Unser Haushund: Eine Spitzmaus im Wolfspelz? - Wolf-Ekkehard ...

Unser Haushund: Eine Spitzmaus im Wolfspelz? - Wolf-Ekkehard ... Unser Haushund: Eine Spitzmaus im Wolfspelz? - Wolf-Ekkehard ...

13.07.2015 Aufrufe

250Karakulschafe beschrieb. […] Beim Geflügel treten Wirbelbildungen in ähnlicher Weise wie beiSäugern auf, ferner Krümmungen, bei denen aber die Federn nicht zu einheitlichen Gebilden — alsoLocken — zusammengeordnet sind (Abb. 36 a, b). Durch Goessler (1938) wissen wir, daß für solcheFedereigenarten andere Wachstumsprozesse verantwortlich zu machen sind als bei Haaren. In denFedern ist auf der Ventralseite und Dorsalseite die Wachstumsintensität verschieden, was eine Krümmungzur Folge hat. Bei allen Hausgeflügelarten mit «Locken» stimmen dieentwicklungsphysiologischen Besonderheiten beim Zustandekommen dieser Eigenart überein."Worauf die Autoren auf die "eigenartigen Federhauben, welche beiHaushühnern, Hausenten, Hausgänsen und Kanareinvögeln bekannt sind" zusprechen kommen.Weitere Punkte:Nachtsheim und Stengel pp. 51-55 (auszugsweise; kursiv von den Verfassern):"Ein Pferd oder ein Rind mit Dackelbeinen kann ebenso durch Mutation entstehen wie eindackelbeiniger Hund oder ein dackelbeiniges Schaf (Abb. 14). Tatsächlich sind solche Typenbeobachtet worden. Aber ein dackelbeiniges Pferd hat höchstens einmal für einen Zirkus Interesse,es würde sich nicht lohnen, auf solchen Tieren eine Rasse aufzubauen. So sehen wir denn, daß, jestärker wirtschaftliche Erwägungen bei der Zucht von Haustieren eine Rolle spielen, um so geringerdie Zahl der Rassen ist."(Zu den Zwergen:) "Der Zwergesel von Ceylon, das Shetlandpony, das Hermelinkaninchen, derZwergpinscher sind echte Zwerge, bei denen eine gleichmäßige, weitgehend harmonische Verkleinerungaller Teile des Körpers eingetreten ist. Es sind Miniaturausgaben der betreffenden Arten normalerGröße. Auch vom Menschen her kennen wir derartige durch Mutation entstandene echte Zwerge."Daneben gibt es bei Mensch und Tier den unproportionierten Zwergenwuchs. Es werden nureinzelne Teile von der Verkleinerung betroffen. So können insbesondere die langen Röhrenknochender Gliedmaßen ihr Wachstum vorzeitig beenden, die Beine bleiben kürzer, während der übrige Körpersich normal entwickelt (Abb. 13 u. 14). Die bekannteste Mutation dieser Art ist der viel gezüchteteDachshund (Abb. 13). Aber auch bei fast allen anderen Haustieren sind gelegentlich Mutantenmit Dackelbeinen beobachtet worden, wenn sie auch nur bei wenigen als Rasse gezüchtet werden.Eine dackelbeinige Mutante mit einer gewissen historischen Berühmtheit ist das Ankon- oderDackelschaf (Abb. 14), das schon von DARWIN als Beispiel der von ihm »Sports« genanntensprunghaften Veränderungen angeführt wird. Es ist gleichzeitig ein Beispiel dafür, wie sich eineanfangs als wirtschaftlich sehr wertvoll betrachtete Mutante mit der Zeit doch als für den Züchterunbrauchbar erwiesen hat. Das Dackelschaf erschien zum erstenmal als Mutation Ende des 18.Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten von Amerika. Es gelang, von dem ersten Ankonwidderausgehend, eine ganze Herde von Ankonschafen zu züchten, eine neue, durchaus konstante Rasse zuschaffen. Man hielt die neue Rasse deshalb für besonders wertvoll, weil die Tiere infolge ihrer kurzenBeine nicht imstande sind, über die Hürden hinwegzuspringen, so daß die Herden wenigerBeaufsichtigung bedurften. Gleichwohl starb die Rasse in Amerika bald wieder aus."Vor einigen Jahren ist in Norwegen das Dackelschaf aufs neue durch Mutation aufgetreten.Man untersuchte jetzt den Erbgang der Kurzbeinigkeit. Sie ist ein einfach spaltendes rezessivesMerkmal, d.h. die Kreuzung eines Dackelschafs mit einem normalen Tier liefert eine normale F 1 -Generation, und in F 2 findet eine Aufspaltung statt nach dem Zahlenverhältnis 3:1. 75 % der F 2 -Tiere werden normal, 25 % dackelbeinig. Gleichzeitig aber erkannte man auch, weshalb die Rassesich wirtschaftlich doch nicht als so wertvoll erwiesen hat, wie man zunächst glaubte. DieDackelschafe sind zwar infolge ihrer kurzen Beine nicht fähig, über die Hürden hinwegzuspringen,aber sie haben weiterhin die Besonderheit, daß sie im Alter häufig vollkommen steif auf denHinterbeinen werden und sich dann kaum noch bewegen können. Das bedeutet indessen dochetwas zu wenig Bewegungsfähigkeit für eine Wirtschaftsrasse. Es zeigt sich eben hier, wie bei vielenMutationen, die starke Veränderungen herbeiführen, daß das Gleichgewicht im Organismus zu sehrgestört wird, die Mutation wirkt degenerativ."Besonders charakteristisch sind die vielen mutativen Veränderungen, die im Laufe derDomestikation am Schädel der Haustiere vor sich gegangen sind. Auch hier sehen wir überallParallelerscheinungen, Verlängerungen des Schädels, Verkürzungen, Bildung sogenannter

