13.07.2015 Aufrufe

Zur PDF-Datei... - Max Stirner Archiv Leipzig

Zur PDF-Datei... - Max Stirner Archiv Leipzig

Zur PDF-Datei... - Max Stirner Archiv Leipzig

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

W. G. Belinski – Ausgewählte philosophische Schriften – 117mächtigere Pflanze entwickelt sich aus ihm, und umgekehrt: aus einer Eichel und einem kleinenNüßchen entwickeln sich – die gewaltige Eiche und die riesige Zeder, die mit ihren Wipfelnin die Wolken aufragen, und aus einer Kartoffel, die vielleicht fünfzigmal so groß ist wieeine Eichel und tausendmal so groß wie eine Zedernnuß – eine Staude, die kaum ein paarZoll über der Erde emporragt.Das Denken hat notwendig die Existenz zweier einander als Erscheinung entgegengesetzterSeiten des Geistes zur Voraussetzung, die beide in ihm ihre Versöhnung, Einheit und Identitätfinden: das ist – der subjektive (innere, denkende) Geist und der objektive (für den ersterenäußerliche, gedachte, den Gegenstand des Denkens abgebende) Geist. Hieraus ist klar ersichtlich,daß das Denken als Tun notwendig zwei einander entgegengesetzte Dinge voraussetzt –das denkende (das Subjekt) und das gedachte (das Objekt), und daß es unmöglich ist ohne dasvernünftige Wesen – den Menschen. Hiernach kann man uns mit Recht fragen: auf welcheWeise ist denn dann die ganze Welt und die Natur selbst nichts anderes als Denken?Das Gedachte und das Denkende sind von einer Art, von einem Wesen und identisch, so daßdie erste Bewegung der ursprünglichen Materie, die zu unserem Planeten zu werden strebte,und das letzte vernünftige Wort des bewußt gewordenen Menschen nichts anderes sind alsein und dasselbe Wesen, nur in verschiedenen Momenten seiner Entwicklung. Die Sphäre desErkennbaren ist der Boden, aus dem das Bewußtsein hervorgeht und sich bildet.Nichts ist dem Anschein nach einander so gegensätzlich und so feindlich wie Natur undGeist, und zur gleichen Zeit ist nichts miteinander so verwandt und so von einem Wesen wieNatur und Geist. Der Geist ist der Grund und das Leben alles Bestehenden; an sich [195] jedochist er nur die Möglichkeit des Seins, aber nicht seine Wirklichkeit; um zum wirklichenSein zu werden, mußte er als das offenbar werden, was wir Welt nennen, und vor allem zuNatur werden.So ist also die Natur das erste Moment des Geistes, der aus der Möglichkeit zur Wirklichkeit zuwerden strebt. Doch auch dieser erste Schritt zum wirklichen Sein wurde von ihm nicht aufeinmal getan, sondern er vollzog sich in der konsekutiven * Reihe einer Menge von Momenten,von denen jedes sich als eine besondere Stufe der Schöpfung darstellte. Bevor die Geschöpfeerschienen, die die Erde bevölkern, bildete sich die Erde selbst und bildete sich nicht auf einmal,sondern nach und nach, indem sie eine Vielzahl von Wandlungen durchmachte, eine Vielzahlvon Umwälzungen erduldete, jedoch derart, daß jede folgende Umwälzung eine Stufe zuihrer Vervollkommnung war. ** Es ist das Gesetz jeder Entwicklung, daß jedes folgende Momenthöher ist als das vorhergehende. Doch nun ist unser Planet fertig – und aus seinem Bodenentstehen Millionen von Geschöpfen, die die drei Naturreiche bilden. Wir sehen sie ohne Ordnung,in chaotischer Vermischung: im Wipfel eines Baumes sitzt ein Vogel, an seiner Wurzelhütet eine Schlange ihre Beute, nebenan grast ein Büffel usw. Der Wille des Menschen vereinigtauf kleinem Raum die allerverschiedenartigsten Erscheinungen der Natur: den Eisbären,der die Polarregionen bewohnt, mit dem Löwen und dem Tiger, die in den Ländern tropischerGlut zu Hause sind; er züchtet in Europa amerikanische Gewächse – Tabak und Kartoffeln –und läßt mit Hilfe von Gewächshäusern in den Ländern des Nordens die üppigen Früchte desewigen südlichen Frühlings gedeihen. Aber in dieser chaotischen Unordnung, in diesem buntenGemisch, dieser unendlichen Vielfalt verliert sich und verschwindet nur der ermüdete Blick desMenschen: seine Vernunft dagegen sieht in diesen Erscheinungen eine strenge Folgerichtigkeit,unzerstörbare Einheit. Indem er aus diesen unendlich verschiedenartigen und unendlich zahllo-* „unmittelbar nachfolgend“ oder „aufeinanderfolgend“, wobei dies auch zeitlich, räumlich oder logisch gemeintsein kann** Neuholland bietet auch jetzt noch das Bild eines Kontinents, der seine Entwicklung noch nicht gefunden hat.– W. B. – Neuholland – alter Name für Australien. – Die Red.OCR-Texterkennung <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> <strong>Archiv</strong> <strong>Leipzig</strong> – 23.12.2013

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!