13.07.2015 Aufrufe

Entleerung und Entlandung von Stauräumen: Herausforderungen ...

Entleerung und Entlandung von Stauräumen: Herausforderungen ...

Entleerung und Entlandung von Stauräumen: Herausforderungen ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Entleerung</strong> <strong>und</strong> <strong>Entlandung</strong> <strong>von</strong> <strong>Stauräumen</strong>: <strong>Herausforderungen</strong> <strong>und</strong> Lösungsansätzefür ein gewässerverträgliches Feststoffmanagement anhand <strong>von</strong> Fallbeispielen ausVorarlbergMag. Nikolaus Schotzko, Amt der Vorarlberger Landesregierung, Abt. Va, FaB II, Fischerei<strong>und</strong> Gewässerökologie, Römerstraße 15, 6901 Bregenz,nikolaus.schotzko@vorarlberg.at, Tel.: +43 (0)5574 511 251131.) Gr<strong>und</strong>lagen: Schwebstoffe <strong>und</strong> FischeDie Grenze zwischen Geschiebe <strong>und</strong> Schwebstoffen liegt im Allgemeinen bei einemGrenzkorndurchmesser <strong>von</strong> 0,2 bis 0,7 mm.Die Konzentration an abfiltrierbaren Feststoffen (AFS) (=Schwebstoffkonzentration) wird inder Regel entweder als Trockengewicht [g/l] oder als Absetzvolumen [ml/l] angegeben. Jenach Art <strong>und</strong> Zusammensetzung der Schwebstoffe liegt ihr Trockengewicht mehr oderweniger wesentlich unter ihrem Absetzvolumen. Die Relation Trockengewicht:Absetzvolumen beträgt in der Regel zwischen 1:5 (erhöhter organischer Anteil) <strong>und</strong> 1:2(ausschließlich mineralische Feinsedimente). [1 g/l = 1.000 mg/l]Die typische Reaktion <strong>von</strong> Fischen auf erhöhte Schwebstoffkonzentrationen reicht <strong>von</strong>Verhaltensänderungen (Alarmreaktion <strong>und</strong> Flucht) über subletale Auswirkungen (erhöhterStress u. Atemfrequenz, verringerte Nahrungsaufnahme) bis zu letalen (tödlichen)Auswirkungen. Das Ausmaß der Reaktion oder fischökologischen Beeinträchtigung ist inerster Linie <strong>von</strong> den beiden folgenden Faktoren abhängig: Konzentration der Schwebstoffe<strong>und</strong> Einwirkungsdauer. Weiters sind <strong>von</strong> Bedeutung: Art der Sedimente, Auftreten <strong>von</strong>Sauerstoffmangel, Strömung (hydraulischer Stress), Mangel an Unterständen, Zugänglichkeitder Nebengewässer <strong>und</strong> Möglichkeit der Rückkehr (Wiederbesiedelung, Kontinuum).Eier, Larven <strong>und</strong> Jungfische sind wesentlich empfindlicher als adulte Fische.Die Grenzkonzentrationen zwischen subletalen <strong>und</strong> letalen Auswirkungen bei Salmoniden füranorganische Feinsedimente (ohne Sauerstoffzehrung <strong>und</strong> toxische Wirkungen) liegen beieiner kurzzeitigen Dauer <strong>von</strong> bis zu einem Tag zwischen 3.000 bis 8.000 mg/l. Effekte, wieverminderte Nahrungsaufnahme <strong>und</strong> Abwanderung, können allerdings schon beivergleichsweise geringen Schwebstoffkonzentrationen auftreten (Newcombe <strong>und</strong> Jensen,1996, vgl. Tabelle 1).Neben diesen direkten Auswirkungen auf Fische führt eine erhöhte Kolmation (Verschlussdes Kieslückenraumes durch Sedimentation der Feinsedimente) zur Beeinträchtigung dernatürlichen Vermehrung durch den Verlust an geeigneten Laichplätzen für die typischenKieslaicher in der Forellen <strong>und</strong> Äschenregion <strong>und</strong> zur Beeinträchtigung der Fischernährungdurch Einschränkung des Wachstums <strong>von</strong> Algen <strong>und</strong> Wasserpflanzen, sowie Reduktion biszum Ausfall der Kieslücken-bewohnenden Tierarten.Trübungen bedeuten darüber hinaus eine starke Einschränkung des Angelerfolges <strong>und</strong> derAngelaktivität an Trübungstagen, weil der Angler die Fische kaum sieht, die Fische denKöder schlechter sehen <strong>und</strong> darüber hinaus ihre Nahrungsaufnahme reduzieren.


