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Bud apester <strong>Zeitung</strong>13. Jahrgang / Nr. 43 Budapest, 25. - 31. Oktober 2013 www.bzt.hu 750 Forint – D: 5,70 EuroStrahlende Zukunft:Premier Viktor Orbán sprach in Indienüber den Ausbau der Atomenergie imeigenen Land, blendete dabei aber dievermutlichen Mehrkosten aus. 05Schwere Zeiten:Die Obdachlosenbetreuungist an der Grenze der Belastbarkeitangelangt, der Winter stehtaber erst bevor.11Schöner Klang:Nach langen RenovierungsundUmbauarbeiten erstrahltdie Musikakademie wiederin altem und neuem Glanz.12WiederentdecktGemälde: „Marschierende französische Soldaten“ (Macon, 1914), eines der bedeutendsten Bildervon József Rippl-Rónai - dieses Jahr war es unter anderem in Rom und Paris zu sehen.Wien, Rom, Paris, Berlin und New York… Die jahrzehntelangvergessene ungarische Malerei vom Anfang des letztenJahrhunderts ist zu einem fulminanten Siegeszug um die Weltangetreten. Die Kunstexpertin und Inhaberin der <strong>Budapester</strong> ErnstGalerie, Eleni Korani (Foto), erklärt auf der Seite 9, warum.Tip of the Week Tipp der Woche - The Golden Brush1222 Bp. Nagytétényi út 48-50 • Tel: (+36-1) 382-9000Fax: (+36-1) 382-9003 • e-mail: fox@fox-autorent.comwww.fox-autorent.com • open: 8am-8pm 7 days a weekDas Leben des Malers Munkácsy vertanzt als Ballett in drei Akten feiert Premiere inder <strong>Budapester</strong> Oper. Informationen unter www.opera.hu9 771785 110000 13043


25. – 31. Oktober 2013<strong>Budapester</strong> <strong>Zeitung</strong>P o l i t i k3Nationalfeiertag in der ungarischen HauptstadtWah lkampfstart, aber keine ErinnerungDer Volksaufstand von 1956 ist wohl einerder stolzesten Momente der ungarischenGeschichte und wird immer mitviel Pomp begangen. Alle vier Jahre jedoch,wenn der Feiertag Ende Oktobernur knapp sechs Monate vor die nächsteParlamentswahl fällt, lässt sich beobachten,wie der sonst im Zeichen des Vergangenenstehende Tag plötzlich zum Startschussfür die jeweilige Kampagne wird.Drei Großkundgebungen und eineHandvoll kleinerer Gruppen begingenden 23. Oktober auf ganz eigeneWeise. Zahlenmäßig die größte Veranstaltungwar zweifelsfrei der von der regierungsnahenZivilorganisation CÖF(Civil Összefogás Fórum) initiierte Friedensmarsch(Békemenet). Erneut wurdenMenschen aus ganz Ungarn und dem umliegendenAusland mit Bussen (wie auchin den vergangenen Jahren vom CÖF finanziert)zur Demo verbracht, um dannmit Fähnchen und Plakaten („Wer Viktor(Orbán – Anm.) angreift, greift michan!“, „Viktor (Orbán – Anm.), wir liebendich!“) durch die Innenstadt zu ziehen.Die Organisatoren selbst sprechen vonmehreren hundertausend Teilnehmern,gar eine Million tauchte zwischenzeitlichauf, jedoch scheint dies mehr als unwahrscheinlich.(Mehr zum Krieg der Zahlen inder Fortsetzung.) Am Heldenplatz selbstwartete Regierungschef Viktor Orbánauf die Massen und sprach im ersten Teilseiner Rede tatsächlich über die „PesterJungs“ (Bezeichnung der Freiheitskämpfervon 1956 – Anm). Im zweiten Teil fieler jedoch in die gewohnte und schon oftgehörte kriegerische Rhetorik zurück, diein den vergangenen Jahren sein Markenzeichengeworden ist. So durfte denn auchder Verweis auf den von seiner Regierunggeführten „Freiheitskampf“ nicht fehlenZahlenmäßige Sieger: Der Friedensmarsch und Premierminister Viktor Orbán.und der Aufruf an alle Bürger, die Errungenschafteneben dieser zu verteidigen.Auch die linke Gesamt-Demo von Sozialisten,der Gyurcsány-Partei DK, der ehemaligenZivilorganisation Milla (heute “Gemeinsam-Dialogfür Ungarn”) und weiterenKleingruppen zog viele Menschen an. Diesonst auf der Pester Seite der Elisabethbrückeabgehaltene Kundgebung musste wegenBauarbeiten verlegt werden. Neuer Austragungsortwar das Budaer Donauufer vorder Technischen Universität. Acht Rednerteilten sich die Bühne, wirklich viel Neuesgesagt wurde aber nicht. Als jedoch derMSZP-Vorsitzende Attila Mesterházy dieBühne betrat, konnte er seine Rede mehrereMinuten lang nicht beginnen, da, wie dieMSZP vermutet, etwa 200 bis 300 Anhängerder DK mit „Összefogás!“-Zwischenrufen(Zusammenschluss!) dies schlicht unmöglichmachten. Péter Juhász, Vizevorsitzenderder Partei “Gemeinsam-Dialog für Ungarn”,kommentierte dies später auf seiner Facebook-Seitewie folgt: „Es gab zwischen denVertretern der Parteien eine Vereinbarung,dass es keine Angriffe und keine öffentlicheBewertung der bisherigen Partnerschaftengeben wird. Allerdings wurde ich schon amMontag von einem führenden DK-Politikerdarauf hingewiesen, dass es wohl Plänegebe, die Rede Gyurcsánys zu sabotieren.“Er selbst hätte davon aber nichts gewusst.Ebendort schreibt er auch, dass er von Bekanntengehört habe, dass die Zwischenrufegegen Mesterházy organisiert worden seien.Die rechtsextreme Jobbik-Partei geriertesich als Vertreter der Devisen- und Regierungsgeschädigtenund rief zum Widerstandgegen die falschen Versprechen der etabliertenParteien. Etwa 1.200 Menschen zogenerst vor das Parlament, um dann angeführtvon zwei Traktoren zum Deák Ferenc tér zumarschieren. Unter ihnen auch etwa 40 Anhängerder verbotenen Ungarischen Garde,MTI / Tamás Kovácsdie trotz einheitlicher Uniform von der Polizeiunbehelligt blieben.Zwischen all den bekannten politischenPlattitüden gelang es einzig der außerparlamentarischenPartei 4K! (Vierte Republik)etwas Originelles zu bieten. Nur etwa 45Menschen nahmen an der „Trafik-Tour“ teil.Angeführt von einem alten Csepel-Transporterwurden im XIII. Bezirk Trafiken angesteuertund als Sinnbild für die Machenschaftender Regierung mit Aufschriften ähnlichdenen auf Zigarettenschachteln beklebt („NationalerTabak (umgangssprachlich für Geld)kann Korruption verursachen.“).▶▶EKGZahlenkriegWie in jedem Jahr bemühten sich die Parteien auchheuer um die Deutungshoheit im Zahlenkrieg. Unstrittigdürfte sein, dass der regierungsnahe Friedensmarschdie meisten Teilnehmer hatte. Aber die von OrganisatorGábor Széles mittels Bild mitgeteilte eine Million ist dochmehr als unwahrscheinlich. (Széles hatte am Mittwochabendunwissentlich eine der bekanntesten ungarischenMemes mit der Aufschrift „Eine Million Teilnehmer beiFriedensmarsch“ via Facebook geteilt. Weder er noch diezahlreichen Gratulanten erkannten die offensichtliche Online-Satire).Der Blog 444! machte sich die Mühe und berechnetedie Teilnehmerzahl beider Großdemonstrationenmittels eines Online-Programms und kam zu folgendemErgebnis: Selbst wenn die Teilnehmer dicht an dicht gedrängt(ähnlich wie im Bus zur Rushhour) standen, hättenam Friedensmarsch nicht mehr als 400.000 Menschenteilgenommen. Allerdings sind hier weder U-Bahnaufgängenoch Bänke noch der zum Gehen nötige Abstand miteinberechnet. Realistisch, so meint der Blog, seien etwa290.000 Teilnehmer. Doch auch die von der linken Demonstrationausgegebene Zahl von 40.000 Teilnehmerngehört wohl eher ins Reich der Wunschträume. Etwa8.000 Menschen, vielleicht etwas mehr, hätten auf demStreifen zwischen Donau und Universität Platz gefunden.


