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Erfolge an der Berufs- schule BSFH Weltneuheit aus den USA - Sonos

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101. Jahrg<strong>an</strong>g<br />

Nr. 9 September 2007<br />

4<br />

9<br />

14<br />

21<br />

22<br />

Schweiz. Verb<strong>an</strong>d für Gehörlosenund<br />

Hörgeschädigten-Org<strong>an</strong>isationen<br />

Association Suisse pour org<strong>an</strong>isations<br />

de sourds et malentend<strong>an</strong>ts<br />

Associazione Svizzera per org<strong>an</strong>izzazioni<br />

a favore delle persone audiolese<br />

<strong>Erfolge</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Berufs</strong><strong>schule</strong><br />

<strong>BSFH</strong><br />

<strong>Weltneuheit</strong> <strong>aus</strong> <strong>den</strong> <strong>USA</strong><br />

Vollimpl<strong>an</strong>tat für Schwerhörige<br />

Integration H<strong>an</strong>dicap<br />

Delegiertenversammlung<br />

«Nachtflattern»<br />

Gelungene Theateraufführung von<br />

sichtbar GEHÖRLOSE<br />

Weltkongress für<br />

Gehörlose in Madrid


Bildungs<strong>an</strong>gebote 2007<br />

Naturfotografie und Nahaufnahmen<br />

Freitag, 21. bis Sonntag, 23. September 2007<br />

Kursleitung: Phil Dänzer<br />

3. Tag <strong>der</strong> Schwerhörigen<br />

Samstag, 20. Oktober 2007, ab 11 Uhr, mit Apero und Mittagessen<br />

Von 14 bis 16 Uhr ist Marco Bontognali, lei<strong>den</strong>schaftlicher<br />

Trommler, mit seinen 10 Djembés (Trommeln) <strong>an</strong>wesend und lädt<br />

uns zu einem offenen Trommeln ein. Je<strong>der</strong> k<strong>an</strong>n <strong>aus</strong>probieren,<br />

improvisieren und zu einem gemeinsamen Erlebnis mit Rhythmus<br />

und Perkussion beitragen. Das Hören o<strong>der</strong> Nichthören spielt für<br />

„Ich möchte gerne arbeiten“<br />

Ich bin eine schwer hörbehin<strong>der</strong>te (Gebär<strong>den</strong>sprache)<br />

Schweizerin, geboren 1969, wohnhaft in Bassersdorf,<br />

und suche eine Teilzeit- o<strong>der</strong> Vollzeitstelle. Drei Monate<br />

Abklärungspraxis in <strong>der</strong> Stiftung Schloss Turbenthal haben<br />

gezeigt, dass eine m<strong>an</strong>uelle Tätigkeit (Produktion, Montage etc.)<br />

ideal wäre. Der Bericht bestätigt auch, dass ich motiviert und<br />

zuverlässig bin und dass ich sorgfältig arbeite.<br />

Wer k<strong>an</strong>n mir helfen?<br />

Herr Hugo Köpfli, Erwerbsberatung <strong>der</strong> Abteilung Soziales <strong>der</strong><br />

Gemeinde Bassersdorf (Telefon 044 838 85 22) gibt Ihnen gerne<br />

nähere Auskünfte.<br />

einmal keine Rolle! Jassen, Spazieren, Zusammensitzen, Plau<strong>der</strong>n,<br />

die Seele baumeln lassen - alles ist möglich <strong>an</strong> diesem Tag in Font<strong>an</strong>a<br />

Passugg!<br />

Trommelwochenende<br />

Sonntag, 23. bis Dienstag, 25. November 2007<br />

Kursleitung: Marco Bontognali<br />

Weitere Auskunft:<br />

Font<strong>an</strong>a Passugg<br />

Bildung und Kultur für Gehörlose, Schwerhörige,<br />

Ertaubte, CI-Träger und Hörende<br />

7062 Passugg-Araschgen<br />

bildung@font<strong>an</strong>a-passugg.ch<br />

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Editorial<br />

Liebe Leserin und lieber Leser<br />

Die Sommerzeit – für viele Menschen einfach<br />

die schönste <strong>der</strong> vier Jahreszeiten –<br />

neigt sich nun g<strong>an</strong>z l<strong>an</strong>gsam ihrem Ende<br />

entgegen. Untrügliche Vorboten dafür sind,<br />

dass die Tage wie<strong>der</strong> kürzer wer<strong>den</strong> und<br />

sich das Laub <strong>der</strong> Bäume allmählich zu verfärben<br />

beginnt. Was bleibt, sind die vielen<br />

wun<strong>der</strong>baren Erinnerungen, wie die gemütliche<br />

Grillparty mit Freun<strong>den</strong>, die einmalige<br />

Stimmung beim Sonnenunterg<strong>an</strong>g o<strong>der</strong> die<br />

vielen einmaligen und unvergesslichen<br />

Ferienerlebnisse in einem <strong>an</strong><strong>der</strong>en L<strong>an</strong>d.<br />

Das Ende <strong>der</strong> Sommerferienzeit ist für viele<br />

junge Menschen <strong>der</strong> Beginn eines neuen<br />

Lebensabschnittes. Nach dem Ende <strong>der</strong><br />

Schulzeit erfolgt mit dem Lehrbeginn <strong>der</strong><br />

Übertritt in die <strong>Berufs</strong>welt. Bis es aber<br />

soweit war, musste mit viel Engagement<br />

und persönlichem Aufw<strong>an</strong>d um <strong>den</strong> heissbegehrten<br />

Ausbildungsplatz gekämpft<br />

wer<strong>den</strong>. Trotz <strong>der</strong> positiven und aktuell<br />

vielversprechen<strong>den</strong> Wirtschaftskonjunktur<br />

ist es auch heutzutage nicht selbstverständlich,<br />

dass allen Schulabgängerinnen<br />

und Schulabgängern eine Lehrstelle zur<br />

Verfügung gestellt wer<strong>den</strong> k<strong>an</strong>n. Hier<br />

braucht es nach wie vor grosse Anstrengungen<br />

seitens <strong>der</strong> Politik und <strong>der</strong> Wirtschaft.<br />

Das Ende <strong>der</strong> Sommerferienzeit ist aber<br />

auch die Zeit, in welcher bisher bestehende<br />

Lehrverhältnisse <strong>aus</strong>laufen. Mit <strong>der</strong> Lehrabschlussprüfung<br />

erhalten die Auszubil<strong>den</strong><strong>den</strong><br />

zum ersten Mal eine Bestätigung<br />

über ihr berufliches Können. Eine erfolgreich<br />

best<strong>an</strong><strong>den</strong>e Lehrabschlussprüfung<br />

bedeutet aber nicht automatisch die Wei-<br />

terbeschäftigung. Und schon zum zweiten<br />

Mal im Leben müssen sich die jungen<br />

<strong>Berufs</strong>leute <strong>den</strong> rauen Gegebenheiten <strong>der</strong><br />

<strong>Berufs</strong>welt stellen. Nun brauchen sie einen<br />

bezahlten Job, eine Teilzeit- und/o<strong>der</strong> Fest<strong>an</strong>stellung.<br />

Die Her<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>ung für die<br />

Lehrabgängerinnen und Lehrabgänger ist<br />

gross. Glücklich sind diejenigen, die im<br />

Lehrbetrieb weiterarbeiten dürfen und diejenigen,<br />

die sich im hart umkämpften Stellenmarkt<br />

behaupten und sich für ihren<br />

ersten Job durchsetzen konnten.<br />

In <strong>der</strong> aktuellen sonos-Ausgabe porträtieren<br />

wir einen jungen schwerst hörgeschädigten<br />

Metallbauer, <strong>der</strong> mit viel Fleiss<br />

und persönlichem Einsatz die Lehre und die<br />

<strong>Berufs</strong>mittel<strong>schule</strong> äusserst erfolgreich<br />

absolviert hat. Das Ausbildungskonzept<br />

<strong>der</strong> <strong>Berufs</strong><strong>schule</strong> für Hörgeschädigte <strong>BSFH</strong><br />

in Zürich-Oerlikon ist zukunftsweisend.<br />

Zahlreiche gehörlose und hörbehin<strong>der</strong>te<br />

Schülerinnen und Schüler nutzen die Möglichkeit<br />

<strong>der</strong> berufsbegleiten<strong>den</strong> Weiterbildung.<br />

Sie alle haben ein Ziel. Sie wollen die<br />

<strong>Berufs</strong>matura erwerben, <strong>der</strong> eigentliche<br />

Türöffner für die Fachhoch<strong>schule</strong>n<br />

schlechthin.<br />

Die sonos-Redaktion hat die zwei letzten<br />

Sommermonate optimal genutzt und Sie,<br />

liebe Leserin und lieber Leser, wer<strong>den</strong> feststellen,<br />

dass eine Vielzahl von interess<strong>an</strong>ten<br />

und informativen Artikeln für die<br />

neueste Ausgabe unserer Verb<strong>an</strong>dszeitschrift<br />

geschrieben wor<strong>den</strong> sind. Lassen<br />

Sie sich überraschen.<br />

Roger Ruggli<br />

Redaktor<br />

Impressum<br />

Zeitschrift sonos<br />

Erscheint monatlich<br />

Her<strong>aus</strong>geber<br />

sonos<br />

Schweizerischer Verb<strong>an</strong>d für Gehörlosen-<br />

und Hörgeschädigten-Org<strong>an</strong>isationen<br />

Feldeggstrasse 69<br />

Postfach 1332<br />

8032 Zürich<br />

Telefon 044 421 40 10<br />

Fax 044 421 40 12<br />

E-Mail info@sonos-info.ch<br />

www.sonos-info.ch<br />

Redaktion<br />

Redaktion sonos<br />

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Redaktionelle Mitarbeiter<br />

Paul Egger (gg)<br />

Inserate, Abonnentenverwaltung<br />

sonos<br />

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Druck und Spedition<br />

Bartel Druck<br />

Bahnhofstrasse 15<br />

8750 Glarus<br />

sonos verwendet bei Personen zur<br />

Vereinfachung abwechslungsweise die<br />

weibliche o<strong>der</strong> männliche Form,<br />

<strong>an</strong>gesprochen sind beide Geschlechter.<br />

Nachdruck nur mit Genehmigung <strong>der</strong><br />

Redaktion, unter Hinweis auf die Quelle<br />

und mit Zustellung eines Belegexemplars.<br />

Die veröffentlichten Artikel von Gastautoren<br />

geben nicht in jedem Fall die Auffassung des<br />

Her<strong>aus</strong>gebers wie<strong>der</strong>.<br />

Die nächste Ausgabe erscheint<br />

am 1. Oktober 2007<br />

Redaktionsschluss:<br />

15. September 2007


<strong>Berufs</strong>maturitäts-<strong>Erfolge</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Berufs</strong><strong>schule</strong><br />

für Hörgeschädigte <strong>BSFH</strong><br />

Die absolute Traumnote von 5.7 erreichte<br />

<strong>der</strong> Metallbauer-Lehrling S<strong>an</strong>dro Braunwal<strong>der</strong><br />

von Uznach <strong>an</strong> <strong>der</strong> Lehrabschlussprüfung.<br />

Die <strong>Berufs</strong>maturitätsprüfung<br />

schloss er mit <strong>der</strong> guten Note von 5.1 ab.<br />

sonos besuchte S<strong>an</strong>dro Braunwal<strong>der</strong> <strong>an</strong><br />

seinem Ausbildungsplatz bei <strong>der</strong> Hürlim<strong>an</strong>n<br />

Metallbau AG in Uznach. Die Freude<br />

über <strong>den</strong> <strong>aus</strong>seror<strong>den</strong>tlich guten Lehrabschlussprüfungs-<br />

und <strong>Berufs</strong>maturitätserfolg<br />

von S<strong>an</strong>dro Braunwal<strong>der</strong> ist beim<br />

g<strong>an</strong>zen Team <strong>der</strong> Hürlim<strong>an</strong>n Metallbau AG<br />

und beim Firmeninhaber Rolf Hürlim<strong>an</strong>n<br />

sowie beim <strong>Berufs</strong>maturitäts-Schulleiter<br />

und Prorektor <strong>der</strong> <strong>BSFH</strong>, Louis Bisig, riesengross.<br />

Aus Sicht des Unternehmens<br />

hat sich <strong>der</strong> Lehrvertrag mit<br />

S<strong>an</strong>dro Braunwal<strong>der</strong> gelohnt.<br />

Rolf Hürlim<strong>an</strong>n, dipl. Metallbautechniker<br />

SMT-TS, erklärt gegenüber sonos: „S<strong>an</strong>dro<br />

Braunwal<strong>der</strong> war bei uns „schnuppern“<br />

und hat sich d<strong>an</strong>n um die Lehrstelle als<br />

Metallbauer beworbene. Das <strong>an</strong>schliessende<br />

Auswahlverfahren für die Vergabe<br />

unseres Ausbildungsplatzes verlief g<strong>an</strong>z<br />

normal. Klar wussten wir, dass S<strong>an</strong>dro<br />

nichts hörte. Trotzdem haben wir uns für<br />

ihn entschie<strong>den</strong>, und wir haben mit ihm<br />

<strong>den</strong> Lehrvertrag abgeschlossen. Rückblickend<br />

darf ich sagen, <strong>aus</strong> Sicht des<br />

Unternehmens hat es sich <strong>aus</strong>gezahlt.<br />

Obwohl die eigentliche „lohnende“ Zeit für<br />

uns ja erst nach dem Lehrende so richtig<br />

beginnt.“<br />

Vom Schnupperstift zum vollwertigen<br />

Mitarbeiter<br />

Rolf Hürlim<strong>an</strong>n erinnert sich: „Zu Beginn<br />

<strong>der</strong> Ausbildung mussten wir genau her<strong>aus</strong>fin<strong>den</strong>,<br />

wo die Grenzen von S<strong>an</strong>dro waren.<br />

Dabei st<strong>an</strong><strong>den</strong> Aspekte <strong>der</strong> Arbeitssicherheit<br />

im Vor<strong>der</strong>grund unserer Überlegungen.<br />

Im täglichen Arbeitsumfeld ist ein gehörloser<br />

Mitarbeiter einem erhöhten Unfallrisiko<br />

<strong>aus</strong>gesetzt. Zum Beispiel: wenn im<br />

Innern eines Glasschachtes für einen Lift<br />

gearbeitet wer<strong>den</strong> muss. Herabfallende<br />

Werkzeuge o<strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>e Gegenstände<br />

können von einem Gehörlosen schlichtweg<br />

nicht wahrgenommen wer<strong>den</strong>, und das<br />

Gefahrenpotential bzw. das Verletzungsrisiko<br />

ist immens. Deshalb haben wir sorgfältig<br />

darauf geachtet, dass S<strong>an</strong>dro mit<br />

seiner speziellen Beeinträchtigung keinen<br />

unnötigen und vor allem vermeidbaren<br />

Gefahren <strong>aus</strong>gesetzt wurde. Heute ist<br />

S<strong>an</strong>dro, wie je<strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>e Mitarbeiter in<br />

unserem Betrieb voll- und gleichwertig einsetzbar.“<br />

Der Teamgeist<br />

Nicht ohne einen gewissen Stolz erzählt<br />

Rolf Hürlim<strong>an</strong>n weiter: „S<strong>an</strong>dro wurde nach<br />

einem <strong>an</strong>fänglichen normalen gegenseitigen<br />

Findungsprozess von allen Mitarbeiten<strong>den</strong><br />

vorbehaltlos im Team aufge-<br />

nommen und integriert. Die Zusammenarbeit<br />

unterein<strong>an</strong><strong>der</strong> war stets gut und vor<br />

allem von gegenseitigem Respekt geprägt.<br />

Wir haben sehr grosse Freude <strong>an</strong> <strong>den</strong> guten<br />

beruflichen und persönlichen Qualitäten<br />

von S<strong>an</strong>dro. Ich würde auf je<strong>den</strong> Fall wie<strong>der</strong><br />

einen Lehrvertrag mit einem gehörlosen<br />

o<strong>der</strong> hörgeschädigten jungen Menschen<br />

abschliessen. Nach dem offiziellen Lehrende<br />

Mitte August arbeitet S<strong>an</strong>dro als normaler<br />

Mitarbeiter weiter in unserem Unternehmen.“<br />

Wichtige Tipps vom Lehrmeister<br />

Rolf Hürlim<strong>an</strong>n stellt fest: „Auffallend war,<br />

dass S<strong>an</strong>dro schon wenige Wochen nach<br />

Beginn <strong>der</strong> Lehrzeit einen g<strong>an</strong>z grossen<br />

„Kommunikations-Sprung“ gemacht hat.<br />

Ich habe <strong>den</strong> Eindruck, dass während <strong>der</strong><br />

obligatorischen Schulzeit von S<strong>an</strong>dro <strong>der</strong><br />

zwischenmenschliche Umg<strong>an</strong>g im Schulbetrieb<br />

relativ unzimperlich und nicht sehr<br />

einfühlend gewesen sein muss. Dies hat<br />

wohl zw<strong>an</strong>gsläufig dazu geführt, dass sich<br />

S<strong>an</strong>dro wahrscheinlich im kommunikativen<br />

Aust<strong>aus</strong>ch zurückhielt und sich verschlossen<br />

gab. Mit dem Besuch <strong>der</strong> <strong>Berufs</strong><strong>schule</strong><br />

in Oerlikon und mit dem offenen<br />

Umg<strong>an</strong>g am Arbeitsplatz legte S<strong>an</strong>dro<br />

seine <strong>an</strong>fängliche Schüchternheit sehr<br />

schnell ab, und er erl<strong>an</strong>gte eine erstaunliche<br />

Lautsprachkompetenz. Heute versteht


S<strong>an</strong>dro erfreulicherweise alles, und dies<br />

auch d<strong>an</strong>n, wenn in Mundart gesprochen<br />

wird. S<strong>an</strong>dro arbeitete schon nach kurzer<br />

Zeit selbstständig, er ist quasi ein richtiger<br />

„Selbstläufer“ gewor<strong>den</strong> und für uns ein<br />

vollwertiger Mitarbeiter. Wichtig ist zudem,<br />

dass hörgeschädigte junge Menschen sehr<br />

bedacht beim Auswahlverfahren <strong>der</strong><br />

Lehrstelle bzw. <strong>den</strong> Ausbildungsver<strong>an</strong>twortlichen<br />

sind. Ein Lehrbetrieb muss<br />

gewillt sein, sich <strong>den</strong> speziellen Bedürfnissen<br />

von Gehörlosen und Hörgeschädigten<br />

<strong>an</strong>zupassen und <strong>der</strong>en spezielle<br />

Fähigkeiten zu för<strong>der</strong>n. Ich bin sehr stolz<br />

auf S<strong>an</strong>dro, dass er die Lehrabschlussprüfung<br />

mit <strong>der</strong> hervorragen<strong>den</strong> Note von 5.7<br />

abgeschlossen hat.“<br />

Wer ist und was macht S<strong>an</strong>dro<br />

Braunwal<strong>der</strong>?<br />

S<strong>an</strong>dro Braunwal<strong>der</strong> ist 20 Jahre alt und<br />

wohnt zusammen mit einem jüngeren<br />

Bru<strong>der</strong> bei seinen Eltern in Uznach. Bis zu<br />

seinem Lehrbeginn besuchte er die Primarund<br />

Sekundar<strong>schule</strong> in Uznach. An seinem<br />

Arbeitsplatz in Uznach be<strong>an</strong>twortet S<strong>an</strong>dro<br />

Braunwal<strong>der</strong> spont<strong>an</strong> und mit viel Stolz<br />

sowie mit grosser Selbstsicherheit die <strong>an</strong><br />

ihn gerichteten Fragen.<br />

Art <strong>der</strong> Hörschädigung<br />

„Als einziger in meiner Familie bin ich seit<br />

meiner Geburt hochgradig schwerhörig. Ich<br />

bin sehr froh, dass ich d<strong>an</strong>k regelmässiger<br />

und professioneller therapeutischer<br />

Betreuung meine gesamte obligatorische<br />

Schulzeit <strong>an</strong> meinem Wohnort absolvieren<br />

konnte. Zu H<strong>aus</strong>e wurde mit mir viel und in<br />

regelmässigen Abstän<strong>den</strong> über die Möglichkeiten<br />

eines Cochlear Impl<strong>an</strong>tates diskutiert.<br />

Für mich war aber schon sehr früh<br />

klar, und dieser Meinung bin ich auch heute<br />

noch, dass ich kein Cochlear Impl<strong>an</strong>tat<br />

wollte. Meine damalige Therapeutin wollte<br />

<strong>aus</strong>schliesslich, dass ich lautsprachlich<br />

kommuniziere und dies ist auch <strong>der</strong> Grund<br />

dafür, dass ich die Gebär<strong>den</strong>sprache nie<br />

erlernte.“<br />

Die <strong>Berufs</strong>wahl<br />

S<strong>an</strong>dro Braunwal<strong>der</strong> erzählt: „Ich erinnere<br />

mich noch gut dar<strong>an</strong>, dass mir bei <strong>den</strong><br />

Beratungsgesprächen bei <strong>der</strong> <strong>Berufs</strong>beratung<br />

empfohlen wurde, ich solle <strong>an</strong> die Mittel<strong>schule</strong><br />

gehen und <strong>an</strong>schliessend <strong>an</strong> <strong>der</strong><br />

Universität studieren. Ich wollte dies aber<br />

nicht. Für mich war klar, dass ich einen<br />

h<strong>an</strong>dwerklichen Beruf erlernen wollte. Ich<br />

war sehr froh, dass ich die Lehrstelle bei<br />

<strong>der</strong> Hürlim<strong>an</strong>n Metallbau AG bekam. Noch<br />

vor dem eigentlichen Lehrbeginn habe ich<br />

die Aufnahmeprüfung für die <strong>Berufs</strong>maturitäts<strong>schule</strong><br />

gemacht und diese glücklicherweise<br />

best<strong>an</strong><strong>den</strong>. Meine Ausbildungszeit<br />

werde ich in sehr guter Erinnerung<br />

behalten. Es gab eigentlich nie Probleme,<br />

und es war für mich einfach eine gute Zeit.<br />

Ich bin natürlich sehr froh, dass ich parallel<br />

zu meiner beruflichen Ausbildung auch<br />

noch die <strong>Berufs</strong>matura machen konnte. Mit<br />

dieser Kombination habe ich für mich gute<br />

und zukunftsweisende Perspektiven für<br />

mein berufliches Vorwärtskommen. Stolz<br />

bin ich natürlich, dass ich die Lehrabschlussprüfung<br />

mit <strong>der</strong> Note 5,7 und die<br />

<strong>Berufs</strong>maturität mit <strong>der</strong> Note 5,1 so gut<br />

best<strong>an</strong><strong>den</strong> habe. Ich könnte mir gut vorstellen,<br />

dass ich in ein bis zwei Jahren eine<br />

Weiterbildung als Werkstattleiter o<strong>der</strong> <strong>an</strong><br />

einer Fachhoch<strong>schule</strong> absolvieren werde.<br />

Mich persönlich freut es aber, dass ich vorerst<br />

bei meinem Lehrmeister als Mitarbeiter<br />

bleiben und weiterarbeiten darf.“<br />

Militärdienst<br />

S<strong>an</strong>dro Braunwal<strong>der</strong> erklärt: „Eigentlich<br />

wollte ich sehr gerne die Rekruten<strong>schule</strong><br />

absolvieren und Militärdienst leisten. Aber<br />

sowohl das Militär wie auch die Zivildienstver<strong>an</strong>twortlichen<br />

lehnten mit <strong>der</strong> Begründung<br />

ab, dass das Risiko zu gross sei. Nun<br />

bin ich lei<strong>der</strong> dienstuntauglich, was ich<br />

schade finde. Dabei interessiere ich mich<br />

sehr für die militärischen Festungs<strong>an</strong>lagen<br />

in <strong>der</strong> Schweiz. Dies ist ein eigentliches<br />

Hobby von mir. Ich habe übrigens im<br />

Rahmen <strong>der</strong> <strong>Berufs</strong>maturitätsprüfung eine<br />

Arbeit über die Festung von Sarg<strong>an</strong>s<br />

geschrieben.“<br />

Wichtige Tipps<br />

S<strong>an</strong>dro Braunwal<strong>der</strong> weist darauf hin: „Es<br />

ist einfach enorm wichtig, dass gehörlose<br />

und hörgeschädigte Jugendliche über sehr<br />

gute Kommunikationsfähigkeiten verfügen.<br />

Mir hat es extrem geholfen, dass ich mich<br />

in <strong>der</strong> Lautsprache mit <strong>den</strong> hören<strong>den</strong> Menschen<br />

problemlos verständigen k<strong>an</strong>n.<br />

Junge Menschen, die einen qualifizierten<br />

Ausbildungsabschluss wie beispielsweise<br />

die <strong>Berufs</strong>maturität machen wollen,<br />

müssen die Sprachen Deutsch, Fr<strong>an</strong>zösisch<br />

und Englisch sowohl in Wort und Schrift<br />

beherrschen. Gerade die <strong>Berufs</strong>maturitäts<strong>schule</strong><br />

bietet die gute Gelegenheit, dass<br />

während <strong>der</strong> Ausbildungszeit diese wichtigen<br />

Fächer im Anschluss <strong>an</strong> die obligatorische<br />

Schulzeit weiterhin intensiv als<br />

Pflichtfächer besucht und die SchülerInnen<br />

individuell geför<strong>der</strong>t wer<strong>den</strong>.“<br />

Ausgleich und Hobbys<br />

„In meiner Freizeit fahre ich Velo und w<strong>an</strong><strong>der</strong>e<br />

sehr gerne. Bei meinen W<strong>an</strong><strong>der</strong>ungen<br />

erkunde ich militärische Einrichtungen und<br />

Festungs<strong>an</strong>lagen. Aber mein wichtigstes<br />

Hobby ist, dass ich mir je<strong>den</strong> Tag Zeit zum<br />

Lesen nehme.“<br />

Die sonos-Redaktion bed<strong>an</strong>kt sich bei Rolf<br />

Hürlim<strong>an</strong>n für <strong>den</strong> freundlichen Empf<strong>an</strong>g in<br />

seiner Unternehmung und bei S<strong>an</strong>dro<br />

Braunwal<strong>der</strong> für die informativen und<br />

offenen Gespräche. Wir wünschen S<strong>an</strong>dro<br />

Braunwal<strong>der</strong> auf seinem weiteren<br />

Lebensweg beruflich wie auch privat nur<br />

das Beste.<br />

Kurzporträt <strong>der</strong> Hürlim<strong>an</strong>n<br />

Metallbau AG<br />

Die Firma wurde am 1. Februar 1974 durch<br />

Paul Hürlim<strong>an</strong>n in Uznach am oberen<br />

Stadtgraben gegründet. 1978 erfolgte <strong>der</strong><br />

Umzug in das selber erstellte Werkstattund<br />

Bürogebäude <strong>an</strong> <strong>der</strong> Benknerstrasse<br />

in Uznach. 1992 wurde die Produktionshalle<br />

erweitert und eine eigene Aluminium-<br />

und Chromnickelstahl-Abteilung<br />

integriert.<br />

Im Jahr 2002 wurde zwecks Nachfolgeregelung<br />

die Einzelfirma in die Hürlim<strong>an</strong>n<br />

Metallbau AG umgew<strong>an</strong>delt.<br />

Grosses Gewicht legt die Hürlim<strong>an</strong>n<br />

Metallbau AG auf die Ausbildung von Lehrlingen.<br />

Seit 1975 wur<strong>den</strong> insgesamt 21<br />

Lehrlinge erfolgreich <strong>aus</strong>gebildet. Darunter<br />

bildeten sich einer zum Bauingenieur<br />

HTL, zwei zum Metallbautechniker<br />

SMT und 5 zum Metallbaumeister weiter.<br />

Diese Tradition <strong>der</strong> Ausbildung soll auch in<br />

Zukunft fortgesetzt wer<strong>den</strong>.<br />

5


Die <strong>Berufs</strong><strong>schule</strong> für Hörgeschädigte ist stolz<br />

auf die zahlreichen und guten Prüfungserfolge<br />

Interview mit Louis Bisig, <strong>Berufs</strong>maturitäts-Schulleiter<br />

und Prorektor <strong>an</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Berufs</strong><strong>schule</strong> für Hörgeschädigte <strong>BSFH</strong> in<br />

