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W. G. Belinski – Ausgewählte philosophische Schriften – 332seien, sondern hat sich nur über das Verhalten eines Staatsanwalts (im Prozeß gegen den SekundantenBeauvallons) ausgelassen, ein Verhalten, das wirklich eines Narren, Dummkopfsund obendrein Halunken würdig war. 2 Diesen Vorfall hat er nicht erfunden – er ging durchalle französischen Zeitschriften. Bei dieser Gelegenheit ein paar Worte über die französischenZeitschriften, aus deren Nachrichten Herzen angeblich seine Briefe [562] zusammenflickt:dieser Vorwurf ist derart lächerlich, daß es sich gar nicht lohnt, ernst auf ihn zu antworten. Ja,kann man denn über Frankreich von irgendeinem Vorfall reden, der nicht in den französischenZeitschriften besprochen worden wäre? Nicht hierauf kommt es an, sondern darauf,wie sich dieser Vorfall in der Persönlichkeit des Autors widerspiegelt, wie er von ihm dargestelltist. Was diesen Punkt betrifft, so ist Herzen auch in seinen Briefen, wie in allem, was ergeschrieben hat, ein Mann von Talent geblieben, und die Lektüre seiner Briefe ist selbst fürjene ein Genuß, die die Übertreibungen in ihnen bemerken oder mit dem Autor nicht ganz inden Anschauungen übereinstimmen. Und wenn’s drauf ankommt, hat sich Herr Arapetowauch über die Briefe Annenkows verächtlich als über Kompilationen aus den Feuilletons PariserZeitschriften geäußert. 3 Und was N. F. Pawlow betrifft, würde ich ihm raten, sich, stattvom Sretenka-Boulevard aus Briefe über Paris zu schreiben, lieber an seinen dritten Brief anGogol zu machen und damit dann aufzuhören, weil weiterzugehen ihm von der Vorsehungoffenbar nicht vergönnt ist. Als wir in Paris jene Nummer des „Sowremennik“ erhielten, dieden vierten Brief enthält, mußte ich lachen, aber Herzen rief mich ganz ernst mit der Bemerkungzur Ordnung, daß der dritte Brief wahrscheinlich nicht die Zensur passiert habe. Icherrötete sogar über die Absurdität meiner Annahme. Aber bei der Rückkehr nach Piter erfuhrich, daß ich recht gehabt hatte und daß in literarischen wie in vielen anderen Dingen dieMoskauer beim gesunden Verstand wirklich Sonderrechte genießen und kühn zuerst denSchluß, dann die Mitte und schließlich – den Anfang ihres Werks herausbringen können. 4Ich gebe zu, daß sich mit der Bourgeoisie allein die abscheuliche, schändliche Situation desmodernen Frankreichs nicht à fond [gründlich] und endgültig erklären läßt, daß diese Frageschrecklich kompliziert und verworren und vor allem und in erster Linie eine historische unddann erst, je nach Belieben, eine moralische, philosophische usw. Frage ist. Ich verstehe, daßdie Bourgeoisie keine zufällige Erscheinung, sondern durch die Geschichte hervorgerufen, daßsie nicht erst gestern aufgekommen, wie ein Pilz aufgeschossen ist, und daß sie schließlich ihregroße Vergangenheit, ihre glänzende Geschichte besitzt und der Menschheit die größten Dienstegeleistet hat. Ich habe sogar Annenkow zugestimmt, daß das Wort Bourgeoisie dank seinerWeiträumigkeit und elastischen Dehnbarkeit nicht eigentlich recht [563] bestimmt ist. „Bourgeois“sind sowohl die großen Kapitalisten, die so blendend die Geschicke des modernenFrankreichs lenken, als auch alle möglichen anderen Kapitalisten und Eigentümer, die nur geringenEinfluß auf den Gang der Geschäfte und nur geringe Rechte besitzen, und schließlichLeute, die überhaupt nichts besitzen, d. h. unterhalb des Zensus stehen. Wer ist denn keinBourgeois? – Höchstens der ouvrier [Arbeiter], der mit dem Schweiße seines Angesichts fremdeFelder düngt. Alle heutigen Feinde der Bourgeoisie und Verteidiger des Volks gehörenebensowenig zum Volk und ebensosehr zur Bourgeoisie wie Robespierre und Saint-Just. VomStandpunkt dieser Unbestimmtheit und Unklarheit im Wort Bourgeoisie sind die Briefe Herzensattaquables [angreifbar; beanstandbar]. Das hat ihm gleich damals Sasonow gesagt, auf2 Im Jahre 1845 tötete in Paris ein französischer Journalist, Beauvallon, einen anderen Journalisten, Dujarriet, imDuell. Bald stellte es sich heraus, daß dieses „Duell“ nur ein maskierter Mord war, an dem außer Beauvallon dessenSekundant beteiligt war. Beauvallon wurde zu acht, sein Sekundant zu zehn Jahren Zwangsarbeit verurteilt.3 Gemeint sind die „Briefe aus Paris“ von P. W. Annenkow, die im Jahre 1847 im „Sowremennik“ erschienen.4 Von den „Briefen an Gogol“ N. F. Pawlows erschienen der erste und der zweite in Nummer 5, der vierte inNummer 8 des „Sowremennik“, Jahrgang 1847.OCR-Texterkennung <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> <strong>Archiv</strong> <strong>Leipzig</strong> – 23.11.2013

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