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Titel - Berliner Ärzte

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BERLINERÄRZTE10/ 2012 49.Jahrgang Die offizielle Zeit schrift der<strong>Ärzte</strong>kammer BerlinHommage an M. SchirnerARM ABER ATTRAKTIVDER ÖFFENTLICHEGESUNDHEITSDIENSTIN BERLIN


B E R U F S - U N D G E S U N D H E I T S P O L I T I KG-I-N-Konferenz: Leitlinienund der Kanarienvogel in derKohlengrubeDas internationale Netzwerk für medizinische Leitlinien (Guidelines International Network,G-I-N) traf sich in diesem Jahr vom 22.- 25. August im <strong>Berliner</strong> Congress Center. DieGastgeber, das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) und die Arbeitsgemeinschaftder Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF),freuten sich zum zehnjährigen Jubiläum des Netzwerks über einen neuen Teilnehmerrekord:Fast 600 Leitlinien-Experten und Interessierte aus 45 Ländern und allen Kontinentenkamen, um sich unter dem Motto „Global Evidence – International Diversity“über die Arbeit mit Leitlinien auszutauschen. Einen Höhepunkt der Konferenz bildete,laut vieler Besucher, das Abschlussplenum, in dem drei namhafte Redner zum Thema„Knowledge Translation 2020“ referierten.in seinem Land dabei heraus: Immer nochblieben viel zu viele Studien unveröffentlicht– vor allem die ohne positive Ergebnisse.Dies hätte nachweislich dazu geführt,dass Patienten unnötigerweise littenund starben und Ressourcen im Gesundheitswesenverschwendet wordenseien. Dafür führte er das Beispiel desAntiarrhythmikum Lorcainid an, unterdem schon 1980 in Studien vermehrtTodesfälle aufgetreten waren. Die Ergebnisseblieben unveröffentlicht. Und erst13 Jahre später änderte sich die Therapie,für viele Patienten zu spät. Ein zweitesgroßes Problem sah Iain Chalmers darin,dass Patienten und klinisch tätige <strong>Ärzte</strong>nur selten zu Wort kommen, wenn Forschungsprogramme erstellt werden.Patienten wünschen sich nichtdas, was <strong>Ärzte</strong> denkenAls erster Vortragender fragte Glyn Elwynvom Dartmouth Institute for Health Policyand Clinical Practice, Dartmouth College,USA: Leitlinien – für wen genau sind sie?Anhand eines Beispiels zweier – leitliniengerecht– behandelter Patientinnen mitBrustkrebs zeigte er das Problem stiller„Falschdiagnosen“ auf. Beide Patientinnen,die eine fast 80 Jahre, die andereetwa 60, ließen sich trotz Vorbehalte operieren.Bei der jüngeren fand sich keinTumor, wahrscheinlich waren Biopsie-Proben vertauscht worden. Klarer Fall einerFehldiagnose, die Patientin erwogrechtliche Schritte. Viel bemerkenswerterfür Glyn Elwyn war aber der zweite Fall:Die ältere Dame erfuhr nach erfolgreicherOP von einer Freundin, die sich in der gleichenSituation für eine Hormontherapiestatt Operation entschieden hatte. DieWut dieser Patientin interessierte niemanden,trotzdem lag hier laut Glyn Elwyn eine„Fehldiagnose“ vor. Der Wunsch derPatientin wurde falsch „diagnostiziert“,ein häufiger Fehler. Wie der Forscher inseinem weiteren Vortrag zeigte, klafft einedramatische Lücke zwischen dem, wasPatienten wünschen und dem, was <strong>Ärzte</strong>denken, dass sie wünschen.Für Entscheidungshilfen für Patienten und<strong>Ärzte</strong> warb auch Victor Montori, Professorof Medi cine and Director of Knowledgeand Eva luation Research Unit der MayoClinic in Rochester, USA, in seinem Vortragüber die hohen Anforderungen, dieLeitlinien an chronische Patienten stellen.Er veran schau lichte dies am Beispiel einesübergewichtigen Diabetikers mitBluthochdruck, der sich sorgte, die Ratenfür sein Haus abzubezahlen, seinen anspruchsvollenJob zu behalten und sich umseine alleinerziehen de Tochter zu kümmern– und bei seinem Arzt einfach alsnon-compliant galt. Ent scheidungshilfen,zum Beispiel ein Dia gramm über das spezifischeRisiko eines Herzinfarktes, könntenbei chronischen Patienten vor allemals „Gesprächs-Öff ner“ dienen. VictorMontori betonte dabei eindrücklich, denhohen Stellenwert, den das Gespräch mitdem Patienten hat: Bei einem „canary in acoalmine“ bedeute es höchste Gefahr,wenn der Kanarien vogel aufhöre zu singen– ähnlich gefährlich sei es, wenn derPatient aufhöre zu sprechen.Zu viele Studien bleibenunveröffentlichtAuf Hürden bei der Leitlinien-Implementierungwies der letzte Redner, Sir IainChalmers aus Großbritannien, in seinemVortrag hin. Zwei große Probleme stellteder Koordinator der James Lind Libraryund Gründer der Cochrane Collaboration„Knowledge Translation 2020“– der Patient im FokusUnter der Überschrift „Knowledge Translation2020“ gaben die drei Redner denMitgliedern des G-I-N somit vor allemArgumente für eine stärkere Patientenorientierungmit auf den Weg. Dabei ginges ihnen nicht allein darum, Patienten inden Entwicklungsprozess einer Leitliniemit einzubeziehen, ihre Vorschläge reichtenweit darüber hinaus: So könnten zumBeispiel schon während eine Leitlinie entsteht,evidenzbasierte Entscheidungshilfenentwickelt werden, die das Gesprächzwischen Arzt und Patient unterstützen.Mit diesen Anstößen und Ideen wird sichdas Netzwerk sicherlich auch auf seinemnächsten Kongress beschäftigen. Zu ihmlud der neue G-I-N-Vorsitzende, Dr. AmirQaseem (USA), abschließend ein: 2013treffen sich Leitlinienentwickler undInteressierte unter dem Motto:„Integrating Evidence into Practice –Strategies for the future“ in San Francisco.Weiterführende Links: Informationen zum Kongress:http://www.gin2012.org/ James Lind Library:http://www.jameslindlibrary.org/Verfasserin:Silja SchwenckeÄrztin und MedizinjournalistinBERLINER ÄRZTE 10/2012 S. 4


DIE OFFIZIELLE ZEITSCHRIFT DER ÄRZTEKAMMER BERLINBERLINER49. JAHRGANGÄRZTENR 10/2012TITELTHEMA ..................Der Öffentliche Gesundheitsdienstin Berlin –arm, aber attraktivVon Adelheid Müller-Lissner..................14Berl nInterview mit StaatssekretärinEmine Demirbüken-Wegner....18EDITORIAL.......................»Gelebte Verantwortung«Von Günther Jonitz ..................................3BERLINER ÄRZTE aktuell ......6Künstliche Säuglingsmilchist nicht gleichwertig mitMuttermilchInformationen des Bundesinstitutsfür Risikobewertung .................................11BERUFS- UND GESUND -HEITSPOLITIK................G-I-N-Konferenz: Leitlinienund der Kanarienvogel in derKohlengrubeVon Silja Schwencke ................................4FORTBILDUNG...............Sicherer verordnen..........................10Der Veranstaltungskalenderder <strong>Ärzte</strong>kammer Berlin ............. 22CIRS Berlin: Der aktuelle Fall ....20PERSONALIEN...............Chemie, Musik und MedizinClaus Köppels Dreiklangder Disziplinen ......................................26Bestandene FacharztprüfungenJuli/August 2012 ..............................28BUCHBESPRECHUNG........H. Christof Müller-Busch:Abschied braucht Zeit ..................30FEUILLETON.................Wenn Künstler fremd gehen–»Bios« - Ausstellung imKolbe MuseumVon Rosemarie Stein .............................31BERLINER BERLINER ÄRZTE ÄRZTE 10/2012 S. S. 5


N A C H R I C H T E NKongressNATURHEILTAGE BERLIN Herbstkongress 2012 – Kurs IVFreitag bis Sonntag, 09.-11.11. und 23.-25.11.2012 Weiterbildung zum Erwerb derZusatzbezeichnung „Naturheilverfahren“ mit Zertifizierung (37 Punkte)Veranstalter: <strong>Ärzte</strong>gesellschaft für Naturheilverfahren (Physiotherapie)Berlin-Brandenburg e.V.Inhalte:Physikalische Neurophysiologische Grundlagen derTherapie:Naturheilverfahren; Elektrotherapie;09. u. 10.11. KG bei Radikulärsyndromen; b. GelenkerkrankungenPhytotherapie: in der Pädiatrie; Gynäkologie; Risiken und Wechselwirkungen;10.11. Traditionelle u. „rationale“ PhytotherapieOrdnungstherapie: Tabakentwöhnung; Selbsthilfe bei Essstörungen;23.11. bei Kopfschmerzen; Umgang mit Alkoholkrankh.Ernährungstherapie: bei Diabetes mellitus; bei entzündl. rheumat.24.11. vorm. Erkrankungen; bei Reizdarm; bei Schwangerschaft24.11. nachm. Schwerpunktthema: DepressionenNeuraltherapie: und vegetatives Nervensystem; und25.11. internistische Erkrankungen; und Gynäkologie.Anmeldung:VeranstaltungsortKursgebühren:Naturheiltage Berlin, c/o Dr. med. Reinhold Heinzler,Tel: 01758557262 , E-Mail: r.heinzler@web.deSt. Gertrauden Krankenhaus, Paretzer Str. 12, 10713 Berlin-Wilmersdorf360,00 € für den gesamten Kurs IV. Ermäßigungen unter bestimmtenVoraussetzungen und bei entsprechendem Nachweis.Ausführliches Programm unter: www.naturheiltage-berlin.deKurseImpfungen in der PraxisPraxisrelevantes Tagesseminar zu denaktuellen STIKO-Empfehlungen und denallgemeinen Grundlagen von Aufklärungbis Impfversager, Nutzen-Risikoabwägungin der Schwangerschaft, Reiseimpfungenund praxisrelevante Fragen.Termin: Sonnabend, 01.12.2012,9.00 - 17.30 UhrKursleitung: Dr. med. Christian Schönfeld(ehem. Leiter der ReisemedizinischenAmbulanz, Institut für Tropenmedizinund internationale Gesundheit, Charité –Universitätsmedizin Berlin)Kursgebühr: 100 € (inkl. Verpflegung),10 FortbildungspunkteVeranstaltungsort:Kaiserin Friedrich-Haus,Robert-Koch-Platz 7, 10115 BerlinAnmeldung: <strong>Ärzte</strong>kammer Berlin(Tel.: 40806-1215/Fax: 40806 55-1399/E-Mail: fb-aag@aekb.de)


S I C H E R E R V E R O R D N E NFlupirtinAbhängigkeit undLebertoxizitätBereits 1992 wurde in der damaligenPreisvergleichsliste zu Flupirtin (z.B. Katadolon®)angemerkt, dass zur Frage einerAbhängigkeit von diesem Analgetikumnoch länger dauernde Erfahrungenabzuwarten seien. 2009 publizierte dieAkdÄ einen Fallbericht über eine langjährigeAbhängigkeit von Flupirtin bei einer33­jährigen Patientin, über 44 ähnlicheFälle sind der AkdÄ bekannt.2012 startete eine Werbekampagne zuFlupirtin bei Rückenschmerzen. Eine propagiertesog. Reanalyse ist nicht überprüfbar,da unveröffentlichte Studien berücksichtigtwurden. In Anbetracht desAbhängigkeitspotentials und insbesondereder Lebertoxizität von Flupirtin (bis hinzu tödlichem Leberversagen) sollte dieserin seiner Wirkung nur schlecht belegteAlt­Arzneistoff nur zurückhaltend, wennüberhaupt, verordnet werden – trotzUnterstützung der Deutschen Gesellschaftfür Schmerztherapie (DGS).Quellen: www.akdae.de, arzneitelegramm2012; 43(7): 61­2Erhöhtes Krebsrisikobei Calcitonin-haltigenNasensprays in derMenopauseDie europäische ArzneimittelagenturEMA – angeschlossen hat sich auch diekanadische Arzneimittelbehörde – hatempfohlen, Calcitonin­haltige Nasensprays(Karil®, Generika) zur Therapie derOsteoporose in der Menopause vomMarkt zu nehmen. Grund war ein bis zu2,4 Prozent erhöhtes Risiko für maligneErkrankungen bei nasaler Anwendung.Das Nutzen­Risiko­Verhältnis für dieBehandlung einer Hyperkalzämie beiTumorerkrankungen und bei MorbusPaget (Injektionslösungen) sei weiterhinpositiv. Die Behandlungsdauer sollte sichjedoch in der letztgenannten Indikationauf 3 Monate bis maximal 6 Monate beschränken.Quellen: www.bfarm.de, www.hc­sc.gc.caÜbersicht zumrechtlichen Rahmen bei Off-Label-UseVor allem in der Intensivtherapie Neugeborenerbeträgt der Anteil an Off­Label­Anwendungen eines Arzneistoffesüber 90 %, bei Erwachsenen sollen inKanada mehr als 10 % der VerordnungenOff­label sein.DefinitionenOff­Label­Use: Arzneimittel bereits zugelassenin D, Anwendung außerhalb derZulassung für andere Indikationsgebiete,Dosierungen oder Patientengruppen.Unlicensed Use: Arzneimittel in D (noch)nicht zugelassen, Einzelimport für individuellenPatienten möglich (mit Genehmigungder gesetzlichen Krankenkasse).Compassionate Use: Arzneimittel in klinischerPrüfung oder mit Zulassungsantrag,aus humanen Erwägungen für lebensbedrohlicheErkrankungen eingesetzt, vomHersteller kostenlos abzugeben.In der Praxis bestehen viele Unsicherheitenzu diesem Thema. In einer neuen­Übersicht wird der rechtliche Rahmenbeleuchtet.a) Nach dem Arzneimittelgesetz kannein Arzt ein Arzneimittel Off­labelverordnen. Er muss es, wenn es medizinischemStandard entspricht. Allerdingshat er eine intensivierte Pflichtzur Aufklärung auch über das möglicheAuftreten bisher noch unbekannterRisiken und zur Be obach tung desBehandlungsverlaufes. Nur in geringemMaß haben auch der „mündigePatient“ und der pharmazeutischeHersteller eine Eigenverantwortung.b) Ein Off­label­Use ist grundsätzlichkeine Leistung der GKV. Ausnahmengelten unter engen Voraussetzungen(ausreichende Belege eines Nutzens,keine Therapiealternative, Zustimmungdes Ge meinsamen Bundesausschusses,niedergelegt in den Arzneimittelrichtlinien)für schwerwiegendeErkrankungen. Bei lebensbedrohlichenoder regelmäßig tödlich verlaufendenErkrankungen sind die Anforderungenan ausreichende Belegeverringert – Hinweise mit niedrigeremEvidenzgrad können ausreichen.Quellen: Dtsch.med.Wschr. 2012; 137(28/29):1444, dto. 2012; 137(30): 1519­23Anregungen, Vorschläge und insbe sondere kritische An mer kungen aus der Praxis und Klinikzu den Artikeln dieser Serie sind ausdrücklich erwünscht.Tel.: 0211/4302­2272, Fax: 0211/4302­2279, E­Mail: dr. hopf@aekno.deDr. Günter Hopf, ÄK Nordrhein, Tersteegenstraße 9, 40474 DüsseldorfNachdruck aus dem Rheinischen <strong>Ärzte</strong>blatt 9/2012ANZEIGEBE R L INE R Ä R Z T E 10/2012 S. 10


