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W. G. Belinski – Ausgewählte philosophische Schriften – 119Händen und Füßen in Windeln gewickelt; sie hängt dem unmittelbaren Glauben, der Überlieferungan, lebt in religiösen Mythen, bis sie sich in Griechenland der Bevormundung durch dieNatur entzieht und der dunkle religiöse Glaube sich aus Symbolen zu poetischen Bildern erhebtund durch das Licht des vernünftigen Gedankens erhellt wird. Das Leben des griechischenVolkes war die Blüte der Antike, die Konkretisierung seiner Elemente, ein reiches Gastmahl,auf das der Verfall der antiken Welt folgte. Die Kindheit war zu Ende – das Jugendalter begann,eine vorwiegend religiöse, ritterliche, romantische Periode voller Leben, Bewegung, romanhafterHeldentaten, undurchführbarer Unternehmungen. Die Entdeckung Amerikas, dieErfindung des Schießpulvers und des Buchdrucks waren die äußeren Anstöße für den Übergangder Menschheit aus dem Jugendalter in die Periode der Mannbar-[199]keit, die jetzt nochandauert. Jedes Jahrhundert ging aus dem anderen hervor, und eines war das notwendige Resultatdes anderen.„Es gehen und schwinden,Das große GeheimnisIn Zweifeln zu suchen,Jahrhunderte hin.Die Ewigkeit richtetAn jedes die Frage:‚Was hast du vollendet?‘‚Geh, frage das andre!‘Gibt jedes zur Antwort.“ 3Jedes wichtige Ereignis in der Menschheit vollzieht sich zu seiner Zeit, nicht früher und nichtspäter. Jeder große Mensch vollbringt die Sache seiner Zeit, löst die Fragen seiner Zeit, bringtdurch seine Tätigkeit den Geist jener Zeit zum Ausdruck, in der er geboren wurde und sichentwickelte. In unserer Zeit sind weder Kreuzzüge noch Inquisitionen, noch die Weltherrschafteines Oberpriesters möglich; im Mittelalter wäre weder jene persönliche Sicherheitmöglich gewesen, deren sich jedes Mitglied der jüngsten bürgerlichen Gesellschaft erfreut,noch die freie Entwicklung, die die jüngste bürgerliche Gesellschaft selbst dem letzten ihrerMitglieder möglich macht; auch nicht diese gewaltigen Siege des Geistes über die Natur oder,besser gesagt, diese volle Unterwerfung der Natur unter den Geist, wie sie in der Dampfmaschinezum Ausdruck gekommen ist, die beinahe Raum und Zeit vernichtet. Naturen wie diedes Kolumbus, Karls V., Franz’ I., Herzog Albas, Luthers u. a. sind auch in unserer Zeit möglich,wie sie immer möglich waren; nur würden sie, wenn sie in unserer Zeit aufträten, völliganders handeln und etwas völlig anderes leisten.Von dem ersten Erwachen der vorzeitlichen Kräfte und Elemente des Lebens, von ihrer erstenBewegung in der Materie über die ganze Leiter der sich in der Schöpfung entfaltendenNatur bis zur Krone der Schöpfung – dem Menschen, von der ersten Vereinigung von Menschenin einer Gesellschaft bis zur letzten historischen Tatsache unserer Zeit – haben wirfolglich eine Entwicklungskette vor uns, die nirgends abreißt, eine einheitliche Leiter von derErde zum Himmel, auf der man nicht zu einer höheren Stufe aufsteigen kann, ohne sich aufdie darunterliegende zu stützen! Sowohl in der Natur wie in der Geschichte herrscht nichtblinder Zu-[199]fall, sondern eine strenge, unwandelbare innere Notwendigkeit, dank derenalle Erscheinungen miteinander durch Bande der Verwandtschaft verbunden sind, in der Unordnungwohlgestaltete Ordnung, in der Vielfalt – Einheit zum Vorschein kommt und dankderen die Wissenschaft möglich ist. Was ist nun diese innere Notwendigkeit, die allen Erscheinungendes Seins Sinn und Bedeutung gibt, und was sind diese strenge Folgerichtigkeitund Allmählichkeit, mit der die Erscheinungen aufeinanderfolgen, als gingen sie auseinanderhervor? Es ist das sich selbst denkende Denken.3 Aus dem Gedicht „Das große Geheimnis“ von A. W. Kolzow.OCR-Texterkennung <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> <strong>Archiv</strong> <strong>Leipzig</strong> – 23.12.2013

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