Unser Haushund: Eine Spitzmaus im Wolfspelz? - Wolf-Ekkehard ...

Unser Haushund: Eine Spitzmaus im Wolfspelz? - Wolf-Ekkehard ... Unser Haushund: Eine Spitzmaus im Wolfspelz? - Wolf-Ekkehard ...

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50Abgesehen davon, dass es ich bei der Achondroplasie bei Mensch und Hund aufder genetischen Ebene keineswegs um eine similar mutation handelt (wohl aber aufder organismischen), ist Folgendes festzustellen: Statt die random changes in genes,die zu den unterschiedlichen Hunderassen geführt haben, im Vergleich zu den(Wolf-)Wildtypgenen genauer zu analysieren (siehe unten) und sich zurAchondroplasie die "Fehlbildung", die "Störung der Knorpelbildung"(Epiphysenfuge verfrüht verknöchert), die "Störung in der enchondralen und/oderintramembranösen Ossifikation" (auch dazu unten mehr) sich und seinen Lesernvöllig bewusst zu machen (und dass solche pathologischen Phänomene schlecht dieMakroevolution erklären können – die postulierte progressive Evolution, die zumore and more complexity führen soll), versucht er anschließend den Unterschiedzwischen künstlicher und natürlicher Selektion zu verwischen (wir kommen auf denUnterschied im Fuchs-Kapitel noch einmal zurück), wenn er fortfährt:"Nor do they [the dog breeders] need to understand the genetics in order to achieve change effectively. Without anyunderstanding at all, just by choosing who mates with whom, you can breed for all kinds of desired characteristics. This iswhat dog breeders, and animal and plant breeders generally, achieved for centuries before anybody understood anythingabout genetics. And there's a lesson in that about natural selection, for nature, of course, has no understanding orawareness of anything at all.”Er stellte jedoch zuvor fest: "In nature, large mutations seldom survive”, und dieAchondroplasie nennt er "a classic example of a large mutation that would beunlikely to survive in nature”. Recht hat er – aber wie kann man solchepathologischen Beispiele überzeugend als Argumente für die Makroevolutioneinsetzen? Auf der Seite 81 betont er wieder die Quantität der Unterschiede (untervölliger Vernachlässigung der Qualitätsfrage) und stellt die Frage:"If we imagine the sheer quantity of difference that separates a pye-dog from a peke, which took only a few centuriesof evolution, how much longer is the time that separates us from the beginning of evolution or, say, from thebeginnings of mammals? Or from the time when fish emerged from the land? […] The time that has elapsed since ourfish ancestors crawled out of the water on to the land is about three and a half million centuries: that is to say, abouttwenty thousand times as long as it took to make all the different – really very different – breeds of dogs fromthe common ancestor that they all share.”Und als Argument für die Richtigkeit der Makroevolution ("a fish into ahuman") extrapoliert Dawkins wieder von der Quantität der Unterschiedezwischen Peke und Pye-dog wie folgt (pp. 81/82):"Hold in your head an approximate picture of the quantity of difference between a peke and a pye-dog. We aren'ttalking precise measurements here: it would do just as well to think about the difference between any one breedof dog and any other, for that is on average double the amount of change that has been wrought, by artificialselection, from the common ancestor. Bear in mind this order of evolutionary change, and then extrapolatebackwards twenty thousand times as far into the past. It becomes rather easy to accept that evolution could accomplishthe amount of change that it took to transform a fish into a human.”Er will uns mit diesen Unterschieden von der progressiven Evolution, die zumore and more