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W. G. Belinski – Ausgewählte philosophische Schriften – 7Sandmeer, an einem murmelnden Quell, im Schatten einer breitblättrigen Palme [12] die berühmtensieben Moallakât * zu erklären. Allerdings sind mir die Wege in diese Länder nichtminder bekannt als allen unseren Rundblickverfassern. Aber ich habe Bedenken, mich mitIhnen in solche Weiten zu wagen; Sie tun mir leid, Sie könnten ermüden oder sich verirren.Auch über Griechenland und seine vortreffliche, reichhaltige Literatur werden Sie von mirnichts hören; ebenso werde ich das ewige Rom mit finsterem Schweigen übergehen. Nein,fürchten Sie nichts. Ich beabsichtige nicht – in Nachahmung unserer vergangenen, gegenwärtigenund vielleicht auch zukünftigen Rundblickautoren, die stets auf die gleiche Manier mitden Eiern der Leda beginnen und mit rein Nichts enden; die, wenn ihr langes, bescheidenesSchweigen schon peinlich wird, unter Anspannung ihrer geistigen Fähigkeiten mit einemeinzigen Ruck den ganzen unerschöpflichen Vorrat ihrer enormen und vielseitigen Kenntnisseaus ihren Köpfen schütten, um ihn dann auf ein paar kleinen Seiten eines wohlgeneigtenBlattes oder Jahrbuchs unterzubringen – ich beabsichtige also nicht, in den Gebeinen Homers,Virgils, Demosthenes’ und Ciceros herumzuwühlen; sie haben auch ohne mich genugauszustehen, die Armen. Ich werde Ihnen nicht nur keine Auskünfte geben, ob es Hymnenoder Gebete waren, mit denen die Dichter der Urzeit ihr Schaffen begannen, ich erspare Ihnensogar das Präludium über die Literatur des Mittelalters und der Neuzeit und fange vielmehrdirekt mit der russischen Literatur an. Damit nicht genug, will ich mich nicht einmalüber den Klassizismus und die Romantik seligen Angedenkens auslassen; die Erde möge ihnenleicht werden!Nun sagen Sie selber, liebe Leser, bin ich nicht einfach ein Tölpel? Wie? – Eine so wichtigeObliegenheit wie die Abfassung eines Rundblicks auf sich nehmen und dann nicht die vorzüglicheGelegenheit ergreifen, seine tiefgründige, bei allen russischen Zeitschriften ausgeborgteGelehrsamkeit zur Schau zu stellen, eine Menge von brillanten, messerscharfen, wennauch jedermann längst bekannten und zum Halse heraushängenden Wahrheiten zum bestenzu geben und das ganze Gemengsel, den ganzen Salat dann mit Anspielungen auf dies undjenes zu würzen und mit ein paar Kalauern und einem kaleidoskopisch glitzernden Stil zudekorieren, auch wenn es dem gesunden Verstand zuwiderläuft! ... Wie, meine hochverehrtenHerrschaften, Sie wundern sich? Nun, sehen Sie, ich sagte Ihnen doch: lesen Sie nur, am Endewerden Sie es nicht bereuen... Denken Sie gut nach, und unterdes wiederhole ich Ihnennochmals, daß Sie zu [13] Ihrem größten Leidwesen nichts dergleichen zu erwarten haben –warum, das werden Sie gleich erfahren –‚ und Sie werden staunen.Erstens, weil ich Sie nicht mit Gähnkrämpfen plagen will, an denen ich selbst genug leide.Zweitens, weil ich kein Scharlatan bin, d. h. nicht von oben herab über Dinge sprechen will,von denen ich keine Kenntnis habe, und wenn doch, dann nur eine sehr vage und unbestimmte.Drittens, weil das alles sehr schön sein mag, wo es am Platze ist, mit der russischen Literaturjedoch, dem Gegenstand meiner Betrachtung, nichts zu tun hat: Ich hoffe, ich werde dieSchatulle viel einfacher aufschließen.Viertens, weil ich immer an den klugen Wahrspruch unseres seligen Kritikers NikodimAristarchowitsch Nadoumko denke, der lautet: Es ist dumm, wenn man, um im Kahn übereine Pfütze zu fahren, eine Seekarte vor sich ausbreitet. Sagen Sie, was Sie wollen, aber ichmöchte schwören, daß der Verblichene recht hatte. Es gab eine Zeit, wo sich alle die Ohrenzuhielten, um seine unzarten Ausfälle gegen die Genies von damals nicht zu hören, heuteaber bedauern alle, daß niemand mehr da ist, der die Genies von heute hübsch in Schach hielte.Da soll man es nun jedermann recht machen! Übrigens habe ich das nur so apropos gesagt– ich beeile mich, anzufangen.* sieben arabische Gedichte aus dem 6. Jahrhundert n. Z.OCR-Texterkennung <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> <strong>Archiv</strong> <strong>Leipzig</strong> – 23.12.2013

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