Der neue „uomo universale“ - Rheingau Musik Festival
Der neue „uomo universale“ - Rheingau Musik Festival
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cherten Raum einer Hochschule!“,<br />
erklärt Schneider. Als Barockflötist<br />
und Dirigent steht er regelmäßig<br />
selbst auf dem Konzertpodium<br />
und ist damit natürlich das beste<br />
Vorbild für seine Studenten, denen<br />
er vor einem Auftritt rät, „optimal<br />
vorbereitet zu sein und immer<br />
davon auszugehen, dass es ums<br />
ganze Leben geht, wenn man auf<br />
einer Bühne <strong>Musik</strong> macht. Es darf<br />
keine ‚Dienstmentaliät‘ geben bei<br />
<strong>Musik</strong>ern!“ Den beiden Konzerten<br />
in Kloster Eberbach blickt er selbst<br />
gespannt entgegen. Zwar wurde er<br />
vor der heiklen Akustik dort schon<br />
mehrfach „gewarnt“, doch dass der<br />
Raum „rein atmosphärisch für das<br />
Projekt geradezu ideal ist“, steht für<br />
Michael Schneider außer Frage!<br />
„Unterrichtsgespräch auf<br />
gleicher Augenhöhe“<br />
Auch Prof. Hartmut Höll, der<br />
gemeinsam mit seiner langjährigen<br />
Liedduo-Partnerin Prof.<br />
Mitsuko Shirai, eine Liedklasse an<br />
der Hochschule für <strong>Musik</strong> Karls-<br />
Am 17.7. sind Studenten der <strong>Musik</strong>hochschule Karlsruhe auf Schloss Johannisberg zu Gast<br />
ruhe leitet, blickt dem Konzert<br />
seiner Studenten am 17. Juli beim<br />
<strong>Rheingau</strong> <strong>Musik</strong> <strong>Festival</strong> freudig<br />
entgegen: „Zwar gibt es bei uns an<br />
der Hochschule mit gut 300 Konzerten<br />
im Jahr genug Gelegenheit,<br />
seine Kunst zu präsentieren, doch<br />
stellt es für die Studenten eine ganz<br />
andere Motivation dar, wenn sie<br />
plötzlich auf einem Podium stehen<br />
dürfen, auf dem internationale<br />
<strong>Musik</strong>er ein und aus gehen. Denn<br />
dort treffen sie ja auch auf ein<br />
© Darius Ramazani<br />
Hartmut Höll<br />
Publikum mit ganz anderen Hörgewohnheiten…<br />
Gerne würden wir<br />
öfter solche Projekte machen. Man<br />
muss uns nur einladen!“, fügt er<br />
augenzwinkernd hinzu.<br />
Auf Schloss Johannisberg waren<br />
die Karlsruher Nachwuchsmusiker<br />
schon im letzten Jahr mit<br />
einem Liederabend zu Gast – und<br />
durften sich dort, vor ausverkauftem<br />
Saal über einen „gewaltigen<br />
Schlussbeifall“ (Offenbach Post)<br />
freuen. Man darf also gespannt<br />
sein auf die 16 Sänger und Pianisten<br />
zwischen 20 und 30, die sich<br />
in ganz unterschiedlichen Stadien<br />
ihres Studiums befinden und in<br />
diesem Jahr ein Programm zum<br />
Themenschwerpunkt „Heimweh“<br />
vorstellen werden. Hartmut Höll<br />
hat die Liedzusammenstellung<br />
federführend übernommen, dabei<br />
aber natürlich immer wieder das<br />
bereits vorhandene Repertoire<br />
des Einzelnen berücksichtigt. Die<br />
Vorbereitung auf dieses besondere<br />
„Klassenprojekt“ erfordert viel<br />
Geduld und verlangt auch von der<br />
Gruppe, dass sie eine gemeinsame<br />
„innere Haltung gegenüber dem<br />
Programm“ entwickelt: „Alle Mitwirkenden<br />
werden sich wieder wie<br />
im letzten Jahr im Halbkreis um<br />
den Flügel herum platzieren. Das<br />
ist natürlich schwierig für diejenigen,<br />
die später dran sind und<br />
sich eigentlich lieber ‚einsummen‘<br />
würden. Aber das gehört dazu, die<br />
Gruppe muss gut zusammenwirken,<br />
ein gemeinsames Zeitgefühl<br />
entwickeln. Und das üben wir auch<br />
im Vorfeld, denn auf der Bühne<br />
ist jeder auf sich selbst gestellt. Da<br />
kann ihm keiner helfen. Ich selbst<br />
bin dann nur noch Zuhörer und<br />
genieße das Konzert!“<br />
Doch auch vorher sieht Hartmut<br />
Höll sich nicht als belehrender<br />
Dozent, sondern vielmehr als<br />
„Partner auf Augenhöhe“. „Im<br />
Unterrichtsgespräch geht es immer<br />
darum, ein Werk zu verstehen und<br />
eine Empfindung zu entwickeln,<br />
die aus dem Verständnis erwächst.<br />
Das soll dann natürlich auch an<br />
den Hörer vermittelt werden und<br />
muss immer wieder im Vortrag<br />
‚bewiesen‘ werden.“ Oft, so gibt er<br />
zu, lernt er dabei auch noch selbst<br />
dazu, wenn ein Student auf eine<br />
Lösung kommt oder eine Interpretation<br />
anbietet, die ihm selbst niemals<br />
eingefallen wäre. Als weltweit<br />
konzertierender Liedbegleiter ist<br />
Hartmut Höll – ebenso wie Michael<br />
Schneider – für seine Studenten<br />
jedoch nie nur Gesprächspartner<br />
oder Lehrer, sondern immer auch<br />
Vorbild. Vor einem Auftritt gibt er<br />
ihnen die gleichen Worte mit auf<br />
den Weg, die er auch mit seinen<br />
langjährigen Duopartnern Dietrich<br />
Fischer-Dieskau oder Mitsuko<br />
Shirai stets ausgetauscht hat: „Gute<br />
Reise! Denn die einzelnen Lieder<br />
sind wie Landschaften – den Weg<br />
dadurch schreitet man im Vorfeld<br />
gemeinsam ab, aber die Beleuchtung,<br />
das Wetter usw. ist bei jedem<br />
Spaziergang anders!“<br />
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