13.07.2015 Aufrufe

Zur PDF-Datei... - Max Stirner Archiv Leipzig

Zur PDF-Datei... - Max Stirner Archiv Leipzig

Zur PDF-Datei... - Max Stirner Archiv Leipzig

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

W. G. Belinski – Ausgewählte philosophische Schriften – 156„Ach, Hymens Bosheit, Hymens Tücken,Des grauen Alltags Last und Pflicht,Sie ahnte unser Lenski nicht.Derweil wir andern herzlos KaltenDie Ehe für den gröbsten Wahn,Den abgeschmacktesten RomanIm Lafontaineschen Genre halten...Und wenn keine Ehe, dann schwärmerische Liebe, wenn nicht etwas Schlimmeres, aber erhatte Tatjana so gut verstanden, daß er an dies letztere nicht einmal denken konnte, ohne sichin seinen eignen Augen zu erniedrigen. In diesen beiden Fällen jedoch stellte sich diese Liebeihm als wenig verführerisch dar. Wie! Er, der in Leidenschaften ausgebrannt war, das Lebenund die Menschen kennengelernt hatte und in dem noch irgendein ihm selbst unklares Strebenpochte – er, den nur ein Erlebnis beschäftigen und ausfüllen konnte, das seiner eignenIronie standzuhalten vermochte –‚ er sollte sich durch die kindliche Liebe eines schwärmerischenMädchens hinreißen lassen, das das Leben auf eine Art betrachtete, auf die er es bereitsnicht mehr betrachten konnte... Und was verhieß ihm diese Liebe in der Zukunft? Was hätteer später in Tatjana gefunden? Entweder ein launisches Kind, welches darüber weinte, daß erdas Leben nicht wie sie auf Kinderart betrachten und auf Kinderart Liebe spielen konnte –und das wäre, wird man zugeben, höchst langweilig gewesen; oder ein Wesen, das, von seiner,Onegins, Überlegenheit mitgerissen, sich ihm, ohne ihn zu verstehen, so untergeordnethätte, daß es weder eignes Gefühl noch eignen Sinn, weder eigenen Willen noch eignen Charaktergehabt hätte. Das letztere wäre zwar geruhiger, aber dafür noch langweiliger gewesen.Und bedeutet das etwa die Poesie und Seligkeit der Liebe! ...Durch den Tod Lenskis von Tatjana getrennt, verlor Onegin alles, was ihn noch einigermaßenmit den Menschen verband. [263]„Onegin (damit sieht die WeltIhn wieder) hatte unentschlossen,Beruflos, ledig, ohne PlanSchon sechsundzwanzig Jahr vertan,Im Zweikampf seinen Freund erschossenUnd krankte, längst mit sich im Streit,An Mangel jeder Tätigkeit.Drum war er, stumpf vor Unbehagen,Auf Ortsveränderung bedacht(Ein Kreuz, das manche willig tragen,Obwohl es viel Beschwerden macht).“Unter anderem war er auch im Kaukasus und betrachtete den blassen Schwarm der Schatten,die sich um die Heilquelle des Maschuk drängten.„Beim Anblick all der bleichen KrankenVerdüstert sich Onegins Sinn;Er schaut, von quälenden GedankenGepeinigt, auf die Thermen hinUnd macht sich Luft in bittren Glossen:‚Warum bin ich nicht lahm geschossen,Nicht auch so bresthaft, blöd und stierWie dieser magre Pächter hier?Warum hat mich kein Schlag getroffenWie jenen Staatsrat dort? WarumZog mich die Gicht nicht schief und krumm?Ward dieser Trost: Genesung hoffen,Davon solch Schwarm von Krüppeln zehrt,O Schöpfer, nicht auch mir beschert?‘“OCR-Texterkennung <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> <strong>Archiv</strong> <strong>Leipzig</strong> – 23.12.2013

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!