Zürich-Oerlikon.<br />

Louis Bisig informiert: „Von <strong>den</strong> insgesamt<br />

48 Schülerinnen und Schülern <strong>der</strong> <strong>BSFH</strong> die<br />

vor wenigen Wochen <strong>an</strong> <strong>der</strong> Lehrabschlussprüfung<br />

waren, haben nur gerade 5 die<br />

Prüfung nicht best<strong>an</strong><strong>den</strong> und somit <strong>den</strong><br />

begehrten Fähigkeits<strong>aus</strong>weis noch nicht<br />

erhalten. Die Prüfungsabsolvent/innen im<br />

gewerblichen Bereich und beim KV konnten<br />

alle von <strong>den</strong> spezifischen Nachteils<strong>aus</strong>gleichsregelungen<br />

profitieren. Bei <strong>der</strong> BM<br />

be<strong>an</strong>spruchte eine gehörlose Absolventin<br />

<strong>den</strong> Nachteils<strong>aus</strong>gleich im Sprachbereich.<br />

Sehr erfreulich ist natürlich, dass 10 Schülerinnen<br />

und Schüler die <strong>Berufs</strong>maturitätsprüfung<br />

best<strong>an</strong><strong>den</strong> haben. Die gesamte<br />

Lehrerschaft ist stolz über die tollen Prüfungserfolge<br />

und gratuliert allen Auszubil<strong>den</strong><strong>den</strong><br />

g<strong>an</strong>z herzlich und wünscht ihnen<br />

für die Zukunft alles Gute und viel Erfolg.“<br />

Die Schülerinnen und Schüler <strong>der</strong> BSHF,<br />

die die <strong>Berufs</strong>maturitätsprüfung erfolgreich<br />

best<strong>an</strong><strong>den</strong> haben:<br />

• S<strong>an</strong>dro Braunwal<strong>der</strong><br />

• Sabrina Bächi<br />

• Bea Fischer<br />

• Andreas Joss<br />

• T<strong>an</strong>ja Muff<br />

• Andreas Schwendim<strong>an</strong>n<br />

• Brigitte Trachsel<br />

• Pirmin Vogel<br />

• Sonja Wasem<br />

• Sibylle Zgraggen<br />

Vor<strong>aus</strong>setzungen für die<br />

<strong>Berufs</strong>matura<br />

Louis Bisig erklärt: „Der Zug<strong>an</strong>g <strong>an</strong> die<br />

<strong>Berufs</strong>maturitäts<strong>schule</strong>n steht allen gehörlosen<br />

und hörgeschädigten jungen Menschen<br />

offen. Dabei spielt es keine Rolle, ob<br />

die Gehörlosen und Hörgeschädigten<br />

gebär<strong>den</strong>sprachlich o<strong>der</strong> lautsprachlich<br />

orientiert sind, o<strong>der</strong> ob sie Träger eines<br />

Cochlear-Impl<strong>an</strong>tates sind. Wichtig ist,<br />

dass sie in Wort (evtl. auch Gebärde) und<br />

Schrift kommunizieren können. Es braucht<br />

gute Sprachkompetenzen. Die Aufnahmeprüfungskriterien<br />

<strong>der</strong> <strong>Berufs</strong>maturitäts<strong>schule</strong><br />

sind:<br />

• Deutsch, schriftlich<br />

• Fr<strong>an</strong>zösisch, schriftlich<br />

• Englisch, schriftlich<br />

• Mathematik (Algebra, Geometrie)<br />

Louis Bisig führt <strong>aus</strong>: „Beim Übertritt von<br />

<strong>der</strong> obligatorischen Schulzeit in die <strong>Berufs</strong><strong>schule</strong><br />

wer<strong>den</strong> je nach <strong>Berufs</strong><strong>aus</strong>bildung<br />

die Fremdsprachen nur in reduziertem<br />

Umf<strong>an</strong>g <strong>an</strong>geboten. Somit besteht die<br />

Gefahr, dass die während <strong>der</strong> obligatorischen<br />

Schulzeit mit viel Aufw<strong>an</strong>d erworbenen<br />

Sprachkenntnisse rasch verloren<br />

gehen. Es ist deshalb sehr wichtig und<br />

empfehlenswert, dass während <strong>der</strong> Lehrzeit<br />

die Freifächer in Fr<strong>an</strong>zösisch und Englisch<br />

besucht wer<strong>den</strong>. Mit diesem zusätzlichen<br />

aber sehr wertvollen Engagement<br />

halten sich die Schülerinnen und Schüler<br />

sprachlich fit, und sie haben die Vor<strong>aus</strong>setzungen<br />

und die optimalen Ch<strong>an</strong>cen<br />

geschaffen, um nach <strong>der</strong> Lehrzeit eine Weiterbildung<br />

zu absolvieren o<strong>der</strong> allenfalls<br />

die Aufnahmeprüfung für die <strong>Berufs</strong>maturität<br />

nach dem Lehrabschluss erfolgreich zu<br />

bestehen.“<br />

Louis Bisig informiert weiter: „An <strong>der</strong><br />

<strong>Berufs</strong><strong>schule</strong> für Hörgeschädigte wird die<br />

lehrbegleitende <strong>Berufs</strong>maturität <strong>an</strong>geboten.<br />

Grundsätzlich besteht auch nach<br />

dem Lehrabschluss immer noch die Möglichkeit<br />

berufsbegleitend während 2 Jahren<br />

o<strong>der</strong> im Vollzeitunterricht während eines<br />

Jahres <strong>den</strong> <strong>Berufs</strong>maturitätsabschluss zu<br />

erl<strong>an</strong>gen. Der Zug<strong>an</strong>g <strong>an</strong> die Fachhoch<strong>schule</strong>n<br />

ist nur mit einer <strong>Berufs</strong>matura<br />

möglich. Glücklicherweise gibt es heute<br />

aber verschie<strong>den</strong>e Möglichkeiten und<br />

Wege, um diesen wichtigen Abschluss zu<br />

erl<strong>an</strong>gen. Aus meiner pädagogischen<br />

Erfahrung stelle ich fest, dass ich bei <strong>den</strong><br />

gehörlosen und hörgeschädigten BMS-<br />

SchülerInnen eine sehr grosse Aufnahmebereitschaft<br />

spüre, vergleichbar mit einem<br />

Schwamm. Sie alle sind motiviert, lern- und<br />

wissensbegierig. Vor diesen Qualitäten<br />

habe ich grosse Achtung. Wenn diese<br />

Eigenschaften und <strong>der</strong> „G’wun<strong>der</strong>“ für<br />

Neues bei <strong>den</strong> Schülerinnen und Schülern<br />

nicht vorh<strong>an</strong><strong>den</strong> sind, fehlen meiner Meinung<br />

nach die Vor<strong>aus</strong>setzungen für das<br />

erfolgreiche Bestehen <strong>der</strong> <strong>Berufs</strong>maturitäts<strong>schule</strong>.“<br />

Louis Bisig weist abschliessend noch auf<br />

die Homepage <strong>der</strong> <strong>Berufs</strong><strong>schule</strong> für Hörgeschädigte<br />

<strong>BSFH</strong> und <strong>aus</strong>führliche Informationen<br />

über die <strong>Berufs</strong>matura hin.<br />

[rr]<br />

<strong>Berufs</strong>maturität<br />

Die <strong>Berufs</strong>matura besteht <strong>aus</strong> <strong>der</strong> abgeschlossenen<br />

<strong>Berufs</strong>lehre und einer erweiterten<br />

Allgemeinbildung, die <strong>an</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Berufs</strong>maturitäts<strong>schule</strong> vermittelt wird.<br />

Der schulische Teil <strong>der</strong> <strong>Berufs</strong>matura<br />

umfasst <strong>den</strong> berufskundlichen Pflichtunterricht<br />

und einen erweiterten allgemeinbil<strong>den</strong><strong>den</strong><br />

BMS-Unterricht in sprachlichhistorischen<br />

und mathematisch-naturwissenschaftlichen<br />

Fächern. Der gesamte<br />

lehrbegleitende Unterricht dauert zwei<br />

Tage pro Woche (1440 Lektionen). Dazu<br />

kommen Projekttage o<strong>der</strong> Sprachaufenthalte<br />

je nach <strong>Berufs</strong>maturatyp.<br />

Es gibt sechs <strong>Berufs</strong>maturatypen:<br />

• Gesundheitlich-Soziale Richtung<br />

• Gestalterische Richtung<br />

• Gewerbliche Richtung<br />

• Kaufmännische Richtung<br />

• Technische Richtung<br />

• Naturwissenschaftliche Richtung<br />

Die Wahl <strong>der</strong> BMS-Fachrichtung soll sich<br />

nach <strong>der</strong> beruflichen Grund<strong>aus</strong>bildung<br />

und <strong>der</strong> beabsichtigten späteren Weiterbildung<br />

richten. Wer die Lehrabschlussprüfung<br />

und Abschlussprüfung <strong>der</strong>


<strong>Berufs</strong>maturitäts<strong>schule</strong> besteht, hat mit<br />

<strong>der</strong> <strong>Berufs</strong>matura zwei Qualifikationen<br />

erworben. Es sind gelernte <strong>Berufs</strong>leute<br />

und sie verfügen über eine <strong>aus</strong>gezeichnete<br />

Grundlage für die berufliche Weiterbildung.<br />

Die <strong>Berufs</strong>matura berechtigt<br />

zudem zum prüfungsfreien Eintritt in eine<br />

entsprechende Fachhoch<strong>schule</strong>. Die<br />

<strong>Berufs</strong>matura k<strong>an</strong>n auf verschie<strong>den</strong>en<br />

Wegen erworben wer<strong>den</strong>: Während <strong>der</strong><br />

Lehre in <strong>der</strong> <strong>Berufs</strong>maturitäts<strong>schule</strong> o<strong>der</strong><br />

nach Lehrabschluss als Voll- o<strong>der</strong> Teilzeitstudium.<br />

Wer soll die <strong>Berufs</strong>maturitäts<strong>schule</strong><br />

besuchen?<br />

Die <strong>Berufs</strong>mittel<strong>schule</strong> ist gedacht für<br />

begabte und leistungswillige<br />

Schüler/innen, die neben <strong>der</strong> Arbeit im<br />

Lehrbetrieb mehr lernen wollen und<br />

können. Über die Aufnahme entscheidet<br />

eine Prüfung.<br />

Was kostet die <strong>Berufs</strong>matura?<br />

Die lehrbegleitende und die berufsbegleitende<br />

<strong>Berufs</strong>maturitäts<strong>schule</strong> ist<br />

kostenlos. (Kosten für Bücher, Projekttage<br />

und Sprachaufenthalte wer<strong>den</strong> grundsätzlich<br />

von <strong>den</strong> Lernen<strong>den</strong> übernommen.<br />

Nicht selten beteiligt sich <strong>der</strong> Betrieb <strong>an</strong><br />

diesen Kosten).<br />

Ist die <strong>Berufs</strong>matura eine<br />

Alternative zur Mittel<strong>schule</strong>?<br />

Die <strong>Berufs</strong>matura ist ein eigenständiger,<br />

<strong>an</strong>spruchsvoller Abschluss. Kennzeichen<br />

<strong>der</strong> <strong>Berufs</strong>mittel<strong>schule</strong> sind:<br />

• Verbindung von berufs- und praxisorientierter<br />

Ausbildung mit einer breiten Allgemeinbildung.<br />

• Fächerübergreifen<strong>der</strong> Unterricht för<strong>der</strong>t<br />

die Vernetzung <strong>der</strong> Stoffgebiete und die<br />

Teamarbeit in Projekten.<br />

• Mindestens eine dreijährige <strong>Berufs</strong>lehre.<br />

• Grundlage für zahlreiche Weiterbildungen<br />

(<strong>Berufs</strong>prüfungen, Meisterprüfungen<br />

etc.).<br />

• Prüfungsfreier Übertritt <strong>an</strong> die Fachhoch<strong>schule</strong>,<br />

von <strong>der</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Weg <strong>an</strong> die ETH<br />

und die Universität offen steht.<br />

Junge Menschen mit <strong>Berufs</strong>matura:<br />

• haben sehr gute praktische und theoretischen<br />

Kenntnisse und Fertigkeiten<br />

(Fachkompetenz).<br />

• sind belastbar und flexibel und können<br />

mit ihren Kenntnissen umgehen (Selbstkompetenz).<br />

• können mit <strong>an</strong><strong>der</strong>en Menschen zusammenarbeiten,<br />

Ideen und Erfahrungen<br />

<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>chen (Sozialkompetenz).<br />

• sind bereit, Neues zu lernen, neue Ideen<br />

zu entwickeln (Motivation).<br />

Unterrichtsprogramm<br />

• Grundlagenfächer: Erste L<strong>an</strong>dessprache<br />

(Deutsch), zweite L<strong>an</strong>dessprache, eine<br />

Fremdsprache, Geschichte und Staatslehre,<br />

Volkswirtschaft, Betriebswirtschaft<br />

und Recht, Mathematik.<br />

•Schwerpunktfächer: Gestaltung und<br />

Kunst, Informatik, Kommunikation,<br />

Naturwissenschaften, Rechnungswesen.<br />

• Ergänzungsfächer: Informatik, Ökologie,<br />

Philosophie, Psychologie, Zeichnen.<br />

Grundlagenfächer bil<strong>den</strong> die gemeinsame<br />

Basis für die <strong>Berufs</strong>matura. Sie sind in<br />

allen Richtungen gleich. Schwerpunktfächer<br />

sind <strong>den</strong> <strong>Berufs</strong>fel<strong>der</strong>n <strong>an</strong>gepasst.<br />

Sie charakterisieren die verschie<strong>den</strong>en<br />

Richtungen <strong>der</strong> <strong>Berufs</strong>maturität. Ergänzungsfächer<br />

bieten eine <strong>an</strong>gemessene<br />

Wahlfreiheit und dienen <strong>der</strong> Durchführung<br />

von fächerübergreifendem Unterricht.<br />

Wir bieten Ihnen:<br />

• eine individuelle Beratung.<br />

•nach best<strong>an</strong><strong>den</strong>er Aufnahmeprüfung,<br />

Einzel- und Gruppenunterricht.<br />

• eine Lehr- und Lernbetreuung.<br />

•mit dem Abschluss <strong>der</strong> Lehre und <strong>der</strong><br />

<strong>Berufs</strong>maturaprüfung Zutritt zur fachspezifischen<br />

Fachhoch<strong>schule</strong>.<br />

Anmeldung<br />

Für weitere Auskünfte wen<strong>den</strong> Sie sich <strong>an</strong><br />

Louis Bisig, Leiter <strong>der</strong> <strong>Berufs</strong>maturitäts<strong>schule</strong>.<br />

Im Übrigen machen wir Sie auf<br />

unser Weiterbildungs<strong>an</strong>gebot aufmerksam,<br />

dort fin<strong>den</strong> Sie Vorbereitungskurse<br />

für die Aufnahmeprüfung.<br />

Achtung<br />

Ein Besuch auf <strong>der</strong> Homepage <strong>der</strong> <strong>Berufs</strong><strong>schule</strong><br />

- www.bsfh.ch - lohnt sich.<br />

Hochdorf: Die Hörgeschädigte<br />

T<strong>an</strong>ja Muff schliesst<br />

ihre Ausbildung ab<br />

Text: Caroline Wolfer, SeetalerBote<br />

Mit T<strong>an</strong>ja Muff hat eine weitere Schülerin <strong>der</strong><br />

<strong>Berufs</strong><strong>schule</strong> für Hörgeschädigte <strong>BSFH</strong> in<br />

Zürich-Oerlikon sehr erfolgreich die Lehrabschluss-<br />

und die <strong>Berufs</strong>maturitätsprüfung<br />

best<strong>an</strong><strong>den</strong>.<br />

T<strong>an</strong>ja Muff ist eigentlich eine «normale» 20-<br />

Jährige, die gerade ihre Ausbildung als Kauffrau<br />

mit <strong>Berufs</strong>matura abschliesst. Nur eines<br />

unterscheidet T<strong>an</strong>ja von <strong>den</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>en: Sie ist<br />

hörgeschädigt.<br />

«Meine Eltern korrigierten mich<br />

stets»<br />

«Es war schon speziell, als T<strong>an</strong>ja bei uns in <strong>der</strong><br />

Filiale Hochdorf zum Bewerbungsgespräch<br />

erschien», erklärt Beat Bieri, <strong>Berufs</strong>bildungsleiter<br />

<strong>der</strong> Luzerner K<strong>an</strong>tonalb<strong>an</strong>k. Sie hatte<br />

sich normal für eine <strong>der</strong> Lehrstellen in Hochdorf<br />

beworben und kam trotz ihres H<strong>an</strong>dicaps in die<br />

Auswahlrunde. Darauf wurde entschie<strong>den</strong>,<br />

T<strong>an</strong>ja eine Lehrstelle <strong>an</strong>zubieten, jedoch in<br />

Luzern, weil sie dort besser betreut wer<strong>den</strong><br />

konnte. «Das war etwa keine «Goodwill-<br />

Aktion», son<strong>der</strong>n ein überlegter Entscheid,<br />

<strong>den</strong>n T<strong>an</strong>ja hat alle Grundvor<strong>aus</strong>setzungen für<br />

diesen Job», betont Bieri. Was ihren Hörscha<strong>den</strong><br />

<strong>an</strong>bel<strong>an</strong>gt, konnte dieser mit einfachen<br />

Massnahmen kompensiert wer<strong>den</strong>: «Der<br />

Einsatzpl<strong>an</strong> wurde so <strong>an</strong>gepasst, dass T<strong>an</strong>ja<br />

nicht am Schalter Kun<strong>den</strong> bedienen musste.<br />

Zudem sprachen wir mit ihr immer Hochdeutsch,<br />

was sie besser von <strong>den</strong> Lippen<br />

ablesen k<strong>an</strong>n.»<br />

7


Erstmals Vogelgezwitscher<br />

T<strong>an</strong>ja Muff ist seit Geburt gehörlos. Hörgeräte<br />

waren bei ihr nicht optimal. Erst als<br />

sie ein «Cochlear Impl<strong>an</strong>tat» ins Gehör eingesetzt<br />

bekam, konnte sie <strong>an</strong>satzweise<br />

Laute und Geräusche wahrnehmen: «Plötzlich<br />

hörte ich, dass Vögel zwitschern. Das<br />

war ein sensationelles Erlebnis!» Die<br />

Gebär<strong>den</strong>sprache für Gehörlose hat T<strong>an</strong>ja<br />

nie erlernt, weil ihre Eltern sie in die<br />

hörende Gesellschaft integrieren und nicht<br />

abson<strong>der</strong>n wollten. «Meine Eltern und<br />

meine Sprachtherapeutin waren streng, als<br />

ich das Re<strong>den</strong> erlernte, und korrigierten<br />

mich <strong>an</strong>dauernd, was m<strong>an</strong>chmal genervt<br />

hat», erinnert sich T<strong>an</strong>ja. Sie besuchte <strong>den</strong><br />

Kin<strong>der</strong>garten in Hochdorf, begleitet von<br />

Therapiestun<strong>den</strong> in Meggen. Dort ging sie<br />

auch in die Primar<strong>schule</strong>, wobei die hörgeschädigten<br />

Schüler für gewisse Fächer in<br />

die Schule Meggen integriert wur<strong>den</strong>. Und<br />

heute ist es möglich, praktisch g<strong>an</strong>z normal<br />

mit T<strong>an</strong>ja zu kommunizieren. Sogar übers<br />

Telefon macht sie sich verständlich: «Mit<br />

Verw<strong>an</strong>dten verstehe ich mich durch <strong>den</strong><br />

Hörer enigermassen, weil ich mich <strong>an</strong> ihre<br />

Stimmen gewöhnt habe. Wenn ich aber mit<br />

Kun<strong>den</strong> telefonieren muss, bremst mich die<br />

Angst vor Missverständnissen und ich<br />

schreibe lieber E-Mails.»<br />

«Lärmende Umgebung ist<br />

störend»<br />

Sie sei selten frustriert wegen ihres Gehörscha<strong>den</strong>s,<br />

verrät T<strong>an</strong>ja. «Am ehesten<br />

bereitet es mir in Gruppengesprächen in<br />

lärmiger Umgebung Mühe, alles zu verstehen,<br />

aber d<strong>an</strong>n frage ich einfach nach.»<br />

Sie beobachte viel und merke schon <strong>an</strong><br />

kleinen Gesten, wie die Leute sind. T<strong>an</strong>ja<br />

besuchte die normale Sekundar<strong>schule</strong> in<br />

Hochdorf. Auch in ihrer Freizeit bewegt sie<br />

sich vielfach unter Hören<strong>den</strong> und hat damit<br />

keine Probleme. Aber auch <strong>an</strong><strong>der</strong>e Hörgeschädigte<br />

gehören zu ihrem Freundeskreis.<br />

«Dies vor allem, seit ich die <strong>Berufs</strong><strong>schule</strong><br />

für Hörgeschädigte <strong>BSFH</strong> in Zürich besucht<br />

habe. Dort lernte ich sehr viele nette Leute<br />

kennen - sowohl Schüler als auch Lehrer -<br />

welche mich auf meinem Ausbildungsweg<br />

unterstützten.»<br />

Unterricht nach Mass in Kleinklassen<br />

Eigentlich wollte T<strong>an</strong>ja ihre Lehre erst in<br />

Luzern in <strong>der</strong> normalen <strong>Berufs</strong><strong>schule</strong> absolvieren,<br />

weil sie dachte, die <strong>BSFH</strong> sei nur für<br />

Leute mit Gebär<strong>den</strong>sprache. «Doch d<strong>an</strong>n<br />

besuchte ich eines Tages die Schule und<br />

entschied mich sogleich für die <strong>Berufs</strong><strong>schule</strong><br />

in Zürich.» Profitieren konnte T<strong>an</strong>ja<br />

vor allem vom persönlichen Kontakt mit<br />

<strong>den</strong> Lehrern und dem Kleinklassenunterricht:<br />

«Es war wie eine grosse Familie.» Die<br />

<strong>BSFH</strong> ist als normale <strong>Berufs</strong>fach<strong>schule</strong> zu<br />

verstehen, wo versucht wird, die Nachteile<br />

<strong>der</strong> Gehörlosen <strong>aus</strong>zugleichen. Schulisch<br />

ist die Schule i<strong>den</strong>tisch mit einer <strong>an</strong><strong>der</strong>en<br />

Schule. Die zurzeit rund 200 Lernen<strong>den</strong><br />

wer<strong>den</strong> dabei auf die Arbeitswelt vorbereitet<br />

und auch nach <strong>der</strong> Schule weiter<br />

begleitet. «Die Schule ist das Beste für<br />

Gehörlose», bestätigt T<strong>an</strong>ja Muff. «Lei<strong>der</strong><br />

wird über dieses Angebot zu wenig informiert.»<br />

Toni Kleeb, Rektor <strong>der</strong> <strong>Berufs</strong><strong>schule</strong><br />

für Hörgeschädigte, freut sich natürlich<br />

über das Urteil von T<strong>an</strong>ja: «T<strong>an</strong>ja ist eine<br />

spezielle Frau und geht sensationell mit<br />

ihrem Gehörscha<strong>den</strong> um. Es gibt <strong>an</strong><strong>der</strong>e<br />

Gehörlose, die sich viel schlechter in die<br />

Gesellschaft integrieren, weil sie nie dazu<br />

motiviert wur<strong>den</strong> o<strong>der</strong> Angst davor haben.»<br />

Abschluss mit Bravour<br />

Zwei Tage pro Woche besuchte T<strong>an</strong>ja die<br />

Schule in Zürich. Und jetzt hat sie <strong>den</strong> Lehrabschluss<br />

als B<strong>an</strong>kkauffrau mit einer Note<br />

von 5.5 best<strong>an</strong><strong>den</strong>, wofür sie eine Ehrenmeldung<br />

erhält. T<strong>an</strong>ja ist froh, dass die Prüfungen<br />

nun vorbei sind und sie bald in<br />

ihren zweimonatigen Urlaub nach Madagaskar<br />

fahren k<strong>an</strong>n. Rückblickend möchte<br />

sie aber noch eines betonen: «Wenn m<strong>an</strong><br />

sich für eine Stelle bewirbt, sollte m<strong>an</strong> bei<br />

<strong>der</strong> Bewerbung <strong>den</strong> Fokus nicht auf seinen<br />

Gehörscha<strong>den</strong> legen, son<strong>der</strong>n auf seine<br />

Stärken. Sonst bekommt m<strong>an</strong> die Ch<strong>an</strong>ce<br />

gar nicht, zu einem Gespräch eingela<strong>den</strong> zu<br />

wer<strong>den</strong>.» Und im Gegenzug rät Beat Bieri<br />

von <strong>der</strong> LUKB: «Erfüllt <strong>der</strong> Bewerber die<br />

Grundvor<strong>aus</strong>setzungen für <strong>den</strong> <strong>an</strong>gebotenen<br />

Job, soll m<strong>an</strong> sich nicht von einem<br />

Gehörscha<strong>den</strong> beirren lassen, <strong>den</strong>n dieser<br />

k<strong>an</strong>n relativ einfach kompensiert wer<strong>den</strong>.»<br />