25. – 31. Oktober 2013<strong>Budapester</strong> <strong>Zeitung</strong>W i r t s c h a f t5Poppe+Potthoff: 6-Milliarden-Forint-Investition eingeweihtSzí jjártó: „Hochburg der Automobilindustrie“Staatssekretär Péter Szíjjártó beim Rundgang:„Die Krise nicht nur überstehen, sondern als Chance begreifen.“Der Automobilzulieferer Poppe+Potthoffhat in Ajka ein Großprojekt abgeschlossen,mit dem der ungarische Standort praktischeine Neugeburt erfährt. Staatssekretär PéterSzijjártó wiederholte letzten Dienstagbei der feierlichen Einweihung, Ungarn seiheute Spitzenreiter der Region Mittelosteuropaauf dem Gebiet von Verbrennungsmotoren.Der Hersteller von Common Rail-Subsystemenund Hochdruckeinspritzleitungenfür die Automobilindustrie ist seit 2003in der westungarischen Stadt präsent, wo injüngster Zeit insgesamt 6 Mrd. Forint in mehrereProjekte zur Modernisierung des Standortsund dabei in erster Linie in neue Maschineninvestiert wurden. Nach Aussage vonGeschäftsführer László Gellén habe das WerkAjka dank des Vertrauens der Firmenzentralevon Poppe+Potthoff in Nordrhein-Westfalendurch die Großinvestition praktisch eine Neugeburterlebt. Der Zulieferer produziert diehochwertigen Systeme direkt für Automobilherstellerwie Daimler, BMW, VW und Audisowie für Systemlieferanten wie die ebenfallsMTI / Lajos Nagyin Ungarn angesiedelte Firma Delphi. DasTochterunternehmen von Poppe+Potthoff inAjka strebt in diesem Jahr mit 350 Mitarbeiternbereits 37 Mio. Euro Umsatz an. An 14Standorten weltweit erwirtschaftet die Firmengruppemit 1.400 Mitarbeitern insgesamtrund 165 Mio. Euro an Umsatzerlösen.Krise auch alsChance betrachtenBei der feierlichen Einweihung am Dienstagbetonte der Staatssekretär im Ministerpräsidialamt,Péter Szijjártó, Ungarn seiSpitzenreiter in der Region Mittelosteuropa,was die Fertigung von Verbrennungsmotorenanbelangt. In der Welt gingen umfassendeVeränderungen vor sich, auf die UngarnsRegierung im Jahre 2010 mit einer neuartigenWirtschaftspolitik reagierte. Denn esreiche nicht, die Krise nur zu überstehen,man müsse sie ausgehend von den eigenenGegebenheiten als Chance begreifen. DieseChance lautete im Falle Ungarns, das größteProduktionszentrum Europas zu werden,und dabei speziell zu einer Hochburg der Automobilindustriezu avancieren. Heute geben,so Szijjártó, 620 Unternehmen der Brancherund 100.000 Menschen in Ungarn Arbeit,deren Erlöse zu 92 Prozent aus dem Exportgeschäftentspringen, womit sie 9 Prozentaller ungarischen Ausfuhren beisteuern. DerStaatssekretär versicherte, die Regierungwerde die Automobilindustrie auch weiterhinunterstützen, denn je stärker dieser Wirtschaftszweigsei, umso stärker werde Ungarnaus der Krise hervorgehen. Béla Schwartz,der Ajka in den Farben der MSZP als Bürgermeisterleitet, würdigte in seiner Ansprachedie große Rolle der Firma im Leben seinerStadt. Die neue Investition werde spürbareAuswirkungen auf die Arbeitsmarktsituationder Stadt haben.▶▶RAKompaktStaatshaushalt:Varga verspricht StabilitätDie Lasten der Familien werden2014 weiter verringert, betonteVolkswirtschaftsministerMihály Varga bei der Vorstellungdes Haushaltsplans für 2014 imParlament. Die Wirtschafts akteurebräuchten keine Verän derungenbei Steuern und Abgabenzu befürchten, die Re gierungwerde auch weiterhin diszipliniertwirtschaften. Das Defizitwird mit 2,9% am BIP geplant,das Wachstum bei 2% erwartetund eine Haushaltsreserve von220 Mrd. Forint gebildet.Finanzen:Anleihen sind gefragtDie Finanzierung des Staatesan den Märkten wirkt momentangut gesichert, zumal die Bevölkerungdie speziell aufgelegtenStaatsanleihen in Rekord volumenzeichnet. Die Erträge fürmehrmonatige Diskontschatzbriefenähern sich dem historischenTiefstand von 3,2% an,der Leitzins steht augenblicklichbei 3,6%, der Forint prüfte zuletztein relativ starkes Widerstandsniveau von 292 zum Euro.


25. – 31. Oktober 2013<strong>Budapester</strong> <strong>Zeitung</strong>W i r t s c h a f t7Machen Sie eine Tour hinter die Kulissen des Corinthia HotelsBewegte GeschichteDas Corinthia Hotel Budapest am Erzsébet körút feiert dieses Jahr das10-jährige Jubiläum seiner Wiedereröffnung. Das Hotel hat eine extrembewegte Geschichte. Aus diesem Anlass wurde eine historische Ausstellungin der unteren Lobby eröffnet, die alle wichtigen Momente desCorinthia von 1896 bis heute zeigt.Das Hotel, im klassischen Stilder französischen Renaissanceerbaut, war ein Luxussymbol in denglücklichen, friedlichen Tagen des 19.Jahrhunderts. Es war geplant als einesder zentralen Elemente der Millenniumsfeierdes Landes. Das prunkvolleGebäude und seine zusätzlichen Einrichtungenfür den Komfort der Gästewaren zu dieser Zeit hochmodern.Ein großer Teil des Gebäudes wurdewährend der Kämpfe der Revolution1956 beschädigt, und obwohl es in bescheidenererForm in den 1960er Jahrenwiedereröffnete, blieb das „GrandRoyal“ bis zu den 1990ern nur einSchatten seines früheren Selbst. Dannbekam der neue Besitzer, CorinthiaHotels, grünes Licht für eine intensiveund aufwendige Restaurationsarbeit,in deren Rahmen die schönsten Teiledes alten Gebäudes erhalten wurden.Nach der Wiederherstellung des altenGlanzes feierte das Fünf-Sterne-LuxushotelseineWiedereröffnung2003 unter demneuen Namen„Corinthia HotelBudapest“.Gäste und Besucherkönnenheute die trockenenhistorischen Fakten beiseite tunund an organisierten Touren teilnehmen,um die Details hinter den Kulissenzu entdecken. Die Tour wird vomSenior-Geschäftsführer Tibor Meskálgeführt, der insofern eine Verkörperungder Geschichte des Hotels ist, alser mit kleinen Unterbrechungen seit1961 im Haus arbeitet. Er kennt daherjeden Winkel des Gebäudes und hatzu jedem Bereich ein paar persönlicheGeschichten parat. Früher war diese„Tour hinter die Kulissen“ nur Hotelgästenvorbehalten, doch anlässlichdes 10-jährigen Jubiläums wird sieauch für die Öffentlichkeit zugänglichgemacht, zum Preis von 1.990 HUF (7Euro).Die exklusive englischsprachigeTour startet um 9:30 Uhr und dauertungefähr 90 Minuten. Die Besucherlernen nicht nur die Geschichte desGebäudes kennen, sondern erhaschenauch einen Blick auf das alltäglicheLeben im Hotel,inklusive der Bereiche,die normalerweisefür Gästegeschlossen sindwie die Kücheoder andere Hauswirtschaftsräume.Natürlich giltDie Tour wird geführt von Senior-Geschäftsführer Tibor Méskal, der jeden Winkel des Hauses kennt.der Stolz des Hotels auch dem RoyalSpa, der 1886 separat vom Gebäudeerbaut wurde; dem Großen Ballsaal,der – wie die Gäste erfahren werden– seine Funktion mehrere Male inWeitere Informationen:Corinthia Hotel BudapestTel. (+36-1) 479-4000concierge.budapest@corinthia.comVII, Erzsébet krt 43-49der Vergangenheit gewechselt hat;der Präsidentensuite; dem Innenhofund den Hauptbereichen wie derRezeption und dem weiten Treppenaufgang.Am Ende der Tour können die Besuchersich über ihre Erfahrungenaustauschen und dabei Erfrischungenund Snacks in der Hotelbar „Le Bar“zu sich nehmen.Tour (auf Englisch): Dienstags und Donnerstags um 9:30 UhrDauer: 90 MinutenDie Tour kostet 1.990 HUF pro Person, darin enthaltensind ein Getränk und ein Snack im „Le Bar“.Das Programm ist für Hotelgäste kostenlos.


