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W. G. Belinski – Ausgewählte philosophische Schriften – 192In der Wissenschaft und in der Kunst tritt heute dieses Streben zur Einheit vermittels wechselseitigerFühlungnahme der verschiedenartigen Elemente ebenfalls ausgesprochen in Erscheinung.Es gab eine Zeit, wo die öffentliche Meinung, indem sie dem Dichter ein glühendes Herz, demPhilosophen dagegen einen kleinen Geist zubilligte, dem einen den Geist und dem anderen dasHerz absprach. Die Poesie galt als Offenbarung irgendwelcher verzückter Inspirationen, dasDichtwerk als eine Art Orakel der Pythia, die in Krämpfen auf dem heiligen Dreifuß zuckt. DemDichter blieb nur das Recht auf begeisterten Wahnsinn und wahnsinnige Begeisterung – dasRecht dagegen, ein denkendes Wesen zu sein – das heiligste Recht des Menschen –‚ war ihmgenommen; uneingeschränkte Herrschaft wurde ihm über die Liebe eingeräumt, aber von demRecht auf Vernunft war er ausgeschlossen – als ob Liebe und Vernunft feindlich-gegensätzlicheElemente, nicht aber die zwei Seiten ein und desselben Geistes wären. Unter einem Philosophenverstand man ein kaltes, trockenes, von Natur leidenschaftsloses Wesen. Tatsächlich sprachenalle äußeren Anzeichen zugunsten dieser Auffassung. Solange die Philosophie noch am Anfangihres großen Werkes stand, war es natürlich, daß sie sich vom Leben zurückzog und sich in dieexklusive Sphäre ihrer selbst einschloß, ganz versunken in die Analyse der Vernunft, als der wirkendenKraft, und des Denkens, als des Gegenstandes der Vernunft. Daher ihr Asketentum, ihrkalter, trockener Charakter, ihre einsame Strenge. Kant, der Vater der neueren Philosophie, vollendetediese erste Denkarbeit, deren Gegenstand das Denken selbst und deren wirkende Kraft dieVernunft ist. [322] Der Inhalt der Philosophie Fichtes war bereits allgemeiner, und er erscheint inihr als glühender Tribun der Rechte des subjektiven Geistes, die er bis zu extremer Einseitigkeitausarbeitete. Schelling entdeckte in der gewaltigen Idee der Identität die Versöhnung des FichteschenIchs mit der objektiven Welt. Schließlich nahm die Philosophie Hegels alle Fragen desgesamten Lebens in sich auf, und wenn auch ihre Antworten auf diese Fragen manchmal erkennenlassen, daß sie einer bereits vergangenen, völlig überlebten Periode der Menschheit angehören,so hat ihre strenge, tiefe Methode der Erkenntnis der menschlichen Vernunft ihre große Straßegewiesen und sie für immer von den gewundenen Nebenstraßen weggeführt, auf denen sie bisdahin so häufig vom Wege zu ihrem Ziel abirrte. Hegel hat aus der Philosophie eine Wissenschaftgemacht, und das gewaltigste Verdienst dieses gewaltigsten Denkers der neuen Zeit bestehtin seiner Methode des spekulativen Denkens, die so richtig und stark ist, daß sich nur aufihrem Boden auch jene Resultate seiner Philosophie widerlegen lassen, die heute unzulänglichoder unrichtig sind: Hegel hat im angewandten Denken nur dann Fehler gemacht, wenn er seinereigenen Methode untreu wurde. In der Person Hegels hat die Philosophie ihren höchsten Entwicklungsgraderreicht, hat aber zugleich in ihm als mysteriöses, dem Leben fremdes Wissen ihrEnde erreicht; mannbar geworden und erstarkt, kehrt die Philosophie nunmehr zum Leben zurück,aus dessen lästigem Lärm sie sich einst hatte entfernen müssen, um in Einsamkeit und Stillesich selbst zu erkennen. Diese segensreiche Versöhnung der Philosophie mit der Praxis begannauf dem linken Flügel des heutigen Hegelianismus. Sie trat sowohl in der Lebensnähe der Fragenin Erscheinung, die die Philosophie gegenwärtig beschäftigen, als auch darin, daß die Philosophieein wenig jene schwerfällige scholastische Sprache ablegt, die nur für Adepten verständlich ist,sowie darin, daß sie wütende Feinde gegen sich ins Feld gerufen hat, und zwar nicht allein in denLehranstalten und den Büchern. Sie ist heute bereits keine bloße Schul-, keine Buchphilosophiemehr, die nur sich selbst kennt und nur die eigenen Interessen achtet, kalt und gleichgültig gegenüberder Welt, die zu erkennen ihren Inhalt bildet: nein, heute muß sie streng, rauh und kalt seinwie die Vernunft, aber zugleich auch inspiriert wie die Poesie, leidenschaftlich und mitleidendwie die Liebe, lebendig und erhaben wie der Glaube, mächtig und heroisch wie die große Tat...[323] Auch die Kunst bewegt sich ihrerseits heute in der gleichen Richtung. Sie beschränkt sichschon nicht mehr auf eine passive Rolle – wie es der Spiegel tut, der ohne Anteilnahme und getreudie Natur wiedergibt; sie führt vielmehr in ihre Erwägungen einen lebendigen persönlichenGedanken ein, der ihnen sowohl Ziel als auch Sinn gibt. Der Dichter unserer Zeit ist zugleichauch Denker. Vom Kunstwerk unserer Zeit kann der Philosoph nicht mehr sagen, was, wenn ichOCR-Texterkennung Max Stirner Archiv Leipzig – 23.12.2013
