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76971DAS MAGAZINAusgabe 4|2013BurundiFrieden und Entwicklunggehen Hand in HandSeite 10KeniaDie Mango machtsSeite 5Neuer Geschenkshop onlineGlück verschenken!Seite 19


2InhaltEditorialAktuell4 Ein Ort des NeubeginnsFlüchtlingen aus dem Ostkongo bietet einneues Lager in Uganda SchutzAktionen & Kooperationen18 Philanthropie plus X: Zum Mitmachen begeisternBjörn und Christina Migge haben den StiftungsfondsDeutscher Coaches ins Leben gerufen19 Schenken & spenden im neuenOnline-GeschenkshopFantasievoll schenken und dabei viel Gutes tun20 Woche der <strong>Welthungerhilfe</strong>: Sieben Tagevoller Aktionen!Mit viel Engagement waren Freiwillige, Künstlerund Unternehmen dabei5 Die Mango machts!Ein abgeschlossenes <strong>Welthungerhilfe</strong>-Projektführen die Dorfbewohner mit großem Erfolg weiter6 Den Erfolg brachten RegenwürmerNatürlicher Dünger ist nur eines der Geheimrezepteder städtischen Landwirtschaft in KubaFörderpartner8 Fördern mit viel Geduld und LiebeDas Eden Centre bietet behinderten Kindernviele Chancen – bis hin zum SchulbesuchTitelthema: Burundi10 Frieden und Entwicklung gehen Hand in Hand16 Porträt: Maisbrei mit Bohnen gibt Kraft zum Lernen22 „weltwärts“ – Mit der <strong>Welthungerhilfe</strong> nachIndien und UgandaJunge Menschen arbeiten im entwicklungspolitischenFreiwilligendienst23 Hoch zu Ross für die gute SacheTill Demtrøder organisiert den„Rügen Cross Country“23 Eine besondere FreundschaftDüsseldorfer und nepalesische Schüler lernensich kennen24 Es geht um Deine AngelegenheitReinhard Gorenflos berichtet über seineTua Res Stiftung26 Blitzlichter28 Porträt: „Wir sind die Tür zum Spender“Der Spenderservice der <strong>Welthungerhilfe</strong>stellt sich vorPanorama30 Benefizbacken im Café BonhoffTitelfoto: Fröhlichversammeln sich dieSchülerinnen undSchüler der burundischenGemeinde Vumbizum Mittagessen –oft die einzige Mahlzeitam Tag.30 Ort der Anerkennung für Nachlassgeber30 Bundesverdienstkreuz für Ehepaar Henkst30 Gewinner von „Rock gegen den Hunger“31 Der Welthunger-Index31 Der WeltRisikoBerichtDAS MAGAZIN 4 | 2013


Editorial3Liebe Leserinnenund Leser,viele Länder, in denen die <strong>Welthungerhilfe</strong>arbeitet, haben lange Kriegsjahredurchlitten oder müssen sichnoch heute bewaffneten Auseinandersetzungenstellen. Tagtäglich spürendie Menschen die Narben oderfrischen Wunden: zerstörte Häuserund Straßen, Krankenhäuser und Schulen, eine desolate Ernährungssituationund verzweifelte Armut.Um solchen Lebensumständen zu entkommen, braucht es vorallem dauerhaften Frieden. Erst dann hat Einwicklung eineChance, können sich Menschen wieder vertrauensvoll niederlassenund etwas Bleibendes aufbauen. Wie im afrikanischenBurundi, dessen siebenjähriger Bürgerkrieg im Jahr 2000 endete.Die <strong>Welthungerhilfe</strong> beteiligt sich daran, dass dieser Friedenauch tatsächlich hält. Von uns unterstützte Versöhnungskomiteeskümmern sich in der Provinz Kirundo um Landstreitigkeitenund Familienangelegenheiten wie häusliche Gewaltoder Erbrecht. Dass Konflikte gleich bearbeitet werden, verhindertin dem dicht besiedelten Land einen Flächenbrand. Vonsolchen Erfolgen berichtet unsere Titelgeschichte ebenso wievon einer weiteren wichtigen Aktivität des Projektes: der Schulspeisung,dank derer mehr Kinder regelmäßig den Unterrichtbesuchen und weniger die Schule abbrechen (S. 10).Erfolgsgeschichten lesen Sie in dieser Ausgabe auch von derWoche der <strong>Welthungerhilfe</strong> (S. 20). Unter dem Motto „Die WeltisSt nicht gerecht“ wurde im Oktober diskutiert, Kunst versteigert,ein Filmabend organisiert und eine symbolische 3D-Grafikin Berlin auf die Straße gemalt. Am deutschlandweitenAktionstag haben viele von Ihnen, liebe Spenderinnen undSpender, Großartiges auf die Beine gestellt. Ganz herzlichenDank dafür! Und wenn Sie schon immer einmal wissen wollten,wer eigentlich hinter der Stimme steckt, wenn Sie mitFragen zu Ihrer Spende anrufen, dann lesen Sie das Porträtunseres Service-Teams (S. 28).HerzlichIhrDr. Wolfgang JamannGeneralsekretärVorstandsvorsitzenderDAS MAGAZIN 4 | 2013


4Aktuell: UgandaIn Lagern finden dieFlüchtlinge aus demOstkongo Schutz. Dochviele sind überfüllt.Foto rechts: Mit ihremwenigen Hab und Gutmachen sich Familiendeshalb über die Grenzenach Uganda auf.Ein Ort des NeubeginnsIm Ostkongo liefern sich Rebellen und die kongolesische Armee erneut blutige Gefechte.Und so suchen weitere verzweifelte Familien Schutz in schon jetzt überfüllten Lagern.Viele machen sich deshalb auf den Weg nach Uganda – nur um dort im überlastetenTransitlager auf ähnlich katastrophale Bedingungen zu treffen. Jetzt ist ein neues Lagerentstanden, wohin die Flüchtlinge ausweichen können. Die <strong>Welthungerhilfe</strong> unterstütztsie auf ihrem Weg.„Das Transitlager Bundibugyo war eigentlich für12.500 Menschen geplant und beherbergte zwischenzeitlich20.000 Flüchtlinge“, berichtet GuntherSchramm, Mitglied des Nothilfeteams der <strong>Welthungerhilfe</strong>.„Die Zustände waren katastrophal. Es gabzu wenig Latrinen und kaum noch Wasser.“ Mittlerweilesind rund 2.800 Familien in das neue, von derugandischen Regierung zur Verfügung gestellte LagerKyangwali umgesiedelt. Mit finanzieller Unterstützungdes Auswärtigen Amtes versorgte die <strong>Welthungerhilfe</strong>850 dieser Familien mit Baumaterialienfür Häuser und Latrinen sowie mit Saatgut undlandwirtschaftlichem Werkzeug. Für die ankommendenFlüchtlinge bedeutet dies einen guten Start inihrer neuen Umgebung. Geplant wurden die Maßnahmenmit dem Alliance2015-Partner CONCERNin enger Absprache mit den lokalen Behörden unddem UN-Flüchtlingshilfswerk.Ein Stück Freiheit zurückgewinnenKyangwali liegt in einem fruchtbaren und für Landwirtschaftgeeigneten Gebiet am Lake Albert. Dankdes verteilten Saatgutes werden die Familien in wenigenMonaten ernten und sich von der Nahrungsmittelhilfeunabhängig machen können. Auf dieseWeise gewinnen sie ein Stück ihrer Freiheit zurück.Denn niemand weiß, ob und wann die Kongolesenin ihre zerrüttete Heimat zurückkehren können. BessereUnterkünfte, neue Latrinen und Pakete mit Saatgutund Hygieneartikeln machen den Start in einenneuen Alltag erträglich. Gerade jetzt zur Regenzeit,wo die Lebensbedingungen der Menschen noch einmalbedrückender sind.Mit seinen Kollegenbereitet GuntherSchramm die Übergabeder Hilfsgüter vor.„Die Menschen sind so froh über alles, was sie vonuns bekommen! Besonders Holzpfosten und Werkzeughelfen enorm beim Wiederaufbau einer eigenenkleinen Unterkunft. Gemeinsam mit unserem ugandischenPartner Action Africa Help-Uganda warenwir hier die erste Organisation, die Hilfsgüter verteilthat. Überall werden wir freudig und voller Erwartungbegrüßt. Natürlich wollen die Menschen in ihre Heimatzurückkehren, sobald es dort sicherer wird. Docherst einmal sind sie einfach erleichtert, hier zu sein“,berichtet Gunther Schramm.DAS MAGAZIN 4 | 2013


Aktuell: Kenia5Die Mango machts!Was geschieht eigentlich, wenn ein Projekt der <strong>Welthungerhilfe</strong> abgeschlossen ist undan die Bewohner übergeben wird? Keisaiani, ein kleines kenianisches Dorf rund 50 Kilometervom Städtchen Makindu entfernt, ist ein wunderbares Beispiel. 2007 startete die<strong>Welthungerhilfe</strong> hier gemeinsam mit den Bauernfamilien Aktivitäten zum nachhaltigenlandwirtschaftlichen Anbau und zur Gemeindestärkung. Vier Jahre später nahmen dieBauern alles selbst in die Hand – und ihr Dorf blüht bis heute weiter auf.Damals wurde auf einer großen Brachfläche ein Versuchsfeldfür neue Anbaumethoden angelegt. Nochheute geben die Mitglieder des Vereins „Wikwatyowa Kisomo“ (Hoffnung durch Bildung) ihr erlerntesWissen gerne weiter. Welche Akazienbäume die Felderder Bauern einfassen müssen, damit der Bodennicht erodiert. Und in welcher Fruchtfolge und inwelchem Reihen- und Pflanzenabstand Bohnen, Erbsenund Sorghum angebaut werden, damit die Nährstoffeim Boden erhalten bleiben beziehungsweisedie Pflanzen sich nicht gegenseitig Licht und Wasserstehlen. Das Projekt, das den Bauern nachhaltigeAnbaumethoden und durch Gemeinschaftsarbeitauch einen neuen Gemeindesinn vermittelte, besiegteden Hunger im Dorf. Seither arbeiten die Bauernhart dafür, dass dies auch so bleibt. Sie möchtennicht mehr nur für den Eigenbedarf anbauen, sondernauch für den Verkauf. Ihr Erfolgsrezept: einesüße, saftige Frucht.Jedes Jahr mehr Gewinn machenSie selbst hat auf ihrem Feld nach und nach 30 Mangobäumegepflanzt. 20 davon tragen bereits Früchte.Doch das ist nichts im Vergleich zu ihrer NachbarinJosephine Mwema, die mit Abstand den größten Erfolghat. Bisher baute die Bäuerin Papayas an, dochdann sattelte sie auf Mangos um. Vor zwei Jahrennahm sie für ihre Ernte 50 Euro ein, letztes Jahr warenes 100 Euro und dieses Jahr geht Josephine von250 Euro Erlös aus. Josephine zeigt auf einen Baum,auf dem sie sage und schreibe 136 Früchte zählt.Stolz zeigt MiriamNdunda die Quittungfür ihre verkauftenMangos.Mangos sind der ExportschlagerAlles begann mit Mangobäumen, die im ehemaligenVersuchsfeld wuchsen. Mittlerweile aber sind sie„umgezogen“. Denn der erfolgreiche „Mangoclub“von Keisaiani, dem 30 Bäuerinnen angehören, benötigtefür seine Baumschule einfach mehr Platz. Heuteist die schmackhafte Frucht der Exportschlager derkleinen Gemeinde – mehr als die Hälfte der Bauernin Keisaiani hat eigene Bäume. Für die Mangozuchtbraucht es einen langen Atem. Den aber hatten dieFrauen und nun zahlt sich ihre Mühe aus. Ein vierJahre alter Mangobaum kann bereits über 60 Früchtetragen. Für umgerechnet 15 bis 20 Cent kann eineFrucht verkauft werden – ein Setzling braucht etwafünf Monate Pflege und bringt dann 20 Cent.Die Vorsitzende des Mango-Clubs ist die 30-jährigeMiriam Ndunda. „Wir haben Setzlinge auf dem nahegelegenenMarkt verkauft. Von 500 gezogenenPflanzen auf einen Schlag 400 Stück! Dafür habenwir über 12.000 kenianische Schilling (100 Euro)bekommen“, berichtet sie stolz. Noch in dieser Saisonwerden sie auch die restlichen Setzlinge verkaufen,da ist sich Miriam sicher.Weil aber die Früchte alle gleichzeitig reif sind, geerntetwerden und verkauft werden müssen, suchendie Familien nach einer Lösung. Ihr Experimentierenmit dem Aufpfropfen anderer Mangosorten und mitunterschiedlicher Bewässerung hat Erfolg: Im Februarernten sie Mangos der Sorte „Apple“ und imMai die der Sorte „Kent“ – vom selben Baum.Ein Baum vollerFrüchte bedeutet wenigerSorgen für dieFamilien.DAS MAGAZIN 4 | 2013