8 F e u i l l e t o n<strong>Budapester</strong> <strong>Zeitung</strong>25. – 31. Oktober 2013Gespräch mit Peter Pantscharowitsch, Kollektionsmanager des Schuhherstellers Heinrich Dinkelacker„<strong>Budapester</strong> müssen hier produziert werden“Die edlen Schuhe der Marke Heinrich Dinkelackertragen nicht nur die Bezeichnung<strong>Budapester</strong>. Im Gegensatz zu den meistenihrer Mitbewerber werden sie auch wirklichin der ungarischen Hauptstadt hergestellt.Im <strong>Budapester</strong> Außenbezirk Budafok produzieren40 hochspezialisierte Schusterpro Jahr etwa 10.000 Paar Schuhe. Überdie Hintergründe dieser Fertigung und dieweiteren Entwicklungsperspektiven unterhieltenwir uns mit Peter Pantscharowitsch,dem Geschäftsführer der ungarischen Gesellschaft,der am Stammsitz der HeinrichDinkelacker GmbH in Bietigheim-Bissingenauch für das Kollektions-Managementverantwortlich ist.• Das eher unspektakuläre Gebäude Ihrer<strong>Budapester</strong> Fertigung passt so gar nicht zu dembesonderen Flair von Dinkelacker-Schuhen!Dass sich unsere Schuhmanufaktur in diesemGebäude befindet, hat den einfachenGrund, dass hier bereits seit 1968 Schuhefür Heinrich Dinkelacker produziert werden.Während es sich in den Anfangsjahreneher um eine Ergänzung der Produktion desdeutschen Standorts handelte, werden Schuheunserer Marke inzwischen ausschließlichhier in Budapest produziert.• Wie kam Dinkelacker ausgerechnet aufBudapest?Garantiert nicht nur wegen der Produktklassebezeichnung„<strong>Budapester</strong> Schuhe“! Budapesthatte und hat in unserem Gewerbe einensehr guten Ruf. In einem kürzlich erschienenenBildband über unsere Firma und derenProdukte wird Budapest sogar als „Welthauptstadtder Schuhmacherei“ bezeichnet.Bis in die Gegenwart ist das Schuhhandwerkhier noch sehr lebendig. Außer uns gibt esnoch etliche weitere, wenn auch wesentlichkleinere namhafte Schuhmanufakturen vorOrt. Als es in den 1960er Jahren in Deutschlandimmer schwieriger wurde, geeigneteFachkräfte zu finden, kam Budapest raschals zusätzlicher Produktionsstandort ins Gespräch.Schrittweise wurde dann die Produktionder handgefertigten Schuhe nach Budapestverlagert, bis sie schließlich vollständighier war. Nicht zuletzt, weil es unsere Deviseist, Schuhe von Dinkelacker nur dort herzustellen,wo die Menschen das Schuhhandwerknoch im Blut haben. Wer einmal einenBlick in unsere Manufaktur geworfen hat,begreift rasch den Sinn dieses Satzes. Bei unsgeht es um alles andere als um simple Lohnfertigung.Bei uns arbeiten hochspezialisierteFachleute mit viel Können, Leidenschaft,aber auch Liebe zum Produkt. Anders wäredie Herstellung von so edlen Schuhen nichtmachbar.• Können denn Interessenten „einfach maleinen Blick“ in Ihre Manufaktur werfen?Ja, durchaus sehr gerne. Wir finden es sogarsehr wichtig, dass die späteren SchuhträgerGeschäftsführer Peter Pantscharowitsch: „In Budapest leben das Wissen und die Fähigkeit,Schuhe noch vollständig von Hand herzustellen. Diese Tradition gilt es, zu bewahren.“wissen, wie ihr Schuhwerk entstanden istbeziehungsweise entsteht. So bekommt manerst eine richtige Vorstellung von der Werthaltigkeitunserer Schuhe. Wer weiß, dassSchuhe aus unserem Hause vom Zuschnittbis zum Finish innerhalb von 15 Tagen – zumVergleich: in automatisierten Schuhfabrikensind es höchstens 40 Minuten – etwa 300 Arbeitsschrittedurchlaufen und wie viel präzise,konzentrierte Handarbeit in ihnen steckt,ist auch viel eher bereit, unsere nicht ganzbilligen Preise als angemessen zu empfinden.Gegen Voranmeldung führen unsere Mitarbeitervor Ort gerne Interessenten durch dieManufaktur und erläutern ihnen auf Deutschoder Ungarisch den Herstellungsprozess. MitBlick auf diese Möglichkeit war es uns auchganz wichtig, unser kürzlich eröffnetes ersteseigenes ungarisches Geschäft nicht etwairgendwo in der <strong>Budapester</strong> Innenstadt, sondernquasi als Fabrikverkaufsladen direkt inunserem Produktionsgebäude zu eröffnen.Während sich unsere Kunden in unseremkleinen Schauraum nach einem passendenModell umsehen, können sie aus den Nebenräumendeutlich das Hämmern unsererSchuster hören, aber nicht nur das: Sie könnenihnen auf Wunsch auch jederzeit bei derArbeit zusehen.• Die schönen Schuhe stehen etwas in Widerspruchzu den nicht ganz so schönen Arbeitsplätzen,die sie vorher durchlaufen.Nur scheinbar. Wer bei uns ein steriles sauberesProduktionsumfeld erwartet, hat nicht dasPrinzip unserer Produktion begriffen. Wir sindkeine hochmoderne Produktionsfirma, sondernim wahrsten Sinne des Wortes eine Manufaktur.Die Herstellung von Schuhen in derQualität unserer Dinkelacker-Schuhe kannbeim besten Willen nicht automatisiert werden.Jeder einzelne Arbeitsschritt besteht auspurer Handarbeit. Im Prinzip handelt es sichbei unserer Fabrik um eine große Schusterei.Wer mit dieser Vorstellung vor Augen zu unskommt, wird sicher nicht enttäuscht werden.• Wie entstand eigentlich die Produktbezeichnung<strong>Budapester</strong> Schuhe?Darauf kann ich keine zweifelsfreie Antwortgeben. Es ist nicht einmal sicher, dass<strong>Budapester</strong> Schuheüberhaupt in <strong>Budapester</strong>funden wurden. Angeblichwurden Schuhemit Löchern in derOberhaut zum erstenMal in Irland oderSchottland entworfen –übrigens nicht als Zierde,sondern mit dem ganz praktischen Zweck,dafür zu sorgen, dass von oben eingedrungenesWasser den Schuh wieder leicht verlassenkann. Aus dieser praktischen Lösungentwickelte sich dann im Laufe der Zeit eineigenständiges Dekorelement. UngarischeSchuster haben es vielleicht besonders gut gekonnt,Lochmuster in Schuhe zu schlagen…Wie auch immer, auf jeden Fall ging im Laufeder Jahre langsam der Name der ungarischenHauptstadt auf diese Produktklasse über. Paralleldazu trat der <strong>Budapester</strong> Schuh seinenSiegeszug bis in die oberen Schichten der Gesellschaftan. Gleich geblieben sind aber nachwie vor die aufgeworfenenLeistenformenund das Lochmuster.• Facharbeitermangelin Deutschland hattebei Ihnen einst zur vollständigenVerlagerungder Produktion nachUngarn geführt. Ist IhreRechnung aufgegangen?Finden Sie hier genugFacharbeiter?Noch ja, aber es wirdimmer schwieriger. DieLage wird vor allem dadurcherschwert, dassder Beruf des Schustersinzwischen auchin Ungarn nicht mehrausgebildet wird. So sind wir gezwungen, zuimprovisieren: Zum Teil schulen wir Fachkräfteaus verwandten Bereichen, etwa der Textilbranchefür unsere Bedürfnisse um, zumTeil holen wir uns aber auch Fachkräfte ausRumänien, wo dieser Beruf noch ausgebildetwird.„Hier haben die Menschendas Schuhhandwerk nochim Blut“Peter Pantscharowitsch• Warum nicht gleich der Logik Ihrer einstigenGeschäftsleitung folgen und die Produktionnach Rumänien verlagern?Nein, dieser Schritt kommt für uns nichtin Frage! Solange wir hier – wenn auch mitdeutlich mehr Anstrengungen als früher –noch genug Arbeitskräfte finden, um unsereProduktion sicherstellen zu können und dabeiauch noch ein gewisses Expansionspolster haben,bleiben wir Ungarn, das längst kein Billiglohnstandortmehr ist, treu. Im Laufe derJahre ist hier etwas Einzigartiges entstanden.Diese Tradition gilt es zu bewahren. In unsererimmer schnelllebigeren Zeit gibt es auchDinge jenseits von Kosten- und Produktivitätserwägungen.Es geht hier um echte Handwerkskunst.In Budapest leben das Wissenund die Fähigkeit, Schuhe noch vollständigvon Hand herzustellen.Damit es nicht verlorengeht, ist es ganz wichtig,diese Tradition zupflegen. Außerdem sindwir der festen Überzeugung:<strong>Budapester</strong> Schuhemüssen in Budapestproduziert werden!• Wie entwickeln sich Ihre Produktionszahlen?In den letzten Jahren hat sich unser Produktionsausstoßbei etwa 10.000 Paar Schuhenjährlich eingependelt. Etwa 80 Prozent davongehen nach Deutschland, ein kleiner Teil indie Schweiz und nach Österreich, der Restwird in andere Länder exportiert, interessanterweisevor allem nach Japan, wo wirdavon profitieren, dass Japaner hochwertigedeutsche Qualität sehr zu schätzen wissen.Das Gewinnen von neuen Exportmärktenist zugleich auch ein wichtiger Weg, um zuwachsen, da auf dem deutschen Markt fastkein Wachstum mehr generiert werden kann.Über neue Vertriebswege wie den Internetvertrieboder Herrenausstatter können geradeeinmal die gegebenen Zahlen gehaltenwerden. Zu unseren Wachstumsmärktenzählen wir übrigens auch Ungarn. Deswegenhaben wir hier auch unseren Fabrikladen eröffnet.Wir würden uns freuen, wenn immermehr <strong>Budapester</strong> Schuhe vor Ort bleibenwürden, an den Füßen von <strong>Budapester</strong>n oderzeitweise hier lebenden Ausländern.