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W. G. Belinski – Ausgewählte philosophische Schriften – 59aber „Eugen Onegin“ und „Boris Godunow“ konnte nur ein russischer Dichter schreiben.Absolute Volkstümlichkeit ist nur bei Menschen möglich, die von fremden ausländischenEinflüssen ganz unberührt sind, und darum ist Dershawin volkstümlich. Also, unsere Volkstümlichkeitbesteht in einer getreuen Wiedergabe der Bilder des russischen Lebens. Betrachtenwir, was in dieser Hinsicht die Dichter der neuen Periode unserer Literatur geschaffenhaben.Die Anfänge dieser volkstümlichen Richtung in unserer Literatur fallen noch in die PuschkinschePeriode; nur trat sie damals nicht so auffällig in Erscheinung. Den Anfang machte HerrBulgarin. Aber da er kein Künstler ist, was heute außer von seinen Freunden von niemandemmehr bezweifelt wird, nützten seine Romane nicht der [98] Literatur, sondern der Gesellschaft,d. h. mit jedem von ihnen bewies er irgendeine Dutzendwahrheit aus dem praktischenLeben, und zwar:I. mit „Iwan Wyshigin“: was für einen Schaden Rußland die ausländischen Emigranten undSchelme zufügen, die ihre Dienste als Erzieher, Verwalter und bisweilen gar als Schriftstelleranbieten;II. mit dem „Falschen Demetrius“: wer Meister in der Darstellung kleiner Gauner und Schelmeist, der mache sich nicht an die Darstellung großer Missetäter 66 ;III. mit „Peter Wyshigin“: wenn der Sommer vorbei ist, geh nicht nach Himbeeren in denWald; oder mit anderen Worten: schmiede das Eisen, solange es heiß ist. 67Ich wiederhole: Faddej Wenediktowitsch ist nicht Dichter, sondern praktischer Philosoph,Philosoph des wirklichen Lebens. Seine Schöpfungen zeigen poetische Seiten nur bei derlebendigen, naturgetreuen Darstellung von Gaunereien und Spitzbubenstreichen. Aus Gerechtigkeitsgründensoll vermerkt werden, daß er mit dem ungewöhnlichen Erfolg seiner Romaneoder, richtiger, ihrem vorzüglichen Absatz viel zur Belebung unseres literarischen Schaffensbeigetragen und eine unendliche Geschlechterfolge von Romanen hervorgebracht hat. Ihmverdankt das russische Publikum auch den literarischen Aufstieg Alexander AnfimowitschOrlows.Viel hat für die volkstümliche Richtung Herr Pogodin getan. Im Jahre 1826 erschien seinkleiner Roman „Der Bettler“ und im Jahre 1829 seine „Schwarze Sucht“. Beide Romane sindbemerkenswert, weil sie meisterhafte, mit Gefühlswärme erfüllte naturgetreue Schilderungender Sitten des einfachen russischen Volkes sind, der letztere auch darum, weil ihm eine schönedichterische Idee zugrunde liegt. Hätte sich Herr Pogodin in seinen Büchern konsequentaufwärtsentwickelt, so besäße die russische Literatur in ihm einen Schriftsteller, auf den siemit Recht stolz sein dürfte. Übrigens gebührt nicht nur ihm die Ehre, die Volkstümlichkeit indie erzählende Literatur eingeführt zu haben; sie wird von anderen bemerkenswerten Talentenin diesem oder jenem Maße geteilt.„Jurij Miloslawski“ war der erste gute russische Roman. Obgleich ihm das künstlerisch Abgerundeteund in sich Geschlossene fehlt, zeigt er mit besonderer Meisterschaft die Lebensweiseunserer Ahnen, soweit sie an die heutige anklingt, und ist außerordentlich [99] warmgeschrieben. Fügt man noch die fesselnde Handlung und die Neuheit des gewählten Stoffshinzu, bei dem der Verfasser weder Vorbilder noch Vorgänger hatte, und man wird denGrund seines außergewöhnlichen Erfolges begreifen. „Roslawlew“ zeichnet sich durch dieselbenWerte und dieselben Mängel aus: er ist nicht abgerundet und in sich geschlossen, da-66 Diese Charakteristik bezieht sich auf F. W. Bulgarin selbst.67 Spielt auf die Tatsache an, daß der Roman „Peter Wyshigin“ im Vergleich zu „Iwan Wyshigin“, dessen Fortsetzunger war, sehr schlechten Absatz fand.OCR-Texterkennung <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> <strong>Archiv</strong> <strong>Leipzig</strong> – 23.12.2013

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