251Mopsköpfe, Schweinsköpfe, Verkürzung der Kiefer, Auftreibung der Schädelkapsel,Entstehung von Wasserköpfen usw."Siehe zur Frage nach der rekurrenten Variation des Gehörorgans die Ausführungen oben.20. Grenzen der VariabilitätWie wir anfangs gesehen haben, setzen Autoren wie St. Hilaire, Keller,Goldschmidt, Dawkins, Ellen, Coyne, Prothero (auch mit den fossilen Formen)und viele andere Autoren die beeindruckende Vielfalt der Hunderassen undHundeformen als Argument für die postulierte Makroevolution ein, d. h. für dieEntstehung neuer komplexer Information und der primären Arten/Grundtypen undBaupläne des Lebens. Und das gilt seit mehr als 160 Jahren für viele Autoren auchfür die Haustierzüchtung allgemein, da, in den Worten von Herre und Röhrs, 'Wohlalle Organe bei Haustieren im Vergleich zu den Wildtieren einen Wandel erfahrenkönnen, ihr Zusammenwirken beeinflusst sein kann und ihre Umweltabhängigkeit,z. B. von circadianer Rhythmik oder jahreszeitlichem Wandel, sich ändern kann';oder weil 'kein Organ, kein Körperteil der Wildtierart in der Domestikationunverändert bleibt' und sich 'die Wandlungen bis in den Feinbau erstrecken' unddarüber hinaus hin und wieder selbst noch eine 'bemerkenswerte Variabilität in denChromosomenzahlen' zu verzeichnen ist (siehe Zitate oben).Wenn uns diese Plastizität der Haustierformen auch vielleicht manchmalgrenzenlos erscheint, wie kommt es denn, dass wir dennoch keinerleiSchwierigkeiten haben, selbst noch die bizarrste Hunderasse als Hund, dieausgefallendste Katzenrasse als Katze, die ungewöhnlichste Rinderrasse als Rindusw. zu erkennen (von den vielen Kaninchenformen bis zu den mehr als tausendTaubenrassen ganz zu schweigen)?Die Haustierexperten und Evolutionsbiologen Herre und Röhrs haben diekorrekte Antwort – ganz im Gegensatz zu Dawkins und vielen weiteren Autoren –wie folgt auf den Punkt gebracht (wegen der grundlegenden Bedeutung wiederholeich hier die Kernpunkte ihrer Aussage):"Die Veränderungen der Haustiere gegenüber den Wildarten belegen den weiten Umfang derinnerartlichen Ausformungsmöglichkeiten von Einzelmerkmalen. […] Alle Individuen einerHaustierart, auch solche mit stark abgewandelten Merkmalen, zeigen unter sich und auch mitder Wildart sexuelle Affinität und erzeugen miteinander fruchtbare Nachkommen. Damitbilden sie eine freiwillige Fortpflanzungsgemeinschaft, gehören zur gleichen Art. Im Hausstandvollzieht sich nur ein innerartlicher Merkmalswandel und keine Artbildung. In diesem Sinneist das Experiment Domestikation kein Modell für die transspezifische Evolution. DieDomestikation führte nicht zur Bildung neuer biologischer Arten.In den Ausführungen zu den Füchsen und allgemein zum Gesetz der rekurrentenVariation sind wir weiter auf zahlreiche Paralleerscheinungen in derHaustierzüchtung gestoßen – von den Dackelbeinen über blaue Augen bis zu"Verlängerungen des Schädels, Verkürzungen, Bildung sogenannter Mopsköpfe,Schweinsköpfe, Verkürzung der Kiefer, Auftreibung der Schädelkapsel,Entstehung von Wasserköpfen usw." bis zur mannigfaltigen Fellstruktur undFellfarbe ganz unterschiedlicher Tierarten.

