Unser Haushund: Eine Spitzmaus im Wolfspelz? - Wolf-Ekkehard ...

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13.07.2015 Aufrufe

290Als "medical Definition of PRIMITIVE" führt Webster (2013) auch "closelyapproximating an early ancestral type: little evolved” auf. 542 Und OxfordDictionaries (2013): "Biology (of a part or structure) in the first or early stage offormation or growth; rudimentary.” 543Zu Wang und Tedfords Formulierung (2008/2010, p. 9): "…the primitivepossession of a full complement of check teeth (presence of upper and lower thirdmolars)” bei den Miacidae hatte ich oben angemerkt, dass "primitive” in Bezug aufdas spätere Raubtiergebiss gedacht ist ("closely approximating an early ancestraltype" wird dabei vorausgesetzt); ansonsten könnte man das Merkmal ja auch alshöher differenziert betrachten: es handelt sich immerhin um das "full complement ofcheck teeth" und voll funktionierende "upper and lower third molars" sind gewissganz ausgezeichnete Kauwerkzeuge etc. Die Begriffe "primitive" und "advanced"implizieren also nicht nur die gesamte postulierte, aber naturwissenschaftlich völligunbewiesene Makroevolution durch Mutation und Selektion als einzig mögliche undwahre Auffassung, sondern orientieren sich auch gewissermaßen auf ein Ziel hin:Das (bis zur Perfektion?) weiterentwickelte Raubtiergebiß. Die Behandlung derEigenständigkeit der Formen bleibt dabei jedoch weitgehend auf der Strecke.In diesem Zusammenhang erscheint es mir sehr aufschlussreich, an die folgendenAussagen von Jakob von Uexküll 544 zum Fortschritts- und Vervollkommnungsgedankenin der Biologie zu errinnern 545 :"Man sah in der Tierreihe den Beweis für eine stufenweise ansteigende Vervollkommnung von der einfachstenzur mannigfaltigsten Struktur. Nur leider vergaß man dabei das eine, daß die Vollkommenheit der Struktur garnicht aus ihrer Mannigfaltigkeit erschlossen werden kann. Kein Mensch wird behaupten, daß ein Panzerschiffvollkommener sei als die modernen Ruderboote der internationalen Ruderklubs. Auch würde ein Panzerschiff beieiner Ruderregatta eine klägliche Rolle spielen. Ebenso würde ein Pferd die Rolle eines Regenwurms nur sehrunvollkommen ausfüllen."Uexküll: KOMPOSITIONSLEHRE DER NATUR (1980) 546 :P. 183: "...solange wir wie bisher ein jedes Tier mit unserer menschlichen Umwelt umkleiden, kommen wir ausden gröbsten Irrtümern gar nicht heraus. Nur von diesem falschen Standpunkt aus konnte man behaupten, dieLebewesen seien in einer dauernden Vervollkommnung begriffen, weil alle diejenigen Tiere, die weniger gut andie Natur angepaßt seien, ausstürben und nur die besser passenden überlebten.Wenn man den Tieren ein unpassendes Menschengewand umwirft, gibt es freilich auch dazu unpassende Tiere.Erst wenn man die Tiere in ihr eigenes Umweltgewand kleidet, wird man gewahr, daß sie in dasselbe auf dasvollkommenste eingepaßt sind."– Worauf Beispiele folgen. Weiter:P. 281: "Ein jedes Tier bildet den Mittelpunkt seiner Umwelt, der es als selbständiges Subjektgegenübertritt...jede Umwelt eines Tieres bildet einen sowohl räumlich wie zeitlich, wie inhaltlich abgegrenztenTeil aus der Erscheinungswelt des Beobachters...Einen allgemeinen absoluten Raum und eine allgemeineabsolute Zeit, die alle Lebewesen umschließen, gibt es nicht...Von den Gesetzen, die das Leben schaffen und vernichten, können wir nur sagen, daß eine allumfassendePlanmäßigkeit ihnen zugrunde liegt, die sich in der vollkommenen Einpassung eines jeden Lebewesens in seineUmwelt am deutlichsten ausspricht."542 http://www.merriam-webster.com/dictionary/primitive543 http://oxforddictionaries.com/definition/english/primitive (Zugriff 12. 4. 2013)544 Einer der ganz großen Biologen der Neuzeit, vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Jakob_Johann_von_Uexk%C3%BCll; siehe auchhttp://www.zbi.ee/~uexkull/publik.htm; http://www.math.uni-hamburg.de/home/rueting/Projekte.htm (Zugriffe 12.4. 2013)545 http://www.weloennig.de/AuIDa.html546 http://www.weloennig.de/AuIIMoIII.html

