MAGAZIN & GASTGEBER 2013 - Wenningstedt-Braderup
MAGAZIN & GASTGEBER 2013 - Wenningstedt-Braderup MAGAZIN & GASTGEBER 2013 - Wenningstedt-Braderup
10 Jahre SOLyCIRCO – 20 Jahre Meerkabarett: Wenningstedt-Braderup hat den richtigen Riecher für Kultur.VOR 20 JAHREN FEIERTE DAS MEERKABARETT IN WENNINGSTEDT PREMIEREWenningstedt-Braderupfördert KulturKulturförderung hat Tradition in Wenningstedt-Braderup. Mit dem SOLyCIRCO Artistenpreis hat der kleine Ort ein spektakuläresFestival zu dem werden lassen, was es heute ist: Ein international angesehener Zirkuspreis, der den künstlerischenVergleich mit Paris und Moskau nicht scheut. Die Geschichte des Dorfes als Nährboden für Kreativität und kulturelle Grandezzabeginnt allerdings viel früher: Nämlich vor 20 Sommern. Da fand auf der Wenningstedter Wiese hinter dem Witthüs eingewaltiges Kleinkunstspektakel statt. Das erste Meerkabarett.[ 14 ]Halt, stopp! Eigentlich begann WenningstedtsFaible für Chapiteaus nochelf Jahre früher: 1982 tauchte im Ort einegroßstädtische Bohème-Riege mit dem Namen„Fliegende Bauten“ auf. Ihr Anliegen:den Menschen an der Nordsee Theater inseiner innovativsten Form darzubieten. DieGebrüder Holst, denen das Feinkost-Meyer-Grundstückgehörte, gaben den JungenWilden eine Chance und einen Stellplatzfür ihr Zelt. Komfort suchte man in dem bodenlosenViermaster zwar vergeblich, aberdafür fand man Wertvolleres: Momente derEinmaligkeit. Sylter und Gäste bekommennoch heute einen verklärten Blick, wenn siesich an diese legendären Theater-Abendeerinnern.Die „Fliegenden Bauten“ schafften mitihren Produktionen etwas völlig Neues.Modernes Theater, das die multimedialenGewohnheiten des Kinogängers bediente.
Meerkabarett-Gründer SebastianoToma und Matthias KraemerIch kann mich noch sehr gut an das erste Meerkabaretterinnern, weil es da sehr windig war. Als ichmit meiner Freundin Hannelore in Wenningstedt amStrand spazieren ging, ist mir mein Hut weggeflogenund ich habe ihn erst in List wieder eingeholt.Marlene JaschkeMit provokativen Themen, Dia-Projektionen,knalligen Titeln wie „Titanic“, „RoteLippen – schwarze Schwerter“ oder „Helden“,viel Improvisation. Ambitioniert unddennoch überaus komisch, spannend, unterhaltsam.Trotz wirtschaftlich riskanter Momentemachten die Fliegenden Bauten weiter,kamen im Sommer zurück auf ihre SylterWiese und fanden hier eine wachsendeFangemeinde. „Die Insel hat uns anfangsden Kopf gerettet. Später hatten wir ja auchin den Städten Erfolg“, berichtet SebastianoToma, der ab der zweiten Spielzeit mit einerOberhausener Kreativ-Gang zu den FliegendenBauten gestoßen war.Ein Haufen Individualisten, jedes Jahreine neue Produktion, intensive LebensundArbeitsgemeinschaft, ständig aufTour: Es war eine Frage der Zeit, bis dasunabhängige Zelttheater sich in Wohlgefallenauflösen würde und jeder zu neuenUfern aufbrach. Wie bei einem guten Kindergeburtstaggelang es den Sieben justdann aufzuhören, als es am schönsten war:Ein Jahr nach der Wende veranstaltetensie in Dresden noch ein sagenumwobenesKleinkunstfestival, dann trennten sie sich.Der eine begann am Theater Bühnen zubauen, die nächste eröffnete einen eigenenBuchladen. Jutta Jahnke wurde Agentinder Missfits. Ruth Toma avancierte zurgefragtesten Drehbuchautorin Deutschlands(„Solino“, „Same same but different“,„Emmas Glück“) Sebastiano Toma machteKurzfilme und veranstaltete zusammenmit Matthias Kraemer modernen Zirkusfranzösischer Prägung. Irgendwann danndie Frage: Was machen wir eigentlich mitunserem ganzen Zeugs, den Zelten, denWagen?Szenen aus dem ersten Meerkabarett-Sommer 1994[ 15 ]
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Meerkabarett-Gründer SebastianoToma und Matthias KraemerIch kann mich noch sehr gut an das erste Meerkabaretterinnern, weil es da sehr windig war. Als ichmit meiner Freundin Hannelore in <strong>Wenningstedt</strong> amStrand spazieren ging, ist mir mein Hut weggeflogenund ich habe ihn erst in List wieder eingeholt.Marlene JaschkeMit provokativen Themen, Dia-Projektionen,knalligen Titeln wie „Titanic“, „RoteLippen – schwarze Schwerter“ oder „Helden“,viel Improvisation. Ambitioniert unddennoch überaus komisch, spannend, unterhaltsam.Trotz wirtschaftlich riskanter Momentemachten die Fliegenden Bauten weiter,kamen im Sommer zurück auf ihre SylterWiese und fanden hier eine wachsendeFangemeinde. „Die Insel hat uns anfangsden Kopf gerettet. Später hatten wir ja auchin den Städten Erfolg“, berichtet SebastianoToma, der ab der zweiten Spielzeit mit einerOberhausener Kreativ-Gang zu den FliegendenBauten gestoßen war.Ein Haufen Individualisten, jedes Jahreine neue Produktion, intensive LebensundArbeitsgemeinschaft, ständig aufTour: Es war eine Frage der Zeit, bis dasunabhängige Zelttheater sich in Wohlgefallenauflösen würde und jeder zu neuenUfern aufbrach. Wie bei einem guten Kindergeburtstaggelang es den Sieben justdann aufzuhören, als es am schönsten war:Ein Jahr nach der Wende veranstaltetensie in Dresden noch ein sagenumwobenesKleinkunstfestival, dann trennten sie sich.Der eine begann am Theater Bühnen zubauen, die nächste eröffnete einen eigenenBuchladen. Jutta Jahnke wurde Agentinder Missfits. Ruth Toma avancierte zurgefragtesten Drehbuchautorin Deutschlands(„Solino“, „Same same but different“,„Emmas Glück“) Sebastiano Toma machteKurzfilme und veranstaltete zusammenmit Matthias Kraemer modernen Zirkusfranzösischer Prägung. Irgendwann danndie Frage: Was machen wir eigentlich mitunserem ganzen Zeugs, den Zelten, denWagen?Szenen aus dem ersten Meerkabarett-Sommer 1994[ 15 ]