Tabelle 1: Auswirkungen <strong>von</strong> abfiltrierbaren Schwebstoffen (AFS) bis zur Dauer eines Tagesauf Salmoniden (Newcombe & Jensen 1996)Empfohlen wird daher gr<strong>und</strong>sätzlich bei <strong>Entlandung</strong>smaßnahmen eine Schwebstoffkonzentration<strong>von</strong> 3.000 mg/l (≈ ca. 10 ml/l) als Richtwert zu verwenden, der nachMöglichkeit auch kurzfristig nicht wesentlich überschritten werden sollte. Zu berücksichtigensind jedoch immer die gewässerspezifischen natürlichen Werte, die je nach Geologie desEinzugsgebietes <strong>und</strong> Abflussregime sehr unterschiedlich sein können.Aus der Schweiz bekannte Werte für natürliche Schwebstoffkonzentrationen liegen im Mittelzwischen 10 <strong>und</strong> 300 mg/l (Gerster & Rey 1994). Als Maximalwerte bei mehrjährigennatürlichen Hochwässern werden Konzentrationen zwischen 250 <strong>und</strong> 2.500 mg/l (= ca. 10ml/l) erreicht, in Ausnahmefällen sogar noch darüber (z.B.: Katastrophenhochwässer,Mureinstöße).Eigene Messungen <strong>von</strong> natürlichen Konzentrationen bei hohen SchmelzwasserabflüssenAnfang Mai in der Bregenzerach (MQ = 40 m³/s; HQ1 = 440 m³/s) ergaben 750 mg/l bei 100m³/s, das Maximum bei mehrjährlichen Ereignissen in diesem Fluss liegt bei 4.000 mg/l.Die Trübungen im Inn bei Innsbruck, einem alpinen Fluss mit Gletschereinfluss, betragenwährend der Monate Mai bis September im Mittel zwischen 200 <strong>und</strong> 660 mg/l <strong>und</strong>schwanken sehr stark zwischen 30 <strong>und</strong> 6.400 mg/l.Das Minimum der Schwebstoffkonzentrationen im Alpenrhein bei Lustenau liegt in der Zeitder hohen Abflüsse zwischen Ende März <strong>und</strong> Ende September zwischen 100 <strong>und</strong> 200 mg/l,mehrmals im Jahr werden 2.000 mg/l überschritten <strong>und</strong> die jährlichen Spitzen liegen bei 4.000bis 7.000 mg/l.800 mg/l ergeben in einem Fließgewässer bereits ein Trübungsbild mit erdigem, sandigemCharakter („sehr starke Trübung“). Bis zu einem Schwebstoffgehalt <strong>von</strong> 100 mg/l beträgt dieSichttiefe gleich Null, man spricht <strong>von</strong> einer „starken Trübung“. Unter 100 mg/l sind dieUmrisse <strong>von</strong> größeren Steinen auf der Gewässersohle erkennbar („mäßige Trübung“).


Die Fahne einer mäßigen Trübung, die durch feinste, nur schwer absetzbare Feststoffpartikelverursacht wird, kann selbst bei Verdünnung durch Seitenbäche sehr weit reichen.2.) Speicherentleerung Bolgenach <strong>und</strong> FeststoffmanagementVon Menschen erzeugte gewässerökologische Katastrophenereignisse im Zusammenhang mitder Bewirtschaftung <strong>von</strong> <strong>Stauräumen</strong> <strong>und</strong> Speicherseen, wie beispielsweise die <strong>Entleerung</strong>des Stauraumes Bolgenach am 21. April im Jahr 1995, führen die beim Geschiebe- <strong>und</strong>Feststoffmanagement bestehenden Probleme derartiger Anlagen besonders drastisch vorAugen. Dazu kommen häufig ungeplante technische Schwierigkeiten <strong>und</strong> Zwischenfälle beider Durchführung (Verklausung des Gr<strong>und</strong>ablasses, Störungen der Steuerorgane, u.