B U N D E S I N S T I T U T EANZEIGEKünstliche Säuglingsmilch ist nicht gleichwertigmit MuttermilchIndustriell hergestellte Säuglingsnah run ­gen müssen auf die Ernährungs bedürfnissevon gesunden Säuglingen abgestimmt unddurch allgemein anerkannte wissenschaftlicheDaten belegt sein. Die Hersteller dieserProdukte werben häufig direkt oder indirektdamit, dass die Produkte in ihrerZusammensetzung vergleichbar mit Muttermilch sind. Die Nationale Stillkom missionam Bundesinstitut für Risikobe wertung(BfR) hat die Zusammensetzungvon Muttermilch imVergleich zu industriell hergestellterSäuglingsnahrung verglichenund die Wirkungen vonverschiedenen Säuglingsnahrungen imVergleich zu Muttermilch auf die Gesundheitvon Säuglingen bewertet.Muttermilch enthält zahlreiche Sub stanzen,die in Säuglingsanfangs­ und Folge ­n ahrung nicht enthalten sind. Diese Substanzenführen zu einer geringeren Erkrankungswahrscheinlichkeit bei gestilltenSäuglingen. Ausschließliches Stillen in denersten 4 bis 6 Monaten reduziert dieAnzahl von Infektionen im Säuglingsalterum 40 bis 70 % und vermindert Krankenhausaufnahmender Säuglinge im erstenLebensjahr um mehr als 50 %. Beispielsweisewird das Risiko für Infekte der unterenAtemwege bei Säuglingen durch Stillenum über 70 % gesenkt. Weitere Krankheiten,die bei gestillten Kindern wenigerhäufig auftreten, sind Mittelohrent zündungen,Magen­Darm­Infektionen, sowiemöglicherweise späteres Übergewicht undDiabetes mellitus Typ 2.Das Immunsystem des neugeborenenSäuglings ist unreif und benötigt die postnataleAuseinandersetzung mit aus derUmwelt eingetragenen Bakterienstämmen.Die in der Milch gesunder Frauen vorkommendenkommensalen Bakterien stelleneinen wichtigen Faktor beim Aufbau derkindlichen Darmflora dar. Die Zahl der inMuttermilch gefundenen Keime wird zwischen


ÄRZTEKAMMER aktuellFortbildungÄrztliche Führung – ein praxisorientiertes Intensivprogrammnach dem Curriculum der BundesärztekammerOb Sie nun eine Station, eineAbteilung, eine Klinik, eine Praxisoder ein MVZ führen: Fürjede Ärztin und jeden Arzt istFührung ein selbstverständlicherBestandteil der täglichenArbeit. Neben dem anspruchsvollenmedizinischen „Kerngeschäft“fordern dabei vielfältige,oft widersprüchliche nichtmedizinischeInteressen Aufmerksamkeit,Zeit und Energie.Aber: Wie vereint man Arzt- und„Manager“-Sein? Wie könnenärztliche Überzeugungen undorganisationsrelevante Anforderungenmiteinander in Einklanggebracht und die eigenenAnsprüche als Führungskraftwirkungsvoll umgesetzt werden?Das Führungsseminar der <strong>Ärzte</strong>kammerBerlin setzt an diesemPunkt an: Im Mittelpunktsteht die Führungspersonselbst. Denn Führung bedeutetmehr als ein bloßes Plus an Aufgaben.Sie fordert die ganzePerson mit ihren Kompetenzen,Werten und Haltungen. DasSeminar erweitert Ihre Füh -rungs kompetenzen. Es vermitteltkonzeptionelles Wissen, umOrganisationen werte-, zielundmitarbeiterorientiert zusteuern, erfolgreich mit Mitar-beitern, Kollegen und Verhandlungspartnerngerade in schwierigenSituationen zu kommunizierenund zu interagieren. Dieerfolgskritischen Dimensionenärztlicher Führung werden aufgezeigtund die Gelegenheitgeboten, die eigenen Kompetenzenzu stärken und ein persönlichesFührungskonzept zu entwickeln.In 2013 wird das Füh -rungsseminar der <strong>Ärzte</strong>kammerBerlin bereits im vierten Jahrdurchgeführt. Das Seminar verfolgtmit seinen vier Modulen,die sich auf drei Quartaleerstrecken, bewußt einen prozess-und praxisorientiertenAnsatz.Bei abendlichen Kamingesprächenwerden zusätzlich zumTagesprogramm aktuelle Fragestellungender Führung ausungewohnten Blickwinkeln diskutiert.Das Seminar richtet sich vorallem an Oberärztinnen undOberärzte aus Krankenhäusernsowie an Ärztinnen und <strong>Ärzte</strong>mit leitender Funktion in anderengrößeren Einrichtungen derPatientenversorgung wie z.B. MVZ.TERMINE:Modul 1 Die Praxis des FührensDo. 25.04. – 27.04.2013Modul 2 Führen als interaktiverProzessDo. 06.06. – 08.06.2013Modul 3 Veränderungsprozessemanagen – GesundheitspolitischerRahmen – Betriebswirtschaftl.SteuerungDo. 19.09. – 21.09.2013Modul 4 Transfer: Sicherung deseigenen KonzeptsFr. 13.12.2013Veranstalter: <strong>Ärzte</strong>kammer BerlinKursleitung:Priv.-Doz. Dr. Peter BerchtoldOrt: Evangelische Bildungsstätteauf Schwanenwerder/BerlinAnsprechpartnerinnen:Andresen-LangholzTel.: 030 40806 1301Organisation und UnterlagenAngelika Mindel-HenniesTel.: 030 40806 1405Fragen zum Inhaltaerztlichefuehrung2013@aekb.dePodiumsdiskussionDie Geschichte hinter TamifluFoto: S. RudatPeter Tinnemann, Wolfgang Wodarg, Peter Doshi, Gerd Antes und Günther Jonitz (v.l.).Mit den Hintergründen der so genannten Schweinegrippe und derH1N1-Pandemie, die dann doch keine war, hat sich eine hochrangigePodiumsrunde am 6. September in der Charité beschäftigt. Gast warDr. Peter Doshi von der Johns Hopkins University in Baltimore (USA), derals Mitarbeiter der Cochrane Collaboration die Entscheidungskette,die zur Ausrufung einer Pandemie und den darauf folgenden weltweitenEinsatz von Tamiflu führte, genau untersucht hat. Mit Doshizusammen diskutierten Professor Gerd Antes (Deutsches CochraneZentrum Freiburg), Dr. med. Günther Jonitz (Präsident der <strong>Ärzte</strong>kammerBerlin), Dr. med. Wolfgang Wodarg (Transparency International Deuschland)und Moderator Dr. med. Peter Tinnemann (Charité).Einen ausführlichen Bericht lesen Sie auf der Homepageder <strong>Ärzte</strong>kammer Berlin unterwww.aerztekammer-berlin.de => Presse => Meldungen.BERLINER ÄRZTE 0/2000 S. 5BERLINER ÄRZTE 10/2012 10/2012 S. 12S. 12


N A C H R I C H T E NDelegationErster unabhängiger Fortbildungskongress der <strong>Ärzte</strong>kammer Berlinin Kooperation mit der Arzneimittelkommission der deutschen <strong>Ärzte</strong>schaftDieser Kongressam 1. Dezember 2012 bildet denAuftakt für einen im jährlichenRhythmus geplanten Fortbildungskongress,der sich explizitmit dem Thema „Sauberes Wissenin der Medizin“ befassenwird.Warum ist dieses Thema sowichtig?Kern des Vertrauens in die <strong>Ärzte</strong>schaftist die Tatsache, dass sichdie <strong>Ärzte</strong> allein am Wohl desPatienten orientieren – unbeeinflusstvon kommerziellen Interessen.Basis des ärztlichen Handelnssind medizinisch-wissenschaftliche,„objektive“ Erkenntnisseeinerseits und individuelles,ärztliches Erfahrungswissenandererseits. Erst beides zusammenbildet die Voraussetzungfür die Unabhängigkeit ärztlichenHandelns.Bezogen auf das medizinischeWissen sind <strong>Ärzte</strong> darauf angewiesen,dass ihnen wissenschaftlichfundierte und nichtdurch kommerzielle Interessenbeeinflusste StudienergebnisseArbeitsmedizinzur Verfügung stehen. Gleichzeitigmüssen <strong>Ärzte</strong> einschätzenkönnen, inwiefern Erkenntnissewissenschaftlich fundiertoder durch Einflüsse Dritteroder anderweitige Faktorenverzerrt sind. Wenn die Qualitätdes medizinisch-fachlichenWissens „nicht stimmt“, dannist auch die Unabhängigkeit der<strong>Ärzte</strong> gefährdet.Deshalb ist das Thema sowichtig.Der erste unabhängige Fortbildungskongress,zu dem die <strong>Ärzte</strong>kammerBerlin gemeinsammit der Arzneimittelkommissionder Deutschen <strong>Ärzte</strong>schafteinlädt, wird diese Diskussionanhand der drei Schwerpunktthemen• Personalisierte Medizin• Neue Antikoagulanzien• Herzrhythmusstörungenvertiefen.Im Laufe der Plenumsvorträge,Workshops und Diskussionensoll auch herausgearbeitet werden,warum es so schwer ist„sauberes Wissen“ zu erkennen,welche Mechanismen hierbeieine Rolle spielen und wie amBeispiel der drei Schwerpunktthemengesichertes medizinischesWissen für den konkretenNutzen in der ärztlichen PraxisKongressleitung:Termin: 01.12.2012vermitteltund Studienergebnissekritisch undunabhängig dargestelltwerden können.Dr. med. Günther Jonitz, Prof. Dr. med.Wolf-Dieter Ludwig, Dr. med. MatthiasBrockstedt, Stephan BernhardtVeranstaltungsort: <strong>Ärzte</strong>kammer BerlinFriedrichstraße 16, 10969 BerlinTeilnehmerentgelt: 30,00 EUR Mitglieder <strong>Ärzte</strong>kammer Berlin50,00 EUR Nichtmitglieder <strong>Ärzte</strong>kammerBerlin - Die Teilnehmeranzahl ist begrenzt!Fortbildungspunkte: 6 Punkte (Kategorie B)Information zumInhalt:Voranmeldung:ProgrammDr. med. Henning SchaeferTel.: 030 40806-1200E-Mail: fortbildungskongress@aekb.deAndrea HofmannTel.: 030 40806-1205E-Mail: fortbildungskongress@aekb.deSiehe Homepage der <strong>Ärzte</strong>kammer Berlin:www-aerztekammer-berlin.de=> <strong>Ärzte</strong> => Fortbildung =>FortbildungskalenderKommunikation im MittelpunktDas Thema Kommunikation stand im Mittelpunkt derdiesjährigen Summer School der EuropeanAssociation of Schools of Occupational Medicine(EASOM), die vom 30. August bis zum 1. September inder <strong>Ärzte</strong>kammer Berlin stattfand.Foto: S. LinnigUnter dem <strong>Titel</strong> „Communication as a core competencyfor occupational health physicians“ diskutiertenArbeitsmediziner aus ganz Europa über die besondereRolle der Kommunikation in ihrem Arbeitsfeld.Begrüßt wurden sie an verschiedenen Tagen vom Präsidentenund Vizepräsidenten der <strong>Ärzte</strong>kammer Berlin,Dr. med. Günther Jonitz (re) und Dr. med. Elmar Wille (li).Foto: M. PeetersB E R L I N E R Ä R Z T E 0/2000 S. 6BERLINER B E R L I NÄRZTE E R Ä R Z T E 10/2012 S. S. 13 13