6Aktuell: KubaDen Erfolg brachten RegenwürmerMiguel Angel Salcines Lopez ist ein Vorreiter der städtischen Landwirtschaft in Kuba.Seine Farm betreibt er als Kooperative – mit Unterstützung der <strong>Welthungerhilfe</strong>. UngewöhnlicheAnbaumethoden und großes Organisationstalent führten zu einem Erfolg, derfür 190 Männer und Frauen gut bezahlte Arbeit bedeutet.Ein Mitglied der Kooperativepflügt miteinem Ochsengespanndas Feld.Mit seinem weißen Hemd, dem schrägsitzendenStrohhut und dem spitzbübischen Lächeln würdeman Salcines eher auf der Terrasse eines der altenLuxushotels erwarten als auf einer Farm inmitteneiner Wohnsiedlung am Rande Havannas. OrganoponicoVivero Alamar, so heißt die Farm, deren Präsidenter ist. Hinter ihm meint man einen GartenEden liegen zu sehen: Sattes Grün leuchtet aus denlangen Beetreihen auf der roten Erde. Dreimal imJahr wird hier geerntet, Tomaten und Paprika, Mangos,Ananas und Papaya, aber auch Gemüsesortenwie Möhren und Rote Beete, Mangold und Kohl,Salat und Radieschen. Die Kulisse hinter den Beetenstellen vom Regen verwaschene Wohnsilos. SozialistischeTristesse. Wäsche auf den Leinen vor denTreppenhausfenstern.Angefangen hat Salcines 1997, mitten in einer verheerendenWirtschaftskrise, die mit dem Zusammenbruchder Sowjetunion über die Insel kam. Die RegierungRusslands hatte Kuba die Ölversorgung zuBilligpreisen gestrichen, und ohne die Bruderhilfebrach die kubanische Wirtschaft innerhalb von Monatenzusammen. Als erstes die durch Technisierungstark ölabhängige Land- und Viehwirtschaft. Es gabkeine Erntegeräte mehr, keinen Dünger, keine Pestizide.Felder verdorrten und Viehherden starben massenweise.Bauernmärkte liefern wichtiges GemüseSeit Ende der 90er-Jahre gilt zumindest die Nahrungsmittelversorgungwieder als ausreichend, auchwenn immer noch um die 80 Prozent importiertwerden müssen. Kuba hat das 1996 beim Welternährungsgipfelin Rom definierte Ziel, die Zahl der unterernährtenMenschen bis 2015 zu halbieren, schonjetzt erreicht. Damit gehört der Inselstaat zu den16 Ländern, die weltweit bei der Bekämpfung desHungers die größten Fortschritte vorzuweisen haben.Großen Anteil daran hat die städtische Landwirtschaft.Die kubanische Regierung erkannte, dass dieriesigen, für mechanische Bearbeitung ausgelegtenFlächen nicht länger zu bewirtschaften waren, verkleinertesie und teilte sie in selbstverwaltete Genossenschaftenauf. Zuvor verbotene Bauernmärktewurden wieder eingeführt und die städtische Landwirtschaftin großem Stil unterstützt – es sollte dortproduziert werden, wo Bedarf herrscht. Man ließsogar Gemüse und Obst frei nach Angebot und Nachfrageverkaufen. Heute werden mehr als zwei Dritteldes in Havanna verzehrten Gemüses hier hergestellt.Salcines startete damals mit vier Kollegen aus demLandwirtschaftsministerium. Heute ist er Chef von190 Menschen, die in der Kooperative arbeiten undnicht selten ein Vielfaches des kubanischen Durchschnittlohneserhalten – denn die Kooperative läuftgut. Wenn der Raum nicht begrenzt wäre, man würdeexpandieren. Die Nachfrage, sagt Salcines, sei da.Bereits kurz nach der Gründung begann die <strong>Welthungerhilfe</strong>Salcines zu unterstützen. „Ohne daswäre es schwer gewesen“, sagt er, „80 Prozent diesesWunders hier sind der <strong>Welthungerhilfe</strong> geschuldet.“Denn das meiste, was man an Material braucht, umso eine Farm aufzubauen, ist in Kuba nicht zu bekommen.DAS MAGAZIN 4 | 2013


Aktuell: Kuba7Selbst hergestellter Dünger macht unabhängigSalcines läuft über die Farm und erklärt sein Reich.Vorbei an den Gemüsefeldern, der kleinen Konservierungsanlage,dem Rinderstall und dem Kaninchenstallzu dem Geheimnis seines Erfolges. In langenschwarzen Trögen züchtet er hier Regenwürmer.Es war der Humus, den die Regenwürmer produzieren,der ihn unabhängig machte vom russischenDünger. 350 Tonnen produziert er mittlerweile.Eine reiche Ernte belohntdie harte Arbeit.Was hier auf den Feldernwächst, verbessertdie Ernährungslagein der angrenzendenHauptstadt.Statt Kunstdünger und Pestiziden kamen also Regenwürmerund Kompost auf die Felder. Im ganzenLand entstanden staatliche Agrarschulungszentren,die die Kunde vom Acker ohne Gift verbreiteten.„Wir haben eine sehr hohe Biodiversität, das ist unsereerste Waffe bei der Plagenkontrolle, außerdemzüchten wir hier verschiedene Insekten, die gut gegenSchädlinge sind.“ Ein wenig später steht Salcinesvor weiteren Trögen. „Mykorrhizapilze“, sagt er.„Wenn diese eine Verbindung mit den Wurzeln derPflanzen eingehen, können die Pflanzen viel mehrNährstoffe aus dem Boden lösen.“Aber nicht nur seine Anbaumethoden sind neu, auchsein Lohnsystem ist „unkubanisch“: Wer besser arbeitet,bekommt mehr Geld, wer lange in der Kooperativebleibt, bekommt Anteile, je mehr Anteile manhat, desto mehr Geld bekommt man. „Wir versuchennur gerecht zu sein hier.“ Eine Einstellung, die ihmschon öfter Probleme bereitete. Aber eine, die funktioniert,wie sich zeigt.Hintergrund KubaLänderinformationIn Kuba lockern sich die strikten Regeln der sozialistischenPlanwirtschaft. So dürfen die Bauern ihreErnte nun wieder direkt vermarkten, als Anreiz, dielandwirtschaftliche Produktion zuerhöhen. Die <strong>Welthungerhilfe</strong> unterstütztden Ausbau der städtischenUSALandwirtschaft, schult Mitglieder vonKooperativen in Betriebswirtschaft,im Erzeugen von organischem Düngerund der Weiterverarbeitung ihrerProdukte.Golf von HavannaMexikoMexikoKubaAtlantischerOzeanBahamasHaitiDAS MAGAZIN 4 | 2013


8FörderpartnerFördern mit viel Geduld und LiebeDie 15-jährige Hnin Wut Yee schmiedet Pläne für eine Zukunft, die ihr fast verwehrtgeblieben wäre. Denn als Kind mit einer Behinderung in Myanmar aufzuwachsen bedeutetzumeist von der Gesellschaft ausgeschlossen zu sein. Doch die Organisation EdenCentre for Disabled Children setzt sich für die Integration von Kindern mit Behinderungund die Verbesserung ihrer Bildungschancen ein – unterstützt von der <strong>Welthungerhilfe</strong>.Jeden Morgen bringtder Rikscha-FahrerHnin Wut Yee zurSchule, mittags holt ersie wieder ab.Jeden Morgen ruckelt Hnin Wut Yee in der Rikschadurch die enge Gasse. Vorbei an dem Ort, der ihrLeben verändert hat. Manchmal steht dort ihre FreundinShwe Zin auf dem kleinen Hof und winkt. Es istdas Eden Centre for Disabled Children, eine der wenigenEinrichtungen in Myanmars Metropole Yangonfür Kinder mit Behinderung. Am Ende der Gasseliegt Hnin Wut Yees Schule. Der Rikscha-Fahrerhebt die Gehhilfe vom Rad und stützt die 15-Jährigebeim Aussteigen. Hnin Wut Yee hält sich an demleichten Metallgestell fest, schwingt es nach vornund zieht ihren Körper nach. Ihre Füße tragen sienicht – doch auf diese Weise kann sie sich alleinfortbewegen.Ohne das Eden Centre hätte Hnin Wut Yee niemalsdie Möglichkeit gehabt, diese Schule zu besuchen.Von Geburt an litt sie unter Zerebralparese, einerfrühkindlichen Hirnschädigung. Als sie zum erstenMal ins Zentrum kam, konnte die damals Dreijährigenicht allein essen, sich nicht allein anziehen undnicht einmal aufrecht sitze. Dass sie jemals einenStift würde halten können, daran glaubte niemand.Doch die Physiotherapeutinnen vollbrachten einkleines Wunder: Hnin Wut Yee lernte zu sitzen, ihreArme zu bewegen, mit Gehhilfe zu laufen und sogarzu schreiben.Über kleine Erfolge freuenHeute werden im Eden Centre 140 Kinder im Altervon eins bis 18 betreut. Die meisten der Jungen undMädchen haben das Downsyndrom, andere körperlicheEinschränkungen. Sie alle fördert das Zentrumganz individuell. In einem Raum mit dicken, weichenMatten arbeitet Physiotherapeutin Lei Lei Ryone mitdem anderthalbjährigen Saw. Seine Mutter schautzu, wie die Therapeutin sanft seine Arme und Beinebewegt. So kann sie selbst die Übungen zu Hausewiederholen. In den anderen Räumen wird musiziert,DAS MAGAZIN 4 | 2013


Förderpartner9gemalt oder gebastelt, außerdem gibt es ein Bewegungsbad.Die Therapeutinnen arbeiten mit den Kindernvoller Wärme und Geduld. Es ist nicht nur einJob, sie lieben „ihre“ Kinder, freuen sich mit überkleine Erfolge und Fortschritte.Ganz „normal“ zur Schule gehen„Wir wollen diesen Kindern eine Chance geben, sichbestmöglich zu entwickeln. Noch immer herrscht inunserem Land der Aberglaube, Behinderung sei eineStrafe, schlechtes Karma. Eltern verstecken ihre Kinder,viele haben auch gar nicht die Mittel, ihre Kinderangemessen zu fördern“, erläutert Lilian Gyi,Leiterin des Zentrums. Wer im Eden Centre bezahlenkann, zahlt, wer nicht, darf trotzdem kommen – finanziertdurch Spenden. Auch Hnin Wut Yees Mutterhatte damals kein Geld. Ihr Mann war früh gestorben,von dem, was sie beim Gemüseverkaufenverdiente, musste sie noch eine Betreuung für ihreTochter bezahlen. „Ich bin so froh, dass mein Mädchenjetzt so selbstständig ist!“, freut sie sich.„Ich bin sehr glücklich im Zentrum, hier sind meineFreunde“, sagt das Mädchen mit den großen, aufmerksamenAugen. Oft bleibt sie noch, um zu basteln.Bei der Feinmotorik, mit der sie buntes Papierzu Blüten faltet, würde niemand vermuten, dass sievor ihrer Behandlung in Eden nicht einmal eine Tassehalten konnte.Ihre Mutter wünscht sich nichts sehnlicher, als dassHnin Wut Yee einmal einen Beruf ergreifen und fürsich selbst sorgen wird, wenn sie selbst nicht mehrfür sie da sein kann. „Ich mag am liebsten Englischunterrichtund mit dem Computer arbeiten“, sagtHnin Wut Yee. „Ich würde gern Informatik studieren.“Auf der pinkfarbenen Jacke des Mädchens steht derSchriftzug „Victory“ – sie hat schon so vieles geschafft,warum also nicht auch das?Auf dem Hüpfballlernen die Kinder, ihrGleichgewicht besserzu halten.Foto Mitte: Hnin WutYee hat es geschafft:Sie kann trotz ihrerBehinderung die Schulebesuchen.Sie machen es möglich!FörderpartnerLeiterin Lilian Gyi ist stolz auf den Weg, den HninWut Yee genommen hat. Denn ein Ziel des Zentrumsist es, Kinder mit körperlicher oder leichter geistigerBehinderung in den regulären Schulbetrieb zu integrieren.Das ist für Myanmar keine Selbstverständlichkeit,viele Gebäude sind darauf gar nicht eingerichtet.Deshalb bietet das Eden Centre Trainings fürLehrer und Beamte des Bildungsministeriums an, umsie für dieses Thema zu sensibilisieren. Mehr undmehr Schulen werden nun barrierefrei ausgestattet,sodass die Kinder mit Rollstühlen oder Gehhilfen insGebäude und auf die Toilette können.Spezielle Förderung erhalten die „Ehemaligen“ inder Schule jedoch nicht. Und so sind sie jeden Freitagzur Physiotherapie im Eden Centre eingeladen.Hnin Wut Yee wird immer mit großem Hallo begrüßt.Monat für Monat sorgen Sie als Förderpartner oder Förderpartnerin dafür,dass es Kindern wie Hnin Wut Yee oder den anderen kleinen Tagesbesucherndes Eden Centres besser geht. Dass sie Chancen erhalten, die ihnen sonstverwehrt geblieben wären, und sie ein Stück Selbstständigkeit gewinnen. Wiein allen Projekten der <strong>Welthungerhilfe</strong>, wo es darum geht, schnell mit Überlebenshilfezur Stelle zu sein oder langfristige Perspektiven zu schaffen.ServiceSie möchten mehr über Förderpartnerschaften erfahren:Nora KorthalsFörderpartnerbetreuung0228/22 88-278foerderpartner@welthungerhilfe.deDAS MAGAZIN 4 | 2013