ä), die dieAuswirkungen der Maßnahmen meist wesentlich verschlimmern.Der Stauraum Bolgenach bei Hittisau dient als Wochenspeicher. Er hat über 8 Mio. m³Nutzinhalt <strong>und</strong> eine Fläche <strong>von</strong> ca. 22 Hektar. Über die etwa 6 km lange Triebwasserleitung(Rohfallhöhe ca. 280 m) wird das Wasser aus dem Stausee im Krafthaus Langeneggabgearbeitet <strong>und</strong> unmittelbar in die Bregenzerach eingeleitet. Das Ereignis der Bolgenach-Spülung 1995 führte zu Konzentrationen bei abfiltrierbaren Schwebstoffen (AFS) <strong>von</strong> 500 bis1.000 ml/l (=wassergesättigter Schlamm) über mehrere St<strong>und</strong>en, es wurden r<strong>und</strong> 200.000 m³Feinsedimente ausgetragen <strong>und</strong> 27 km Fließgewässer in Mitleidenschaft gezogen. DieSchlammbänke entlang der Ufer erreichten eine Mächtigkeit <strong>von</strong> 2 m. DieGewässerbiozönose war über weite Strecken zu 95 % vernichtet. Im Anschluss daran wurdendurch Spülungen mit unbelastetem Speicherwasser über mehrere Tage die Flusssohle <strong>und</strong> dieUferbereiche wieder weitgehend <strong>von</strong> den Feinsedimenten befreit.Auch wenn die Wiederbesiedlung mit Kleinorganismen zumeist relativ rasch <strong>von</strong> statten geht(Biomassen <strong>von</strong> 5 – 20 g/m² bereits 2 Monate danach im Vergleich zur zeitlichen Referenz<strong>von</strong> 8 – 27 g/m² ; gewässertypspezifische Artenzusammensetzung nach einem Jahr erreicht)können solche einzelnen Ereignisse durchaus mit langfristigen Folgen für die Fischbiozönoseverb<strong>und</strong>en sein (im Falle Bolgenach betrug die Schädigung des Fischbestandes, je nachAbschnitt, 60 -100 %). So haben sich beispielsweise die Bestände <strong>von</strong> Äschen <strong>und</strong> Nasen inder Bregenzerach seither nicht mehr wieder erholt, wobei zusätzliche Belastungen, wieSchwall <strong>und</strong> Sunk, Restwasser <strong>und</strong> Querbauwerke der Fähigkeit zur Resilienz ebenfallsentgegenwirken. Der fischökologische Zustand in der Bregenzerach (HR groß) ist trotzNaturstrecke in der Schlucht ist als schlecht (Klasse 5) eingestuft: FIA 5,0; k.o. Biomasse14,4 kg/ha; FIA 2,76 ohne Biomasse; Äschenregion mit 16 Fischarten im Leitbild, aktuell 7-8<strong>und</strong> teilweise nur in Einzelexemplaren,Bei der Bolgenach-<strong>Entleerung</strong>, die zur Spülung wurde, handelte sich um einen durchVerklausung des Gr<strong>und</strong>ablasses verursachten Störfall. In der Folge wurden die Ablauforganeumgebaut <strong>und</strong> höher gesetzt, sodass ein großer Totraum (700.000 m³) entstand, der seitherdurch Saugbaggerungen entlandet wird. Nach einigen technischen Problemen wird seitnunmehr r<strong>und</strong> 10 Jahren das Material laufend ab einer Vorflut <strong>von</strong> 100 m³/s in derBregenzerach (MQ = 40 m³/s; HQ 1 = 440 m³/s) dem Triebwasser beigegeben. Zusätzlich darfein Immissonsgrenzwert <strong>von</strong> 2.500 mg/l in der Bregenzerach durch die Baggerung nichtüberschritten werden. Die Werte in der Bregenzerach unterhalb der Einleitung während der


Baggerung liegen in der Regel zwischen 0,13 <strong>und</strong> 0,6 g/l (<strong>und</strong> damit unter natürlichenReferenzwerten <strong>von</strong> 0,75 g/l bei 100 m³/s)3.) Speicherentleerung VermuntDer Speicher Vermunt ist ein künstliches Gewässer mit einer Fläche <strong>von</strong> ca. 35 Hektar <strong>und</strong>einem Nutzinhalt <strong>von</strong> 5,3 Mio. m³ auf 1.743 m Seehöhe an der Silvretta-Hochalpenstraße. DerSpeicher musste im Jahr 2010 entleert werden, um die Drosselklappen des Umlaufstollensauszutauschen. Bei der Terminwahl war die Niederschlagswahrscheinlichkeit entscheidend –in der 2. Oktoberhälfte sind die Niederschläge in der Regel gering, gleichzeitig ermöglichendie herrschenden Temperaturen gute Arbeitsbedingungen. Bereits im Spätsommer wurdeneine provisorische Fassung am Zufluss <strong>und</strong> ein