Unser Haushund: Eine Spitzmaus im Wolfspelz? - Wolf-Ekkehard ...

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13.07.2015 Aufrufe

286Die schon oben zitierte Aussage von Wang und Tedford (2008/2010, pp.119/120: "In the late Eocene (40 ma), the first unambiguous canid,Prohesperocyon appeared in southwestern Texas […] Prohesperocyon'simmediate descendant, Hesperocyon, appeared very soon thereafter in thenorthern Great Plains and Canada.”) ist also nach dem gegenwärtigen Stand derDinge in zwei entscheidenen Punkten völlig unzutreffend: Prohesperocyonerscheint später als Hesperocyon – für die Ableitung folglich nicht relevant, es seidenn, dass nach der Evolutionstheorie die Kinder die Vorfahren der Eltern seinkönnen – und selbst wenn Prohesperocyon früher als Hesperocyon auftretenwürde, so wäre diese Gattung aufgrund der Autapomorphien dennoch nicht derVorfahr von Hesperocyon und der Canidae überhaupt. Übrigens bemerkt Wangselbst in seiner Originalabeit zur zeitlichen Einordnung von Prohesperocyon(1994, p. 170):"The temporal ranges of most hesperocyonines are in approximate correspondence with their phylogenies -a further testimony of the reasonably good geologic records of fossil canids. Prohesperocyon wilsoni andCynodesmus thooides are the only exceptions to this correspondence in that their phylogenetic positionsare inconsistent with their order of first appearance (relative to that of Hesperocyon and Mesocyon,respectively).”Zurück zu Lyras (2009). Zur Beschreibung des Gehirns von Prohesperocyonlesen wir auf der Seite 27 (man beachte bitte die Betonung auf "transitional form"– und der Gradualismus postuliert nicht nur eine, sondern Tausende davon – auchhier im Zusammenhang mit der postulierten Evolution der Canidae):"Prohesperocyon, which is the transitional form between the Miacidae and the Canidae, has a brain withpear-shaped cerebral hemispheres and undeveloped temporal and frontal lobes. Its cortex has only twoneocortical sulci (the coronolateral and suprasylvian). The cerebellum is widely exposed and has a straightcerebellar vermis and small cerebellar hemispheres. Of similar morphology is the brain of the firsthesperocyonine, Hesperocyon. The major difference between the brains of the two genera is that the brainof Hesperocyon is more globular, something that is related to differences in cranial proportions.”Die wiederholte Betonung (4mal in dem Beitrag), dass Prohesperocyon eine"transitional form" zwischen Miacidae und Canidae sei, wird für das Gehirn nichtdurch Fakten belegt – ganz Gegenteil, die Ähnlichkeit mit Hesperocyon wirdmehrmals betont – und die oben zitierte Behauptung, dass die Bezahnung"similarities to Miacis und Procynodictis" zeige, wird in der Arbeit von Lyras nichtbegründet.Schauen wir also in der Originalarbeit von Wang (1994) nach. In der EMENDEDDIAGNOSIS werden wir zur Bezahnung von Prohesperocyon wie folgt informiert(p. 19):"Prohesperocyon wilsoni possesses a typical canid basicranial and dental pattern distinct from themiacids: presence of a fully ossified and inflated entotympanic bulla (char. 8), laterally positioned internalcarotid artery outside the entotympanic bulla (char. 11), medial expansion of petrosal in full contact withthe basioccipital and basisphenoid (char. 12), presence of posterior accessory cusps on upper and lowerthird premolars (char. 30), reduction of anterior segment of internal cingulum on M1, reduction of M1parastyle and loss of a notch between the parastyle and paracone (char. 35), and absence of a M3 (char.42) (see diagnosis of Canidae).”Nach dem detailliert begründeten Hinweis, dass Prohesperocyon "a typical canidbasicranial and dental pattern distinct from miacids" aufzuweisen hatte, folgt dieAufzählung von sogenannten "primitive characters”:

287"It can be distinguished from Hesperocyon by many primitive characters: lack of a low septum inside thebulla; ….”Auf der Seite 157 lesen wir jedoch: "…the septum seems to be absent inProhesperocyon (Wang and Tedford, 1994)." Und von den letzteren Autorenwerden wir auf eine Alternative hingwiesen (Wang und Tedford 1994, p. 27):"The lack of a low septum in "H." wilsoni, however, is interesting, with its two alternative implications:nonpreservation (lack of ossification) of a septum in "H." wilsoni, or acquisition of a septum beginning inH. gregarius. The first possibility cannot be ruled out until more and better preserved bullae arefound.”Ganz überzeugend ist also diese Einordnung des Septums ("low septum") nicht.Alles hängt bisher an dem einen unvollständigen Fund ("partial skull andmandible with left C1, P3-M2, right Cl-M2, left p4-m2, and right p2-m3" – Wang1994, p. 18).Wie die Geschichte der Paläontologie immer wieder gezeigt hat, gab es nachVervollständigung des Fundmaterials schon zahlreiche abstammungstheoretischeKorrekturen (Musterbeispiel Homo habilis). Wir wissen zurzeit nichts über dieVariabilität in der Bezahnung von Prohesperocyon. Wang selbst weist zu einemfür seine phylogenetischen Erwägungen kritischen Punkt auf die Unvollständikeitdes Materials hin, wenn er p. 22 feststellt: "No M3 is present, although thepresent sample (one) is obviously too small to exclude the possibility of itspresence in some individuals since occasional specimens of H. gregarius retainit.” Nicht ganz uninteressant ist für mich, dass der Autor die Unvollständigkeit desFundmaterials an der Stelle hervorhebt, an der Prohesperocyon weiter entwickelt(weniger "primitive") wäre als Hesperocyon, da solche Merkmale offenbar schlechtzu seiner evolutionstheoretischen Behauptung von Prohesperocyon als"transitional form" passen (Prohesperocyon "offers a good example of atransitional form still retaining some primitive features…" – p. 165). Die obenaufgeführten Autapomorphien haben jedoch Prohesperocyon längst aus der Listeeines guten Beispiels für eine "transitional form" gestrichen.Wang führt die Aufzählung der "primitive characters" wie folgt fort – manbeachte bitte, dass der Vergleich sich hier zunächst auf Hesperocyon konzentriert,Miacis folgt wenig später (wieder Wang 1994, p. 19):"…a large, anteriorly located protocone of P4; a welldeveloped parastyle of M1; a narrow and poorlydeveloped internal cingulum of M1; a short trigonid shearing blade of m1; a narrow talonid of m1 relativeto trigonid; a poorly developed entoconid crest; and a more posteriorly reclined coronoid process.”Nach Durchsicht der weiteren Behauptungen Wangs zu Prohesperocyon (vor allemp. 22) habe ich überlegt, ob ich mich jetzt auf eine detailliert-ausführliche (für denLeser ermüdende vielleicht mehr als hundert Seiten umfassende) Diskussion vonWangs evolutionstheoretischer Bewertung der einzelnen Zahnstrukturen von Miacis,Prohesperocyon und Hesperocyon und weiteren Caniden einlasse oder nicht. DerVerfasser betont in seinen Arbeiten tatsächlich ununterbrochen die "Primitivität" vonProhesperocyon und weiteren Caniden – 216 Mal kommt das Adjektiv "primitive"(plus 2 Mal das Substantiv "Primitiveness") allein in der Originalarbeit von 1994

287"It can be distinguished from Hesperocyon by many pr<strong>im</strong>itive characters: lack of a low septum inside thebulla; ….”Auf der Seite 157 lesen wir jedoch: "…the septum seems to be absent inProhesperocyon (Wang and Tedford, 1994)." Und von den letzteren Autorenwerden wir auf eine Alternative hingwiesen (Wang und Tedford 1994, p. 27):"The lack of a low septum in "H." wilsoni, however, is interesting, with its two alternative <strong>im</strong>plications:nonpreservation (lack of ossification) of a septum in "H." wilsoni, or acquisition of a septum beginning inH. gregarius. The first possibility cannot be ruled out until more and better preserved bullae arefound.”Ganz überzeugend ist also diese Einordnung des Septums ("low septum") nicht.Alles hängt bisher an dem einen unvollständigen Fund ("partial skull andmandible with left C1, P3-M2, right Cl-M2, left p4-m2, and right p2-m3" – Wang1994, p. 18).Wie die Geschichte der Paläontologie <strong>im</strong>mer wieder gezeigt hat, gab es nachVervollständigung des Fundmaterials schon zahlreiche abstammungstheoretischeKorrekturen (Musterbeispiel Homo habilis). Wir wissen zurzeit nichts über dieVariabilität in der Bezahnung von Prohesperocyon. Wang selbst weist zu einemfür seine phylogenetischen Erwägungen kritischen Punkt auf die Unvollständikeitdes Materials hin, wenn er p. 22 feststellt: "No M3 is present, although thepresent sample (one) is obviously too small to exclude the possibility of itspresence in some individuals since occasional spec<strong>im</strong>ens of H. gregarius retainit.” Nicht ganz uninteressant ist für mich, dass der Autor die Unvollständigkeit desFundmaterials an der Stelle hervorhebt, an der Prohesperocyon weiter entwickelt(weniger "pr<strong>im</strong>itive") wäre als Hesperocyon, da solche Merkmale offenbar schlechtzu seiner evolutionstheoretischen Behauptung von Prohesperocyon als"transitional form" passen (Prohesperocyon "offers a good example of atransitional form still retaining some pr<strong>im</strong>itive features…" – p. 165). Die obenaufgeführten Autapomorphien haben jedoch Prohesperocyon längst aus der Listeeines guten Beispiels für eine "transitional form" gestrichen.Wang führt die Aufzählung der "pr<strong>im</strong>itive characters" wie folgt fort – manbeachte bitte, dass der Vergleich sich hier zunächst auf Hesperocyon konzentriert,Miacis folgt wenig später (wieder Wang 1994, p. 19):"…a large, anteriorly located protocone of P4; a welldeveloped parastyle of M1; a narrow and poorlydeveloped internal cingulum of M1; a short trigonid shearing blade of m1; a narrow talonid of m1 relativeto trigonid; a poorly developed entoconid crest; and a more posteriorly reclined coronoid process.”Nach Durchsicht der weiteren Behauptungen Wangs zu Prohesperocyon (vor allemp. 22) habe ich überlegt, ob ich mich jetzt auf eine detailliert-ausführliche (für denLeser ermüdende vielleicht mehr als hundert Seiten umfassende) Diskussion vonWangs evolutionstheoretischer Bewertung der einzelnen Zahnstrukturen von Miacis,Prohesperocyon und Hesperocyon und weiteren Caniden einlasse oder nicht. DerVerfasser betont in seinen Arbeiten tatsächlich ununterbrochen die "Pr<strong>im</strong>itivität" vonProhesperocyon und weiteren Caniden – 216 Mal kommt das Adjektiv "pr<strong>im</strong>itive"(plus 2 Mal das Substantiv "Pr<strong>im</strong>itiveness") allein in der Originalarbeit von 1994

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