W. G. Belinski – Ausgewählte philosophische Schriften – 193mich recht erinnere, Descartes zu Freunden gesagt hat, die ihn nach seiner Meinung über die TragödienRacines befragten: „Selbst angenommen, daß sie gut sind – was beweisen sie?“ DemÜberwiegen des subjektiven Prinzips haben wir in den Dichtwerken unserer Zeit jene Fülle vonAbschweifungen zu verdanken, in denen der Dichter von sich aus sowohl als Richter wie auch alsFragesteller und Antwortgeber auftritt. Kurz, Poesie und Philosophie gehen einander bereits nichtmehr aus dem Wege, sondern reichen sich sogar ständig die Hand, um sich gegenseitig zu stützen,und fließen schließlich öfters so ineinander, daß man manches philosophische Werk eher alsein poetisches und manches poetische als ein philosophisches Werk ansprechen könnte.Die Poesie dringt heute auch in die Prosa des Lebens ein, die sie früher so verabscheute – undder denkende Mensch kann nicht an der lehrreichen Tatsache vorübergehen, daß heutzutageauch die Möbel und die Kleinigkeiten der Zimmereinrichtung nicht nur höchst kunstvoll ausgeführtsind, sondern auch den Stempel schöpferischen Geistes tragen...Vor nicht langer Zeit ist eine Wissenschaft entstanden, die zugleich auch Kunst ist und in dertrockenes Fachwissen, kühle, verstandesmäßige Analyse, höchste philosophische Anschauung,sklavische Unterordnung unter die Tatsachen, lebendiges, poetisches Gefühl und schöpferischePhantasie sich zusammenfinden. Diese Wissenschaft ist die Geschichte. Ihre Voraussetzungensind so groß und so vielfältig, sie finden sich so selten in ein und derselben Personvereinigt, daß es bis heute mehr Ansätze zu einer Geschichtsschreibung und überhaupt zu historischenWerken verschiedener Art gegeben hat als das, was sich eigentlich „Geschichte“nennt. Die besten Versuche in dieser Hinsicht stammen von den Franzosen, die als Schriftsteller,von andern Gründen abgesehen, auch noch deshalb mehr als andere befähigt sind, Geschichtezu schreiben, weil sie mehr als andere als Volk durch das Leben ihrer Nation Geschichte[324] machen. Die Deutschen dagegen verstehen bedeutend mehr von der Theorie derGeschichte als von der Geschichtsschreibung selbst, weil sie mehr geistig und beschaulich alsgeschichtlich leben. Da haben wir also noch eine weitere Bedingung, die man erfüllen muß,um ein guter Historiker zu sein – eine Bedingung, die nicht von dem Historiker abhängt.Man teilt die Geschichte in eine allgemeine und eine besondere ein, wobei man unter jenerdie Geschichte des ganzen Menschenvolkes und unter dieser die Geschichte irgendeines einzelnenVolkes versteht. Diese Einteilung ist nicht so wichtig und wesentlich, wie man meint.Denn obgleich die „allgemeine“ Geschichte dem Umfang nach unvergleichlich umfassenderist und tiefer reicht als die sogenannte „besondere“ Geschichte, so sind doch die Anforderungen,die die eine wie die andere an den Historiker stellt, völlig die gleichen: Wer es nicht versteht,die Menschheit als ideelle Persönlichkeit anzuschauen, und deshalb jedes einzelneVolk, für sich genommen, als etwas Losgelöstes, ohne lebendige Verbindung mit derMenschheit Existierendes betrachtet, der ist nicht imstande, eine gute Geschichte auch eineseinzelnen Volkes zu schreiben. Infolgedessen ist es bedeutend besser, unter „besondere“ Geschichtenicht die Geschichte irgendeines einzelnen Volkes zu verstehen, sondern die Geschichteeines der vielen Elemente, aus denen sich das Leben der Menschheit und das Lebenjedes Volkes zusammensetzt. Deshalb sind die Geschichte der Religion, der Kunst, der Wissenschaft,des Rechts, des Handels, der Industrie, die politische Geschichte und die Geschichteder Kriege usw. „besondere“ Geschichte im eigentlichen Sinn. Eine solche Art von Geschichtefordert, infolge ihrer geringeren Kompliziertheit, von dem Historiker geringere Voraussetzungenund ist in bezug auf die eigentliche, die allgemeine oder die Weltgeschichte soetwas wie Material, was nicht ausschließt, daß sie zugleich auch den Wert einer voll und geschlossendurchgebildeten Geschichte haben kann. Diese Art von Geschichtsschreibung istäußerst wichtig: nur, wo sie vorhanden ist, kann es eine allgemeine Weltgeschichte geben. ** Nebenbei sei hier bemerkt, daß wir so lange keine befriedigende Geschichte Rußlands besitzen werden, bis unsereHistoriker sich daran machen, die besondere Geschichte einzelner Teilgebiete zu schreiben, deren Studium sieOCR-Texterkennung Max Stirner Archiv Leipzig – 23.12.2013
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