Holzfluder errichtet, das unter Einbeziehungeines bestehenden Stollens die Zuflüsse zum Speicher daran vorbeileitet. Dabei ist mit einerSchüttung <strong>von</strong> 0,7 – 0,9 m³/s zu rechnen. Sämtliche Wasserfassungen <strong>und</strong> Beileitungen zumSpeicher Vermunt wurden abgeleitet, der Stauspiegel des Silvrettaspeichers wurde währendder Dauer der <strong>Entleerung</strong> tief gehalten, um ein Überlaufen im Falle <strong>von</strong> Niederschlägenauszuschließen.Die Absenkung bis über Kote 1.714,4 erfolgte über die Turbinen, die weitere Absenkung überden Gr<strong>und</strong>ablass. Schwebstoffmessungen nach Vermischung mit dem umgeleiteten Wasserunmittelbar unterhalb der Sperre <strong>und</strong> unterhalb der Einmündung des Verbellabaches (F-km59,33) wurden zur Steuerung der Verschlussorgane herangezogen. Dabei sollten Richtwerte<strong>von</strong> 15 g/l bzw. 3 g/l an den beiden genannten Stellen nicht überschritten werden. Dernatürliche Fischlebensraum reicht in der Ill bis F-km 60,5. Es handelt sich um ein Epirhithralmit der Koppe als seltene Begleitart. In der Ill unterhalb der Restillfassung <strong>von</strong> Partenen (Fkm57,8) sollte durch die Beigabe <strong>von</strong> Wasser aus den Ausgleichsbecken Partenen <strong>und</strong> Rifadie Feststoffkonzentration auf unter 1 g/l weiter reduziert werden. Falls die Richtwerte an denbeiden oberen Messstellen nicht eingehalten werden können, bestand die Möglichkeit dasWasser an der Wasserfassung in Partenen einzuziehen <strong>und</strong> über mehrere Zwischenspeicher(Latschau, Rod<strong>und</strong>) bis ins Walgauwerk mit der Rückgabe bei F-km 14,6 oberhalb <strong>von</strong>Feldkirch zu leiten. Aufgr<strong>und</strong> der Passage der Speicherbecken <strong>und</strong> der Verdünnung war dortmit keiner nennenswerten Beeinträchtigung mehr zu rechnen.Typischerweise zeigt die Sedimentfracht bei der <strong>Entleerung</strong> eines Stausees folgende zeitlicheEntwicklung: ein langsamer, gleichmäßiger Abstau führt vorerst zu keiner gravierendenMobilisierung der Sedimente. Erst das Ende der <strong>Entleerung</strong> ist durch einen kurzen massivenAnstieg der Schwebstofffracht gekennzeichnet, während sich die Zuflüsse in die abgelagertenSedimente bis zur Sohle graben. Typisch sind in weiterer Folge stärkere Schwankungen in derSedimentkonzentration auf niedrigerem Niveau, die durch Abbrechen der Sedimentbänkeentlang der Rinne verursacht werden.Diese Entwicklung zeigte sich auch im Verlauf der <strong>Entleerung</strong> des Speichers Vermunt. Beider Öffnung des Gr<strong>und</strong>ablasses <strong>und</strong> der Restentleerung wurden die Grenzwerte nichtüberschritten. In der Nacht vom 11. auf den 12.10.2010 wurde mit dem freien Durchfluss imSpeicher Vermunt die nächste kritische Phase erreicht. In dieser letzten Entleerphasebegannen ab ca. 1:15 Uhr an der obersten Messstelle die Feststoffkonzentrationen auf über 40g/l zu steigen. Um 10:15 Uhr trat in weiterer Folge die höchste Konzentration mit 128 g/l auf.Zur Minimierung der schädlichen Auswirkungen wurden alle vorgesehenen <strong>und</strong> möglichen


Maßnahmen (Verdünnung durch Umleitung der Ill über Holzfluder, Verringerung desDurchflusses auf das vertretbare Maß) angewendet. Dennoch traten bei der nächstenMessstelle um 7:15 Uhr noch Feststoffkonzentrationen im Bereich <strong>von</strong> ca. 30 bis 50 g/l auf.Daraufhin wurde konzeptgemäß der Einzug des feststoffbelasteten Wassers bei der FassungPartenen <strong>und</strong> die Zudotierung aus einem Zwischenspeicherbecken („Rifa“) veranlasst. In derStrecke wurden kurzfristig (


