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W. G. Belinski – Ausgewählte philosophische Schriften – 62Soll ich mich wirklich über unsere sonstigen Romanciers und Märchenerzähler, als da sinddie Herren Massalski, Kalaschnikow, Gretsch u. a. verbreiten? Sie gelten bei uns samt undsonders fast als Genies, wie sollte es auch ein O. mit ihnen aufnehmen, über den ich weiteroben gesprochen habe? Und so verstumme ich denn in andächtiger Bewunderung, denn ichfühle, daß mir die Worte fehlen, sie nach Gebühr zu preisen.Ich unterscheide also vier Perioden in unserer Literatur: die Lomonossow-Periode, die Karamsin-Periode,die Puschkin-Periode und die volkstümliche Prosaperiode. Zu erwähnenbleibt mir noch die fünfte, die mit dem Erscheinen des ersten Hefts des „Nowosselje“ begonnenhat und die Smirdinsche genannt werden kann und muß. Ja, meine werten Herrschaften,ich scherze nicht, ich wiederhole, daß diese Periode in unserer Literatur mit Fug und Rechtdie Smirdinsche genannt werden muß; denn A. F. Smirdin ist ihr Haupt und Mittelpunkt. Alleskommt von ihm, alles geht zu ihm; er approbiert und stimuliert junge wie altersschwacheTalente unentwegt mit dem lieblichen Klang marktgängigen Geldes. Er weist diesen Geniesund Halbgenies Weg und Richtung, läßt sie nicht dem Müßiggang verfallen, kurz, er bringtLeben und Bewegung in unsere Literatur. Entsinnt man sich noch, wie der höchst achtbare A.F Smirdin, von der [103] Sorge um das allgemeine Wohl getrieben, mit dem ganzen Freimuteines edlen Herzens verkündete, daß unsere Zeitschriftenverleger nur darum keinen Erfolghätten, weil sie sich auf ihr Wissen, ihr Talent und ihre Arbeit verließen, statt auf das lebendigeKapital, das die Seele der Literatur ist. Entsinnt man sich ferner, wie er, krächzend undmit dem Geldbeutel klimpernd, den Ruf an unsere Genies erschallen ließ, für alle Sorten literarischerErzeugnisse eine feste Taxe verkündete und wie sich dann unsere literarischen Erzeugerin hellen Scharen in seine Kumpanei anwerben ließen; entsinnt man sich, wie großzügigund geschäftstüchtig er unsere ganze Literatur und das gesamte literarische Schaffen ihrerVertreter en gros aufkaufte! Mit Hilfe der Genies der Herren Gretsch, Senkowski, Bulgarin,Baron Brambäus und anderer Mitglieder der berühmten Kumpanei konzentrierte er unsereganze Literatur in seiner massiven Zeitschrift. Und was kam bei diesem großartigen patriotisch-merkantilenUnternehmen heraus? Manche Leute behaupten, Herr Smirdin hätte unsereLiteratur umgebracht, indem er ihre begabten Vertreter mit schnödem Mammon auf Abwegelockte. Muß erst nachgewiesen werden, daß diese Leute bösartige Gegner eines jeden uneigennützigenUnternehmens sind, welches irgendeinen Zweig der Landesindustrie zu belebenbestrebt ist? Ich gehöre nicht zu diesen Leuten und freue mich z. B. herzlich über das Konversationslexikon,obgleich ich weiß, daß die Herren Gretsch, Bulgarin u. a. an seiner Zusammenstellungmitarbeiten, und obgleich ich schon die Dienstliste von Lomonossow gelesenhabe, die fälschlich als Lebensbeschreibung dieses großen Mannes 69 ausgegeben wird.Ich besitze eine erstaunliche Gabe, in allem immer nur die gute Seite zu bemerken und überdie schlechten hinwegzusehen. Und was mir auch vor Augen kommt, ich wiederhole unentwegtmeinen Lieblingsvers:„Und alles dies ist gut und schön“,denn ich bin mit Herz und Seele davon überzeugt und glaube trotz der Meinung des HerrnProfessor Senkowski unerschütterlich daran, daß das Menschengeschlecht dank der LiebeGottes, die über ihm wacht, seiner Vollkommenheit entgegenschreitet und daß kein Fanatismus,keine Böswilligkeit, keine Unwissenheit und auch kein Baron Brambäus es auf diesemWege aufhalten können, denn solche Hinderer des Guten sind im Grunde genommen seinewahren Förderer. Rottet das Böse aus, und ihr werdet auch das Gute ausrotten, denn [104]ohne Kampf kein Verdienst. Und so betrachte ich die „Lesebibliothek“ von einem gänzlichanderen Standpunkt; sie hat unsere Literatur nicht um Haaresbreite höhergeführt, aber auch69 Gemeint ist ein besonders trockner Aufsatz, den Gretsch über Lomonossow für ein Konversationslexikongeschrieben hatte und den er in der „Lesebibliothek“ erscheinen ließ.OCR-Texterkennung <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> <strong>Archiv</strong> <strong>Leipzig</strong> – 23.12.2013

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