complexity führen soll überzeugen (also von der Makroevolution).Als Evolutions-Argument konzentriert er sich jedoch auch hier wieder nur auf dieQuantität der Unterschiede der Hunderassen ("the quantity of difference", oderzuvor "the sheer quantity of difference"), und fragt nicht nach dem entscheidendenKriterium der Qualität. Die mangelnde Qualität auf genetischer und/oderorganismischer Ebene, der Abbau der Komplexität im Vergleich zum Stammvater,dem Wolf, setzt jedoch Dawkins' ganzem Ansatz der Entstehung der Hunderassenals Argument für die Makroevolution ein Ende. (Zu den positiven Seiten derHunderassen für uns Menschen und zur Epigenetik-Frage später mehr.)"…then extrapolate backwards twenty thousand times as far into the past” – ja,

51extrapolate backwards von all den 'Mangelmutanten' auf genetischer und/oderorganismischer Ebene und es bleibt nichts mehr übrig von der postuliertenMakroevolution, von der als Tatsache behaupteten progressiven Evolution, die zumore and more complexity, vom Fisch zum Menschen und zuvor von den Bakterienzum Fisch geführt haben soll. 52"History-deniers" ("Geschichtsleugner") nennt Dawkins (2009/2010, p. 85) diejenigen, die seiner Argumentationnicht folgen und wirft ihnen Unkenntnis der Biologie vor ("…history deniers who doubt the fact of evolution areignorant of biology," 53 ) und ich erinnere hier – dazu wohl nicht ganz unpassend – wieder an seine Behauptung von1989, dass jemand, der die (Gesamt-)Evolution nicht akzeptiert, "unwissend, dumm oder verrückt" ist, und weiter:"(oder boshaft, aber das sollte ich lieber nicht in Betracht ziehen)" 54 . 2004 fügt er nach einigen Erklärungen zudiesem Statement hinzu: "I don't withdraw a word of my initial statement. But I do now think it may have beenincomplete. There is perhaps a fifth category, which may belong under "insane" but which can be moresympathetically characterized by a word like tormented, bullied, or brainwashed.” 55Neben "ignorant", "stupid" und vielleicht "wicked" nun als Spezifizierung von "Insane": tormented, bullied, orbrainwashed: Sehr sympathische Charakterisierung – passt sehr gut zu Dawkins' Extrapolation von denMangelmutanten, dem Abbau bestehender genetischer und anatomischer Strukturen und Funktionen (bzw. derUnterbrechung/Störung/Beeinträchtigung normaler Entwicklungsabläufe samt Qualzucht), dem Abbau derKomplexität beim Haushund auf die weltumspannende, progressive Evolution des Lebens mit more and morecomplexity, nicht zuletzt auf die Entstehung aller nichtreduzierbaren Strukturen (siehe Behe oben) sowie allergenetischen und sonstigen specified information, die die Fülle der Lebensformen auszeichnet. 56Im folgenden Text kommen wir an passenden Stellen auf diese und weitere Charakterisierungen der Kritiker der Makroevolution undDesign-Biologen noch zurück, genauso auf den Kommentar des anfangs zitierten Andreas Beyer sowie auf Behauptungen (zumeist) ausseinem Beitrag Was ist Wahrheit? Oder wie Kreationisten Fakten wahrnehmen und wiedergeben (pp. 98-162 in Kreationismus in Deutschland(2007); Hrsg. U. Kutschera, LIT-Verlag, Münster) 57 .Weiner (1995, pp. 31, 38, 157) 58 , Ellen (2005, p. 746) 59 , Prothero (2007, pp. 91,289-292) 60 , Coyne (2009, p. 125-127, 143) 61 und Pringle (2011, p. 32-34, 46) 62gehen zum Thema Evolution und Hunderassen übrigens ganz ähnlich vor wieDawkins. Prothero ergänzt Canidae-Stammbaum gemäß Fossilien. Nach KutscherasLehrbuch Evolutionsbiologie (2006/2008, pp. 209/210, Ulmer UTB) soll dieAbstammung der Haushunde verdeutlichen, dass “die moderne Evolutionsbiologienicht nur eine beschreibende, sondern in Teilbereichen auch eine experimentelleNaturwissenschaft ist“. Von Fenner und Lammert (2011, pp. 345-358) 63 wird