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W. G. Belinski – Ausgewählte philosophische Schriften – 36Gneditsch und Milonow waren echte Dichter: wenn sie heute wenig gefeiert werden, so darum,weil sie zu früh auf die Welt kamen.Herr Wojejkow (Alexander Fjodorowitsch, wie er in dem unter dem Titel „Geschichte derrussischen Literatur“ bekannten literarischen Adreßbuch des Herrn Gretsch benannt ist) hateinstmals in unserem Schrifttum die Rolle einer Berühmtheit gespielt. Er übersetzte Delille(welchen er nicht nur für einen Dichter, sondern sogar für einen großen hielt); er wollte selbstein Lehrgedicht verfassen (damals glaubte man noch fest an die Möglichkeit von Lehrgedichten);er übersetzte (so gut er konnte) die Alten; alsdann machte er sich an die Herausgabeverschiedener Zeitschriften, in denen er mit nie erlahmendem Eifer die berühmten Freundeder Herren Gretsch und Bulgarin ans Licht der Sonne zerrte (eine rühmliche Mission – dasmuß man schon sagen); auf seine alten Tage gefällt er sich jetzt abwechselnd oder, richtigergesagt, sukzessive in Schimpfreden und Kniefällen vor dem Baron Brambäus, am eifrigstenaber lobt er Alexander Filippowitsch Smirdin dafür, daß er den Schriftstellern gute Honorarezahlt; er bringt in seinem Blatt Neudrucke von alten Versen und Aufsätzen aus der „Molwa“vom Jahre 1831. Was kann man da machen? Vom Erhabenen zum Lächerlichen ist nur einSchritt, hat schon Napoleon gesagt! ...Fürst Wjasemski, der russische Charles Nodier, schrieb in Gedichten und Prosa über all undjedes. Seine kritischen Aufsätze (d. h. Vorworte zu verschiedenen Ausgaben) erregten zuihrer Zeit Aufsehen. Unter seinen zahllosen Gedichten zeichnen sich viele durch sprühendenGeist, Natürlichkeit und Originalität, etliche sogar durch Gefühl aus; manche sind zwar gekünsteltwie etwa: „Ach, denk nicht daran“. Aber allgemein gesprochen, gehört FürstWjasemski zu unseren bemerkenswertesten Dichtern und Literaten.(Bis zur nächsten Nummer)Literarische Träumereien(Fortsetzung)„Das waren Zeiten! ...Volkstümliche RedensartIm vorhergehenden Aufsatz habe ich einen Rundblick auf die Karamsinsche Periode in unsererLiteratur geworfen, eine Periode, die sich über ein volles Vierteljahrhundert erstreckte.Eine ganze Periode der Literatur, ein volles Vierteljahrhundert, steht unter dem Einfluß einesTalentes, im Zeichen eines Mannes, und ein Vierteljahrhundert will viel, sehr viel besagen füreine Literatur, der noch fünf Jahre bis zu ihrer ersten Jahrhundertfeier fehlen! * Und was hatdiese Periode an Großem und Dauerhaftem hervorgebracht? Wo sind heute die Genies, mitdenen sie sich dazumal so brüstete und großtat? Von ihnen allen ist nur einer groß und unsterblichim absoluten Sinn, und dieser eine hat Karamsin den Tribut verwehrt, den diesergegen Rechtsverdrehung, Denunziantentum und Bestechlichkeit, die ein Krebsschaden der damaligen Gesellschaftwaren.“* Der Beginn unserer Literatur datiert zweifellos vom Jahre 1739, als Lomonossow seine erste Ode „Auf dieEinnahme von Chotin“ aus dem Ausland schickte. Muß es wirklich wiederholt werden, daß unsere Literaturnicht mit Kantemir und nicht mit Tredjakowski, noch weniger mit Simeon Polozki begann? Bedarf es des Beweises,daß das „Igorlied“, die „Sage von der Schlacht am Don“ und die hochtrabende „Botschaft Wassians anIwan III.“ und andere historische Sprachdenkmäler, die Volkslieder und die scholastischen Kanzelreden mitunserer Literatur genau so viel gemein haben wie Überreste eines vorsintflutlichen Schrifttums, falls man sieauffinden sollte, mit der griechischen, der lateinischen oder der Sanskritliteratur? Solche Binsenwahrheiten mußman bloß den Herren Gretsch und Plaksin klarmachen, mit denen ich mich aber nicht in gelehrte Kontroverseneinlassen möchte. – W. B.OCR-Texterkennung <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> <strong>Archiv</strong> <strong>Leipzig</strong> – 23.12.2013

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