10Rubrik-ThamaDAS MAGAZIN 4 | 2013


Titelthema: Burundi11Frieden und Entwicklung gehenHand in HandSieben Jahre lang herrschte in Burundi Bürgerkrieg. Doch auch wenn er offiziell seit 2000beendet ist, verläuft der Friedensprozess bis heute schleppend. Das ist einer der Gründe,warum Burundi zu den ärmsten Ländern der Welt gehört. In der Provinz Kirundo hat die<strong>Welthungerhilfe</strong> Friedens- und Versöhnungsprojekte aufgebaut, die wichtige Basisarbeitleisten. Denn ohne Frieden hat Entwicklung keine Chance.Frauen wie Laurence Mukarera brauchen vor allemeins: Courage. Trotz ihrer sechs Kinder verließ sieden Mann, der sie als Zweitfrau nahm und ihr Freiheitund Würde raubte. Andererseits ging sie diesenSchritt gerade wegen der Kinder. Sie sollen ein besseresLeben haben, gute Ehepartner finden und einenBeruf ergreifen, der sie ernährt, um der lähmendenArmut im Norden Burundis zu entfliehen. Deshalbfasste Laurence Mukarera eines Tages den Entschluss,ihre abgebrochene Lehrerausbildung wiederaufzunehmen und ein selbstbestimmtes Leben zubeginnen. Sie braute Sorghumbier und verkaufte es.Den Erlös sparte sie für ihre Ausbildung. Die Kinderverteilte sie auf den Vater und die Großeltern, dannging sie für ein Jahr ins Internat und machte ihrenAbschluss.Auf engem Raum gibt es viele KonflikteHeute arbeitet Laurence Mukarera in der Grundschuleihres Heimatdorfes Murore und lebt mit den beidenJüngsten und dem Großen in einem kleinenHäuschen, das sie selbst finanziert hat. Die anderendrei wohnen beim Vater und seiner ersten Frau umdie Ecke. Diese Art des Patchworking ist in Burundinichts Außergewöhnliches. „Ich fühle mich freier alszuvor“, sagt die 43-Jährige mit fester Stimme. Aufrechtsitzt sie in ihrem Wohnzimmer auf einem Stuhl,die Hände auf dem Esstisch gefaltet. Es sind dieHände einer Arbeiterin, denn wie alle Menschen imNorden Burundis baut Laurence Mukarera ihreGrundnahrungsmittel Maniok, Bohnen, Süßkartoffelnund Bananen selbst an. Von dem spärlichenLehrergehalt allein kann sie sich und ihre Kinderkaum ernähren. Aber sie ist zufrieden: „Ich übe denBeruf aus, der mir gefällt. Und ich verdiene meineigenes Geld.“Gäbe es mehr Frauen wie Laurence Mukarera, stündedas kleine Land im Herzen Afrikas vielleicht nichtso erbärmlich da: Burundi belegt beim Welthungerindexden letzten Platz. Nach Angaben der Ernährungs-und Landwirtschaftsorganisation (FAO) leidensechs von zehn Burundiern an Unterernährung.Das ist der Landesdurchschnitt. Im Dorf Murore istdie Lage noch erschütternder. Und wo Hunger undArmut herrschen, steigt das Konfliktpotenzial. Geradeim kleinen Burundi, das einen verheerendenBürgerkrieg mit rund 300.000 Opfern und etwa 1,2Millionen Flüchtlingen hinter sich hat und zu denbevölkerungsreichsten Staaten der Welt gehört, lebendie Menschen auf engstem Raum zusammen. IhreFelder sind so klein, dass sie nicht genug Nahrungfür die Großfamilien hergeben. Dass hunderttausendeFlüchtlinge nach und nach in ihre Heimat zurückkehren,verschärft die schwierige Situation. KeinWunder, dass es unter diesem Druck immer wiederzu Streitereien über Grundstücksgrenzen und Ackerlandkommt, dass Vieh gestohlen wird und häuslicheGewalt allgegenwärtig ist. Und die Mehrheit weißkeinen Ausweg aus diesem Elend.Laurence Mukarera will das alles ändern. Nicht nurfür sich allein, sondern für die Verwandten, die Nachbarn,die gesamte desillusionierte Bevölkerung. Deshalbengagiert sie sich im Projekt der <strong>Welthungerhilfe</strong>ehrenamtlich als femmes leader, als engagierteFührungsfrau, in ihrem Dorf. Sie berät die Leute,schlichtet Familienzwiste und klärt die Frauen überihre Rechte auf. Sie ermutigt Opfer von Vergewaltigungen,die Täter bei der Polizei anzuzeigen undGemeinsam bewässerndie Eltern den Schulgarten.Foto links: Das geernteteGemüse verarbeitetdie Eltern für dieSchulmahlzeit.DAS MAGAZIN 4 | 2013


12Titelthema: Burundisich ärztlich untersuchen zu lassen. Sie wirbt fürVerhütung, die im katholisch geprägten Burundi tabuisiertwird. Dabei gehört das schnelle Bevölkerungswachstumzu den größten Entwicklungshemmnissendes Landes. Gerade heute hat sie LeonardMacumi und Ernestine Musabwasoni besucht. Dankihrer Hilfe hat das Paar eine schwere Ehekrise überwunden.arbeiten ehrenamtlich und genießen dadurch einhohes Ansehen innerhalb der Bevölkerung. Alle Komiteesarbeiten unbürokratisch und kostenfrei, ihreBüros liegen direkt neben der Gemeindeverwaltungund der Justiz. Flankiert wird ihr Einsatz von denfreiwilligen Streitschlichtern und femmes leaders vorOrt. Als die <strong>Welthungerhilfe</strong> 2009 das Projekt in derGemeinde Busoni startete, zu der auch das DorfStreitschlichterin LaurenceMukarera bringtzerstrittene Familienerst einmal wiederzum gemeinsamenGespräch.Foto rechts: VollerElan sind die Schülerdabei! Seit sie Schulessenbekommen,können sie sich besserkonzentrieren.Die Gerüchteküche im Dorf kochte die Mär hoch,Ernestine habe ihren Mann betrogen und die kleineSandrine sei gar nicht sein Kind. Leonard nahm dieGerüchte für bare Münze. „Wir haben vorher zwarauch wenig gesprochen, aber dann war gar kein Gesprächmehr möglich“, sagt die 26 Jahre junge Ehefrau.Dann baten sie Laurence Mukarera hinzu unddiese brach das zornige Schweigen. Nach endlosenGesprächen und geduldiger Überzeugungsarbeit lebtdie Familie nun wieder zusammen, und zwar besserals je zuvor. „Ich würde das jedem weiterempfehlenund tue das auch“, sagt Leonard Macumi. „Er schlägtmich nicht mehr“, sagt seine Frau Ernestine. Auchdas ist ein großer Fortschritt. Das Paar hat außerdembeschlossen, mit einer Dreimonatsspritze zu verhüten.Sandrine ist gerade mal drei Monate alt undeigentlich sind drei Kinder auch genug, finden diejungen Eltern.Den notwendigen Rückhalt für ihr Engagement erhältLaurence Mukarera von der <strong>Welthungerhilfe</strong>.Diese ist seit der großen Dürre 2001 in der Region,um die verheerende Ernährungslage der Menschenzu verbessern. Seit 2004 hat sie in allen sieben Gemeindender Provinz Kirundo Versöhnungskomiteesaufgebaut, um Konflikte und Streitigkeiten innerhalbder Bevölkerung zu lösen. Die geschulten MitgliederMurore gehört, setzte sich Laurence Mukarera schonals Mitglied der Regierungspartei CNDD-FDD in Busonifür die Rechte der Frauen ein. „Ich war sehrstolz, als sie mich fragten, ob ich femmes leaderwerden wollte“, sagt sie. Und fügt hinzu, dass sichder Einsatz lohne, auch wenn er Zeit und Nervenkoste: „Ich habe sehr viel dazugelernt und kann vielselbstbewusster auftreten.“Bildung als einzige ChanceDas muss sie auch, wenn sie mit Ehemännern überGewalt in der Ehe verhandelt. Oder wenn Eltern ihreminderjährigen Töchter verheiraten. Oder Gerüchtebrodeln, ihr 20-jähriger Sohn Napoleon verstecke eineWaffe. Als Napoleon verhaftet wurde, weigerte derVater sich, ihn aus dem Gefängnis zu holen. Also trugLaurence Mukarera ihren Fall dem Versöhnungskomiteevor, das dem Vater ins Gewissen redete, er sollesich um seinen Sohn kümmern. Napoleon besaßkeine Waffe und kam frei. Jetzt besucht er die Oberschule.Er will Arzt werden. Ob er dieses hochgesteckteZiel jemals erreichen wird, bleibt fraglich. Diestaatliche Universität befindet sich rund 250 Kilometerweit weg in der Hauptstadt Bujumbura und kostetGeld. Dennoch setzt die Lehrerin Mukarera alle Hoffnungenauf Bildung als einzige Chance, die Armutdauerhaft zu überwinden. Mit Vehemenz wirbt dieDAS MAGAZIN 4 | 2013


Titelthema: Burundi13femmes leader dafür, dass die Kinder in die Schulegehen – und zwar Jungen wie Mädchen. „Frauenwerden in Burundi vernachlässigt“, weiß sie. „Wirkämpfen für die Emanzipation. Die beginnt bereits inder Schule: Mädchen müssen genauso zum Unterrichtgehen wie Jungen. Wir Frauen müssen uns einmischen,unsere Stimme erheben und an Entscheidungenteilhaben. Nur so kann unser Land vorankommen.“Damit die Eltern ihre Kinder auch tatsächlich in dieSchule schicken und nicht auf dem Feld oder imHaushalt mitarbeiten lassen, führt die <strong>Welthungerhilfe</strong>zusammen mit dem Welternährungsprogrammder Vereinten Nationen (WFP) in der Provinz Kirundogroßflächig Schulspeisungen durch. Das Projekt läuftseit mehr als zehn Jahren, inzwischen profitieren108 von 148 Grundschulen in der Provinz davon.Mehr als 100.000 Kinder bekommen täglich einewarme Mahlzeit: Maisbrei und rote Bohnen, angereichertmit Öl und Salz. Seit neuestem gibt es in21 Pilotschulen zusätzlich Gemüse aus den schuleigenenGärten. Die haben die Eltern nach Anleitungder <strong>Welthungerhilfe</strong> Anfang des Jahres angelegt. Siehaben Werkzeug erhalten und das bereitgestellteSaatgut gepflanzt. Jetzt können sie ernten und damitdas Schulessen um wertvolle Vitamine und Spurenelementeergänzen.Väter und Mütter bereiten das Essen zuDen Kindern schmeckt es und ihre Mütter sind begeistert:„Nie zuvor habe ich Karotten gegessen“,sagt Domitilde Karenzo aus dem Dorf Gaturanda,„aber jetzt weiß ich, wie wichtig sie für die Augenund die Gesundheit sind.“ Die 40-jährige Bauersfraumuss ihre fünf Kinder allein großziehen. Ihr Mannhat sie wegen einer anderen Frau sitzen lassen. „IchLänderinformationHintergrund BurundiBurundi gehört zu den kleinsten und zugleich am dichtestenbesiedelten Staaten Afrikas. Rund neun MillionenMenschen leben auf einer Fläche, die in etwa derGröße Brandenburgs entspricht (27.874 km²). Diemeisten von ihnen schlagen sich als Kleinbauerndurch. Beim Welthungerindex (WHI) 2012 zählteBurundi eindeutig zu den Verlierern, denn die Ernährungssituationhat sich im Vergleich zu 1990 dramatischverschlechtert. Das Land ist heute „gravierend“von Hunger betroffen und steht an letzter Stelle desWHI. Jedes dritte Kind unter fünf Jahren leidet anchronischer Unterernährung, sechs von zehn Menschenhungern. Die Lebenserwartung liegt nur bei 50Jahren. Diese Situation kann laut Bericht auf die„anhaltenden Konflikte und politische Instabilitätzurückgeführt werden“, zudem auf die schlechtenund mittlerweile gänzlich ausgelaugten Böden. Burundileidet noch immer an den schweren Folgen des1993 ausgebrochenen Bürgerkrieges, dem rund300.000 Menschen zum Opfer fielen. ZahlreicheMenschen wurden intern vertrieben oder musstenüber die Landesgrenzen hinaus in die Nachbarländerflüchten. Im Jahr 2000 unterzeichneten 19 Parteienden Friedensvertrag von Arusha, den unter anderemNelson Mandela vermittelte. Erst neun Jahre späterwurde die letzte offizielle Rebellenbewegung mit ihrerPartei FNL (Nationale Kräfte der Befreiung) indas politische System integriert. Seit den Wahlen2005 regiert die Partei ehemaliger Rebellen CNDD-FDD. Präsident Pierre Nkurunziza wurde 2010 wiedergewählt,allerdings boykottierte die oppositionelleFNL die Wahlen. Inzwischen sind etwa eine MillionMenschen in ihre Heimat zurückgekehrt. IhreIntegration sowie der Wiederaufbau der schlechtenInfrastruktur bilden eine immense Herausforderungfür die wirtschaftliche und soziale Entwicklung desLandes. Die <strong>Welthungerhilfe</strong> engagiertsich seit der großen Dürre 2001im besonders rückständigen Nordendes Landes. Im Mittelpunkt ihrer Arbeitsteht wie bei allen Projekten dieHilfe zur Selbsthilfe. Dazu gehörenneben Ernährungssicherung undSchulspeisung auch Maßnahmen zurFriedensförderung, Landwirtschaftsberatungund zum Klimaschutz.Dom. Rep.Kongomuss hart arbeiten, um meine Kinder durchzubringen“,sagt sie, aber das tut sie gerne, denn sie solleneinmal einen guten Beruf ergreifen. „Bildung ist sowichtig“, weiß die Analphabetin aus eigener Erfahrung.„Wenn du lernst, wirst du schlau und dannRUandaBurundiugandaBujumburatansaniaDAS MAGAZIN 4 | 2013


