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Unser Haushund: Eine Spitzmaus im Wolfspelz? - Wolf-Ekkehard ...

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75recessive hairless phenotypes are due to mutations in the Hairless gene in mice (Cachon-Gonzales etal., 1994) and humans (Ahmad et al., 1998) and by a Keratin 71 (KRT71) mutation in cats (Gandolfi etal., 2010).”Die Identifizierung dieses Gens steht also noch aus. Die Rezessivität zumWildtypgen gibt jedoch schon einen Hinweis auf unsere Fragestellung:Rezessivität heißt in aller Regel Funktionsverlust 118 (siehe dazu auch dieausführliche Fußnote oben und weiter mit vielen Details Lönnig: Artbegriff 119 ):"The recessive phenotype often results from the failure of mutant genes to produce any functionalprotein (enzyme)” – James D. Watson. Der Molekulargenetiker F. Kaudewitz erklärt die Rezessivität amBeispiel der rot- und weißblühenden Erbsen-Pflanze (r steht für weiß): "Das Allel r kennzeichnet eineMangelmutante. Es vermag nicht mehr die Synthese des roten Blütenfarbstoffs der Erbse zu induzieren.Der betreffende Genort kann verloren gegangen oder derart verändert sein, daß keine Transkription seinergenetischen Information mehr erfolgt. Auch eine Unterbindung der Translation ist möglich. In beidenFällen entsteht kein enzymatisch wirkendes Polypeptid mehr. Hat die Mutation jedoch nur zuVeränderungen eines oder weniger Aminosäurereste geführt, dann wird zwar noch anstelle des Wildenzymsein homologes Polypeptid translatiert, ihm fehlt, wie das völlige Ausbleiben der Färbung der Blüten derweißblühenden Rasse zeigt, jegliche Enzymaktivität."<strong>Eine</strong> Tabelle zum Thema Mendelian coat colour loci in the domestic dog mit 47dominanten und/oder rezessiven Allelen findet der Leser bei Kaelin und Barsh2012, pp. 60/61, wobei (wiederum) nicht alle dominanten Allele dem Wildtyp-Genentsprechen. Dennoch gibt es für die Dominanz des Wildtyp-Allels mehrere soschöne Beispiele wie das folgende: "The a w allele, the presumed ancestral ASIPallele that produces banded hair s<strong>im</strong>ilar to the wolf, is present in such breeds as theGerman Sheperd and the Schnauzer (Little, 1957). Recessive inheritance of the aallele, identified as a coding variant predicted to inactivate the protein, isresponsible for black coat colour in some breeds, including the German Shephardand the Australian Shepherd (Kerns, et al., 2004)” – Kaelin und Barsh 2012, pp.69/70.In einigen Fällen ist die Situation jedoch komplexer. Musterbeispiel sind dieSpotting alleles: "Series of regulatory mutations", "short interspersed nuclearelement (SINE) insertion", "modifyer loci contribute significantly to thephenotype” werden von den zitierten Autoren diskutiert. Aber auch hier handeltes sich regelmäßig um Funktionsverluste auf der organismischen Ebene: "In118 Auf der organismischen Ebene trifft diese Aussage genauso auf die dominanten Mutationen zu, wie gerade am Beispiel der haarlosen Hunde exemplifiziert. Bei derFormulierung der Regel "Gains of function are dominant" gibt es jedoch manchmal Missverständnisse, die ich vor einiger Zeit schon wie folgt aufgeklärt habe (vgl.http://www.weloennig.de/AesV1.1.Droa.html, Nachtrag):In der genetischen Literatur trifft man in letzter Zeit in vermehrtem Maße auf den Begriff der "gain-of-function" Mutation (review vgl. z.B. J. Hodgkin 1993 in TIG 9,1 - 2). Der Begriff kann nach meinen Gesprächen mit Evolutionstheoretikern zu folgender Verwirrung führen: Wenn die rezessiven "loss-of-function mutations"definitionsgemäß Informationsverlust und Funktionsreduktion bis hin zum völligen Funktionsausfall von Genen bedeuten, dann beinhalten die dominanten "gain-offunctionmutations" den evolutionstheoretisch postulierten Aufbau von Information und Funktion (und letztlich die Bildung neuer Genfunktionen und Gene). Abergenau darum handelt es sich bei den "gain-of-function mutations" nicht! Ich selbst habe bei meinen Antirrhinum-Studien mehrere "gain-of-function" Mutantengefunden und solche Mutanten sind ebenso bei anderen Organismen wie Mais und Drosophila beschrieben worden. Es handelt sich dabei um die ectopischeExpression bereits vollständig vorhandener funktionsfähiger Gene, die zur Beeinträchtigung von Funktionen auf der organismischen Ebene führt. EinMusterbeispiel dafür sind unsere Macho-Mutanten bei Antirrhinum. Hier wird ein für die Blütendifferenzierung zuständiges Gen (plena), das normalerweise nur beider Bildung von Androeceum und Gynoeceum aktiv ist, in der ganzen Pflanze expr<strong>im</strong>iert, was u.a. dazu führt, dass anstelle der Kelch- und Blütenblätter Strukturengebildet werden, die Frucht- und Staubblättern ähneln. Es handelt sich hier um Funktionsgewinn aus "der Sicht des Gens" (es wird jetzt überall in der Pflanzeexpr<strong>im</strong>iert), aber um Funktionsverlust für den Organismus! Die ectopische Expression selbst beruht auf einer Genregulationsstörung (die ebenfalls eine Form vonFunktionsverlust beinhaltet). In einer Diskussion der beiden Ebenen (Gen- und Artebene) habe ich folgende Erklärung gegeben: "The gain of function for theplena gene in the Macho mutants - now expressed not only in the two inner flower whorls, but also in the two outer whorls and even the whole plant - is clearly a lossof function at the species level: Organ identity is lost in the outer flower whorls, so that normal sepals and petals are missing. Thus, this gain-of-function mutation forthe individual gene means a loss of differentiation and function for the biological system as a whole: almost from the beginning of their differentiation thecarpelloid sepals are shorter than normal and never close as tightly as the wildtype sepals, thus sheltering functions for the inner flower whorls are lowered. Thestaminoid petals have lost both their protecting functions for the male and female organs as well as their function to attract insect visitors - a prerequisite for somefacultative outbreeders to guarentee full seed set and for obligate outbreeders to have any progeny at all (both occur on Antirrhinum)." Lit.: Bradley et al. 1993, Cell72, 85 - 95. Lönnig und Saedler 1994, Mol. Gen. Genet.119 http://www.weloennig.de/AesIV2.B.1.html, http://www.weloennig.de/AesV1.1.html, http://www.weloennig.de/AesV1.1.KnA.html

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