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W. G. Belinski – Ausgewählte philosophische Schriften – 45F. N. Glinka ... aber was kann ich über ihn sagen? Sie wissen ja selbst, wie süß die Blumenseiner Poesie duften und wie hochsittlich und wie weihevoll seine Kunst ist; das wirkt einfachentwaffnend. Aber bei voller Anerkennung seiner poetischen Begabung muß man doch zugeben,daß sie allzu einseitig ist. Die Sittlichkeit in allen Ehren, aber immer ein und dasselbe wirdmit der Zeit langweilig. F. N. Glinka hat viel geschrieben, und daher finden sich unter vielenschönen Sächelchen ungewöhnlich viele ausgesprochen mittelmäßige. Der Grund scheint mirdarin zu liegen, daß er sein Dichtertum als eine Art von Beschäftigung, als einen harmlosenZeitvertreib auffaßt, und nicht als eine Sendung von oben, und daß er überhaupt zu vielen Dingeneine etwas banale Einstellung hat. Seine besten Gedichte verdankt er religiöser Inspiration.Seine Dichtung „Karelija“ enthält viele schöne Stellen, aber wohl noch mehr Mängel.Delwig... aber Jasykow hat für Delwig eine wunderbare poetische Totenfeier geschrieben,und Puschkin hält Delwig für einen ungewöhnlich begabten Menschen, wie kann ich mit solchenAutoritäten streiten? Delwig galt einst als ein griechelnder Deutscher. Ob [75] dasstimmt? De mortuis aut bene aut nihil * , und deshalb möchte ich meine eigene Meinung überdiesen Dichter für mich behalten. Der „Moskowski Westnik“ schrieb vor längerer Zeit folgendesüber seine Gedichte: „Man liest sie mit leichtem Vergnügen, und nicht mehr.“ Dasvergangene Jahrzehnt hatte solche Dichter in Menge.(Noch nicht alles)Literarische Träumereien(Bald der Schluß)„Land! Land! ...“Abgedroschener AusdruckDie Puschkinsche Periode zeichnet sich durch eine ungewöhnlich große Zahl von Verseschmied-Dichternaus; es ist entschieden eine Periode der völlig zur Manie gewordenen Versemacherei.Ganz zu schweigen von den unfähigen Verseschmieden, den Verfassern von kirgisischen,Moskauer und sonstigen Gefangenen, den Verfassern von Belskis und anderer Eugensunter verschiedenen Titeln 52 – wie viele Leute sind es, wenn nicht mit Talent, so doch mit einererstaunlichen Befähigung, wenn nicht für Poesie, so doch fürs Versemachen. Ganze Generationenzahlreicher Journale und Jahrbücher waren mit ihren Gedichten und Poemfragmenten überschwemmt,während ihre poetischen Experimente, Gedichtbände und Poeme die Buchhandlungenüberschwemmten. Und die Schuld daran trug allein Puschkin. Das ist wohl seine einzige,allerdings ungewollte Sünde an der russischen Literatur. Über die unbegabten Schreiber ist alsokein Wort zu verlieren; es erübrigt sich auch, sie zu schmähen; die rächende Lethe hat sielängst gestraft. Sprechen wir lieber von denen, die sich durch einen gewissen Grad von Talentoder wenigstens von Befähigung ausgezeichnet haben. Warum ist ihre Berühmtheit so raschzerstoben? Oder haben sie sich etwa ausgegeben? Nicht im mindesten. Viele von ihnen schreibenauch heute noch oder können wenigstens noch ebenso gut schreiben wie einst, aber, o weh,die einstige Begeisterung können sie ihren Lesern nicht mehr entlocken. Woher das kommt?Daher, wiederhole ich, daß sie sein und nicht [76] sein konnten, daß sie ihr jugendliches Tem-* Über die Toten sagt man entweder gar nichts, oder nur gutes.52 Puschkins Dichtungen „Der Gefangene im Kaukasus“ und „Eugen Onegin“ riefen schon in den 20er Jahrenviele süßliche Nachahmungen hervor: „Der kirgisische Gefangene“, ein Roman in Versen von N. Murawjow,„Der Moskauer Gefangene“, ein Ronan in Versen von F. S-w, und „Eugen Welski“ (nicht Belski, wie Belinskiim Text vorn angibt), ebenfalls ein Roman in Versen.OCR-Texterkennung <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> <strong>Archiv</strong> <strong>Leipzig</strong> – 23.12.2013

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