• Abgesehen von neuen Märkten könntenSie doch auch versuchen, neue Zielgruppenanzusprechen.Machen wir ja auch, etwa über eine Ausweitungunseres Formen-, Material- und Farbenportfolios.Oder über neue Schuhe für weitereVerwendungszwecke, etwa für den Freizeitbereich.So sind wir inzwischen auch in der Lage,mit unseren Modellen eine deutlich jüngereZielgruppe anzusprechen. Auch klassischeKollektionen müssen sich bewegen. Allerdingsstets mit Bedacht. Auf keinen Fall darfunsere Kollektion zu modisch werden, denndann wäre sie nicht mehr zeitlos und würdeein wichtiges Verkaufsargument einbüßen,nämlich die Langlebigkeit. Unsere Schuhesollen ihren Träger über Jahre begleiten undihm Freude bereiten. Sie müssen gerade somodisch sein, dass sich Leute mit einem großenFaible für Modisches auch für <strong>Budapester</strong>Schuhe interessieren können. Ein generellesProblem ist aber, dass die Füße am weitestenweg vom Kopf sind. Während sich die meistenMenschen Gedanken machen, welches Hemdoder welche Krawatte sie tragen, gehen siebei den Schuhen einfach nur nach Größe undFarbe und fertig. Dabei fängt das Wohlfühleneigentlich bei den Füßen an. Leider kannman dieses Wohlfühlen aber nicht sehen odernachlesen, man kann es nur selber erlebenoder sich dieses Gefühl von Besserbesohltenvermitteln lassen. Das ist für unseren Verkaufeine große Herausforderung.• Mit welchen Argumenten rechtfertigenSie abgesehen von der Langlebigkeit und derhandwerklichen Fertigung den relativ hohenPreis von Dinkelacker-Schuhen noch?Etwa mit ihrem hohen Tragekomfort. Wereinmal Schuhe von uns einen ganzen Arbeitstaganhatte, weiß wovon ich rede. Ein weitererVorteil ist das angenehme Fußklima, das unsereSchuhe mitbringen, weil wir keine synthetischenMaterialien verwenden. Diese Produkteigenschaften,ebenso wie die hohe Haltbarkeit,ergeben sich ganz einfach auf Grund unsererHerstellung, also dem Zusammenspiel vonhochwertigen, natürlichen Materialien undhandwerklicher Machart. Es ist also völligüberflüssig, bei uns nach besonders haltbarenoder komfortablen Schuhen zu fragen, das sindsie nämlich alle. Unsere Kunden können sichalso voll auf die Äußerlichkeiten konzentrieren,die verborgenen Eigenschaften sind ohnehinbei jedem Schuh gleichermaßen gegeben.▶▶Jan Mainka


25. – 31. Oktober 2013<strong>Budapester</strong> <strong>Zeitung</strong>F e u i l l e t o n9Internationaler Siegeszug ungarischer Malerei„Au ra des Neuen und Frischen“Die AchtMaler wie József Rippl-Rónai (1861-1927), Róbert Berény (1887-1953), Béla Czóbel (1883-1976)und Károly Ferenczy (1862-1917) sorgen inder Kunstwelt und auf dem internationalenKunstmarkt derzeit für Furore. In den vergangenenJahren vermochten ungarische Vertreterder Stilrichtung des Fauvismus* und derKünstlergruppe der „Acht” europäische Metropolenwie Brüssel (Hôtel de Ville de Bruxelles),Wien (Kunstforum) und Rom (GalleriaNazionale d’Arte Moderna) zu erobern. Dochgab es auch Ausstellungen in drei französischenStädten (Lesen Sie Informationen dazuim Kasten) Damit nicht genug, ist seit einigenTagen im prestigeträchtigen Musée d’Orsay inParis eine umfassende Schau über den ungarischenModernismus 1905-1920 zu sehen, inder Berlinischen Galerie wiederum wurde dieseWoche eine Ausstellung eröffnet, die 2014in die Österreichische Galerie Belvedere übersiedeltund bei der auch ungarische Gemäldevertreten sind. Mehr noch: 2014 wird es eineAusstellung der Gemälde von Mihály Munkácsy(1844-1900) in Shanghai geben, die für dasdarauffolgende Jahr geplante Schau ungarischerMaler im New Yorker Metropolitan Museumof Art (Met) nimmt gerade Kontur an.Doch woher rührt der unverhoffte und jähanmutende Siegeszug der ungarischen Malereides beginnenden 20. Jahrhunderts eigentlich?Eine Frage, auf die Kunstexpertin EleniKorani, die Inhaberin der Ernst Galerie, eineAntwort gibt. (Die Ernst Galerie, die den obengenannten Ausstellungen zahlreiche Gemäldeaus dem ihr anvertrauten Bestand geliehenhat, versteht sich seit rund zwanzig Jahrenals „reisender Botschafter” der ungarischenKunst. Ihr Ziel ist es, die ungarische Malereiin den internationalen Kontext einzubetten,sprich in private und öffentliche Sammlungensowohl im In- als auch im Ausland.) Koranimuss allerdings weit ausholen. „In der ungarischenGeschichte hat es mehrere Zäsuren gegeben,die das künstlerische Leben in Ungarnzurückgeworfen haben. Denken wir nur anden Ersten Weltkrieg und die Grenzziehungennach dem Friedensvertrag von Trianon,an die Weltwirtschaftskrise, den ZweitenWeltkrieg und die lange Periode des Kommunismus.”Während des vier Jahrzehnte währendenKommunismus sei Ungarn von derwestlichen Welt praktisch abgeschnitten undisoliert gewesen, so auch die Bildende Kunst,erklärt Korani. Hinzu kommt, dass im Zugeder Zwangsverstaatlichungen 1947 und desVolksaufstandes 1956 viele kunsthistorischbedeutende Gemälde aus Privatsammlungennotgedrungen in den Westen geschmuggeltworden seien. Unter anderem darauf ist eszurückzuführen, dass sich die Spuren vielerBilder seither verloren haben, so Korani.Gleichwohl konnten einige verschollen geglaubteGemälde auf wundersame Weise gefundenwerden. Eines dieser verschwundenenGemälde war ein Bild von Róbert Berény mitdem Titel „Schlafende Frau mit schwarzerVase” (Alvó nő fekete vázával). Die Geschichteseines Funds könnte kaum wunderlicher sein:Der Kunsthistoriker und eingefleischte Berény-Forscher,Gergely Barki, saß eines weihnachtsabendsmit seiner kleinen Tochter vordem Fernseher. Sie sahen sich den Kinderfilm„Stuart Little” an, in dem eine kleine Mausdie Hauptrolle spielt. Unversehens erblickteBarki in besagtem Kinderfilm das GemäldeKreis geschlossen:„Pariser Straße” - 1906 von Béla Czóbel gemalt und gegenwärtig in Paris ausgestellt.die „Schlafende Frau mit Vase”. Es war Teilder Hintergrundkulisse in einer Szene. Sofortnahm er Kontakt mit dem US-amerikanischenFilmstudio auf, das den Film produzierthatte. Wie sich nach langwieriger Suche herausstellte,hatte ein Produktionsassistent dasBild bei einem Händler in Pasadena zu einemSpottpreis für das Studio erworben und nachdem Dreh des Films schließlich selbst gekauft.Doch warum sind die ungarischen Bilderaus der Zeit des anbrechenden 20. Jahrhundertsplötzlich so begehrt? Eleni Korani gibtdie Antwort: Weil die ungarische Malerei inDie Acht (Nyolcak), die zunächst als „Die Suchenden” (Keresők) in Erscheinung traten, war eine avantgardistischeKünstlergruppe zu Anfang des 20. Jahrhunderts, die sich insbesondere vom Fauvismus undPostimpressionismus inspirieren ließ. Ihre Mitglieder waren Róbert Berény (1887-1953), Dezső Czigány(1883-1938), Béla Czóbel (1883-1976), Károly Kernstok (1873-1940), Ödön Márffy (1878-1959), Dezső Orbán(1884-1987), Bertalan Pór (1880-1964) und Lajos Tihanyi (1885-1938). Im Dezember 1909 wurde im<strong>Budapester</strong> Könyves Kálmán Salon die erste Gruppenausstellung der „Acht” unter dem Titel „Neue Bilder”(Új képek) organisiert. Der Titel war eine Anlehnung an den Gedichtband „Neue Gedichte” (Új versek) desDichters Endre Ady, der die Künstlergruppe maßgeblich beeinflusste. In den Jahren 1911 und 1912 folgtennoch zwei weitere Gruppenausstellungen. Die letzte Schau, an der die „Acht” zusammen zu sehen waren, wardie Weltausstellung in San Francisco (1915), wo sie einen separaten Saal bekamen. PBWährend Ungarn unter der Regierung von Viktor Orbán von vielenwestlichen Medien in schandbar düsteren Farben dargestellt wird,gibt es jenseits der alles überschattenden Politik auch ein Ungarnder lichten Farbtöne und ja, man mag es kaum glauben,der Erfolge und positiven Schlagzeilen. Ein solches Terrain,auf dem Ungarn zurzeit groß aufzuzeigen vermag,ist die ungarische Malerei des ersten Drittels des 20. Jahrhunderts.dieser Periode „unglaublich ausdrucksstarkund wild” gewesen sei. Und weil sie nach denvier Dekaden des Kommunismus und derdamit verbundenen Isolation nun „als echtesNovum und große Entdeckung gilt”. Koraniverweist darauf, dass immer mehr internationaleMuseen und Galerien daran interessiertseien, ungarische Bilder auszustellen und zukaufen, denen noch eine Aura des Neuen undFrischen anhafte, was von sattsam bekanntenKünstlern wie Cézanne, Monet oder Klimtnicht mehr zu behaupten sei. In der jüngerenVergangenheit hätten sowohl das Musée d’Orsayin Paris, das Chicago Institute of Art unddas Museum of Fine Arts in Houston Gemäldevon József Rippl-Rónai erworben.Welchen Stellenwert ungarische Bilder ausdem frühen 20. Jahrhundert heute internationalhaben, veranschaulicht die <strong>Budapester</strong>Galeristin anhand zweier Beispiele. Die Direktorinder Galleria Nazionale d’Arte Modernain Rom, Maria Vittoria