Start in die Camping-Saison 2011 - Österreichischer Campingclub

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Ansichtssache Weinzettl und Rudle reden gemeinsam getrennt Klartext. Die Sache mit dem Finetuning Es liegt in der Natur der Sache, dass ein zu erahnender Frühling auch solche Gefühle mit sich bringt, die einen dazu drängen, manches neu zu beginnen. Oder besser neu anzuschaffen. Und es liegt in der Natur der Frau, saisonale Neuheiten genau unter die Lupe zu nehmen und sie gegen Ausgedientes zu tauschen. Seit Jahrhunderten sind wir darauf konditioniert, neue Farben, neue Formen, neue Stile zu Verkaufsbeginn zu mögen. Daher kann es niemanden verwundern, wenn frau sich über die neuen Campingzubehör-Kataloge stürzt. (Natürlich erst, nachdem sie die Mode-, Schuh- und Möbelkataloge durchgeackert hat.) Gerade als ich dabei war nachzudenken, ob ich unserem WoMo heuer zu seinem vierten Geburtstag eine Torte backen soll, ist mir unser Plastikgeschirr wieder eingefallen. Nicht, dass es im Laufe der Jahre unbrauchbar oder unansehnlich geworden wäre, aber es ist einfach alt. Ehe unsere einfärbigen Tellerränder auf die darauf servierten Speisen abfärben, muss neues Geschirr her. Der Gerold muss das verstehen, nein – er wird es verstehen, wenn er erst die wunderschönen, detailverliebten Schüsseln und Becher sehen wird, die ich gekauft habe! Schlussfolgerung: Auch das Besteck muss weg, das passt jetzt wie die Faust aufs Aug. Und wenn ich schon mal dabei bin, dann kann ich ja auch gleich das Bettzeug entsorgen. Das passt weder zum Geschirr, noch zu den kleinen Teppichen, die wir letzten Sommer angeschafft haben, weil die Erstauslegware dem Kakao in Frankreich zum Opfer fiel. – Der neue Zubehörkatalog unseres Dealers hat mich auch davon überzeugt, dass die Campingsessel in der neuen Farbe „Champagner“ viel besser zu unserem Außenbereich passen, als unsere vormals knallweißen. Die würde ich jetzt noch gerne bestellen, kann aber den blöden Katalog nicht mehr finden. Mein Prinz mit seinem Tunnelblick ist mir auch keine Hilfe. Schließlich war er es, der einen neuen Satellitenspiegel gekauft hat, weil er den alten nicht mehr gefunden hat! Ich weiß eh, das war geschummelt, aber ich würde es ihm nie sagen. Bevor ich zu schreiben beginne, bitte ich gleich alle Leserinnen folgendes zu bedenken: Auch wir Männer haben Gefühle. Wenn männliche Gefühle im Frühling auftreten, dann nennen auch wir diese „Frühlingsgefühle“ und meinen damit nicht „Triebe“, die allerdings zugegebener Maßen auch vermehrt im Frühling auftreten. Hier allerdings sei die Rede von zarten, die Seele berührenden „Gefühlen“. Man unterscheidet gute und ungute Gefühle. Ein ungutes Gefühl bekommt mann zum Beispiel, wenn – die an sich atheistisch veranlagte Frau – plötzlich gläubig wird und alle Kataloge wie religiöse Werke behandelt. Mit treuherzigem Blick, gefalteten Händen und in andächtiger Haltung wird da rosenkranzartig vor sich hingebetet: „Muss ich haben. Muss ich haben.“ Männer haben ein besseres Langzeitgedächtnis, so scheint es. Denn Frauen „brauchen“ etwas mit der Begründung „Der Stil (die Form, die Farbe) ist neu, das will ich haben“. Wir Männer erkennen: „Genau dieser Stil (diese Form, diese Farbe) ist nicht neu. Das habe ich schon einmal gesehen – bei den Eltern. Oder waren es die Großeltern?“ Das Leben ist ein ewiger Kreislauf, aber Frauen stört das nicht und das wiederum verursacht bei uns Männern ein ungutes Gefühl. Ich brauche ja ungute Gefühle ungefähr so dringend wie gekipptes Wasser im Tank, es gibt allerdings eine Steigerungsstufe: ungute Gewissheit. Als ich neulich unseren Campingdealer in seinem Geschäft besucht habe (wir scharmützeln uns hier und da mit dem größten Vergnügen, denn unsere Herzen gehören nicht nur unterschiedlichen Frauen, sondern auch sehr verschiedenen Fußballvereinen), da traf mich fast der Schlag. Ich kam an einem Haufen mit Dingen vorbei, die offensichtlich unverkäuflich waren und daher für den Müll bereitgelegt zu sein schienen. In einer nicht gerade kleinen Kiste in einer schäbigen Ecke lagen da Schüsseln und Becher in unaussprechlichen Farben, mit Ausschlag verursachendem Blumenmuster. Daneben Besteck in – Monica würde sagen – „olive. Ich nenne es giftgrün und Bettwäsche, die jeder Beschreibung spottete. In so etwas würde ich mich nie legen wollen. NIE! Auf meine zynischen Anmerkungen hin meinte der Fachmann lapidar: „Gefällt dir nicht? Schade, kannst nämlich gleich mitnehmen. Gehört eh euch. Hat Monica bestelt.“ Die neuen gatschfarbenen Campingstühle kämen dann auch bald. Meine Lust, endlich wieder für etliche Monate ins WoMo zu übersiedeln sank rapide. Beim Rausgehen raunte der Freiluftzubehör-Spezialist mir erfreulicher Weise noch zu: „Deinen neuen Satspiegel haben wir montiert. Geht jetzt alles elektrisch.“ Monica wird das aber nie erfahren, das hat er mir geschworen. Wir hätten kein neues Geschirr gebraucht, keine Bettwäsche oder Ähnliches – was wir wirklich gebraucht hätten, das wären größere Lautsprecher (die kleinen am WoMo-Himmel sind nur Zierde), einen ordentlichen Subwoover und ein blinkendes „Gerold“-Schild für die Windschutzscheibe, aber dafür reicht nun das Geld nicht mehr. Der Katalog ist, nebenbei bemerkt, jetzt gut versteckt, so kommt meine Liebste auf keine weiteren blöden Ideen. Übrigens hab ich die Campingstühle wieder abbestellt – aber das würde ich ihr nie sagen. CampingRevue Jänner/Februar 2011 | 70 Foto: MANFRED BAUMANN
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