dieHaustierwerdung von Wolf und Silberfuchs für den Schulunterricht unter Teil IIIModellorganismen der Evolutionsbiologie vorgestellt.Gehen wir im Folgenden zu den wesentlichen genetischen Details undevolutionstheoretischen Fragen über.52 Was übrig bleibt ist die Mikroevolution innerhalb von Grundtypen.53 Der volle Satz lautet: "If the history deniers who doubt the fact of evolution are ignorant of biology, those who think the world began less than ten thousand years agoare worse than ignorant, they are deluded to the point of perversity.”54 Das volle Zitat lautet: "It is absolutely safe to say that if you meet somebody who claims not to believe in evolution, that person is ignorant, stupid or insane (orwicked, but I'd rather not consider that).” (Siehe Quelle in der nächsten Fußnote.)55 Kursiv von Dawkins; vgl. http://www.secularhumanism.org/library/fi/dawkins_21_3.html (von Dawkins kursiv.)56 Es ließe sich hier vielleicht einwenden, dass Dawkins' Beispiel Haushund ja nur eines von vielen weiteren ist. Man studiere dazu die Analyse zu zwei seinerweiteren Musterbeispiele, der Giraffe: http://www.amazon.de/Evolution-Long-Necked-Giraffe-Giraffa-camelopardalis/dp/3869914718/ref=sr_1_cc_1?s=aps&ie=UTF8&qid=1344677337&sr=1-1-catcorr und des Auges: http://www.weloennig.de/AuIIDaw.html. Seine Behandlung der kambrischen Explosion wäre vielleicht noch eine ausführliche Diskussion wert. Siehezu dieser Thematik generell: http://www.evolutionnews.org/2012/05/has_the_talk-or059171.html, http://www.evolutionnews.org/2012/04/lots_of_sedimen059021.html,http://www.evolutionnews.org/2011/12/precambrian_mic054611.html, http://www.evolutionnews.org/2011/12/an_eye_opening053921.html, http://www.discovery.org/articleFiles/PDFs/Cambrian.pdf,http://www.darwinsdilemma.org/pdf/faq.pdf.57 Um dem Leser eine Analyse der Argumentationsmethode von Herrn Beyer direkt in die Hand zu geben, möchte ich auf die längere Fußnote auf der Seite 9verweisen und dann vor allem auf meinen ausführlichen Beitrag "Die Affäre Max Planck", die es nie gegeben hat. (Das Kapitel "Die Affäre Max Planck" inKutschera (2007, pp. 232-276) hat Andreas Beyer zusammen mit Martin Neukamm verfasst.) Details: http://www.weloennig.de/Die_Affaere1.pdf58 J. Weiner (1995): The Beak of the Finch. Vintage Books.London59 Ellen, H. (2005): The dog has its day. Nature 438: 745-74660 Prothero, D. R. (2007): Evolution: What the Fossils Say and Why It Matters. Columbia University Press. New York (Prothero lobt Darwin für diesen Ansatz als"very simple yet powerful” (p. 91): Darwin "argued that if they [the animal breeders] could modify the ancestral wolf into dogs as different as a Chihuahua and a Great Dane,the species were not as fixed and stable as commonly believed.” Darwin nannte jedoch keine der beiden Rassen, dafür aber viele andere und schrieb (1859, p. 17/18): "I do notbelieve, as we shall presently see, that all our dogs have descended from any one wild species; but, in the case of some other domestic races, there is presumptive, or evenstrong, evidence in favour of this view. […] I think it highly probable that our domestic dogs have descended from several wild species.”)61 Coyne, J. (2010): Why Evolution is true. Penguin Group. New York.62 Pringle, S. (2011): Billions of Years, Amazing Changes. The Story of Evolution. Boyds Mills Press. Honesdale, Pennsylvania. (Konzipiert für Jugendliche.)63 A. Fenner und N. Lammert (2011): Zahmer Pelz mit wilden Wurzeln – die rasante Haustierwerdung des Silberfuchses; dort auch :Vom Wolf zum Wuff – DieDomestikation des Wolfes. In: D. Dresemann, D. Graf, K. Witte (Hrsg.) Evolutionsbiologie. Moderne Themen für den Unterricht. Spektrum Akademischer Verlag,Heidelberg.