Marini Clarelli, habesich vor Freude fast überschlagen, nachdemdie Ausstellung ungarischer Künstler in ihremHaus (Lesen Sie Informationen dazu im Kasten)unter Dach und Fach war. Der Direktordes Musée d’Orsay, Guy Cogeval, wiederumhabe mehrfach den eindringlichen Wunschseines Hauses artikuliert, das Gemälde mitdem Titel „Marschierende französische Soldaten”(Macon, 1914) von József Rippl-Rónaizu erwerben. Der Privatsammler, in dessenEigentum sich das Bild befindet, macht allerdingskeine Anstalten, es zu verkaufen.Korani weist aber auch darauf hin, dass dieBilder ungarischer Maler immer noch weitbilliger seien als die Gemälde ihrer Pendantsim Westen. Bis 1996 sei ein Meisterwerk vonMihály Munkácsy das teuerste ungarischeBild gewesen, sein Wert: 12 Millionen Forint.In den Jahren darauf bewegten sich die Hauptwerkeungarischer Maler zwischen 30 und 40Millionen Forint. Im Jahr 2005, so Korani,sei diesbezüglich gewissermaßen ein „Wendepunkt”markiert worden. Damals sei das Gemälde„Frau mit dem Vogelbauer” (Kalitkásnő) von József Rippl-Rónai bei einer Auktionin Chicago um 140 Millionen Forint (rund590.000 Dollar) erstanden worden. Der Käufer:jene Ernst Galerie, deren EigentümerinEleni Korani ist. Seither brechen die Auktionenungarischer Gemälde einen Preisrekordnach dem anderen. Als gefragteste Namen aufdem internationalen Kunstmarkt gelten heutevor allem József Rippl-Rónai (1861-1927),Róbert Berény (1887-1953), Béla Czóbel (1883-1976), János Vaszary (1867-1939), József NemesLampérth (1891-1924), Sándor Bortnyik(1893-1976), Lajos Tihanyi (1885-1938), undKároly Ferenczy (1862-1917).Wie lässt sich das immer größere internationaleInteresse an der ungarischen Kunst erklären,und wie reagiert der ungarische Staatdarauf? Nach Meinung von Eleni Korani gabes in den vergangenen 15 Jahren eine paralleleEntwicklung: Der explosionsartige Anstiegder Auktionspreise hat dazu geführt, dass einewachsende Zahl von Meisterwerken, die jahrzehntelangals verschollen gegolten hatte, wiederaufgetaucht ist. Dies inspirierte sowohl dieKunsthistoriker als auch die staatlichen Museendazu, die ungarische Malerei des beginnenden20. Jahrhunderts neu aufzuarbeiten undeinem breiten Publikum vorzustellen. Über dieMuseen habe der Staat also seinen Anteil darangehabt, dass die ungarischen Vertreter desFauvismus und der Künstlergruppe der „Acht”eine Renaissance erlebten, betont Korani. Siehebt hierbei insbesondere den Direktor desMuseums der Schönen Künste in Budapest,László Baán, hervor, der eine Zeitlang als Regierungsbeauftragter(2011-2012) auch dafürzuständig war, das Konzept für das geplanteMuseumsquartier im Stadtwäldchen (Városliget)auszuarbeiten. Das Verdienst von Baánliege nicht zuletzt darin, eine fortschrittlicheund wirtschaftlich fundierte Sichtweise in denverknöcherten und muffigen Museumsbetriebgebracht zu haben. Was den internationalenErfolg und die weltweite Anerkennung der ungarischenMalerei angehe, sei aber auch undinsbesondere die effektive Zusammenarbeit allerSegmente des ungarischen Kunstbetriebs,angefangen von den Kunsthistorikern überdie Museen und Galerien bis hin zu den Privatsammlern,hervorzuheben. So können wirheute Zeugen dieser Zusammenarbeit der vergangenenJahre sein, sagt Eleni Korani.▶▶Peter Bognar*Der Begriff Fauvismus leitet sich vom französischenWort fauves ab, was „wilde Bestien”bedeutet. Der Fauvismus ist eine Stilrichtungder Malerei, die zu Beginn des 20. Jahrhundertsals eine Strömung der damaligen Avantgardebetrachtet wurde und im Impressionismuswurzelt. Die Fauves sahen in der Farbeein individuelles Ausdrucksmittel, deshalbwird ihnen auch eine Nähe zum Expressionismuszugeschrieben. Die wichtigsten Vertreterdes Fauvismus waren Henri Matisse (1869-1954), André Derain (1880-1954) und Maricede Vlaminck (1876-1958).Wichtige Ausstellungenin den vergangenen Jahren2006: VADAK/FAUVES, Magyar vadak PárizstólNagybányáig, 1904-1914, Magyar NemzetiGaléria (Diese Ausstellung gilt als Meilenstein)2008: Fauves hongrois 1904-1914,Musée d’Art Moderne de Céret2008-2009: Fauves hongrois 1904-1914,Musée Matisse, Le Cateau-Cambrésis2009: Fauves hongrois (1904-1914),Musée des Beaux-arts de Dijon2010-2011: Dialogues de fauves,Hôtel e Ville de Bruxelles2010-2011: Cézanne és Matisse bűvöletében,A Nyolcak, Janus Pannonius Múzeum (Pécs)2011: A Nyolcak, Szépművészeti Múzeum(Budapest)2012: Die Acht. Ungarns Highway in dieModerne, Kunstforum (Wien)2013: Il tempo della modernita, GalleriaNazionale d’Arte Moderna (Rom)Seit 15. Oktober 2013: Allegro Barbaro.Béla Bartók et la modernité hongroise1905-1920, Musée d’Orsay (Paris)Seit 23. Oktober 2013: Wien Berlin. Kunstzweier Metropolen. Von Schiele bis Grosz,Berlinische Galerie (Berlin)


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25. – 31. Oktober 2013<strong>Budapester</strong> <strong>Zeitung</strong>F e u i l l e t o n11Obdachlose in Budapest vorerst unbehelligt„So llen sie doch kommen“Ungarn steht immer wieder im Fokus dereuropäischen Öffentlichkeit. JüngstesBeispiel ist die Gesetzgebung, die es Obdachlosenverbietet, in den Zonen desWeltkulturerbes und einer Pufferzonedarum herum zu schlafen. Nun ist das Gesetzseit etwa einer Woche in Kraft, bisherhat es aber noch keinen Fall gegeben, beidem das neue Gesetz tatsächlich mit vollerHärte angewandt worden ist. Grundzur Entspannung bietet dies jedoch nicht- im Gegenteil. Ein Tag in der <strong>Budapester</strong>Obdachlosenversorgung aus der Sicht einerFreiwilligen.Ein Nachmittag im Spätsommer. Aufdem Nachhauseweg schleckt mannoch ein Eis, die sonst so hektischenMassen scheinen heute etwas langsamerzu sein. Gleich ist Einlass in einerder Obdachlosenunterkünfte für Frauen inder Hauptstadt. Pünktlich auf die Minutestehen sie bepackt mit Taschen, großenKoffern, Rucksäcken, doch vor allem wortlosvor der Tür. Kein Drängeln, kein Schubsen.Ganz gesittet geht es zu vor der Tür.Sie stehen und warten. In Fünfergrüppchenwerden sie eingelassen: „Name? Geburtsdatum?Haben Sie gestern auch hiergeschlafen? Zimmer X, Bett Y.“ Fließbandartigläuft der Einlass, denn es sind viele,die auf Einlass warten. „Viel zu viele“ wieAlltag in Unterkünften: Eiserne Bettgestelle und Gummibezügeauf den Matten als Schlafstätte für Hilfesuchende.eine Wartende sagt. Zwar sind die Nächtenoch nicht eisig und die schweren Herbststürmebisher ausgeblieben, „aber schonjetzt schicken wir jeden Abend Frauen weg,weil wir voll belegt sind“, erklärt Klára*,eine Sozialarbeiterin. An diesem Tag sindes nur eine halbe Stunde nach Einlass vierFrauen, die zurück auf die Straße geschicktwerden. „Ab dem 1. November beginnt wiederdie Krisenzeit, dann stocken wir umetwa zehn Prozent auf, dann müssen wirauch erst einmalniemanden mehrwegschicken.“ „Aufstocken“bedeutetin diesem Fall Matratzenauf dem Bodenauf den Gängenund zwischen denBetten. Die ohnehinschwierige Unterbringungvon bis zu15 Frauen in einemRaum wird dadurchnoch angespannter.Doch vorerstist die Auslastungfür heute erreicht,die Tür ist zu. „Wowarst du die letztenTage?“, fragt Kláraeine der Bewohnerinnen, „wir haben dichlange nicht gesehen.“ Bei Bekannten sei sieuntergekommen, doch nach einem Streitsei sie wieder auf der Straße gelandet, sagtsie. „Gefälligkeits-Obdachlosigkeit“ nennenFachleute das und meinen damit den Zustand,wenn Menschen zwar nicht auf derStraße selbst, aber dennoch ohne eigeneOft gibt es keine Möglichkeit des Rückzugs, Obdachlose sind ständig den Blicken anderer ausgesetzt.Wohnung sind. Wie hoch der Anteil solcherWohnkonstellationen in Budapest ist,vermag niemand mit Gewissheit zu sagen,aber fest steht: Viele Obdachlose pendelnregelmäßig zwischen Familienangehörigen,Freunden und Unterkünften. Klárasieht vor allem einen Grund dafür: „Auflange Sicht hält es niemand in einer Unterkunftaus. Die mangelnde Privatsphäre,die Enge, dieAussichtslosigkeit.Selbst wer geistiggesund ist – unddas ist der geringereTeil unter ihnen– geht hier irgendwannkaputt.“ Nurwenig später stehtMarcsa* in der Tür.Erst starrt sie nur,dann reißt sie dieAugen auf, lecktsich die Lippen undträgt ein Gedichtvor. „Marcsa ist psychischstark angeschlagen,aber nichtaggressiv“, sagtKlára. Nach fast 15Jahren Sozialarbeit weiß sie aber, dass esauch anders sein kann.Judit* ist ebenfalls krank. Nach schwerenSchicksalsschlägen und einer Krebserkrankungleidet sie nun an Parkinson. Sieist seit etwa zehn Monaten auf der Straße,für das gemeinsame Haus fand sich nachder Scheidung nur schwer ein Käufer. IhreTage verbringt sie mittlerweile in der Bibliothek,„aber ich habe 40 Jahre als Schwesterauf einer Kinderintensivstation gearbeitet“.Aller Besitz eines Obdachlosen passt oft in ein kleines Schließfach.Wenn Judit von ihrem Beruf erzählt, strahlenihre Augen und ihr Mund formt sich zueinem Lächeln. „Sobald das Haus verkauftist, ziehe ich in ein Seniorenheim, bis dahinhalte ich das hier schon aus.