Leserbrief von Toni Kleeb<br />

Zum Artikel über T<strong>an</strong>ja Muff von Caroline<br />

Wolfer im SeetalerBote vom 12. Juli 2007<br />

„Meine Eltern korrigierten mich stets“<br />

Hochdorf: Die Hörgeschädigte T<strong>an</strong>ja Muff<br />

schliesst ihre Ausbildung ab<br />

Als ehemaliger «Hof<strong>der</strong>er» und „treuer<br />

und regelmässiger Leser des Seetalers“<br />

habe ich mich beson<strong>der</strong>s über <strong>den</strong> informativen<br />

und <strong>an</strong>sprechen<strong>den</strong> Bericht über<br />

unsere Schulabsolventin T<strong>an</strong>ja Muff am<br />

12.Juli 2007 gefreut.<br />

Die beson<strong>der</strong>e Situation unserer ehemaligen<br />

Schülerin und <strong>der</strong> spezifische Charakter<br />

unserer Schule kommen im Artikel<br />

treffend zum Ausdruck.<br />

Beim Zitat meiner Stellungnahme ist wohl<br />

ein kleines Missverständnis entst<strong>an</strong><strong>den</strong>.<br />

Als Rektor einer <strong>Berufs</strong>fach<strong>schule</strong> für alle<br />

Hörgeschädigten darf ich keinesfalls<br />

Gehörlose gegen <strong>an</strong><strong>der</strong>e Hörgeschädigte<br />

<strong>aus</strong>spielen. Hörgeschädigte insgesamt<br />

haben unterschiedlich Zug<strong>an</strong>g zur beruflichen<br />

Integration. Je nach Art und Grad<br />

ihrer Hörschädigung haben sie individuell<br />

Anspruch auf spezifische För<strong>der</strong>massnahmen<br />

im Sinne eines Nachteils<strong>aus</strong>gleichs.<br />

Es geht bei <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />

Integration von Hörgeschädigten nicht<br />

um fehlende Motivation o<strong>der</strong> Angst: Eine<br />

CI-Trägerin wie T<strong>an</strong>ja Muff ist im Gegensatz<br />

zu gehörlosen SchülerInnen akustisch<br />

<strong>an</strong>gekoppelt und von daher näher<br />

bei <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> Hören<strong>den</strong>. Allerdings darf<br />

ihre hohe Anpassungsleistung dabei<br />

nicht <strong>aus</strong>ser Acht gelassen wer<strong>den</strong>. Es<br />

gibt aber auch visuell orientierte Gehörlose,<br />

die beruflich Spitzenleistungen<br />

erbringen und sich im <strong>Berufs</strong>alltag vorbildlich<br />

integrieren können.<br />

Toni Kleeb, Wetzikon<br />

Rektor <strong>der</strong> <strong>BSFH</strong> Zürich-Oerlikon


Hörimpl<strong>an</strong>tat - <strong>Weltneuheit</strong><br />

<strong>aus</strong> <strong>den</strong> U.S.A.<br />

Ein neues Hörimpl<strong>an</strong>tat gibt Menschen mit<br />

Altersschwerhörigkeit neue Hoffnung: Mit<br />

<strong>der</strong> <strong>Weltneuheit</strong> <strong>aus</strong> <strong>den</strong> <strong>USA</strong> sollen Menschen<br />

wie<strong>der</strong> g<strong>an</strong>z natürlich hören<br />

können.<br />

Verbesserte Hör- und Lebensqualität mit<br />

innovativem Hörimpl<strong>an</strong>tat. Die Klinik für<br />

Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, HNO-<br />

Klinik Holweide, <strong>an</strong> <strong>der</strong> Neufel<strong>der</strong>strasse in<br />

Köln (Chefarzt: Prof. Dr. Steffen Maune)<br />

bietet als erstes Kr<strong>an</strong>kenh<strong>aus</strong> in Europa<br />

das neuartige Mittelohr-Hörimpl<strong>an</strong>tat<br />

ESTEEM <strong>an</strong>.<br />

Dieses Gerät stellt für Patientinnen und<br />

Patienten mit Innenohr-Schwerhörigkeit,<br />

bei <strong>den</strong>en eine konventionelle Hörgeräteversorgung<br />

keine zufrie<strong>den</strong> stellende<br />

Lösung bringt, eine Erfolg versprechende<br />

Alternative dar. Das 3-teilige System wird<br />

komplett impl<strong>an</strong>tiert, ist dadurch<br />

unsichtbar und unempfindlich gegen<br />

äußere Einflüsse wie Staub, Feuchtigkeit,<br />

Wind und Schmutz. Ein wesentlicher Unterschied<br />

zu vergleichbaren Geräten besteht<br />

auch darin, dass kein Mikrophon benötigt<br />

wird, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Schall direkt von <strong>der</strong><br />

Gehörknöchelchenkette aufgenommen<br />

wird.<br />

Die Patientinnen und Patienten, die das<br />

Impl<strong>an</strong>tat tragen, berichten, dass Stimmen<br />

auch in lauter Umgebung wie<strong>der</strong> klar<br />

erk<strong>an</strong>nt wer<strong>den</strong> und es - <strong>an</strong><strong>der</strong>s als bei konventionellen<br />

Hörgeräten - keine Pfeifgeräusche<br />

durch akustische Rückkopplungen<br />

gibt. Das Impl<strong>an</strong>tat ist wartungsfrei, lediglich<br />

die Batterie muss nach drei bis fünf<br />

Jahren ersetzt wer<strong>den</strong>. Personen, die das<br />

Hörsystem nutzen, können problemlos<br />

schwimmen, Sport treiben, Tätigkeiten mit<br />

Helmen o<strong>der</strong> Kopfhörern <strong>aus</strong>üben o<strong>der</strong> sich<br />

<strong>an</strong> Konferenzen o<strong>der</strong> größeren Gesprächsrun<strong>den</strong><br />

beteiligen. Das bessere Hören<br />

bietet eine Verbesserung <strong>der</strong> sozialen Kon-<br />

takte und eine deutliche Steigerung <strong>der</strong><br />

Lebensqualität.<br />

Das ESTEEM-Hörimpl<strong>an</strong>tat <strong>der</strong> Firma Envoy<br />

Medical Corporation wurde im Jahr 2006<br />

mit dem Popular Science Award in <strong>der</strong> Kategorie<br />

persönliche Gesundheit <strong>aus</strong>gezeichnet,<br />

da es nach Ansicht <strong>der</strong> Juroren<br />

einen großen Technologie-Sprung darstellt.<br />

Prof. Steffen Maune, <strong>der</strong> seit Anf<strong>an</strong>g 2007<br />

das Hörsystem in Köln-Holweide <strong>an</strong>bietet,<br />

teilt diese Einschätzung: «Das Esteem<br />

Hörimpl<strong>an</strong>tat ist meines Erachtens die <strong>der</strong>zeit<br />

beste Alternative bei Innenohrschwerhörigkeit,<br />

wenn eine konventionelle Hörgeräteversorgung<br />

<strong>an</strong> ihre Grenzen stösst.<br />

Die dabei gewonnene Hör- und Lebensqualität<br />

ist laut Aussagen impl<strong>an</strong>tierter Patienten<br />

erstaunlich». Er sieht in dieser Technologie<br />

ein ähnliches Potential, wie es sich<br />

einst bei <strong>der</strong> Einführung des Herzschrittmachers<br />

gezeigt hat.<br />

Hörimpl<strong>an</strong>tat ESTEEM - Funktionsweise<br />

Seit Mai 2006 hat die Envoy Medical Corporation<br />

<strong>aus</strong> St. Paul, Minnesota, U.S.A., die<br />

CE Zulassung für das weltweit einzige<br />

mikrofonlose und lautsprecherlose vollimpl<strong>an</strong>tierbare<br />

Mittelohr-Hörsystem Esteem<br />

bekommen. Es wird in Deutschl<strong>an</strong>d von <strong>der</strong><br />

Envoy Medical GmbH in Köln vertrieben.<br />

Die Operationen wer<strong>den</strong> in speziellen<br />

Envoy-Zentren (Kliniken) durchgeführt.<br />

Dafür arbeitet Envoy mit <strong>aus</strong>gesuchten Kliniken<br />

und Ärzten zusammen.<br />

Funktionsweise<br />

Das Esteem wurde entwickelt, um die Hörfähigkeit<br />

und Lebensfreude vieler Erwach-<br />

sener mit leichter bis starker Innenohrschwerhörigkeit<br />

zu verbessern. Das Esteem<br />

wird in das Mittelohr impl<strong>an</strong>tiert. Es<br />

besteht <strong>aus</strong> dem Audioprozessor, <strong>der</strong><br />

hinter <strong>der</strong> Ohrmuschel unter <strong>der</strong> Haut<br />

impl<strong>an</strong>tiert wird, und zwei im Mittelohr<br />

impl<strong>an</strong>tierten W<strong>an</strong>dlern, dem Sensor und<br />

dem Treiber. Da alle Teile des Esteems<br />

impl<strong>an</strong>tiert wer<strong>den</strong>, ist es für <strong>den</strong><br />

Betrachter unsichtbar. Die für das Esteem<br />

verwendeten Komponenten und Materialien<br />

haben sich millionenfach bei Herzschrittmachern<br />

und <strong>an</strong><strong>der</strong>en aktiven<br />

impl<strong>an</strong>tierbaren Medizinprodukten als<br />

sicher und zuverlässig erwiesen. Das<br />

Esteem verwendet das Trommelfell als<br />

natürliches<br />

Mikrofon. Dieses<br />

nimmt <strong>den</strong><br />

Schall über <strong>den</strong><br />

Gehörg<strong>an</strong>g auf<br />

und nutzt so die<br />

natürliche Anatomie<br />

des Körpers,<br />

um Probleme<br />

wie Hintergrundgeräusche,<br />

akustische<br />

Verzerrungen<br />

und Rückkopplungen<br />

zu vermin<strong>der</strong>n,<br />

die<br />

beim Tragen<br />

konventioneller<br />

Hörgeräte vork<br />

o m m e n<br />

können. Der eing<strong>an</strong>gs beschriebene Sensor<br />

wird mit <strong>der</strong> Gehörknöchelchenkette verbun<strong>den</strong>.<br />

Er nimmt die Schwingungen des<br />

Trommelfells, des Hammers und des<br />

Ambosses auf und w<strong>an</strong>delt diese mech<strong>an</strong>ischen<br />

Schwingungen, in elektrische Signale<br />

um. Diese Signale wer<strong>den</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong><br />

Audioprozessor weitergegeben. Der Audioprozessor<br />

filtert und verstärkt die elektrischen<br />

Signale und leitet sie <strong>an</strong> <strong>den</strong> Treiber<br />

9


weiter. Der Audioprozessor wird so programmiert,<br />

dass die Einstellungen des<br />

Esteems <strong>den</strong> g<strong>an</strong>z persönlichen Hörbedürfnissen<br />

entsprechen. Der Audioprozessor<br />

enthält auch die Batterie. Der Treiber wird<br />

am Steigbügel im Mittelohr befestigt. Der<br />

Treiber w<strong>an</strong>delt die <strong>an</strong>kommen<strong>den</strong> elektrischen<br />

Signale des Audioprozessors wie<strong>der</strong><br />

in mech<strong>an</strong>ische Schwingungen um und<br />

überträgt die Schwingungen wirkungsvoll<br />

auf <strong>den</strong> Steigbügel und nachfolgend auf die<br />

Hörschnecke. Die Fernbedienung ist das<br />

persönliche Steuerungsgerät des Benutzers<br />

bzw. <strong>der</strong> Benutzerin, das verwendet<br />

wer<strong>den</strong> k<strong>an</strong>n, um das Esteem ein- o<strong>der</strong> <strong>aus</strong>zuschalten<br />

(St<strong>an</strong>dby-Modus), die Lautstärke<br />

zu verän<strong>der</strong>n und eines von drei individuellen<br />

Programmen zu wählen. Die Einstellung<br />

des Esteems k<strong>an</strong>n je<strong>der</strong>zeit und<br />

überall verän<strong>der</strong>t wer<strong>den</strong>. Das Ziel des<br />

Esteems ist es, die Lebensqualität zu verbessern.<br />

Dies gelingt durch die Nutzung<br />

<strong>der</strong> natürlichen Anatomie des Körpers, um<br />

das Hörvermögen und Hörempfin<strong>den</strong> zu<br />

verbessern.<br />

Die Operation<br />

Die Operation für die Impl<strong>an</strong>tation des<br />

Esteems beinhaltet die gängigen Operationstechniken<br />

am Mastoid. Hinter dem Ohr<br />

wird ein Schnitt gesetzt, um die Paukenhöhle<br />

erreichen zu können. Der l<strong>an</strong>ge<br />

Amboss-Fortsatz wird gekürzt und vom<br />

Steigbügel getrennt. Die Spitze des Sensors<br />

und die des Treibers reichen bis in das<br />

Mittelohr hinein. Der Chirurg verbindet die<br />

Sensorspitze mit dem Amboss und die Treiberspitze<br />

mit dem Steigbügel des Patienten.<br />

Der Audioprozessor wird unter die<br />

Haut hinter dem Ohr impl<strong>an</strong>tiert und mit<br />

<strong>den</strong> isolierten Kabeln des Sensors und Treibers<br />

verbun<strong>den</strong>. Nach <strong>der</strong> Impl<strong>an</strong>tation ist<br />

Hören wie in <strong>der</strong> Jugend<br />

Neues Impl<strong>an</strong>tat als Alternative zum Hörgerät<br />

Text: Barbara Weber<br />

Wie alle <strong>an</strong><strong>der</strong>en Zellen im Körper auch,<br />

unterliegen die Hörzellen im Innenohr <strong>der</strong><br />

Alterung. Mit fortschreitendem Alter verschlechtert<br />

sich das Gehör immer mehr.<br />

Diese Altersschwerhörigkeit o<strong>der</strong> auch<br />

Innenohrschwerhörigkeit k<strong>an</strong>n durch Hörgeräte<br />

verbessert wer<strong>den</strong>. Aber fast nie<br />

erreichen die Betroffenen eine Hörfähigkeit<br />

wie in <strong>der</strong> Jugend. Ein neuartiges Hörimpl<strong>an</strong>tat<br />

soll da jetzt Abhilfe schaffen.<br />

das Esteem für <strong>an</strong><strong>der</strong>e unsichtbar und stört<br />

nicht beim Ba<strong>den</strong> o<strong>der</strong> Duschen,<br />

Schwimmen o<strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>en normalen körperlichen<br />

Aktivitäten.<br />

Risiken<br />

Obwohl jede Operation eine ernstzunehmende<br />

Angelegenheit ist, ist die Art von<br />

Ohroperation, die zur Impl<strong>an</strong>tation des<br />

Esteems verwendet wird, normalerweise in<br />

<strong>den</strong> Hän<strong>den</strong> sehr erfahrener Ohrchirurgen<br />

nicht mit häufigen Risiken verbun<strong>den</strong>. Das<br />

Operationsrisiko des Eingriffs wird als<br />

gering eingestuft. Der Kr<strong>an</strong>kenh<strong>aus</strong>aufenthalt<br />

ist in <strong>der</strong> Regel von kurzer Dauer. Es ist<br />

möglich, dass m<strong>an</strong> einige Tage nach <strong>der</strong><br />

Operation <strong>an</strong> <strong>den</strong> betroffenen Stellen empfindlich<br />

ist, aber die Schmerzen sind sehr<br />

gering. Nach <strong>der</strong> Heilung ist die Operationsnaht<br />

nahezu unsichtbar, sie erscheint<br />

als eine schmale Linie hinter dem Ohr und<br />

wird im Allgemeinen durch das Haar<br />

bedeckt. Die Operation dauert in <strong>der</strong> Regel<br />

zwischen drei bis vier Stun<strong>den</strong> und wird<br />

unter Vollnarkose durchgeführt.<br />

Indikationen<br />

Das Esteem-Hörimpl<strong>an</strong>tat ist für schwerhörige<br />

Patienten geeignet, die folgende<br />

Vor<strong>aus</strong>setzungen erfüllen:<br />

Patientin: Ja, guten Tag, mein Name ist<br />

Maria Irmen. Ich trage das «Esteem» jetzt<br />

seit drei Monaten.<br />

Frage: Was war für Sie das Interess<strong>an</strong>teste,<br />

seitdem Sie das «Esteem» Gerät tragen?<br />

Patientin: Ach, das ist alles ein Traum. Was<br />

• Mindestalter 18 Jahre<br />

• Stabile Schallempfindungsschwerhörigkeit<br />

(sensorineuraler Hörverlust)<br />

• Mäßige bis hochgradige Schwerhörigkeit,<br />

die innerhalb des markierten audiometrischen<br />

Bereichs liegt<br />

•Sprachverständlichkeit von mindestens<br />

60%<br />

•Normale Funktion <strong>der</strong> Eustachschen<br />

Röhre<br />

• Normale Mittelohr<strong>an</strong>atomie<br />

•Ausreichen<strong>der</strong> Platz für das Esteem-<br />

Hörimpl<strong>an</strong>tat (CT-Sc<strong>an</strong> erfor<strong>der</strong>lich)<br />

Kontraindikationen<br />

Das Esteem-Hörimpl<strong>an</strong>tat darf in folgen<strong>den</strong><br />

Fällen nicht verwendet wer<strong>den</strong>:<br />

• Verhärtetes (sklerotisches) Mastoid<br />

•Enger Chorda-Fazialis-Winkel o<strong>der</strong><br />

kleines Mastoid<br />

• Keloidbildung in <strong>der</strong> Kr<strong>an</strong>kengeschichte<br />

•Chronische Mittelohrentzündungen im<br />

Erwachsenenalter, Erkr<strong>an</strong>kungen des<br />

Innenohres, wie<strong>der</strong>kehren<strong>der</strong> beh<strong>an</strong>dlungsbedürftiger<br />

Schwindel, Erkr<strong>an</strong>kungen<br />

wie Mastoiditis, Morbus Menière<br />

o<strong>der</strong> Endolymph-Hydrops<br />

• Anatomische Anomalien des Trommelfells<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gehörknöchelchen (Hammer,<br />

Amboss und Steigbügel)<br />

•Beh<strong>an</strong>dlungsbedürftiger Tinnitus (Ohrgeräusch)<br />

• Retrocochleäre o<strong>der</strong> zentralauditive Verarbeitungsstörungen<br />

• Nicht beh<strong>an</strong>deltes Cholesteatom o<strong>der</strong><br />

zerstörte Strukturen im Mittelohr<br />

• Chronisch-seröse Mittelohrentzündung<br />

• Überempfindlichkeit gegen Silikon,<br />

Polyureth<strong>an</strong>, Edelstahl, Gold o<strong>der</strong> Tit<strong>an</strong><br />

• Medizinische o<strong>der</strong> <strong>an</strong>ästhetische Kontraindikationen<br />

hinsichtlich des chirurgischen<br />

Verfahrens<br />

mich am meisten fasziniert hat, waren die<br />

ersten Tage die Vögel...<br />

Maria Irmen stellt ihre Erfahrungen <strong>der</strong> USamerik<strong>an</strong>ischen<br />

Firma Envoy Medical Corperation<br />

zur Verfügung, die seit einiger Zeit<br />

das Hörimpl<strong>an</strong>tat «Esteem» in Europa vermarktet.<br />

Multiplikatoren wie Frau Irmen<br />

zahlen für die aufwändige Operation nicht<br />

die obligatorischen 24.000 Euro, sie<br />

bekommen einen Rabatt.<br />

Dieses neue Gerät ist zum einen komplett<br />

impl<strong>an</strong>tierbar, das heißt, m<strong>an</strong> hat dort die<br />

Einschränkungen in <strong>der</strong> Lebensqualität<br />

nicht mehr...


... meint Prof. Steffen Maune, Chefarzt <strong>der</strong><br />

HNO-Klinik <strong>der</strong> Kliniken <strong>der</strong> Stadt Köln, ...<br />

... es ist so, dass die Batterie des <strong>der</strong>zeitigen<br />

Modells, die hält ungefähr drei Jahre,<br />

gepl<strong>an</strong>t ist in <strong>den</strong> Nachfolgemodellen, dass<br />

die Batterie fünf bis acht Jahre hält, das<br />

heisst...<br />

Sie muss deshalb nicht mehr so häufig<br />

gewechselt wer<strong>den</strong>. Zudem benötigt das<br />

Gerät kein Mikrophon, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Schall<br />

kommt natürlich von außen in <strong>den</strong> Gehörg<strong>an</strong>g.<br />

So ist es ist möglich, ...<br />

.... dass die Schwingungen natürlich vom<br />

Trommelfell übertragen auf die Gehörknöchelchenkette<br />

abgenommen wer<strong>den</strong>.<br />

Das geschieht mit dem Sensor, <strong>der</strong> d<strong>an</strong>n<br />

dieses Signal in <strong>den</strong> kleinen Computer<br />

führt, <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>um das Signal verstärkt<br />

und <strong>an</strong> <strong>den</strong> Treiber bringt.<br />

...<strong>der</strong> d<strong>an</strong>n direkt <strong>an</strong> dem Steigbügel, dem<br />

Gehörknöchelchen, was <strong>den</strong> Überg<strong>an</strong>g zum<br />

Innenohr darstellt, <strong>an</strong>gekoppelt wird.<br />

Der kleine Computer misst etwa drei mal<br />

vier Zentimeter und wird hinter dem Ohr<br />

impl<strong>an</strong>tiert,....<br />

Text: Binninger Anzeiger<br />

In <strong>der</strong> Hirsl<strong>an</strong><strong>den</strong> Klinik Birshof in Münchenstein<br />

wurde am 19. April 2007 erstmals<br />

in <strong>der</strong> Schweiz einem Patienten das<br />

amerik<strong>an</strong>ische, vollimpl<strong>an</strong>tierbare Hörgerät<br />

„Esteem“ impl<strong>an</strong>tiert. Die Operation<br />

wurde von PD Dr. D<strong>an</strong>iel F. à Wengen, Binningen,<br />

unter <strong>der</strong> Assistenz von Prof.<br />

Steffen Maune, Köln, durchgeführt.<br />

Das amerik<strong>an</strong>ische, vollimpl<strong>an</strong>tierbare Hörgerät<br />

„Esteem“ <strong>der</strong> Firma Envoy Saint Paul<br />

Minnesota, <strong>USA</strong>, verfolgt ein völlig neues<br />

Konzept: Das Trommelfell des Patienten<br />

wirkt als Mikrophon von dem ein Sensor<br />

die Schwingungen abnimmt. Diese wer<strong>den</strong><br />

durch das elektronische Impl<strong>an</strong>tat verstärkt<br />

und über einen Driver über <strong>den</strong><br />

Steigbügel <strong>an</strong> das Innenohr weitergegeben.<br />

Die Batterie des Impl<strong>an</strong>tates hält 3<br />

Jahre l<strong>an</strong>g und muss nicht aufgela<strong>den</strong><br />

....und die kleinen Geräte, die d<strong>an</strong>n letztlich<br />

das Hören ermöglichen, die wer<strong>den</strong> über<br />

<strong>den</strong> Warzenfortsatz, also dem Belüftungsraum<br />

hinter dem Ohr eingebracht und reichen<br />

bis <strong>an</strong> das Mittelohr, <strong>an</strong> die Gehörknöchelchenkette,<br />

so dass dort die Übertragung<br />

stattfin<strong>den</strong> k<strong>an</strong>n.<br />

Natürlich birgt jede Operation Risiken,<br />

meint Steffen Maune. Spezielle Probleme<br />

sieht er bei <strong>der</strong> Hörimpl<strong>an</strong>tat-OP aber nicht:<br />

Da das nur von <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d wirklich sehr<br />

erfahrener Chirurgen durchgeführt wird, die<br />

zudem auch noch in dieser speziellen<br />

Technik trainiert wer<strong>den</strong>, sind die tatsächlich<br />

eintreten<strong>den</strong> Risiken eher gering. Die<br />

größte Einschränkung, <strong>den</strong>ke ich, dass m<strong>an</strong><br />

Geduld haben muss, <strong>den</strong>n das k<strong>an</strong>n d<strong>an</strong>n<br />

schon mal sechs Monate dauern, bis <strong>der</strong><br />

Erfolg eintritt. Auf <strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>en Seite ist es<br />

so, dass die Anbindung dieser kleinen<br />

Geräte <strong>an</strong> das Mittelohr im Prinzip sich auch<br />

mal lösen k<strong>an</strong>n. Da k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> d<strong>an</strong>n über<br />

einen kleineren Eingriff Abhilfe schaffen.<br />

Genau hier setzt die Kritik von Fachkollegen<br />

<strong>an</strong>: Sensor und Treiber wer<strong>den</strong> <strong>an</strong> die<br />

Gehörknöchelchen geklebt, was keine<br />

Lösung von Dauer sei.<br />

wer<strong>den</strong>. D<strong>an</strong>ach erfolgt ein Batteriewechsel<br />

in einer ambul<strong>an</strong>ten Operation in<br />

örtlicher Betäubung, ähnlich wie bei einem<br />

Herzschrittmacher.<br />

Die Hirsl<strong>an</strong><strong>den</strong> Klinik Birshof ist schweizweit<br />

führend im Bereich <strong>der</strong> impl<strong>an</strong>tierbaren<br />

Hörgeräte. Seit 2002 sind <strong>an</strong> <strong>der</strong><br />

Klinik bisher 49 „Soundbridge“ Impl<strong>an</strong>tationen<br />

und 84 knochenver<strong>an</strong>kerte Hörgeräte<br />

„BAHA“ eingesetzt wor<strong>den</strong>. „Mit<br />

dem Esteem“, so PD Dr. à Wengen, „haben<br />

wir nun eine neue Türe geöffnet. Erstmals<br />

k<strong>an</strong>n von <strong>aus</strong>sen nichts mehr gesehen<br />

wer<strong>den</strong>.“<br />

Nach seiner Forschungsentwicklung des<br />

ersten impl<strong>an</strong>tierbaren Hörgeräts „Soundbridge“<br />

<strong>an</strong> <strong>der</strong> St<strong>an</strong>ford University 1992 hat<br />

sich PD Dr. à Wengen 1998 auf diesem<br />

Gebiet habilitiert.<br />

Auch <strong>an</strong> <strong>der</strong> Hals-Nasen-Ohren Universitätsklinik<br />

Köln führen Mediziner ähnliche<br />

Operationen durch. Allerdings - so ihr<br />

Direktor Prof. Karl Bernd Hüttenbrink, wird<br />

dabei nur <strong>der</strong> Treiber impl<strong>an</strong>tiert, Mikrophon<br />

und Stromversorgung befestigen sie<br />

außen. Nachteil dieses Verfahrens: Die<br />

Geräte verschwin<strong>den</strong> nicht unter <strong>der</strong> Kopfhaut.<br />

