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W. G. Belinski – Ausgewählte philosophische Schriften – 180Das Närrchen wieder anzulocken;Zumal im Klang der Worte schienSo täuschend echte Gunst zu glühn,Daß jener, eben noch erschrocken,Aufs neu vertrauensvoll naivNach seinem holden Irrlicht lief.Ist Tanjas Schuld nun wirklich schlimmer?Wenn sie, des klaren Blicks beraubt,Umgaukelt von der Täuschung Schimmer,An goldne Ideale glaubt?Wenn sie, beseelt von reinem Triebe,In ungekünstelt echter LiebeSich hingibt dem erträumten Ziel?Weil Gott ihr Sinnen, ihr Gefühl<strong>Zur</strong> Zärtlichkeit, zur Güte lenkte,Sie mit Verstand und Willenskraft,Beglückend warmer LeidenschaftUnd einem starken Herz beschenkte?Soll, was die Unschuld gläubig rein<strong>Zur</strong> Irrung führte, Sünde sein?Kokette Mädchen ziehen Schranken,Tatjana liebt naiv und blindUnd überläßt sich ohne WankenDer Neigung, wie ein holdes Kind,Sie sagt nicht: hübsch behutsam, leise,Das steigert unsre Gunst im Preise,Fängt auch den Freier sichrer ein;Erst lassen wir ihn selig sein,Im Glücksrausch eitler Hoffnung gleitenUnd stürzen dann sein Herz in Nacht,Bis Eifersucht ihn rasend macht;Weil sonst, verwöhnt durch Zärtlichkeiten,Ein launenhafter junger MannLeicht unversehns entwischen kann.“Und hier noch ein Bruchstück aus dem „Onegin“, das der Autor aus diesem Poem entferntund in Band IX seiner gesammelten Werke gesondert veröffentlicht hat: [301]„Ihr Mädchen, die ihr Lieb’ empfunden,Von der die Eltern nichts gewußt,Die ihr das Herz in bangen StundenBehütet in der jungen BrustFür reine Freuden, süßes Träumen –Ihr Mädchen, wenn ihr im geheimenEinmal vom ersten LiebesbriefDas Siegel löstet oder tiefErrötend einem dreisten FreierDie Locke gabt als Unterpfand,Oder von Freud’ und Angst gebannt,Das Auge feucht, im Herzen Feuer,Den ersten Kuß euch rauben ließt,In bittrer Scheidestunde – wißt:Ihr sollt nicht gar zu unerbittlichTatjanas Leichtsinn (?!) grollend schmähn,Gleich Richtern, die untadlig-sittlichHoch über allem Ird’schen stehn.Ob ihr, o Jungfraun ohne Tadel,So unnahbar in eurem Adel,Daß schon ein sündiges Wort euch schreckt –Bedenkt, ob stets so unbeflecktOCR-Texterkennung <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> <strong>Archiv</strong> <strong>Leipzig</strong> – 23.12.2013

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