ÖGD1NotfallmedizinGesundheitlicherBevölkerungsschutzPräventionMundgesundheitABC-VorsorgeInfektionsschutzKrankenhaushygieneArzneimittel undMedizinprodukteKinder- und JugendgesundheitsdienstPräventionKinderschutzPsychiatrie in BerlinPräventionUmweltbezogenerGesundheitsschutzSchwangerschaftFamilienplanungPräventionDer Öffentliche Gesundheitsdienstin Berlin - arm, aber attraktivIn den Sonntagsreden herrscht der zu erwartendeSonnenschein: Gesundheitspolitiker, Public Health-For scher und medizinische Fachgesellschaften, FachundPublikums me dien betonen seit Jahren einmütig,wie wichtig Prävention sei. Vorbeugen ist besser alsheilen, die alte Weisheit erfreut sich immer größererBeliebtheit. Ein wenig davon sollte sich eigentlich aufden Öffentlichen Gesundheitsdienst übertragenlassen. Wie sieht es in Berlin aus?Von Adelheid Müller-LissnerBBERLINER E R L I N E R Ä RÄRZTE Z T E 10/2012 10/2012 S.14S.14


T I T E L T H E M AAls Bundesgesundheitsminister DanielBahr (FDP) pünktlich zu Beginn derdiesjährigen Sommerferien vorschlug, esnicht bei den verpflichtenden Schulein -gangsun tersuchungen bewenden zu lassen,sondern künftig regelmäßig <strong>Ärzte</strong> zurVorsorge in Schulen zu schicken, fand dasallgemein große Resonanz. „Damit könntenbestehende Lücken in der medizinischenVersorgung von Kindern undJugendlichen geschlossen werden“, erklärteauch der Präsident der <strong>Ärzte</strong>kammerBerlin, Dr. med. Günther Jonitz. Er nahmden Vor schlag des Ministers jedoch gleichzum Anlass, um ein leidiges Problem zuthematisieren: Woher sollen die Ärztinnenund <strong>Ärzte</strong> kommen, die diese zusätzlicheAufgabe übernehmen? „Im ÖffentlichenGesundheitsdienst wurden über Jahre hinwegStellen gestrichen. Jetzt werden wiederhänderingend <strong>Ärzte</strong> benötigt, zugleichweigern sich aber die kommunalen Arbeit -geber, akzeptable Arbeitsbedin gungenanzubieten.“Besonders im ländlichen Bereich könntenviele Gesundheitsämter schon heutepädiatrische Stellen nicht besetzen, sodass zusätzliche Aufgaben kaum zuschultern wären, so reagierte auch Dr.med. Ute Teichert-Barthel, Vorsitzendedes Bundesverbandes der Ärztinnen und<strong>Ärzte</strong> des Öffentlichen Gesundheits -dienstes (BVÖGD), auf den ministeriellenVorstoß. Schon mit der Einschulungs -untersuchung, die die Ämter flächendeckenddurchführen, sind sie vielerortsüberlastet.Dritte SäuleDer Öffentliche Gesundheitsdienst giltneben der stationären und der ambulantenVersorgung als dritte Säule desGesundheitswesens. Doch trotz dersonnigen Sonntagsreden scheint er imSchatten der beiden wuchtigen anderenSäulen zu stehen. Und das nicht zuletzthinsichtlich der Bezahlung der dorttätigen <strong>Ärzte</strong>. „Wir arbeiten für IhreGesund heit – aber nicht für ein Gehalt2. Klasse“ – das stand auf Transparen -ten, die Teilnehmer des letztjährigenwissenschaftlichen Kongresses desBVÖGD in Trier auf einer öffentlichenDemonstration trugen. Nachdem kürzlichdas Schlichtungsverfahren zwischenMarburger Bund und der Vereinigungder kommunalen Arbeitgeberverbändegescheitert ist, dürfte es allerdingszunächst weiter bei diesen Gehälternbleiben.Der Marburger Bund hatte sich dafüreingesetzt, die Kollegen aus demÖffent lichen Gesundheitsdienst in denTarifvertrag für kommunale Kranken -häuser einzubeziehen. Erst mit derEinführung eines Tarifvertrags für denöffentlichen Dienst im Jahr 2005 wardas Gefälle zu ihren Kollegen aus denKliniken überhaupt entstanden. DasArgument, sie würden im Unterschiedzu den dort tätigen Kollegen keinePatienten behandeln, ist aber wenigstichhaltig: Die in den Klinika tätigenPathologen, Mikrobiologen oder Labor -mediziner und auch der MedizinischeDienst der Krankenkassen (MDK)stechen schließlich nicht durch regePatientenkontakte hervor. Umgekehrthaben die Mitarbeiter des ÖffentlichenGesundheitsdienstes viel Kontakt mitMenschen – auch mit kranken. „Wasmeinen Sie, was der sozialpsychiatrischeDienst macht, wenn er akut Suizidge -fährdete auffängt? An den Wochenta -gen zwischen 8 und 16 Uhr sind wirdafür zuständig!“, gibt Dr. med. ClaudiaWein, Leiterin des GesundheitsamtesLichtenberg, zu bedenken. Dort ist auchdas Zentrum für tuberkulosekranke und-gefährdete Menschen angesiedelt,dessen Mitarbeiter täglich Schwerst -kranke zu sehen bekommen und ihreArbeit in Zusammenarbeit mit derCharité auch wissenschaftlich auswerten.Seit 2010 beobachtet man dort wiedereinen kontinuierlichen Anstieg derFälle – eine <strong>Berliner</strong> Besonderheit, weilviele von ihnen aus Osteuropa „importiert“sind. „Je eher wir die Patientenidentifizieren, desto größer die Chance,dass sie noch niemanden angestecktFoto: privatDr. med. Claudia Weinhaben“, fasst Wein das Hauptzielder Arbeit des Zentrums zusammen.Sie berichtet aber auch von demgroßen Kraftakt, den es jedes Malbedeutet, mittellose TB-Kranke unterzubringen,zu verköstigen und für ihresichere Behandlung zu sorgen.Als am TB-Zentrum in den Jahren2010 und 2011 mehrere Mediziner -stel len zu besetzen waren, habe es17 Ausschreibungen in verschiedenenMedien gegeben, berichtet Wein. „Eineinziger Kollege hat sich daraufhinentschieden, zu uns zu kommen.“Eine Umfrage der KassenärztlichenBundesvereinigung zeigt dabei: Fastein Fünftel der Medizinstudenteninteressiert sich zumindest grund -sätzlich für eine Tätigkeit im Rahmendes öffentlichen Gesundheitswesens.„Alte Vorbehalte schwinden, aber dasGehaltsniveau wird allgemein alsunzureichend betrachtet“, kommentiertWein die Situation nüchtern.Rund 80 Prozent der medizinischenMitarbeiter des Öffentlichen Gesund -heitsdienstes sind in Berlin heuteFrauen. Angesichts der vielbeschworenen„Feminisierung“ der Medizinwäre das nicht sonderlich erwähnenswert– gäbe es da nicht den beträchtlichenGehaltsunterschied zu denetwas weniger feminisierten Tätig -B E R L I N E R Ä R Z T E 10/2012 S. 15


T I T E L T H E M Akeitsgebieten. Claudia Wein hat sich inden 80er Jahren für eine Tätigkeit imÖffentlichen Gesundheitsdienst entschieden,weil sie den Eindruck gewonnenhatte, dass er eine relativ familienfreundlicheVariante des Arztberufs darstellt.Was sich für sie persönlichbewahrheitete: Man kann es an derTatsache ablesen, dass ihre damals vierköpfigeFamilie im Lauf der Jahre umzwei weitere Mitglieder anwuchs.ÖDG: Viel Kompetenz undwenig Kohle?Heute trägt Wein die Verantwortung für170 Mitarbeiter und den stattlichenHaushalt von 7,5 Millionen Euro. Dasbeschert ihr persönlich im Alltag vielBürokratie. „Ich habe aber den Eindruck,dass meine ärztlichen Mitarbeiter vielstärker fachlich arbeiten können, als dasheute den meisten Kollegen in Praxisoder Klinik möglich ist. Viele, die zu unswechseln, zeigen sich davon sehr angetan.“Kooperationen mit Kliniken nimmtsie deshalb gern zum Anlass, um füreinen Beruf ohne DRG-Vorgaben zu werben.„Von allein kommen ja leider diewe nigs ten auf die Idee, ihn zu ergreifen.“Neben dem schnöden Mammonund der Tatsache, dass die dritte Säuledes Gesundheitswesens im Medizinstu -dium bisher so gut wie gar nicht präsentist, spielt dabei wohl auch das Imagedes Amtsarztes eine Rolle, den vieleimmer noch mit der sprichwörtlichenLang sam keit und Bedächtigkeit des„Amtsschim mels“ assoziieren. SolcheVorwürfe wurden zuletzt anlässlich desEHEC-Ausbruchs im Frühsommer 2011wieder laut: Die Meldung der Fälle andas Robert-Koch-Institut (RKI) habe sichentscheidend verzögert, so hieß esdamals, weil die GesundheitsämterInforma tionen von <strong>Ärzte</strong>n und Laborsnur schleppend und auf dem Postwegweitergeleitet hätten. Als klar gewesensei, dass es sich um einen Ausbruch handelte,hätten die Gesundheitsämter täglichelektronisch ihre Mitteilungen andas Landesamt für Gesundheit undSoziales (LaGeSo), geschickt, das anschließenddem RKI Meldung machte, soEHEChatte Dr. med. Marlen Suckau, Referen -tin für Infektionsschutz bei der damaligen<strong>Berliner</strong> Senatsverwaltung fürGesund heit, Umwelt und Verbraucher -schutz, im letzten Sommer gegenüberBERLINER ÄRZTE richtiggestellt. AuchRKI-Präsident Reinhard Burger befandim Nachhinein, dass das gut geklappthat. Inzwischen wurden die Vorwürfezum schleppenden Meldewesen dennauch weitgehend zurückgenommen.Dazu hat wahrscheinlich auch die po -sitive Rolle des Öffentlichen Gesund -heits dienstes bei der Fahndung nachUM ANTWORT WIRD GEBETENDas Meldewesen für die U-Untersuchungendem „Schuldigen“ beigetragen. „Hier istman auf die Sprossen gekommen, es hateinfach geholfen, dass der ÖffentlicheGesundheitsdienst sich in Kleinig keitenvertiefen und Ortskenntnis besitzenmuss“, betont Wein.Kompetenz und KompetenzenSolide Fachkenntnisse sind ohnehinPflicht, nicht nur in Infektiologie, sondernauch in Psychiatrie und Kinder -heilkunde, aber auch in juristischenFragen. Schließlich dürfen die Amtsträ -ger in Notfällen ganze städtische Arealesperren lassen oder Menschen in Arrestnehmen. Schon seit den „goldenen“ 20erJahren des vorigen Jahrhunderts mussteman den „Amts arztlehrgang“ und einestaatliche Prüfung absolviert haben, umein Gesundheitsamt leiten zu dürfen.Seit den 70er Jahren gibt es die Gebiets -be zeichnung „Öffentliches Gesundheits -wesen“. In Berlin ist sie für die Amtsärzteder 12 Bezirke und ihre Stellvertreter obligatorisch,und auch der Leiter der Zen -tralen Medizinischen Gutachtenstellemuss diesen Facharzt haben.Zu den Einrichtungen, die die Chancen dafür erhöhen sollen, dass alle jungen<strong>Berliner</strong>innen und <strong>Berliner</strong> gesundheitlich gut betreut aufwachsen, gehörenauch das Einladungswesen nach § 6 des <strong>Berliner</strong> Kinderschutzgesetzes zu den U-Untersuchungen und die Zentrale Meldestelle an der Charité, die jetzt ihren zweitenGeburtstag feiern konnte.Die <strong>Berliner</strong> Kinderärzte melden seit 2010 dorthin, welche Kinder an denFrüherkennungsuntersuchungen teilgenommen haben, beginnend mit der U4im dritten Lebensmonat. Familien, deren Kinder im <strong>Berliner</strong> Melderegister verzeichnetsind, aber nicht beim Arzt waren, werden an die Untersuchung erinnert.Kommen sie auch dann nicht, wird der Kinder- und Jugendgesundheitsdienst(KJGD) des Bezirkes aktiv, in dem sie leben.Jetzt, nach zwei Jahren, zog die Zentrale Meldestelle erstmals Bilanz: DieTeilnahme an den Untersuchungen hat sich in der Zwischenzeit erhöht, und jedeachte Familie, die der KJGD wegen der Nicht-Teilnahme an einer der Früherken -nungsuntersuchungen kontaktierte, nahm bei dieser Gelegenheit zusätzlicheBeratungsleistungen in Anspruch. Neunmal wurde in den letzten beiden Jahrenaufgrund der Arbeit der Zentralen Stelle allerdings auch etwas festgestellt, wasim Amtsdeutsch „Kindswohlgefährdung“ heißt.(aml)BERLINER ÄRZTE 10/2012 S. 16B E R L I N E R Ä R Z T E 10/2012 S.16


