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W. G. Belinski – Ausgewählte philosophische Schriften – 53gen Aristarch verteidigten? Ich weiß nicht, wie es andern geht, ich jedoch erinnere mich nochsehr gut, wie ergrimmt wir alle auf ihn waren, und weiß noch, wie ich selbst ihm zürnte. Und wasgeschah? Der größte Teil seiner düsteren Prophezeiungen ist bereits eingetroffen, und keinerzürnt dem Toten mehr... Jawohl, Nikodim Aristarchowitsch war eine prächtige Erscheinung inunserer Literatur! Wie viele Stürme rief er hervor, wie viele blutige Schlachten schlug er, wietapfer focht er, wie unbarmherzig mähte er seine Gegner nieder, sowohl mit seinem oft bis zurTrivialität originellen, aber immer nadelspitzen und treffenden Stil [88] als auch mit seinen unanfechtbarenSchlußfolgerungen und diesem. gutmütigen, aber tödlichen Spott...„Und wo, o Held, liegt deine Leiche?Welch Grab umfängt sie...?“ 61Was kann ich über die damaligen Zeitschriften melden? Sollte ich sie wirklich mit Schweigenübergehen? Sie gewannen zu jener Zeit eine so große Bedeutung in den Augen des Publikums,riefen eine so lebendige Teilnahme hervor und spielten eine so wichtige Rolle! Ich erkläre,daß sie fast ausnahmslos, ob sie es wollten oder nicht, mit oder ohne Absicht, zur Verbreitungvon neuen Begriffen und Anschauungen in unserem Lande beigetragen haben. Wir haben ausihnen gelernt, und wir haben ausgelernt. Jede von ihnen hat geleistet, was in ihren Kräftenstand. Welche am meisten? Diese Frage kann ich nicht mit Bestimmtheit beantworten, dennaus besonderen Gründen, die nebenbei nur für mich von Bedeutung sind, kann ich nicht allessagen, was ich denke. Ich erinnere mich stets an Montaignes kluge Lebensregel und halte vieleWahrheiten in der geballten Faust fest. Die Hauptsache ist, daß ich in der Chamäleonskunstnoch allzu wenig Erfahrung habe und auch so dumm bin, meine Meinungen hochzuhalten,nicht als Literat und Schriftsteller (zumal ich vorerst weder das eine noch das andere bin),sondern als ehrlicher, gewissenhafter Mensch, und es mir irgendwie peinlich ist, der einenZeitschrift einen Panegyrikus * zu schreiben, wenn ich der anderen die Gerechtigkeit versagenmuß... 62 Was tun? Meinen Auffassungen nach gehöre ich eben noch nach Arkadien! ... Alsokein Wort über die Zeitschriften! Ich werfe einen Blick auf meinen riesigen Schreibtisch, aufdem all diese Toten dank meiner Trägheit und der in meinem Zimmer herrschenden Unordnungin Haufen wie im Grabe durch- und übereinander, miteinander ausgesöhnt liegen, undich blicke mit einem wehmütigen Lächeln auf sie nieder und sage:„Und alles dies ist gut und schön!“(Schluß folgt) [89]Literarische Träumereien(Schluß)„Noch diese eine, diese letzte Kunde,Und fertig ist die Chronik, die ich schrieb.“OCR-Texterkennung <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> <strong>Archiv</strong> <strong>Leipzig</strong> – 23.12.2013PuschkinDas Jahr dreißig, das Cholerajahr, war ein wahres Schreckensjahr für unsere Literatur, einwahrhaft verhängnisvoller Zeitabschnitt; mit ihm begann im Dasein unserer Literatur einegänzlich neue Periode, die sich von Anfang an schroff von der voraufgehenden unterschied.Aber es gab keinen Übergang zwischen diesen beiden Perioden, statt dessen trat eine Art gewaltsamerUnterbrechung ein. Dergleichen naturwidrige Sprünge beweisen meiner Ansicht61 Aus dem Gedicht „Der Sänger im russischen Heerlager“ von Shukowski.* prunkvolle Rede aus festlichem Anlaß62 Es widersprach Belinskis Gerechtigkeitsgefühl, dem von N. Polewoi herausgegebenen „Moskauer Telegraphen“,der besten Zeitschrift der zweiten Hälfte der 20er Jahre, die auf allerhöchsten Befehl verboten wordenwar und eine Zeitlang in der Presse nicht erwähnt werden durfte, „die Gerechtigkeit versagen“ zu müssen.

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