Vorteil: das System ist erweiterbar.<br />

Auch bei Erkr<strong>an</strong>kungen wie einer chronischen<br />

Mittelohrentzündung führt es zu<br />

guten Ergebnissen, selbst wenn die Gehörknöchelchen<br />

irreversibel zerstört sind.<br />

Und <strong>der</strong> Riesenvorteil ist, wir machen im<br />

Mittelohr nichts kaputt, <strong>den</strong>n da haben wir<br />

ethische Probleme, jem<strong>an</strong>dem, <strong>der</strong> ein normales<br />

Mittelohr hat, normale Schalleitungen<br />

hat, so ein Gerät zu impl<strong>an</strong>tieren,<br />

ihm künstlich das Mittelohr kaputt zu<br />

machen, das heißt, wenn mal irgendwas<br />

passiert, m<strong>an</strong> muss sich nur vorstellen, die<br />

ersten Autos wie gut die liefen, m<strong>an</strong> weiß<br />

nicht, wie l<strong>an</strong>g die Geräte funktionieren,<br />

d<strong>an</strong>n ist dieser Patient, <strong>der</strong> ja vorher schon<br />

eine Innenohrschwerhörigkeit hat, dadurch<br />

dass er zusätzlich noch eine künstliche vom<br />

Arzt geschaffene Mittelohrschwerhörigkeit<br />

hat ist er praktisch taub. Der ist mit einem<br />

normalen Hörgerät fast nicht mehr zu versorgen.<br />

Und das tun wir nicht!<br />

Vollimpl<strong>an</strong>tierbares Hörgerät ESTEEM auch erfolgreich in <strong>der</strong><br />

Schweiz impl<strong>an</strong>tiert<br />

Die Fin<strong>an</strong>zierung <strong>der</strong> „Soundbridge“ und<br />

des „BAHA“ ist in <strong>der</strong> Schweiz durch die<br />

Kr<strong>an</strong>kenkassen und Sozialversicherungen<br />

gar<strong>an</strong>tiert, für das „Esteem“ allerdings<br />

noch nicht.<br />

11


Interview mit Prof. Dr. Steffen Maune<br />

Prof. Dr. Steffen Maune be<strong>an</strong>twortet die<br />

von <strong>der</strong> sonos Redaktion <strong>an</strong> ihn gestellten<br />

Fragen.<br />

sonos: Die HNO-Klinik Holweide <strong>der</strong> Kliniken<br />

<strong>der</strong> Stadt Köln GmbH bietet mit<br />

Ihnen als <strong>aus</strong>gewiesene Fachkapazität auf<br />

dem Gebiet HNO-Heilkunde europaweit<br />

als erstes Kr<strong>an</strong>kenh<strong>aus</strong> die Beh<strong>an</strong>dlung<br />

mit einem neuen in <strong>den</strong> <strong>USA</strong> entwickelten<br />

Hörimpl<strong>an</strong>tat <strong>an</strong>, so dass Menschen mit<br />

Altersschwerhörigkeit wie<strong>der</strong> natürlicher<br />

hören können. Können Sie die Vorgehensweise<br />

bei <strong>der</strong> Impl<strong>an</strong>tation kurz<br />

beschreiben?<br />

Maune: „Nach sehr umf<strong>an</strong>greicher audiologischer<br />

Diagnostik wird die Eignung des<br />

Patienten für das Esteem beurteilt. Bei<br />

einer positiven Gesamtbeurteilung k<strong>an</strong>n<br />

<strong>der</strong> Patientin o<strong>der</strong> dem Patienten das Hörsystem<br />

operativ impl<strong>an</strong>tiert wer<strong>den</strong>. Die<br />

eigentliche Operation k<strong>an</strong>n ich wie folgt<br />

umschreiben.“<br />

1. Hautschnitt hinter dem Ohr<br />

2. Mastoidektomie (Warzenfortsatz des<br />

Ohres wird <strong>aus</strong>gefräst)<br />

3. Posteriore Tymp<strong>an</strong>otomie (Eröffnung<br />

des Mittelohres von hinten)<br />

4. Erweiterung des Aditus ad <strong>an</strong>trum (Ausfräsen<br />

des Raumes um <strong>den</strong> Amboss<br />

herum)<br />

5. Schwingungs<strong>an</strong>alyse <strong>der</strong> Gehörknöchelchenkettte<br />

6. Abtragen eines kleinen Teils des l<strong>an</strong>gen<br />

Ambossschenkels<br />

7. Plazieren des Sensors und Treibers <strong>an</strong><br />

<strong>den</strong> Gehörknöchelchen<br />

8. Schaffen <strong>der</strong> Verbindungen mit Spezialzement<br />

9. Messung <strong>der</strong> Ankoppelungswerte<br />

10. Einpassen des Tr<strong>an</strong>sducers (Computer<br />

und Batterie) in <strong>den</strong> Knochen<br />

11. Anschliessen des Tr<strong>an</strong>sducers<br />

12. Systemkontrolle durch Messungen <strong>der</strong><br />

Verstärkungswerte<br />

13. Verschluss des Hautschnittes<br />

Welches sind die Vorteile gegenüber herkömmlichen<br />

Hörsystemen?<br />

„Die wesentlichsten Vorteile <strong>aus</strong> meiner<br />

Sicht sind:“<br />

• Kein künstliches Mikrophon notwendig<br />

• Komplett impl<strong>an</strong>tierbar<br />

• Seltene Batteriewechsel<br />

• Natürlicheres Hörgefühl möglich<br />

• u.v.m.<br />

Wie funktioniert das Impl<strong>an</strong>tat genau?<br />

Maune: „Der Schall gel<strong>an</strong>gt über natürlichen<br />

Weg durch <strong>den</strong> Gehörg<strong>an</strong>g zum Trommelfell,<br />

zum Hammer sowie zum Amboss.<br />

Dort wird <strong>der</strong> Schall abgegriffen und in<br />

Stromimpulse umgew<strong>an</strong>delt. Im Tr<strong>an</strong>sducer<br />

wer<strong>den</strong> die Impulse verstärkt und<br />

zum Treiber gesendet und <strong>an</strong>schliessend<br />

auf <strong>den</strong> Steigbügel übertragen.“<br />

Für welche PatientInnen ist die Operation<br />

bzw. die Impl<strong>an</strong>tation beson<strong>der</strong>s geeignet<br />

(Alter, Schwerhörigkeitsgrad etc.)?<br />

Maune: „Das neuartige Hörsystem ist für<br />

Patientinnen und Patienten geeignet,<br />

welche <strong>an</strong> einer Innenohrschwerhörigkeit<br />

mit einer Hörmin<strong>der</strong>ung, abhängig von <strong>den</strong><br />

Frequenzen zwischen ca. 30 - 80 Dezibel,<br />

lei<strong>den</strong>.“<br />

Eignet sich die neue Beh<strong>an</strong>dlungsform<br />

auch für jüngere Menschen bzw. für Menschen<br />

mit <strong>an</strong>geborener Schwerhörigkeit -<br />

allenfalls auch für Kin<strong>der</strong> - bzw. nach<br />

einem Hörsturz mit bleiben<strong>der</strong> Schwerhörigkeit?<br />

Maune: „Im Prinzip ja, hängt aber jeweils<br />

von <strong>den</strong> genauen individuellen Befun<strong>den</strong><br />

ab.“<br />

Wo liegen die Unterschiede des neuen<br />

Hörimpl<strong>an</strong>tates zum Cochlea Impl<strong>an</strong>t?<br />

Maune: „Das Cochlea Impl<strong>an</strong>tat (CI) funktioniert<br />

komplett <strong>an</strong><strong>der</strong>s. Bei einem CI wird<br />

<strong>der</strong> Hörnerv direkt mit elektrischen Reizen<br />

mittels einer Elektrode, welche direkt in <strong>der</strong><br />

Hörschnecke liegt, stimuliert.“<br />

Welche Narkoseform wird für die Impl<strong>an</strong>tation<br />

des neuen Hörsystems verwendet?<br />

Gibt es Patienten, die wegen <strong>an</strong><strong>der</strong>er<br />

Beschwer<strong>den</strong> nicht operiert wer<strong>den</strong><br />

können bzw. bei welchen Kr<strong>an</strong>kheiten und<br />

Beschwer<strong>den</strong> k<strong>an</strong>n die Operation nicht<br />

durchgeführt wer<strong>den</strong>?<br />

Maune: „Das Hörsystem wird unter Vollnarkose<br />

operativ eingesetzt. Ausser bei Patientinnen<br />

und Patienten, welche unter<br />

erhöhten Narkoserisiken lei<strong>den</strong>, gibt es<br />

eigentlich keine Einschränkungen.“<br />

Wie viele Menschen wur<strong>den</strong> weltweit<br />

bereits mit diesem neuen System versorgt?<br />

Maune: „Weltweit wur<strong>den</strong> bis heute ca. 90<br />

Patientinnen und Patienten mit dem neuen<br />

Hörsystem versorgt.“<br />

Gibt es beim neuen System auch Fälle, wo<br />

kein Erfolg eingetreten ist? Wenn ja wie<br />

viele und <strong>an</strong> was lag es?<br />

Maune: „Im Rahmen <strong>der</strong> klinischen Studien<br />

musste bis heute ein einziges System aufgrund<br />

von Abstossungsreaktionen expl<strong>an</strong>tiert<br />

wer<strong>den</strong>.“<br />

Seit w<strong>an</strong>n existiert diese neue Technik<br />

bzw. w<strong>an</strong>n wurde das neue Hörimpl<strong>an</strong>tat<br />

in <strong>den</strong> <strong>USA</strong> entwickelt?<br />

Maune: „Das neue Hörsystem wurde in <strong>den</strong><br />

letzten 10 Jahren in Minneapolis in <strong>den</strong><br />

U.S.A. entwickelt und hat im April 2006 die<br />

CE-Zulassung erhalten.“<br />

Mit wie vielen Beh<strong>an</strong>dlungen hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> Impl<strong>an</strong>tation des neuen Systems<br />

rechnen Sie in <strong>der</strong> Klinik Köln-Holweide<br />

pro Jahr?<br />

Maune: „Wir gehen davon <strong>aus</strong>, dass <strong>an</strong><br />

unserer Klinik jährlich ca. 200 bis 400 <strong>der</strong><br />

neuen Hörsyteme von Esteem impl<strong>an</strong>tiert<br />

wer<strong>den</strong>.“<br />

Sind Nebenwirkungen im Zusammenh<strong>an</strong>g<br />

mit <strong>der</strong> neuen Beh<strong>an</strong>dlungsform bek<strong>an</strong>nt?<br />

Maune: „Keine - <strong>aus</strong>ser <strong>den</strong> üblichen<br />

Risiken bei einer Operation.“<br />

Die Operation ist mit 20’000 Euro sehr teuer<br />

und wird nicht von <strong>den</strong> Kr<strong>an</strong>kenkassen<br />

bezahlt. Warum ist dies so bzw. w<strong>an</strong>n k<strong>an</strong>n<br />

damit gerechnet wer<strong>den</strong>, dass die Operation<br />

von <strong>den</strong> Kassen fin<strong>an</strong>ziert wird bzw.<br />

was muss geschehen, dass <strong>der</strong> Eingriff<br />

möglichst bald in <strong>den</strong> Pflichtleistungskatalog<br />

<strong>der</strong> Kassen aufgenommen wird?<br />

Maune: „Die Frage nach <strong>den</strong> Kosten muss<br />

etwas differenzierter <strong>an</strong>geschaut wer<strong>den</strong>.<br />

Die Kosten des operativen Eingriffes<br />

betragen nur 5’000 Euro und bewegen sich<br />

somit im normalen Rahmen. Das Impl<strong>an</strong>tat<br />

selbst kostet 19’260 Euro. Es ist <strong>den</strong>kbar,<br />

dass je nach <strong>den</strong> versicherten Leistungen<br />

die Operation von einem Privatversicherer<br />

übernommen wird. Allenfalls beteiligt sich<br />

die Versicherung auch <strong>an</strong>teilsmässig <strong>an</strong><br />

<strong>den</strong> Produktkosten. Da die Privatversicherungsverträge<br />

sehr individuell <strong>aus</strong>gestaltet<br />

sind, ist <strong>der</strong> jeweilige Kostenbeteiligungsbetrag<br />

vom Einzelfall abhängig. Die gesetzlichen<br />

Kr<strong>an</strong>kenkassen in Deutschl<strong>an</strong>d<br />

zahlen noch nicht für das Hörsystem<br />

Esteem. Es gibt aber neben <strong>den</strong> Kr<strong>an</strong>kenkassen<br />

auch Innungen und Genossenschaften,<br />

die allenfalls eine Kostenbeteiligung<br />

übernehmen. Wenn das Hörsystem<br />

berufsbedingt nötig ist, z.B. wenn ein(e)<br />

Arbeiter(in) in staubiger, schmutziger o<strong>der</strong>


feuchter Umgebung arbeitet, könnte es<br />

sein, dass Teile o<strong>der</strong> die gesamte Summe<br />

ersetzt wer<strong>den</strong>. Aber auch das hängt stark<br />

vom Einzelfall ab. Über einen Zeitraum von<br />

10 Jahren betrachtet ist das Esteem etwa<br />

150 Euro pro Monat teurer als normale Hörgeräte(Firmen<strong>an</strong>gabe).<br />

Diese wer<strong>den</strong> von<br />

<strong>den</strong> Kr<strong>an</strong>kenkassen auch nicht bezahlt,<br />

son<strong>der</strong>n nur mit etwa 300 Euro pro Seite<br />

bezuschusst. Mo<strong>der</strong>ne, digitale Hörgeräte<br />

können heute durch<strong>aus</strong> zwischen 3’000 bis<br />

5’000 Euro teuer sein. Dazu kommen Batterien<br />

und Ersatzteile. In <strong>der</strong> Regel wer<strong>den</strong><br />

heute die Hörgeräte aufgrund von Verschleiss<br />

etwa alle drei Jahre ersetzt. Nimmt<br />

m<strong>an</strong> nun noch die „Soft-Facts“ wie Lebensqualität,<br />

Hörqualität und die Wartungsfreiheit<br />

hinzu, so ist Esteem eher günstiger als<br />

die heute bek<strong>an</strong>nten Produkte. Im Übrigen<br />

k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> die Operation, die Produktkosten<br />

und alle damit zusammen hängen<strong>den</strong> Folgekosten,<br />

auch Reise- und Hotel-, o<strong>der</strong> Aufenthaltskosten<br />

sowie die Batteriewechsel<br />

und die Operationskosten dafür von <strong>den</strong><br />

Steuern absetzen. Da dieser Betrag von<br />

<strong>den</strong> jeweils individuellen steuerrechtlichen<br />

Situationen abhängt, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> hier aber<br />

keine verbindlichen Zahlen nennen.“<br />

Wird <strong>der</strong> Eingriff in <strong>den</strong> <strong>USA</strong> von <strong>den</strong><br />

Kassen bezahlt?<br />

Maune: „Auch in Amerika gilt, dass die<br />

Kosten für die Operation sowie die <strong>an</strong>teilige<br />

Produktkosten von <strong>den</strong> Privatversi-<br />

TARIFE 2007 II für Dolmetscheinsätze, gültig ab<br />

1.7.2007 BEARBEITUNGSGEBÜHREN (inkl. MWSt.)<br />

Bestellungen für Arbeitsplatz ohne IV-Verfügung (wenn Verfügung<br />

be<strong>an</strong>tragt gratis) Art. 74 IVG<br />

Fr. 20.- halber Tag (Dolmetscheinsatz bis zu 4 Stun<strong>den</strong>)<br />

Fr. 30.- g<strong>an</strong>zer Tag (Dolmetscheinsatz mehr als 4 Stun<strong>den</strong>)<br />

Bei Absagen ist die Bearbeitungsgebühr auch zu bezahlen.<br />

Gratis sind private Bestellungen von Hörgeschädigten für alle<br />

<strong>an</strong><strong>der</strong>en Einsätze in <strong>der</strong> Schweiz, wie zum Beispiel:<br />

• Medizinische Untersuchung<br />

• Schule (Elternabend), Adresse <strong>der</strong> Schule mitteilen, damit Procom<br />

Kosten <strong>der</strong> Schule in Rechnung stellen k<strong>an</strong>n<br />

• Vorsprechen auf Ämtern (Arbeitsamt, Steueramt, Sozialamt)<br />

Adresse des Amtes mitteilen, damit Procom <strong>den</strong> Ämtern Rechnung<br />

stellen k<strong>an</strong>n<br />

sonos-Mitglie<strong>der</strong>org<strong>an</strong>isationen, die private Träger haben<br />

Fr. 60.- halber Tag (Dolmetscheinsatz bis zu 4 Stun<strong>den</strong>)<br />

Fr. 120.- g<strong>an</strong>zer Tag (Dolmetscheinsatz mehr als 4 Stun<strong>den</strong>)<br />

Bei Absagen ist die Bearbeitungsgebühr auch zu bezahlen.<br />

KOSTEN (exkl. MWSt.) für Öffentliche Institutionen / Gericht /<br />

Polizei / TV / Kirchen / Sozialamt etc.<br />

Spesenp<strong>aus</strong>chale pro Einsatz Fr. 35.—<br />

Reise- und Wartezeit, pro Stunde Fr. 50.—<br />

Dolmetschzeit, pro Stunde Fr. 130.— (minimum 1 Std.)<br />

cherer übernommen wer<strong>den</strong> können. Der<br />

jeweilige Beteiligungsbetrag ist vom Einzelfall<br />

und vom Deckungsumf<strong>an</strong>g des Versicherungsvertrags<br />

abhängig.“<br />

Weil die Operation bzw. die Beh<strong>an</strong>dlung in<br />

Europa nicht von <strong>den</strong> Kassen übernommen<br />

wird, stellt sich hier g<strong>an</strong>z automatisch das<br />

Problem <strong>der</strong> sog. Zweiklassenmedizin.<br />

Was ist Ihre persönliche Meinung zu<br />

diesem Thema?<br />

Maune: „Es ist nicht so, dass das generell<br />

in Europa so ist. In Fr<strong>an</strong>kreich wer<strong>den</strong> die<br />

Kosten für die Operation von <strong>den</strong> Kassen<br />

bezahlt und in Italien wird das gesamte<br />

System übernommen. Die Frage <strong>der</strong> Zweiklassenmedizin<br />

passt irgendwie nicht so<br />

recht zu dieser Thematik. Diese neue Technologie<br />

muss noch von <strong>den</strong> Kr<strong>an</strong>kenkassen<br />

bewertet wer<strong>den</strong>, da bisl<strong>an</strong>g kaum Erfahrungen<br />

vorliegen. Diese Kosten<strong>an</strong>alyse mit<br />

vergleichbaren Hörhilfen wird wohl demnächst<br />

als Frage entstehen und be<strong>an</strong>twortet<br />

wer<strong>den</strong> müssen. Dabei wird d<strong>an</strong>n<br />

die klassische Hörgeräteversorgung<br />

einschliesslich aller Nebenkosten mit<br />

<strong>den</strong>en <strong>der</strong> optimalen Versorgung mit einem<br />

komplett impl<strong>an</strong>tierbaren Hörgerät zum<br />

Vergleich <strong>an</strong>stehen.“<br />

Gibt es im <strong>an</strong>grenzen<strong>den</strong> europäischen<br />

Ausl<strong>an</strong>d ebenfalls Bestrebungen <strong>an</strong> HNO-<br />

Kliniken diese neue Beh<strong>an</strong>dlungsform<br />

<strong>an</strong>zubieten?<br />

Maune: „Ja, die Firma Envoy eröffnet in<br />

Fr<strong>an</strong>kreich und in Italien Filialen. Für die<br />

Ausbildung <strong>der</strong> Ärzte ist das Envoy Center<br />

hier in Köln-Holweide mit zuständig.“<br />

Noch ein paar Fragen zu Ihrer Person: Seit<br />

w<strong>an</strong>n engagieren Sie sich persönlich als<br />

Spezialist für HNO? Was ist für Sie die<br />

grösste Her<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>ung in dieser Disziplin?<br />

Welche Risiken gibt es <strong>aus</strong> Ihrer<br />

Sicht für Menschen mit Hörbehin<strong>der</strong>ungen<br />

in <strong>der</strong> heutigen Zeit und welche Ch<strong>an</strong>cen<br />

erkennen Sie?<br />

Maune: „Ich bin seit 1992 HNO-Facharzt.<br />

Anspruchsvoll und her<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>nd finde<br />

ich die Vielseitigkeit des Faches und die<br />

hohe „Technologielastigkeit“ <strong>der</strong> Operations-Metho<strong>den</strong>.<br />

Die Risiken sehe ich, wie<br />

dies schon immer <strong>der</strong> Fall war, in <strong>der</strong><br />

Abhängigkeit vom Bedeutungsgrad <strong>der</strong><br />

ungestörten Kommunikation im privaten<br />

und beruflichen Umfeld. Die Ch<strong>an</strong>cen<br />

bestehen in <strong>der</strong> besseren Versorgungsmöglichkeit<br />

<strong>der</strong> hörgeschädigten Menschen<br />

durch vollimpl<strong>an</strong>tierbare Hörsysteme.“<br />

Sehr geehrter Herr Professor Maune im<br />

Namen <strong>der</strong> sonos-Redaktion d<strong>an</strong>ke ich<br />

Ihnen g<strong>an</strong>z herzlich für dieses Interview<br />

und ich wünsche Ihnen mit dem neuen Hörsystem<br />

viel Erfolg und viele zufrie<strong>den</strong>e und<br />

glückliche Patientinnen und Patienten.<br />

Roger Ruggli<br />

Bei Absagen, die später als 3 Werktage, jedoch 24 Std. vor einem<br />

Einsatz bei <strong>der</strong> Vermittlung eintreffen, wer<strong>den</strong> 75% <strong>der</strong> bestellten<br />

Dolmetschzeit verrechnet. Bei Absagen kürzer als 24 Std. vor einem<br />

Einsatz wird die volle bestellte Dolmetschzeit verrechnet (jedoch<br />

ohne Spesenp<strong>aus</strong>chale/Reise- und Wartezeit). Erscheint <strong>der</strong>/die Dolmetscher/in<br />

vor Ort, wird immer (auch bei Nichterscheinen des<br />

Kun<strong>den</strong>) die bestellte Dolmetschzeit und die Spesen verrechnet.<br />

für Einsätze im Ausl<strong>an</strong>d: dafür erstellen wir Ihnen gerne eine<br />

Offerte<br />

Für die Bearbeitungsgebühren o<strong>der</strong> für die Einsatzkosten erhalten<br />

Sie von <strong>der</strong> Procom eine Rechnung. Hat <strong>der</strong> Kunde eine IV-Verfügung<br />

(berufliche Massnahmen, Dienstleistungen Dritter), wird keine Bearbeitungsgebühr<br />

erhoben.<br />

Verschiebungen<br />

Verschiebt eine Kunde einen Einsatz in Absprache mit <strong>der</strong> Dolmetscherin<br />

(Vermittlung muss keine <strong>an</strong><strong>der</strong>e Dolmetscherin suchen) wird<br />

keine Bearbeitungsgebühr erhoben. Bei allen <strong>an</strong><strong>der</strong>en Verschiebungen<br />

gelten die gleichen Regeln wie bei Absagen.<br />

Nichterscheinen des Kun<strong>den</strong> bei Privatbestellungen gem. Art. 74<br />

IVG<br />

Erscheint ein Kunde nicht zum vereinbarten Termin, wird eine Bearbeitungsgebühr<br />

von Fr. 100.- erhoben. Ausnahme: <strong>der</strong> Kunde k<strong>an</strong>n<br />

eine schriftliche Bestätigung vorweisen, dass ihn keine Schuld trifft.<br />

Für Kun<strong>den</strong>, die <strong>aus</strong>stehende Rechnungen nicht bezahlen, wer<strong>den</strong><br />

keine Dolmetscher/innen mehr vermittelt.<br />

13


Der Präsi<strong>den</strong>t von Integration H<strong>an</strong>dicap,<br />

Nationalrat Marc F. Suter, eröffnet die 56.<br />

Delegiertenversammlung und begrüsst<br />

die zahlreich erschienenen Vertreterinnen<br />

und Vertreter <strong>der</strong> <strong>an</strong>geschlossenen Org<strong>an</strong>isationen,<br />

Institutionen und Verbände<br />

sowie die <strong>an</strong>wesen<strong>den</strong> Gäste g<strong>an</strong>z herzlich.<br />

Marc F. Suter meint einleitend: „Ich fühle<br />

mich sehr geehrt, dass ich die heutige<br />

Delegiertenversammlung bei <strong>der</strong> Schweizer<br />

Rückversicherungsgesellschaft Swiss<br />

Re durchführen darf. Die Swiss Re ist Sinnbild<br />

für Innovationsfreude, geistige Befähigung<br />

und Stärkung ihrer Mitarbeiten<strong>den</strong><br />

schlechthin. Für die Swiss Re ist es selbstverständlich,<br />

dass ihre Mitarbeiten<strong>den</strong> laufend<br />

<strong>aus</strong>- und weitergebildet wer<strong>den</strong>. Kommunikationsfähigkeit,<br />

Dialogbereitschaft<br />

und <strong>der</strong> kulturelle Aust<strong>aus</strong>ch im Netzwerk<br />

des globaltätigen Unternehmens sind zentral<br />

und bestimmend. Eigentlich all das,<br />

was wir uns für die benachteiligten Menschen<br />

in unserem L<strong>an</strong>d auch wünschten.“<br />

Marc F. Suter bed<strong>an</strong>kt sich bei <strong>den</strong> Ver<strong>an</strong>twortlichen<br />

von Swiss Re für das erhaltene Gastrecht<br />

herzlichst.<br />

Vor <strong>der</strong> Beh<strong>an</strong>dlung <strong>der</strong> statutarischen<br />

Geschäfte nimmt Marc F. Suter die am 17.<br />

Juni 2007 stattgefun<strong>den</strong>e Abstimmung<br />

über die 5. Revision des Invali<strong>den</strong>versicherungsgesetzes<br />

staatsmännisch und zeitkritisch<br />

unter die Lupe. „Mit dieser Volksabstimmung,<br />

welche mit einem fast 60%igen<br />

Ja-Anteil <strong>an</strong>genommen wor<strong>den</strong> ist, wurde<br />

im Vorfeld über ein Thema l<strong>an</strong>desweit dis-<br />

56. Delegiertenversammlung<br />

von Integration H<strong>an</strong>dicap<br />

vom 26. Juni 2007<br />

kutiert, das sonst eigentlich keine Reson<strong>an</strong>z<br />

gefun<strong>den</strong> hätte. Das Führen von sachbezogenen<br />

Streitgesprächen finde ich gut.<br />

Das ist in Ordnung, und ich empfinde dies<br />

als Zeichen <strong>der</strong> Maturität. In diesem<br />

Abstimmungskampf habe ich <strong>den</strong> Eindruck<br />

gewonnen, dass die Behin<strong>der</strong>ten in<br />

unserem L<strong>an</strong>d erwachsener gewor<strong>den</strong> sind.<br />

Ich wünsche <strong>der</strong> Invali<strong>den</strong>versicherung viel<br />