(Aufhebung des Schonmaßes <strong>und</strong> der Begrenzung der Fangzahl, sowie die Durchführung<strong>von</strong> besonderen Veranstaltungen, wie z.B. eines „Großen Ausfischen“ o. ä.)8. Fischökologische Beweissicherung gemäß Methodik-Leitfaden des BMLFUW anvorgegebenen Messstellen innerhalb 2 Monaten vorher <strong>und</strong> einem Monat nachher. Im Fallesignifikanter Unterschiede zur zeitlichen Referenz, eine zusätzliche Aufnahme ein Jahrnach der <strong>Entleerung</strong>.9. Information der Bewirtschafter der betroffenen Fischereireviere über den Zeitplan <strong>und</strong> denAblauf der Arbeiten. Herstellung des Einvernehmens über allfälligefischereiwirtschaftliche Schäden oder Ertragseinbußen nach Möglichkeit im Vorhinein mitden Fischereiberechtigten bzw. Bewirtschaftern. Ggf. Schadensschätzung im Nachhineinauf der Gr<strong>und</strong>lage der Beweissicherung durch die damit beauftragte fachk<strong>und</strong>ige Stellevorgenommen werden.Der Termin der <strong>Entleerung</strong> war hinsichtlich der Laichzeit der Bachforelle ungünstig. Hierhatten jedoch die o.g. anderen Faktoren wesentlich mehr Gewicht.Die Ergebnisse der fischökologischen Beweissicherung jeweils r<strong>und</strong> einen Monat vor <strong>und</strong>einen Monat nach der Maßnahme an den beiden 2 Probestellen Ill-Partenen (F-km 58,6) <strong>und</strong>RW-Strecke uh. Einzug Partenen (F-km 57,7) zeigten folgende Unterschiede:An der oberen Messstelle (AFS: mw 22 g/l über 24 St<strong>und</strong>en, p 90 50 g/l, max 75 g/l < 15 min)blieb der FIA unverändert bei 1,79 (guter Zustand), die Biomasse war nach der <strong>Entleerung</strong>höher als zuvor, nur das Vorkommen vereinzelter die Dichte der einsömmrigen Jungfischegeringfügig reduziert.In der unzureichend dotierten Restwasserstrecke (100-150 l/s) betragen Dichte <strong>und</strong> Biomasse<strong>von</strong> vorne herein nur ein Fünftel der Werte oberhalb – diesbezüglich wurden jedoch ebenfallszwischen vorher <strong>und</strong> nachher keine signifikanten Unterschiede festgestellt. Die deutlichreduzierte Jungfischdichte gab Anlass zur schlechteren Bewertung der Altersstruktur <strong>und</strong>führte zu einer Verschlechterung des FIA auf 2,45 (gerade noch innerhalb der Klasse 2) nachder <strong>Entleerung</strong>.Die makrobenthologischen Untersuchungen ergaben an der oberen Messstelle (AFS bis zu130 mg/l) eine drastische Reduktion der Dichten (1.200 Ind. /m² => 90 Ind. /m²) – eineweitgehende Verödung. An der unteren Probestelle (AFS max. 3,5 g/l) war eine saisonalbedingte Erhöhung der Dichten <strong>von</strong> r<strong>und</strong> 1.200 Ind/m² auf 3.800 Ind/m² zu beobachten(Steinfliegen-, Eintagsfliegenlarven).4.) <strong>Entlandung</strong> Zwischenspeicher Rod<strong>und</strong>Die Zwischenspeicherbecken in Rod<strong>und</strong> umfassen eine Fläche <strong>von</strong> r<strong>und</strong> 34 Hektar <strong>und</strong> habeneinen Nutzinhalt <strong>von</strong> 2,1 Mio m³. Diese 3 Becken werden als Tagesspeicher inZusammenspiel mit dem etwa 350 Höhenmeter oberhalb gelegenen Speicherbecken Latschau(15,6 ha) zur Erzeugung <strong>von</strong> Spitzenstrom mittels 2er Pumpspeicherkraftwerke genutzt. DieBecken werden über eine Leitung aus Partenen mit Beileitungen ins Latschauwerk, aus demPumpspeicherkraftwerk Lünersee, sowie über eine Beileitung der Restill bei F-km 38,2gefüllt. Dabei kommt es vor allem durch die letztgenannte Illbeileitung zu einerfortwährenden Verlandung der Speicherbecken. Es wird mit einem mittleren jährlichen


