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W. G. Belinski – Ausgewählte philosophische Schriften – 152Statt als vernünft’ger Mensch zu leben,Wie Sie und ich und jedermann!Er täte wirklich wohl daran,Den Unfug endlich aufzugeben,Der anfängt, eine Qual zu sein.‘ –‚Sie kennen ihn?‘ – ‚Hm – ja und nein.‘So kurz von ihm sich loszusagen,Ist das nicht hart? Beweist das nicht,Daß man zu vorschnell vom BetragenDes lieben Nächsten Schlechtes spricht?Daß eitle Selbstsucht hohler TröpfeSich über Leichtsinn freier KöpfeAls Eingriff in ihr Recht empört?Weil Geist, der Spielraum braucht, sie stört?Daß man bei Worten, bei GebärdenGleich Taten argwöhnt? Leicht vergißt,Daß Dummheit blindgehässig ist?Daß Starke stärker fehlen werden?Und bloß die MittelmäßigkeitSich allgemeiner Gunst erfreut?Wohl dein, der jung in jungen JahrenRechtzeitig zur Besinnung kam,An dieser harten Welt GebarenAllmählich minder Anstoß nahm,Nie blindlings nach Phantomen jagte,Bei Neid und Unbill nicht verzagte,Mit zwanzig Jahr ein lockrer Fink,Mit Dreißig in den Ehstand ging,Sich Schuldenlast und sonst’ge BürdenMit Fünfzig schlau vom Halse ludUnd wohl sein läßt bei Geld und Gut,Im Glanz von Orden, Rang und Würden –Weil schließlich ihn die ganze WeltFür einen prächt’gen Menschen hält!Doch traurig, wenn wir einsehn müssen,Daß unsre Jugend schal verflogUnd wir sie selber oft mit WissenBetrogen, wie sie uns betrog;Daß alle Wünsche, die uns keimten,Die Ideale, die wir träumten,Der Reihe nach zerflattert sindWie welkes Laub im Wirbelwind.O Ekel, wenn man dann durchs LebenWie durch erstarrte Formen zieht, [257]Nur Tafelfreuden vor sich sieht,Wo eitle Nullen uns umgeben,In deren Schwarm man gähnend weiltUnd weder Herz noch Denken teilt.“Diese Verse sind der Schlüssel zum Geheimnis von Onegins Charakter. Onegin ist keinMelmoth, kein Childe Harold, kein Dämon, keine Parodie, keine Modelaune, kein Genie,kein großer Mann, sondern einfach ein „vernünftiger Mensch, wie Sie und ich und jedermann“.Mit Recht bezeichnet es der Dichter als „Unfug“, überall immer Genies und ungewöhnlicheMenschen zu finden oder zu suchen. Wir wiederholen: Onegin ist ein vernünftigerMensch, dabei jedoch kein Dutzendmensch. Er taugt nicht zum Genie, er drängt sich nichtunter die großen Männer, aber ein untätiges, triviales Leben ist ihm zuwider; er weiß nichteinmal, was ihm fehlt, was er will; aber er weiß und weiß sehr genau, daß ihm das, womit dieOCR-Texterkennung <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> <strong>Archiv</strong> <strong>Leipzig</strong> – 23.12.2013

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