250Karakulschafe beschrieb. […] Be<strong>im</strong> Geflügel treten Wirbelbildungen in ähnlicher Weise wie beiSäugern auf, ferner Krümmungen, bei denen aber die Federn nicht zu einheitlichen Gebilden — alsoLocken — zusammengeordnet sind (Abb. 36 a, b). Durch Goessler (1938) wissen wir, daß für solcheFedereigenarten andere Wachstumsprozesse verantwortlich zu machen sind als bei Haaren. In denFedern ist auf der Ventralseite und Dorsalseite die Wachstumsintensität verschieden, was eine Krümmungzur Folge hat. Bei allen Hausgeflügelarten mit «Locken» st<strong>im</strong>men dieentwicklungsphysiologischen Besonderheiten be<strong>im</strong> Zustandekommen dieser Eigenart überein."Worauf die Autoren auf die "eigenartigen Federhauben, welche beiHaushühnern, Hausenten, Hausgänsen und Kanareinvögeln bekannt sind" zusprechen kommen.Weitere Punkte:Nachtshe<strong>im</strong> und Stengel pp. 51-55 (auszugsweise; kursiv von den Verfassern):"Ein Pferd oder ein Rind mit Dackelbeinen kann ebenso durch Mutation entstehen wie eindackelbeiniger Hund oder ein dackelbeiniges Schaf (Abb. 14). Tatsächlich sind solche Typenbeobachtet worden. Aber ein dackelbeiniges Pferd hat höchstens einmal für einen Zirkus Interesse,es würde sich nicht lohnen, auf solchen Tieren eine Rasse aufzubauen. So sehen wir denn, daß, jestärker wirtschaftliche Erwägungen bei der Zucht von Haustieren eine Rolle spielen, um so geringerdie Zahl der Rassen ist."(Zu den Zwergen:) "Der Zwergesel von Ceylon, das Shetlandpony, das Hermelinkaninchen, derZwergpinscher sind echte Zwerge, bei denen eine gleichmäßige, weitgehend harmonische Verkleinerungaller Teile des Körpers eingetreten ist. Es sind Miniaturausgaben der betreffenden Arten normalerGröße. Auch vom Menschen her kennen wir derartige durch Mutation entstandene echte Zwerge."Daneben gibt es bei Mensch und Tier den unproportionierten Zwergenwuchs. Es werden nureinzelne Teile von der Verkleinerung betroffen. So können insbesondere die langen Röhrenknochender Gliedmaßen ihr Wachstum vorzeitig beenden, die Beine bleiben kürzer, während der übrige Körpersich normal entwickelt (Abb. 13 u. 14). Die bekannteste Mutation dieser Art ist der viel gezüchteteDachshund (Abb. 13). Aber auch bei fast allen anderen Haustieren sind gelegentlich Mutantenmit Dackelbeinen beobachtet worden, wenn sie auch nur bei wenigen als Rasse gezüchtet werden.<strong>Eine</strong> dackelbeinige Mutante mit einer gewissen historischen Berühmtheit ist das Ankon- oderDackelschaf (Abb. 14), das schon von DARWIN als Beispiel der von ihm »Sports« genanntensprunghaften Veränderungen angeführt wird. Es ist gleichzeitig ein Beispiel dafür, wie sich eineanfangs als wirtschaftlich sehr wertvoll betrachtete Mutante mit der Zeit doch als für den Züchterunbrauchbar erwiesen hat. Das Dackelschaf erschien zum erstenmal als Mutation Ende des 18.Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten von Amerika. Es gelang, von dem ersten Ankonwidderausgehend, eine ganze Herde von Ankonschafen zu züchten, eine neue, durchaus konstante Rasse zuschaffen. Man hielt die neue Rasse deshalb für besonders wertvoll, weil die Tiere infolge ihrer kurzenBeine nicht <strong>im</strong>stande sind, über die Hürden hinwegzuspringen, so daß die Herden wenigerBeaufsichtigung bedurften. Gleichwohl starb die Rasse in Amerika bald wieder aus."Vor einigen Jahren ist in Norwegen das Dackelschaf aufs neue durch Mutation aufgetreten.Man untersuchte jetzt den Erbgang der Kurzbeinigkeit. Sie ist ein einfach spaltendes rezessivesMerkmal, d.h. die Kreuzung eines Dackelschafs mit einem normalen Tier liefert eine normale F 1 -Generation, und in F 2 findet eine Aufspaltung statt nach dem Zahlenverhältnis 3:1. 75 % der F 2 -Tiere werden normal, 25 % dackelbeinig. Gleichzeitig aber erkannte man auch, weshalb die Rassesich wirtschaftlich doch nicht als so wertvoll erwiesen hat, wie man zunächst glaubte. DieDackelschafe sind zwar infolge ihrer kurzen Beine nicht fähig, über die Hürden hinwegzuspringen,aber sie haben weiterhin die Besonderheit, daß sie <strong>im</strong> Alter häufig vollkommen steif auf denHinterbeinen werden und sich dann kaum noch bewegen können. Das bedeutet indessen dochetwas zu wenig Bewegungsfähigkeit für eine Wirtschaftsrasse. Es zeigt sich eben hier, wie bei vielenMutationen, die starke Veränderungen herbeiführen, daß das Gleichgewicht <strong>im</strong> Organismus zu sehrgestört wird, die Mutation wirkt degenerativ."Besonders charakteristisch sind die vielen mutativen Veränderungen, die <strong>im</strong> Laufe derDomestikation am Schädel der Haustiere vor sich gegangen sind. Auch hier sehen wir überallParallelerscheinungen, Verlängerungen des Schädels, Verkürzungen, Bildung sogenannter

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!