D E R Ö F F E N T L I C H E G E S U N D H E I T S D I E N S T I N B E R L I N –A R M A B E R A T T R A K T I VFoto: Sen. für Gesundheit und SozialesMario Czaja, Senator für Gesundheitund Soziales beim Zähneputzen.Die fünfjährige Weiterbildung umfasstviereinhalb Jahre praktische ärztlicheTätigkeit, davon ein halbes Jahr Psy chia -trie und 18 Monate in Einrichtun gen desÖffentlichen Gesundheits dienstes. Dazukommt – einzigartig in der Facharzt -landschaft – eine theoretische Weiter -bildung im Umfang von 720 Stunden.Sie kann zum Beispiel an der Akademiefür öffentliches Gesund heitswesen inDüsseldorf absolviert werden, die vonden sechs Bundesländern Bremen,Hamburg, Hessen, Nieder sachsen,Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein finanziert wird. Bis 1996 warauch das Land Berlin mit im Boot, stiegdann jedoch aus Kostengrün den aus.Weitere Einrichtungen sind in Meißenund in München.Ideen für ein besseres ImageEmine Demirbüken-Wegner, Staatsse -kre tärin für Gesundheit beim Senatorfür Gesundheit und Soziales Mario Czaja(beide CDU), versichert zudem im Ge -spräch mit BERLINER ÄRZTE, dass derSenat zwar auch in ihrem Ressort Perso -nal einsparen müsse, die Einspa rungenjedoch nicht bei den <strong>Ärzte</strong>stellen erfolgenwerden. Es werde auch darübergesprochen, Psychologen, Pädagogenund andere Berufsgruppen, die für dieTeams wichtig sind, davon auszunehmen.Insgesamt sollen in den BezirkenStellen von den Jugendämtern zu denGesundheitsämtern gehen. Sie werdenzum Beispiel gebraucht, um das Einla -dungswesen für die U-Untersuchungender <strong>Berliner</strong> Kinder sicherzustellen(siehe Kasten S.16 und Interview S. 18).Auch Demirbüken-Wegner bedauert,dass das Land mit einer Besoldung der<strong>Ärzte</strong> im ÖGD nach dem Tarifvertrag fürden öffentlichen Dienst der LänderSCHUTZ FÜR KINDERZÄHNE Aber bitte mit KrokoAn sich sieht das Gesetz nur vor, dass Kinder und Jugendliche in Kitas undSchulen in den Genuss zahnmedizinischer Vorsorgeaktivitäten kommen. DochEnde Juni durfte auch Berlins Gesundheitsse nator Mario Czaja sich in einer<strong>Berliner</strong> Kita an dem gemeinsamen Zähneputzen beteiligen.Seit über 20 Jahren sind die Zahn ärztlichen Dienste der Gesundheits ämter(ZÄD) der <strong>Berliner</strong> Bezirke in Sachen Mundgesundheit der <strong>Berliner</strong> Kinder aktiv.Im Rahmen der Lan desarbeitsgemeinschaft Zahngesundheit (LAG) arbeitet dasLand Berlin mit den Krankenkassen und Zahnärztekammer zusammen.Während die Zahnärzte des ZÄD überwiegend zu den Vorsorgeuntersuchungenin Kitas und Schulen kommen, haben die 75 pädagogisch geschulten Gruppen -pro phylaxe-Spezialistinnen der LAG – meist ausgebildete Zahnarzthelferinnen– mit ihrem mittlerweile stadtbekannten Helfer „Kroko“ die Hauptaufgabe, dieKinder für das richtige Zähneputzen zu begeistern und altersgerecht überMundgesundheit zu informieren. Beide Aktivitäten greifen offensichtlich gutineinander. „Die Zu sam menarbeit klappt sehr gut“, urteilt LAG-GeschäftsführerRainer Grahlen.Aus dem Mundgesundheitsbericht zum Schuljahr 2010/2011 geht hervor, dassder ZÄD 191.196 Kinder untersuchte, und die LAG über 230.000 Kinder undJugendliche in Berlin erreichte.amlDerzeit müssen facharztwillige Haupt -städter also reisen, um den theoretischenBestandteil ihrer Weiterbildungzu erwerben. Allerdings besteht der konkretePlan, an der Berlin School of PublicHealth, die schon vier postgradualeStudiengänge anbietet, auch eine Bil -dungseinrichtung für den ÖffentlichenGesundheitsdienst einzurichten. Vieleder Unterrichtsinhalte, die für die angehendenFachärzte relevant sind, werdendort ohnehin schon gelehrt. Zusätzlichböte sich ihnen die Möglichkeit, auchnoch den Master in Public Health zumachen.Foto: Hans ScherhauferBERLINER ÄRZTE 10/2012 S. 17B E R L I N E R Ä R Z T E 10/2012 S. 17


T I T E L T H E M Abeziehungsweise nach dem <strong>Berliner</strong>Besoldungsgesetz finanziell schlechtmit den Krankenhäusern konkurrierenkann. Etwas Ausgleich versucht maneinstweilen dadurch zu schaffen, dassdie Dienststellen bei Neueinstellungen,aber auch bei den schon in Lohn undBrot befindlichen <strong>Ärzte</strong>n und Ärztinnendie Freiheit zur Einstufung in einehöhere „Erfahrungsstufe“ bekommen.Schnupperlehre imGesundheitsamt?Die Möglichkeit, finanzielle Anreize zuschaffen, sei derzeit sehr begrenzt,betont die Staatssekretärin. „Die Tarif -angleichung ist zentral, doch sie istnicht der einzige Punkt, wenn es da -rum geht, den Öffentlichen Gesund -heits dienst zu retten.“ Mindestens sowichtig sei es, das Image der <strong>Ärzte</strong> imÖGD zu verbessern. Eine von derStaatssekre tärin ins Leben gerufeneArbeitsgruppe, in der die <strong>Ärzte</strong>kammerBerlin, die KV, die Bezirke und <strong>Berliner</strong>Kinderärzte vertreten sind, macht sichderzeit darüber Gedanken. „Vorschlägeaus der <strong>Berliner</strong> <strong>Ärzte</strong>schaft sind sehrwillkommen“, versichert die Staats -sekretärin. Demirbüken-Wegnernennt ein paar konkrete Ideen, mitDer ÖGD in Berlin in ZahlenStellen gesamt(Gesundheitsämter, Zentren,Zentrale Med. Gutachtenstelle)davon Fachärztinnen/-ärztegesamtdavon Amtsärztinnen/-ärzte(Leitung)Fachärztinnen/-ärzte im KinderundJugendgesundheitsdienstFachärztinnen/-ärzte im KinderundJugendpsychiatrischer DienstZahnärztinnen/-ärztedenen es gelingen soll, mehr Medizinerfür die dritte Säule des Gesundheits -systems zu begeistern – auch undgerade in der Hauptstadt. So könnte esin Zukunft möglich sein, einen Teil deranerkannten Famulatur zeit in einemGesundheitsamt zu verbringen, gewissermaßenals Schnup perlehre. Außer -dem wünscht sich die Staatsse kretärin,dass <strong>Ärzte</strong> die dritte Säule sozusagenals zweites Standbein nutzen können.Zusätzlich könnte sie sich vorstellen,Mediziner aus anderen Ländern undauch <strong>Ärzte</strong> im Ruhestand dafür zugewinnen, ihre Erfahrungen einzubringen.„Wir sollten nicht ewig auf die Defiziteschauen, wenn wir das Thema ÖffentlicherGesundheitsdienst diskutieren!“,resümiert die engagierte Staatssekre -tärin. Stattdessen könne man sichdoch auch daran machen, mit wenigGeld und begrenzten RessourcenNeues zu schaffen. Die CDU-Politikerinlässt hier eine gewisse Nähe zumLieblingsmotto des Regierenden Bür -germeisters erkennen. Der ÖffentlicheGesundheitsdienst in Berlin: Arm, aberattraktiv?VerfasserinAdelheid Müller-Lissner2010 20111.431 1.425254 25813 1273 7338 4227 27Quelle: Senatsverwaltung für Gesundheit und SozialesI N T E R V I E WFoto: Sen. für Gesundheit und SozialesEin Gespräch mitEmine Demirbüken-Wegner,Staatssekretärin fürGesundheit beim <strong>Berliner</strong>Senator für Gesundheit undSoziales»VerpflichtendeUntersuchungenkönnen dem Wohldes Kindes dienen«BÄ: Frau Demirbüken-Wegner, sindregelmäßige Vorsorgeuntersuchungenan den <strong>Berliner</strong> Schulen vorstellbar, wiesie Bundesgesundheitsminister Bahrkürzlich vorgeschlagen hat?Demirbüken-Wegner: Das kann ich mirnicht nur vorstellen, wir führen aufFachebene schon Gespräche darüber.Bisher ist nur die Einschulungsuntersu -chung nach dem <strong>Berliner</strong> Schulgesetzeine Pflichtun tersuchung. Ich finde esaber genauso wichtig, auch zum Ab -B E R L I N E R Ä R Z T E 10/2012 S.18


D E R Ö F F E N T L I C H E G E S U N D H E I T S D I E N S T I N B E R L I N –A R M A B E R A T T R A K T I Vschluss der Schulzeit eine Unter -suchung zu machen, die verpflichtendist. Auch ein solcher umfassenderGesundheits check könnte im Schul -gesetz verankert werden. Aber dafürmüssen wir erst die Rahmen bedin -gungen prüfen, und nicht zuletzt gehtes auch darum, ob wir die <strong>Ärzte</strong> dafürhaben und wer das übernehmen könnte.Hier müssen auch die anderenRessorts der Senatsverwaltung ihreEinschätzung geben. Aber auf Fach -ebene haben wir schon begonnen, denRahmen abzuklopfen. Was die kinder -ärztlichen Vorsorgeuntersuchun genbetrifft, so sieht das Bundeskinder -schutzgesetz diese U-Untersuchungenbis zur U9 vor, nach oben hat dasGesetz bewusst offen gelassen, ob manweitergehende Untersuchungen, alsoU10, U11, U12 oder J1, durchführt odernicht. Einzelne Krankenkassen bietendas bei uns in Berlin auf der Basis vonSelektivverträgen schon an. Ich fändees wünschenswert, dass diese Unter -suchungen flächendeckend angebotenwerden.BÄ: Die Schuleingangsuntersuchung istverpflichtend, die von Ihnen ins Spielgebrachte Abschlussuntersuchungwäre es auch. Die U-Untersuchungendagegen sind freiwillig, auch wenn dasLand sich mit dem Einladungswesenund der vor zwei Jahren geschaffenenMeldestelle intensiv darum kümmert,dass Familien das Angebot wahrnehmen.Sollte es mehr verpflichtendeUntersuchungen für Heranwachsendegeben?Demirbüken-Wegner: Wenn es nach mirginge: Ja. Ich bin immer eine großeFreundin von verpflichtenden Unter -suchungen gewesen, schließlich gehtes hier um das Wohl des Kindes, um diegesunde Entwicklung von Heranwach -senden, die auch den Eltern ein zentralesAnliegen ist. Fakt ist aber, dassimmer noch ein Teil der Eltern nichterreichbar ist. Wir müssen uns also dieFrage stellen, wie wir die Familienerreichen, die trotz des ausgefeiltenEinla dungswesens nicht reagieren.Ganz praktisch müssen wir aber auchüber-legen, wie wir bei den U-Untersu -chun gen die Toleranzzeiten für „Nach -zügler“ erweitern können, damit dieseFamilien das nicht selber bezahlen müssen.Einige von ihnen haben ja einfachnicht rechtzeitig einen Termin beimKinder arzt bekommen.BÄ: Untersuchungen wie der Kinderge -sundheitssurvey (KiGGS) zeigen, dassinzwischen 15 Prozent der Heranwach -senden Verhaltensauffälligkeitenzeigen. Wird der seelischen Gesundheitvon Kindern und Jugendlichen inBerlin genügend Aufmerksamkeitgeschenkt?Demirbüken-Wegner: Wir haben in derKoalitionsver ein barung festgeschrieben,dass wir die Einschulungsunter -suchung um eine Untersuchung derseelischen Gesund heit erweitern wollen.Wir sind derzeit in unserem Hausdabei, das fachlich vorzubereiten, undwir hoffen, dass wir Ende des Jahresgenug Klarheit gewonnen haben, inwelche Richtung wir gehen könnten,um die Erkundung der seelischenGesundheit in die Ein schulungsunter -suchung aufzunehmen. Auch wenn esBedenken gibt, ob man die psychischeVerfassung der Kinder so leicht erfassenkann: Es ist immens wichtig, Schwie -rigkeiten frühzeitig zu erkennen, umnicht im Jugendalter vor viel größerenProblemen zu stehen. Ich verstehe dasals eine präventive Maßnahme.Leider ist die Datenlage bezüglich derseelischen Gesundheit von Kindern undJugendlichen noch unzureichend. FürBerlin haben wir aus den Schulein -gangsuntersuchungen keine Zahlen, wirkönnen bisher nur zwischen „auffälligen“und „nicht auffälligen“ Kindernunterscheiden. Hier hat die Analyseaber große Unterschiede zwischen denBezirken ergeben: So gibt es in Mitteachtmal mehr auffällige Kinder als inSteglitz-Zehlendorf. Hier brauchen wirviel größere Klarheit über die realeSituation, um angemessen reagieren zukönnen.BÄ: Kann der Öffentliche Gesund -heits dienst mehr für die Zahnge -sundheit von Kindern tun – oder sinddie gegenwärtigen Erfolge hier nichtmehr zu übertreffen?Demirbüken-Wegner: Von Perfektionkönnen wir nicht sprechen, solangewir noch so weit von unserem Zielentfernt sind, dass bis zum Jahr 202080 Prozent der Sechsjährigen einkariesfreies Milchgebiss haben sollen!Wir liegen jetzt bei 49 Prozent. Ichsehe deshalb keinen Grund fürEntwarnung auf diesem Gebiet.Wir brauchen einen Paradigmenwech -sel in der Gesell schaft: Mundge -sundheit gehört zum Kinderschutz.Eltern müssen begreifen, dassschlechte Zähne zu dauerhaftengesundheitlichen Schäden führenkönnen. Wir sind gerade dabei zuüberlegen, ob eine Ver pflichtung zurTeilnahme an der Zahnprophylaxeim Kitagesetz ver-ankert werdenkönnte. Bisher müssen die Eltern ihreschriftliche Ein wil ligung dazu geben.Doch leider unterschreiben einigeEltern nicht, so dass das Kind nichtan der Prophylaxe teilnehmen kann.Etwas Ähnliches brauchen wir eigentlichauch später in der Schule.BÄ: Die Gesundheitsämter sollenStellen von den Jugendämternbekommen, unter anderem, um denAufgaben zum Einladungswesen nach§ 6 des <strong>Berliner</strong> Kinderschutzgesetzesnachkommen zu können. Werden dieStellen aber nicht in den Jugend -ämtern fehlen, die für den Kinder -schutz ebenfalls wichtig sind?Demirbüken-Wegner: Das Gute ist,dass wir in den Bezirken viele Dezer -nenten haben, die beide Bereicheabdecken. Die Balance können sieselber herstellen, einige hattenohnehin schon damit begonnen.Mit StaatsekretärinDemirbüken-Wegner sprachAdelheid Müller-LissnerBERLINER ÄRZTE 10/2012 S. 19B E R L I N E R Ä R Z T E 10/2012 S. 19