“ Eine Mietwohnungkann sie sich mit ihrer mageren Rentenicht leisten, also hat sie sich für die Obdachlosenunterkunftentschieden. Demutsagt sie, hilft ihr in dieser schweren Zeit,aber sie kann es kaum erwarten, endlichumzuziehen.Heimeligunter der BrückeAm Abend geht es weiter in den Straßendienstund zu Péter. Er wohnt unter einerBrücke. „Wohnen“ bedeutet in seinem Falleine Matratze, Bettwäsche, weiß getünchteWände, ein Sessel, Regale, Plastikblumenund all der Klimbim, den man in Wohnungensonst auch findet. An diesem Abendhat er wohl aus Anlass des nahenden Nationalfeiertagesetwas tiefer in die Flaschegeschaut und berichtet von seinen Haustieren,Stockenten, dieer füttert. Die Frage,warum er sich nichtin eine Unterkunftbringen lässt, beantworteter unumwunden:„Weil ich hieralles habe, was ichbrauche und hier wenigerbeklaut werde.“Tatsächlich ist es unterder Brücke zwarsehr zugig, aber Péterhat sich ein kleinesHeim geschaffen,in dem er sich zumindestden Schein vonPrivatsphäreNormalität aufrechterhaltenkann. Wielang er es im Winter hier aushält? Er winktab: „Ich bleibe das ganze Jahr, drinnen (inden Unterkünften – Anm.) gibt es nichts,was ich hier nicht auch hätte.“ Sein Nachbarauf der anderen Seite der Brücke hat sichähnlich aufwendig eingerichtet. Auf einerausrangierten Tür als Regal stapeln sichBücher, Prosa, Lyrik, Kinderbücher. „Ichlese einfach sehr gern“, sagt er.Die nächste Station im Straßendienst isteine Seitenstraße neben der Oper. Antal*liegt auf Pappkartons und einer Jacke undwacht erst nach mehrmaligem Ansprechenauf. Weder benötige er etwas noch wolle erin eine Unterkunft gebracht werden, nurschlafen wolle er endlich, murmelt er mürrisch.Ob er schon vom neuen Obdachlosengesetzgehört habe, wird er gefragt. „Nein,was ist das?“ Noch während der Erklärungzieht er sich die Decke wieder über den Kopfund sagt: „Wenn ich hier nicht mehr bleibenkann, gehe ich eben woanders hin. Sollen siedoch kommen.“ Wo denn dieses „Woanders“ist, verrät er nicht mehr.Der letzte Stopp des Abends ist eineU-Bahn-Unterführung in der Innenstadt.Eine von den 29 Unterführungen, in deneneigentlich nicht mehr geschlafen werdendarf, aber noch scheinen die Polizisten geduldigund gewähren eine Übergangsfrist.Béla* liegt unübersehbar neben dem Eingangzur Metro-Station. Die Fliegen, dieauf seinem Körper und Gesicht umherkrabbeln,verheißen nichts Gutes. Ansprechbarist er, aber nicht vollkommen klar bei Bewusstsein.Schnell steht fest, er muss wegaus der Unterführung. Einerseits, um seineangeschlagene Gesundheit nicht noch weiterzu gefährden, andererseits um auch fürvorbeieilende Passanten kein Risiko darzustellen.In eine Obdachlosenunterkunftwird er nicht aufgenommen, nicht in seinemZustand. Nach eigener Aussage liegter seit drei Tagen am selben Fleck, doch derdurchdringende Geruch lässt etwas anderesvermuten. Sozialarbeiter stoßen in solchenFällen oft an eine Grenze. Sollen sie bleibenund versuchen, den Obdachlosen von derundFotograf Toplak fotografierte obdachlose Frauen in ihrem Alltag.Notwendigkeit einer ärztlichen Untersuchungzu überzeugen oder weggehen undspäter wiederkommen? Sie bleiben. Béla hatein Einsehen und lässt sich nach nur wenigenWorten zum Auto bringen. Schuhe hater keine, seine übergroße Trainingshose iststarr vor Dreck. Passanten verlangsamenihre Schritte, tuscheln miteinander, währendBéla flankiert auf beiden Seiten undmit gesenktem Blick aus der Unterführunggeführt wird. Auf dem Weg zum Arzt murmelter unablässig vor sich hin, wie peinlichihm das alles sei. Tatsächlich scheint seinZustand schlechter als vermutet, der diensthabendeArzt nimmt sich seiner an. Bélawar der letzte Klient für diese Nacht, es gehtzurück in die Zentrale. Auf dem Weg stehtvor allem eine Frage im Raum: Was, wenndie Polizei die Gangart verschärft? Schlafplätzesind knapp, einige Notunterkünfteöffnen erst am 1. November und vielerortsgibt es bereits seit Wochen Wartelisten. Wohinwerden die Obdachlosen dann ziehen?Vielleicht in die Wälder rund um die Hauptstadt.Das sie dann zwar aus dem Stadtbildverschwunden, dort allerdings auch für dasgeringste Maß an Hilfe fast unerreichbarsind, vermuten viele als wahren Grund hinterdem neuen Gesetz.▶▶Elisabeth Katalin Grabow*Alle Namen von der Redaktion geändert.Zoltán Toplak (4)


25. – 31. Oktober 2013<strong>Budapester</strong> <strong>Zeitung</strong>B u d a p e s t13Restaurant-Kritik: „One more Café“Unt er Freunden und GleichgesinntenVirtueller Raum triff Gastraum: Mag die Apple-Welt auch noch so verführerisch sein,ein direkter Kontakt mit Gleichgesinnten kann auch Spaß machen.Apple-Produkte haben ein eigenes Flair und nur wenige elektronischeGadgets spalten die Menschen so sehr wie die Computer, Tabletsund Telefone mit dem angebissenen Apfel. Doch gerade diesesFlair ist es, welches ein Café wie das „One more Café“ so einzigartigund vor allem liebenswert macht – nicht nur für Mac-User.Klein, minimalistisch,aber trotzdem heimeligkommt das kleineCafé daher. Der Name dürfteeingefleischten Apple-Fans einLächeln ins Gesicht zaubern,ist es doch eine Anlehnung anSteve Jobs’ geflügelte Worte„One more thing“. „Noch eineSache“ geht auch vielen Besucherndurch den Kopf, wenn siebeim Kaffee, während sie auf dieReparatur ihres Geräts warten,den Blick über die kleine Vitrinemit verschiedenem Zubehörund der Wand dekoriert mitApp-Symbolen schweifen lassenund vielleicht den Kauf dernächsten Kleinigkeit erwägen.Service wirdnebenher serviertDoch was genau macht dasCafé zu etwas Besonderem?Geschäftsführer Roland Bartókglaubt, das Plus an Servicemache es aus. Denn im Kellergeschossbefindet sich eineeigene kleine Werkstatt, inder Reparaturen an Apfel-Gerätenvorgenommen werdenkönnen. Das fachkundige Personalsteht aber nicht nur beiBildschirmtausch und Software-Updatemit Rat und Tatzur Seite. Wer sein neues Gerätgern ein wenig besser kennenlernenmöchte, ist hier in denbesten Händen. Bei Glühweinund hausgemachten Waffelnwird vom Personal Starthilfegeleistet. Aber auch unter denGästen findet sich immer jemand,der für Fragen offen ist.Vielleicht ist gerade das die Besonderheit,denn die sonst dochsehr auf den virtuellen Raumbeschränkte Community hat im„One more Café“ die Chance,auch im realen Leben zusammenzukommenund sich auszutauschen.KulinarischesNetzwerkDer Platz im Café ist begrenzt,nur etwa 20 Sessel um niedrigeTischchen arrangiert erwartendie Besucher. Weitere Plätze,gut das Doppelte etwa, bietetdie Terrasse. Bei sonnigem Wetterist es hier fast schöner alsim Inneren. Zwar steht der Winterschon vor der Tür, aber auchdafür hat man sich gewappnet,eine Überdachung und Heizungsorgen im Winter für zusätzlichenPlatz. Wer es sich drinnengemütlich macht, findetsich umgeben von Apps, Angrybirds und abgeklärtem Design.Die Inneneinrichtung erinnertan Möbel gewordene Apple-Produkte.Wenig Schnickschnack,aber doch mit viel Liebe zumDetail. Ähnlich wie das neueiOS 7 wird auch das nicht jedemgefallen, aber das ist weder derAnspruch Apples und erst rechtnicht des Cafés.Man merkt dem Café die Affinitätzu Apple-Produkten nichtnur in der Dekoration an. Auchbei der Benennung der Kaffee-Spezialitätenging es wohlmit einem Augenzwinkern zu.So heißt der Cappuccino „SystemStarter“ und hinter dem„Retina Opener“ verbirgt sichein Café Latte. Der Schwerpunktliegt im One more Caféeindeutig auf den Getränken,dennoch gibt es auch die Möglichkeit,sich kulinarisch verwöhnenzu lassen. Denn imHerzen des angesagten Gozsduudvar gelegen erfreut sich dasCafé illustrer Nachbarschaft,die vor allem dem Gast zugutekommt. Denn wer im Onemore Café Hunger bekommt,kann zwischen selbstgemachtenWaffeln und Sandwichesaus eigener Produktion oderzwischen Nudelvariationenund Pizza wählen. Diese kommenzwar nicht aus der Küchedes Cafés, dafür aber aus derNachbarschaft und sind nichtweniger lecker. Die Pasta-Spezialitätenliefert das 2spaghi,eine Pasta-Manufaktur gleichnebenan. Die täglich wechselndenGerichte – immer zweistehen zur Auswahl – sindhandgemacht und lecker. DieSpaghetti sind bissfest und derTeig würzig, die Tomatensoßeist fruchtig. Etwas ungewöhnlichist das 2spaghi schon, denndas gewünschte Mahl kommt ineiner Take-away-Kunststoffdosedaher, aber das tut dem Geschmackkeinesfalls Abbruch!Mehr noch, die nach originalitalienischem Rezept von zweiItalienern gefertigten Nudelngemeinsam mit der unkonventionellenPräsentation