Glück, dass sie die neue Ausrichtung<br />

erfolgreich umsetzen k<strong>an</strong>n. Sicher ist aber,<br />

dass es dafür eine Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Mentalität<br />

bei <strong>den</strong> Ver<strong>an</strong>twortlichen zwingend<br />

braucht.“<br />

Tätigkeitsbericht 2006<br />

Wahrscheinlich haben we<strong>der</strong> Marc F. Suter<br />

noch Thomas Bickel, Zentralsekretär von<br />

Integration H<strong>an</strong>dicap, im Vorfeld <strong>der</strong> 56.<br />

Delegiertenversammlung damit gerechnet,<br />

dass die bei<strong>den</strong> trakt<strong>an</strong>dierten Geschäfte,<br />

Tätigkeitsbericht 2006 und Verschie<strong>den</strong>es,<br />

Auslöser für <strong>aus</strong>giebige Wortmeldungen<br />

seitens <strong>der</strong> Delegierten wer<strong>den</strong>.<br />

Einzelne <strong>an</strong>wesende Delegierte thematisierten<br />

das gewählte Vorgehen von Integration<br />

H<strong>an</strong>dicap das Referendum zur 5. IVG-<br />

Revision nicht offiziell zu unterstützen und<br />

eine diesbezügliche klare Position bei <strong>der</strong><br />

Dachorg<strong>an</strong>isationenkonferenz DOK engagiert<br />

einzubringen.<br />

Marc F. Suter macht die Anwesen<strong>den</strong><br />

darauf aufmerksam, dass die Dachorg<strong>an</strong>isationenkonferenz<br />

DOK ein lockerer<br />

Zusammenschluss von verschie<strong>den</strong>en<br />

Org<strong>an</strong>isationen sei. Die Zusammenarbeit in<br />

<strong>der</strong> DOK sei nicht Gegenst<strong>an</strong>d <strong>der</strong> heutigen<br />

Versammlung.<br />

Er führt <strong>aus</strong>: „Integration H<strong>an</strong>dicap ist ein<br />

Dachverb<strong>an</strong>d, <strong>der</strong> aber eben nicht vergleichbar<br />

ist mit dem Arbeitgeberverb<strong>an</strong>d.<br />

Sehr geschätzt wird aber <strong>der</strong> sachliche<br />

Imput unsererseits, vor allem bei <strong>der</strong><br />

gesetzgeberischen Arbeit.“<br />

Die seit Juli 2006 in Kraft getretenen neuen<br />

Verfahrensbestimmungen in <strong>der</strong> Invali<strong>den</strong>versicherung<br />

geben Anlass zur Sorge und<br />

<strong>der</strong>en Auswirkungen müssen <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d erster<br />

konkreter Erfahrungen genau im Auge<br />

behalten wer<strong>den</strong>. Aus Sicht <strong>der</strong> Betroffenen<br />

wird sich zeigen, wie die fragwürdigen<br />

Än<strong>der</strong>ungen des IV-Verfahrens (Wie<strong>der</strong>einführung<br />

des Vorbescheidsverfahrens, Einführung<br />

von Gerichtskosten in k<strong>an</strong>tonalen<br />

Verfahren sowie die Einschränkung <strong>der</strong><br />

Überprüfungsbefugnis des Bundesgerichts)<br />

in <strong>der</strong> Realität <strong>aus</strong>wirken.<br />

Marc F. Suter gibt zu be<strong>den</strong>ken: „Das Arztgeheimnis<br />

muss unter allen Umstän<strong>den</strong><br />

gewahrt bleiben und darf nicht mit laschen<br />

org<strong>an</strong>isatorischen Abläufen untergraben<br />

und <strong>aus</strong>gehöhlt wer<strong>den</strong>. Die festgestellte<br />

zunehmende Sorglosigkeit mit dem<br />

lockeren Umg<strong>an</strong>g von Akten, Berichten<br />

o<strong>der</strong> Unterlagen muss bekämpft wer<strong>den</strong>.<br />

Zudem muss zur Kenntnis genommen<br />

wer<strong>den</strong>, dass die Gesuche um unentgeltliche<br />

Prozessführung stark zugenommen<br />

haben. Heute wer<strong>den</strong> Ermessenentscheide<br />

gefällt, die nicht mehr bis <strong>an</strong>s Bundesge


icht weitergezogen wer<strong>den</strong>. Eine sachliche<br />

Überprüfung durch das Bundesgericht<br />

k<strong>an</strong>n so natürlich nicht mehr stattfin<strong>den</strong>.“<br />

Der <strong>an</strong>wesende Bundesrichter Meier meint<br />

darauf <strong>an</strong>gesprochen: „In <strong>der</strong> Tat bringen<br />

die neuen Verfahrensbestimmungen eine<br />

grosse Verän<strong>der</strong>ung mit sich. Früher wurde<br />

auf Stufe des Bundesgerichtes ein Fall<br />

abschliessend nochmals von A bis Z überprüft.<br />

Jetzt ist damit Schluss. Aufgrund <strong>der</strong><br />

verän<strong>der</strong>ten Situation müssen die K<strong>an</strong>tonalgerichte<br />

mittelfristig personell <strong>aus</strong>gebaut<br />

wer<strong>den</strong>. Das Bundesgericht hat nur<br />

noch Kontrollaufgaben und die K<strong>an</strong>tonalgerichte<br />

müssen sich im Rahmen <strong>der</strong> Mitwirkungspflicht<br />

aktiv verhalten.“<br />

Der Tätigkeitsbericht 2006 wird schlussendlich<br />

gleichwohl noch problemlos verabschiedet.<br />

Jahresrechnung und Revisionsbericht<br />

2006<br />

Die Jahresrechnung 2006 wurde zum ersten<br />

Mal durch die neue gewählte Revisionsstelle<br />

<strong>der</strong> BDO Visura geprüft. Andreas<br />

Blattm<strong>an</strong>n von <strong>der</strong> BDO Visura erklärt, dass<br />

die Fachempfehlungen zur Rechnungslegung<br />

<strong>der</strong> Swiss GAAP FER 21 und die Vorschriften<br />

<strong>der</strong> ZEWO sowie die Bestimmungen<br />

<strong>der</strong> Statuten berücksichtigt und<br />

vollumfänglich eingehalten wur<strong>den</strong>. Die<br />

<strong>an</strong>wesen<strong>den</strong> Delegierten genehmigen auf<br />

Empfehlung <strong>der</strong> Revisionsstelle die Jahresrechnung<br />

2006 einstimmig.<br />

Ergänzungswahlen in <strong>den</strong><br />

Zentralvorst<strong>an</strong>d<br />

Marc F. Suter würdigt in Anerkennung die<br />

Beiträge in <strong>den</strong> verg<strong>an</strong>gen Jahren <strong>der</strong><br />

zurücktreten<strong>den</strong> Mitglie<strong>der</strong> des Zentralvorst<strong>an</strong>des<br />

und bed<strong>an</strong>kt sich bei ihnen für das<br />

sehr geschätzte und wertvolle erbrachte<br />

Engagement.<br />

Rücktritte:<br />

•Dr. med. Mark Mä<strong>der</strong>, Chefarzt REHAB,<br />

Basel<br />

• Claudia Babst, Zentralsekretärin insieme<br />

Schweiz, Bern<br />

• Prof. Dr. Evi Graf, Zentralsekretärin Vereinigung<br />

Cerebral, Solothurn<br />

•Felix Schneuwly, Zentralsekretär SBV,<br />

Bern<br />

• NR Stéph<strong>an</strong>e Rossini, Haute-Nendaz<br />

Einstimmig und mit grossem Appl<strong>aus</strong><br />

wer<strong>den</strong> die vorgeschlagenen neuen Mit-<br />

glie<strong>der</strong> durch die Delegiertenversammlung<br />

in <strong>den</strong> Zentralvorst<strong>an</strong>d gewählt. Marc F.<br />

Suter heisst die neuen Vorst<strong>an</strong>dsmitglie<strong>der</strong><br />

g<strong>an</strong>z herzlich willkommen.<br />

Die neu gewählten Zentralvorst<strong>an</strong>dsmitglie<strong>der</strong>:<br />

• Dr. med. H<strong>an</strong>s-Peter Rentsch, Chefarzt<br />

Rehabilitation, K<strong>an</strong>tonsspital Luzern<br />

•Christa Schönbächler, Juristin, Co-<br />

Geschäftsführerin insieme Schweiz, Bern<br />

•D<strong>an</strong>iel Hadorn, Fürsprecher, Schweiz.<br />

Gehörlosenbund SGB, Zürich<br />

D<strong>an</strong>iel Hadorn bed<strong>an</strong>kt sich bei <strong>den</strong> Delegierten<br />

für die Wahl und das somit zum<br />

Ausdruck gebrachtes Vertrauen in ihn. Als<br />

Gehörloser werde er sich dafür stark<br />

machen und sich dafür engagieren, dass<br />

die gehörlosen und hörbehin<strong>der</strong>ten Menschen<br />

in unserer Gesellschaft besser wahrgenommen<br />

wer<strong>den</strong> und <strong>der</strong>en Anliegen einbringen<br />

und vertreten.<br />

Verschie<strong>den</strong>es<br />

Viel zu diskutieren gibt zum Schluss <strong>der</strong><br />

Versammlung die vorbereitete und vorgängig<br />

zur heutigen Versammlung zur Verfügung<br />

gestellte Resolution zur Umsetzung<br />

<strong>der</strong> 5. IVG-Revision.<br />

Marc F. Suter erklärt: „Ich <strong>den</strong>ke, es ist<br />

nicht klug, sich mit spitzen Formulierungen<br />

auf <strong>den</strong> pädagogischen Balkon zu<br />

begeben. Mit <strong>der</strong> Resolution soll erreicht<br />

wer<strong>den</strong>, was wir als Dachverb<strong>an</strong>d von<br />

Betroffenen wollen. Nämlich, dass die im<br />

Vorfeld zur Abstimmung gemachten Aussagen<br />

und Versprechungen seitens <strong>der</strong><br />

politischen Parteien und dem Bundesparlament,<br />

<strong>der</strong> Org<strong>an</strong>e <strong>der</strong> Invali<strong>den</strong>versicherung<br />

sowie <strong>der</strong> Arbeitgeber bzw. <strong>der</strong>en Verbän<strong>den</strong><br />

effektiv umgesetzt wer<strong>den</strong>. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

for<strong>der</strong>n wir von <strong>der</strong> Politik, dass<br />

die dringend nötige IV-Fin<strong>an</strong>zierung umgehend<br />

<strong>an</strong> die H<strong>an</strong>d genommen und nicht von<br />

weiteren Bedingungen abhängig gemacht<br />

wird.“<br />

Mit einigen geän<strong>der</strong>ten und ergänzen<strong>den</strong><br />

Formulierungen verabschiedet die Delegiertenversammlung<br />

die Resolution<br />

schlussendlich einstimmig und erklärt sich<br />

mit <strong>der</strong>en Veröffentlichung in <strong>der</strong> Presse<br />

einverst<strong>an</strong><strong>den</strong>.<br />

Erfolgsversprechende Umsetzung<br />

<strong>der</strong> beruflichen Integration<br />

Marc F. Suter freut sich, dass nach <strong>den</strong> statuarischen<br />

Geschäften noch zwei Fachreferate<br />

zum Thema <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> beruflichen<br />

Integration vorgetragen wer<strong>den</strong>. Er<br />

begrüsst Frau Helena Trachsel von <strong>der</strong><br />

Swiss Re und <strong>den</strong> Vize-Präsi<strong>den</strong>ten vom<br />

Schweizerischen Arbeitgeberverb<strong>an</strong>d, Herr<br />

Dr. H<strong>an</strong>s-Rudolf Schuppisser.<br />

Helena Trachsel - Das „Diversity<br />

M<strong>an</strong>agement“ <strong>der</strong> Swiss Re<br />

In ihrem sehr interess<strong>an</strong>ten Referat stellt<br />

Helena Trachsel das Diversity M<strong>an</strong>agement<br />

Modell <strong>der</strong> Swiss Re vor. Das Diversity-<br />

Team <strong>der</strong> Swiss Re befasst ich mit <strong>den</strong><br />

Fähigkeiten von Mitarbeiten<strong>den</strong> mit einer<br />

Leistungsbeeinträchtigung, dem Generationenmix,<br />

<strong>der</strong> sexuellen Orientierung, dem<br />

Gen<strong>der</strong>-Aspekt, <strong>der</strong> Vielfalt von Kulturen,<br />

Sprachen, Rassen und ethnischer<br />

Zugehörigkeit im Unternehmen.<br />

Helena Trachsel weist darauf hin, dass<br />

Diversity sowohl auf <strong>der</strong> strategischen<br />

Geschäftsebene wie auch im operativen<br />

Geschäft und im HR-Bereich selbst als<br />

starkes und zentrales Fundament im globaltätigen<br />

Unternehmen fest ver<strong>an</strong>kert und<br />

zu einem wichtigen Erfolgsfaktor gewor<strong>den</strong><br />

sei. Für die erfolgreiche Unternehmensführung<br />

sei es besser, im Wissen dass die<br />

Welt immer vielfältiger werde, unterschiedliche<br />

Ideen und Sichtweisen mit einzubeziehen.<br />

Ein breit gefächerter Ansatz bringe<br />

bessere Ideen und Geschäftsergebnisse.<br />

Das bei <strong>der</strong> Swiss Re eingeführte M<strong>an</strong>age-<br />

15


mentmodell werde von <strong>den</strong> Vorgesetzten<br />

und von <strong>den</strong> betroffenen Mitarbeiten<strong>den</strong><br />

<strong>aus</strong> folgen<strong>den</strong> Grün<strong>den</strong> geschätzt:<br />

•es erlaube HR und dem M<strong>an</strong>agement<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen einzustellen<br />

und so l<strong>an</strong>ge wie möglich in <strong>den</strong><br />

Arbeitsprozessen einzubin<strong>den</strong><br />

•Stabilisierung und/o<strong>der</strong> Verbesserung<br />

<strong>der</strong> individuellen Lage<br />

• Prävention von Destabilisierung<br />

• Verhin<strong>der</strong>ung von Invalidisierung<br />

• Überg<strong>an</strong>gsfrist erlaube faire, nachhaltige<br />

Lösung, könne auch die Verlängerung <strong>der</strong><br />

Kündigungsfrist bedeuten, <strong>an</strong> <strong>der</strong>en Ende<br />

<strong>der</strong> Austritt steht<br />

Diversity wi<strong>der</strong>spiegle sich auch in <strong>der</strong> Corporate<br />

Philosophy und im Group Code of<br />

Conduct von Swiss Re.<br />

H<strong>an</strong>s-Rudolf Schuppisser -<br />

Unterstützung von Arbeitgebern<br />

durch <strong>den</strong> Verb<strong>an</strong>d<br />

In seinem Referat erklärt H<strong>an</strong>s-Rudolf<br />

Schuppisser einleitend, dass es vor 10 - 15<br />

Jahren eigentliche keine Integrationsprobleme<br />

gegeben habe. Die aktuelle Situation<br />

präsentiere sich indes völlig <strong>an</strong><strong>der</strong>s. Er<br />

legt dar: „Heute, auch mit <strong>der</strong> Annahme <strong>der</strong><br />

5. IVG-Revison haben wir aber gegenüber<br />

früher, viel die besseren Mittel die uns zur<br />

Verfügung stehen, um mit <strong>den</strong> verän<strong>der</strong>ten<br />

Bedingungen umzugehen. Es muss nun<br />

versucht wer<strong>den</strong> eine Brücke zu <strong>den</strong> behin<strong>der</strong>ten<br />

Menschen zu bauen, damit die<br />

berufliche Integration trotz H<strong>an</strong>dicap<br />

erfolgreich ermöglicht wer<strong>den</strong> k<strong>an</strong>n.“<br />

Damit dies aber erreicht wer<strong>den</strong> k<strong>an</strong>n,<br />

betont H<strong>an</strong>s-Rudolf Schuppisser,<br />

bräuchten die Arbeitgeber gemäss Erhebungen<br />

<strong>aus</strong> Umfragen Unterstützung. Er<br />

sagt: „In <strong>der</strong> Schweiz sind ca. 90% aller<br />

Arbeitgeber Betriebe die weniger als 25<br />

Mitarbeitende beschäftigen. Gerade in<br />

diesen Mittleren- und Kleinbetrieben ist es<br />

oftmals Realität, dass die Beschäftigten<br />

selbst, für <strong>den</strong> Umg<strong>an</strong>g unterein<strong>an</strong><strong>der</strong> ver<strong>an</strong>twortlich<br />

und mitbestimmend sind.<br />

Als Verb<strong>an</strong>d können wir <strong>den</strong> Arbeitgebern<br />

keine Befehle erteilen. Unsere Aufgabe ist<br />

es zu sensibilisieren und umfassend zu<br />

informieren. Was wir nicht können, sind<br />

Anstellungen vermitteln.“<br />

H<strong>an</strong>s-Rudolf Schuppisser ist sich aber<br />

sicher, dass in Bezug auf die berufliche<br />

Integration von behin<strong>der</strong>ten Menschen<br />

mehr möglich wäre.<br />

Als wichtige Integrationsvorteile für die<br />

Arbeitgeber nebst <strong>der</strong> Arbeitsplatzerhaltung<br />

bezeichnet H<strong>an</strong>s-Rudolf Schuppisser:<br />

•keine zusätzlichen Personalrekrutierungskosten<br />

• kein Know-how-Verlust<br />

• positive Auswirkungen auf das interne<br />

Betriebsklima (Loyalität, Leistungsbereitschaft)<br />

• generelle Imagepflege<br />

Diese positiven Aspekte helfen sicher mit,<br />

die vorh<strong>an</strong><strong>den</strong>en Ängste <strong>der</strong> Arbeitgeberseite<br />

sukzessive abzubauen:<br />

• Mehraufw<strong>an</strong>d durch Betreuung<br />

• Unsicherheit bezüglich Leistungsfähigkeit<br />

• Fehlende externe Unterstützung und<br />

Betreuung<br />

• Komplikation mit <strong>der</strong> IV und <strong>den</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>en<br />

Sozialversicherungen<br />

• Mehrprämien<br />

• Angst vor Verletzung <strong>der</strong> Privatsphäre<br />

H<strong>an</strong>s-Rudolf Schuppisser ist aber davon<br />

überzeugt, dass die Arbeitgeber mitziehen<br />

wer<strong>den</strong> und vermehrt Möglichkeiten zur<br />

beruflichen Integration schaffen und zur<br />

Verfügung stellen wer<strong>den</strong>.<br />

Marc F. Suter schliesst nach <strong>den</strong> bei<strong>den</strong><br />

Referaten die 56. Delegiertenversammlung<br />

offiziell und bed<strong>an</strong>kt sich bei allen Anwesen<strong>den</strong><br />

für <strong>den</strong> guten und konstruktiven<br />

Versammlungsverlauf. Beim <strong>an</strong>schliessen<strong>den</strong><br />

Apéro wird in gemütlicher Atmosphäre<br />

unterein<strong>an</strong><strong>der</strong> noch <strong>aus</strong>giebig diskutiert<br />

und „fachgesimpelt“<br />

[rr]<br />

Die Stimmbürger/innen haben am 17. Juni<br />

<strong>der</strong> 5. IVG-Revision zugestimmt. Im Hinblick<br />

auf die Umsetzung <strong>der</strong> Revisionsvorlage<br />

am 1.1.2008 verabschie<strong>den</strong> die <strong>an</strong> <strong>der</strong><br />

Delegiertenversammlung <strong>an</strong>wesen<strong>den</strong> Mitglie<strong>der</strong><br />

von Integration H<strong>an</strong>dicap folgende<br />

R E S O L U T I O N<br />

An die politischen Parteien und das Parlament<br />

Integration H<strong>an</strong>dicap erwartet, dass das<br />

Parlament die für die S<strong>an</strong>ierung <strong>der</strong> IV-<br />

Fin<strong>an</strong>zen unabdingbare Zusatzfin<strong>an</strong>zierung<br />

unverzüglich <strong>an</strong> die H<strong>an</strong>d nimmt und<br />

umgehend einen Beschluss für <strong>aus</strong>reichende<br />

Mehreinnahmen fällt. Wahlpolitische<br />

Überlegungen sind zurückzustellen;<br />

dafür ist die Sicherung dieses für Menschen<br />

mit Behin<strong>der</strong>ung wichtigen Sozialwerkes<br />

zu dringlich.<br />

An die Org<strong>an</strong>e <strong>der</strong> Invali<strong>den</strong>versicherung<br />

Integration H<strong>an</strong>dicap erwartet, dass die IV-<br />

Stellen mit qualifiziertem Personal, wozu<br />

auch behin<strong>der</strong>te Mitarbeitende gehören<br />

sollen, sowohl bei <strong>den</strong> Versicherten als<br />

auch bei <strong>den</strong> Arbeitgebern raschmöglichst<br />

Vertrauen in ihre Kompetenz schaffen. Im<br />

Einzelfall muss schnell, unbürokratisch<br />

und flexibel <strong>den</strong> unterschiedlichen Situationen<br />

Rechnung getragen und gemeinsam<br />

mit <strong>den</strong> Betroffenen nach praktikabeln<br />

Lösungen gesucht wer<strong>den</strong>. Auf die Anwendung/<br />

Androhung von gesetzlich neu vorgesehenen<br />

S<strong>an</strong>ktionen ist nur in Ausnahmefällen<br />

zurückzugreifen, weil diese <strong>den</strong><br />

Einglie<strong>der</strong>ungsprozess in <strong>der</strong> Regel behin<strong>der</strong>n<br />

und nicht för<strong>der</strong>n.<br />

An die Arbeitgeber und <strong>der</strong>en Verbände<br />

Integration H<strong>an</strong>dicap erwartet, dass die<br />

Wirtschaftsverbände die Org<strong>an</strong>e <strong>der</strong> IV bei<br />

<strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> 5. IVG-Revision aktiv<br />

unterstützen, indem sie auch nach <strong>der</strong><br />

Abstimmung die Unternehmungen zur Weiterbeschäftigung<br />

o<strong>der</strong> Anstellung von Personen<br />

mit gesundheitlich bedingter Einschränkung<br />

auffor<strong>der</strong>n und motivieren.<br />

Von <strong>den</strong> Arbeitgebern wird erwartet, dass<br />

sie alle zumutbaren Möglichkeiten zur<br />

Beschäftigung leistungsbeeinträchtigter<br />

Menschen ergreifen und dabei die Unterstützungs<strong>an</strong>gebote<br />

<strong>der</strong> IV <strong>aus</strong>schöpfen. Es<br />

soll erreicht wer<strong>den</strong>, dass 5'000 Mitarbeitende<br />

mit gesundheitlichen Problemen im<br />

Arbeitsprozess gehalten wer<strong>den</strong> können.<br />

Zürich, 26. Juni 2007


20-Jahrjubiläum audiopädagogischer<br />

Dienst am Zentrum für<br />

Gehör und Sprache<br />

Die Audiopädagogischen Dienste sind<br />

„junge Jubilare“, eingebettet in eine altehrwürdige<br />

Institution, die 1810 als Blin<strong>den</strong><strong>an</strong>stalt<br />

eröffnet wurde, d.h. in drei Jahren auf<br />

eine zweihun<strong>der</strong>tjährige Geschichte zurückblicken<br />

k<strong>an</strong>n. In diesen 200 Jahren hat die<br />

technische Entwicklung die Welt stark verän<strong>der</strong>t,<br />

insbeson<strong>der</strong>e in Bezug auf die Kommunikationsmittel<br />

und die Mobilität. Viele Jahre<br />

hatte diese Entwicklung aber wenig Einfluss<br />

auf das Einzelschicksal <strong>der</strong> Gehörlosen o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> „Taubstummen“, wie sie früher gen<strong>an</strong>nt<br />

wur<strong>den</strong>. Sie besuchten die Anstalt bzw. die<br />

Son<strong>der</strong><strong>schule</strong>, mühsam erlernten sie die<br />

Lautsprache, gehörlose Kin<strong>der</strong> gemeinsam<br />

mit hören<strong>den</strong> zu unterrichten schien ein Ding<br />

<strong>der</strong> Unmöglichkeit.<br />

Nun hat die ras<strong>an</strong>te medizinisch-technische<br />

Entwicklung <strong>der</strong> letzten 20 Jahre die Gehörlosenbildung<br />

völlig auf <strong>den</strong> Kopf gestellt. Digitalisierte<br />

Hörgeräte vermögen auch kleine<br />

Hörreste zu verstärken, gehörlose Kleinkin<strong>der</strong><br />

wer<strong>den</strong> mit Cochlea-Impl<strong>an</strong>taten versorgt<br />

und entwickeln mit <strong>der</strong> Unterstützung<br />

<strong>der</strong> audiopädagogischen Früherziehung<br />

<strong>an</strong>nähernd altersadäquate Sprachformen.<br />

Kin<strong>der</strong>, die noch vor 20 Jahren die Gehörlosen<strong>schule</strong><br />

besucht hätten, wer<strong>den</strong> heute in<br />

Regelklassen o<strong>der</strong> in kleinen Klassen von Privat<strong>schule</strong>n,<br />

also zusammen mit hören<strong>den</strong><br />

Kin<strong>der</strong>n unterrichtet. Heute besuchen im<br />

K<strong>an</strong>ton Zürich über 300 hörbeeinträchtigte<br />

Kin<strong>der</strong> <strong>den</strong> Kin<strong>der</strong>garten o<strong>der</strong> die Volks<strong>schule</strong><br />