B E R U F S - U N D G E S U N D H E I T S P O L I T I KCIRS Berlin: Der aktuelle FallEtikettenschwindelWas ist das Netzwerk CIRS-Berlin?Das Netzwerk CIRS-Berlin (www.cirs-berlin.de) ist ein regionales, einrichtungsübergreifendesFehler be richts- und Lernsystem. Hier arbeiten derzeit 20 <strong>Berliner</strong>Krankenhäuser gemeinsam mit der <strong>Ärzte</strong> kammer Berlin (ÄKB) und dem ÄrztlichenZentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) daran, die Sicherheit ihrer Patienten weiter zu verbessern. Dazu betreiben die Kliniken nicht nur intern einFehlerberichts- und Lern system, sondern berichten aus ihrem internen in dasregionale CIRS (Critical Incident Reporting System):In anonymisierter Form werden im CIRS-Berlin Berichte über kritische Ereignisseund Beinahe-Schäden gesammelt. Ziel ist es, das gemeinsame Lernen aus Fehlernzu fördern und beim Lernen nicht an Klinik grenzen halt zu machen.Insbesondere praktische Hinweise und bewährte Maßnahmen zur Vermeidungvon unerwünschten Ereignisse und Beinahe-Schäden werden im Anwender-Forum des Netzwerks ausgetauscht. Damit auch andere von den teilnehmendenKliniken lernen können, werden aktuelle Fälle auch in <strong>Berliner</strong> <strong>Ärzte</strong> veröffentlicht.Ein über 70-jähriger Patient sollteNorepinephrin über eine Spritzenpumpeerhalten, nach einigen Stundenfiel auf, dass die Spritze mit „Epinephrin“eti kettiert war. Es handelte sich umeine Etikettenverwechslung, in derSpritze befand sich tatsächlich Norepinephrin.Dazu beigetragen hat möglicherweise,dass die verwechseltenEtiketten für unterschiedliche Medikamenteaus derselben Wirkstoffgruppesind und sich die gleichfarbigenEtiketten (gemäß DIN ISO-Norm) nichtsehr stark unterscheiden.Glücklicherweise kam der Patient nichtzu Schaden. Die/der Berichtende siehtals weiteren beitragenden Faktor fürdiese Verwechslung, dass die Etikettennicht nur sehr ähnlich sind, sondernauch im Etikettenspender direkt nebeneinanderangebracht sind. Ein solchesEreignis trete häufig (monatlich undhäufiger) auf.Als mögliche Lösung des Problemsschlägt sie/er vor, die Etiketten andersfarbig zu gestalten, mit einem anderenMedikamentennamen (und nichtNorepinephrin und Epinephrin) zu beschriftenoder eine andere deutlicheUnterscheidung. Zusätzlich sollte derSpender (die Rolle, von der das Etikettabgezogen wird) an deutlich unterschiedlicherStelle als verwechselbareEtiketten positioniert werden.Kommentar und Hinweise desAnwender-Forums des NetzwerkCIRS-Berlin:Das CIRS-Team des berichtendenKrankenhauses kommentiert: In diesemFall sind Etiketten verwechselt worden.Eine weitaus größere Gefahr besteht,wenn Medikamente u. a. wegen dersehr ähnlichen Etiketten verwechseltwerden. In der Klinik wurden dieEtiketten nach den Empfehlungen desCIRS-Teams anders positioniert („Manwird gezwungen, genau hinzusehen“)und die Mitarbeiter im Rahmen vonTeamsitzungen sensibilisiert.Kommentar des Anwenderforums:Das Farbkonzept der jeweils farblichunterschiedlichen Gestaltung vonSpritzenetiketten für jede Wirkstoffgruppefolgt der Prämisse, dass es wenigergravierende Folgen hat, wenn z. B.ein Hypnotikum mit einem anderenHypnotikum, als dass ein Hypnotikum(gelbes Etikett) mit einem Katecholamin(violettes Etikett) verwechseltwird. Die Problematik der richtigen oderfalschen Etikettierung ist allerdingsvielschichtig:1. Die DIN-ISO Norm 26825 wird vonverschiedenen Fachgesellschaftenempfohlen. Sie folgt vor allem demFarbkonzept (s. o.), dennoch sindVerwechslungen z. B. von Rot-(Benzodiazepine) oder Orange-Tö nen(Muskelrelaxantien) aufgetreten.2. Daher wurde diese Norm auch vonder Dt. Interdisziplinären Vereinigungfür Intensiv- und Notfall medizin(DIVI) überarbeitet und nocheinmal deutlich von der ISO-Normabgehoben. Die neueste Aktualisierungdieser Überarbeitung vom Juli2012 findet man unter http://www.divi-org.de/Empfehlung-zur-Kennzeichnung-v.159.0.html.Der Unterschied:Bei dem DIVI-Update werdenzusätzlich Groß- und Kleinschriftund verschiedene Schriftfarben eingesetzt(siehe auch die Grafik).BERLINER ÄRZTE 10/2012 S. 20


B E R U F S - U N D G E S U N D H E I T S P O L I T I KGrafik: Beispiel für verschiedene Schriftfarbenund die Verwendung von Großbuchstaben.3. In der Diskussion im Anwenderforumdes Netzwerk CIRS­Berlin wurdendarüber hinaus noch weitere Problemeund Lösungsansätze diskutiert:Jede Routinehandlung kann im Alltagzu Automatismen führen, bei denenUnachtsamkeitsfehler auftreten können.Selbst der grundsätzliche Einsatzder Etiketten wurde in Frage gestellt,denn: Wenn Spritzen per Hand beschriftetwerden (z. B. mithilfe vonBlanko­Etiketten), wird man gezwungen,bei der Beschriftung mitzudenken.Wichtige Empfehlungen ausdiesem Ereignis:Da das Farbkonzept wahrscheinlichgrundsätzlich sicherer ist, aber nichtdie Fehlerrate auf Null reduziert, sollteman zusätzlich Maßnahmen, dieAutoma tismen bei Routinehandlungenver meiden können, einsetzen. So kannz. B. die regelmäßige Umsortierungvon Etiketten und Ampullen erzwingen,dass die Mitarbeiter „hinsehen“müssen. Auch das Vier­Augen­Prinzip(Kontrolle durch eine zweite Personbei der Zubereitung) ist eine möglicheSicherheitsbarriere. Ferner wurdevorgeschlagen, mit den Arzneimittelherstellerndie Möglichkeit zu diskutieren,die Ampullen und Ver packungenmit den z. B. von der DIVI empfohlenenKlebeetiketten auszustatten.Dann muss man bei der Zubereitungdes einen Medikaments schonversehentlich in die falsche Packunggreifen, damit es zu einem Fehler wiein diesem Beispiel kommt. Allerdingsgibt es bislang keinen endgültigenBeweis aus wissenschaftlichen Studien,welches Konzept der Etikettierungam zuverlässigsten Verwechslungenverhindert.Dr. Barbara HoffmannAbt. Fortbildung/QualitätssicherungANZEIGENBE R L INE R Ä R Z T E 10/2012 S. 21


Allgemeiner HinweisVERANSTALTUNGENDie Ankündigungen auf diesen beiden Seiten geben einen Überblicküber die ärztlichen Fortbildungsveranstaltungen, die in der nächstenZeit von der <strong>Ärzte</strong>kammer Berlin veranstaltet werden oder inKooperation mit ihr stattfinden. Einen vollständigen Überblick überunsere Veranstaltungen erhalten Sie auf unserer Homepage www.aerztekammer-berlin.de <strong>Ärzte</strong> Fortbildung Fortbildungen derÄKB. Alle weiteren Fortbildungsveranstaltungen, die von der ÄKB zertifiziertwurden und Fortbildungspunkte erhalten haben, können imOnline-Fortbildungskalender unter www.aerztekammer-berlin.de <strong>Ärzte</strong> Fortbildung Fortbildungskalender recherchiert werden. DerFortbildungskalender ermöglicht eine Recherche nach Terminen, Fachgebietenoder auch nach freien Suchbegriffen. Damit bietet der Kalenderin Abhängigkeit von der gewählten Suchstrategie sowohl einenumfassenden Überblick über sämtliche Fortbildungsveranstaltungenin Berlin als auch eine an den individuellen Interessenschwerpunktenorientierte Veranstaltungsauswahl weit im Voraus.Termine Thema / Referenten Veranstaltungsort Information / Gebühr Fortbildungspunkte 18.04.-12.12.2012 WeiterbildungskursAllgemeinmedizinzum Facharzt für Allgemeinmedizin(nach WbO 1994-3)<strong>Ärzte</strong>kammer Berlin, FortundWeiterbildungszentrumFriedrichstr. 1610969 BerlinInformation und Anmeldung:Tel.: 40806-1203E-Mail: a.hellert@aekb.deTeilnehmergebühr: 128 €42 P 19.10.-20.10.2012 16 Std. Kurs zum Erwerb derQualifikationTransfusionsbeauftragte/r sowieTransfusionsverantwortliche/r(Curriculum der Bundesärztekammer)<strong>Ärzte</strong>kammer Berlin, FortundWeiterbildungszentrumFriedrichstr. 1610969 BerlinInformation: Tel.: 40806-1401/1400E-Mail: r.drendel@aekb.deAnmeldung erforderlich unter:E-Mail: h.daehne-noack@blutspende.de, Tel: 80681-126Teilnehmergebühr: 150 €8 P pro Tag 05.11.-14.11.2012 (Kursteil B1)14.11.-23.11.2012 (Kursteil B2)Weiterbildungskurs Arbeitsmedizin /Betriebsmedizin<strong>Ärzte</strong>kammer Berlin, FortundWeiterbildungszentrumFriedrichstr. 1610969 BerlinInformation und Anmeldung:Tel.: 40806-1215E-Mail: fb-aag@aekb.deTeilnehmergebühr: Kurs B: 960 €Kursteile B1, B2: 480 €60 P pro Kursteil 14.11.201218.00 - 20.30 UhrNach der Tat - Kompetent(Be-)Handeln bei Gewalt inPartnerschaften. RechtssichereDokumentation und ärztl. Aussagevor Gericht(weitere Informationen s. S. 8)<strong>Ärzte</strong>kammer Berlin, FortundWeiterbildungszentrumFriedrichstr. 1610969 BerlinVeranstaltung ist kostenlos, umAnmeldung bis zum 11.11.12 wird gebeten:wieners@signal-intervention.deoder Fax: 030 / 275 95 3663 P 07.12.-08.12.2012 Die Ärztliche Kunst schlechteNachrichten zu überbringen:BREAKING BAD NEWS(weitere Informationen s. S. 23)<strong>Ärzte</strong>kammer Berlin, FortundWeiterbildungszentrumFriedrichstr. 1610969 BerlinInformation: Dr. med. Katrin WernerTel.: 030 / 40806-1403Anmeldung erforderlich unter:E-Mail: i.wegner@aekb.deTel.: 030 / 40806-1402Teilnehmergebühr: 290 €Max. 15 Teilnehmer17 P 10.12.-12.12.2012 Grundkurs im Strahlenschutz <strong>Ärzte</strong>kammer Berlin, FortundWeiterbildungszentrumFriedrichstr. 1610969 Berlin 12.12.-14.12.201214.12.201214.12.2012 07.01.-16.01.2013 (Kursteil C1)16.01.-25.01.2013 (Kursteil C2)28.02.-02.03.2013 und14.03.-16.03.2013Spezialkurs im Strahlenschutz- bei der Röntgendiagnostik- bei CT- bei interventioneller Radiologie (IR)Weiterbildungskurs Arbeitsmedizin /Betriebsmedizin40 Std. Kurs (Teil 1+2) zum Erwerbder QualifikationQualitätsbeauftragte/r in derHämotherapie (40 Std. Kurs,Curriculum der Bundesärztekammer)(weitere Informationen s. S. 6)<strong>Ärzte</strong>kammer Berlin, FortundWeiterbildungszentrumFriedrichstr. 1610969 Berlin<strong>Ärzte</strong>kammer Berlin, FortundWeiterbildungszentrumFriedrichstr. 1610969 Berlin<strong>Ärzte</strong>kammer Berlin, FortundWeiterbildungszentrumFriedrichstr. 1610969 BerlinInformation und Anmeldung:Tel.: 40806-1215E-Mail: fb-aag@aekb.deTeilnehmergebühr: 250 €Information und Anmeldung:Tel.: 40806-1215E-Mail: fb-aag@aekb.deTN-Gebühr: Spezialk.Rö-diag: 220 €Spezialkurs CT: 70 €Spezialkurs IR: 70 €Information und Anmeldung:Tel.: 40806-1215E-Mail: fb-aag@aekb.deTeilnehmergebühr: Kurs C: 960 €Kursteile C1, C2: 480 €Information: Tel: 030/40806-1401Anmeldung erforderlich unter:E-Mail: r.drendel@aekb.deTeilnehmergebühr: 750,00 €21 P20 P (SpezialkursRöntgendiagnostik)5 P (SpezialkurseCT und IR)60 P pro Kursteil40 PBERLINER ÄRZTE 10/2012 S. 22


