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Unser Haushund: Eine Spitzmaus im Wolfspelz? - Wolf-Ekkehard ...

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63Zehn Jahre später hat Herre diese Punkte von neuem unterstrichen (1981, p. 457):Werden Haustiere betrachtet, so zeigt sich eine sehr viel größere Formenfülle innerhalb gleicher Art, als sie von Wildformenbekannt ist. Die Mannigfaltigkeit ist verwirrend, und die Unähnlichkeiten innerhalb der gleichen Art werden so groß, daß jeneMaßstäbe, welche zur Unterscheidung wildlebender Tierarten angelegt werden, ihre Gültigkeit verlieren.(p. 462:) Durch Haustiere wird besonders anschaulich, dass morphologischer, physiologischer oder ökologischer Wandel nichtmit Artbildung verknüpft sein muss.Herre und Röhrs haben überdies auch ausführlich die zahlreichenReduktionserscheinungen und Funktionseinschränkungen bei Haustieren <strong>im</strong>Vergleich zu den Wildformen dokumentiert und diskutiert (u. a. die Reduktionder Gehirngrößen).Interessanterweise finden wir das (Abbau-) Prinzip auch in derPflanzenzüchtung: Es gibt zahlreiche Beispiele für Verlustmutationen, diejedoch für uns Menschen nützlich sind. 989.2 "Dackelbeine", Retrogene und EvolutionParker et al. fassen ihren Beitrag zur gestörten Entwicklung der Extremitätendurch Chondrodysplasie (Achondroplasie, Osteochondrodysplasie, d. h. der "Störung inder enchondralen und/oder intramembranösen Ossifikation, in deren Folge häufigdisproportionierter Zwergwuchs mit verkürzten Gliedmaßenknochen auftritt", "also knownas short-l<strong>im</strong>bed or disproportional dwarfism" (Parker et al. 2009), "at least 20 breeds of dog[…] have a well-proportioned torso and head, but disproportionately short legs" (Ostranderand Bustamante 2012, p. 364)) – also jener "Fehlbildung", die als Teil desRassestandards von mehr als 20 Hunderassen gilt, wie folgt zusammen (2009, p.995) (man beachte jetzt insbesondere den Gebrauch der Begriffe "evolution" und"evolutionary event"):"Retrotransposition of processed mRNA is a frequent source of novel sequence acquired during theevolution of genomes. The vast majority of retroposed gene copies are inactive pseudogenes thatrapidly acquire mutations that disrupt the reading frame, while precious few are conserved to becomenew species. Utilizing a multi-breed association analysis in the domestic dog, we demonstrate that a98 Dazu einige Punkte aus http://www.weloennig.de/AesV1.1.Droa.html (dort weitere Ausführungen):Dass Funktionsbeeinträchtigung genetischer Strukturen in der Züchtungsforschung generell eine bedeutende Rolle spielt, geht aus der Tatsache hervor, dassein großer Teil der züchterisch brauchbaren Allele in Relation zu den Wildtypen rezessiv ist. "In general, losses of function are recessive […]" - Fincham 1983,p. 350 (vgl. auch Watson und Kaudewitz, zitiert p. 123 [siehe hier auch unten]). Für das Pflanzenreich trifft diese Regel in der großen Mehrheit der Fälle zu,be<strong>im</strong> Menschen jedoch nur in etwas über einem Drittel der durch mendelnde Phänotypen identifizierten Loci (vgl. p. 338). […]R. von Sengbusch unterstreicht mit einer Lebenserfahrung erfolgreicher Pflanzenzüchtung (Lupinen-, Roggen-, Tomaten-, Spargel-, Erdbeeren-, Zuckerrübenundviele weitere neugezüchtete und angemeldete Sorten) die allgemeine Beobachtung bei Überführung einer Wildform in die Kulturform (1980, p. 13 und p.155):Diese Umwandlung von der Wildpflanze in eine Kulturpflanze ist <strong>im</strong> wesentlichen dadurch charakterisiert, dass die Eigenschaften der Wildform dominant und die der Kulturformrezessiv bedingt sind.- Worauf das Lupinenbeispiel diskutiert wird (Verlust der Alkaloidproduktion). Siehe dazu weiter die Serie der Abbauerscheinungen in der TabelleS<strong>im</strong>monds, zitiert p. 356.Kupzow bemerkt 1980, p. 73 zum Thema "Flower mutations":The appearance of individuals with white flowers in species which in nature have coloured flowers is very well known in the process of domestication. Apparantly these white-floweredmutants are less viable than the initial forms with coloured flowers. Individuals with white flowers in the cultivated populations of Jacob's Ladder (Polemonium coeruleum L.) purplefoxglove (Digitalis purpurea L.), oleander (Nerium oleander L.) and sundial lupin (Lupinus polyphyllus Lind.) have a lower chlorophyll content in their leaves, poorer respiratory enzymeactivity (catalase and peroxidase), a slackening in the growth process and a decrease in the synthesis of physiologically active compounds (saponines, steroid glucosides, alkaloids). Duringtausaghyz domestication it was very characteristic that single gigantic individuals appeared, without sommer dormancy and which could grow during the entire summer in conditions ofsufficient soil moisture; they were inevidently doomed in the natural area of this species in Kara Tau (Southern Kazakhstan) with an inclement summer drought.Lamprecht schreibt zu seinen Domestikationsstudien bei der Erbse (Pisum sativum L.) 1974, p. 555:Hier sei noch besonders hervorgehoben, dass bisher niemals eine wildwachsende, weißblütige Erbse, also der Kulturvarietät sativum angehörig, angetroffen worden ist; es sei denn alseinzelne Mutante, die dann sogleich wieder ausgemerzt wird. Stets haben wildwachsende Erbsen, welchen Rassen sie auch angehören mögen, eine distinkte Blütenfarbe, mehr oderweniger dunkel Pupurviolett, Mattblau bis Bleifarben, Bräunlichrot, Ockergelb usw....Kein Zweifel scheint darüber bestehen zu können, dass die weißblütige Form <strong>im</strong> Mittelalter einmal durch Mutation des Grundgens A zum rezessiven a entstanden ist. Dominanz in A istbei Pisum die Bedingung für jede Ausbildung von Anthocyan also nicht nur in der Blüte, sondern auch in Samen, Hülsen, Blütenstielen usw. Mit a sind die Blüten daher reinweiß....[Weißblütige Sorten] haben einen milderen und angenehmeren Geschmack als die von A-Sorten.Und auf der Seite 558 fährt er nach detaillierter Aufführung von 6 rezessiven Genen bei Kulturerbsen fort:Wo wären wir heute in der Züchtung und <strong>im</strong> genetischen Studium der Erbse, ohne dass uns diese oben erwähnten rezessiv bedingten Merkmale zur Verfügung gestanden hätten? Es gäbekeine weißblütigen und keine niedrigen Erbsen, keine Mark- und keine Zuckererbsen, keine Dolden- und keine Brecherbsen. Alles was wir nach der Wiederentdeckung der MendelschenGesetze durch planmäßige Kombinationskreuzungen hätten erreichen können, wäre ein sehr kümmerliches Ergebnis geblieben. Über die, allerdings kochbaren, Futtererbsen wäre nichthinauszukommen gewesen.Diese Beispiele mögen zur Veranschaulichung des genetischen Strukturabbauprinzips in der Pflanzenzucht erst einmal genügen.

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