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W. G. Belinski – Ausgewählte philosophische Schriften – 325sich als keiner Zeitschrift fest zugeordnet betrachtet. Zu seinen Ausfällen dieser Art gehörtauch der von vielen unaufhörlich immer wieder vorgebrachte Gedanke, Gogol habe uns dadurch,daß er sich von seinen früheren Werken lossagte, in eine schwierige Lage versetzt, undwir wüßten nicht, was wir tun sollen. Mehr als ein Jahr ist seit dem Erscheinen jenes Buchsvergangen, und wir haben bereits einige Male über die Werke Gogols im gleichen Geist gesprochen[548] wie vor Erscheinen des Buchs. Überhaupt haben wir stets die Werke Gogolsgelobt und nicht Gogol selber, haben sie um ihrer selbst willen und nicht um des Autors willengelobt. Seine früheren Werke sind für uns auch heute dasselbe, was sie früher waren; unsgeht es nichts an, was Gogol selbst jetzt über seine früheren Werke denkt. Aber der ungesundesteAusfall des Herrn Schewyrjow gilt Iskander: die höchst unruhige geistige Haltung desHerrn Schewyrjow diesem Autor gegenüber hat ihn einen ganz und gar nicht literarischenTon anschlagen lassen: er hat aus dem Roman „Wer ist schuld?“ alle Sätze und Wörter ausgeschrieben,in denen es ihm beliebte, eine Entstellung der russischen Sprache zu sehen. Einigedieser Sätze und Wörter verdienen wirklich, verurteilt zu werden; in der Mehrzahl aberbeweisen sie nur, daß Herr Schewyrjow Iskander nicht leiden kann. Wir begreifen nicht, wieHerr Schewyrjow Zeit findet, sich mit solchen Kinkerlitzchen abzugeben, die höchstens desFleißes eines gewissen Professors der Eloquenz und der poetischen Spitzfindigkeit seligenAngedenkens würdig sind! 36 Und wie, wenn irgend jemand auf den Gedanken käme, aus denAufsätzen des Herrn Schewyrjow ganze Perioden, wie die folgende, auszuschreiben: „Aberdaß heute der einen oder anderen russischen Seele, die den wahren Sinn des altrussischenLebens nicht versteht, als ausschließlich byzantinische und irgendwie mystische und theoretisierendeSuperklugheit und sogar als ‚kleinliche Spekulation‘ das erscheint, was die einfachstenund höchsten Wahrheiten in sich trägt, so bedeutet das nichts anderes als nur das, daßdiese russische Seele das Band zu den wurzelhaften Grundlagen des Lebens des russischenVolkes zerrissen und sich in die Einsamkeit ihrer abstrakten Persönlichkeit zurückgezogenhat, aus deren engem Rahmen sie nur ihre Hirngespinste, aber nicht die Sache sieht.“ Übrigenskönnen wir in einer solchen Periode nicht eine Verhunzung der russischen Sprache sehen,sondern nur eine Verhunzung der Sprache bei Herrn Schewyrjow, und in dieser Hinsichtmuß man Iskander als einen einflußreichen Schriftsteller natürlich strenger behandeln; sichüber derartige Kleinigkeiten aufhalten, bedeutet, dennoch mehr eine Abneigung gegen denGegner als eine Neigung zur russischen Sprache und Literatur zu erkennen geben und demGegner aus der Entfernung mit einer Haar oder Stecknadel drohen, wenn man ihn nicht mitdem Speer treffen kann.Im vergangenen Jahr galt die Aufmerksamkeit der Kritiker vorwiegend dem „BriefwechselGogols mit Freunden“. Man kann sagen, [549] daß man sich auch heute an dieses Buch nurdank den über es geschriebenen Aufsätzen erinnert. Der beste gegen es geschriebene Aufsatzstammt von N. F. Pawlow. In seinen Briefen an Gogol stellte er sich auf dessen Standpunkt,um zu beweisen, daß er seinen eignen Prinzipien untreu geworden ist, daß er nicht recht hatte.Feinheit der Gedankenführung, eine geschickte Dialektik und dazu eine im höchsten Gradeelegante Darlegung machen die Briefe N. F. Pawlows zu einer mustergültigen und durchauseinzig dastehenden Erscheinung in unserer Literatur. Es wäre schade, wenn es nur bei diesendrei Briefen bliebe!Unser wohlbekannter Verleger Herr Smirdin hat durch seine Ausgaben russischer Autorender russischen Kritik viel Arbeit und Sorge gemacht und hat die Absicht, ihr noch mehr dergleichenzu bereiten. Er hat bereits Lomonossow, Dershawin, Fonwisin, Oserow, Kantemir,Chemnitzer, Murawjow, Knjashnin und Lermontow herausgebracht. In einer Zeitung war dieRede von einem baldigen Erscheinen der Werke Bogdanowitschs, Dawydows, Karamsins36 Gemeint ist W. K. Tredjakowski.OCR-Texterkennung <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> <strong>Archiv</strong> <strong>Leipzig</strong> – 23.11.2013

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