<strong>an</strong> ihrem Wohnort. Im gemeinsamen Unterricht<br />

mit hören<strong>den</strong> Kin<strong>der</strong>n wird ihnen Bildung<br />

und Erziehung vermittelt sowie ihre<br />

soziale Integration unterstützt und geför<strong>der</strong>t.<br />

Die medizinisch-technische Entwicklung<br />

einerseits und die gesellschafts- und bildungspolitische<br />

For<strong>der</strong>ung nach schulischer<br />

Integration <strong>an</strong><strong>der</strong>seits haben diesen Prozess<br />

zusätzlich beschleunigt Von <strong>den</strong> hören<strong>den</strong><br />

Eltern mit hörbeeinträchtigten Kin<strong>der</strong>n wird<br />

dieser Prozess sehr begrüsst. Schwieriger ist<br />

das aber für gehörlose Eltern. Mit grossem<br />

Einsatz haben sie in <strong>den</strong> letzten Jahren für die<br />

Gebär<strong>den</strong>sprache und ihre eigene Kultur<br />

gekämpft. Kaum haben sie die gebührende<br />

Anerkennung gefun<strong>den</strong>, müssen sie sich nun<br />

entschei<strong>den</strong>, ob sie ihre gehörlosen Kin<strong>der</strong><br />

mit Cochlea-Impl<strong>an</strong>taten versorgen sollen.<br />

Dies ist keine einfache Situation.<br />

Am lauen Sommerabend des 28. Juni 2007 feiern die<br />

Audiopädagogischen Dienste Zürich ihr 20-Jahrjubiläum.<br />

Bei fröhlichen Klängen des als Drehorgelm<strong>an</strong>n engagierten<br />

Walter Bucher findet vor dem offiziellen Teil ein<br />

Apéro im idyllischen Garten des Zentrums für Gehör und<br />

Sprache in Zürich-Wollishofen statt.<br />

Die zahlreich erschienenen<br />

Gäste nutzen die Zeit, um sich<br />

unterein<strong>an</strong><strong>der</strong> <strong>aus</strong>zut<strong>aus</strong>chen.<br />

Der Direktor des<br />

Zentrums für Gehör<br />

und Sprache im<br />

<strong>an</strong>geregten<br />

Gespräch<br />

Herr Kägi von <strong>der</strong> Bildungsdirektion überbringt<br />

im offiziellen Teil <strong>der</strong> Fest<strong>an</strong>sprachen seine<br />

Grussbotschaft und die Glückwünsche zum<br />

Jubiläum von Regierungsrätin Regine Aeppli. Er<br />

streicht die Wirksamkeit <strong>der</strong> täglichen pädagogischen<br />

Arbeit her<strong>aus</strong> und macht Ausführungen<br />

zum Begriff <strong>der</strong> Affinität (lat. Schwägerschaft).<br />

Am Schluss überreicht er <strong>den</strong> drei LeiterInnen<br />

<strong>der</strong> Audiopädagogischen Dienste, Ursula<br />

Blaser, Dorina Inauen und Walter Bucher, je drei<br />

Weinflaschen mit sog. guter Affinität.<br />

17


Anschliessend macht J<strong>an</strong> Keller, Direktor<br />

für Gehör und Sprache, Ausführungen zum<br />

Spielen bzw. zum „Leiterlispiel“, das Sinnbild<br />

und Motto im Zusammenh<strong>an</strong>g mit <strong>den</strong><br />

Entwicklungen, d.h. <strong>der</strong> „Aufs“ und „Abs“,<br />

bei <strong>der</strong> audiopädagogischen Beratung verkörpert.<br />

Wichtig bei <strong>der</strong> audiopädagogischen<br />

Arbeit ist, dass ein Umfeld für das<br />

Kind besteht, wo es gerne spielt. J<strong>an</strong> Keller<br />

weist darauf hin, dass <strong>der</strong> audiopädagogische<br />

Dienst auf relativ beschei<strong>den</strong>em<br />

Niveau in <strong>den</strong> 80er Jahren begonnen habe<br />

und d<strong>an</strong>n in <strong>den</strong> 90er Jahren massiv <strong>aus</strong>gebaut<br />

wor<strong>den</strong> sei. René Müller sei <strong>der</strong> erste<br />

Leiter <strong>der</strong> Stelle gewesen und habe sehr<br />

viel Entwicklungsarbeit geleistet. J<strong>an</strong> Keller<br />

spricht ihm seinen g<strong>an</strong>z speziellen D<strong>an</strong>k<br />

<strong>aus</strong>.<br />

Nachfolgend hält Prof. Peter Lienhardt sein<br />

Impulsreferat zum Jubiläum. Er nimmt<br />

Bezug auf die l<strong>an</strong>ge Tradition <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung<br />

von Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen mit<br />

einer Hörschädigung. In <strong>der</strong> Geschichte<br />

habe es auch immer wie<strong>der</strong> Kämpfe und<br />

Uneinigkeit über die beste Art <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung<br />

gegeben. Zwei wichtige Persönlichkeiten<br />

<strong>aus</strong> dem 18. Jahrhun<strong>der</strong>t, Abée de<br />

l’Epée (Vertreter <strong>der</strong> Gebär<strong>den</strong>sprache)<br />

und Samuel Heinicke (Vertreter <strong>der</strong> Laut-<br />

sprache), hatten gegensätzliche Ansichten.<br />

Peter Lienhardt weist darauf hin, dass bei<br />

stärkeren Hörschädigungen ein sehr wichtiger<br />

K<strong>an</strong>al <strong>der</strong> menschlichen Kommunikation<br />

beeinträchtigt sei. Gerade deshalb sei<br />

die gute För<strong>der</strong>ung enorm wichtig und auch<br />

<strong>an</strong>spruchsvoll. Die Fachwelt habe sich<br />

immer um „die bessere Methode“<br />

gestritten. Die beste Methode für alle gebe<br />

es indes nicht. Jedes Kind sei verschie<strong>den</strong>,<br />

ob hörgeschädigt o<strong>der</strong> nicht. Jedes Kind<br />

habe <strong>an</strong><strong>der</strong>e Bedürfnisse. Peter Lienhardt<br />

legt dar, dass 1976 das Angebot für hörgeschädigte<br />

Kin<strong>der</strong> noch nicht sehr breit<br />

gewesen sei. Die Gehörlosen<strong>schule</strong> Zürich,<br />

d.h. heute das Zentrum für Gehör und<br />

Sprache, sei bei wichtigen Entwicklungen<br />

immer vorne mit dabei gewesen und habe<br />

sich <strong>den</strong> neuen Erkenntnissen sowie <strong>den</strong><br />

neuen technischen Entwicklungen, <strong>den</strong><br />

Bedürfnissen von Eltern usw. laufend <strong>an</strong>gepasst.<br />

„Integration muss das Ziel je<strong>der</strong><br />

pädagogischen und son<strong>der</strong>pädagogischer<br />

För<strong>der</strong>ung sein“, sagt Lienhard. So werde<br />

die Mehrheit <strong>der</strong> hörgeschädigten Kin<strong>der</strong><br />

und Jugendlichen integrativ o<strong>der</strong> teilintegrativ<br />

geschult. Ein hörgeschädigtes Kind<br />

bloss in eine Regelklasse hineinzusetzen,<br />

sei keine wirkliche Integration. Es brauche<br />

erheblich mehr als bloss räumliche Integration,<br />

damit sich ein hörgeschädigtes Kind<br />

gut entwickeln könne. Die Unterstützung<br />

müsse massgeschnei<strong>der</strong>t sein: Frühberatung,<br />

Aufklärung und Beratung in Kin<strong>der</strong>garten<br />

und Schule, gezielte För<strong>der</strong>ung,<br />

regelmässige St<strong>an</strong>dortbestimmungen.<br />

Lienhardt lobt:“ Es ist gut, dass ein Kompetenzzentrum<br />

alle diese Leistungen auf<br />

einem hohen fachlichen Niveau <strong>an</strong>bietet.“<br />

Der integrative Weg sei nie gradlinig, ist<br />

Prof. Lienhardt überzeugt. Es wird immer<br />

„Aufs“ und „Abs“ geben wie beim „Leiterlispiel“.<br />

Dies sei nicht nur bei Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

mit einer Hörschädigung so, son<strong>der</strong>n<br />

dies betreffe alle Menschen. Wichtig sei<br />

deshalb, dass m<strong>an</strong> wachsam bleibe. M<strong>an</strong><br />

solle sich <strong>an</strong> <strong>den</strong> „Aufs“ freuen und die<br />

„Abs“ gut beobachten. M<strong>an</strong> solle das Kind<br />

bzw. <strong>den</strong> Jugendlichen nicht allein lassen.<br />

M<strong>an</strong> solle nicht bei jedem Problem alles in<br />

Frage stellen, aber immer wie<strong>der</strong> reflektieren,<br />

ob etwas zum Guten verän<strong>der</strong>bar<br />

wäre. Ein schwerhöriges o<strong>der</strong> ein gehör-<br />

loses Kind müsse täglich mehr Hür<strong>den</strong> bzw.<br />

höhere Hür<strong>den</strong> als ein Kind ohne Hörbehin<strong>der</strong>ung<br />

übersteigen. Es gebe einen Mehraufw<strong>an</strong>d,<br />

gerade in <strong>der</strong> Integration. Es sei<br />

wichtig, das Kind nicht von diesem Mehraufw<strong>an</strong>d<br />

zu verschonen, <strong>den</strong>n einen Schonraum<br />

werde das Kind später auch nicht<br />

mehr haben.<br />

„Nicht nur für das hörgeschädigte Kind,<br />

son<strong>der</strong>n auch für seine Eltern und die Lehrpersonen<br />

ist schulische Integration häufig<br />

ein Sprung ins Wasser“, macht Lienhardt<br />

aufmerksam. Wichtig sei, dass m<strong>an</strong> sich<br />

immer wie<strong>der</strong> auch „aufwärmen“ und<br />

erholen könne. Es sei für hörgeschädigte<br />

Kin<strong>der</strong> eine aufwändige Her<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>ung,<br />

integrativ zur Schule zu gehen. Zusatzaufw<strong>an</strong>d<br />

gehöre zu ihrem Leben … heute und<br />

in Zukunft. Wichtig sei, dass alle um das<br />

Kind wissen: Das ist in erster Linie ein g<strong>an</strong>z<br />

normales Kind, mit all seinen Stärken,<br />

Schwächen und Eigenheiten. Die Hörschädigung<br />

dürfe nicht immer und überall im<br />

Vor<strong>der</strong>grund stehen. Am Schluss seiner<br />

Ausführungen macht Prof. Lienhardt <strong>den</strong><br />

Bogen zum Resultat <strong>der</strong> Forschungsstudie<br />

(vgl. sonos von J<strong>an</strong>uar 2007), dass es <strong>den</strong><br />

meisten hörgeschädigten jungen Erwachsenen<br />

gut gehe und sie beruflich wie auch<br />

sozial integriert seien.<br />

Im Anschluss <strong>an</strong> das engagierte Referat<br />

findet ein Podiumsgespräch statt. Alle<br />

Podiumsteilnehmen<strong>den</strong> stellen sich vor<br />

und geben eine positive Erfahrung sowie<br />

auch ein schwieriges Erlebnis bek<strong>an</strong>nt. Es<br />

wird her<strong>aus</strong>gestrichen, wie schwerwiegend<br />

sich eine Kommunikationsbehin<strong>der</strong>ung in<br />

<strong>der</strong> heutigen Kommunikationsgesellschaft<br />

<strong>aus</strong>wirke. Nach<strong>den</strong>klich stimmt <strong>der</strong> von<br />

Anina Grütter erwähnte Umst<strong>an</strong>d, dass<br />

infolge <strong>der</strong> Vielzahl zu unterrichten<strong>der</strong><br />

Schüler <strong>den</strong> Fachlehrern <strong>an</strong> Gymnasien die<br />

Tragweite einer Hörbehin<strong>der</strong>ung viel zu<br />

wenig bewusst sei und dem mündlichen<br />

Unterricht dort ein sehr hoher Stellenwert<br />

zukomme. Diese Begebenheiten haben bei<br />

Anina Grütter dazu geführt, dass sie ihre<br />

begonnene gymnasiale Laufbahn abbrechen<br />

musste. Hier sollte mit entsprechen<strong>der</strong><br />

Aufklärungsarbeit <strong>an</strong> <strong>den</strong> Mittel<strong>schule</strong>n<br />

eingehakt und auf eine Verbesserung<br />

abgezielt wer<strong>den</strong>. [lk]<br />

Teilnehmende des Schlusspodiums (Werner Gallati, Christof Roost, Rahel Deloof, Je<strong>an</strong>nette Fuchs, Katharina Gujer, Michael Hug, Anina Grütter)


Je<strong>der</strong> zweihun<strong>der</strong>tste Jugendliche wird<br />

<strong>aus</strong> <strong>der</strong> Schule <strong>aus</strong>geschlossen Soziales und<br />

Text: NZZ vom 13. Juli 2007<br />

Im K<strong>an</strong>ton Zürich wird von 200 Jugendlichen<br />

einer vorübergehend o<strong>der</strong> definitiv<br />

<strong>aus</strong> <strong>der</strong> Schule <strong>aus</strong>geschlossen. Hauptgründe<br />

sind laut einer Erhebung Schulverweigerung<br />

und Disziplinlosigkeit.<br />

Wenn alle <strong>an</strong><strong>der</strong>en Massnahmen versagen,<br />

bleibt bei schwerwiegen<strong>den</strong> Problemen mit<br />

Schülern oft nur <strong>der</strong> Schul<strong>aus</strong>schluss als<br />

letzter Ausweg. Gewählt wird dieser Weg<br />

im K<strong>an</strong>ton Zürich bei jedem zweihun<strong>der</strong>tsten<br />

Oberstufenschüler o<strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>s<br />

gesagt: in einer von 10 Sekundarschulklassen<br />

wird jedes Jahr eine Schülerin o<strong>der</strong><br />

ein Schüler weggewiesen. Die Zahlen<br />

stammen <strong>aus</strong> einer Erhebung <strong>der</strong> Interk<strong>an</strong>tonalen<br />

Hoch<strong>schule</strong> für Heilpädagogik, die<br />

im Auftrag <strong>der</strong> Zürcher Bildungsdirektion<br />

erstellt wurde. Die Befragung datiert vom<br />

Jahr 2004. Martin Wendelspiess, Chef des<br />

Volksschulamtes, schätzt, dass sich dieser<br />

Anteil in <strong>den</strong> letzten Jahren leicht erhöhnt<br />

hat.<br />

Text: NZZ vom 23. Juli 2007<br />

Die Revision <strong>der</strong> Arbeitslosenversicherung<br />

wird später <strong>an</strong>gepackt als gepl<strong>an</strong>t. Gründe<br />

sind die kommen<strong>den</strong> Wahlen sowie die sinken<strong>den</strong><br />

Arbeitslosenzahlen. Damit ist <strong>der</strong><br />

Druck für rasche Korrekturen weg. Auch <strong>der</strong><br />

politische Wille zur Schul<strong>den</strong>s<strong>an</strong>ierung ist<br />

erlahmt. Noch Anf<strong>an</strong>g Jahr schien alles klar<br />

in Bezug auf <strong>den</strong> Fahrpl<strong>an</strong> zur Revision <strong>der</strong><br />

Arbeitslosenversicherung (ALV): „Ich werde<br />

bis im Sommer einen Entwurf für eine<br />

Dabei h<strong>an</strong>delt es sich allerdings nicht nur<br />

um endgültige Schul<strong>aus</strong>schlüsse, son<strong>der</strong>n<br />

auch um vorübergehende Auszeiten. In solchen<br />

Fällen kehrt <strong>der</strong> Schüler nach einer<br />

gewissen Zeit wie<strong>der</strong> <strong>an</strong> die Schule zurück,<br />

meistens aber nicht in dieselbe Klasse o<strong>der</strong><br />

auch nicht ins gleiche Schulh<strong>aus</strong>. Die sog.<br />

Time-outs von einigen Wochen sind seit<br />

einem Jahr im neuen Volksschulgesetz klar<br />

geregelt. Wie Peter Gerber vom Verb<strong>an</strong>d<br />

<strong>der</strong> Zürcher Schulleiter erklärt, haben sich<br />

diese Massnahmen bewährt. Es sei die<br />

wirksamste Lösung, um wie<strong>der</strong> Ruhe in<br />

eine stark gestörte Klasse zu bringen. An<br />

<strong>der</strong> Erhebung <strong>der</strong> heilpädagogischen Hoch<strong>schule</strong><br />

beteiligten sich 80 Prozent <strong>der</strong> 112<br />

Zürcher Oberstufen-Schulgemein<strong>den</strong>. Sie<br />

meldeten insgesamt 119 Schul<strong>aus</strong>schlüsse,<br />

84 davon (71 Prozent) waren definitive Ausschlüsse,<br />

diese Schüler kehrten also nicht<br />

mehr <strong>an</strong> die Schule zurück. Die meisten von<br />

ihnen waren Schüler <strong>der</strong> 3. Oberstufe, die<br />

frühzeitig <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Schulpflicht entlassen<br />

wer<strong>den</strong> mussten. An<strong>der</strong>e wur<strong>den</strong> beispielsweise<br />

einer Son<strong>der</strong><strong>schule</strong> zugewiesen.<br />

Betroffen sind in vier von fünf Fällen<br />

Knaben, rund die Hälfte aller Ausgeschlossenen<br />

sind <strong>aus</strong>ländische Schülerinnen und<br />

Schüler. Knaben wie Auslän<strong>der</strong> wer<strong>den</strong><br />

damit überproportional häufig <strong>der</strong> Schule<br />

verwiesen. Überdurchschnittlich stark vertreten<br />

sind unter <strong>den</strong> <strong>aus</strong>geschlossenen<br />

auch Jugendliche <strong>aus</strong> Son<strong>der</strong>klassen o<strong>der</strong><br />

<strong>aus</strong> Sekundarschulabteilungen. Dort<br />

kommen Schul<strong>aus</strong>schlüsse im Durchschnitt<br />

fast in je<strong>der</strong> zweiten Klasse vor.<br />

Ein zentraler Grund für <strong>den</strong> Schul<strong>aus</strong>schluss<br />

ist Schulverweigerung. Bei einem<br />

Gesetzesrevision vorlegen“, sagte Bundesrätin<br />

Doris Leuthard in einem Interview mit<br />

<strong>der</strong> NZZ. Dar<strong>aus</strong> ist nichts gewor<strong>den</strong>, und<br />

Drittel aller Fälle haben die Jugendlichen<br />

vor dem Ausschluss regelmässig die Schule<br />

geschwänzt. Bei einem Viertel war Schulmüdigkeit<br />

festzustellen, was sich etwa in<br />

Form von fehlen<strong>der</strong> Motivation o<strong>der</strong> Leistungsverweigerung<br />

im Unterricht zeigte.<br />

Häufig spielt auch Disziplinlosigkeit eine<br />

Rolle. In 20 Prozent <strong>der</strong> Fälle haben die<br />

Ausgeschlossenen vorher <strong>den</strong> Unterricht<br />

gestört, waren frech, haben gelogen,<br />

gestohlen o<strong>der</strong> sonst ein Delikt beg<strong>an</strong>gen.<br />

Bei definitiv <strong>aus</strong>geschlossenen Knaben<br />

sind vor allem Konflikte mit Lehrpersonen<br />

häufig sowie Drogenkonsum o<strong>der</strong> Konflikte<br />

mit Mitschülern Gründe für <strong>den</strong> Ausschluss.<br />

Ziel des Schul<strong>aus</strong>schlusses war in<br />

<strong>den</strong> meisten Fällen die Entfernung des<br />

Schülers <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Klasse. Die spätere Wie<strong>der</strong>integration<br />

war selten vorgesehen.<br />

19<br />

Politik<br />

Gute Zeiten bremsen S<strong>an</strong>ierung <strong>der</strong> Arbeitslosenversicherung<br />

vor <strong>den</strong> Parlamentswahlen im Oktober wird<br />

<strong>der</strong> Revisionsentwurf auch nicht <strong>aus</strong> <strong>der</strong><br />

Schublade geholt; die Vernehmlassung ist<br />

erst für November gepl<strong>an</strong>t. Offiziell wer<strong>den</strong><br />

„zusätzliche technische Abklärungen“ als<br />

Grund für die zeitliche Verzögerung<br />

gen<strong>an</strong>nt. In <strong>der</strong> Direktion für Arbeit des<br />

Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco)<br />

macht m<strong>an</strong> jedoch kein Geheimnis dar<strong>aus</strong>,<br />

dass vorab politische und konjunkturelle<br />

Gründe für die Aufschiebung ver<strong>an</strong>twortlich<br />

sind. Angesichts <strong>der</strong> sinken<strong>den</strong>


Arbeitslosenzahlen ist die ALV nicht subito<br />

auf zusätzliche Mittel <strong>an</strong>gewiesen, und die<br />

gepl<strong>an</strong>ten Leistungskürzungen kombiniert<br />

mit einer Anhebung <strong>der</strong> Lohnbeiträge,<br />

sollen nicht als Munition für <strong>den</strong> Wahlkampf<br />

zur Verfügung gestellt wer<strong>den</strong>.<br />

Bei <strong>der</strong> ALV haben sich in <strong>den</strong> letzten drei<br />

Jahren Defizite in Milliar<strong>den</strong>höhe<br />

<strong>an</strong>gehäuft. Ende 2006 beliefen sich die<br />

Darlehen des Bundes <strong>an</strong> <strong>den</strong> ALV-Fonds auf<br />

4,8 Milliar<strong>den</strong> Fr<strong>an</strong>ken. Es entbehrt nicht<br />

<strong>der</strong> Ironie, dass die notwendige S<strong>an</strong>ierung<br />

<strong>der</strong> ALV nun <strong>aus</strong>gerechnet von <strong>der</strong> verbesserten<br />

Situation am Arbeitsmarkt <strong>aus</strong>gebremst<br />

wird. Trotz sinken<strong>den</strong> Arbeitslosenzahlen<br />

wird m<strong>an</strong> nämlich nicht um Korrekturen<br />

am System herumkommen. Dass<br />

diese Korrekturen mit Vorteil in guten<br />

Zeiten <strong>an</strong>gepackt wer<strong>den</strong>, um für schlechtere<br />

Zeiten gewappnet zu sein, bestreitet<br />

eigentlich niem<strong>an</strong>d. Doch die guten Zeiten<br />

sind schlecht, um <strong>den</strong> Politikern zusätzliche<br />

Mittel für ein Sozialwerk zu entlocken,<br />

das m<strong>an</strong>chen als zu grosszügig erscheint.<br />

M<strong>an</strong> werde einer Erhöhung <strong>der</strong> Lohnbeiträge<br />

„auf Vorrat“ niemals zustimmen,<br />

heisst es unisono seitens <strong>der</strong> SVP und des<br />

Gewerbeverb<strong>an</strong>des. Und SVP-Fraktionschef<br />

Caspar Baa<strong>der</strong> fügt bei, in guten Zeiten<br />

müsse sich die ALV „<strong>aus</strong> eigenen Kräften“<br />

s<strong>an</strong>ieren. Genau dieser Mech<strong>an</strong>ismus war<br />

eigentlich mit <strong>der</strong> letzten ALV-Revision, die<br />

im Jahr 2002 verabschiedet wurde, vorgesehen.<br />

Im konjunkturellen Hoch sollten<br />

Reserven geäufnet wer<strong>den</strong>, die zur Bewältigung<br />

eines <strong>an</strong>schliessen<strong>den</strong> Tiefs eingesetzt<br />

wer<strong>den</strong> könnten. Dummerweise<br />

durchkreuzte die Konjunktur schon damals<br />

die Pl<strong>an</strong>ung. Statt mit einem Hoch startete<br />

m<strong>an</strong> mit einem Tief: 2003 schnellten die<br />

Arbeitslosenzahlen auf über 145’000<br />

hinauf, 2004 waren es bereits rund 153’000<br />

und 2006 gut 148’000. Angelegt war das<br />

System jedoch auf durchschnittlich<br />

100’000 Arbeitslose. Statt Reserven <strong>an</strong>zulegen,<br />

wur<strong>den</strong> in <strong>den</strong> ersten Jahren somit<br />

Defizite eingefahren. Für diesen Fall hatte<br />

m<strong>an</strong> bei <strong>der</strong> letzten Revision mit einem<br />

Artikel unter dem Titel „Konjunkturrisiko“<br />

vorgesorgt. Der Bundesrat wurde verpflichtet,<br />

bei einer bestimmten Höhe <strong>der</strong><br />

Schul<strong>den</strong> die ALV-Beiträge um maximal 0,5<br />

Lohnprozente <strong>an</strong>zuheben und auf höheren<br />

Einkommen einen sog. Solidaritätsbeitrag<br />

von maximal 1 Prozent <strong>an</strong>zuordnen. Zudem<br />

müsste er innert einem Jahr eines Gesetzesrevision<br />

für eine Neuregelung <strong>der</strong> Fin<strong>an</strong>zierung<br />

vorlegen.<br />

Mit dieser gesetzlichen Notbremse wollte<br />

m<strong>an</strong> verhin<strong>der</strong>n, dass die ALV in ein ähnli-<br />

ches fin<strong>an</strong>zielles Desaster wie die Invali<strong>den</strong>versicherung<br />

(IV) schlittert. Bereits vor<br />

zwei Jahren beg<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> <strong>den</strong>n auch mit <strong>den</strong><br />

Vorbereitungen für eine Gesetzesrevision.<br />

Parallel dazu wurde die Verordnung zur<br />

Erhöhung <strong>der</strong> ALV-Beiträge <strong>aus</strong>gearbeitet.<br />

Im Seco rechnete m<strong>an</strong> damit, dass die<br />

Schul<strong>den</strong>grenze von 5,6 Milliar<strong>den</strong> Fr<strong>an</strong>ken<br />

(2,5 Prozent von <strong>der</strong> Beitragspflicht erfassten<br />

Lohnsumme) bereits Ende 2006, sicher<br />

aber Ende 2007 erreicht wer<strong>den</strong> dürfte.<br />

Und wie<strong>der</strong> machte die Konjunktur <strong>den</strong> Pl<strong>an</strong>ern<br />

einen Strich durch die Rechnung -<br />

diesmal in positivem Sinn. Anf<strong>an</strong>g Jahr startete<br />

<strong>der</strong> ALV-Fonds mit einer Gesamtschuld<br />

von „nur“ 4,8 Milliar<strong>den</strong>, und Ende Jahr<br />

dürfte <strong>der</strong> Schul<strong>den</strong>st<strong>an</strong>d mit prognostizierten<br />

