13.07.2015 Aufrufe

Zur PDF-Datei... - Max Stirner Archiv Leipzig

Zur PDF-Datei... - Max Stirner Archiv Leipzig

Zur PDF-Datei... - Max Stirner Archiv Leipzig

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

W. G. Belinski – Ausgewählte philosophische Schriften – 68Versuch eines Systems der MoralphilosophieVerfaßt von Magister Alexej DrosdowSt. Petersburg. Gedruckt in der Druckerei I. Glasunow, 1835.Herausgegeben von E. F. Sidonski, V. 78. (12) mit dem Motto:„Parve... liber..., vade, sed incultus.“ Ovidius Naso, „Trist.“ 1, I. 1Bei uns fehlt nicht nur jede wirkliche Kenntnis der Philosophie, sondern selbst das Strebennach ihr beginnt sich eben erst kaum zu regen, und auch das sprunghaft, nicht einmütig, irgendwiestoßweise, ohne Kontinuität. Dennoch aber regt es sich bereits, trotz dem verzweifeltenGezeter der Profanen der Wissenschaft, die alle Anstrengungen ihrer „mondänen“ Dialektikgegen „logische Konstruktionen“ verschwenden. Besonders bemerkbar macht sich dasgenannte Streben bei unserer Geistlichkeit, die sich dieser großen Wissenschaft mit Liebeund sichtlichem Erfolg annimmt. Die von einem Geistlichen geschriebene und von einemGeistlichen herausgegebene kleine Broschüre, deren Titel am Kopf des vorliegenden Artikelssteht, kann als Beweis hierfür dienen.Selbstverständlich ist sie nirgendwo von irgend jemandem genannt worden, und auch uns istsie zufällig in die Hände geraten. Wir haben sie mit einem Vergnügen gelesen, das wir gernmöglichst bald mit unseren Lesern teilen möchten. Eine richtige Auffassung vieler Gegenstände,eine schöne, gefühlvolle Darlegung der Ideen, Gewissenhaftigkeit im Urteil, Einfachheitund Klarheit bilden die Vorzüge dieses Werks; das aus mangelnder Treue gegenüberdem allgemeinen Grundprinzip entspringende Fehlen eines geschlossenen Systems und, alsdessen Folge, einzelne Widersprüche – sind ihre Mängel. Im einen wie im anderen Falle veranlassenuns sowohl die Wichtigkeit des Gegenstandes als auch die Achtung vor einer sogewissenhaften und uneigennützigen Arbeit, ausführlicher über sie zu reden.Der ehrenwerte Autor beginnt, wie es sich auch gehört, mit der Definition der Idee der „Moralphilosophie“,die er anders auch [112] „tätige Philosophie“ nennt; ihren Unterschied vonder „spekulativen Philosophie“ sucht er darin, daß die letztere die Wahrheit zum Gegenstandhat, die erstere dagegen das Gute. Zwischen beiden besteht nach seiner Meinung eine „Koordination“,die, ohne sie zu einzelnen Wissenszweigen zu machen, die Möglichkeit gibt, sieunabhängig voneinander zu bearbeiten.Weiter spricht der Autor davon, daß „die Moralphilosophie ihre Prinzipien nicht aus der geschichtlichenErfahrung oder aus irgendwelchen als wahr angenommenen Regeln ableitenkann, sondern ein exaktes und gründliches Wissen darüber fordert, was an sich wahr, gut undgerecht ist“. Schon dies allein genügt, um dieses Bächlein der Aufmerksamkeit würdig zufinden und in dem Autor einen Mann zu sehen, der seinen Gegenstand versteht. Es gibt zweiMethoden, die Wahrheit zu erforschen: a priori und a posteriori, d. h. aus der reinen Vernunftund aus der Erfahrung. Über die Vorzüge der einen und der anderen Methode ist vielgestritten worden, und es ist auch heute noch völlig unmöglich, diese zwei feindlichen Lagerzu versöhnen. Die einen sagen, um wahr zu sein, müsse die Erkenntnis direkt von der Vernunft,als von der Quelle unseres Bewußtseins, ausgehen und folglich subjektiv sein, weilalles Seiende nur in unsrem Bewußtsein Bedeutung habe und nicht an sich bestehe; die anderenmeinen, daß eine Erkenntnis nur dann richtig sei, wenn sie aus Tatsachen, Erscheinungenabgeleitet und auf Erfahrung begründet sei. Für die ersten existiert allein das Bewußtsein, unddie Realität liegt nur in der Vernunft, alles übrige dagegen ist seelenlos, tot und an sich ohne1 Der Aufsatz erschien zum erstenmal im Jahre 1835; es ist der einzige gedruckte Aufsatz, in dem bei BelinskiFichtesche Anschauungen zum Ausdruck kommen. – Das Motto bedeutet: „Büchlein, geh hinaus, obwohl nichtganz ausgearbeitet“, Ovid, „Klagelieder“ I, 1.OCR-Texterkennung <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> <strong>Archiv</strong> <strong>Leipzig</strong> – 23.12.2013

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!