291Pp. 341/342: "Wie die Zellen die elementaren Bausteine aller Lebewesen bilden, die nach bestimmtenBauplänen zusammengefaßt das Subjekt hervorbringen, das die Fähigkeit in sich trägt, eine Umwelt zu erbauen,so bilden die Umwelten die nächst höheren Bausteine, die, übersubjektiven Bauplänen gehorchend, das Gebäudeder lebenden Natur errichten.Diese grundlegende Erkenntnis der Lebewesen eröffnet uns den Ausblick in eine neue Mannigfaltigkeit, diebisher übersehen wurde. Eine Mannigfaltigkeit, die für den Mechanisten unerkennbar bleibt, weil er nur seineeigene Umwelt anerkennt und diese in der Vorstellung über alle Maßen ausgedehnt hat, um sie zum Tummelplatzfür alle Lebewesen zu machen.Doch ist diese eine Welt, mit nur einem Raum und einer Zeit, viel zu eng für das Gewimmel von Welten mitihren abertausend Räumen und Zeiten, die unsere Augen blenden, sobald wir einmal den Blicküber unsere eigene Umwelt erhoben haben, um das tausendfältige Weltgetriebe der Natur zu bewundern."P. 370: "Solange wir es nicht gelernt haben, die Umwelt eines Tieres aus der für unser Auge um das Tierausgebreiteten Umgebung herauszuheben, machen wir uns eine völlig falsche Vorstellung von seinem Leben.Wenn wir das Tier in eine für unser Auge reiche und abwechslungsreiche Umgebung versetzen, die mit ihrentausend Reizen von allen Seiten auf das Tier einwirkt, werden wir nie fassen können, wie es möglich ist, daß dieTiere ihr Leben mit einer Sicherheit zu führen imstande sind, die allein mit dem unbeirrbaren Wachsen derPflanzen zu vergleichen ist....Die Tiere nehmen von diesem Reichtum nichts wahr... Da zur Aufnahme von Reizen durch ein Tierentsprechende Sinnesorgane vorhanden sein müssen, verfährt die Natur ganz radikal, indem sie dem Tier keineSinnesorgane außer den allernotwendigsten gewährt."– Worauf ebenfalls zahlreiche Beispiele folgen, von denen wir nur das derPilgermuschel zitieren möchten (p. 371):"Die Pilgermuschel, die hundert Augen aus ihrem Schalenrande hervorstreckt, aber ein äußerst ["]primitives["]nervöses Zentralorgan besitzt, vermag keine Form, keine Farbe zu unterscheiden - einzig die langsameFortbewegung ihres Spezialfeindes, des Seesternes, wird von ihr wahrgenommen. Jede andere Art vonBewegung bleibt unbemerkt. Außer dem Seestern ist kein anderer Bedeutungsträger in ihrer Umwelt vorhanden."Das Gleiche – vollkommene Anpassung an die Umwelt und entsprechendvollständige Ausrüstung aller Organe zur erfolgreichen Umweltbewältigung, nichtzuletzt auch in der Bezahnung – darf man ebenso für die verschiedenen Formender Canidae im Laufe der Erdgeschichte postulieren. Nur war auch hier dieFormenvielfalt in der Vergangenheit unvergleichlich reicher als heutzutage, sodass man nach dem Ähnlichkeitsprinzip phylogenetische Reihen im Sinne der alsTatsache vorausgesetzten Makroevolution postulieren kann. 547 Miacidae,Hesperocyoninae, Borophaginae und Caninae waren jedoch in ihrenunterschiedlichen Mermalen weder primitive noch advanced, sondern jeweilseigenständige, autonome Formen. 548 Dass sich die Bewertung "primitive" und"advanced" tatsächlich an der vorausgesetzten teleologischen Evolutionsauffassungorientiert, zeigt u. a. auch das folgende Beispiel mit einer (fiktiven)Zielvorstellung – ein 'Allesesser' auf dem Weg zum obligaten Fleischesser: WirMenschen z. B. haben noch eine ganz "primitive" Bezahnung: DieEckzähne/Fangzähne (Canini) sind – etwa im Vergleich zum Wolf – noch völligunterentwickelt ("primitive", aber immerhin "Bei vielen Primaten, einschließlichdes Menschen, ist der [Oberkiefer] Eckzahn bei den männlichen Individuenvergrößert") 549 , ebenso "primitive" sind unsere "Reißzähne" P2 550 (Oberkiefer) und547 Prof. W. R. Thompson made the following instructive comment on intermediates in his introduction to Darwin's Origin of Species on thegeographic level, properly applying this insight also to paleontology (1967, p. xix): "As the range of our collections extends, so we invariablyenrich our representation of various groups, and this necessarily and inevitably entails the appearance of intermediates between the forms inthe collection from the restricted area in which we started. The recognition of this fact, with respect to the collections of organisms existing hereand now, does not necessarily commit us to any particular view of the origin of species; and the same thing is true of the collection offossil material." (Lönnig 2011, p. 25 of The Evolution of the Long-Necked Giraffe.)548 Das gilt auch für die oben nach Wang zitierten Besonderheiten der Bezahnung von Prohesperocyon: "…a large, anteriorly located protocone ofP4; a welldeveloped parastyle of M1; a narrow and poorly developed internal cingulum of M1; a short trigonid shearing blade of m1; a narrowtalonid of m1 relative to trigonid; a poorly developed entoconid crest; and a more posteriorly reclined coronoid process.”549 http://de.wikipedia.org/wiki/Eckzahn (Zugriff 13. 4. 2013)550 Der Mensch hat nur 2 Prämolaren auf jeder Seite (oben und unten): Also "advanced"; der Wolf hat iübrigens im Unterkiefer auf jeder Seite 3

