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Unser Haushund: Eine Spitzmaus im Wolfspelz? - Wolf-Ekkehard ...

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98Hemmer, p. 86:"Die für die Funktion dieses Schaltsystems entscheidenden Bauteile sind die Nervenzellen oderNeuronen, die mit Ausläufern über Schalt- beziehungsweise Kontaktstellen, die Synapsen, miteinanderin Verbindung stehen. So kann <strong>im</strong> menschlichen Hirn jedes Neuron Kontakte mit bis zu 10 000anderen Neuronen haben. Im zwischenartlichen Vergleich innerhalb der Ordnung der Pr<strong>im</strong>aten, derAffen, zeigte es sich, daß die Verzweigungszahl der einzelnen Neuronen, also die Schaltkomplexität,mit steigender Hirngröße zun<strong>im</strong>mt. Dabei n<strong>im</strong>mt auch die Zahl der Neuronen absolut gesehen zu,relativ zur Größe des Gehirns aber ab, d.h. die Neuronendichte sinkt.Die Unterbringung eines ausgedehnten flächenhaften Schaltsystems, wie es der Neocortex darstellt,erfordert, wenn die Oberfläche <strong>im</strong> Verhältnis zum verfügbaren Raum zu groß wird, in Abhängigkeitvon diesem Verhältnis mehr oder minder starke Einfaltungen (Bild 6.2). So finden sich <strong>im</strong>zwischenartlichen Vergleich bei großen Gehirnen mehr Furchen und Falten als bei kleinen. DieNeocortexfurchung steht bei Säugetieren in einer ganz allgemeinen, regelhaften Beziehung zumgesamten Hirnvolumen. Mit steigender Hirngröße steigt die Oberfläche des Neocortex in nahezugleichem Maße, die gesamte Länge des Furchensystems n<strong>im</strong>mt sowohl absolut, als auch relativzu. Auch das Volumen des Neocortex steht in einer derartigen allgemeinen Größenbeziehung zumGesamthirn. Damit läßt sich, wenigstens innerhalb zusammengehöriger Verwandtschaftsgruppen, ausdem Gewicht oder dem Volumen des Gesamthirns als leicht erhältlichem Rohmaß ein statistischerGrund-Schätzwert für die Schaltkomplexität, damit aber für die prinzipielle Leistungsfähigkeiteines Säugetiergehirns erhalten (Bild 6.3)."Herre und Röhrs 1973, pp. 151-154 (Auszüge) 174 :"Vergleiche der Hirngewichte von Wild- und Haustieren erbrachten schon früher den Nachweisfür eine Abnahme der Hirngröße in der Domestikation. Da das Hirngewicht auch vomKörpergewicht abhängt (Haller, 1762), muß bei Vergleichen der Hirngewichte von Wild- undHaustieren der Einfluß des Körpergewichtes analysiert werden. Haustiere werden erheblich kleinerund auch größer als ihre Stammformen, und daher ist eine genaue Beurteilung des Einflusses derKörpergröße notwendig. Die Beziehung Hirngewicht zu Körpergewicht kann erfaßt werden mit derAllometrieformel: Hg = b • Kg a (Logarithmiert: log Hg = b + a • log Kg; Gleichung einerGeraden). a kennzeichnet die Abhängigkeit des Hirngewichtes (Hg) vom Körpergewicht (Kg); benthält die Faktoren, welche außer dem Körpergewicht das Hirngewicht best<strong>im</strong>men."Bei interspezifischen Vergleichen, d. h. bei Vergleichen von Arten unterschiedlicher Körpergrößeaber gleicher Organisationshöhe und gleicher Spezialisation, hat sich bei Wirbeltieren in fast allenbisher untersuchten Fällen herausgestellt, daß a ungefähr einen Wert von 0,56 (0,5-0,6) hat. Fürsystematische Einheiten verschiedener Organisationshöhe oder Spezialisation sind somit dieverschiedenen Werte für b Ausdruck unterschiedlicher Organisationshöhe oder Spezialisation.Zunächst wurde als selbstverständlich angenommen, daß ein a = 0,56 auch intraspezifisch gültig seinmüsse, also für den Vergleich unterschiedlich großer, ausgewachsener Individuen der gleichen Art.Klatt hat jedoch seit 1921 wiederholt darauf hingewiesen, daß bei Haustieren eineintraspezifische Abhängigkeit Hirngewicht-Körpergewicht nach a = 0,56 nicht zutrifft. Erkonnte für <strong>Haushund</strong>e (Körpergewicht 1 bis 60 kg) ein a von 0,25 errechnen. Ähnlich niedrigeWerte für a wurden auch bei anderen Haustieren ermittelt: Hausschweine a = 0,30, Lama + Alpakaa = 0,25, Hauspferd a = 0,27 (Kruska, 1970, 1973); Hauskaninchen a = 0,18 (Choinowski, 1958);Labormaus a = 0,193 (Frick und Nord, 1963); Albinoratte a = 0,166 (Frick, 1958); Haushühner a =0,21 (Schlabritzky, 1958). Da vorausgesetzt wurde, daß intraspezifisch für die Wildarten ein a = 0,56gültig sein müsse, wurden die niedrigen Werte für a bei den «Haustierarten» als Anzeichentiefgreifender Umwandlungen des Hirns in der Domestikation angesehen. Diese Auffassung konntelange vertreten werden, da wegen der Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung die intraspezifischeBeziehung Hirngewicht-Körpergewicht für eine Reihe von Wildarten erst in den letzten Jahrenermittelt werden konnte. In allen untersuchten Fällen zeigte sich, daß auch bei den Wildarten dieintraspezifischen Werte für a erheblich geringer sind als die interspezifischen: Rotfuchs = 0,22, <strong>Wolf</strong> a =0,25, Azarafuchs a = 0,20, Andenfuchs a = 0,21 (Röhrs, 1958, 1964; Schultz, 1969) Acomyscabirinus d<strong>im</strong>idiatus a = 0,15 (Kretschmann, 1966); Mus musculus domesticus a = 0,172 (Frick undNord, 1963); Mus musculus domesticus a = 0,185 (Klemmt, 1960); Wanderratte a = 0,24 (Ebinger,174 <strong>Wolf</strong> Herre und Manfred Röhrs (1973): Haustiere - zoologisch gesehen. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart.

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