Unser Haushund: Eine Spitzmaus im Wolfspelz? - Wolf-Ekkehard ...

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13.07.2015 Aufrufe

122kommen flugunfähige Arten vor. Die Ordnung der Laufvögel...besteht sogar ausschließlich ausflugunfähigen Vögeln....Vor allem auf weit vom Festland abgelegenen Inseln sind die "Nichtflieger" häufig....Alle Vögel sind als Junge flugunfähig. So konnte also die Degeneration zur Flugunfähigkeit sehrleicht über die Veränderung einiger weniger, die Entwicklung steuernder Gene geschehen sein.(- Was mit Haeckel die Entwicklung auf einem frühen Stadium festschreiben heißt.) Undweiter:Aufgrund dieses Mechanismus wäre erklärbar, warum die Degeneration zur Flugunfähigkeit offenbarso außerordentlich rasch geschieht. Das Vorkommen von flugfähigen und flugunfähigen Spezies, dienahe verwandt sind, läßt Zeiträume von weniger als tausend Jahren möglich erscheinen. Diefiugunfähige Ralle Fulica newtonii existiert in zwei Unterarten auf Mauritius und Reunion (beiMadagaskar), ebenso wie die Ralle Fulica chathamensis auf Neuseeland und den Chatham-Inseln unddie Ralle Gallinula nesiotis auf Tristan und den Gough-Inseln im Südatiantik. Die beiden Unterartenexistieren jeweils auf zwei entfernten Inseln. Beide haben unabhängig voneinander die Flugfähigkeitverloren und stammen höchstwahrscheinlich von je einem gemeinsamen Vorfahren ab. Nocheindrucksvoller dokumentiert die Ente Anas aucklandica die rasche Degeneration. Eine fliegendeUnterart kommt auf Neuseeland und der Campbell-Insel vor, eine fiugunfähige auf der Auckland-Insel.Und zu den flugunfähigen Insekten lesen wir unter anderem, dass sich dieDegeneration zur Flugunfähigkeit hier noch rascher vollzieht als bei den Vögeln.So ist jedes Insekt auf der arktischen Heard-Insel flugunfähig. Auf der Campbell-Insel (südlich vonNeuseeland) springen "flügellose Fliegen" und Schmetterlinge wie Grashüpfer über die Insel.Weiter heißt es, dass die Insektenpopulationen die Flugunfähigkeit "offenbar latent inihrem Genom mit sich" trägt. Das ist sicher richtig und entspricht der allgemeinenTendenz mutativen Informations-, Struktur- und Funktionsabbaus.Zahlreiche weitere Beispiele führen die 8 Autoren des […] Buches "RegressiveEvolution und Phylogenese" auf. Ein Beispiel sei aus Villwocks Beitrag Schuppen undVentralflossenreduktionen, Phänomene Regressiver Evolution am Beispiel AltweltlicherZahnkarpfen der Tribus Aphaniini (Pisces: Cyprinodontidae) zitiert. In der Abbildungwerden die Regressionsgrade der Beschuppung beim Anatolichthys anatoliae-Formenkreis verdeutlicht."Zu den Ursachen des weitverbreiteten Abbaus von Ventralflossen und Schuppen bis zumVerlust, schreibt der Autor u. a. p. 90:Basis zum Verständnis liefert dabei die Annahme vom Fortfall der auf den Erhalt eines bestimmtenOrgans (allgemein: Merkmals) gerichteten stabilisierenden Selektion. Das Ergebnis ist - kurz gesagt -die Anreicherung "destruktiver" Mutanten im Pool der normale Merkmalsausbildunggewährleistenden Gene. Heterozygotie auf polygener Grundlage ist die genetische Folge. Welche

