Der neue „uomo universale“ - Rheingau Musik Festival
Der neue „uomo universale“ - Rheingau Musik Festival
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© Ingrid Hertfelder<br />
6<br />
© Jacky Lepage © Andreas ter Laak<br />
Hamel, Richard Bona,<br />
Richard Galliano, Angélique Kidjo<br />
© Nabil Elderkin<br />
Begriff der ‚klassischen <strong>Musik</strong>‘ so<br />
sehr etabliert, dass es gar keine<br />
Alternative zu ihm gibt! Und jeder<br />
weiß, dass auch ein so „klassischer“<br />
Konzertveranstalter wie das Rhein-<br />
gau <strong>Musik</strong> <strong>Festival</strong>, nicht nur <strong>Musik</strong><br />
der Wiener Klassik zu Gehör bringt,<br />
sondern von der Alten <strong>Musik</strong> bis<br />
zur Neuen <strong>Musik</strong> alle Epochen der<br />
<strong>Musik</strong>geschichte abdeckt.<br />
<strong>Musik</strong> der ganzen Welt<br />
Neben den gängigen <strong>Musik</strong>genres<br />
Klassik, Jazz, Rock und Pop mit<br />
ihren beliebig erweiterbaren Unter -<br />
kategorien hat sich in den letzten<br />
Jahren ein weiterer Oberbegriff<br />
herausgebildet, der eine prima<br />
Schublade bildet für alles, das in<br />
den bisher bekannten keinen Platz<br />
findet: Weltmusik! Als die Be-<br />
zeichnung in den 80er Jahren im<br />
Zusammenhang mit dem von Peter<br />
Gabriel initiierten WOMAD-<strong>Festival</strong><br />
(World of Music, Arts and Dance)<br />
aufkam, war damit eigentlich der<br />
Crossover aus westlicher Populär-<br />
musik mit traditionellen nicht-<br />
westlichen <strong>Musik</strong>formen gemeint.<br />
Das konnten brasilianische Stilele-<br />
mente im amerikanischen Jazz oder<br />
indische Sounds im britischen Pop<br />
sein – Jazzer wie John Coltrane ließen<br />
sich in den frühen 60er Jahren<br />
von afrikanischen und südamerikanischen<br />
Rhythmen inspirieren<br />
und Bands wie The Beatles oder The<br />
Rolling Stones experimentierten mit<br />
asiatischen und arabischen Klängen<br />
und Instrumenten.<br />
Dass diese Technik des bunten<br />
Durchmischens unterschiedlicher<br />
Stile aus verschiedenen Kulturen<br />
natürlich keine Erfindung des 20.<br />
Jahrhunderts ist, sondern auch<br />
die „klassische“ <strong>Musik</strong>geschichte<br />
prägt, wird deutlich, wenn man<br />
etwa an Mozarts Ausflüge in die<br />
Welt der türkischen <strong>Musik</strong> oder<br />
Debussys Verarbeitung von indonesischer<br />
Gamelan-<strong>Musik</strong> denkt:<br />
„Das Wort Weltmusik wurde erst<br />
im vergangenen Jahrhundert geprägt,<br />
doch die Sache selbst ist<br />
wesentlich älter. Weltmusikalische<br />
Ansätze gibt es bereits in den<br />
frühgeschichtlichen Großreichen<br />
mit ihrem bunten Gemisch der<br />
Völker, Religionen und Stile“, führt<br />
der <strong>Musik</strong>-Duden aus.<br />
Lange blieb es aber nicht bei dieser<br />
eindeutigen Definition der<br />
Weltmusik: Stöbert man heute<br />
in den Regalen der Plattenläden<br />
oder durchforstet das Internet, so<br />
findet man unter dem Genre ‚Weltmusik‘<br />
alles subsumiert, das mit<br />
außereuropäischen <strong>Musik</strong>stilen<br />
in Verbindung gebracht werden<br />
kann: Das heißt sowohl Künstler<br />
aus aller Welt, die ihre eigenen<br />
<strong>Musik</strong>traditionen für den westlichen<br />
Markt einspielen, als auch<br />
europäische und amerikanische<br />
<strong>Musik</strong>er, die ihre eigenen Sounds<br />
mit Klängen aus aller Welt mixen.<br />
Die eurozentristische Perspektive,<br />
die aus dieser Begriffsdefinition<br />
spricht, wurde immer wieder stark<br />
kritisiert, doch der Popularität des<br />
Etiketts ‚Weltmusik‘ – natürlich<br />
auch in Ermangelung einer besseren<br />
Bezeichnung – tat dies bisher<br />
keinen Abbruch … Letzten Endes<br />
aber, handelt es sich immer um<br />
<strong>Musik</strong>, die sich in keine Schublade<br />
sperren lassen möchte; die<br />
bewusst Stile durchbricht, Genregrenzen<br />
überschreitet und in der<br />
Mischung Neues schafft.<br />
Podien für die Welt<br />
Im <strong>Festival</strong>programm hat <strong>Musik</strong>,<br />
die sich mit herkömmlichen Begriffen<br />
nicht fassen lässt, schon lange<br />
einen festen Platz: „Etwa ein Viertel