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Politische Transformation und Gewalt in Tunesien, Ägypten und ...

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Hanspeter Mattes: <strong>Politische</strong> <strong>Transformation</strong> <strong>und</strong> <strong>Gewalt</strong> <strong>in</strong> <strong>Tunesien</strong>, <strong>Ägypten</strong> <strong>und</strong> Libyen seit 2011 17zung religiöser Ziele e<strong>in</strong>setzen (Kalifat als Staatsform; islamisches Recht <strong>in</strong>klusive Strafrecht;salafistische Gesellschaftsordnung), e<strong>in</strong>e Sonderkategorie. 19 Die islamistischen Brigaden, derenoffensichtliches Ziel es ist, die schnelle Wiederherstellung des staatlichen <strong>Gewalt</strong>monopolszu verh<strong>in</strong>dern, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dreifacher H<strong>in</strong>sicht problematisch:— zum e<strong>in</strong>en spielen sie <strong>in</strong>nerhalb der Brigaden selbst e<strong>in</strong>e Sonderrolle, weil ihre Ziele <strong>und</strong>Interessen nicht denen der Mehrheit entsprechen <strong>und</strong> sie damit auch <strong>in</strong> den Interessenvertretungender Brigaden (z.B. dem Majlis al‐watani al‐ala lil‐thuwwar) für Konfliktesorgen;— zum anderen stellen die islamistischen Brigaden die Demobilisierungs‐ bzw. Integrationsbemühungender Armee <strong>und</strong> der Polizei vor große Herausforderungen; die islamistischenBrigaden lehnen vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> ihrer religiösen Mission e<strong>in</strong>e Demobilisierung<strong>und</strong> die Integration <strong>in</strong> die nationalen Sicherheitskräfte e<strong>in</strong>es aus ihrer Sicht unislamischenStaates ab;— drittens s<strong>in</strong>d die Grenzen zu terroristischen Aktivitäten (u.a. Angriffe auf ausländischeBotschaftse<strong>in</strong>richtungen) fließend; zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>e punktuelle Kooperation der gewaltbereitenislamistischen Brigaden wie den Ansar al‐shar‘ia mit dem al‐Qaida‐Netzwerk/AQIM ist nachweisbar.Gegenüber den libyschen islamistischen Brigaden s<strong>in</strong>d die <strong>in</strong> <strong>Tunesien</strong> agierenden salafistischenGruppen <strong>und</strong> (die mit Messern <strong>und</strong> Schlagstöcken bewaffneten) Mitglieder der Ligenzum Schutz der Revolution zwar landesweit präsent, aber zahlenmäßig nachgeordnet. 20 In<strong>Ägypten</strong> existieren bis auf wenige jihadistische Gruppen/Terrorzellen (u.a. auf der S<strong>in</strong>ai,Kairo) sowie den Schwarzen Block ke<strong>in</strong>e größeren nichtstaatlichen bewaffneten Akteure.3 Sicherheitspolitische Herausforderungen <strong>in</strong> der <strong>Transformation</strong>sphase3.1 Intensität der <strong>Gewalt</strong> <strong>und</strong> Folgen für das staatliche <strong>Gewalt</strong>monopolDie wenigen bislang vorhandenen Analysen des jeweiligen Verlaufs der Konflikte vom erstenProtestausbruch bis zum Machtwechsel <strong>in</strong> <strong>Tunesien</strong>, <strong>Ägypten</strong> <strong>und</strong> Libyen zeigen, dassdie Länge der Konfliktphase bis zum Machtwechsel wesentlich durch das Verhalten der Sicherheitsorgane(<strong>in</strong>sbesondere des Militärs <strong>und</strong> der Staatssicherheit) bee<strong>in</strong>flusst wurde <strong>und</strong>dass die Verfügbarkeit von Waffen (wie im Falle Libyens) e<strong>in</strong>e Rolle spielte (vgl. Graphik 2).19 Bekannte Beispiele islamistischer Brigaden s<strong>in</strong>d die <strong>in</strong> der Ittihad Saraya al‐thuwwar unter dem E<strong>in</strong>fluss vonIsma’il Sallabi <strong>und</strong> Fawzi Bukatif zusammengeschlossenen Brigaden aus dem Großraum Banghazi, die vomJabal Akhdar stammenden Katiba shuhada‘ Abu Slim, die Katiba Umar al‐Mukhtar, die Katiba Ubaida Ibn al‐Jarra,die Katiba Ansar al‐shari‘a <strong>in</strong> Banghazi <strong>und</strong> Darna sowie die Brigade of the Imprisoned Omar Abdul‐Rahman <strong>in</strong>Banghazi.20 Es gibt allerd<strong>in</strong>gs Schätzungen wie jene der International Crisis Group (ICG 2013); ICG geht von 50.000 (gewaltbereiten)Salafisten <strong>in</strong> <strong>Tunesien</strong> aus.WP 219/2013GIGA Work<strong>in</strong>g Papers

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