DER ÄRZTEKAMMER BERLIN OKTOBER 12Die ärztliche Kunst, schlechte Nachrichten in der Medizinzu überbringenBreaking Bad NewsDie Übermittlung schlechter Nachrichten in der Medizin gehört zu den größtenHerausforderungen und Belastungen in der Interaktion zwischen <strong>Ärzte</strong>n und ihrenPatienten sowie Angehörigen.Jeder Arzt und jede Ärztin kennt das mulmige Gefühl, Patienten oder Angehörigeneine schlechte Botschaft überbringen zu müssen: Die widerstreitenden Gefühlezwischen „schnell hinter sich bringen wollen“ und „noch ein bisschen aufschieben“sind stärker, je schlechter die Nachricht ist und je jünger die Patientin / der Patient.Dabei gehören solche Gespräche zu den häufigsten ärztlichen Tätigkeiten undsummieren sich im Laufe eines Arztlebens auf viele Tausende.Die gute Kommunikation zwischen Arzt und Patient / Patientin hat eine immenseBedeutung für Lebensqualität, Gesundheit und psychische Adaptationsfähigkeitvon Patienten und deren Angehörigen. Auch die Compliance wird wesentlich vonder Kommunikation beeinflusst. Studien zeigen, dass Patienten von <strong>Ärzte</strong>n, die einKommunikationstraining durchlaufen haben, signifikant stärkere Stress-Reduktionswerte aufweisen, als Patienten einer Kontrollgruppe von <strong>Ärzte</strong>n ohne solchesTraining.Wir bieten Ärztinnen und <strong>Ärzte</strong>n die aktive Erarbeitung von Gesprächs- und Aufklärungskonzeptenan für (Erst-) Diagnose, Rezidiv bzw. Progress unter Therapiesowie für die präfinale Phase. Anhand von Fallbeispielen werden die theoretischenGrundlagen und praktischen Fähigkeiten im Rollenspiel mit trainierten Simu lationspatientInnen geübt und bearbeitet.Wissenschaftliche Leitung: Frau Dr. med. Ch. KlappTermin: Freitag, 07.12.2012 – Samstag, 08.12.2012Ort: <strong>Ärzte</strong>kammer BerlinAnmeldung: Tel.: 40806-1402, E-Mail: i.wegner@aekb.de(Die Teilnehmerzahl ist auf 15 Personen begrenzt.)Inhaltliches: Dr. med. K. Werner, Abt. Fortbildung/QualitätssicherungTel. 40806-1403, E-Mail: k.werner@aekb.deKursgebühr: 290 Euro, 17 Fortbildungspunkte.Auffrischungskurs zur Vorbereitung auf dieWissenskontrolle zum Erwerb der Qualifikationzur fachgebundenen genetischen Beratung nachdem GendiagnostikgesetzEine Teilnahme am Auffrischungskurs (fakultativ) an den unten aufgeführtenTerminen ist derzeit nur für Ärztinnen und <strong>Ärzte</strong> der Fachgebiete Allge meinmedizin,Chirurgie, Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde,Haut- und Geschlechtskrankheiten, Innere Medizin, Kinder- undJugendmedizin, Laboratoriumsmedizin, Neurologie, Praktischer Arzt/Arztohne Gebietsbezeichnung, Psychiatrie und Psychotherapie, Transfusions medizinsowie Urologie möglich.Die Wissenskontrollen werden an allen zur Auswahl stehenden Terminen fürdie oben genannten Fachgebiete angeboten.Wissenschaftliche Leitung: Dr. med. Lutz PfeifferAuffrischungskurs: 24.10.2012, 16:00-21:00 UhrWissenskontrolle: 25.10.2012, 01.11.2012; Beginn 16:00 UhrOrt: <strong>Ärzte</strong>kammer Berlin, Friedrichstraße 16, 10969 BerlinTeilnehmerentgelt Auffrischungskurs: 50,00 Euro, 6 Fortbildungspunkte;Die Teilnahme an der Wissenskontrolle ist kostenfrei.Information und Anmeldung: Tel.: 40806-1209, E-Mail: s.zippel@aekb.deFortbildungsveranstaltung der <strong>Ärzte</strong>kammer Berlin und derApothekerkammer Berlin in Kooperation mit derArzneimittelkommission der deutschen <strong>Ärzte</strong>schaftNeue Arzneimittel 2011/2012 –eine kritische Bewertung/aktuelle Themen und interessanteVerdachtsfälle aus der ArzneimittelsicherheitDie Arzt-Apotheker-Kommission der <strong>Ärzte</strong>kammer Berlin und der ApothekerkammerBerlin freut sich, die diesjährige Herbst-Fortbildungsveranstaltung inKooperation mit der Arzneimittelkommission der deutschen <strong>Ärzte</strong>schaft (AkdÄ)auszurichten.Die AkdÄ berät als wissenschaftlicher Fachausschuss die Bundesärztekammer inallen das Arzneimittelwesen betreffenden wissenschaftlichen Fragen. Zu denAufgaben der AkdÄ zählt aber auch, <strong>Ärzte</strong> unabhängig von Pharmainteressen übereine rationale Arzneimitteltherapie zu informieren und über Risiken aufzuklären.In Zusammenarbeit mit den für die Arzneimittelsicherheit zuständigen Bundesoberbehördenist sie beteiligt an der Erfassung, Dokumentation und Auswertungvon unerwünschten Arzneimittelwirkungen.Im Mittelpunkt der Herbst-Fortbildungsveranstaltung stehen zwei Vorträge: Prof.Dr. med. Ulrich Schwabe nimmt eine kritische Bewertung neuer Arznei mittel derJahre 2011/2012 vor. Dr. med. Thomas Stammschulte referiert über aktuelle Themenund interessante Verdachtsfälle aus der Arzneimittelsicherheit. Beide Beiträgewidmen sich den Themen unter besonderer Beachtung klinisch-praktischerAspekte der Patientenversorgung.Im Anschluss an die Vorträge besteht hinreichend Möglichkeit zur moderiertenFachdiskussion mit den Experten.Referenten: Prof. Dr. med. Ulrich Schwabe, Facharzt für Pharmakologie,Heidelberg, Mitglied der AkdÄDr. med. Thomas Stammschulte, Facharzt für Innere Medizin, Berlin, AkdÄModerator: Markus Müller, Arzt-Apotheker-Kommission der ApothekerkammerBerlinTermin: 07.11.2012, 20:00 bis 21:30 UhrOrt: BITTE BEACHTENKaiserin-Friedrich-Stiftung/Hörsaal; Robert-Koch-Platz 7, 10115 BerlinVerkehrsverbindungen: U 6 Oranienburger Tor/Bus 123 Robert-Koch-Platz; Bus147 Luisenstr./Charité; Bus 240 Robert-Koch-PlatzAnerkannt mit 3 Fortbildungspunkten – eine Anmeldung ist nicht erforderlich. DieVeranstaltung ist ein gemeinsames Projekt der Apothekerkammer Berlin und der<strong>Ärzte</strong>kammer Berlin zur Förderung der interprofessionellen Zusammenarbeit.<strong>Ärzte</strong>kammer Berlin in Kooperation mit der Charité –Universitätsmedizin BerlinKurs Qualitätsmanagement (200 Std.)Der 200 Stunden-Kurs Qualitätsmanagement nach dem Curriculum „ÄrztlichesQualitätsmanagement“ der Bundesärztekammer wird von der <strong>Ärzte</strong>kammerBerlin in Kooperation mit der Charité im Frühjahr 2013 als Kompaktkurs innerhalbvon knapp vier Monaten veranstaltet. Die drei Wochen der Präsenzphasewerden durch eine 50-stündige Phase des Selbststudiums ergänzt. <strong>Ärzte</strong> habendie Möglichkeit, durch die Teilnahme an diesem Weiterbildungskurs und an eineranschließend erfolgreich abgelegten Prüfung vor der <strong>Ärzte</strong>kammer Berlindie Zusatzbezeichnung „Ärztliches Qualitätsmanagement“ zu erwerben.Termine: Präsenzwoche 1: 18.02. - 23.02.2013 / Woche 2: 15.04. - 20.04.2013 /Woche 3: 03.06. – 08.06.2013 (jeweils montags bis freitags von 9 bis 18 Uhrund samstags von 9 bis 16 Uhr))Veranstaltungsort: <strong>Ärzte</strong>kammer Berlin, Friedrichstr. 16, 10969 BerlinWeitere Informationen: Tel.: 40806-1208 (Organisation), Tel.: 40806-1207(Inhalte) oder per E-Mail: QM-Kurs2013@aekb.deBERLINER ÄRZTE 10/2012 S. 23


P E R S O N A L I E NChemie, Musik und MedizinClaus Köppels Dreiklang der Disziplinen<strong>Ärzte</strong>, die neben dem Hauptberuf noch etwas ganz Besonderes vorzuweisen haben,nicht nur als Hobby: eine zweite, nicht-medizinische Ausbildung mit Folgen zumBeispiel; den Aufbau eines neuen Fachgebietes; kontinuierliche und bedeutsame sozialeoder kulturelle Aktivitäten; eine langjährige Tätigkeit in exotischen Ländern…Über solche in mehreren Sätteln gerechte Kollegen hat BERLINER ÄRZTE vor Jahrenmal eine Serie von Beiträgen in lockerer Folge begonnen. Diese Serie möchten wirjetzt wieder fortsetzen. Nun versuchen wir einen Neuanfang und beginnen miteinem Arzt, der gleich drei verschiedene Fächer bis zum Abschluss studierte und bisheute keines davon vernachlässigt hat: Chemie, Musik und Medizin. Er heißt ClausKöppel.Abwechselnd Orgel und LaborDer Geriatrie-Chefarzt ist examinierterKirchenmusiker. Das Musikstudium hater synchron mit der Ausbildung in einemganz anderen Fach absolviert, das späterjahrelang zum Beruf wurde. Nicht dieMedizin – noch nicht, sondern dieChemie. Ein Brotberuf? Mitnichten:Eine Leiden schaft, von Kindesbeinen an.Köppel erzählt, wie das häusliche Badezimmerunbenutzbar wurde, wennder kleine Experimentator es okkupierthatte. 1969, mit 20, gewann der <strong>Berliner</strong>Abiturient denn auch den ersten Preisfür Chemie im Wettbewerb „Jugendforscht“.Foto: privatClaus Köppel vorm Cambalo.Zarte Klänge dringen durch die offeneSaaltür hinaus. Alte Musik steht aufdem Programm. Zu hören ist hier einganz besonderes Konzert, selbst innerhalbdieser ganz besonderen Reihe. „DieEnt wickl ung der Cembalomusik aus derfranzösischen Lautenmusik des frühen17. Jahr hunderts“ wird mit der passendenAus wahl von Chaconnes, Alle mandes,Sara bandes und Courantes hörbargemacht und in kurzen Wortbeiträgenerläutert. Moderator ist BernhardMorbach, seit Jahren bekannt alsRedakteur für alte Musik im Klassik-Radio des RBB.Dies ist nicht etwa eine der schönenund interessanten Sonntagsmatineenim Mu sikinstrumentenmuseum(dessen Direk torin aber im Plenumsitzt). Was hier notdürftig als Konzertsälchendienen muss, ist ein Multifunktionsraum im Vivantes-Wenckebach-Klinikum. Die Wände sind tapeziertmit eindrucksvollen PortraitfotosHundertjähriger und noch Älterer,über wie gend Frauen. (Das stärkereGe schlecht?) „Alle waren sie bei unsPatienten“, sagt Claus Köppel, Leiterdes Zentrums für Altersmedizin.In seiner „Klinik für Innere Medizin –Geriatrie“ mit ihren 138 Betten wirdeigentlich immer mindestens einHundert jähriger behandelt.Das Publikum im Saal sieht ein, zweiJahrzehnte jünger aus, aber man kannsich irren. Viele sitzen im Rollstuhl.Sicherlich werden längst nicht alleden klugen musikhistorischen Erläuterungen des Modera tors oder der Programmtexte folgen. Aber man merkt,dass die sanften Töne sie erreichenund berühren. Im Plenum ist es mucksmäuschenstill,so gebannt lauschen dieZuhörer den Klängen der französischenBarock laute, die der dänische LautenistMagnus Andersson schlägt, wie auchdenen des kleinen Clavichords und deserstaunlich volltönenden Cembalos.Diese beiden Tasteninstrumente spieltClaus Köppel, und man hört, dass hierkein Dilettant am Werk ist.Sein tabellarischer Berufslebenslauflässt erkennen, wie er die Ausbildungszeitenmiteinander verfugt hat, zumBeispiel so: „1969-1972 Chemie-Studiuman der Technischen Universität Berlin.Diplom in Chemie (1972)“: Eine Zeiledarunter: „1970-1973 Studium derKirchenmusik an der Hochschule fürMusik in Berlin. Abschlussexamen(1973)“. Wie ließ sich diese eher dissonanteZweistimmigkeit – Labor undOrgel – harmonisieren? Für Köppel keinProblem: „Durch gute Organisation.Chemiker sind Frühaufsteher undMusiker Abendmenschen. Und ichbrauche wenig Schlaf.“Warum ist er eigentlich nicht Musikergeworden? Er hat die Musik ja sogar inden Genen. Ein Urahn, so weiß dieFamilien chronik, war Stadtpfeifer inArnstadt und hat zusammen mit JohannSebastian Bach gespielt, der dort in einemerfrischend unkonventionellenDenkmal als sich räkelnder junger Spunddargestellt ist. Für einen Berufsmusikerfand Köppel sich „nicht gut genug“,obwohl er als Student sehr bald inVertretung seines Professors Konzerteeinstudieren durfte.Der Toxikologeals Medizin studentAlso Chemie. Nach dem Diplom arbeiteteer von 1972 bis 1977 als WissenschaftlicherAssistent im Institut für organi­BERLINER ÄRZTE 10/2012 S. 26