tragenzum geekig-heimeligen Flairdes Cafés bei. Das 2spaghi verkaufteigentlich trockene Teigwaren,die fertig zubereitetenSpeisen sind mehr ein Nebenzweig.Die Kooperation beiderxxxEtablissements funktioniertdabei in beide Richtungen.Während es im One more Cafézwar kaum Speisen, dafür abereine breite Auswahl an Weinen,Longdrinks, Cocktails und anderenErfrischungen gibt, bietetdas 2spaghi zwar nudeligeLeckereien, aber keine Getränkedazu. Der guten Nachbarschaftsei Dank muss der Gastnicht einmal seinen Platz verlassen,die Kellner helfen gernmit der Karte des benachbartenLokals aus. Auch Pizza kanngeordert werden, ebenfalls ausder Nachbarschaft. Das KlikkBistro im Stil der 1960er Jahreliefert Pizzaklassiker wie mitRuccola und Cocktailtomatenbelegt oder eher ungewöhnlicheKreationen wie die PizzaBismark (sic!) mit Saurer Sahnemit Knoblauch, Schinken,Bacon, geräuchertem Käse undSpiegelei.Zwar hat das One more Cafégerade erst eröffnet, aber dasKonzept könnte ohne Zweifelaufgehen. Die Mitarbeiter sindfreundlich, sprechen Englischund stehen für Fragen rund umalles Apfelige immer gern bereit.Aber auch wer kein Mac-User ist, ist hier gern gesehenund kann das Flair und dieGastfreundschaft des im Herzendes Gozsdu udvars gelegenenCafés genießen.One More CafeDob utca 16., Gozsdu udvarHof E, 6. GebäudeÖffnungszeiten:Montag bis Mittwoch:10 bis 24 UhrDonnerstag bis Samstag:10 bis 02 UhrSonntag: 10 bis 20 Uhrinfo@onemorecafe.huhttp://onemorecafe.hu▶▶EKGV. Zoltán u. 16(am Szabadság tér)Reservierung:+36 1 331 4352+36 1 331 4352Arany Kaviar RestaurantMittags traditionales Russisches Bistro:RelocationImmigrationTHINKING RELOCATION?THINK INTERDEAN.Tel. 888-6750budapest@interdean.com“We make iteasy”MovingReal Estate5.900 Ft (20 EUR) – 3-Gänge-Menü mit1 Glas (1dl) Wein, Mineralwasser und Kaffee!Jeden Tag von 12 bis 15 Uhr!1015 Budapest, Ostrom u. 19Jeden Tag geöffnet: 12-15 Uhr, 18-24 UhrTel.: (+36 1) 201 6737reservation@aranykaviar.huwww.aranykaviar.hu


25. – 31. Oktober 2013<strong>Budapester</strong> <strong>Zeitung</strong>B u d a p e s t15Im Portrait: Hans-Henning Paetzke„Ic h bin unangepasst gewesen“Hans-Henning Paetzke, Jahrgang 1943, ist in der DDR aufgewachsenund 1968 nach Ungarn emigriert, wo er bis heute die meiste Zeit seinesLebens verbracht hat. Nach Abschluss seiner Schul- und Theaterausbildunghat er u.a. bei der <strong>Budapester</strong> Rundschau gearbeitet, war aberseitdem ausschließlich freiberuflich als Übersetzer und Dolmetschertätig. Seit über 40 Jahren übersetzt er die Werke bedeutender ungarischerAutoren ins Deutsche, darunter die von György Konrád undPéter Esterházy. 1999 ist ihm für seine Rolle als Kulturvermittler dasOffizierskreuz des Verdienstordens der Republik Ungarn und 2008 dasBundesverdienstkreuz verliehen worden.Der Lebenslauf aufHans-Henning PaetzkesInternetpräsenz glänztdurch Andersartigkeit: Verweisungvon sämtlichen Gymnasiender DDR, Verbüßung einer Gefängnisstrafewegen Wehrdienstverweigerung,persona non gratain der DDR und in Ungarn – nichtunbedingt das Curriculum Vitaejedenfalls, mit dem man sich füreinen Job bewerben würde. „Es istder Lebenslauf eines renitentenMenschen“, meint er ironisch, alsich ihn darauf anspreche.Geboren im Zweiten Weltkriegund aufgewachsen in der DDRhat Hans-Henning Paetzke dieschwierigsten Kapitel der deutschenGeschichte - zumindestzum Teil - bewusst miterlebt. Imostdeutschen Realsozialismus istes ihm allerdings von vornhereinschwer gefallen, sich anzupassen.„In Ostdeutschland habenmich die Lügen um mich herumgestört“, sagt er dazu. Währenddas Leben der meisten Menschenin der DDR schon vorprogrammiertwar, hat er es sich als einerder Wenigen zum Programm gemacht,sich nicht alles erzählenzu lassen.Blickt er heute auf sein Lebenzurück und erzählt Anekdotenaus verschiedenen Stationen inseinem Leben – Jugend in derDDR, Studium und Leben inUngarn und Westdeutschland-,macht Hans-Henning Paetzkeeinen ausgeglichenen und zufriedenenEindruck. Auch wennkritische Äußerungen und nonkonformesVerhalten ihn einigeMale beinahe Kopf und Kragengekostet haben, ist man sicher,es nicht mit einem Menschen zutun zu haben, der seine Vergangenheitbereut, etwa verbittertwäre. Im Gegenteil, befreit undruhig plaudert er darüber. Nachdemer 1963/64 bereits acht Monatewegen Musterungsverweigerungeingesessen hatte, habeer sich trotz der angedrohtenStrafe von bis zu sieben JahrenHaft nicht davon abhalten lassen,den Kriegsdienst weiterhinzu verweigern. Wegen angeblicherFluchtpläne ließ er sich anschwärzen,um nicht mehr in einerGleisbaubrigade im Tagebauschuften zu müssen. Danach trater elf Tage in Hungerstreik, ummit Erfolg die Herausgabe seinerLateinbücher und der Bibel zuerzwingen. Individuelle Lebensläufewie seinen kann man späternicht mehr nachholen – „Wer einFeigling gewesen ist, der bleibt injeder Lebenslage ein Feigling.“Während die meisten Menschenin der damaligen DDRdie Drangsalierungen des Systemsüber sich ergehen ließen,hat Hans-Henning Paetzke sichquergestellt. Nachdem ihm bereits1959 wegen angeblicherMassen-Aufwiegelung in einemGST-Ferienlager der Schulverweisangedroht worden war, istdieser ein Jahr später im Ausschlussvon sämtlichen Gymnasiender DDR vollzogen worden,nachdem er sich spöttisch überWalter Ulbrichts „Zehn Geboteder sozialistischen Moral“ geäußerthatte; sein Klassenlehrerhatte ihn deshalb angezeigt.Wenn Hans-Henning Patzke heuteüber die DDR-Führung redet,dann spricht er von einer „verlogenenBande“, die dafür verantwortlichwar, dass die Menschennicht „ihr eigenes Leben lebenkonnten“. Mit der Emigrationnach Ungarn 1968 lässt er die ungeliebteHeimat hinter sich undbegibt sich in eine kommunistischeOperettenwelt, die ihm dieMachtstrukturen des Ostblocksim Minimodell erschließt. SeineJugend in der DDR ist heute dennochein wichtiger Teil seines Lebens,der ihn schließlich zu demgemacht hat, der er heute ist.Ohne die dortige Unterdrückungwäre er auch vielleicht nie nachUngarn gekommen. Übersetzerwäre er allerdings sicher geworden– die geheimnisumwitterteWelt des Übersetzens hatte ihnschon als Elfjährigen angezogen.Wenn nicht besonders schön, sodoch besonders wichtig war dieseZeit für ihn: „Je schrecklicheretwas ist, desto mehr wird deinePersönlichkeit geformt.“Nachdem er 1973 mit Hilfe einesfalschen Passes seinen Wohnsitznach Frankfurt am Main verlegthatte, zog es ihn 1994 nach21 Jahren wieder nach Ungarn.In Deutschland ist er nur nochselten, mit seiner HeimatstadtLeipzig verbindet ihn nicht mehrviel. Sowieso sei „Heimat“ fürihn schon lange kein Land mehr.Heimat, das sei Kultur, Sprache,Arbeit und natürlich die Biographie.Heimat bedeute außerdemnicht, sich zu einer politischenStruktur zu bekennen. T r i f f tman ihn in seinem Büro, dessenOrdnung allein seiner Frau zuverdanken sei, kann man seineHans-Henning Paetzke beschreibt die Übersetzung eines Werks als eine Art Liebesbeziehung.Profession unschwer erahnen:Obwohl es heute nicht leicht ist,ihm anzumerken, dass er nichtungarischer Muttersprachler ist,gehören Wörterbücher und Lexikaselbstverständlich zu seinemwichtigsten Arbeitswerkzeug.Rund 80 Werke ungarischerAutoren hat er mittlerweile insDeutsche übersetzt. Ob er auchWerke deutscher Autoren insUngarische übersetzt? Er verneint.Die Zielsprache sollte beimÜbersetzen immer einem Muttersprachlervorbehalten bleiben.Hans-Henning Paetzke gebührtder ihm nicht streitig zumachende Verdienst, eine ganzeReihe von Autoren im deutschenSprachraum eingeführtzu haben, unter diesen PéterEsterházy, György Petri, JánosPilinsky, Zsófia Balla, KrisztinaTóth und Géza Szőcs. Neben seinenProsaübersetzungen hat erim Laufe der Jahre auch sechsLyrikbänder übertragen und herausgegeben.Ausschlaggebend ist für ihnbeim Übersetzen vor allem dieTextqualität. Es sollte insbesondereeine persönliche Affinitätzum Autor oder seinem Werkbestehen, schließlich beschreibter das Übersetzen auch als eineArt Liebesbeziehung: Es gibt einenAnfang, einen Höhepunkt,allerdings auch meistens einEnde. Nicht selten ist es passiert,dass er Autoren nach einiger Zeitwieder „abgegeben“ hat. AnderenAutoren ist er allerdings bisheute treu geblieben. So zumBeispiel György Konrád. Seitmehr als 35 Jahren übersetzter mittlerweile für den Schriftstelleraus Debrecen, mit demihn allmählich eine lebenslangeFreundschaft verbindet. Dieserhatte ihn 1976 kontaktiert undihn um die Übersetzung eines„kleinen Essays“ mit dem Titel„Die Intelligenz auf dem Weg zurKlassenmacht“ gebeten. Paetzkehatte angenommen und das inmiserabler Qualität vorliegende,von Mikrofilm vergrößerte undfotokopierte 500-Seiten-Manuskriptakribisch ins Deutscheübertragen. Das