123Erklärung man im konkreten Einzelfall auch immer als Ausgangssituation unterstellt, dasGrundphänomen rudimentierender Strukturen bleibt auf der skizzierten genetischen Grundlage stets dasgleiche: Die allen Beispielen gemeinsame, unmittelbar erkenn- oder experimentell nachweisbare hoheVariabilität während der phyletischen Übergangsphase bis zum mehr oder weniger weitgehendenTotalverlust des betreffenden Merkmals.Weitere Punkte bei Villwock und wieder http://www.weloennig.de/AesV1.1.Dege.html.Vor einigen Jahren haben wir (Lönnig und Saedler 2002, p. 400, ChromosomeRearrangements and Transposable Elements; Annual Review of Genetics 210 36,389-410) unter anderem folgende Fragen im Zusammenhang mit der Inaktivierungvon Genfunktionen und der daraus folgenden Parallelvariation durchTransposonaktivitäten sowie gene methylation am Beispiel der Cichlidenangeschnitten und betont, dass die conventional point mutations hier nichtausreichen (TEs: transposable elements; – aber auch differential splicing undalternative promoters werden kurz erwähnt):"As discussed elsewhere (69, 80, 84), the mechanisms in TE gene inactivation could be relevant to the origin ofcultivated plants and domestic animals, as well as to regressive evolution 211 in general. Indeed, a few caseshave already been definitely established in plants (69). Moreover, ectopic gene expression and thus thegeneration of dominant traits have been reported in one case of domestication: Zea mays (142, 147), although itis still unclear whether TEs were involved. Nonetheless, genetic redundancy in combination with nonrandomgene inactivation and release mechanisms could also be pertinent for explosive species radiations such asthose found in the cichlids in East African lakes. Here, in time lapses of merely a few hundred to severalthousand years, there occurred a huge amount of regular morphological and ethological convergences in fourindependent radiations (93). Certain gene sets of the redundant potential may be switched off and others switchedon. It is conceivable that there are still other mechanisms such as gene methylation (28), differential splicing(118), alternative promoters (83), or accelerated formation of alleles of regulatory and other genes, perhapseven caused by TEs (102, 148). As in regular chromosome rearrangements in the wild (see above), selectionversus autonomous species formation and combinations of both have been widely postulated in the cichlidexample, termed "one of the most spectacular examples of convergence [parallel variation] in all evolutionarybiology” (94). On one decisive point, however, there is widespread agreement: The time spans for conventionalpoint mutations in combination with gene duplications are too short to give rise to novel genes and genereaction chains to explain the phenomena (93). An inclusive genetic potential appears to be a more realisticapproach to the problem. But this could open up another question, the origin of the genetic redundancy itself(83).Geninaktivierungen können relativ schnell vonstatten gehen – einentscheidender Punkt, der folgende Beobachtung und Feststellung von Trut et al.(2012, p. 31) erklärt:"The experiment with fox domestication demonstrated that, under conditions of strong selection pressure on thebehavioural genetic systems, there occurred an increase, in the shortest time span (at the eight to tenthgenerations), in morphological and physiological changes. This disagrees within the view that the dogremained unaltered for a long time.” 212Bedauerlicherweise differenzieren die Autoren auch hier wieder nicht zwischenAufbau und Abbau von Funktionen, Strukturen und Information, obwohl sie mitFalconer auf der Seite 21 eine Andeutung in diese Richtung machen ("…strongselection pressure acting on a quantitative character, especially one of adaptivesignificance, results in less integrated systems (Falconer, 1981)"). – Dabei handeltes sich um einen Ansatz, den die Autoren letztlich jedoch verneinen 213 .210 Die Herausgeber führen 2012 für die Annual Review of Genetics einen Impact factor von 22,233 auf:http://www.annualreviews.org/page/about/isi-rankings211 Wir gebrauchen hier diesen Begriff, da er für eine allgemein auf die neodarwinistische Evolutionstheorie festgelegte Leserschaft unmittelbarverständlich ist, zumal einer der Autoren selbst die Evolutionslehre uneingeschränkt akzeptiert. Wie der Begriff gebraucht wird (im Sinne vonAbbau genetischer Strukturen und Funktionen), geht deutlich aus dem Zusammenhang hervor.212 Siehe dazu auch die Zeitangaben unter http://de.wikipedia.org/wiki/Domestizierung (Hund/Wolf: molekular: Trennung vor 135.000 Jahren) 3.9.2012.213 Die Autoren schließen Inzuchteffekte aus ("…there are grounds for believing that the emergence of phenotypic novelties was unrelated toinbreeding and homozygotization of identical-by-descent mutations in the domesticated fox population”) und stellen dann die Frage: "In that