P E R S O N A L I E Nsche Chemie an der TU, und 1974 wurdeer zum Dr. rer. nat. promoviert. Währendder beginnenden Berufs­OdysseeAufenthalt in Ithaca (als postdoctoralfellow an der Cornell University,1975/76). Und weil Köppel sich mit derAnalytik von Vergiftungen befasste,auch viel dazu forschte und publizierte,war er von 1977 bis 1985 als Toxikologeim <strong>Berliner</strong> Landesunter suchungsinstitutfür Lebensmittel, Arzneimittel undTierseuchen tätig. Dort wurde er stellvertretenderLeiter der Abteilung fürKlinische und Forensische Toxikologie.Aber nach zwei Jahren fand er wiedereinmal, dass er nicht gut genug war.Forensische Toxikologe als Nicht­Mediziner?Todesursachen erkennen? Dasging doch nicht! Deshalb fing Köppel1979 auch noch an, Medizin (an der FU)zu studieren, und das – mit Sondergenehmigung– als Berufstätiger. Seit1984 ist er approbierter Arzt. Als er 1986zum Dr. med. promoviert wurde, arbeiteteer seit einem Jahr in der Abteilungfür Internistische Intensiv medizin,Nachsorge und Physikalische Therapieam damaligen FU­Klinikum RudolfVirchow. Dort blieb er bis 1998, zuletztals Funktionsoberarzt, und leitete zugleichdie <strong>Berliner</strong> Giftinformationszentrale.Auch als Mediziner, der sich 1991 inInnerer Medizin habilitierte, blieb Köppelder Toxikologie treu. Die Gesellschaft fürToxikologie und Forensische Chemie verliehihm den <strong>Titel</strong> „Forensischer Toxikologe“.Bis heute prüft er für dieseFachgesellschaft den Nachwuchs, hältauch gelegentlich toxikologische Vorlesungenfür <strong>Ärzte</strong> und Chemiker inLeipzig.1991 hat Köppel eine umweltmedizinischeAmbulanz aufgebaut. Da war erOberarzt im Universitätsklinikum RudolfVirchow – gleichzeitig in der Abteilungfür Psychosomatische Medizin undPsychotherapie und in der Abteilung fürNephrologie und internistische Intensivmedizin.In dieser Zeit lernte er zu erkennen,wie leicht es zu Fehldiagnosenkommen kann, wenn man sich nichtgründlich genug mit jedem einzelnenPatienten beschäftigt. Die meisten, diesich für „umweltvergiftet“ halten, sindzwar in Wahrheit psychosomatischkrank, aber durchaus nicht alle. „Man erlebtda Überraschungen, die man nichtfür möglich hält“, sagte Köppel zuBERLINER ÄRZTE.„Spätberufener“ GeriaterDie Erfahrung mit der Intensivmedizinsamt Nachsorge prägt ihn auch als„spätberufenen“ Geriater. Er ist derAuffassung, dass man auch altenPatienten die Reanimation nicht vorenthaltensollte, wenn sie bis zu dem lebensbedrohendenEreignis in gutemAllgemeinzustand waren.1995 ging Köppel ins Max Bürger­Zentrum, erst als Chefarzt der Klinikfür Innere Medizin – Geriatrie, seit1999 zusätzlich als Ärztlicher Direktor.Voller Hoch achtung spricht er von IngeborgFalck, die im damaligen Bürgerhaushospital den Ruf der <strong>Berliner</strong>Geriatrie begründete. Das „neue Fach“hat es noch heute schwer, obgleich dieGeriatrie angesichts der ständig steigendenZahl multimorbider Betagter dieMedizin der Zukunft ist.Mittlerweile hat sich das MultitalentClaus Köppel auch in der Altersmedizineinen Namen gemacht, hat nicht nurpubliziert, sondern sitzt in verschiedenenGremien und wurde Sprecher des„Arbeitskreises Klinische Geriatrie“ der<strong>Ärzte</strong>kammer Berlin. Die Gruppe erarbeiteteunter anderem das „GeriatriekonzeptBerlin 2010 – Demo graphischerWandel und medizinische Versorgung“(vorgestellt in BERLINER ÄRZTE 3/2010S. 15­20). Daraus ein Kernsatz:„Das medizinische Versorgungsangebotmuss sich bereits heute auf die komplexenProbleme alter und hochbetagterMenschen einstellen, die weniger voneiner spezialisierten organbezogenenVersorgung profitieren, sondern auf einumfassendes, auf Erhaltung und Stärkungder Aktivitäten des täglichenLebens (ADL) ausgerichtetes Angebotangewiesen sind. Ein besonderesAnliegen des Fachgebietes Geriatrie istdie Ver längerung der krankheitsfreienLebens erwartung, oder genauer: Lebenserwartung mit möglichst selbstständigerLebensführung bei einer generellsteigenden Gesamtlebens erwartung.“2002 zog Köppels Klinik im Max Bürgerzentrum(nach Übernahme durch Vivantes)von Charlottenburg nach Tempelhofins Wenckebach­Klinikum. Dort wurdedas „Zentrum für Alters medizin“ gegründet,mit Sitz in vier Gebäuden. DieTagesklinik, die früher zum AugusteViktoria­Klinikum gehörte, bezog manorganisatorisch ein, so dass das Zentrumalso zwei Tageskliniken betreibt.Köppel hat zwar gern etwas Neues aufgebaut,aber in einem Punkt trauert erdem alten Bürgerhaushospital nach –wegen des hohen holzgetäfeltenKirchensaals. Dort konnte man sogarPatienten in ihren Betten hineinschieben.Man konnte Bachkantaten aufführen– und es gab eine Orgel. Die hatteKöppel von der vor der Schließung stehendenKirchenmusikschule Spandau erbeten.Er bekam sie, mit der Auflage, regelmäßigKonzerte für seine Patientenzu veranstalten. Das tut er noch heute,auch ohne die Orgel.Rosemarie SteinANZEIGEBE R L INE R Ä R Z T E 10/2012 S. 27


P E R S O N A L I E NHerzlichen Glückwunsch zur bestandenen Prüfung!Bestandene Facharztprüfungen Juli und August 2012 *Name AntragstellerWbO BeschreibungPrüfungs-/EntscheidungsdatumName AntragstellerWbO BeschreibungPrüfungs-/EntscheidungsdatumDimosthenis Andreou FA Orthopädie und Unfallchirurgie 16.07.12Erkan Arslan FA Innere Medizin und Pneumologie 08.08.12Larissa Krüger FA Arbeitsmedizin 29.08.12Peter Lange FA Innere Medizin 11.07.12Silke Barde FA Orthopädie und Unfallchirurgie 29.08.12Jan Baß FA Urologie 04.07.12Sabine LangenFA Innere Medizin undRheumatologie18.07.12Dr. med. Aglaia Berning FA Anästhesiologie 29.08.12Prof. Dr. med. Heiner Berthold FA Innere Medizin und Geriatrie 22.08.12Dr. med. Daniel Binder FA Innere Medizin und Pneumologie 08.08.12Steffen Bohl FA Innere Medizin 15.08.12Dr. med. Simon Bokler FA Radiologie 11.07.12Dr. med. Till Brand FA Innere Medizin 11.07.12Dr. med. Christian Denecke FA Chirurgie 10.07.12Dr. med. Hinnerk Baecker FA Orthopädie und Unfallchirurgie 16.07.12Dr. med. Natalie Ebert FA Innere Medizin 11.07.12Uwe Enold FA Psychiatrie und Psychotherapie 28.08.12Dr. med. Alexandra Fabian FA Allgemeinmedizin 17.07.12Dr. med. Oliver Fasold FA Neurologie 24.07.12Dr. med. Georg Freytag FA Psychiatrie und Psychotherapie 03.07.12Dr. med. Ulrike Gemke FA Frauenheilkunde und Geburtshilfe 25.07.12Susanne Gerz FA Allgemeine Chirurgie 28.08.12Dr. med. Paul Gierke FA Neurologie 24.07.12Dr. med. Yvonne Lehnigk FA Viszeralchirurgie 10.07.12Benjamin Lott FA Allgemeinmedizin 07.08.12Maria Lüth FA Kinder- und Jugendmedizin 11.07.12Dr. med. Martin Obermeier FA Laboratoriumsmedizin 10.07.12Florian Mayer FA Radiologie 22.08.12Björn Melis FA Chirurgie 28.08.12Ulrich Melsheimer FA Anästhesiologie 29.08.12Holger Merz FA Psychiatrie und Psychotherapie 07.08.12Kathrin Mier FA Allgemeinmedizin 07.08.12Dr. med. Martin Misch FA Neurochirurgie 09.08.12Dr. med. Pamela Mundt FA Innere Medizin 11.07.12Priv.-Doz. Dr. med. Heiko Neuß FA Gefäßchirurgie 28.08.12Peter-Christian Osselt FA Radiologie 22.08.12Dr. med. Karsten Ostermann FA Allgemeinmedizin 17.07.12Dr. med. Maciej Janusz Powerski FA Radiologie 11.07.12Jacqueline Christiane Reiß FA Orthopädie 29.08.12Dr. med. Johannes MichaelGollradFA Strahlentherapie 21.08.12Prof. Dr. med. Gerald KurtRipbergerFA Innere Medizin 11.07.12Dr. med. Ricarda Granes FA Orthopädie und Unfallchirurgie 29.08.12Ömer Gültekin FA Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie 08.08.12Nader Hamdan FA Radiologie 22.08.12Dr. med. Chris Roller FA Urologie 04.07.12Thomas Rösner FA Orthopädie und Unfallchirurgie 29.08.12Susanne Rutschow FA Innere Medizin 15.08.12Jukka Hartikainen FA Psychiatrie und Psychotherapie 31.07.12Dr. med. Eric Hilf FA Innere Medizin und Geriatrie 22.08.12Odunayo Adetutu SalauFA Frauenheilkunde undGeburtshilfe25.07.12Sebastian Kazimierczak FA Anästhesiologie 16.08.12Dr. med. Annett Khatami FA Psychiatrie und Psychotherapie 14.08.12Carola Klarholz-Pevere FA Orthopädie 29.08.12Dr. med. Anja Köhler FA Chirurgie 10.07.12Gerd-Michael Konschak FA Innere Medizin 15.08.12Adrian Erhard Kraschewski FA Psychiatrie und Psychotherapie 07.08.12Dr. med. Dirk Schnapauff FA Radiologie 06.07.12Katrina Scholer FA Anästhesiologie 29.08.12Adnan Shareif FA Allgemeine Chirurgie 28.08.12Dr. med. In Ho Song FA Innere Medizin 08.08.12Dr. med. Birthe Spott FA Laboratoriumsmedizin 10.07.12Andrea Stiehl FA Orthopädie 07.08.12BERLINER ÄRZTE 10/2012 S. 28


P E R S O N A L I E NName AntragstellerWbO BeschreibungPrüfungs-/EntscheidungsdatumName AntragstellerWbO BeschreibungPrüfungs-/EntscheidungsdatumDr. med. Uta Stötzer FA Strahlentherapie 21.08.12Dr. med. Kathrin Weidinger FA Innere Medizin 15.08.12Nicole Strug FA Allgemeinmedizin 17.07.12Ewa Swiecka FA Gefäßchirurgie 28.08.12Sabine WenzelFA Frauenheilkunde undGeburtshilfe25.07.12Thomas Theloe FA Innere Medizin 08.08.12Dr. med. Krishna Tiwari FA Innere Medizin 08.08.12Andrea TschirchFA Kinder- und Jugendpsychiatrieund -psychotherapie04.07.12Dr. med. Ben Waldau FA Neurochirurgie 09.08.12Ole Wessel FA Anästhesiologie 29.08.12Dr. med. Alexander Witt FA Orthopädie und Unfallchirurgie 07.08.12Alexander Maximilian Würz FA Strahlentherapie 21.08.12Franziska Zobel-LohseFA Orthopädie undUnfallchirurgie07.08.12* Die Liste ist nicht vollständig. Nur die Namen der Ärztinnen und <strong>Ärzte</strong>, die uns eine schriftliche Einverständniserklärung für den Abdruck gegebenhaben, werden in BBERLINER ÄRZTE publiziert.Das Kürzel FA ist geschlechtsneutral zu verstehen, auf die Ergänzung des geschlechtsspezifischen Kürzels FÄ wurde verzichtet.ANZEIGENBE R L INE R Ä R Z T E 10/2012 S. 29


