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W. G. Belinski – Ausgewählte philosophische Schriften – 21sklavische Nachahmungssucht mit Lomonossow teilte, besaß er keinen Funken von dessenTalent. Sein ganzes künstlerisches Bemühen war nichts als kümmerliche und lächerlicheKünstelei. Nicht nur, daß er kein Dichter war, er hatte nicht einmal eine Idee, einen Begriffvon Kunst, und seine Person ist die beste Widerlegung des sonderbaren Gedankens von Buffon,Genie sei Geduld in höchster Potenz. Und doch erfreute sich dieser armselige Schreiberlingeiner solchen Volkstümlichkeit! Unsere Literaturbeflissenen wissen nicht, wie sie ihmgenug danken sollen, daß er der Vater des russischen Theaters war. Warum verweigern siedann Tredjakowski den Dank dafür, daß er der Vater der russischen Epopöe war? Was demeinen recht ist, ist dem anderen billig. Wir sollen Sumarokow nicht zu sehr dafür schelten,daß er ein Prahler war; er täuschte sich über sich selbst ebenso, wie seine Zeitgenossen sichüber ihn täuschten: Unter Blinden ist der Einäugige König, folglich sei es ihm verziehen,zumal er kein Künstler war. Heute ist das etwas anderes... Es ist wirklich lächerlich und kläglich,wenn man sehen muß, wie gewisse Burschen ihren Eintritt in [36] die Welt in schlechtenDramen durch den Mund großer Dichter prophezeien lassen...„Groß war die Zeit, als Katharinas TatAlt-Rußlands Ruhm zu neuem Leben weckte,Die Tage, da Oleg Byzanz zertratUnd Swjatoslaw der Donau Ruhe schreckte.Kaghul, Tschesme, Chios, Rymnik,Die Adler vor der Griechen Toren,Die alte Tauris neugeboren,Ismails Fall,. das SiegesglückVon Prag, das Moskaus MißgeschickVon einst zu rächen war erkoren.“Shukowskj(Mit der Bitte, sich noch etwas zu gedulden)Literarische Träumereien(Fortsetzung)Katharina II. bestieg den Thron, und für das russische Volk brach die Ära eines neuen, besserenLebens an. Ihre Herrschaft war ein Heldenepos, gigantisch und verwegen erdacht, großartigund kühn angelegt, umfassend und erschöpfend geplant, glanzvoll und herrlich ausgeführt,ein Heldenepos, eines Homer oder eines Tasso würdig! Ihre Herrschaft war ein Drama, einDrama mit vielfach und kunstvoll geschürztem Knoten, von raschem, lebhaftem Fluß derHandlung, bunt und leuchtend durch die Mannigfaltigkeit der Charaktere, eine griechischeTragödie dank der majestätischen Hoheit und der titanischen Kraft der Helden, eine SchöpfungShakespeares durch die Originalität und die farbige Eigenart der Figuren, den schnellenWechsel der Szenen und ihre kaleidoskopische Belebtheit; ein Schauspiel schließlich, dasdem Betrachter unwillkürlich Ausrufe der Bewunderung und der Freude entlockt! Staunend,ja sogar fast mißtrauisch, blicken wir auf diese Zeit zurück, die uns so nahe liegt, daß etlicheihrer Repräsentanten noch unter den Lebenden weilen; die uns so fern steht, daß wir sie ohnedas Fernrohr der Geschichte nicht klar zu erkennen vermögen; die so wunderlich und staunenswertin den Annalen der Welt steht, daß wir sie für ein Stück sagenhafter [37] Vorzeit zuhalten geneigt sind. Zum erstenmal nach dem Zaren Alexej zeigte sich damals der Geist desrussischen Volkes in seiner ganzen Riesenstärke, in seinem unbändigen Schweifen und „legtelos“, wie man zu sagen pflegt. Damals geschah es, daß das russische Volk, das sich endlichhalbwegs mit den neuen, beengenden und ihm wesensfremden Lebensformen abgefunden,sich unter Müh und Leiden in sie eingelebt, ja sich fast mit ihnen ausgesöhnt hatte, als beugees sich einem unerbittlichen und unabwendbaren Schicksalsspruch dem Willen Peters –‚ da-OCR-Texterkennung <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> <strong>Archiv</strong> <strong>Leipzig</strong> – 23.12.2013

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