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Unser Haushund: Eine Spitzmaus im Wolfspelz? - Wolf-Ekkehard ...

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351Die folgenden Ausführungen zum Thema Parallelvariation und Parallelinduktiondürften die Fragestellung weiter erhellen 711 :Mit dem Nachweis fortschreitenden mutativen Abbaus genetischen Potentials bei den Arten wird auch Licht auf dasalte, bisher ungelöste genetische Problem der sogenannten Parallelinduktion geworfen. "Parallelinduktion soll heißen,daß parallel zum Soma auch die Gene gleichsinnig abgeändert werden. ...Wenn also in einem best<strong>im</strong>mten Falle dieWirkung extremer Bedingungen gleichzeitig direkt die Reaktionskurve der Ausbildung eines Außencharaktersbeeinflußt und zugleich auch ein Gen in den Ke<strong>im</strong>zellen quantitativ mutieren läßt, so wäre das Parallelinduktion. Dasunverständliche dabei bleibt, daß gerade das Gen mutiert, dessen Reaktion auch modifikatorisch beschleunigt wird....Es ist wohlbekannt und seit den klassischen Arbeiten von NÄGELI viel diskutiert, daß Pflanzen, die in einandersartiges Habitat gebracht werden, ihre Charaktere entsprechend ändern (Beispiel Ebenen- und Alpenformen); dieÄnderungen sind aber nicht erbliche Modifikationen. Andererseits gibt es in der gleichen Art Formen, die inverschiedenem Habitat erblich verschieden sind, und den für viele oder alte Formen des Habitats charakteristischenTypus zeigen, z. B. den Halophyten- Dünen- alpinen Typus. Die moderne Erklärung dafür ist, daß hier nicht etwa eineVererbung erworbener Eigenschaften vorliegt, sondern eine Präadaptation. Das heißt, daß unter den zufälligenMutanten der Stammform sich auch solche befinden, die <strong>im</strong> Gegensatz zu der Stammform die Bedingungen einesbesonderen Habitats ertragen konnten und deshalb <strong>im</strong>stande waren, dort einzuwandern. In jüngster Zeit hat sichTURESSON ausführlich mit diesem Problem befaßt und kommt zu dem Schluß, daß diese Erklärung nicht ausreiche,sondern daß man annehmen müsse, daß die betreffenden Mutationen eine direkte Reaktion des Ke<strong>im</strong>plasmas auf diespezifischen Außenbedingungen des Habitats seien. Damit ständen wir wieder vor dem alten Rätsel der Verursachungnützlicher Mutanten ohne Selektion" (Goldschmidt 1928, p. 549).Was ist nun des Rätsels Lösung?Stubbe wies <strong>im</strong> Rahmen seiner Antirrhinum-Studien (1966, p. 154) darauf hin, "daß alle umweltbedingtenModifikationen des Phänotyps auch mutativ bedingt sein können." Weiter ließ sich zeigen, "daß zahlreiche, aber nichtalle mutativ bewirkten Phäne auch als nicht erbliche Modifikationen, als Phänokopien, auftreten können. Mit anderenWorten läßt sich zeigen, daß alle modifikativen Veränderungen, die durch Umweltverhältnisse verschiedener Artbedingt sind, auch als Mutanten bekannt wurden, daß aber nicht alle Erscheinungsformen von Mutanten alsumweltbedingte Modifikationen phänotypisch wiederholt werden können" (Hervorhebung <strong>im</strong> Schriftbild von mir).Goldschmidt ist zu den gleichen Ergebnissen vor allem bei seinen Phänokopiestudien [Drosophila] gekommen (1935 aund b, 1961). Die ursprünglichen Arten verfügten mit ihrem größeren genetischen Potential über eine weiteAnpassungsfähigkeit an alle möglichen Umweltverhältnisse. Im Laufe der Zeit wurde diese weite Anpassungsfähigkeitdurch Anreicherung schwach nachteiliger Allele (sowie Totalverlusten von am Standort redundanten Genfunktionen)an den jeweiligen Arealen <strong>im</strong>mer weiter eingeschränkt (mit Ausnahme natürlich des für die spezielleUmweltbewältigung