e<strong>in</strong>schließlich ihrer politischenFührungsstrukturen (Innenm<strong>in</strong>isterium, Verteidigungsm<strong>in</strong>isterium) ist bislang ‒ ausgenommenLibyen ‒ die Kooperationsbereitschaft mit ausländischen Partnern als beschränkt zu bezeichnen.Die Ursachen für diese Zurückhaltung s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs zu h<strong>in</strong>terfragen; das ausgeprägteBewusstse<strong>in</strong> nationaler Souveränität ist ke<strong>in</strong>e ausreichende Begründung, denn diesesf<strong>in</strong>det sich auch <strong>in</strong> Libyen. Die libysche Staatsführung leitete sowohl im Bereich der Ausbildungvon Armee‐ <strong>und</strong> Polizeioffizieren seit 2012 e<strong>in</strong>e enge Kooperation mit mehreren Staaten(u.a. der Türkei, Jordanien, Großbritannien, den USA) <strong>in</strong> die Wege <strong>und</strong> suchte speziell im Bereichder Grenzsicherung 28 um ausländische Hilfe (u.a. seitens der EU) nach.Fazit: Ke<strong>in</strong>e schnelle Verbesserung der öffentlichen SicherheitBislang gibt es <strong>in</strong> allen drei nordafrikanischen Staaten „Sicherheitssektorreformen“ im S<strong>in</strong>neeffektiver <strong>und</strong> effizienter staatlicher E<strong>in</strong>griffe zur Reorganisation des Sicherheitsapparates<strong>und</strong> zur Wiederherstellung des staatlichen <strong>Gewalt</strong>monopols. In ke<strong>in</strong>em Staat haben allerd<strong>in</strong>gsdie ergriffenen Maßnahmen bislang e<strong>in</strong>en normativen Charakter (demokratische Kontrolleder Sicherheitskräfte, Transparenz). Was das Ziel der Erhöhung der öffentlichen Sicherheit/Stärkungdes staatlichen <strong>Gewalt</strong>monopols anbelangt, so verbesserte sich allerd<strong>in</strong>gs<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Staat bislang die Lage <strong>in</strong> signifikanter Weise. Die öffentliche Sicherheit ist trotz derergriffenen Maßnahmen immer noch prekär, was sich exemplarisch <strong>in</strong> den hohen Krim<strong>in</strong>alitätsraten<strong>und</strong> der politischen <strong>Gewalt</strong> (mit der Folge e<strong>in</strong>er stetigen Verlängerung des Not‐28 Wegen der prekären Lage <strong>in</strong> den 4.000km langen Grenzregionen zu Algerien, Niger, Tschad <strong>und</strong> Sudan wurdennach e<strong>in</strong>er Reise von Premierm<strong>in</strong>ister Zaidan <strong>in</strong> diese Staaten (Beratung der Grenzsicherungsoptionen)am 17. Dezember 2012 die Grenzen geschlossen <strong>und</strong> die <strong>in</strong>ternen Maßnahmen zur Bekämpfung vonSchmugglern <strong>und</strong> Waffentransporten <strong>in</strong>tensiviert (u.a. E<strong>in</strong>satz der Luftwaffe).GIGA Work<strong>in</strong>g Papers WP 219/2013

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