14Titelthema: BurundiSpes Wamariyaerklärt den Müttern,was zu einemgesunden Essen fürihre Kinder gehört.InterviewInterview mit Jean Nzobasabana (56), Präsidentdes Versöhnungskomitees in der Gemeinde Busoni,Provinz KirundoIhr Komitee besteht seit 2009. Was ist seitdempassiert?Es gibt viel weniger Konflikte in Busoni. Wenn dieLeute Probleme haben, kommen sie zu uns ins Büro.Wir haben einen Angestellten, der alle Fälle aufnimmt.An drei Tagen pro Woche halten unsere BeraterSprechstunde. In den meisten Fällen handeltes sich um Landstreitigkeiten oder Familienangelegenheiten,also häusliche Gewalt oder Erbrecht. ZumTeil gehen wir auch in die Familien oder begutachtendie Grenzstreitigkeiten vor Ort. Zur Konfliktlösunggehört am Ende ein Vertrag, den alle unterzeichnen.Wir arbeiten auch präventiv: Wenn wir Informationenbekommen, dass sich ein Konflikt anbahnt, versuchenwir schnell einzugreifen. Und wir motivieren die Menschen,sich für die Gesellschaft einzusetzen.Wie ist Ihr Komitee aufgebaut?Das Komitee besteht aus 30 gewählten Mitgliedern.Sie kommen aus allen sechs Zonen der Gemeinde.Jedes Mitglied arbeitet zwei Tage im Monat im Büro.Das ist alles ehrenamtlich. Hinzu kommen die Versammlungenund Fortbildungen. Im Leitungsteamsind wir zu fünft plus ein Mitarbeiter der <strong>Welthungerhilfe</strong>.Außerdem gibt es in jedem der 41 Dörferzwei bis drei Streitschlichter sowie die femmes leader,die Führungsfrauen.Wie hängen Frieden und Entwicklung Ihrer Meinungnach zusammen?Frieden ist die Basis für Entwicklung. Wenn eine Gesellschaftnicht friedlich zusammenlebt, ist keinewirtschaftliche Entwicklung möglich. Burundi ist dasbeste Beispiel: Von 1993 bis 2005 haben wir eineschwere Krise erlebt, es herrschte absolute Unsicherheitund deshalb gab es keine Weiterentwicklung.Das gilt aber auch umgekehrt: Wenn man nichts zuessen hat, wird viel gestohlen und getötet. Beidesgehört also zusammen.kannst du alles lesen. Dann kannst du dir alle Informationenbeschaffen, die du brauchst.“Deshalb engagiert sich die kräftige Frau neben ihrertäglichen Feldarbeit auch im Elternkomitee derGrundschule ihrer Kinder. Das organisiert dieSchulspeisung in Eigenregie. Nach den großen Ferientreffen sich die Eltern aller Schüler jedes Jahrmit den Mitarbeitern der <strong>Welthungerhilfe</strong> und wählenihre Vertreter – pro Schule zwischen zwölf und20 Mitglieder. Gleichzeitig schulen die Experten dieKleinbauern in Fragen der Ernährung, Hygiene oderFamilienplanung. Das Komitee teilt die Eltern zumKochen, Holzholen oder Handwerken ein. Dann beginntdas tägliche Geschäft: Die ausgewählten Elternkommen morgens gegen sechs Uhr dreißig in dieSchule. Sie legen Holz unter die energiesparendenÖfen und fachen es an, schleppen Wasser, um dieriesigen Töpfe damit zu füllen, rühren Maisbrei anund setzen die Bohnen auf. Während die Männermit schweren Holzlöffeln das Essen umrühren undihnen der Schweiß bei der Gluthitze den Körper hinunterrinnt, pflücken die Frauen Karotten und Spinatim Schulgarten. Sie waschen, schrappen undschnippeln die frische Ernte, bis sie kurz vor Mittagin die Töpfe wandert. Seitdem die Schulen von der<strong>Welthungerhilfe</strong> Regenwassersammelanlagen erhaltenhaben, ist auch das Wasserholen leichter geworden.„Früher mussten wir kilometerweit laufen,um Wasser zu holen“, sagt Coltilde Niyonkuru, dieebenfalls Mitglied im Kochkomitee ist. Sie deutet mitdem Kopf in Richtung Tal, in das ein Trampelpfadhinab führt. Eine Wasserquelle ist weit und breitnicht zu sehen.Weniger Kinder brechen die Schule abDie Eltern sind sich einig: Ihre Familien ziehen großenNutzen aus der Arbeit der <strong>Welthungerhilfe</strong>. Dafürnehmen sie die zusätzliche Arbeit gerne in Kauf.Jede Familie muss mindestens einmal im Monat mitarbeiten.Die Männer bauen Speisesäle und Überdachungenfür die Essensausgabe zum Schutz gegenRegen und Sonne. Auch die Kochstellen sind überdacht.„Der Hunger ist in dieser Region sehr groß“,erklärt sie. „Durch die Schulspeisung bekommen unsereKinder wenigstens ein Mal am Tag eine warmeMahlzeit.“ Und so hat sich die Schulabbruchrate von15 Prozent auf 2,5 Prozent reduziert. Bei 950 Schülernist das die enorme Zahl von 120 Jungen undMädchen, die jetzt wieder regelmäßig den Unterrichtbesuchen. „Die Kinder kommen alle“, sagt SchulleiterinOde-Marie Mduwimana und betont: „Immer.“Auch Béatrice Mukambayire kann ihre Kleinen jetztin die Schule schicken. Die 39-jährige Kleinbäuerinlebt mit ihrem Mann und den Kindern in einemDAS MAGAZIN 4 | 2013


Titelthema: Burundi15Flüchtlingslager für intern Vertriebene in der GemeindeVumbi. Die beiden Ältesten haben die Grundschulenach der dritten beziehungsweise viertenKlasse abgebrochen. Damals führte die <strong>Welthungerhilfe</strong>noch keine Schulspeisung in Vumbi durch undweil die Eltern die Familie vom kargen Ertrag ihresFeldes nicht satt bekommen konnten, schickten siedie Großen zur Arbeit. Sie sind heute 17 und 19 Jahrealt und schlagen sich als Verkäufer in kleinenKrämerläden durch. Für die Kleinen hat BéatriceMukambayire andere Pläne: „Meine Kinder müssenzur Schule gehen, denn ich habe verstanden, dasssie nur so etwas verändern können.“ Die resoluteFrau engagiert sich nicht nur im Kochkomitee derGrundschule, sondern gleichzeitig im Versöhnungskomiteeder Gemeinde Vumbi. „Dort habe ich gelernt,warum Bildung so wichtig ist“, sagt sie. „Bildungfördert Frieden, denn wer viel gelernt hat, kann nichteinfach seinen Freund oder Nachbarn umbringen.“Zumindest sollte man meinen, dass er nachdenktstatt loszuschlagen und eine gewisse Streitkulturentwickelt. Genau das ist die Aufgabe der Versöhnungskomiteesund der femmes leaders.Konflikte lösen und Streit schlichten„An uns kann sich jeder wenden“, erklärt Jean Nzobasabana,Präsident des Versöhnungskomitees in derGemeinde Busoni. „Durch die Arbeit der Komiteesgibt es viel weniger Konflikte.“ Die sieben Büros inden Gemeinden dienen als zentrale Anlaufstellen,doch die ehrenamtlichen Mitglieder arbeiten auchpräventiv: „Wenn wir Informationen bekommen,dass sich ein Konflikt anbahnt, versuchen wir schnelleinzugreifen.“ Dann gehen die Streitschlichter auchin die Dörfer, begutachten die Grenzstreitigkeitenvor Ort, schauen sich die häusliche Situation derKonfliktparteien an, reden, vermitteln, beraten.Kommt es zu einer Einigung, wird diese schriftlichfestgehalten und im Büro unterzeichnet. Die Dokumentenmappenenthalten viele Daumenabdrücke.Ein großer Teil der Bewohner kann nicht schreiben.Darüber hinaus werben die Friedensstifter für freiwilligesEngagement in den Gemeinden, um dieDorfentwicklung voranzutreiben. „Wir kooperierenmit der Verwaltung und gehen zu jedem Treffen aufGemeindeebene“, sagt Jean Nzobasabana. So sinddie sieben Komitees fest in ihren Gemeinden verankert.Für das Projekt der <strong>Welthungerhilfe</strong> bedeutetes, dass sie darauf bauen kann, dass die Leute vollhinter den Aktivitäten stehen und mitmachen. Dasist auch ein Verdienst der femmes leaders wie LaurenceMukarera.ServiceSie möchten mehr über unsere Projekte erfahren:Martina HamplMarketingkommunikationTel. 0228/22 88-199martina.hampl@welthungerhilfe.deKräftig rühren dieVäter: Bald ist derMaisbrei fertig.Foto links: RosetteManiratunga, Präsidentindes Elternkomitees,wiegt das Maismehlim Lagerraum.DAS MAGAZIN 4 | 2013


16Titelthema: PorträtGeduldig warten dieKinder, bis ihr Tellergefüllt wird.Foto rechts: AuchJonata freut sichschon auf das leckereMittagessen.Maisbrei mit Bohnen gibt Kraftzum LernenDie Schulspeisung der <strong>Welthungerhilfe</strong> ermöglicht vielen Mädchen und Jungen imNorden Burundis den Schulbesuch. So wie dem fünfjährigen Jonata.Jonata hat Hunger. Seit den frühen Morgenstundenlungert der kleine Kerl ohne Frühstück auf demSchulhof herum. Leise hockt er im Schatten der Bananenstauden,spielt mit ein paar Stöckchen im Sand.Das karierte Flanellhemd ist ihm viel zu groß. SeinLehrer ist krank, deshalb fällt heute der Vorschulunterrichtaus. Der Fünfjährige ist trotzdem gekommen.Am Mittag bekommt er nämlich etwas zu essen. DieSchulspeisung ist seine einzige Mahlzeit am Tag.Seine Eltern haben alle Vorräte aufgebraucht unddie nächste Ernte steht erst in drei bis vier Wochenan. Die Monate April, Mai und Juni sind für dieKleinbauern im Norden Burundis die schlimmste Zeitdes Jahres. Dabei isst Jonatas Familie selbst in denbesseren Monaten höchstens zweimal am Tag etwasManiok, Bohnen oder Süßkartoffeln, mehr könnensie sich einfach nicht leisten.Jonata ist heute mit seiner Mutter in die Schule gekommen.Sie wurde zum Kochen eingeteilt. Seit siebenUhr hat sie mit den anderen Müttern und Väterngeschuftet, damit die 643 Grundschüler und 134 Vorschülerdes kleinen Dörfchens Vumbi etwas Nahrhaftesin den Bauch bekommen. Jetzt ist es elf Uhr.Die Mutter ist längst gegangen. Jonatas kleiner Bruderist krank, sie musste nach Hause in die Hüttezurück und ihn pflegen. Aber Jonata ist natürlichgeblieben. Sehnsüchtig schielt er auf die brodelndenTöpfe mit Maisbrei und Bohnen. Duftwolken wabernzu ihm herüber und als ein Vater Wasserkanister undPlastikschüsseln zum Händewaschen bereitstellt,springt er aufgeregt von seinem schattigen Plätzchenauf. Er will der Erste sein. Natürlich drücken sichauch andere Vorschüler auf dem Schulhof herumund können es kaum abwarten, bis die Eltern mitder Essensverteilung beginnen.Vor dem Essen: Hände waschen!Endlich ist es so weit. Kurz bevor der Grundschulunterrichtzu Ende ist, stellen sich Jonata und dieanderen Jungen und Mädchen artig in einer Reiheauf. Lauter kleine Zwerge in abgerissener Second-Hand-Kleidung. Viele besitzen keine Schuhe und dieGummischlappen oder Sandalen der anderen passenauch nur selten. Brav lässt sich Jonata etwas Wasserüber die Hände gießen. Dann nimmt er das StückKernseife und schäumt sich ordentlich die Fingerein. Zum Schluss werden sie noch einmal über derDAS MAGAZIN 4 | 2013


Titelthema: Porträt17Maisbrei allein macht zwar satt, aber der Menschbraucht etwas Öl, um die Kohlenhydrate zu verdauen.Dazu noch Proteine, Mineralien, Vitamine undandere Nährstoffe. Jonata bekommteinen großen Schlag Maisbrei mit Öl „Die Arbeit im Komiteeund Salz, dazu eine Kelle Kidneybohnenin Kochwasser. Demnächst wird er Kinder profitieren sehrist Ehrensache. Meinedazu frisches Gemüse essen, denn dievon dem Projekt.“Eltern legen gerade einen Küchengartennach dem Vorbild eines Pilotprojektes in derNähe an. „Früher haben wir kein Gemüse gegessen,aber durch die <strong>Welthungerhilfe</strong> wissen wir, wie wichtiges ist“, sagt Rosette Maniratunga. Zu Hause bautsie inzwischen auch Kohl, Zwiebeln und Spinat fürden Eigenbedarf an – das hat es in Vumbi vorherkaum gegeben.Schüssel abgespült. Dann bekommt Jonata einentiefen Plastikteller in die Hand gedrückt und schonsteht er vor der Essenausgabe.„Früher haben wir uns nicht die Hände vor dem Essengewaschen, aber seitdem wir das gelernt haben,sind die Kinder kaum noch krank“, sagt Rosette Maniratunga.„Es gibt kaum noch Cholera oder Durchfallin der Gegend.“ Die 37-jährige Frau hat selberKinder – alle gehen in Vumbi in die Schule und sohat die Mutter Zeit, sich ehrenamtlich im Kochkomiteezu engagieren. Als Präsidentin verfügt sie überdie Schlüsselgewalt des Warenlagers und teilt dieEltern zum Küchendienst ein. Drei Vormittage proWoche arbeitet sie bei der Schulspeisung.„Das fühlt sich nicht an wie Arbeit“,sagt sie. „Es ist eine Ehrensache.Ich bin sehr froh, dass ich mich hierengagieren kann, denn meine Kinderprofitieren sehr von dem Projekt.“ RosetteManiratunga schätzt die Arbeitder <strong>Welthungerhilfe</strong>: „Durch das Projektgehen viele Kinder in die Schule,die sonst nicht kommen würden, unddas ist gut für die Entwicklung der gesamtenRegion.“ Außerdem lernen dieEltern in den Workshops zu Beginnjedes Schuljahres viel Neues, das ihrLeben entscheidend verbessert. „Dortgeht es auch um Hygiene“, sagt sie.„Und wir wissen jetzt, was ein Kindzum Leben braucht und welchen Wertgesunde Nahrung hat.“Es ist genug für alle daJonata interessiert das alles nicht. Er hat Hunger undsein Teller ist randvoll. Vorsichtig balanciert er seinendampfenden Schatz unter das schützende Dachdes Speisesaals. Hier ist es angenehm kühl, denndurch die offenen Seiten weht eine leichte Brise. Ersucht sich einen Platz auf einer Holzbank, nimmtden Teller auf den Schoß und isst. Einen Löffel besitzter nicht, aber auch das macht nichts. SeineHände sind ja sauber. So formt er mit den Fingernmundgerechte Portionen aus Brei und Bohnen undschiebt sie sich dicht über den Teller gebeugt in denMund. Das Bohnenwasser schlürft er einfach direktvom Teller. „Das schmeckt richtig gut“, schwärmt er.Inzwischen ist der Schulhof voll. In langen Schlangenstehen die Grundschüler der Klassen eins bissechs beim Händewaschen und bei der Essensausgabean. Jonata grinst. Er ist längst fertig und spültseinen Teller ab. Er war der Erste.Foto oben: Das Essenist nicht nur lecker,sondern auch gesund.Foto links: Vor demEssen waschen sichalle Kinder die Händemit Seife.Neben den üblichenFächern lernen dieKinder auch vieles überHygiene.DAS MAGAZIN 4 | 2013


