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W. G. Belinski – Ausgewählte philosophische Schriften – 118sen Erscheinungen der Natur ihre allgemeinen Eigenschaften abzieht, gelangt er zur Erkenntnisvon Gattungen und Arten – und das wirre Chaos verschwindet vor ihm, um vollkommenerOrdnung Platz zu machen; Millionen zufälliger Erscheinungen verwandeln sich in Einheitennotwendiger Erscheinungen, deren jede ein für immer in [196] seinem Fluge zum Stillstandgekommenes Moment der Verkörperung der sich entfaltenden göttlichen Idee ist! Was für einestrenge Folgerichtigkeit! Nirgends eine sprunghafte Entwicklung – Glied greift in Glied undbildet die unendliche einheitliche Kette, in der jedes folgende Glied besser ist als das vorhergehende!Die Korallenbäume verbinden das Mineralreich mit dem Pflanzenreich; die Polypen –Tierpflanzen – verbinden als lebendiges Glied das Pflanzenreich mit dem Tierreich, das sichauftut mit Myriaden von Insekten, die von ihren Stengeln gelösten, fliegenden Blumen gleichen,und endet, nach und nach zu höheren Organisationsformen übergehend, mit dem Orang-Utan, diesem mißlungenen Menschen! Alles hat seinen Platz und seine Zeit, und jede folgendeErscheinung ist wie das notwendige Resultat der vorhergehenden: was für eine strenge logischeFolgerichtigkeit, was für ein unwandelbar richtiges Denken! Aber nun erscheint der Mensch –und das Naturreich endet – und es beginnt das Reich des Geistes, aber des noch der Natur unterworfenen,wenngleich schon durch den Sieg über sie zur Freiheit durchbrechenden Geistes.Halb Tier und halb Mensch, ist er ganz mit Haaren bedeckt, seine riesige Gestalt ist vornübergeneigt,der Unterkiefer vorgeschoben, die Unterschenkel haben fast keine Waden, die großeZehe steht zur Seite; aber er vertraut bereits nicht mehr allein auf Kraft, sondern auf Geschicklichkeitund Überlegung: seine Hände sind bewaffnet, doch nicht einfach mit einem Knüppel,einer Keule, sondern mit einer Art von Steinaxt, die an einem langen Stock befestigt ist... InAustralien sehen wir die Wilden in Stämme geteilt. Sie verzehren ihresgleichen – und die Physiologensagen, der Grund für diese schreckliche Verirrung liege in ihrem Organismus, derNahrung aus Menschenfleisch verlange, weil dieses sich am leichtesten in Fleisch und Blutderer verwandelt, die es genießen. Der Eingeborene Afrikas ist ein träges, tierartiges, stumpfsinnigesWesen, zu ewiger Sklaverei verurteilt, und arbeitet unter Stockschlägen und tödlichenMißhandlungen. In Amerika huldigten nur die kleineren Stämme auf den vorgelagerten Inselnder Menschenfresserei; auf dem Kontinent dagegen bestanden zwei riesige Monarchien, Peruund Mexiko, die Vertreter der höchsten Gebilde, zu denen es die Wilden einer gegenüber anderenhöheren Organisationsform bringen konnten. Was für eine regelrechte Allmählichkeit, wasfür eine unwandelbar strenge Folgerichtigkeit liegt doch in diesen Übergängen aus einer niederenGattung in eine höhere, aus einer niederen Organisationsform in [197] eine höhere, in diesemunendlichen Streben des Geistes, sich als seiner selbst bewußt gewordene Persönlichkeitzu finden. Indem er eine neue Form annimmt und scheinbar auch in ihr keine Befriedigungfindet, zerstört er sie doch nicht, sondern läßt sie zurück als ein fleischgewordenes und für immerin den Raum gebanntes Moment seiner Entwicklung und nimmt eine neue Form als Ausdruckeines neuen Momentes seiner Entwicklung an. Die armen Söhne Amerikas sind auchheute das geblieben, als was die Europäer sie vorfanden. Sie haben zwar aufgehört, die Feuerwaffenals die Stimme der erzürnten Götter zu fürchten, haben sie sogar gebrauchen gelernt –haben sich aber seither dennoch ganz und gar nicht vermenschlicht und wir müssen die Weiterentwicklungdes menschlichen Wesens in Asien suchen. Erst hier ist die Schöpfung ans Endegelangt, hat die Natur ihren vollen Kreis geschlossen und ihren Platz einer neuen rein geistigenEntwicklung abgetreten – der Geschichte. Hier ist die menschliche Gattung wieder in Rassengeteilt – und der kaukasische Stamm ist die Blüte der Menschheit. Aus Geschlechtern undStämmen bilden sich Völker, aus Großfamilien – Staaten – und jeder Staat ist nichts anderes alsein Moment des sich in der Menschheit entwickelnden Geistes, und selbst die Zeit des Auftretenseines jeden entspricht einem Moment, dem sich aus sich selbst entwickelnden abstraktenoder philosophischen Denken. Und für die Menschheit gelten die gleichen Gesetze wie für diemenschliche Persönlichkeit: auch für sie gibt es Epochen der Kindheit, des Jugend und desMannesalters. In ihrer heiligen Wiege – in Asien – ist sie ein Kind der Natur, von dieser anOCR-Texterkennung <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> <strong>Archiv</strong> <strong>Leipzig</strong> – 23.12.2013

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