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W. G. Belinski – Ausgewählte philosophische Schriften – 219französische Literatur beherrscht, nicht schon früher auf die Idee gekommen ist, sich dieserunerschöpflichen Quelle eines sicheren Einkommens zu bemächtigen!Eugène Sue war jener Glückspilz, der als erster auf den Gedanken kam, mit dem Namen desVolkes eine vorteilhafte literarische Spekulation ins Werk zu setzen. Eugène Sue gehört nichtzu der Zahl jener wenigen französischen Schriftsteller, die sich von der ekelhaften Öde deröffentlichen Moral abgewandt, der Gegenwart freiwillig den Rücken gekehrt und sich demuneigennützigen Dienst an der Zukunft gewidmet haben, die sie wahrscheinlich selbst nichtmehr erleben werden, für deren schnelleres Heraufziehen sie jedoch so viel getan haben.Nein, Eugène Sue ist ein praktischer Mann, der volles Verständnis für den materiellen Geistdes heutigen Frankreichs hat. Früher einmal wollte er allerdings die Rolle Byrons spielen undgab sich in satanistischen Romanen wie „Atar-Ghul“, „Jitano“, „Crao“ als wilder Mann; aberdas kam daher, daß die Buchhändler und die Zeitungsleute damals noch nicht mit Beutelnvoll Gold in der Hand hinter ihm herliefen. Außerdem war die Mode der Byron-Imitationenbereits vorüber, und Eugène Sue war auch in die Jahre gekommen, wo es ihm anstand, vernünftigzu werden und von den Stelzen herunterzusteigen. Er war eigentlich immer ein braverBursche gewesen und hatte sich nur als Dämon mittlerer Güte aufgespielt, aber [369] jetzt ister ganz zum braven Burschen geworden, ohne alle Prätensionen, zum ehrbaren Bürger imvollen Sinne des Worts, zum Philister konstitutionell-spießerhafter Bürgerlichkeit, und wennes ihm glücken könnte, ins Parlament zu gelangen, wäre er genau solch ein Abgeordnetergeworden, wie ihn die Verfassung heute verlangt. Bei der Darstellung des französischen Volkesin seinem Roman betrachtet Eugène Sue es wie ein echter Bürger (bourgeois), sieht inihm ganz einfach den hungernden, zerlumpten Pöbel, den Unwissenheit und Armut dazu verurteilten,zu Verbrechern zu werden. Er kennt weder die wahren Laster noch die wahren Tugendendes Volkes, er ahnt nicht, daß das Volk eine Zukunft hat, die es für die triumphierendeund herrschende Partei nicht mehr gibt, weil das Volk Glauben besitzt, Enthusiasmus undmoralische Stärke. Eugène Sue hat Mitgefühl für die Nöte des Volkes: warum sollen wir ihmdie edle Fähigkeit des Mitleids absprechen – um so mehr, als sie ihm so sichere Profite versprach?Aber wie er mitfühlt – das ist eine andere Frage. Er würde es gerne sehen, wenn dasVolk nicht mehr Not litte, wenn es aufhörte, hungriger, zerlumpter und zum Teil ungewolltverbrecherischer Pöbel zu sein, und zum satten, ordentlichen und anständig auftretenden Pöbelwürde, wobei die Bürger, die gegenwärtig in Frankreich die Gesetze fabrizieren, wie bisherdie Herren Frankreichs, der hochgebildete Spekulantenstand blieben. Eugène Sue zeigt inseinem Roman, wie manchmal gerade die französischen Gesetze ungewollt Sittenverderbnisund Verbrechen begünstigen. Und er zeigt das, muß man sagen, sehr geschickt und überzeugend;aber er hat keine Ahnung davon, daß das Übel nicht in irgendwelchen einzelnen Gesetzenversteckt liegt, sondern in dem gesamten System der französischen Gesetzgebung, in derganzen Gesellschaftsordnung... [370]OCR-Texterkennung <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> <strong>Archiv</strong> <strong>Leipzig</strong> – 23.11.2013

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