18Aktionen & Kooperationen: Philanthropie plus XZum Mitmachen begeisternGutes tun und andere zum Mitmachen ermuntern: Nach dieser Devisehandelt der Mediziner und Coach Björn Migge. Gemeinsam mit seinerEhefrau Christine hat der 50-Jährige im Dezember 2009 bei der Stiftung<strong>Welthungerhilfe</strong> den Stiftungsfonds Deutscher Coaches ins Lebengerufen. Die Erträge aus diesem Fonds fließen direkt an Hilfsprojektefür notleidende Menschen in Afrika und Asien. Für eine Beteiligung andem Fonds warben die Eheleute Migge bei Seminarteilnehmern undGeschäftspartnern – mit Erfolg.Björn und ChristineMigge motivierenihre Kollegen, sicham Stiftungsfondszu beteiligen.Herr Migge, was ist das Motiv für Ihr Engagement undwarum arbeiten Sie mit der <strong>Welthungerhilfe</strong> zusammen?Wir haben genug zum Leben, und für unsere Verhältnisseleben wir sogar in Fülle und Sicherheit.Darum möchten wir etwas von unserem Geld mitMenschen teilen, die nicht in diesem Luxus leben.Die <strong>Welthungerhilfe</strong> erschien uns als guter Partner,da sie für nachhaltige Hilfe steht und schnell bereitwar, uns bei unseren Zielen zu helfen und individuellzu unterstützen.Wie ist es dazu gekommen, dass Sie einen eigenenStiftungsfonds gegründet haben? Wir spenden auch„normal“. Zusätzlich wollten wir Kollegen in unseremGeschäftsumfeld mitnehmen und einladen,gemeinsam Projekte der <strong>Welthungerhilfe</strong> zu fördern.Das lässt sich mit einem Stiftungsfonds hervorragendrealisieren. Aber um einen Stiftungsfonds zu gründen,muss man ja zunächst selbst Geld in die Handnehmen. Das haben wir dann 2009 verwirklichenkönnen.Sie haben auch den Fachverband Coaching (DFC) insLeben gerufen – welche Rolle spielt dieser für Ihr Engagement?Damit der DFC kostenneutral agieren kann,haben wir uns dazu entschlossen, die Geschäftsstellezu 100 Prozent privat zu subventionieren. DieMitglieder können sich dadurch anstelle für dieVerwaltung des DFC nachhaltig für den „StiftungsfondsDeutscher Coaches“ engagieren.ServiceSie möchten mehr über einen Stiftungsfondserfahren:Marc HerbeckStiftung <strong>Welthungerhilfe</strong>Tel. 0228/22 88-602marc.herbeck@stiftung-welthungerhilfe.deEin Grundsatz unserer Arbeit als Coach ist es, unserenKlienten zu helfen, eine Welt zu gestalten, in dersie gerne leben möchten. Dies spiegelt sich auch inunserer Zusammenarbeit mit der <strong>Welthungerhilfe</strong>und deren Projektarbeit wider.Was haben Sie mit dem Fonds inzwischen erreicht?Mit der Bezeichnung „Stiftungsfonds DeutscherCoaches“ wollen wir signalisieren, dass es nicht„unser“ Fonds ist, sondern dass Menschen, die inder Coachingbranche tätig sind, gemeinsam etwastun können. Mittlerweile kommen pro Jahr schonetwa 35.000 Euro an Zustiftungen zusammen. Sowachsen auch die Erträge Jahr für Jahr und dieWirkung steigt – aktuell für ein Kinderprojekt inÄthiopien.Der Weg zum eigenenStiftungsfonds1. Sie geben Ihrem Fonds einen Namen2. Sie wählen den Zweck aus den Arbeitsbereichender <strong>Welthungerhilfe</strong>3. Sie bestimmen die Höhe Ihres Startkapitals(ab 5.000,- Euro)4. Wir gestalten die Vereinbarung für denFonds5. Ihr Fonds nimmt seine dauerhafteArbeit auf6. Wir berichten Ihnen über die Höhe derErträge und welche Projekte der <strong>Welthungerhilfe</strong>damit unterstützt werdenZustiftungen zu Ihrem Fonds von Ihnen oderFreunden und Bekannten sind jederzeit möglichund erhöhen die Wirkung!DAS MAGAZIN 4 | 2013


Aktionen & Kooperationen19Schenken & spenden im neuenOnline-Geschenkshop... Schleifchen drauf, fertig! Bei Groß und Klein zaubern liebevollverpackte Geschenke ein Lächeln herbei. Wie wäre es, die Freudezu vervielfältigen und um den Globus zu schicken? Im neuen Online-Geschenkshop der <strong>Welthungerhilfe</strong> geht das ab sofort mit einemKlick – und einer fantasievollen Geschenkidee für Familie und Co. Denn bereits ab einerSpende von zehn Euro wandern da hübsche Origamis in den virtuellen Einkaufskorb: einSchweinchen in Quietschrosa, ein Schulhaus mit rotem Dach oder eine saftige Möhre– sie und viele andere Motive sind zunächst nur buntes Papier.Doch im Handumdrehen gefaltet stehen die kleinenKunstwerke für eine große Wirkung: für Dinge, diesich Menschen in armen Ländern dringend wünschenund die durch die Geschenkspende in Erfüllung gehen.So erzählt die Blume von blühenden Stadtgärtenzur Selbstversorgung der Bevölkerung,der Papier-Becher erinnert an dasRecht auf sauberes Wasser für alle unddas Herz steht für immer wieder notwendigeSoforthilfe, die mit langfristigen Förderpartnerschaftenunterstützt werdenkann. Denn schon eine Spende von zehnEuro monatlich lindert Leid in Krisengebietennachhaltig.Mit einer informativen Grußkarte flattert dasBastel-Set samt echtem Origami-Papier, Faltanleitungund – wie es sich für ein Geschenkgehört – Schleifenband perPost ins Haus. Wer die Ärmel schonhochgekrempelt hat, wählt dieschnelle <strong>Download</strong>-Variante. Auf geht’s:shop.welthungerhilfe.de.Glück zu verschenkenist nicht nur einfach,sondern auch nochhübsch anzusehen.DAS MAGAZIN 4 | 2013


20Aktionen & KooperationenWoche der <strong>Welthungerhilfe</strong>:sieben Tage voller Aktionen!Furchen durchziehen trockenen Boden und münden in eine klaffende Schlucht. Auf deranderen Seite ein buntes Schlaraffenland: saftig grüne Salatköpfe, leuchtende Kürbisse,knackige Tomaten. Dorthin kommen? Fast unmöglich. Mit seinem dreidimensionalenWerk vor dem Berliner Bahnhof Friedrichstraße machte der Künstler Manfred Staderam 14. Oktober auf die ungerechte Verteilung von Nahrung aufmerksam. Ein Highlightder Woche der <strong>Welthungerhilfe</strong>. Unter dem Motto „Die Welt isSt nicht gerecht. Ändernwir’s!“ hatte die <strong>Welthungerhilfe</strong> Vereine, Ehrenamtliche, Schulen und Firmen aufgerufen,sich für das Menschenrecht auf Nahrung stark zu machen.Fotos von links:Michaela May undBärbel Dieckmann vorder scheinbar unüberbrückbarenSchluchtAbsperrbänder machtenin Bonner Mensenauf die weltweiteUngerechtigkeit aufmerksam.Beim Bremer Erntedank-Renntaghattedie Jugend ihren Spaß.Bärbel Dieckmannund Simone Brunsbetrachten die Fotos,die später unter denHammer kamen.Balancierend konnten Besucher im Straßenkunstwerkselbst erfahren, welch schwindelerregende Kluftviele Menschen weltweit von nahrhaften Lebensmittelntrennt. Das Erlebnis machte auch SchauspielerinMichaela May nachdenklich: „Alle zehn Sekundenstirbt ein Kind unter fünf Jahren an den Folgen vonMangel- und Unterernährung. Das ist ein Skandal!“Dabei gebe es auf der Welt genug zu essen, um allezu ernähren, betonte <strong>Welthungerhilfe</strong>-PräsidentinBärbel Dieckmann. Per Videobotschaft machten Mayund andere prominente Unterstützer wie ModeratorinBärbel Schäfer und Schauspieler Max Tidof aufdas Recht auf Nahrung aufmerksam.Den Startschuss für die 46. Woche der <strong>Welthungerhilfe</strong>hatte am 13. Oktober Bundespräsident JoachimGauck in einer TV-Ansprache gegeben. Sein Appellgalt kontinuierlicher Hilfe. Auch wenn seit 1990 dieZahl unterernährter Kinder um die Hälfte zurückgegangensei: Mangelernährung bedeute einen Mangelan Möglichkeiten. Aus entwicklungspolitischer Sichtwurde das Thema einen Abend später unter Moderationvon Ute Schaeffer, Chefredakteurin der DeutschenWelle, vor über 190 Gästen in Berlin diskutiert.Resilienz, gemeint ist die Widerstandsfähigkeit, lauteteim historischen Kassensaal der Kreditanstalt fürWiederaufbau das Motto, das im Zuge der Veröffentlichungdes Welthungerindex auf dem Podium zuregem Austausch führte. Talkgäste wie KfW-DirektorMarc Engelhard, Wolfgang Lucht, Forschungsleiteram Potsdam-Institut, Chef der Münchener Rück StiftungThomas Loster sowie Grünen-Politikerin BärbelHöhn waren sich schließlich mit Bärbel Dieckmannund <strong>Welthungerhilfe</strong>-Generalsekretär Wolfgang Jamanneinig: Eine nachhaltige Weltentwicklungbraucht eine umfassende politische Strategie.Mittagessen mit HindernissenIns Grübeln dürfte der akademische Nachwuchs indrei Bonner Uni-Mensen geraten sein: Dort, wo täglichzehntausende Mahlzeiten über den Tresen wandern,versperrte knallrotes Absperrband den Weg.„Der Zugang zu Nahrung ist nicht selbstverständlich!“rüttelte die optische Barriere hungrige Studenten auf.Vier Tage lang klingelten an den Infoständen vonStudentenwerk und <strong>Welthungerhilfe</strong> die Spendenbüchsen.„Toll war auch das große Interesse an einer<strong>Welthungerhilfe</strong>-Hochschulgruppe – wer weiß, wassich noch ergibt“, erzählt Alena Kalks, Absolventineines Freiwilligen Politischen Jahres bei der Welt-DAS MAGAZIN 4 | 2013


Aktionen & Kooperationen21hungerhilfe. Auch beteiligten sich Firmen an derAktion: Unter anderem die Kaffeerösterei Darbovenund die Stadtentwässerungsbetriebe Köln versperrtensymbolisch ihren Kantineneingang.Bis auf den letzten Platz war die Hamburger HauptkircheSt. Petri gefüllt, als am 15. Oktober der Hammerfür den guten Zweck fiel. Über 500 Gäste, darunterbekannte Namen wie die Moderatoren DagmarBerghoff und Yared Dibaba oder der Botschafter vonSierra Leone S. E. Jongopie S. Stevens, waren derEinladung von Kunst-Event-Managerin SimoneBruns aus dem Hamburger Freundeskreis gefolgt.Unter fachmännischer Leitung von Christie’s-ChefinChristiane Gräfin zu Rantzau wechselten 34 Werkezeitgenössischer Fotokünstler meistbietend die Besitzer.Über 60.300 Euro freut sich das Förderprojektdes Freundeskreises in Sierra Leone.Bewegte Bilder hingegen standen an den Folgetagenin Berlin im Fokus. Ab 20 Uhr flimmerte in den KinosMoviemento und Central der brandneue Streifen„aWay“ über die Leinwand. Für die Story hatte dasstudentische Filmteam das Hilfsprojekt im indischenAuch Unternehmensind gefragtSoziale und gesellschaftliche Verantwortung wird nichtnur für große Unternehmen immer wichtiger. „CSR– Erfolgsfaktor für den Mittelstand“ hieß die Veranstaltungam 17. Oktober, zu der sich zahlreiche Vertretermittelstän discher Unternehmen zum praxisnahenAustausch mit Experten trafen. Im FrankfurterCommerzbank-Tower ging es einen Abend lang um dieEntwicklung effizienter und nachhaltiger CSR-Maßnahmenund deren sinnvolle Einbindung in die Unternehmensstrategie.Kontakt: vera.schernus@welthungerhilfe.de,Tel.: 0228/2288-468.Churu besucht. Über die Eindrücke talkte die Crewmit dem Wasserexperten der <strong>Welthungerhilfe</strong> StephanSimon nach der Vorführung. Das Beste: EinEuro pro Kinokarte floss an die Hilfsorganisation.Deutschlandweit mit tollen Ideen aktivZum Höhepunkt der Woche versetzten am 19. Oktoberfreiwillige Unterstützer ganz Deutschland in Bewegung.Gut gelaunt zog zum Beispiel die Aktionsgruppeim ostfriesischen Leer auf den Denkmalsplatz:Dort lockte der Duft selbstgebackener Berliner zumStand, an dem ein Glücksrad Euro um Euro in dieSpendenbox kullern ließ. „Wir wollen Menschen inNot und Elend gerne etwas zurückgeben“, so BrigitteOldenburg, Gründerin des 51-köpfigen Teams.Auch für Georg Ahrens war das Motivation, kräftigin die Pedale zu treten. Auf einer viertägigenRadtour von Trier nach Bonn nutzteer Verschnaufpausen zum Spendensammeln.Nach lebhaften Events wie inOberhausen, Pegnitz, Bekond, Stuttgartund Lohr setzte der Bremer Rennverein1857 e.V. beim Erntedank-Renntag mit3.137,15 Spendeneuro einer aktionsgeladenenWoche ein glänzendes Finale.Im Internet aktiv werdenWas die <strong>Welthungerhilfe</strong> ebenso wie jederEinzelne gegen den Hunger in derWelt tun kann, finden Informationshungrigeauf der neuen Aktionsseitewww.dieweltisstnichtgerecht.de. Zu entdecken gibtes hier neben ungewöhnlichen Fotos und Faktenauch spannende Mitmach-Tools: Wie wäre es, Freundeneine digitale Postkarte auf Facebook zu posten?Oder das eigene Statement zum Recht auf Nahrungauf die Website zu stellen? Einfach reinklicken...damit es bald nicht mehr heißt „Die Welt isSt nichtgerecht!“Rege tauschten sichUnternehmen überdie Möglichkeiten desEngagements aus.DAS MAGAZIN 4 | 2013