Werk hatte fürPaetzke einen besonderen Reizund Wert: In Ungarn war es alsstaatsfeindliche Hetze verbotenund damit Schmuggelware.Damals musste Paetzke denVerlagen noch selbst Angeboteunterbreiten, ungarische Autorenanpreisen, um an Aufträgezu kommen, nachdem er erkannthatte, dass es in diesem Metiereiner Menge Eigeninitiative bedurfte.Besonders nachdem ungarischeLiteratur nach einer aufdie Revolution von 1956 folgendenScheinblüte wegen mangelndenAbsatzes nicht mehr gefragtwar, musste Paetzke die Verlagedurch viel Überzeugungsarbeitfür die jüngeren ungarischen Autorengewinnen.Heute übersetzt Hans-HenningPaetzke nicht nur verschiedensteTextarten, er wird auchimmer öfter selbst als Autoraktiv. In der deutschsprachigenSpex hat er erst kürzlich denArtikel „Ungarn: Das Märchenvon der Nation“ veröffentlicht -das Interesse an den politischenEntwicklungen in Ungarn steigtbesonders in Deutschland,Paetzke informiert alarmierendmit Rückgriff auf tiefgehendesgeschichtliches Wissen aus Ungarn;ebenfalls in den vergangenenWochen erschienen ist einBeitrag im Stachel draht, einevon der Union der OpferverbändeKommunistischer Gewaltherrschaftherausgegebene Informationszeitschrift.Seit 2004 trittPaetzke schließlich auch als Romanautorauf den Plan. In einerTrilogie sind seine Romane mitdem Übertitel „Blendwerk“ erschienen.Der Protagonist heißtLeo Kleinschmidt, ist in derDDR aufgewachsen, dort unliebsamgeworden, nach Ungarnausgewandert. Schnell fällt auf:Die Werke haben stark autobiographischenCharakter. LeoKleinschmidt sollte nicht mitdem Autor verwechselt werden,auch wenn er weitgehend mitdiesem identisch ist. Wer möchte,dem eröffnet sich hiermit dieMöglichkeit, in das Leben desAutors einzutauchen, seinen Lebenswegnachzuvollziehen undgegebenenfalls auch Anknüpfungspunktean das eigene Lebenzu finden. 1945 infolge einesGranatwerferangriffs der Amerikanerverschüttet und nachanfänglichen Sprechversuchenbis zu seinem fünften Lebensjahrverstummt, sich nur durchZeichensprache verständigend,scheint Paetzke sich geschworenzu haben, nie mehr stumm bleibenzu wollen und den Stummenein Denk- und Sprachvermittlerzu sein.▶▶Daniel Marx


16 P a n o r a m a<strong>Budapester</strong> <strong>Zeitung</strong>25. – 31. Oktober 2013KompaktAusgekocht: Beste deutscheNachwuchsköchin gewinnt EMEuropas Spitzenköche botensich auf der zweitägigenGlobal Chef Challenge desinternationalen Köche-Weltverbandes WACS spannendeDuelle während der diesjährigenEuropa meis ter schaft inBudapest. Als Sieger gingenDeutschland und die Schweizhervor. Die Kölner Nachwuchsköchin Christine Baumannsiegte mit großem Vorsprungund erkochte sich soeinen Startplatz bei der kommendenWeltmeisterschaftim norwegischen Stavanger.Heiligenfigur: 4 Meter großeHeilige Maria auf Budaer BurgWie der urbanista-Blog amMontag berichtete, tauchteauf der Budaer Burg, genauerim aktuell noch unter Renovierung stehenden Burgbasar-Viertel eine vier Metergroße Maria-Figur auf. DemInteresse der Öffentlichkeitbisher weitgehend entgangen,wurde diese in Ge denkenan die Belagerung Budasdurch die Armee des Os manischenReichs im 16. Jahrhundertangebracht. Kritikerhalten sie für unverhältnismäßiggroß.Anerkannt: AUB erste systemakkreditierteUniversitätWie die Andrássy UniversitätBudapest (AUB) vergangenenFretag mitteilte, habedie Akkreditierungs kom missionder EvaluationsagenturBaden-Württemberg in ihrerSitzung Ende September positivüber das Akkreditie rungsverfahrenan der AUB entschieden.Damit sei die AUBdie erste ausländische und die14. in Deutschland sys temakkreditierte Univer si tät. Mit derSystemakkre di tie rung wird diehohe Qualität des AUB-Qualitätsmana ge ment-Systemsausgezeichnet.Deutsche Schule Budapest beim 28. Budapest Spar – Marathon für Kinder mit BehinderungGut gelaufen für guten ZweckDie Deutsche Schule Budapest (DSB) legt großenWert auf die Entwicklung der sozialenKompetenzen ihrer Schüler. Im Rahmen dersozialen Erziehung ist man einer Kooperationmit der Stiftung Csemete (Seedling Trust) undüber die Stiftung mit den Kinderheimen imXII. Bezirk, in denen Kinder mit mehrfachenBehinderungen leben, eingegangen.Schüler, Eltern und Lehrer der DSB sind beimdiesjährigen Spar – Marathon zum zweitenMal für Kinder mit Behinderungen gelaufen.Als Auftakt besuchte eine Gruppe von Kindernund Begleitern aus den Kinderheimen eineSportstunde der DSB, wobei beide Seiten dieMöglichkeit hatten, sich kennenzulernen undgemeinsam bei unterschiedlichen Hallensportarteneigene und zwischenmenschliche Grenzenzu überwinden. Obwohl die Kinder teilsmit schweren Behinderungen leben, war ihreFreude an Bewegung und an neuen Eindrückendeutlich zu sehen. Beim Start am Spar – Marathonwaren sodann etwa 100 Läufer von derDSB dabei, wobei die Gymnasialschüler und ErwachsenenGemeinsam mit Lehrern und Eltern erliefen die Schüler 120.000 Forint Spendengeld.eine Strecke von sieben Kilometern,die Grundschulkinder und deren Eltern 2,7 Kilometergelaufen sind. Neben der Strecke wurdendie Läufer auch von den Kindern aus demKinderheim angefeuert, was ihren Kampfgeistwohl noch weiter gestärkt haben dürfte. Da dieLäufer mit ihrer Teilnahme auch gleichzeitigGeld sammelten, konnte eine Spende von circa120.000 Forint für die Stiftung beziehungsweisefür Kinder mit Behinderung gesammelt werden.Vom Geld werden Musikinstrumente gekauft,die von Vertretern der DSB zu Weihnachten denKindern überreicht werden.„ Bei unserem gemeinsamen Projekt ist es immerunser Ziel, einerseits die Freude am Sportzu vermitteln, andererseits aber auch die Bedeutungder Hilfsbereitschaft gegenüber Bedürftigenhervorzuheben. ” sagt Dr. Gábor Gombócz,Leiter des Bereichs Sport in der DSB. Dr. Gombóczist der Meinung, dass die Atmosphäre beimMarathon, die Freude an Sport, Bewegung undLeistung auch die Kinder aus dem Kinderheimpositiv beeinflusse. Ihre Freude war groß undauch wenn sie nicht mitlaufen konnten: Seelischwaren sie mit dabei und auch der Erfolg der Läufergeht zu nicht geringem Teil auf ihre Unterstützungzurück. Als Ergebnis der engagiertenZusammenarbeit von Lehrern und Eltern konntendie Schüler der DSB auch dieses Jahr beimwohltätigen Lauf positive Erfahrung sammeln,die sie bei den weiteren sozialen Programmenbegleiten werden.Theateraufführung der Europaschule zum Thema „Internet“Ve rlaufen in der CyberworldGeleitet von Christoph Rablgab es eine packende Storyerzählt in neun Szenen, in der diebeiden Hauptcharaktere Sarahund Joschka im Internet gefangensind. Mit Hilfe altbekannterInternetpersönlichkeiten wie Mrs.Youtube oder Mrs. Skype müssendie beiden gegen Feinde wie demVorhang auf für Skype, Youtube und Co.„Willkommen in der Welt des Internet“ – so begrüßte Evelin Stanzer,Schulleiterin der Österreichisch-Ungarischen Europaschule Budapestdas zahlreich erschienene Publikum am vorvergangenen Donnerstag.Grund dafür war die Aufführung des Theaterstücks „Cyberworld– beziehungs@weise“, welches ein von den Kindern selbst erarbeitetesProjekt ist, das sich mit der Beziehung zwischen Mensch und Internetauseinandersetzt und auf Deutsch aufgeführt wurde.▶▶DSBdoppelköpfigen Facebook-Hundkämpfen und geraten dabei immerwieder in Schwierigkeiten. Dabeinehmen die Schüler viele aktuelleInternetphänomene auf dieSchippe, wie den „Harlem Shake“oder den Überwachungsskandalrund um die NSA. In jeder Szene,jeweils von anderen Schülern gespielt,helfen Sarah und Joschkaauch der armen Mrs. Wikipedia,die es nicht mehr aushält, so vieleFalschinformationen zu beherbergen.Außerdem stören sie dieganzen unnötigen Artikel wie beispielsweiseüber „Justin Bieber“.Die Schüler zeigten bei der Aufführungihr ganzes Können, undes wurde deutlich, dass sie viel Zeitin dieses Projekt investiert haben.Und obwohl die meisten muttersprachlicheUngarn waren, sprachenalle ein bemerkenswert gutesDeutsch. Am Ende des Stücksschafften es Sarah und Joschkadann doch noch nach Hause, unddas Publikum applaudierte. Diesichtlich zufriedene Evelin Stanzerbedankte sich nach dem Stück beiden teilnehmenden Schülerinnenund Schülern, den engagiertenLehrerinnen und Lehrern, allenMitabeitern und insbesondere denFörderern, das sind das Österreichische„Bundesministerium fürUnterricht, Kunst und Kultur“(BMUKK), „Kultur Kontakt Austria“und das „Österreichische KulturforumBudapest“. Wer sich dasStück gerne ansehen würde, hatdie Gelegenheit dazu, denn es wirdnoch je einmal auf Ungarisch undauf Englisch aufgeführt. Der Zeitpunktist noch unklar, jedoch kannman sich auf der Internetseite derEuropaschule Informieren: http://europaschule.hu/de/▶ ▶Philipp Faßbender

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