5 Milliar<strong>den</strong> noch immer unter <strong>der</strong><br />

Eingriffsschwelle liegen. Damit ist eine<br />

sofortige Erhöhung <strong>der</strong> Lohnbeiträge auf<br />

dem Verordnungsweg vom Tisch.<br />

Eine Anhebung <strong>der</strong> ALV-Lohnabzüge von 2<br />

auf 2,3 Prozent sowie die befristete Erhebung<br />

eines „Solidaritätsprozents“ auf<br />

höheren Einkommen sind jedoch in <strong>der</strong><br />

Revision des ALV-Gesetzes vorgesehen, die<br />

nach <strong>den</strong> Wahlen in die Vernehmlassung<br />

geschickt wird. D<strong>an</strong>eben sind auch Korrekturen<br />

auf <strong>der</strong> Leistungsseite gepl<strong>an</strong>t, wie<br />

sie eine Expertenkommission vorgeschlagen<br />

hat. So soll unter <strong>an</strong><strong>der</strong>em die<br />

Auszahlung von Taggel<strong>der</strong>n stärker davon<br />

abhängig gemacht wer<strong>den</strong>, wie l<strong>an</strong>ge<br />

jem<strong>an</strong>d Beiträge in die ALV einbezahlt hat.<br />

Für <strong>den</strong> vollen Bezug von 400 Taggel<strong>der</strong>n<br />

sollen künftig 15 Monate statt wie heute 12<br />

Monate Beitragszeit verl<strong>an</strong>gt wer<strong>den</strong>. Mit<br />

dieser Verschärfung und mit weiteren Korrekturen<br />

könnten jährlich rund 430 Millionen<br />

Fr<strong>an</strong>ken eingespart wer<strong>den</strong>. Die<br />

Erhöhung <strong>der</strong> Lohnbeiträge ergäbe Mehreinnahmen<br />

von 690 Millionen Fr<strong>an</strong>ken, das<br />

Solidaritätsprozent würde mit 160 Millionen<br />

Fr<strong>an</strong>ken zu Buche schlagen. Das<br />

Geld wird nicht nur zur Schul<strong>den</strong>s<strong>an</strong>ierung<br />

benötigt. Die ALV wird längerfristig auf<br />

zusätzliche Mittel <strong>an</strong>gewiesen sein, weil<br />

mit <strong>der</strong> Revision auch die sog. Sockelarbeitslosigkeit<br />

realistischerweise nach oben<br />

korrigiert wird. Statt von durchschnittlich<br />

100’000 geht m<strong>an</strong> künftig von durchschnittlich<br />

125’000 Arbeitslosen <strong>aus</strong>.<br />

Die gepl<strong>an</strong>te ALV-Revision birgt damit viel<br />

politischen Zündstoff. Die SVP-Fraktion<br />

machte mit einer Motion bereits vor <strong>an</strong><strong>der</strong>thalb<br />

Jahren klar, dass sie die ALV nur über<br />

Korrekturen auf <strong>der</strong> Leistungsseite und<br />

durch die Verhin<strong>der</strong>ung von Missbräuchen<br />

s<strong>an</strong>ieren will. Wie bei <strong>der</strong> Invali<strong>den</strong>versi-<br />

cherung sieht die SVP auch bei <strong>der</strong> Arbeitslosenversicherung<br />

keinen Grund, durch<br />

zusätzliche fin<strong>an</strong>zielle Mittel Druck wegzunehmen.<br />

Zusätzlich Öl ins Feuer giesst die<br />

SVP mit <strong>der</strong> Verknüpfung von Arbeitslosigkeit<br />

und Personenfreizügigkeit. Die Partei<br />

betrachtet nämlich die Erhöhung <strong>der</strong><br />

Sockelarbeitslosigkeit als eine Folge des<br />

freien Personenverkehrs, obwohl <strong>der</strong> letzte<br />

Seco-Bericht zu <strong>den</strong> Auswirkungen <strong>der</strong> Personenfreizügigkeit<br />

auf <strong>den</strong> Schweizer<br />

Arbeitsmarkt keine negativen Folgen für die<br />

Arbeitslosigkeit erkennen konnte. Zeitlich<br />

wird allerdings die Debatte über ein Referendum<br />

zur Fortsetzung des gelten<strong>den</strong> Freizügigkeitsabkommens<br />

mit <strong>der</strong> Debatte<br />

über die ALV-Revision zusammenfallen.<br />

Zudem ist auch die Zusatzfin<strong>an</strong>zierung <strong>der</strong><br />

IV noch in <strong>der</strong> politischen Pipeline. Eine<br />

Kumulierung von höherer Mehrwertsteuer<br />

(für die IV) und höheren Lohnabzügen (für<br />

die ALV) dürfte ein schwer verdauliches<br />

Menu sein.<br />

Auch ohne gesetzliche Korrekturen wird die<br />

ALV nächstes Jahr über zusätzliche Einnahmen<br />

in <strong>der</strong> Grössenordnung von 100<br />

Millionen Fr<strong>an</strong>ken verfügen: wegen <strong>der</strong><br />

beschlossenen Erhöhung des versicherbaren<br />

Maximallohnes von gegenwärtig<br />

rund 106’000 auf rund 122’000 Fr<strong>an</strong>ken.<br />

Das dürfte zusätzliches Wasser auf die<br />

Mühlen jener sein, die kein neues Geld für<br />

die ALV bewilligen wollen. Die Seco-<br />

Experten rechnen übrigens damit, dass die<br />

Schweizer Wirtschaft im Jahr 2011 wie<strong>der</strong> in<br />

eine Rezessionsphase gel<strong>an</strong>gen könnte.<br />

Wie auch immer die ALV-Revision <strong>aus</strong>sehen<br />

wird, sie dürfte frühestens auf 2010 in Kraft<br />

treten; gerade rechtzeitig also, um <strong>den</strong><br />

Abschwung besser meistern zu können.<br />

Wenn die Konjunktur nicht einmal mehr<br />

alle Prognosen und Pl<strong>an</strong>ungen über <strong>den</strong><br />

Haufen wirft.


«Nachtflattern»<br />

Die 1. Eigenproduktion von<br />

sichtbar GEHÖRLOSE in Co-<br />

Produktion mit <strong>der</strong> Roten<br />

Fabrik eine Erfolgsgeschichte<br />

Vom 28. Juni bis 8. Juli 2007 zeigte TheaterTraum<br />

mit «Nachtflattern» die erste<br />

Eigenproduktion im Fabriktheater <strong>der</strong><br />

Roten Fabrik. Alle 7 Vorstellungen waren<br />

<strong>aus</strong>verkauft. Unter <strong>den</strong> rund 800 Personen<br />

im Publikum waren mehrheitlich Hörende.<br />

Grosser Erfolg für das Projekt<br />

TheaterTraum<br />

Für 11 gehörlose und hörende Sch<strong>aus</strong>pielerinnen<br />

und Sch<strong>aus</strong>pieler war <strong>der</strong> Theatersaal<br />

auf dem Gelände <strong>der</strong> Roten Fabrik in<br />

Zürich-Wollishofen für 7 Nächte wie <strong>der</strong><br />

Broadway von New York. Der Andr<strong>an</strong>g des<br />

erwartungsvollen Publikums <strong>an</strong> <strong>der</strong> Theaterkasse<br />

war enorm. Sie alle wollten einen<br />

<strong>der</strong> heiss begehrten Sitzplätze. Das<br />

Schönste, was sich jede Sch<strong>aus</strong>pielerin<br />

und je<strong>der</strong> Sch<strong>aus</strong>pieler erträumt, vor <strong>aus</strong>verkauftem<br />

H<strong>aus</strong> zu spielen, ist Realität<br />

gewor<strong>den</strong>.<br />

Das Ziel <strong>der</strong> Ver<strong>an</strong>twortlichen <strong>der</strong> Theaterproduktion,<br />

einer breiten Öffentlichkeit zu<br />

zeigen, dass Theater und Kultur für Gehörlose<br />

und Hörende zugänglich ist, und was<br />

Gehörlose können und wie sie damit Integration<br />

erleben, dieses Ziel wurde mit<br />

beeindrucken<strong>den</strong> sch<strong>aus</strong>pielerischen Leistungen,<br />

einer fesseln<strong>den</strong> Choreografie<br />

und einem raffinierten multimedialen Bühnenbild<br />

nachhaltig erreicht. Diese Gebär<strong>den</strong>sprach-Theaterproduktion<br />

hat die<br />

Gehörlosen und die Hören<strong>den</strong> ein<strong>an</strong><strong>der</strong><br />

näher gebracht und mitein<strong>an</strong><strong>der</strong> verbun<strong>den</strong>.<br />

Die wichtigen Anliegen <strong>der</strong> Gehörlosenwelt<br />

haben in <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> Hören<strong>den</strong><br />

offenen Zug<strong>an</strong>g gefun<strong>den</strong>. Es ist gelungen,<br />

mit dem Projekt Theater Traum eine Brücke<br />

zwischen <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> Hören<strong>den</strong> und jener<br />

<strong>der</strong> Gehörlosen zu bauen und die Hören<strong>den</strong><br />

in Bezug auf die Bedürfnisse und Anliegen<br />

Gehörloser zu sensibilisieren.<br />

Nachtflattern<br />

Das Stück h<strong>an</strong>delt von <strong>der</strong> Suche nach dem<br />

Sinn und <strong>der</strong> entsprechen<strong>den</strong> Form des<br />

Lebens, von persönlichen Ängsten, Gesellschaftsnormen,<br />

verschie<strong>den</strong>en Realitäten<br />

und <strong>der</strong> Em<strong>an</strong>zipation <strong>der</strong> eigenen Bedürfnisse.<br />

Die Protagonistin Fiona steht kurz vor <strong>der</strong><br />

Aufnahmeprüfung <strong>an</strong> eine Universität.<br />

Durch eine unerhoffte Erbschaft sieht sie<br />

sich gezwungen, sich mit Gütern und<br />

Themen <strong>der</strong> verstorbenen T<strong>an</strong>te <strong>aus</strong>ein<strong>an</strong><strong>der</strong><br />

zu setzen. Das G<strong>an</strong>ze findet zu einem<br />

für Fiona ungünstigen Zeitpunkt statt. Doch<br />

<strong>der</strong> Umst<strong>an</strong>d löst in ihr auch verschie<strong>den</strong>e<br />

Fragen <strong>aus</strong>, die sie bisl<strong>an</strong>g still schlummernd<br />

mit sich mitgetragen hatte. Eine<br />

ged<strong>an</strong>kliche Begegnung mit ihrer T<strong>an</strong>te und<br />

<strong>an</strong><strong>der</strong>en Personen geben ihr einen<br />

schmerzhaften Einblick in ihr eigenes Tun.<br />

Dadurch nimmt Fiona das Bedürfnis wahr,<br />

eine Än<strong>der</strong>ung <strong>an</strong>zustreben. Gelingt ihr<br />

das?<br />

Der grosse Erfolg ruft nach<br />

mehr!<br />

Die 11 gehörlosen und hören<strong>den</strong> Sch<strong>aus</strong>pielerinnen<br />

und Sch<strong>aus</strong>pieler haben es<br />

perfekt verst<strong>an</strong><strong>den</strong> das Publikum zu begeistern<br />

und zu verzaubern. Mit diesem gr<strong>an</strong>diosen<br />

Erfolg bleibt nur zu hoffen, dass<br />

dieses Theaterprojekt nicht das letzte sein<br />

wird und die Theaterver<strong>an</strong>twortlichen<br />

weiter <strong>an</strong> ihrer Brücke zwischen <strong>der</strong> Welt<br />

<strong>der</strong> Hören<strong>den</strong> und jener <strong>der</strong> Gehörlosen<br />

bauen und so auf die Gebär<strong>den</strong>sprache und<br />

Gehörlosenkultur aufmerksam machen.<br />

D<strong>an</strong>keschön<br />

Den «Machern» gebührt ein g<strong>an</strong>z grosses<br />

D<strong>an</strong>keschön für die wun<strong>der</strong>schöne und<br />

gelungene Inszenierung von «Nachtflattern».<br />

[rr]<br />

Die Beteiligten:<br />

Regie: Marcel Wattenhofer<br />

Choreographie: Michelle Stahel<br />

Projektbeauftragte: Lilly Kahler<br />

Produktionsleitung: Ruedi Graf,<br />

sichbar GEHÖRLOSE ZÜRICH<br />

Dolmetscherin: Gaby H<strong>aus</strong>wirt<br />

Bühne: Peter H<strong>aus</strong>er<br />

Stef<strong>an</strong> Marti<br />

Sch<strong>aus</strong>pielerInnen: Marzia Brunner<br />

Laurence Cretten<strong>an</strong>d<br />

Peter Grimm<br />

Cibylle Hagen<br />

Nejla Helbling<br />

Ibis Hernadez<br />

Christine Jappert<br />

Rolf L<strong>an</strong>icca<br />

Natasha Ruf<br />

Brigitte Schoekle<br />

Katja Tissi und<br />

Halko Kurt<strong>an</strong>ovic (Poesiestück)


WFD-Bericht in Madrid<br />

vom 16. bis 22. Juli 2007<br />

Michel Laubacher und St<strong>an</strong>ko Pavlica,<br />

focus-5 TV<br />

Vom 16. bis 22. Juli 2007 hat <strong>der</strong> Weltkongress<br />

für Gehörlose in Madrid stattgefun<strong>den</strong>.<br />

Der Weltverb<strong>an</strong>d für Gehörlose<br />

(WFD) wurde zum 15-mal org<strong>an</strong>isiert. Insgesamt<br />

haben über 3000 Personen <strong>aus</strong> 95<br />

Län<strong>der</strong>n teilgenommen.<br />

Viele Vorträge wur<strong>den</strong> gehalten über Menschenrechte,<br />

Gebär<strong>den</strong>sprache, Technik,<br />

Entwicklungslän<strong>der</strong>, Bildung etc. Auch<br />

konnte m<strong>an</strong> Ausstellungen besuchen über<br />

Themen wie Kunst, Technologie, Klei<strong>der</strong>,<br />

und es f<strong>an</strong><strong>den</strong> Theatervorstellungen statt.<br />

Der WFD st<strong>an</strong>d unter dem Motto „Hum<strong>an</strong><br />

Rights through Sign L<strong>an</strong>guage“. Die Gebär<strong>den</strong>sprache<br />

wurde in vielerlei Hinsicht thematisiert.<br />

So auch von Rahel McKee <strong>aus</strong><br />

Neuseel<strong>an</strong>d, die Parlamentsabgeordnete<br />

ist. Sie erzählte, wie <strong>der</strong> neuseeländische<br />

Verb<strong>an</strong>d für Gebär<strong>den</strong>sprache entst<strong>an</strong><strong>den</strong><br />

ist und wie die neuseeländische Gebär<strong>den</strong>sprache<br />

schliesslich in <strong>der</strong> neuseeländischen<br />

Verfassung eingetragen und seit<br />

Oktober 2006 als offizielle L<strong>an</strong>dessprache<br />

<strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt wor<strong>den</strong> ist.<br />

Alles am Kongress war sehr gross und<br />

mo<strong>der</strong>n. Obwohl die Vorträge in verschie<strong>den</strong>en<br />

Sprachen abgehalten wur<strong>den</strong>, waren<br />

sie d<strong>an</strong>k <strong>den</strong> internationalen Gebär<strong>den</strong>dolmetscherInnen<br />

und <strong>den</strong> Leinw<strong>an</strong>d-Übertragungen<br />

mit englischen Untertiteln für alle<br />

verständlich. Die Technik verlief gut, und es<br />

gab keine grossen Zwischenfälle. Die<br />

Räume waren <strong>an</strong>genehm, und die Vorträge<br />

konnte m<strong>an</strong> sehr gut verfolgen.<br />

Neben dem Vortrag <strong>aus</strong> Neuseel<strong>an</strong>d gab es<br />

viele interess<strong>an</strong>te Vorträge <strong>aus</strong> Finnl<strong>an</strong>d,<br />

Venezuela, Sp<strong>an</strong>ien und <strong>an</strong><strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n<br />

zum Thema Gebär<strong>den</strong>sprache. Fr<strong>an</strong>ces A.<br />

Elton, Sprachforscherin und Lehrerin <strong>an</strong> <strong>der</strong><br />

Universität London, hat über die Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Gebär<strong>den</strong>sprache in Engl<strong>an</strong>d<br />

erzählt. Dabei hat sie auf folgen<strong>den</strong> interess<strong>an</strong>ten<br />

Aspekt Bezug genommen: Die<br />

„Owning Sign L<strong>an</strong>guage“ in Engl<strong>an</strong>d wurde<br />

im Jahre 2003 als vollwertige Sprache und<br />

Gebär<strong>den</strong>sprache <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt. Allerdings<br />

gibt es <strong>an</strong><strong>der</strong>e Probleme: Die BSL (British<br />

Sign L<strong>an</strong>guage) entwickelt sich ras<strong>an</strong>t und<br />

immer mehr Leute in Engl<strong>an</strong>d (total ca. 2<br />

Mio. davon 250’000 Gehörlose/Schwerhörige)<br />

benützen die BSL. Wie die <strong>an</strong><strong>der</strong>en<br />

Sprachen wer<strong>den</strong> in <strong>der</strong> BSL viele neue<br />

„mo<strong>der</strong>ne“ Wörter eingesetzt bzw. die<br />

„alten“ Wörter wer<strong>den</strong> vernachlässigt o<strong>der</strong><br />

nicht mehr benützt. Das Problem besteht<br />

nun darin, dass die alten Ausdrücke nicht<br />

dokumentiert und archiviert wor<strong>den</strong> sind.<br />

Das gefährdet die BSL. Die Sprache verliert<br />

ihren Ursprung so immer mehr. Es findet<br />

eine Wertverkleinerung und ein Durchein<strong>an</strong><strong>der</strong><br />

statt (gemischt mit internationaler<br />

Gebär<strong>den</strong>sprache, ASL Americ<strong>an</strong> Sign L<strong>an</strong>guage,<br />

etc.). Die Sprachwissenschaftlerinnen,<br />

Gebär<strong>den</strong>sprachlehrerinnen, Dolmetscherinnen,<br />

etc. wissen teilweise nicht<br />

mehr wo und wie sie die neuen Gebär<strong>den</strong><br />

verwen<strong>den</strong> und unterrichten können. Deshalb<br />

wurde in Engl<strong>an</strong>d ein neues Projekt<br />

gestartet. Alle Ausdrücke <strong>der</strong> BSL wer<strong>den</strong><br />

auf Video aufgezeichnet - alte wie neue -<br />

und auf Schriftdokumenten festgehalten<br />

sowie archiviert. Alles wird thematisch sortiert<br />

und geordnet, damit die Ursprünge<br />

<strong>der</strong> Sprachstruktur nicht vergessen gehen<br />

und klare Regeln für die BSL gewonnen<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

Im Weiteren war es interess<strong>an</strong>t zu erfahren<br />

- aber auch traurig, dass weltweit nur<br />

gerade 20% aller Gehörlosen die Schule<br />

besuchen und einzig 1% von ihnen in<br />

Gebär<strong>den</strong>sprache o<strong>der</strong> bilingual unterrichtet<br />

wer<strong>den</strong>. Die übrigen 99 % wer<strong>den</strong><br />

nach <strong>der</strong> Oral-Methode unterrichtet. Dieses<br />

Forschungsresultat ist dem WFD zu verd<strong>an</strong>ken.<br />

Darüber berichtet hat auch das<br />

ehemalige dänische WFD-Mitglied Asger<br />

Bergm<strong>an</strong>n in unserem Interview.<br />

In einem Referat äusserte sich <strong>der</strong> madegassische<br />

Geschäftsleiter des Gehörlosenbundes<br />

in bewegen<strong>den</strong> Worten über Entwicklungshilfe<br />

und die Situation in seinem<br />

L<strong>an</strong>d. Madagaskar ist eines <strong>der</strong> ärmsten<br />

Län<strong>der</strong> in Afrika. Der norwegische Gehörlosenbund<br />

hat <strong>den</strong> madegassischen Gehörlosenbund<br />

unterstützt und NORAD um<br />

Gewährung von Fin<strong>an</strong>zmitteln gebeten.<br />

Nach 10 Jahren wurde die Unterstützung<br />

von Norwegen schliesslich zugesprochen<br />

und in Madagaskar konnte das Projekt<br />

damit starten. Heute gibt es dort ein<br />

eigenes Büro und auch Gebär<strong>den</strong>dolmetsch<strong>aus</strong>bildung<br />

wird <strong>an</strong>geboten.<br />

D<strong>an</strong>k <strong>der</strong> norwegischen Unterstützung ist<br />

das Leben für Gehörlose in Madagaskar<br />

nun viel besser.


Interess<strong>an</strong>tes gab es auch im technischen<br />

Bereich zu erfahren. So gibt es etwa in<br />

Schwe<strong>den</strong> eine Dolmetschvermittlung<br />

per H<strong>an</strong>dy. Es h<strong>an</strong>delt sich um ein Pilotprojekt,<br />

das von einer schwedischen Telefonfirma<br />

unterstützt wird. Viele Gehörlose<br />

müssen nun nicht immer DolmetscherInnen<br />

bestellen, um mit Hören<strong>den</strong><br />

kommunizieren zu können. Mit dem<br />

Video-H<strong>an</strong>dy (UMTS, 3G) können sie die<br />

Dolmetschvermittlung <strong>an</strong>rufen und auf<br />

diese Weise per Natel mit Hören<strong>den</strong> in<br />

je<strong>der</strong> Hinsicht verständlich kommunizieren.<br />

Das Projekt ist als Erfolg zu<br />

bezeichnen. Bereits über eine Million<br />

Anrufe sind in einem Jahr so schon<br />

geführt wor<strong>den</strong>.<br />

Neu im WFD Programm unter dem Titel<br />

Menschenrechte ging es um Frauenrechte.<br />

Wir verfolgten einen erschüttern<strong>den</strong><br />

Vortrag <strong>aus</strong> Jap<strong>an</strong>. Dort durften<br />

gehörlose Frauen ihre Babies nicht<br />

behalten. Bis 1970 wur<strong>den</strong> <strong>an</strong> gehörlosen<br />

Frauen Zw<strong>an</strong>gsabtreibungen vorgenommen.<br />

Die Feststellung, dass gehörlose<br />

Frauen doppelt diskriminiert wer<strong>den</strong>,<br />

als Gehörlose und als Frau, beschäftigte<br />

uns stark. Im Menschenrecht-Programm<br />

durfte eine gehörlose Schweizerin, Jutta<br />

Gstrein, als Kommissions-Präsi<strong>den</strong>tin die<br />

Vorträge leiten. Mit ihr konnte focus-5 ein<br />

Interview machen. Es ist auf unserer Website<br />

zu sehen.<br />

Als einen weiteren von vielen sp<strong>an</strong>nen<strong>den</strong><br />

Vorträgen haben wir die Ausführungen<br />

zum Thema „CODA“ (Children<br />

of Deaf Adults) verfolgt. Der Vortrag war<br />

sehr stark besucht und <strong>aus</strong>gesprochen<br />

sp<strong>an</strong>nend. Viele gehörlose Personen,<br />

welche hörende Kin<strong>der</strong> haben, wollten<br />

diesen Vortrag nicht verpassen. Die ca. 10<br />

CODA Leute erzählten über ihre Erfahrungen<br />

als Hörende gehörloser Eltern. Es<br />

war emotional sehr bewegend. Das<br />

Publikum war von diesem Vortrag sehr<br />

begeistert. Ebenfalls konnten wir die<br />

zwei CODA Frauen interviewen. Den<br />

CODA Verb<strong>an</strong>d gibt es in <strong>den</strong> <strong>USA</strong> und<br />

Engl<strong>an</strong>d schon l<strong>an</strong>ge. In Europa wurde er<br />

erst vor kurzem gegründet. Er hofft, dass<br />

er sich bald weiter verbreitet.<br />

Die Schweizer Delegation des Gehörlosenbundes<br />

SGB-FSS nahm am WFD Meeting<br />

teil, darunter auch SGB Präsi<strong>den</strong>t<br />

Rol<strong>an</strong>d Herm<strong>an</strong>n und die drei GeschäftsführerInnen<br />

<strong>aus</strong> <strong>der</strong> Deutschschweiz,<br />

dem Tessin und <strong>der</strong> Westschweiz.<br />

Der WFD hat <strong>den</strong> bisher amtieren<strong>den</strong><br />

Präsi<strong>den</strong>ten, Markku Jokinen, wie<strong>der</strong>gewählt.<br />

So bleibt er für weitere 4 Jahre<br />

WFD Präsi<strong>den</strong>t. Wir konnten mit ihm ein<br />

Interview machen. Der Film darüber<br />

erschien im August in <strong>der</strong> focus-5 Webseite<br />

und ist in drei verschie<strong>den</strong>en Sprachen<br />

untertitelt. (www.focus-5.tv)<br />

Wir d<strong>an</strong>ken sonos für seine Unterstützung<br />

von Fr. 3’000.— für das Projekt<br />

WFD Kongress in Madrid, Sp<strong>an</strong>ien.<br />

«In Kürze»<br />

Vereinbarung zwischen SRG und Behin<strong>der</strong>tenverbän<strong>den</strong><br />

betreffend Untertitelung von Fernsehsendungen<br />

steht kurz vor dem Abschluss<br />

Nachdem das revidierte Radio- und Fernsehgesetz<br />

per 1. April 2007 in Kraft getreten ist, haben<br />

bereits drei Sitzungen zwischen <strong>der</strong> SRG und<br />

Behin<strong>der</strong>tenverbän<strong>den</strong> stattgefun<strong>den</strong>, um eine<br />

gemeinsame Vereinbarung zu formulieren,<br />

welche Fernsehsendungen zu untertiteln sind<br />

und dass täglich eine Informationssendung in<br />

Gebär<strong>den</strong>sprache <strong>aus</strong>gestrahlt wer<strong>den</strong> muss. Die<br />

Vereinbarung soll vor<strong>aus</strong>sichtlich im September<br />

2007 unterzeichnet wer<strong>den</strong>. sonos wird im Herbst<br />

einmal <strong>aus</strong>führlich über die Hintergründe <strong>der</strong><br />

Än<strong>der</strong>ung im Radio- und Fernsehgesetz und was<br />

in Zukunft alles geän<strong>der</strong>t wer<strong>den</strong> soll berichten.<br />

Fernsehsen<strong>der</strong> für gehörlose Menschen in Grossbrit<strong>an</strong>nien<br />

Nun gibt es auch in Grossbrit<strong>an</strong>nien einen Fernsehsen<strong>der</strong>,<br />

<strong>der</strong> auf die Bedürfnisse von gehörlosen<br />

Menschen eingeht. Die meisten Beiträge<br />

wer<strong>den</strong> in britischer Gebär<strong>den</strong>sprache gesendet,<br />

jedoch gibt es auch Inhalte, die in amerik<strong>an</strong>ischen<br />

Gebär<strong>den</strong> gesendet wer<strong>den</strong>. Empf<strong>an</strong>gen<br />

k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> <strong>den</strong> Sen<strong>der</strong> „VeeSee“ über das Internet<br />

o<strong>der</strong> über eine Set-Top-Box<br />

(httb://www.veesee.co.uk/tv/page).<br />

Zwei neue Angebote von pro infirmis Zürich<br />

pro infirmis Zürich baut zwei neue Angebote auf,<br />

in <strong>den</strong>en Freiwillige Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen<br />

unterstützen. Bei Prisma wer<strong>den</strong> Behin<strong>der</strong>te<br />

bei Freizeitaktivitäten (Kursbesuch, Reise)<br />

begleitet o<strong>der</strong> beim Benützen von H<strong>an</strong>dys,<br />

Kameras o<strong>der</strong> Computern unterstützt. Der Treuh<strong>an</strong>ddienst<br />

hilft in <strong>der</strong> Administration und in<br />

fin<strong>an</strong>ziellen Angelegenheiten.<br />

Bundesrat erhöht versicherten Verdienst<br />

Ab 1. J<strong>an</strong>uar 2008 beträgt <strong>der</strong> maximal versicherte<br />

Verdienst in <strong>der</strong> obligatorischen Unfallversicherung<br />

126’000 statt 106’800 Fr<strong>an</strong>ken. Der<br />

neue Höchstbetrag gilt auch in <strong>der</strong> Arbeitslosenversicherung<br />

und bei <strong>den</strong> Taggel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> IV. Mit<br />

<strong>der</strong> Anpassung <strong>der</strong> Verordnung über die Unfallversicherung<br />

erfüllt <strong>der</strong> Bundesrat die gesetzlichen<br />

Vorgaben. Damit ist sichergestellt, dass<br />

künftig mindestens 92 Prozent <strong>der</strong> versicherten<br />

Arbeitnehmer bei Unfällen zum vollen Lohn versichert<br />

sind.<br />

Übernahme von Resound bleibt blockiert<br />

Die Phonak-Gruppe musste ihre Hoffnungen auf<br />

eine Übernahme des dänischen Konkurrenten<br />

Resound aufgeben. Das Oberl<strong>an</strong>desgericht Düsseldorf<br />

hat ein entsprechendes Verbot nicht aufgehoben.<br />

Das Bundeskartellamt hatte <strong>den</strong> rund 2<br />

Mrd. Euro teuren Übernahmeplänen von Phonak<br />

im April einen Riegel geschoben. Die Fusion<br />

würde <strong>den</strong> Wettbewerb bei Hörgeräten in<br />

Deutschl<strong>an</strong>d einschränken. Es käme auf dem<br />

deutschen Markt zu einer marktbeherrschen<strong>den</strong><br />

Stellung von Siemens, Phonak und Oticon.<br />

Phonak wird <strong>den</strong> Gerichtsentscheid vom 8.<br />

August 2007 nicht <strong>an</strong>fechten.