22Aktionen & Kooperationen„weltwärts“ – Mit der <strong>Welthungerhilfe</strong>nach Indien und UgandaIm Ausland leben und arbeiten, anderen Kulturen begegnenund etwas Sinnvolles tun – davon träumen viele junge Menschen.Für einige von ihnen kann dieser Traum im nächstenJahr in Erfüllung gehen, denn dann geht es „weltwärts“ mitder <strong>Welthungerhilfe</strong>. Ab 2014 beteiligen wir uns am entwicklungspolitischenFreiwilligendienst „weltwärts“, der vomBundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit undEntwicklung (BMZ) 2008 ins Leben gerufen wurde, und entsenden20 Freiwillige nach Indien und Uganda. Dort könnensie für zehn bis zwölf Monate in einem unserer „weltwärts“-Projekte mitarbeiten.Dabei sind vor allem Teamgeist und Engagementgefragt sowie die Bereitschaft, sich auf neue Lernerfahrungeneinzulassen. „Wir suchen keine Fachkräfte,sondern aufgeschlossene junge Menschen,die Interesse daran haben, die lokalen Partnerorganisationenin den Projektländern mit praktischenHilfstätigkeiten, zum Beispiel im sozialen Bereich,zu unterstützen“, erläutert Melanie Metzger, Referentinfür „weltwärts“ bei der <strong>Welthungerhilfe</strong>.Bereits in Deutschland werden die Teilnehmer umfangreichauf ihren Einsatz vorbereitet, direkt nachder Ankunft im Projektgebiet findet ein Orientierungsseminarstatt. Untergebracht bei Gastfamilienoder in Wohngemeinschaften haben die freiwilligenHelfer nun in Indien oder Uganda die Möglichkeit,Land und Leute kennenzulernen sowie wertvolleErfahrungen im Bereich der Entwicklungszusammenarbeitzu gewinnen. Während der Dauer ihresAufenthaltes begleitet eine Landesmentorin alleAktivitäten der Teilnehmer, darüber hinaus stehenihnen die Mitarbeiter der Partnerorganisationenjederzeit mit Rat und Tat zur Seite.ServiceSie möchten mehr über „weltwärts“ wissen:Melanie Metzger„weltwärts“Tel. 0228/ 22 88-506melanie.metzger@welthungerhilfe.dewww.welthungerhilfe.de/weltwaerts.htmlwww.weltwaerts.deDie Kosten für Seminare, Unterkunft, Verpflegung,die An- und Abreise sowie Versicherungen trägtdie <strong>Welthungerhilfe</strong>. Dazu erhalten die freiwilligenHelfer für ihren tatkräftigen Einsatz noch ein monatlichesTaschengeld. „Dafür wünschen wir unsvon unseren ‚weltwärts‘-Teilnehmern, dass sie auchnach ihrem Auslandsaufenthalt der <strong>Welthungerhilfe</strong>verbunden bleiben und sich für entwicklungspolitischeThemen und Bereiche engagieren“, sagtMelanie Metzger. „Wieder zurück in Deutschland,werten wir in einem Nachbereitungsseminar gemeinsammit den Freiwilligen ihre neu gewonnenenErfahrungen aus und beraten und begleiten sie beiihren zukünftigen ehrenamtlichen Aktivitäten.“Wer sich bei uns für den Freiwilligendienst bewerbenmöchte, sollte folgende Voraussetzungen erfüllen:Alter zwischen 18 und 28 Jahrengesundheitliche EignungHauptschul- oder Realschulabschluss mitabgeschlossener Berufsausbildung oder vergleichbarenErfahrungenoder Fachhochschulreife bzw. AllgemeineHochschulreifeDeutsche Staatsbürgerschaft oder ein dauerhaftesAufenthaltsrechtLernbereitschaft, Teamfähigkeit, persönlicheReife sowie Interesse an anderen Kulturen undEngagementHaben wir Ihr Interesse geweckt? – Sprechen Sieuns an, wir freuen uns über Ihre Bewerbung!DAS MAGAZIN 4 | 2013


Aktionen & Kooperationen23Hoch zu Ross für die gute SacheWo waren 300 Hufe und 200 Pfotenfür die gute Sache unterwegs?Vom 7.- 8. September auf Rügen!Hier organisierte Schauspieler TillDemtrøder erneut das Event „RügenCross Country“. Diesmal imRahmen der Bauer-Verlag-Initiative„Reiten ge gen den Hunger“.Bei der Schleppjagd verfolgtenReiter, Pferde und Hunde einekünstliche Duftspur – die sogenannte„Schleppe“ – quer überein Gelände mit Hindernissen.Statt eines Fuchses jagte die Hundemeutealso einem Duft hinterher.Zahlreiche Prominente folgtender Einladung Till Demtrøders und tauschtenHigh Heels gegen Gummistiefel sowie den sportlichenStraßenflitzer gegen den schnaufenden Trecker.Bei Schmalzbroten und Pflaumenkuchen ging esdann über Felder und Wiesen und entlang der malerischenKüste der Insel. Der beliebte Schauspielerfreute sich über das gelungene Event und vor allemüber die Spende von Dr. Reinhard Baumhögger,Eigentümer der ARCADIA HOTELS: „Ich bin mächtigstolz auf die fantastische Spendensumme von20.000 Euro und weiß als Botschafter der <strong>Welthungerhilfe</strong>ganz genau, dass hier jeder Cent effizientund weise dort eingesetzt wird, wo Menschenunsere Hilfe brauchen“.Stolz präsentiert TillDemtrøder den symbolischenSpendenscheck.Im Galopp geht es amStrand entlang.Eine besondere Freundschaft„Namasté“ hieß es im September in der GrundschuleHöhenstraße in Düsseldorf. 60 Schülerinnen undSchüler falteten die Hände vor ihrer Stirn und verbeugtensich. So begrüßt man sich in Nepal, erklärteSurendra Gautam, Projektmanager der <strong>Welthungerhilfe</strong>.Er ist in besonderer Mission aus Nepal gekommen.Die Düsseldorfer Viertklässler wollen mitihren Altersgenossen aus dem nepalesischen MillenniumsdorfKorak eine Lernpartnerschaft starten.Sie werden sich über Zeichnungen, Fotos und kleineBerichte über Alltagserfahrungen austauschen, umGemeinsamkeiten und Unterschiede zu entdecken.Korak liegt über 2.000 Meter hoch in den Bergen.Ackerbau ist hier fast unbekannt, Straßen und Lädensind weit entfernt. Was essen die Schülerinnen undSchüler hier? Wie kommen sie zur Schule, wenn keinBus fährt? Wie funktioniert eigentlich Schule in Nepal?Surendra Gautam präsentierte eindrucksvolleFotos aus dem kleinen Land: Hier gibt es das höchsteGebirge der Welt, den Himalaya. Und Tiere, diebei uns nur im Zoo zu besichtigen sind: den Königstiger,das Rhinozeros, den Nashornvogel und nochvieles mehr. Über 100 verschiedene Völker leben hierund sprechen ebenso viele unterschiedliche Sprachen.Umgekehrt gibt es natürlich ähnliche Fragen.Wir sind gespannt, wie sich diese Freundschaft entwickelt!Gebannt lauschtendie Schülerinnen undSchüler den Erzählungenvon SurendraGautam aus Nepalund <strong>Welthungerhilfe</strong>-Mitarbeiterin AngelaTamke.DAS MAGAZIN 4 | 2013


24Aktionen & KooperationenEs geht um Deine AngelegenheitReinhard Gorenflos (52) lebte während seiner Kindheit einige Jahre in Burkina Faso.Nach dem Studium führte ihn sein beruflicher Werdegang in Führungspositionender Industrie und Finanzwirtschaft. 2012 entschloss er sich, die Tua Res Stiftungzu gründen. An dieser Stelle berichtet er über deren Ziele und Erfolge sowie dieZusammenarbeit mit der <strong>Welthungerhilfe</strong>.Viele Eltern wünschen sich zwar eine Ausbildungfür ihre Kinder. Doch wenn die Mittel im Haushaltknapp sind, werden die Mädchen als erstes aus derSchule genommen – trotz Schulpflicht. So kann dieFamilie die Kosten für Gebühren und Schulmaterialiensparen, das Mädchen kann im Haushalt helfenund mit einfachen Arbeiten sogar zum Haushaltseinkommenbeitragen.Reinhard Gorenflosbesuchte das gemeinsameProjekt in Kongoussi.Foto Mitte: Fahrräder,um den weiten Schulwegbesser zu schaffen,Schulmaterialien undRanzen warten auf ihrejungen Besitzerinnen.Foto rechts: Für dieMädchen bedeutendie neuen Dinge einenganz persönlichenSchatz.„Tua res agitur“ – „Es geht um Deine Angelegenheit“,lautet das Leitmotiv unserer Stiftung. Wirwollen junge Menschen in Afrika ermutigen, selbstVerantwortung für ihr Leben zu übernehmen. Dazuist Bildung eine elementare Bedingung. Die Tua ResStiftung arbeitet daran, insbesondere Mädchen denZugang zu Bildung zu ermöglichen. Wir sind überzeugt,dass junge Frauen, die eine Ausbildung erhaltenhaben, ihr Leben und das ihrer Familienbesser in den Griff bekommen und einen wichtigenBeitrag zur Entwicklung ihrer Gemeinschaften leistenwerden.Bildung ist auch ein wesentlicher Faktor, um Armutin Entwicklungsländern zu überwinden. Dieser Gedankeist anerkannt und durch empirische Studienbelegt. Dennoch ist der Zugang zu Bildung in vielenafrikanischen Ländern ein Problem, gerade für Mädchenund junge Frauen. Nehmen wir das BeispielBurkina Faso: Es ist eines der ärmsten Länder derWelt, ohne bedeutsame natürliche Ressourcen, ohneZugang zum Meer in der Sahel-Zone gelegen. DieAlphabetisierungsquote von Frauen beträgt 33 Prozent.84 Prozent der Mädchen eines Jahrgangs werdenin die Grundschule aufgenommen, aber nur 42 Prozentschaffen es, die Grundschule abzuschließen.Über die Auswahl entschied das DorfDie Tua Res Stiftung hat 2012 ihre Arbeit aufgenommen.Unser erstes größeres Projekt haben wir inKongoussi unter Federführung der <strong>Welthungerhilfe</strong>realisiert. 300 Mädchen aus zehn Schulen im DistriktKongoussi erhielten Unterstützung, damit sie unbeschwertdie Schule besuchen konnten: Wir übernahmendie Schulgebühren und finanzierten Schulmaterialienund Kleidung für die Schülerinnen. Familienerhielten Nahrungsmittelhilfe, um so auch einenAnreiz zu schaffen, ihre Töchter in die Schule zuschicken. Informationskampagnen, Leistungsprämienfür die besten Schülerinnen und Investitionszuschüssefür Mütter, die ein eigenes kleines Gewerbeaufbauen wollten, rundeten das Programm ab.Besonders wichtig war die Auswahl der Schülerinnen– vor allem Mädchen aus sozial schwachen Familiensowie Waisen und Halbwaisen. Die Auswahl übertrugenwir den Dorfgemeinschaften in Verbindungmit Elternvertretungen und Schulen. Durch diesesDAS MAGAZIN 4 | 2013


