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Unser Haushund: Eine Spitzmaus im Wolfspelz? - Wolf-Ekkehard ...

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103Verhaltensweisen aus dem Funktionskreis des Jagens ebenso früh zu beobachten wie bei Wölfen.Doch anders als bei den Wölfen erfahren viele dieser zunächst isoliert auftretenden Verhaltensweisenkeine weitere Differenzierung. Erwachsene Pudel verhalten sich wie junge Wölfe. Auch die Kraft undIntensität von Angriffen ist, nach Beobachtungen von Z<strong>im</strong>en, bei Wölfen sehr viel größer als beiPudeln. Pudel griffen fremde Hunde nur <strong>im</strong> eigenen Territorium an. Die Aversion gegenRudelfremde war bei Wölfen sehr viel größer, besonders zur Ranzzeit. <strong>Eine</strong> Zunahme aggressivenVerhaltens in best<strong>im</strong>mten Jahreszeiten oder während der Hitze von Hündinnen war bei Pudeln nichtfestzustellen; ihr Verhalten gleicht auch in dieser Sicht jenem junger, noch nicht geschlechtsreiferWölfe."<strong>Eine</strong> erhöhte Aggressivität zeigten Pudel be<strong>im</strong> Futter. <strong>Eine</strong> Futterrangordnung entspricht beiPudeln <strong>im</strong> allgemeinen der sozialen Rangordnung. Wölfe sind am Futterplatz ausgesprochen sozial.Jungtieren und säugenden Müttern mit hohem Futterbedarf wird am Futterplatz der Vortrittgelassen. <strong>Wolf</strong>srüden beteiligen sich durch Fütterung an der Welpenaufzucht. Pudelrüden tundies nicht. Wenn Jungtiere in einer Gruppe sind, zeigen Wölfe ein vorsorgliches Sicherungsverhalten,bei Pudeln ist in solchen Zeiten keine Zunahme orientierender Verhaltensweisenfestzustellen. In jedem <strong>Wolf</strong>srudel bestehen soziale Rangordnungen, die aber <strong>im</strong>mer wieder in Fragegestellt, die umkämpft werden, die sich <strong>im</strong>mer wieder verändern. Im Pudelrudel ist dieRangordnung bemerkenswert stabil. Z<strong>im</strong>en kennzeichnet die Rangordnung der Wölfe als Einordnung,jene der Pudel als Unterordnung. Erwachsene Wölfe legen <strong>im</strong>mer Wert auf einen gewissenIndividualabstand; be<strong>im</strong> Schlafen oder be<strong>im</strong> Laufen <strong>im</strong> Rudel wird dies sichtbar. Erwachsene Pudelhaben be<strong>im</strong> Schlafen keinen oder einen sehr geringen Individualabstand, be<strong>im</strong> Laufen in der Gruppebleiben sie eng beieinander. Erwachsene Pudel verhalten sich auch in dieser Beziehung wie jungeWölfe."Richard Dawkins (2009/2010, p. 56):"[T]he habits and tricks of various breeds of dogs come from elements to be found in the repertoire ofwolves." And footnote: "For example, herding in sheep dogs is derived from stalking in wolves, with thekilling removed from the end of the sequence.”10.5 Intelligenztests <strong>Haushund</strong>/<strong>Wolf</strong>Hemmer, pp.90/92:"Intelligenztests mit Hunden unterschiedlicher Rassen lieferten in Bezug auf ihre Hirngröße bisherwidersprüchlich erscheinende Resultate. Stets zeigten sich große individuelle Leistungsunterschiede.Bei einem in der Arbeitsgruppe des Verfassers von Ruth Vierengel durchgeführten, an Hundeoffensichtlich hohe Anforderungen stellenden Versuch wurde ein Futterstück am Ende einer lockerauf dem Boden liegenden Schnur befestigt und war für das Tier nur durch Heranziehen der Schnur zuerreichen (Bild 6.4). Boxer als Vertreter einer vergleichsweise großhirnigen Rasse erbrachten hierbei<strong>im</strong> Mittel etwas bessere Ergebnisse als Deutsche Schäferhunde, und diese erschienen wiederum Chows,einer Rasse mit geringer Hirngröße, leicht überlegen. Einige von Bernhard Grz<strong>im</strong>ek mit dem gleichenoder einem sehr ähnlichen Versuch getestete Nordwölfe lösten die Aufgabe auf Anhieb. Beieiner Wölfin mußte er sich jedoch weit zurückziehen, ehe sie sich überhaupt für den Futterköder zuinteressieren begann. Dies zeigt deutlich die bereits angesprochene Problematik der Vergleichbarkeitvon Wildtier und Haustier in solchen Situationen, bedingt durch höhere Scheu des ersteren. Ausähnlich aufgebauten Tests mit anderen Hunderassen gingen demgegenüber eher gegenteiligeErgebnisse hervor. Aus unterschiedlichen Temperamenten der Hunde und unterschiedlicher Reaktionin der Testsituation (Verhinderung der direkten Erreichbarkeit des Futterbrockens durch Anleinenoder Zwischensetzen eines Gitters) herrührende Einflüsse auf die aktuelle Leistung scheinen einevordergründige Rolle zu spielen. Harry Frank unterzog amerikanische Wölfe und Polarhunde ingleicher Weise unterschiedlichen Tests. Die Wölfe erbrachten bei Problemlöseaufgaben viel bessereLeistung als die Hunde, standen aber klar hinter ihnen zurück, wenn bei reinen Trainingsaufgabendas angestrebte Verhalten keinerlei klare funktionelle Beziehung zur Reizkonstellationselbst hatte. Die damit scheinbar geringere Verhaltensplastizität der Wölfe mag durchaus mitbehinderter Einsicht in unsinnig erscheinende Aufgaben gerade durch gehobene Problemlöse-Intelligenz erklärbar sein [volles Verständnis für die Wölfe; Anm. von W.-E. L.] (siehe aber auch

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