50Abgesehen davon, dass es ich bei der Achondroplasie bei Mensch und Hund aufder genetischen Ebene keineswegs um eine s<strong>im</strong>ilar mutation handelt (wohl aber aufder organismischen), ist Folgendes festzustellen: Statt die random changes in genes,die zu den unterschiedlichen Hunderassen geführt haben, <strong>im</strong> Vergleich zu den(<strong>Wolf</strong>-)Wildtypgenen genauer zu analysieren (siehe unten) und sich zurAchondroplasie die "Fehlbildung", die "Störung der Knorpelbildung"(Epiphysenfuge verfrüht verknöchert), die "Störung in der enchondralen und/oderintramembranösen Ossifikation" (auch dazu unten mehr) sich und seinen Lesernvöllig bewusst zu machen (und dass solche pathologischen Phänomene schlecht dieMakroevolution erklären können – die postulierte progressive Evolution, die zumore and more complexity führen soll), versucht er anschließend den Unterschiedzwischen künstlicher und natürlicher Selektion zu verwischen (wir kommen auf denUnterschied <strong>im</strong> Fuchs-Kapitel noch einmal zurück), wenn er fortfährt:"Nor do they [the dog breeders] need to understand the genetics in order to achieve change effectively. Without anyunderstanding at all, just by choosing who mates with whom, you can breed for all kinds of desired characteristics. This iswhat dog breeders, and an<strong>im</strong>al and plant breeders generally, achieved for centuries before anybody understood anythingabout genetics. And there's a lesson in that about natural selection, for nature, of course, has no understanding orawareness of anything at all.”Er stellte jedoch zuvor fest: "In nature, large mutations seldom survive”, und dieAchondroplasie nennt er "a classic example of a large mutation that would beunlikely to survive in nature”. Recht hat er – aber wie kann man solchepathologischen Beispiele überzeugend als Argumente für die Makroevolutioneinsetzen? Auf der Seite 81 betont er wieder die Quantität der Unterschiede (untervölliger Vernachlässigung der Qualitätsfrage) und stellt die Frage:"If we <strong>im</strong>agine the sheer quantity of difference that separates a pye-dog from a peke, which took only a few centuriesof evolution, how much longer is the t<strong>im</strong>e that separates us from the beginning of evolution or, say, from thebeginnings of mammals? Or from the t<strong>im</strong>e when fish emerged from the land? […] The t<strong>im</strong>e that has elapsed since ourfish ancestors crawled out of the water on to the land is about three and a half million centuries: that is to say, abouttwenty thousand t<strong>im</strong>es as long as it took to make all the different – really very different – breeds of dogs fromthe common ancestor that they all share.”Und als Argument für die Richtigkeit der Makroevolution ("a fish into ahuman") extrapoliert Dawkins wieder von der Quantität der Unterschiedezwischen Peke und Pye-dog wie folgt (pp. 81/82):"Hold in your head an approx<strong>im</strong>ate picture of the quantity of difference between a peke and a pye-dog. We aren'ttalking precise measurements here: it would do just as well to think about the difference between any one breedof dog and any other, for that is on average double the amount of change that has been wrought, by artificialselection, from the common ancestor. Bear in mind this order of evolutionary change, and then extrapolatebackwards twenty thousand t<strong>im</strong>es as far into the past. It becomes rather easy to accept that evolution could accomplishthe amount of change that it took to transform a fish into a human.”Er will uns mit diesen Unterschieden von der progressiven Evolution, die zumore and more complexity führen soll überzeugen (also von der Makroevolution).Als Evolutions-Argument konzentriert er sich jedoch auch hier wieder nur auf dieQuantität der Unterschiede der Hunderassen ("the quantity of difference", oderzuvor "the sheer quantity of difference"), und fragt nicht nach dem entscheidendenKriterium der Qualität. Die mangelnde Qualität auf genetischer und/oderorganismischer Ebene, der Abbau der Komplexität <strong>im</strong> Vergleich zum Stammvater,dem <strong>Wolf</strong>, setzt jedoch Dawkins' ganzem Ansatz der Entstehung der Hunderassenals Argument für die Makroevolution ein Ende. (Zu den positiven Seiten derHunderassen für uns Menschen und zur Epigenetik-Frage später mehr.)"…then extrapolate backwards twenty thousand t<strong>im</strong>es as far into the past” – ja,

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