Aktionen & Kooperationen25gemeinschaftliche Auswahlverfahren wurde die Entscheidungfür alle akzeptabel.Aufgrund des großen Erfolgs unseres Pilotprojektsgemeinsam mit der <strong>Welthungerhilfe</strong> und dem lokalenPartner ANZD (Association Nood Zooma de Developpement)beabsichtigen wir, das Projekt fortzuführenund weiterzuentwickeln: Die 300 Schülerinnenkönnen bis zum Schulabschluss mit unsererUnterstützung rechnen. Für uns ist die Förderungder einzelnen Menschen besonders wichtig. Dahersind wir stolz, den Schülerinnen von Kongoussi einePerspektive für ihre gesamte Ausbildung zu geben.Das Projekt wird auch qualitativ ausgebaut: Um bessereLernerfolge zu erzielen, stellen wir Solarlampenzur Verfügung. An den Schulen organisieren wirNachhilfeunterricht und versuchen die Lehrer durchPrämien stärker auf den tatsächlichen Lernerfolg hinzu orientieren. Detaillierter als im Vorjahr werdenwir die schulischen Fortschritte unserer Schülerinnenverfolgen und mit den Schulen diskutieren. Gleichzeitigstarten wir ein zweites Pilotprojekt in Kongoussi– zur Förderung von 100 Schülerinnen derSekundarstufe. Wir möchten soziale und wirtschaftlicheHürden überwinden, die Mädchen und jungeFrauen am Schulbesuch hindern.Jungen Frauen eine Chance gebenSeit ihrer Gründung hat die Tua Res Stiftung mitihrer Arbeit rund 1.150 Schülerinnen in vier Projektenerreicht. In Burkina Faso arbeiten wir in Kongoussi,in der Hauptstadt Ouagadougou sowie in derProvinzstadt Boulsa. Ein weiteres Projekt liegt in dernördlichen Provinz Turkana in Kenia. Inhaltlich gestaltetsich die Arbeit ähnlich der in Kongoussi. BisEnde 2013 wollen wir unser Förderprogramm aufsieben Projekte und rund 1.600 Schülerinnen ausweiten.Ob in Burkina Faso oder in Kenia, ob für Grundschülerinnen,Sekundarschülerinnen oder Studentinnen– wir verfolgen den einen Gedanken: JungenFrauen die Chance zu geben, ihr Leben selbst in dieHand zu nehmen: „Tua res agitur.“InterviewHerr Gorenflos, der Leitgedanke Ihrer Stiftung lautet:Es ist Deine Angelegenheit! Was verbinden Sie damit?Die Erfahrung zeigt, dass es schwierig für Menschenist, Probleme zu bewältigen, wenn sie sie nicht alsihre eigene Aufgabe erfassen. Menschen sind in derLage Veränderungen zu schaffen, wenn sie sich dieAufgaben zu eigen machen.Sie fördern bewusst die Bildung von Mädchen. Welchessind Ihre Gründe?In Afrika sieht man, dass Frauen eine große Rolle inder Gesellschaft spielen, aber nur geringe Bildungschancenhaben. Eine junge Frau, die lesen, schreibenund rechnen kann, ist einfach besser in der Lage,ihre Familie zu versorgen. Sie kann ihr Leben organisierenund verfügt über mehr Selbstbewusstsein.Wenn sie ein kleines Handwerk betreibt oder Obstund Gemüse verkauft, kann sie keiner so leicht überden Tisch ziehen.Welches war der bewegendste Moment während IhresBesuches in Kongoussi?Die leuchtenden Augen der Mädchen, als wir dieSchulranzen übergeben haben! Und als wir mit demDorfchef unter einem Baum saßen. Wir fragten: „Seidihr zufrieden mit der Auswahl der Mädchen, die wirunterstützen?“ Er antwortete: „Wir wissen, wer dieArmen sind.“ Das hat mich sehr berührt.Was gefällt Ihnen an der Zusammenarbeit mit der<strong>Welthungerhilfe</strong>?Mich überzeugt der Partnerschaftsgedanke der <strong>Welthungerhilfe</strong>.Ich kam mit einer Idee und wurde sehrpositiv aufgenommen. Mir ist wichtig, dass verschiedeneAkteure zusammenarbeiten: Dorfgemeinschaft,Eltern, Behörden. Aber es ist zudem einfach schön,hier Menschen zu finden, die eine solch hohe Motivationhaben, andere dabei zu unterstützen, ihre Armutzu überwinden.Sie möchten mehr über die Kooperation der<strong>Welthungerhilfe</strong> mit Stiftungen erfahren:Walburga GreinerSitftungskooperationenTel. 0228/ 22 88-304walburga.greiner@welthungerhilfe.deServiceDAS MAGAZIN 4 | 2013


26Rubrik-Thama BlitzlichterWie ... findet Ehepaar Weitblick das für sie passende Engagement?Wie ... wurden die Bauern von Gokwe selbst zu Spendern?In Simbabwe unterstützt die <strong>Welthungerhilfe</strong> Kleinbauern beimAufbau von Getreidesilos, um Lagerverluste zu vermeiden. DasBesondere daran ist deren gemeinschaftliche Verwaltung. MichaelHofmann, Vorstand Marketing der <strong>Welthungerhilfe</strong>, besuchte die„Chief Nemangwe Granary“ in Gokwe: „Die Bauern bringen ihreSäcke mit Maiskörnern oft auf Eselskarren und beschwerlichenWegen von weit her zum Gemeinschaftssilo, um ihre Ernte ‚einzuzahlen‘.Mit Plastikeimer und Abstreifstab werden die Mengenpenibel genau abgemessen und im Kontenheft vermerkt. Es gibtvier verschiedene Qualitätsstufen, die im Silo getrennt lagern.Über die Stufe entscheiden gewählte Experten. Manchmal wirdhitzig diskutiert – doch am Ende das Urteil akzeptiert. Einmalim Jahr, wenn das Saatgut am dringendsten gebraucht wird unddaher am wertvollsten ist, erfolgt die Ausschüttung – davor darfniemand an sein Guthaben. Vor der Errichtung der Saatgutbanklagerten die Bauern die Maiskörner zu Hause. Nicht nur, dass siedort leichter verderben konnten. Bei kurzfristigen Notlagen warder Griff zum Saatgutbestand sehr leicht und sehr häufig. ImEhepaar Weitblick überlegt. Beide möchten sich gegen Hungerund Armut in der Welt engagieren. Aber wie? Herr Weitblickkennt Lateinamerika von Reisen während seines Studiums.Den Menschen, die in großer Armut leben, fühlt er sich nochimmer sehr verbunden und möchte genau dort helfen. FrauWeitblick ist Lehrerin, ihr liegen bessere Bildungschancen amHerzen. Sollen sie spenden? Für eine Region oder ein Projekt?Wie die Weitblicks sich über verschiedene Möglichkeiten desEngagements informieren, zeigt das neue Kurzvideo des „Philanthropieplus X“-Teams der <strong>Welthungerhilfe</strong>. Ansprechend undsympathisch erklärt die Simpleshow mit dem Titel „Engagementmaßgeschneidert“ das umfangreiche Angebot. Begleiten SieEhepaar Weitblick auf ihrer Suche nach der für sie passendenForm, sich für eine bessere Welt zu engagieren. Erfahren Siein drei Minuten mehr über gezieltes Spenden, langfristigesStiften und sinnvolles Vererben: http://www.welthungerhilfe.de/philanthropieplusx.html‚Chief Nemangwe Granary‘ hat die Gemeinschaft nun vereinbart,bei der Ausschüttung einen Anteil für kranke oder gebrechlicheGemeindemitglieder zu reservieren. Stolz sagt der VorsitzendeMr. Matera: ‚Damals in den harten Zeiten waren wir auf Saatgut-Spenden angewiesen. Nun sind wir selbst zu Spendern geworden!‘Anfangs war es schwierig, die Bauern zu überzeugen, ihre mühsamerwirtschafteten Maiskörner aus der Hand zu geben. Inzwischenist das Gemeinschaftssilo so erfolgreich, dass die Kapazität nichtmehr ausreicht und die Überschussmengen in Nachbargemeindenlagern. So ist ein anspruchsvoller Traum entstanden: Gemeinsameinen größeren Silo für alle zu bauen …“DAS MAGAZIN 4 | 2013


27Rubrik-ThamaBlitzlichter 27Wohin ... verschlug es zwei Abenteurer zugunsten der <strong>Welthungerhilfe</strong>?Nach 14.000 Kilometern durch neun Länder sind Daniel Hundaus Hamburg und Manuel Möller aus Frankfurt endlich angekommen.„Ulaanbaatar – das Ziel unserer Träume der letztenfünf Wochen”, schreiben sie bei der Ankunft in der mongolischenHauptstadt. Für die <strong>Welthungerhilfe</strong> fuhren die beiden Freundedie „Mongol Rally“ als Benefiz-Rally von Deutschland in dieMongolei. Mit ihrem Kleinwagen kämpfen sich die beiden überunbefestigte Straßen und durch tiefen Sand. Sie verlieren ihrenAuspuff, warten in Sibirien fünf Tage auf Ersatzteile. Doch dieAbenteurer sind begeistert von der unberührten Natur und derBerglandschaft Kasachstans. Immer wieder nehmen sie sichZeit, erkunden die Natur zu Fuß und genießen nationale Spezialitätenwie Pferdesteak und Kamelmilch. Die Menschen, diesie unterwegs kennenlernen, sind hilfsbereit und gastfreundlich.Rund 1.500 Euro Spenden für die <strong>Welthungerhilfe</strong> erbrachte diespannende Tour. Wir danken den zwei Abenteurern ganz herzlichfür das außergewöhnliche Engagement!Wann ... sieht Josef Frei „rot“?„Ich muss vor allem querdenken“, sagt Josef Frei. „Es gilt alles inBetracht zu ziehen, was passieren kann“. Seit dem 1. Septemberist der gebürtige Schweizer neuer Sicherheitsberater der <strong>Welthungerhilfe</strong>.Er löst HubertusRüffer ab, der nach 23-jährigerTätigkeit für die <strong>Welthungerhilfe</strong>in den Ruhestand geht – dreiJahre lang beriet er die Organisationin Sicherheitsfragen.Josef Frei kümmert sich vonder Bonner Zentrale aus vorallem um „die Roten“. Alsodie Länder mit hohen Sicherheitsrisikenwie Afghanistan,Hubertus RüfferKongo, Pakistan oder Sudan.Sein Rat ist gefragt: JedesProjektland hat auf Basis derallgemeinen Standards einKonzept entwickelt, was imKrisenfall zu tun ist – jeweilsauf die lokalen Bedingungenabgestimmt. Doch das gilt esregelmäßig zu überprüfen. Mitden Auslandskollegen spielt JosefFrei mögliche Situationendurch: Der Funkkontakt zumTeam im Feld ist abgebrochen,ein Kollege ist schwer verletzt,oder es verschafft sich jemandJosef Freigewaltsam Eintritt ins <strong>Welthungerhilfe</strong>büro. All das müssen dieMitarbeiter im Schlaf beherrschen, denn ihre Reaktion kann fürsie selbst und andere überlebenswichtig sein. Täglich informiertsich der 48-Jährige über kritische Vorfälle und politische Entwicklungenin den Projektländern. Danach hält er Rücksprachemit dem Vorstand, gibt Empfehlungen ab, ob Handlungsbedarfbesteht. Sein letzter Job führte Josef Frei als Militärbeobachterder UNO nach Syrien. Doch auch wenn er vieleschreckliche Dinge erlebt hat, sagt er: „Wennman sich nur in diesen Gedanken bewegt,wird man paranoid. Ich habe mir einepositive Sichtweise auf das Leben bewahrtund mache meinen neuen Jobhier sehr gerne. Es ist wichtigfür die <strong>Welthungerhilfe</strong>, dasses jemanden gibt, der dieSicherheit in den Ländernkritisch hinterfragt, Denkanstößeund Ratschlägegibt. Es dient dem Schutzso vieler Mitarbeiter.“DAS MAGAZIN 4 | 2013DAS MAGAZIN 4 | 2013


28Porträt„Wir sind die Tür zum Spender“Hinter der Spender-Hotline der <strong>Welthungerhilfe</strong> 0228/22 88-176 verbirgt sich ein tatkräftigesTeam von fünf Frauen, die zupacken und vor allem gut zuhören können.Dagmar Reiser, JeannineSchulze, Anja Eberle,Marita Clemens undStephanie de Greiff (v.l.)sind Profis bei Fragenrund um die Spenden.Manchmal ist aber aucheinfach ein offenes Ohrgefragt.In den Büros des Spenderservice laufen wieder einmaldie Telefone heiß. Diesmal geht es um die europaweiteSEPA-Umstellung im Zahlungsverkehr. „Voreiner Woche haben wir rund 50.000 Anschreibenverschickt und unsere regelmäßigen Spender überdie Umstellung informiert“, sagt Anja Eberle, einevon fünf Mitarbeiterinnen im Spenderservice der<strong>Welthungerhilfe</strong>.Seitdem melden sich viele Spender mit Fragen zudieser Vorabinformation. Das können dann schonmal einige hundert Anrufe am Tag sein. Ganz ungewöhnlichist das für die fünf Mitarbeiterinnen desSpenderservice aber nicht: „Gerade in der Vorweihnachtszeitoder auch bei großen Katastrophen wieDürren oder Überschwemmungen melden sich sehrviele Spender bei uns“, weiß Anja Eberle. „Gut, denndafür sind wir ja da“, lächelt sie.Gerade diese Gespräche sind es, die den besonderenReiz der Arbeit im Spenderservice ausmachen. „Wirsind unseren Unterstützern sehr dankbar für ihreSpenden“, sagt Dagmar Reiser. „Umso schöner ist es,wenn sich diese dann im Gespräch bei uns für diegute Arbeit der <strong>Welthungerhilfe</strong> bedanken.“ Undwenn sich tatsächlich einmal unfreundliche Zeitgenossenmelden, dann kann das Team auch damitumgehen, gelernt ist gelernt.Fragen und Wünsche willkommenDagmar Reiser ist für die Förderpartner zuständig.Sie bearbeitet alles rund um die regelmäßigen Lastschriften,mit denen die Spender den Grundstock fürdie weltweiten Projekte der <strong>Welthungerhilfe</strong> legen.Die Umstellung auf die SEPA-Vorschriften betrifftihre Arbeit merklich. „Unsere Förderpartner müssenaber nichts tun, alles Notwendige haben wir erledigt“,versichert Dagmar Reiser.Ihre Kollegin Jeannine Schulze kümmert sich vorallem um die Buchung der Einzelspenden. Sie nimmttelefonisch Adress- und sonstige Änderungen entgegenund beantwortet die Fragen der Spender, zumBeispiel nach der Nummer des Spendenkontos der<strong>Welthungerhilfe</strong>. Bei den eingehenden Telefonatenunterstützen sich alle Kolleginnen gegenseitig -wenn die eine spricht, übernimmt die andere dennächsten Anruf.DAS MAGAZIN 4 | 2013


