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W. G. Belinski – Ausgewählte philosophische Schriften – 321ein Kuß. Bei der Frau liegen die Dinge anders: sie lebt ganz und ausschließlich in der Liebe,und um so mehr ihren intimen Empfindungen, je mehr sie gezwungen ist, sie zu verbergen.Frauen sind besonders erpicht auf Liebesgeschichten, die kein ernstes Ende nehmen, in denenman nichts zu riskieren, nichts zu opfern braucht und die Möglichkeit hat, dem Mann imHerzen die Treue zu brechen – und formal seinem Gelöbnis treu zu bleiben, ihr Bedürfnisnach Liebe zu befriedigen und die von der Gesellschaft auferlegten Verpflichtungen getreulichzu erfüllen. Die Heldin der zweiten Erzählung ist eine Gouvernante, eine von jenenFrauen, deren Phantasie mächtiger ist als ihr Herz und die man vom Kopf her attackieren,d. h. vor allem irgendwie verblüffen, frappieren, neugierig machen muß, wenn nicht durchSchönheit, dann durch Häßlichkeit, nicht durch Geist, dann durch Dummheit, nicht durchVorzüge, dann durch Sonderbarkeiten, nicht durch Tugend, dann durch Laster. Hinter ihrschwänzelt ein mordshäßlicher, sie gar nicht liebender Mann her; ebenso wird sie leidenschaftlichgeliebt von einem edlen, schönen Mann. Sie weiß, was beide wert sind, und wirftsich, wie die Motte dem Licht, dem ersten entgegen. Die Geschichte ist gut erzählt; aber dieHeldin hat offenbar keine besondere Anteilnahme erregt, und deshalb hat die [542] erste Erzählungbesser gefallen als die zweite. In beiden läßt sich ein Talent erkennen, von dem mannoch Gutes erwarten kann, wenn es sich weiterentwickelt.Von bemerkenswerten ausländischen Romanen ist im „Sowremennik“ und in den „OtetschestwennyjeSapiski“ eine Übersetzung der „Lukrezia Floriani“ erschienen (von der in unsrerZeitschrift schon die Rede war) und dauert der Abdruck der Übersetzung von „Das HandelshausDombey und Sohn“ an; wenn dieser hervorragende Roman, der alle früheren WerkeDickens’ weit hinter sich läßt, in vollständiger russischer Übersetzung vorliegen wird, werdenwir uns mit ihm beschäftigen. 30<strong>Zur</strong> Abteilung „Schrifttum“ gehören Aufzeichnungen oder Erinnerungen aus der Vergangenheit.Der „Sowremennik“ hat zwei interessante Aufsätze dieser Gattung aufgenommen: „Ausden Aufzeichnungen eines Artisten“ von ...n und „Iwan Philippowitsch Vernet, gebürtigerSchweizer und russischer Schriftsteller“ von L. 31 Bei dieser Gelegenheit wollen wir denschönen, durch Inhalt und Darstellung gleich interessanten Aufsatz des Herrn Nebolsin: „Erzählungenvon den sibirischen Goldfeldern“ erwähnen, der sich so lange durch die Abteilung„Vermischtes“ der „Otetschestwennyje Sapiski“ hingezogen hat. Herrn Botkins „Briefe überSpanien“ (im „Sowremennik“) waren eine unerwartet erfreuliche Neuerscheinung in der russischenLiteratur. Spanien ist für uns terra incognita * . Die politischen Nachrichten führenjeden, der sich ein Bild von der Situation dieses Landes machen möchte, nur in die Irre. DasHauptverdienst des Autors der „Briefe über Spanien“ besteht darin, daß er alle Dinge mitseinen eigenen Augen betrachtet hat, ohne sich durch die in Büchern, Zeitschriften und Zeitungenverstreuten fertigen Urteile über Spanien mitreißen zu lassen; wir spüren aus seinenBriefen, daß er zuerst hingeschaut, hingehorcht, nachgefragt und studiert und sich dann erstseine Meinung über das Land gebildet hat. Deshalb ist seine Betrachtungsweise neu und originell,und alles bestärkt den Leser darin, daß sie richtig ist, daß er hier nicht irgendein phantastisches,sondern ein wirklich existierendes Land kennenlernt. Die fesselnde Darstellungsweiseerhöht noch mehr den Wert der Briefe des Herrn Botkin. Die „Briefe aus der AvenueMarigny“ stießen bei manchen Lesern fast auf Unzufriedenheit, obwohl sie bei der Mehrheitnur Billigung fanden. Wirklich ist der Autor, ohne es zu wollen, bei seinem Urteil über den30 Seine schwere Krankheit hinderte Belinski daran, ausführlich über Dickens’ Roman „Dombey und Sohn“ zuschreiben.31 Hier irrte sich Belinski: Der Autor des Aufsatzes „Aus den Aufzeichnungen eines Artisten“ war M. S.Schtschepkin, der berühmte Schauspieler und Freund Belinskis. Hinter dem Buchstaben „L.“ verbarg sich N. A.Melgunow, ein Freund Belinskis noch aus dem Zirkel N. W. Stankewitschs her.* unbekanntes, unerforschtes GebietOCR-Texterkennung <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> <strong>Archiv</strong> <strong>Leipzig</strong> – 23.11.2013

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