Zweites Fussballturnier vom Gehörlosendorf<br />

Turbenthal am 30. Juni 2007<br />

Die Stiftung Schloss Turbenthal, Gehörlosendorf,<br />

gründete im Jubiläumsjahr 2005<br />

<strong>den</strong> Gehörlosen Sport Club Schloss Turbenthal<br />

(GSC). Im Rahmen <strong>der</strong> 100-Jahr-<br />

Jubiläumsfeiern f<strong>an</strong>d das erste internationale<br />

Fussballturnier statt. Seither hat <strong>der</strong><br />

GSC Schloss Turbenthal <strong>an</strong> diversen Turnieren<br />

in <strong>der</strong> Schweiz teilgenommen und<br />

dabei recht gut abgeschnitten. Am 30. Juni<br />

2007 findet bei strahlendem Sommerwetter<br />

das zweite Fussballturnier auf dem<br />

Sportplatz Gmeiwerch Turbenthal statt. Es<br />

treffen gehörlose und hörende Teams bzw.<br />

Spieler und Spieler aufein<strong>an</strong><strong>der</strong>. Die Ausrüstung<br />

<strong>der</strong> Schiedsrichter ist gehörlosengerecht<br />

ergänzt.<br />

Lei<strong>der</strong> haben dieses Jahr die <strong>aus</strong>ländischen<br />

M<strong>an</strong>nschaften im letzten Moment abgesagt.<br />

Es sind aber 20 M<strong>an</strong>nschaften in drei<br />

Kategorien <strong>an</strong>gemeldet: sechs Damen-,<br />

vier Senioren- und zehn Elitem<strong>an</strong>nschaften<br />

spielen um <strong>den</strong> Turniersieg. Nebst <strong>den</strong> 13<br />

M<strong>an</strong>nschaften <strong>aus</strong> dem Schweizerischen<br />

Gehörlosen Sport Verein haben sich sieben<br />

Gruppen Hörende, davon vier <strong>aus</strong> Turbenthal,<br />

<strong>an</strong>gemeldet<br />

Das Fussballturnier in Turbenthal ermöglicht<br />

nebst dem fussballerischen Wettkampf<br />

auch Begegnungen zwischen<br />

hören<strong>den</strong> und gehörlosen SpielerInnen<br />

und BesucherInnen.<br />

[lk]<br />

Impressionen vom Fussballtag<br />

Marzia Brunner erkundigt sich nach dem<br />

Spielst<strong>an</strong>d.<br />

Verena Gamper ist mit einem<br />

F<strong>an</strong>club <strong>an</strong>gereist.<br />

Die Fussballm<strong>an</strong>nschaft vom Schloss Turbenthal<br />

mit Trainer Mil<strong>an</strong> Gnjidic.<br />

Der 17-jährige Luis Capell<strong>an</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> M<strong>an</strong>nschaft<br />

Schloss Turbenthal und <strong>der</strong> ebenfalls 17-jährige<br />

André Fardilla <strong>aus</strong> <strong>der</strong> M<strong>an</strong>nschaft Seetal sitzen<br />

gutgelaunt beiein<strong>an</strong><strong>der</strong>.<br />

Auch Erna Hagen <strong>aus</strong> <strong>der</strong><br />

Gehörlosenberatungsstelle St. Gallen ist<br />

dabei.<br />

Walter Gamper und <strong>an</strong><strong>der</strong>e sorgen<br />

sich um das leibliche Wohl.<br />

Die sympathische Ursula Zogg von<br />

Schloss Turbenthal, feiert am 30. Juni<br />

2007 ihren 50. Geburtstag.


Insi<strong>der</strong>bericht<br />

Text und Fotos: Reto Cas<strong>an</strong>ova<br />

Das jährliche Turnier des GSC (Gehörlosen<br />

Sportclub) des Gehörlosendorfes <strong>der</strong> Stiftung<br />

Schloss Turbenthal ist definitiv mehr<br />

als ein normales Grümpelturnier. Ähnlich<br />

wie das Wetter <strong>an</strong> diesem Tag verlief auch<br />

das Turnier; am Anf<strong>an</strong>g brauchte es ein bisschen<br />

Zeit bis alles richtig rund lief und es<br />

heisser zu und her gehen konnte. Ab dem<br />

Mittag herrschte bestes Fussballwetter,<br />

welches auch ziemlich heiss wurde, und<br />

<strong>den</strong> Teams mit einer guten Kondition wohl<br />

einen leichten Vorsprung verschaffte.<br />

Die Festwirtschaft war immer gut <strong>aus</strong>gelastet<br />

und sorgte für steten Nachschub von<br />

Würsten und Pommes. Typisch Sommer: für<br />

viele gab’s es zum Dessert noch ein Glacé<br />

vom St<strong>an</strong>d.<br />

Die Spiele waren in <strong>der</strong> Mehrzahl geprägt<br />

von einer freundschaftlichen Stimmung,<br />

ohne dass allerdings auch nur ein Aspekt<br />

<strong>der</strong> fussballerischen Emotionswelt gefehlt<br />

hätte. Natürlich freuten sich die Spieler<br />

über jedes erzielte Tor o<strong>der</strong> eine gelungene<br />

Aktion. Gebraucht wur<strong>den</strong> auch Spieler die<br />

Mitspieler und Mitstreiter beruhigten. Das<br />

waren jedoch nur Ausnahmen und <strong>der</strong> häufige<br />

Torjubel <strong>der</strong> Teams überragte solche<br />

Ereignisse. Der Schiedsrichter sah <strong>an</strong><br />

diesem Wochenende etwas <strong>an</strong><strong>der</strong>s <strong>aus</strong> als<br />

m<strong>an</strong> ihn sonst vom Grümpi her kennt. Je<strong>der</strong><br />

Spielleiter wurde mit einer regulären Linienrichterfahne<br />

<strong>aus</strong>gerüstet. Mit <strong>der</strong> Fahne<br />

wurde es <strong>den</strong> gehörlosen Spielern und<br />

Spielerinnen erleichtert auf die Interventionen<br />

des Schiedsrichters zu reagieren.<br />

Teilweise funktionierte das nicht immer so<br />

gut wie gewünscht. Der eine o<strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>e<br />

Schiedsrichter war notgedrungen dazu ver<strong>an</strong>lasst,<br />

wohl etwas hilflos wirkend, noch<br />

wil<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Fahne rumzufuchteln, um<br />

R<strong>an</strong>gliste:<br />

Elite<br />

GSC Aarau<br />

FC Turbenthal 1<br />

NK Hajduk<br />

GSV Zürich<br />

FC Turbenthal 2<br />

Deaf Team Winterthur<br />

GC St. Gallen<br />

GSC Schloss Turbenthal<br />

FC Italo Zürich<br />

Damen<br />

FC Turbenthal<br />

GSV Zürich<br />

Rom<strong>an</strong>deaf<br />

ST Seetal<br />

GSC Aarau<br />

GSV Basel<br />

beachtet zu wer<strong>den</strong>. Viele Spiele waren<br />

sehr <strong>aus</strong>geglichen was zu vielen Penaltyduellen<br />

führte. Für einige Teams, und vor<br />

allem die Torhüter, war das sicher ein<br />

Highlight sich dort bewähren zu können.<br />

Abschluss des Turniers bildeten die<br />

R<strong>an</strong>gverkündigung und Übergabe <strong>der</strong><br />

Preise. Für die Helfer gings noch ein bisschen<br />

weiter mit Aufräumen, aber nicht<br />

ohne noch ein letztes Mal von <strong>der</strong> Festwirtschaft<br />

verpflegt wor<strong>den</strong> zu sein.<br />

Der GSC Turbenthal bed<strong>an</strong>kt sich für die<br />

Org<strong>an</strong>isation des Turniers bei Mil<strong>an</strong><br />

Gnjidic und für <strong>den</strong> Einsatz bei allen die<br />

geholfen haben. Ein grosser D<strong>an</strong>k geht<br />

<strong>an</strong> alle Sponsoren die das Turnier des<br />

GSC Schloss Turbenthal unterstützen.<br />

Und zum Schluss noch dies...<br />

Text: Eurosoccer vom 1. August 2007<br />

Bundesliga-Profi mit Hörgerät<br />

Jürgen Klopp, Trainer von Mainz 05 in<br />

<strong>der</strong> 2. Bundesliga, schwärmt von<br />

seinem Verteidiger Stef<strong>an</strong> Markolf<br />

(23), <strong>den</strong> er von <strong>den</strong> Amateuren ins<br />

Profi-Ka<strong>der</strong> holte. Warum? Markolf ist<br />

von Geburt <strong>an</strong> zu etwa neunzig Prozent<br />

gehörlos. „Ich habe zwei Paar Hörgeräte<br />

– eins für <strong>den</strong> Fussball, eins für<br />

<strong>den</strong> Alltag. Auf dem Platz orientiere ich<br />

mich mit <strong>den</strong> Augen, von <strong>den</strong> Zurufen<br />

von allen Seiten werde ich natürlich<br />

nicht abgelenkt. Das funktioniert perfekt“,<br />

so <strong>der</strong> gelernte Physiotherapeut.<br />

Vor <strong>den</strong> Spielen wer<strong>den</strong> die Schiedsrichter<br />

jeweils über Markolfs Hörgeräte<br />

informiert.<br />

Senioren<br />

Turbenthal<br />

GSV Basel<br />

GSV Zürich<br />

25


Nachruf<br />

Willi Theo Pfister-Stettbacher<br />

21. März 1915 bis 2. Juni 2007<br />

Gehörlosenpfarrer im Ruhest<strong>an</strong>d<br />

Eine grosse Trauergemeinde nahm<br />

am 12. Juni 2007 in <strong>der</strong> reformierten<br />

Kirche in Muri bei Bern Abschied von<br />

Willi Pfister-Stettbacher, dem ehemaligen<br />

Gehörlosenpfarrer des K<strong>an</strong>tons<br />

Bern. Trotz längerer Kr<strong>an</strong>kheit konnte<br />

er die letzten Jahre seines Lebens<br />

d<strong>an</strong>k liebevoller Pflege durch seine<br />

Gattin Ursula zu H<strong>aus</strong>e verbringen.<br />

Erst vor einigen Wochen musste er<br />

zur Betreuung ins Burgerspital Bern<br />

verlegt wer<strong>den</strong>, wo er am 2. Juni im<br />

hohen Alter von 92 Jahren sein Leben<br />

in Gottes H<strong>an</strong>d zurücklegte. Willi Pfister<br />

wurde am 21. März 1915 im Pfarrh<strong>aus</strong><br />

Länggasse in Bern geboren.<br />

1934 best<strong>an</strong>d er die Maturität und<br />

studierte d<strong>an</strong>n Theologie in Bern,<br />

Basel, Zürich und Tübingen. Nach<br />

dem Staatsexamen 1941, arbeitete er<br />

zuerst als Lehrer in Zizers und<br />

Samed<strong>an</strong>. D<strong>an</strong>n trat er in <strong>den</strong> Dienst<br />

<strong>der</strong> bernischen L<strong>an</strong>deskirche ein. Er<br />

wirkte hier zuerst als Vikar, später als<br />

Pfarrer in <strong>der</strong> luzernischen Diaspora<br />

und während 8 Jahren in <strong>der</strong> Kirchgemeinde<br />

Lyss. Im Jahr 1958 erfolgte<br />

seine Wahl zum vollamtlichen Gehörlosenpfarrer<br />

des K<strong>an</strong>tons Bern.<br />

Dieses Amt versah er bis ins Jahr<br />

1980.<br />

Die Gehörlosengemeinde umfasste<br />

während seiner Amtszeit 1600<br />

Gemeindeglie<strong>der</strong>, die er <strong>an</strong> 16 Predigtstationen<br />

betreute. Zugleich<br />

unterrichtete er als Unterweisungspfarrer<br />

die Oberstufenschüler <strong>der</strong><br />

Sprachheil<strong>schule</strong> Münchenbuchsee,<br />

zu <strong>den</strong>en er während seines g<strong>an</strong>zen<br />

Lebens in engem Kontakt blieb.<br />

Unvergessen bleiben auch seine Verdienste<br />

als Org<strong>an</strong>isator <strong>der</strong> Gehörlosen-Winterolympiade<br />

in Adelbo<strong>den</strong><br />

1971. Nach seiner Pensionierung verfasste<br />

er im Auftrag des SVG eine<br />

Fortsetzung des Quellenbuchs von<br />

Heinrich Sutermeister. „Gemeinsam<br />

unterwegs“, so n<strong>an</strong>nte er dieses<br />

Buch, und so wer<strong>den</strong> ihn die Gehörlosen,<br />

<strong>den</strong>en er in all <strong>den</strong> Jahren<br />

begegnete, in lieber Erinnerung<br />

behalten.<br />

Peter Mattmüller<br />

Kirchliche<br />

Katholische Gehörlosengemein<strong>den</strong><br />

REGION AARGAU<br />

Kath. Gehörlosenseelsorge im Kt. Aargau<br />

Schön<strong>aus</strong>tr. 21, K<strong>an</strong>ti Foyer, 5400 Ba<strong>den</strong><br />

Peter Schmitz- Hübsch<br />

Gehörlosenseelsorger<br />

Gi<strong>an</strong> Reto J<strong>an</strong>ki<br />

Gehörlosen-Jugendarbeiter<br />

Tel. 056 222 30 86<br />

Fax 056 222 30 57<br />

E-Mail kath.gl-seelsorge.aa@bluewin.ch<br />

www.ag.kath.ch<br />

Oekumenische Gehörlosen-Jugendarbeit<br />

Zürich und Aargau<br />

Gi<strong>an</strong>-Reto J<strong>an</strong>ki, Jugendarbeiter, gehörlos,<br />

Auf <strong>der</strong> Mauer 13, 8001 Zürich<br />

Telescrit 044 252 51 56<br />

Fax 044 252 51 55<br />

E-Mail jugend.gehoerlos@kirchen.ch<br />

Sonntag, 16. September 2007, 9.30 Uhr<br />

Bettag<br />

Ökumenischer Gottesdienst mit <strong>der</strong> ref.<br />

hören<strong>den</strong> Gemeinde Turbenthal und dem<br />

Gehörlosendorf<br />

REGION ZÜRICH<br />

Katholische Gehörlosenseelsorge Zürich<br />

Beckenhofstrasse 16, 8006 Zürich<br />

Briefadresse: PF 407, 8035 Zürich<br />

Telescrit 044 360 51 53<br />

Tel. 044 360 51 51<br />

Fax 044 360 51 52<br />

E-Mail info@gehoerlosenseelsorgezh.ch<br />

www.gehoerlosenseelsorgezh.ch<br />

Sonntag, 2. September 2007, 10.00 Uhr<br />

Katholischer Gottesdienst<br />

Open Air mit <strong>der</strong> hören<strong>den</strong> Gemeinde<br />

St. Marien, Oberwinterthur,<br />

auf dem Kirchplatz<br />

Sonntag, 16. September 2007, 9.30 Uhr<br />

Bettag<br />

Ökumenischer Gottesdienst mit <strong>der</strong> ref.<br />

hören<strong>den</strong> Gemeinde Turbenthal und dem<br />

Gehörlosendorf<br />

REGION BASEL<br />

Katholische Hörbehin<strong>der</strong>tenseelsorge KHS<br />

Basel, Häslirain 31, 4147 Aesch BL<br />

Tel. 061 751 35 00<br />

Fax 061 751 35 02<br />

E-Mail khs.rk@bluewin.ch


Ver<strong>an</strong>staltungen<br />

GEHÖRLOSENGEMEINDEN<br />

KANTON SOLOTHURN<br />

H. Beglinger, Socinstrasse 13, 4051 Basel<br />

Fax 061 261 05 48<br />

E-Mail heinrich.beglinger@erk-bs.ch<br />

Sr. Martina Lorenz, Rigistrasse 7,<br />

6010 Kriens Fax 041 319 40 31<br />

Sonntag, 2. September 2007, 10.00 Uhr<br />

Gottesdienst im Gemeindeh<strong>aus</strong> <strong>der</strong> Pauluskirche<br />

in Olten, Calvinstube, mit Schwester<br />

Martina Lorenz. Anschliessend Zusammensein<br />

beim Kaffee.<br />

Sonntag, 16. September 2007, 10.00 Uhr<br />

Gottesdienst mit Abendmahl im Gemeindeh<strong>aus</strong><br />

<strong>der</strong> Zwinglikirche in Grenchen,<br />

Berchtold Haller-Stube, mit Heinrich Beglinger.<br />

Anschliessend Zusammensein beim<br />

Kaffee.<br />

REGION ST.GALLEN<br />

Katholische Gehörlosenseelsorge<br />

des Bistums St.Gallen<br />

Klosterhof 6b<br />

9001 St.Gallen<br />

Dorothee Buschor Brunner<br />

Gehörlosenseelsorgerin<br />

Tel. 071 227 34 61<br />

Fax 071 227 33 41<br />

E-Mail gehoerlosenseelsorge@bistum-stgallen.ch<br />

Sonntag, 16. September 2007<br />

gemeinsamer Gottesdienst und Ausflug mit<br />

<strong>der</strong> ev<strong>an</strong>gelischen Gehörlosengemeinde<br />

Ev<strong>an</strong>gelische Gehörlosengemein<strong>den</strong><br />

REGION AARGAU<br />

Reformierte Gehörlosenseelsorge<br />

im K<strong>an</strong>ton Aargau<br />

Pfrn. Annegret Behr<br />

Spalenvorstadt 18, 4051 Basel<br />

Tel. 061 262 28 02<br />

Fax 061 262 28 02<br />

E-Mail <strong>an</strong>na.behr@graviton.ch<br />

www.ref-ag.ch<br />

REGION ZüRICH<br />

K<strong>an</strong>t. Pfarramt für Gehörlose Zürich,<br />

Oerlikonerstr. 98, 8057 Zürich<br />

Ref. Gehörlosengemeinde des<br />

K<strong>an</strong>tons Zürich<br />

Fax 044 311 90 89<br />

E-Mail gehoerlosenpfarramt.zh@ref.ch<br />

Sonntag, 2. September 2007, 14.30 Uhr<br />

Gottesdienst in <strong>der</strong> Ref. Stadtkirche<br />

Winterthur, mit Imbiss<br />

Herzliche Einladung<br />

Sonntag, 16. September 2007, 9.30 Uhr<br />

Bettag<br />

Ökumenischer Gottesdienst<br />

mit ref. hören<strong>der</strong> Gemeinde Turbenthal<br />

mit Mittagessen<br />

Herzliche Einladung<br />

Sonntag, 30. September 2007, 10.30 Uhr<br />

Gottesdienst im Hirzelheim Regensberg<br />

Herzliche Einladung<br />

EVANG. GEHÖERLOSENGEMEINDE<br />

ST.GALLEN - APPENZELL - GLARUS -<br />

THURGAU - GRAUBÜNDEN -<br />

SCHAFFHAUSEN<br />

Pfarrer Achim Menges, oberer Graben 31,<br />

9000 St.Gallen<br />

Tel. 071 227 05 70<br />

Fax 071 227 05 79<br />

SMS/<br />

Mobile 079 235 36 48<br />

E-Mail gehoerlosenseelsorge@ref-sg.ch<br />

www.gehoerlosenseelsorge.ch<br />

Sonntag, 2. September 2007, 14.30 Uhr<br />

Gottesdienst in Neukirch <strong>an</strong> <strong>der</strong> Thur<br />

<strong>an</strong>schliessend Imbiss<br />

A. Menges<br />

Dienstag, 11. September 2007, 16.00 Uhr<br />

Gottesdienst im H<strong>aus</strong> Vor<strong>der</strong>dorf in Trogen<br />

A. Menges<br />

Sonntag, 16. September 2007<br />

Bettag<br />

Ostschweizer Ausflug und Gottesdienst<br />

(Ebenalp) Team<br />

Dienstag, 23. September 2007, 16.00 Uhr<br />

Gottesdienst im H<strong>aus</strong> Vor<strong>der</strong>dorf in Trogen<br />

J. M<strong>an</strong>ser<br />

REFORMIERTE GEHÖRLOSEN-<br />

GEMEINDEN BASEL - BASELLAND<br />

Auskünfte:<br />

H. Beglinger, Socinstrasse 13, 4051 Basel<br />

Fax 061 261 05 48<br />

E-Mail heinrich.beglinger@erk-bs.ch<br />

Basel: Sonntag, 23. September, 10.00 Uhr<br />

Gottesdienst mit Abendmahl im Gemeindezentrum<br />

Breite,<br />

Farnsburgerstrasse 58. Anschliessend<br />

Zusammensein beim Apéro.<br />

REGION BERN, JURA<br />

Reformierte Kirchen Bern- Jura<br />

Ref.-Kirchen Bern-Jura-Solothurn<br />

Bereich Sozial-Diakonie<br />

Schwarztorstrasse 20<br />

Postfach 5461<br />

3001 Bern<br />

Tel. 031 385 17 17<br />

E-Mail isabelle.str<strong>aus</strong>s@refbejuso.ch<br />

www.refbejuso.ch<br />

Sonntag, 2. September 2007, 14. 00 Uhr<br />

mit Abendmahl<br />

Frutigen, Kirchgemeindeh<strong>aus</strong><br />

Diakon Andreas F<strong>an</strong>kh<strong>aus</strong>er<br />

Montag, 3. September 2007, 20.00 Uhr<br />

Stiftung Uetendorfberg<br />

Diakon Andreas F<strong>an</strong>kh<strong>aus</strong>er<br />

Dienstag, 4. September 2007, 14.30 Uhr<br />

Belp, Wohnheim<br />

Diakon Andreas F<strong>an</strong>kh<strong>aus</strong>er<br />

Sonntag, 12. September 2007, 14.00 Uhr<br />

mit Abendmahl<br />

Heimstätte Bärau, Kirchli<br />

Pfarrerin Fr<strong>an</strong>ziska Bracher<br />

Sonntag, 16. September 2007, 14.00 Uhr<br />

Bern, Markuskirche<br />

Diakon Andreas F<strong>an</strong>kh<strong>aus</strong>er<br />

Sonntag, 23. September 2007, 14.00 Uhr<br />

Thun, Markuskirche, Schulstrasse 45<br />

Diakon Andreas F<strong>an</strong>kh<strong>aus</strong>er<br />

Mittagskirche<br />

Datum Mittwoch, 5. September 2007<br />

mit Sus<strong>an</strong>ne Bieler<br />

Ort Heiliggeistkirche Bern<br />

Zeit 12.30 – 13.00 Uhr<br />

Je<strong>den</strong> Mittwoch findet in <strong>der</strong> Heiliggeistkirche<br />

die so gen<strong>an</strong>nte Mittagskirche<br />

statt. Die Mittagskirche bietet eine halbe<br />

Stunde Ruhe, Musik und „Wort“ mitten in<br />

<strong>der</strong> Arbeitswoche <strong>an</strong>.<br />

Eine Dolmetscherin wird am 4. Juli und<br />

am 5. September die gesprochenen hochdeutschen<br />

Texte in Gebär<strong>den</strong>sprache<br />

übersetzen.<br />

Zur Mittagskirche für Gehörlose und<br />

Hörende sind alle g<strong>an</strong>z herzlich eingela<strong>den</strong>.<br />

27


1. 1. Basler AudiopädagogInnen Meeting<br />

Mit Mit Morag Morag Clark Clark (Simult<strong>an</strong>übersetzung) �� ��� ������� ��� ������<br />

Cochlear lädt lädt ein ein zur zur Weiterbildung für für Fachleute und und Interessierte<br />

am am 2. 2. November 2007<br />

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10.00 10.00 – 17.00 – 17.00 Uhr, Uhr, im Raum im Raum 2 B2 104 B 104 <strong>der</strong> <strong>der</strong> UBS UBS AG AG in Basel, in Basel, Aeschenplatz 6 6<br />

Anmeldung:<br />

Cochlear AG AG<br />

Gabriele ����� Gabriele ������ Thierbach �Thierbach ������������ �������<br />

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Margarethenstrasse ������� ������� 47 47<br />

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CH CH - 4053 - 4053 Basel Basel<br />

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Telefon: Telefon: + 41 + 61 41 ��� ��������� 205 61 205 0404 � ����� 0404<br />

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Telefax: ������ Telefax: ���� �+ �� ��� 41 + �������� 61 41 ����205 61 ����������������� 205 04 05 04 05<br />

www.cochlear.com<br />

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