Porträt29Immer mehr Menschen erbitten zu ihrem persönlichenFest (wie zum Beispiel zu Geburtstagen, Hochzeitenoder Jubiläen), „Spenden statt Geschenke“. Sieteilen ihre Freude und helfen damit anderen. Dabeiunterstützt sie Marita Clemens. Sie kümmert sich umalles, was nötig ist, und schickt, wenn gewünscht,auch eine Sammelbox für die Spenden. Gespannt istsie, wie das neue Angebot der <strong>Welthungerhilfe</strong> ankommt:„Im Online-Geschenkshop kann man jetztals Gastgeber einen Geschenktisch einrichten undso seinen Gästen konkret zeigen, was sie mit ihrerSpende bewirken.“Dass die Online-Spenden dann reibungslos bearbeitetwerden können, daran hat Stephanie de Greiffintensiv gearbeitet. Die Verarbeitung von Online-Bankeinzügen oder Spenden per Kreditkarte, Pay Paloder Sofort-Überweisung hat sie mit entwickelt undintensiv getestet, ebenso die Umstellung auf dieSEPA-Vorschriften. Dabei hilft ihr die langjährigeErfahrung, die sie in der Spendenbuchhaltung gesammelthat, sie kennt alle Abläufe bis ins Detail.Und diese Abläufe haben sich im Laufe der Jahresehr verändert. „Immer mehr Bearbeitungsschrittekonnten wir automatisieren und vereinfachen. Dassenkt den Verwaltungsaufwand, und wir gewinnenso mehr Zeit für die Gespräche mit den Spendern.“Die Mitarbeiterinnen arbeiten zudem eng mit Kolleginnenund Kollegen in den anderen Abteilungender <strong>Welthungerhilfe</strong> zusammen. Die Abstimmungmit der Hauptbuchhaltung, die Unterstützung vonAktionen der Öffentlichkeitsarbeit, Einarbeiten vonneuen Mitarbeitern in die Adressbearbeitung, Buchenvon speziellen Einnahmen wie Fördermitteln vonStiftungen, das und vieles mehr gehört auch zumAlltag.Bisweilen leistet das Spenderservice-Team auchseelsorgerische Arbeit. „Neulich rief eine ältere Damean und weinte, weil sie ihre monatliche Fünf-Euro-Spende kündigen musste. Ihre Rente reiche einfachnicht mehr aus“, erzählt Anja Eberle. „Das war sehrtraurig, aber ich habe ihr geraten einmal auszurechnen,wie viel da in der ganzen Zeit zusammengekommenist! Denn die kleinste Spende summiertsich ja über die Jahre hinweg – für die Menschenin unseren Projekten waren ihre Spenden mehr alswertvoll.“ Kein Wunder, dass sich die Dame gleichbesser gefühlt hat. Oft erklärt das Service-TeamSpendern: „Ob Sie fünf oder 500 Euro oder mehrgeben – jede Spende zählt!“ Und wenn wie erstkürzlich wieder eine Anruferin wörtlich sagt „Ichmöchte Ihnen noch ein Kompliment zu Ihrem professionellenund schnellen Service machen“, dannfreuen sich darüber alle sehr.Ganz gleich also, welche Fragen oder Anliegen dieSpender haben, der Spenderservice als zentrale Anlaufstellekümmert sich darum. Meist sind es Änderungenbei der Adresse oder der Kontoverbindung.Auch benötigen einige Spender rasch eine Zuwendungsbestätigung.„Grundsätzlich verschicken wirdie Spendenquittungen Anfang des Folgejahres alsJahresquittungen, weil das für die <strong>Welthungerhilfe</strong>insgesamt einen geringeren Aufwand bedeutet“, soAnja Eberle. „Wenn jemand die Bestätigung früherbenötigt oder eine Zweitschrift braucht, dann erledigenwir das selbstverständlich sofort.“Schnell und präzise handelnBis zum Jahresende wird es in hohem Tempo weitergehen.Auf die sorgfältige Buchung der Spendenhat das aber keinen Einfluss. „Kommende Wochestellen wir in einem großen Rundschreiben unsereArbeit in Liberia vor“, sagt Jeannine Schulze. DasStichwort ist bereits in der Software für die Buchungeneingepflegt. So stellt der Spenderservice sicher,dass die Spenden so verwendet werden, wie dieSpender es wünschen.Nach der Liberia-Kampagne geht es dann auf Weihnachtenzu. „In anderen Unternehmen stöhnen dieKollegen über den Stress vor den Feiertagen – wirhoffen sogar darauf, dass es turbulent zugeht. Dennfür uns bedeutet das viele Spenden, die unsere Projektegegen Hunger und Armut erst möglich machen“,betont Anja Eberle. Und so sehen das alleMitarbeiterinnen des Spenderservice.Spenden zu besonderenAnlässenEgal ob Hochzeiten, Geburtstage, Weihnachten,Jubiläum oder Straßenfest – übers Jahr gibt es vieleAnlässe, die es verdienen, gefeiert zu werden.Möchten Sie Ihre Freude an diesen besonderen Tagenmit anderen Menschen teilen? Lassen Sie sich beschenken und schickenSie die Freude rund um den Globus.Wie das geht? Ganz einfach: Sie legen in unserem neuen Geschenkshopeine Wunschliste an und und laden dann Ihre Freunde, Bekannte oder Kollegenzum Spenden ein.Die Spenden fließen in unsere Projektarbeitund helfen dort auf der Welt, wo die MenschenHilfe am dringendsten benötigen.Weitere Informationen zu Anlassspendenfinden Sie in unserem Geschenkshop untershop.welthungerhilfe.de.DAS MAGAZIN 4 | 2013


30PanoramaIm Café Bonhoff bei Schloss Raesfeld herrschte am15. September buntes Treiben. Pausenlos wurde nach den köstlichenKuchen und Torten verlangt – nach Hausfrauenart gebacken.Einen ganzen Tag lang halfen alle mit: nicht nur die Familie mitOma und Opa, sondern auch die Angestellten, die für den gutenZweck auf ihr Gehalt verzichteten. Für Gerlinde van Dehn war nacheinem Bericht anlässlich des 50-jährigen Bestehens der <strong>Welthungerhilfe</strong>klar, dass sie selbst etwas tun möchte. So organisiertedie Mutter von fünf Kindern inihrem Café eine Spendenaktionim Rahmen von „1 Stundegegen den Hunger“. Der Erlösdes Kaffee- und Kuchenverkaufserbrachte großartige 2.200 Eurozugunsten der <strong>Welthungerhilfe</strong>.Spontan entschieden sich dreiMusikerinnen, auch etwas beizutragen.Djamillia Keberlinskaja-Wehmeyer,Joana Winter undFranziska Heptner gaben einBenefizkonzert in der Schlosskapelle.Das Bundesverdienstkreuz am Bande haben dielangjährigen Unterstützer der <strong>Welthungerhilfe</strong> Friedhelm und EdithaHenkst für ihr Lebenswerk erhalten (im Foto mit Landrat FriedhelmSpieker). Zur Würdigung am 10. August kamen auch <strong>Welthungerhilfe</strong>-VorstandMichael Hofmann und Länderreferent Hans Bailer, diesich persönlich bei den Eheleuten bedankten. Editha und FriedhelmHenkst gründeten den gemeinnützigen Verein „Freunde Äthiopiens“und sammeln seit Jahren unermüdlich Spenden, um vor allem zumAufbau von Schulen in Äthiopien beizutragen.Viele Menschen unterstützen die Arbeit der <strong>Welthungerhilfe</strong>mit ihrem Nachlass. Sie bewirken so Gutes auch überden eigenen Tod hinaus. In der Bonner Geschäftsstelle gibt esjetzt einen Ort der Anerkennung für dieses uneigennützige Engagement.Im Foyer vor dem Sitzungssaal schufen Studenten derAkademie für Kommunikationsdesign in Köln einen zeitgemäßenund ansprechenden (Ge-)Denk-Ort. Ihre Idee: Auf eine großeGlasscheibe werden die Namen der Nachlassgeber strahlenförmigaufgetragen. Die Strahlen dieser symbolischen Sonne beleuchteneine Glasvitrine mit Ähren – eine Ähre für jeden Namen. JedesJahr kommen neue Namen und Ähren hinzu, das Getreidefeldwird dichter und größer und zeigt so allen Besuchern und Mitarbeitern,dass immer mehr Unterstützer die <strong>Welthungerhilfe</strong>testamentarisch bedenken und darauf setzen, dass ihre gutenTaten wachsen.Die Studentinnen Malli Engelmann und Kerstin Beehle,Vorstandsmitglied Michael Hofmann und Harald Düren, LeiterPrivate Förderer, freuen sich über den neuen Gedenkort.Rock gegen Hunger: Es ging um nichts Geringeres alsum den Titel „Beste Unternehmensband in Düsseldorf“. Mit überzeugendemCover-Rock und sympathischer Bühnenpräsenz konntendie „Sky Officers“ von McKinsey den Sieg für sich verbuchen.Entschieden hatte die hochkarätige Jury mit Tonhallen-IntendantMichael Becker, Musikkritiker Philipp Holstein und Philipp Zwezvon Universal Musik. Feierlich übergaben sie den Bronze-Pokaldem Bandleader Oliver Ehrlich. Bei der Benefizveranstaltung„Rock gegen Hunger“, einer Initiative des Düsseldorfer Freundeskreises,traten am 14. November im Düsseldorfer Henkel-Saal fünfBands gegeneinander an. Als „Vorgruppe“ begeisterte auch die<strong>Welthungerhilfe</strong> mit dem Song „Imagine“. Durch den Abend mit750 Gästen führte die charmante Jazzsängerin Barbara Oxenfort.Der Erlös fließt in das Unterstützerprojekt des Freundeskreises,das Millenniumsdorf Korak in Nepal.DAS MAGAZIN 4 | 2013


In Kooperation mitPanorama31Der Welthunger-Index 2013 macht die großen regionalen Unterschiede bei derScannen Sie diesenQR-Code für eineelektronische Versiondes WHI. Fürweitere Informationenbesuchen Sie bitte dieWebsite www.welthunger-index.deFOOD RIGHT NOW isteine Bildungs initiative derAlliance2015. Sie wirdvon der Euro päischen Unionunterstützt.Bekämpfung des Welthungers deutlich. Auffällig ist, dass alle 19 Länder mit sehr ernster odergravierender Ernährungssituation nur unzureichende Möglichkeiten haben, um auf akute Notsituationenoder chronische Belastungen zu reagieren. Die meisten dieser Staaten sind jedochinternationales ForschungsinstitutDeutsche <strong>Welthungerhilfe</strong> e. V.für Ernährungs- und EntwicklungspolitikFriedrich-Ebert-Str. 12033 K Street, NW53173 BonnWashington, DC 20006-1002, USATel. +49 228-22 88-0Tel. +1 202-862-5600Fax +49 228-22 88-333Fax +1 202-467-4439regelmäßig Krisen wie Dürren, Überschwemmungen oder Preissteigerungen www.welthungerhilfe.de ausgesetzt. www.ifpri.org Es giltalso, langfristige Strategien zu fördern, um die Widerstandsfähigkeit („Resilienz“) armer undverwundbarer Bevölkerungsgruppen zu stärken. Der Welthunger-Index wird jährlich von der<strong>Welthungerhilfe</strong> gemeinsam mit dem Washingtoner Forschungsinstitut IFPRI und der irischenPartnerorganisation Concern herausgegeben.Concern Worldwide52-55 Lower Camden StreetDublin 2, IrlandTel. +353 1-417-7700Fax +353 1-475-7362www.concern.netWelthunger-Index 20132013–––Welthunger-IndexHerausforderung Hunger:WiderstandsfäHigkeit stärken, ernäHrung sicHern–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Schwerpunkt: Gesundheit und medizinische VersorgungWeltRisikoBericht2013Gemeinsam für Menschen in Not.Der WeltRisikoBericht 2013 zeigt: Länder, in denen das Gesundheitsniveauniedrig und die medizinische Versorgung schlecht ist, haben ein deutlich erhöhtes Katastrophenrisiko.Beispielsweise verlaufen hier leicht vermeidbare Krankheiten wie Durchfall oderLungenentzündung oftmals tödlich. Naturereignisse lassen sich nicht verhindern, doch dieMenschen können darin unterstützt werden, ihnen gestärkt zu begegnen. Den Bericht gibtdas Bündnis Entwicklung Hilft heraus, dessen Mitglied die <strong>Welthungerhilfe</strong> ist.Beide Berichte können Sie kostenlosbestellen unter:info@welthungerhilfe.de odertelefonisch unter 0228/22 88-134.ImpressumHerausgeber:Deutsche <strong>Welthungerhilfe</strong> e.V.Friedrich-Ebert-Straße 153173 BonnE-Mail: spenden@welthungerhilfe.deRedaktion:Stefanie Koop (Leitung)Katherin Longwe (Grafik)Verantwortlich:Mark AnkersteinAutoren:Constanze Bandowski, Sonja Eberle, ReinhardGorenflos, Michael Hofmann, Stefanie Koop,Bettina Leichtweis, Sabine Meuter, Fritz Schaap,Laura StillersGestaltungskonzept / Layout:MediaCompany – Agentur für Kommunikation GmbHFotonachweis:Bretz (22), Brockmann (8), Desmarowitz (1/10/11/12/13/14/15/16/17), Eberle (5), Elsässer (23),Herzau (4), Hund/Möller (27), Irrgang (27), Picasa(24/25), Pilar (6/7), Riethmüller (30), <strong>Welthungerhilfe</strong>(4/8/9/26/28/29), Zeller (23/30)Nachdruck erwünscht mitQuellenangaben und Belegexemplar.Lagernummer: 460-94232012 betrugen die Aufwendungen der <strong>Welthungerhilfe</strong> für Verwaltung, Werbung und allgemeine Öffentlichkeitsarbeitinsgesamt lediglich 7,9 Prozent. Jährlich erhalten wir das DZI Spenden-Siegel – für unseren effizienten und verantwortungsvollenUmgang mit uns anvertrauten Mitteln.DAS MAGAZIN 4 | 2013


Deutsche <strong>Welthungerhilfe</strong> e.V. | Friedrich-Ebert-Straße 1 | 53173 BonnPostvertriebsstück, Deutsche Post AG, 76971, Entgelt bezahltDeutsche <strong>Welthungerhilfe</strong> e.V.Friedrich-Ebert-Straße 153173 BonnTel. 0228/22 88-0Fax 0228/22 88-203Internet: www.welthungerhilfe.deE-Mail: spenden@welthungerhilfe.deVerwendungszweck:FUR ANNIE ISTBetrag:1 0 EU ROWASSER ENDLICHEINE KLARE SACHE.WER MONATLICH SPENDET, HILFT JEDEN TAG.Konto 1115 • BLZ 370 501 98 • Tel. 0228-2288-176 • www.welthungerhilfe.de

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