B U C H B E S P R E C H U N GB U C H B E S P R E C H U N GAbschied braucht ZeitH. Christof Müller-Busch: Abschiedbraucht Zeit – Palliativmedizin und Ethikdes Sterbens, suhrkamp taschenbuch2012, medizinHuman, Preis: 10,00 Euro(ISBN 978-3-518-46368-0)Ja, auch ich wünsche mir, genügend„ Zeit zum Abschied zu haben“, schreibtProf. Dr. med. Müller-Busch in seinem imAugust 2012 erschienen Buch überPalliativmedizin und Ethik des Sterbens.Vielleicht gelingt es, so hofft er für sichund die Bleibenden, im Abschied Erinnerungzu finden, die dann für dieZukunft ein kostbarer Schatz wird.Müller-Busch, bis 2008 Leitender Arzt amGemeinschaftskrankenhaus Havelhöhesowie Past-Präsident der DeutschenGesellschaft für Palliativmedizin (DGP)habe selbst „von Sterbenskranken undSterbenden in dieser Hinsicht viel gelerntund bewahre diesen Schatz mit großerSorgfalt.“Der persönliche Ton des Arztes, der aneinigen Stellen bereitwillig Einsichten indas Privatleben des Autors erlaubt, verdeutlicht,worum es Müller-Busch geht:Das vorliegende Buch ist ein Resümeeseiner Erfahrungen im Umgang mitSterbenden „sowie der Gedanken undErkenntnisse, die mich zu der Überzeugunggebracht haben, dass durch die>Wiederentdeckung< des palliativenGedankens in der Medizin ein wichtigerSchritt geleistet wurde, dem ThemaSterben und Tod in der Gesellschaft wiedereinen höheren Stellenwert zukommenzu lassen – besonders auch imHinblick auf die Bestimmung eines würdigenSterbens“. Explizit wendet er sichan Angehörige und Begleiter schwerstkrankerMenschen, aber auch an Studierendeund Pflegende, die sich vielleichtzum ersten Mal mit einer Sterbesituationprofessionell konfrontiert sehen. Insofernverwundert es nicht, dass sich die Lektüregelegentlich wie eine Lehrrede gestaltet,auch wenn Müller-Busch den Anspruchauf ein Lehrbuch, das alle Aspekte desThemas behandelt, nicht verfolgt.In 14 Kapiteln eröffnet der Palliativ medizinereinen breiten Diskurs, der aktuelleFakten darstellt und bei dem es nichtnur um die Frage geht: Was nutzt demPatienten und was will er. Im Respektvor Autonomie, dem Recht desSchwächeren und der Dominanz desStärkeren stellt sich auch die Frage:Kann das, was der Mediziner tunmöchte, gegebenenfalls mehr schadenals nutzen? Verantwortung inder Palliativbetreuung bedeutetSchaden und eine Verschlechterungder Lebens qualität, die den erwartetenNutzen für den Betroffenen nicht rechtfertigt,zu vermeiden. Die Frage, was beischwerstkranken und sterbenden Menschengetan werden kann und muss,sollte seines Erachtens immer auch dieWerte und Vorstellungen der Menschen,um die es geht, berücksichtigen.Begleitung unter palliativen Gesichtspunktenheißt für Müller-Busch nebenoptimaler Symptomlinderung in besondererWeise auch empathisches Verstehen,effektive Kommunikation, reflektiertesEntscheiden und Transparenz inGrenzsituationen des Leidens.Müller-Busch plädiert dafür, die Lebensqualitätder Patienten in der letztenLebenszeit zu fördern und ihnen dieMöglichkeit für einen würdigen Tod zugeben. Schmerztherapie, Angstlinderung,Trost und Beistand für die Sterbendenund ihre Angehörigen gehören für denAutor ebenso zu einem guten Tod wiedem Tod Raum und Zeit zu geben. „Ichhabe im Laufe der vielen Jahre in derBegleitung Sterbender gelernt, aufZeichen zu achten, die den Beginn einesguten Sterbens ankündigen. DieseZeichen möchte ich auch in mir finden,wenn die Zeit gekommen ist.“Richard Smith, Herausgeber des BritishMedical Journals, nannte im Januar-Editorial 2000 einige Aspekte, die einen„guten Tod“ kennzeichnen: zu wissen,wann der Tod kommt und zu verstehen,was zu erwarten ist; die Kontrolle überdas Geschehen behalten; Würde undPrivatsphäre zugestanden zu bekommen;eine gute Behandlung der Schmerzenund anderer Symptome; die Wahl zu haben,wo man sterben möchte; alle nötigenInformationen zu bekommen; jedespirituelle und emotionale Unterstützungzu erhalten; bestimmen können, wer amEnde dabei sein soll; vorausbestimmenkönnen, welche Wünsche respektiertwerden sollen; Zeit für den Abschied zuhaben und gehen zu können, wenn dieZeit gekommen ist, ohne sinnloseLebensverlängerung zu erleiden.Dem Buch „Abschied braucht Zeit“ mitseinen praxiserfahrenen wie menschlichergreifenden Schilderungen seien vieleLeserinnen und Leser gewünscht. Schonaufgrund der zahlreichen Literatur verweiseist es ein reicher Wissensschatzüber das Sterben und den Tod. Ein Geschenkeines Arztes an alle Interessierten,die bereit sind, sich mit ihm auf knapp300 Seiten der Grenzerfahrung Tod zustellen. Denn – verdeutlicht Müller-Buschin Bezug auf die ärztliche Aufgabe zurAufklärung von Sterbenskranken und derenAngehörigen –„Wahrheit im Angesichtdes Todes bedeutet in besondererWeise auch, Haltung zu zeigen“.Ulrike HempelBERLINER ÄRZTE 10/2012 S. 30


Wenn Künstler fremd gehen„Bios“-Ausstellung im Kolbe MuseumEs lohnt sich, mal wieder ins GeorgKolbe-Museum zu gehen. Das frühereAtelierhaus liegt gar nicht so weit ab ­seits wie man denkt: ganz nahe demS-Bahnhof Heerstraße. Dort gibt’s jetztein aufregendes Kontrastprogramm zuKolbe. „Bios“ heißt die neue Ausstellung,Untertitel: „Konzepte des Lebens in derzeitgenössischen Skulptur“.Auch schon zu Lebzeiten Kolbes (1877-1947) hätte eine Ausstellung diesenNamen tragen können. Denn Zeitgenossendes populären Neoklassizistenmit seinen anmutigen Bronzemädchenund muskulösen (nazikonformen)Männerfiguren waren die fast gleichaltrigenKünstlerkollegen Arp und Archipenko,Belling und Brancusi, Laurens,Modigliani und viele andere. Sie interpretiertenden menschlichen Körper ganzneu oder verließen das jahrtausendealteBildhauersujet ganz. Kolbe stand ihnendenkbar fern.Die „Bios“-Objekte in seinem Atelier hättenden Traditionalisten vollends entsetzt.Der menschliche Körper spielt hierkaum noch eine Rolle. Die einzige Figur,hyper- und zugleich surrealistisch: einjunges Mädchen, das bunt gekleidet aufdem Boden sitzt und liebevoll etwas inden Armen hält. Auf den ersten Blick einIdyll – aber ein negativ-utopischesMemento. Es ist ein schütter behaartes„Wolfsmädchen“ (mit dem Gendefekt„Hypertrichosis“). Und was es auf demSchoß wiegt, ist ein nur entfernt menschenähnlichesrosiges Monsterchen, gegendas die doppelköpfigen oder zyklopenäugigenPräparate in VirchowsSammlung fast Schönheiten sind. „TheComforter“ (Die Trösterin) nennt die australischeKünstlerin Patricia Piccinini dieunheimliche Gruppe. Was steht dahinter:Angst vor den Risiken der Gentechnikoder vor den Mutationen durch Umweltnoxen?Die meisten anderen Objekte, überwiegendAssemblages oder Installationen,haben trotz des Aus stel lungs titels mit„Skul pturen“ nur die Dreidimensionalitätgemein. Alle beteiligten, oft internationalrenommierten Künstler, haben eine sichtbareBeziehung zu Natur phä nomenenoder den Lebens wissenschaften. (Auf diesesCross-over ist die Schering-Stiftungspezialisiert, weshalb sie diese Ausstellungauch finanziell ermöglicht.)Nicht alles beeindruckt gleichermaßen,einiges wirkt sogar etwas läppisch; abererstaunlich ist die Vielgestal tigkeit, undvieles überzeugt sofort, wenn man bereitist, den Kunstbegriff stark auszudehnen.Die runden, weißzotteligen „atmenden“Kissen von Günter Weseler haben Betrachterschon früher für lebende Tieregehalten. Einen Kon trast zu ihrer Ruhebildet der lautstarke „Hurricane“ in derVitrine von Donato Piccolo. „Glas, entmineralisiertesWasser, vier Ventilatoren,Ultra schallvernebler, Halogenlampe, Verstärker, Mikrophone, Lautsprecher“ – soetwas verwenden Künstler heute stattMarmor und Bronze. Wir haben uns darangewöhnt. Aber auch an Katalogtextewie diese? „…Donato Piccolos kinetischeKlangskulpturen sind als technischeAnverwandlungen des menschlichenKörpers Metaphern seiner inneren Beseeltheit“.Die filigranen Froschskelette des AmerikanersBrandon Ballagée, präsentiertwie kostbare Schmuck stücke, bezauberndurch ihre Ästhetik.Aber die Indikator-Tiere für Umwelt schädenhaben überzähligeHinter beine.Hauptthema desKünst lers, der engmit Naturwissenschaftlernzusammenarbeitet,ist das Artensterben.Um die Welternäh rungslage gehtes dagegen demÖster reicher ThomasFeuer stein. Eine Fassungseiner „Manna-Maschine“ pumptWasser durch einSchlauchsystem rundum einen großenPlexiglasbehälter. Kein reines Wasser, vielmehrangereichert mit Plankton (Chlorellavulgaris). Die Algen vermehren sich durchPhotosynthese, das Wasser wird grün undgrüner – und zur Nähr lösung.Foto: Katalog Georg Kolbe-Museum BerlinAls Höhepunkt zuletzt doch noch eine„richtige“ Plastik: Ein Riesentintenfisch,fast fünf Meter lang, scheinbar tot an denStrand gespült und in der Lache seiner„Tinte“ liegend (gefärbter Sirup). Der inLima geborene David Zink Yi hat ihn ausKeramik mit einer wunderbar changierendenGlasur gestaltet. Allein schon dieserKunst-Kalamar lohnt den Weg.Rosemarie SteinGeorg Kolbe-Museum, Sensburger Allee 25,bis 11.11., Di-So 10-18 Uhr. Informationenüber Führungen: Tel. 304 21 44.Der deutsch-englische Katalog kostetin der Ausstellung 16 Euro.Hier noch ein Hinweis auf die laufendeAusstellung Yunchul Kim, „Carved Air“, inder Schering-Stiftung, Unter den Linden32-34. Bis 1.12., Mo-Sa 11-18 Uhr.Informationen über das astrophysikalischeBegleitprogramm: Tel. 20 62 29 65.BERLINER ÄRZTE 10/2012 S. 31


I M P R E S S U MBERLINERÄRZTE10/2012 49. JAHRGANGDie offizielle Zeitschrift der <strong>Ärzte</strong>kammer Berlin,Körperschaft des öffentlichen Rechts.Herausgeber:<strong>Ärzte</strong>kammer BerlinFriedrichstraße 16, 10969 BerlinTelefon 030 40806­0E­Mail: presse@aekb.deRedaktion:Dipl.­Jour. Sascha Rudat (v.i.S.d.P.)Michaela Peeters, M. A.Eveline Piotter (Redaktionsassistentin)Redaktionsbeirat:Dr. med. Svea KellerUniv. Prof. Dr. Harald MauDr. med. Bernd MüllerDr. med. Gabriela StemporDr. med. Kilian TegethoffJulian VeelkenDr. med. Elmar WilleAnschrift der Redaktion:Friedrichstraße 16, 10969 BerlinTelefon 030 40806­4100/­4101, FAX ­4199<strong>Titel</strong>bild © SehsternS. 14 © Sunny Images ­ Fotolia.comS. 6 © fusebulb ­ Fotolia.comFür die Richtigkeit der Darstellung der auf den vorstehenden Seitenver öffentlichen Zuschriften wissenschaftlicher und standespolitischerArt kann die Redaktion keine Verantwortung übernehmen. Die darin ge äußerten Ansichten decken sich nicht immer mit denen der Heraus ge berder Zeit schrift. Sie dienen dem freien Meinungsaustausch unter der<strong>Ärzte</strong> schaft und ihr nahestehender Kreise. Nachdruck nur mit Genehmigung.Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungensind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zuläs sigenFälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages strafbar.Verlag, Anzeigenverwaltung und Vertrieb:Leipziger Verlagsanstalt GmbHPaul­Gruner­Straße 62, 04107 LeipzigTelefon 0341 710039­90, FAX ­99Internet: www.l­va.de, E­Mail: mb@l­va.deVerlagsleitung: Dr. Rainer StumpeAnzeigendisposition: Melanie BölsdorffAnzeigenverwaltung Berlin/Brandenburg:Götz & Klaus Kneiseler, Uhlandstraße 161, 10719 BerlinTelefon 030 88682873, Telefax o30 88682874Druck und Weiterverarbeitung: Brühlsche UniversitätsdruckereiGmbH & Co KG, Am Urnenfeld 12, 35396 GießenDie Zeitschrift erscheint 12mal im Jahr jeweils am 1. des Monats. Sie wirdvon allen <strong>Berliner</strong> <strong>Ärzte</strong>n im Rahmen ihrer Mitglied schaft zur Ärz te kammerbezogen. Der Bezugspreis ist mit dem Mit gliedspreis ab ge gol ten.Nichtmitglieder können die Zeitschrift beim Verlag abonnieren. Der Jahresbezugspreis(12 Ausgaben) beträgt im Inland 79,50 inkl. Versandkosten,Patenschaftsabo Berlin­Bran den burg 53,50 inkl. Versandkosten,im Ausland 79,50 (zzgl. Porto) . Die Kündi gung des Abonnements istnur schrift lich an den Verlag mit einer Frist von 2 Monaten zum Ablaufmöglich. Einzelheftpreis 5,45 zzgl. 2,50 Versandkosten.Z. Z. gilt die Anzeigenpreisliste 2012 vom 01.01.2012.ISSN: 0939­5784BE R L INE R Ä R Z T E 10/2012 S. 42

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