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W. G. Belinski – Ausgewählte philosophische Schriften – 324genüber ihren Kindern den Heloten * aufzwangen... Sonderbar und betrüblich ist es jedoch, daßin den Ton dieser Leute immer wieder auch Menschen verfallen, die ganz offensichtlich nichtsmit ihnen zu tun haben und in ihren Handlungen anscheinend von irgendwelchen ihnen teurenÜberzeugungen ausgehen, schließlich Menschen, die durch ihre gesellschaftliche Stellung, ihrAlter, ihre Berühmtheit verpflichtet wären, in der Literatur ein Beispiel für guten Ton undAchtung der Anstandsregeln zu geben. Hier ein paar frische Beispiele.In Nummer 1 des vorigen Jahrgangs des „Syn Otetschestwa“ ist eine kritische Abhandlungüber die Vorlesungen des Herrn Schewyrjow erschienen. In diesem Aufsatz war gesagt unddargelegt worden, das Werk des Herrn Schewyrjow sei „ein schönes Luftschloß; eine bezaubernde,aber rückwärts gewandte Utopie“. Das bezieht sich mehr auf den theoretischen Teilder Vorlesungen; in ihrem Tatsachenteil sieht die Rezension nur eine Kompilation. Der Rezensentdes „Syn Otetschestwa“ hat seinen Namen verschwiegen, aber nicht seine Gelehrtheit,seine Bekanntschaft mit den byzantinischen und den bulgarischen Quellen. 34 Deshalbmachte der Aufsatz einen so starken Eindruck auf Herrn Schewyrjow, daß er erst ein Jahrspäter imstande war, auf ihn zu antworten. Je heftiger der Angriff auf Herrn Schewyrjow war,um so mehr Würde konnte man von ihm bei der Verteidigung erwarten. Hat Herr Schewyrjowdementsprechend gehandelt? Zuerst einmal gab er seinem Unwillen darüber Ausdruck,daß der Kritiker des „Syn Otetschestwa“ seinen Namen verschwiegen hatte, als ob eshier auf Namen ankäme und nicht auf die Wissenschaft, auf Ideen und Überzeugungen. Vermutlichunter dem Einfluß seines Unwillens über diese ärgerliche Namenlosigkeit fiel HerrSchewyrjow mir nichts, dir nichts über Herrn Nadeshdin her. Er [547] nennt ihn ironisch:„besagter gelahrter Herr“, „hochgelahrter Philologe“, verspottet seine Meinung über die slawischenDialekte, ohne im geringsten zu ahnen, daß sein attisches Salz reichlich nach altslawischemViehsalz schmeckt. Man darf und soll fremde Meinungen widerlegen, wenn sie einemunberechtigt erscheinen; aber das soll man erstens da tun, wo es am Platz ist, und zweitensunter Wahrung des Anstands. Herr Schewyrjow täte gut daran, nicht zu vergessen, daß erGelehrter ist, daß er in der russischen Literatur einen mindestens zwanzigjährigen Ruf genießtund daß das alles ihn verpflichtet, den jüngeren Literaten ein positives und nicht einnegatives Beispiel zu geben. Ebenso würde es Herrn Schewyrjow nicht schaden, sich daranzu erinnern, daß Herr Nadeshdin einst sein Universitätskollege war, ein ebensolcher Professorwie er. Aber es fehlt Herrn Schewyrjow völlig an jener literarischen Ruhe, die die Stärkevon Menschen ausmacht, die an der Wissenschaft und durch Lebenserfahrung groß gewordensind; er ist in literarischen Dingen vielmehr unruhig und aufgeregt und verfällt daher ständigin Extreme und tut Fehlgriffe, wie sie sonst nur bei jungen Leuten vorkommen, die sich vonder Schulbank weg eben erst auf die Literatur geworfen haben. Hier noch ein Beispiel: gelegentlicheiner Äußerung über einen bekannten ehemaligen Mitarbeiter der „OtetschestwennyjeSapiski“, der jetzt am „Sowremennik“ mitarbeitet, hat Herr Schewyrjow sich zusagen erlaubt, er sei „dem Banner der ‚Otetschestwennyje Sapiski‘ untreu geworden“! 35 Istdieser Satz nicht auch eine Folge jener erregten und gereizten Stimmung, von der wir gesprochenhaben? Herr Schewyrjow glaubt doch nicht etwa wirklich seinen eignen Worten? Nein,er wollte einem Gegner einen Stich versetzen und vergaß, daß man nur mit der Wahrheit,aber nicht mit Erfindungen treffen kann. Der Mann, von dem er spricht, hat etwas ganz Natürlichesgetan: er hat es im eignen Interesse für praktischer und besser gehalten, seine Aufsätzein einer anderen Zeitschrift unterzubringen, und war dazu vollauf berechtigt, weil er* Angehörige einer sozialen Schicht von Menschen im Staat Lakedaimon (heute üblicherweise nach seinemHauptort Sparta genannt), die zwar im Staat seßhaft, aber keine Bürger waren. Sie waren an die Scholle gebundenund wurden als zahlenmäßig größte Bevölkerungsgruppe der „öffentlichen Sklaven“ angesehen. Sie warenfür jedermann an ihrer Kleidung erkennbar.34 Der Verfasser war Nikolai Iwanowitsch Nadeshdin.35 Es handelt sich hier um Belinski selber.OCR-Texterkennung <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> <strong>Archiv</strong> <strong>Leipzig</strong> – 23.11.2013

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