notwendigen Teils). Andere Linien und Formen derselben Art sind jedoch noch nicht soweitdegeneriert und verfügen entsprechend noch über eine größere Anpassungsfähigkeit. Durch den mutativen Abbaugenetischen Potentials werden die Modifikationen mit der Zeit "erblich''. - Das hat jedoch, so merkwürdig das zunächstvielleicht klingt, nichts mit der Vererbung erworbener Eigenschaften zu tun. Denn die Eigenschaften sind nichtevolutionistisch erworben worden, sondern waren von Anfang an mit der größeren Anpassungsfähigkeit gegeben. Ausdiesem Anpassungspotential sind bei vielen Arten nur die für die jeweiligen Umweltbedingungen notwendigenBereiche erhalten geblieben. Der 'Rest' ist durch Mutationen (Anhäufung schwach nachteiliger Allele) verlorengegangen - Bildung sekundärer Arten. Durch Rekombination kann ein Teil des verlorengegangenen Potentialswiedergewonnen werden (vgl. p. 126 f.). Mutationen und Transposonaktivitäten steuern bei den sekundären Arten zurVariabilität und Mikroevolution bei.Weitere Ausführungen zu dieser Thematik findet der daran interessierte Leserauf den Seiten 586-588 der Artbegriffsarbeit 712 . Zum gleichen Ergebnis ist711 aus http://www.weloennig.de/AesVII.html712 ANMERKUNGEN ZU SEITE 473 (PARALLELVARIATIONEN): "M.-W. Ho hat sich 1984 in dem Beitrag ENVIRONMENT ANDHEREDITY IN DEVELOPMENT AND EVOLUTION (In: BEYOND NEO-DARWINISM. Eds. M.-W. Ho UND P.T. SAUNDERS; London)auf den Seiten 267 - 289 näher mit diesem Thema auseinandergesetzt. Wir lesen u.a. p. 270:"It turns out that parallels between artificially induced modifications and naturally occurring variations are extremely common. A very large body ofobservations... show that structural divergences known or presumed to be hereditary are often correlated with environmental differences so much so that anumber of ecological rules have been formulated on this basis. More <strong>im</strong>portantly, however, these same structural modifications can be artificially inducedin related organisms by s<strong>im</strong>ulating the appropiate environmental conditions in the Laboratory.- Worauf Beispiele aus dem Tierreich folgen. Schlußfolgerung:"In summary, the naturally existing variations - many of which are regarded as clear adaptations by Darwinists and neo-Darwinists alike - are adaptiveto the very environment capable of eliciting the parallel artificial modification. This strongly suggests that the environment plays a central role in theorigin and evolution of the adaptation itself.”P. 272: "...it is entirely plausible that adaptations should originate from interactions between organisms and environment [durch das gegebeneAdaptationspotenzial]. The missing link is how the somatic changes resulting from those interactions could become hereditary in the sense thatthey seem to anticipate the environmental conditions for which they are an adaptation”.Da in der exper<strong>im</strong>entellen Vererbungsforschung "alle modifikativen Veränderungen, die durch Umueltverhältnisse verschiedener Art bedingtsind, auch als Mutanten bekannt wurden" (vgL. Stubbe und Goldschmidt zitiert S. 473), lautet die Antwort auf diese Frage unterBerücksichtigung der Mutationsfrequenzen und dem Defektcharakter der meisten Mutationen (vgl. p. 340 ff): durch Einschränkung desursprünglich größeren Anpassungspotenzials! (Näheres p. 473.)G.J. de Klerk nennt 1987 (Theor. AppL. Genet. 75, 223) bei der Besprechung von Matsudas Buch ANIMAL EVOLUTION IN CHANGINGENVIRONMENTS WITH SPECIAL REFERENCE TO ABNORMAL METAMORPHOSIS (New York 1987) zum Teil die gleichen Einwände

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