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W. G. Belinski – Ausgewählte philosophische Schriften – 63nicht um Haaresbreite heruntergebracht. Aus Nichts Alles schaffen kann nur Gott allein, abernicht die „Lesebibliothek“; wiederbeleben kann man wohl Sterbendes, aber nicht Nichtvorhandenes.Man kann mit Geld nicht Talente machen, aber man kann sie mit ihm auch nichtumbringen. Wo immer sie schreiben, in welcher Zeitschrift sie ihre Erzeugnisse unterbringenund was sie dafür bekommen mögen, die Herren Gretsch, Bulgarin, Massalski, Kalaschnikow,Wojejkow; sie bleiben doch immer und überall, was sie sind. Herr O. jedoch wird sichweder im „Nowosselje“ noch in der „Lesebibliothek“ untreu werden. So hat also meinemErachten nach die „Lesebibliothek“ praktisch, a posteriori, und folglich unwiderleglich bewiesen,daß wir keine Literatur haben, denn sie hat, obgleich sie alle Mittel besaß, nichts zustandegebracht. Das ist nicht ihre Schuld, denn„Aus winterlichem NebeldunstSchlägt niemals eine Feuersbrunst!“ 70Wehe dem Künstler, der um Geldes willen schreibt, und nicht aus dem unberechenbaren Bedürfnis,zu schreiben. Aber wenn er das körperlose Ideal, das ihn bedrängte und quälte, einmalaus seiner inneren Welt herausgestellt, wenn er sich an seiner Schöpfung satt gefreut undergötzt hat, warum sollte er sie dann nicht zu Geld machen?„Ein Werk läßt nimmer sich verkaufen,Dagegen wohl ein Manuskript.“ 71Anders verhält es sich mit einem Bild: hat er es einmal verkauft, so muß der Maler sich vonseiner Schöpfung trennen und entäußert sich so des geliebten Kindes seiner Phantasie; einliterarisches Kunstwerk dagegen kann der Künstler dank Gutenbergs geistreicher Erfindungstets bei sich behalten; warum dann Fortunas Ungerechtigkeit nicht mit Gaben der Natur entgelten?Haben die französischen und die englischen Zeitschriften nicht mit Hilfe von Geldjenen hohen Grad der Vollkommenheit erreicht, auf welchem wir sie heute sehen? Folglichliegt die Schuld der „Lesebibliothek“ nicht darin, daß sie die russischen Autoren hoch bezahlt,sondern darin, daß sie hoffte, selbstverständlich zu Nutz und Frommen der eigenenTasche, mit Geld Talente zu machen. Eine der wichtigsten Aufgaben für eine [105] russischeZeitschrift ist, daß sie das russische Publikum mit dem europäischen Geistesleben vertrautmacht. Wie macht das die „Lesebibliothek“? Sie streicht und streckt und stutzt und putzt nacheigener Manier die Aufsätze zurecht, die sie aus ausländischen Blättern übersetzen läßt, undrühmt sich noch, daß sie ihnen damit eine besondere Art der ihr eigenen Unterhaltsamkeitverleiht. Es kommt ihr gar nicht in den Sinn, daß die Leserschaft wissen möchte, wie man inEuropa über diese oder jene Frage denkt, und keineswegs, was die „Lesebibliothek“ von dieseroder jener Frage hält. Und deshalb sind die übersetzten Beiträge in der „Lesebibliothek“so gänzlich wertlos. Welche Romane werden z. B. übersetzt? Die Erzeugnisse der DameMidford und anderer, die im Geschmack des seligen Ducray-Duminil und August Lafontainesnebst Kumpanei schreiben Wie steht es ferner mit der Kritik? Man kennt wahrscheinlichdie dort erschienenen Rezensionen über die Werke der Herren Bulgarin, Gretsch, Kalaschnikowund der Herren Chomjakow, Weltman, Tepljakow und anderer? In einer kritischen Betrachtungüber die „Schwarze Frau“ hat der Rezensent der „Bibliothek“ das gesamte Systemder Anatomie, der Physiologie, der Elektrizität und des Magnetismus erläutert, sämtlich Gebiete,die in dem erwähnten Roman auch nicht einmal erwähnt werden. Eine wahrhaft großartigeKritik, das muß man sagen!Wer sind die Genies der Smirdinschen Periode unserer Literatur? Es sind die Herren BaronBrambäus, Gretsch, Kukolnik, Wojejkow, Kalaschnikow, Massalski, Jerschow und viele ih-70 Aus Lomonossows Ode „Abendgedanken über Gottes Größe“.71 Aus Puschkins Gedicht „Gespräch zwischen Buchhändler und Dichter“. Das Zitat ist ungenau; die erste Zeilelautet wörtlich: „Eingebung läßt sich nicht verkaufen“.OCR-Texterkennung <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> <strong>Archiv</strong> <strong>Leipzig</strong> – 23.12.2013

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