122kommen flugunfähige Arten vor. Die Ordnung der Laufvögel...besteht sogar ausschließlich ausflugunfähigen Vögeln....Vor allem auf weit vom Festland abgelegenen Inseln sind die "Nichtflieger" häufig....Alle Vögel sind als Junge flugunfähig. So konnte also die Degeneration zur Flugunfähigkeit sehrleicht über die Veränderung einiger weniger, die Entwicklung steuernder Gene geschehen sein.(- Was mit Haeckel die Entwicklung auf einem frühen Stadium festschreiben heißt.) Undweiter:Aufgrund dieses Mechanismus wäre erklärbar, warum die Degeneration zur Flugunfähigkeit offenbarso außerordentlich rasch geschieht. Das Vorkommen von flugfähigen und flugunfähigen Spezies, dienahe verwandt sind, läßt Zeiträume von weniger als tausend Jahren möglich erscheinen. Diefiugunfähige Ralle Fulica newtonii existiert in zwei Unterarten auf Mauritius und Reunion (beiMadagaskar), ebenso wie die Ralle Fulica chathamensis auf Neuseeland und den Chatham-Inseln unddie Ralle Gallinula nesiotis auf Tristan und den Gough-Inseln <strong>im</strong> Südatiantik. Die beiden Unterartenexistieren jeweils auf zwei entfernten Inseln. Beide haben unabhängig voneinander die Flugfähigkeitverloren und stammen höchstwahrscheinlich von je einem gemeinsamen Vorfahren ab. Nocheindrucksvoller dokumentiert die Ente Anas aucklandica die rasche Degeneration. <strong>Eine</strong> fliegendeUnterart kommt auf Neuseeland und der Campbell-Insel vor, eine fiugunfähige auf der Auckland-Insel.Und zu den flugunfähigen Insekten lesen wir unter anderem, dass sich dieDegeneration zur Flugunfähigkeit hier noch rascher vollzieht als bei den Vögeln.So ist jedes Insekt auf der arktischen Heard-Insel flugunfähig. Auf der Campbell-Insel (südlich vonNeuseeland) springen "flügellose Fliegen" und Schmetterlinge wie Grashüpfer über die Insel.Weiter heißt es, dass die Insektenpopulationen die Flugunfähigkeit "offenbar latent inihrem Genom mit sich" trägt. Das ist sicher richtig und entspricht der allgemeinenTendenz mutativen Informations-, Struktur- und Funktionsabbaus.Zahlreiche weitere Beispiele führen die 8 Autoren des […] Buches "RegressiveEvolution und Phylogenese" auf. Ein Beispiel sei aus Villwocks Beitrag Schuppen undVentralflossenreduktionen, Phänomene Regressiver Evolution am Beispiel AltweltlicherZahnkarpfen der Tribus Aphaniini (Pisces: Cyprinodontidae) zitiert. In der Abbildungwerden die Regressionsgrade der Beschuppung be<strong>im</strong> Anatolichthys anatoliae-Formenkreis verdeutlicht."Zu den Ursachen des weitverbreiteten Abbaus von Ventralflossen und Schuppen bis zumVerlust, schreibt der Autor u. a. p. 90:Basis zum Verständnis liefert dabei die Annahme vom Fortfall der auf den Erhalt eines best<strong>im</strong>mtenOrgans (allgemein: Merkmals) gerichteten stabilisierenden Selektion. Das Ergebnis ist - kurz gesagt -die Anreicherung "destruktiver" Mutanten <strong>im</strong> Pool der normale Merkmalsausbildunggewährleistenden Gene. Heterozygotie auf polygener Grundlage ist die genetische Folge. Welche

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