290Als "medical Definition of PRIMITIVE" führt Webster (2013) auch "closelyapprox<strong>im</strong>ating an early ancestral type: little evolved” auf. 542 Und OxfordDictionaries (2013): "Biology (of a part or structure) in the first or early stage offormation or growth; rud<strong>im</strong>entary.” 543Zu Wang und Tedfords Formulierung (2008/2010, p. 9): "…the pr<strong>im</strong>itivepossession of a full complement of check teeth (presence of upper and lower thirdmolars)” bei den Miacidae hatte ich oben angemerkt, dass "pr<strong>im</strong>itive” in Bezug aufdas spätere Raubtiergebiss gedacht ist ("closely approx<strong>im</strong>ating an early ancestraltype" wird dabei vorausgesetzt); ansonsten könnte man das Merkmal ja auch alshöher differenziert betrachten: es handelt sich <strong>im</strong>merhin um das "full complement ofcheck teeth" und voll funktionierende "upper and lower third molars" sind gewissganz ausgezeichnete Kauwerkzeuge etc. Die Begriffe "pr<strong>im</strong>itive" und "advanced"<strong>im</strong>plizieren also nicht nur die gesamte postulierte, aber naturwissenschaftlich völligunbewiesene Makroevolution durch Mutation und Selektion als einzig mögliche undwahre Auffassung, sondern orientieren sich auch gewissermaßen auf ein Ziel hin:Das (bis zur Perfektion?) weiterentwickelte Raubtiergebiß. Die Behandlung derEigenständigkeit der Formen bleibt dabei jedoch weitgehend auf der Strecke.In diesem Zusammenhang erscheint es mir sehr aufschlussreich, an die folgendenAussagen von Jakob von Uexküll 544 zum Fortschritts- und Vervollkommnungsgedankenin der Biologie zu errinnern 545 :"Man sah in der Tierreihe den Beweis für eine stufenweise ansteigende Vervollkommnung von der einfachstenzur mannigfaltigsten Struktur. Nur leider vergaß man dabei das eine, daß die Vollkommenheit der Struktur garnicht aus ihrer Mannigfaltigkeit erschlossen werden kann. Kein Mensch wird behaupten, daß ein Panzerschiffvollkommener sei als die modernen Ruderboote der internationalen Ruderklubs. Auch würde ein Panzerschiff beieiner Ruderregatta eine klägliche Rolle spielen. Ebenso würde ein Pferd die Rolle eines Regenwurms nur sehrunvollkommen ausfüllen."Uexküll: KOMPOSITIONSLEHRE DER NATUR (1980) 546 :P. 183: "...solange wir wie bisher ein jedes Tier mit unserer menschlichen Umwelt umkleiden, kommen wir ausden gröbsten Irrtümern gar nicht heraus. Nur von diesem falschen Standpunkt aus konnte man behaupten, dieLebewesen seien in einer dauernden Vervollkommnung begriffen, weil alle diejenigen Tiere, die weniger gut andie Natur angepaßt seien, ausstürben und nur die besser passenden überlebten.Wenn man den Tieren ein unpassendes Menschengewand umwirft, gibt es freilich auch dazu unpassende Tiere.Erst wenn man die Tiere in ihr eigenes Umweltgewand kleidet, wird man gewahr, daß sie in dasselbe auf dasvollkommenste eingepaßt sind."– Worauf Beispiele folgen. Weiter:P. 281: "Ein jedes Tier bildet den Mittelpunkt seiner Umwelt, der es als selbständiges Subjektgegenübertritt...jede Umwelt eines Tieres bildet einen sowohl räumlich wie zeitlich, wie inhaltlich abgegrenztenTeil aus der Erscheinungswelt des Beobachters...<strong>Eine</strong>n allgemeinen absoluten Raum und eine allgemeineabsolute Zeit, die alle Lebewesen umschließen, gibt es nicht...Von den Gesetzen, die das Leben schaffen und vernichten, können wir nur sagen, daß eine allumfassendePlanmäßigkeit ihnen zugrunde liegt, die sich in der vollkommenen Einpassung eines jeden Lebewesens in seineUmwelt am deutlichsten ausspricht."542 http://www.merriam-webster.com/dictionary/pr<strong>im</strong>itive543 http://oxforddictionaries.com/definition/english/pr<strong>im</strong>itive (Zugriff 12. 4. 2013)544 <strong>Eine</strong>r der ganz großen Biologen der Neuzeit, vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Jakob_Johann_von_Uexk%C3%BCll; siehe auchhttp://www.zbi.ee/~uexkull/publik.htm; http://www.math.uni-hamburg.de/home/rueting/Projekte.htm (Zugriffe 12.4. 2013)545 http://www.weloennig.de/AuIDa.html546 http://www.weloennig.de/AuIIMoIII.html

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