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W. G. Belinski – Ausgewählte philosophische Schriften – 12sches Genie beschränkt ist, aber es zeigt ihn keinesfalls als einen schlechten, unmoralischenMenschen. Anders, wenn er uns mit seinen Schriften zwingen will, das Leben von seinem Standpunktaus zu betrachten – in diesem Fall ist er kein Dichter mehr, sondern ein Denker, und zwarein übler, böswilliger, fluchwürdiger, denn die Poesie hat keinen Zweck außer ihrer selbst. Solangeder Dichter spontan dem plötzlichen Aufflammen seiner Phantasie folgt, so lange ist ersittlich, und so lange ist er Dichter; sobald er jedoch einen Zweck verfolgt und sich ein Themastellt, ist er bereits Philosoph, Denker, Moralist, verliert er seine Zaubergewalt über mich, brichtden Bann und läßt mich ihn bedauern, wenn er mit echtem Talent einen löblichen Zweck verfolgt,oder ihn verachten, wenn er meine Seele mit schädlichen Gedanken bestricken will.Dershawins Ode „Gott“ gefällt Ihnen? Doch derselbe Dershawin schrieb auch den „Müller“ 16 .Sie verurteilen Puschkin wegen so mancher kleiner Freiheiten in „Russlan und Ludmilla“? Aberderselbe Puschkin schuf den „Boris Godunow“. Woher kommen diese Widersprüche in ihremkünstlerischen Schaffen? Daher, daß sie nach der Regel handeln:„Im Nu ergreif das schöne Leben,Den Augenblicken gib Gestalt,Auf daß das Zeichen, das sie geben,In deinem Liede widerhallt.“ 17[21] Ja, die Kunst ist der Ausdruck der großen Idee des Alls in ihren unendlich vielgestaltigenErscheinungen! Irgendwo las ich den vorzüglichen Ausspruch, daß eine Erzählung eine kurzeEpisode aus dem unendlichen Dichtwerk der Menschenschicksale ist! Diese Definition paßtauf alle Gattungen der Kunstschöpfung. Die ganze Kunst des Dichters muß darin liegen, denLeser auf eine Warte zu heben, von der er die ganze Natur zusammengeballt, gleichsam inMiniatur, überschauen kann wie den Erdball auf einer Landkarte, ihn den Hauch, den Atemdes Lebens fühlen zu lassen, das das All beseelt, und seiner Seele das Feuer mitzuteilen, dases erwärmt. Der Genuß des Schönen seinerseits muß in einem minutenlangen Vergessen unseresIchs, im lebendigen Einssein mit dem gesamten Leben der Natur bestehen; und derDichter wird dieses schön Ziel immer erreichen, wenn sein Werk die Frucht hohen Geistesund heißen Gefühls ist, wenn es frei und unbeabsichtigt seiner Seele entströmte...(Wieder nicht das Ende)Literarische Träumereien(Fortsetzung)„Ach, müssen wir schon zehren stets von fremdem Gut,Laßt uns von China lernen, das sein Volk so gutVor Auslandssitten weise schützt! Ich möchte meinen:Befrein wir uns von fremder Moden Diktatur,Damit dem guten, muntern Russenvolk auch nurDer Sprache nach wir nicht als Deutsche mehr erscheinen!Gribojedow, „Verstand schafft Leiden“, III. AktWir müssen also jetzt folgende Frage beantworten: Was ist unsere Literatur: Ausdruck derGesellschaft oder Ausdruck des Volksgeistes? Die Antwort auf diese Frage wird zur Geschichteunserer Literatur und gleichzeitig zur Geschichte des allmählichen Fortschreitensunserer Gesellschaft seit der Zeit Peters des Großen. Meinem Versprechen getreu, will ichnicht erzählen, womit die Literaturen aller Völker ihren Anfang nahmen und wie sie sichentwickelten, denn das muß ein Gemeinplatz für jeden lesenden Menschen sein.16 „Der Müller“ ist ein erotisches Gedicht.17 Aus dem Gedicht „Ich fühl’s, es brennt in mir...“ von D. Wenewitinow.OCR-Texterkennung <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> <strong>Archiv</strong> <strong>Leipzig</strong> – 23.12.2013

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