Eintrag <strong>von</strong> 15,000 - 20.000 m³ Feststoffen gerechnet. Inzwischen haben sich r<strong>und</strong> 350.000m³ Sand <strong>und</strong> Schluff angesammelt (16,7 % des Speichervolumens). R<strong>und</strong> 70.000 m³ Sandsollen entnommen <strong>und</strong> getrocknet werden <strong>und</strong> können als Baumaterial Verwendung finden.Die Schluffanlandungen in der Größenordnung <strong>von</strong> ca. 280.000 m³ sollen mittelsSaugbaggerung dem Triebwasser des Walgauwerkes zugegeben werden. Bei diesem„Schluff“ handelt es sich überwiegend um mineralische Feststoffe (Quarz, Muskovit,Plagioklas) in einer engen Korngrößenverteilung zwischen 0,01 <strong>und</strong> 0,06 mm mit sehrgeringen organischen Anteilen (< 4 %). Diese „Altlasten“ sollen nach Möglichkeit in wenigenJahren abgebaut werden – bis 2015 (Phase 1). In der Folge soll nur noch der jährliche Eintrag<strong>von</strong> 15,000 - 20.000 m³ ebenfalls mittels Saugbaggerung regelmäßig über das Triebwasser indie Ill abgegeben werden (Phase 2).Dazu wurde nach einer Variantenprüfung das folgende Konzept gemeinsam mit dem KW-Betreiber entwickelt:Über ein einfaches Modell wurde versucht, die natürliche Schwebstofffracht der Ill bei F-km14,6 (Rückgabe Walgauwerk) ohne den anthropogen bedingten Rückhalt in den Speicherseenzu berechnen. Daraus ergibt sich eine Differenz zwischen aktueller <strong>und</strong> natürlicher jährlicherSchwebstofffracht <strong>von</strong> r<strong>und</strong> 240.000 m³ (mittlere Dichte 1,725). In Phase 1 wird einejährliche Schwebstoffabgabe <strong>von</strong> bis zu 100.000 m³ angestrebt.Aktuell werden in der Ill an etwa 60 Tagen im Jahr Konzentrationen <strong>von</strong> 50 mg/lüberschritten, an 6 Tagen über 1.000 mg/l. Spitzen, die regelmäßig ein- bis zweimal pro Jahrin der Folge <strong>von</strong> größeren Niederschlagsereignissen auftreten, liegen bei r<strong>und</strong> 2.000 mg/l.Zunächst wurde danach getrachtet, die Schwebstoffe in Anlehnung an das natürlicheFeststoffregime zu entsprechenden Abflussereignissen konzentriert <strong>und</strong> möglichst kurzzeitigabzugeben (Tagesfrachten im Alpenrhein <strong>und</strong> der Ill erreichen an manchen Tagen bis zu 20 %der Jahresfrachten). Dem ist durch die Leistungsfähigkeit der Saugbaggeranlage allerdingseine technische Grenze gesetzt. Maximal können 200 m³ Feststoffe pro St<strong>und</strong>e durch dieSaugbaggeranlage mobilisiert werden. Bei einem Schluckvermögen <strong>von</strong> 68 m³/s imWalgauwerk ergibt sich eine Konzentration <strong>von</strong> r<strong>und</strong> 1.380 mg/l im Triebwasser, wenn dieMaschinen mit Volllast laufen. Daher war es notwendig, auch die Möglichkeit zu schaffen,über längere Phasen mit geringeren Konzentrationen zu dotieren (200 bzw. 400 mg/l).Dem nivalen Abflussregime entsprechend (Maximum im Mai <strong>und</strong> Juni [MQ = 123 m³/s bzw.107 m³/s], gefolgt <strong>von</strong> April <strong>und</strong> Juli [83 m³/s bzw. 82 m³/s] <strong>und</strong> einem Minimum <strong>von</strong>Dezember bis Februar [MQ = 32 - 40 m³/s]) <strong>und</strong> in Rücksicht auf die Laichzeiten derLeitarten der Fischregion (Hyporhithral groß) ist die Abgabe <strong>von</strong> Feststoffen auf die MonateApril bis September begrenzt.Die mögliche Sedimentzugabe errechnet sich gr<strong>und</strong>sätzlich aus der Differenz zwischen demgemessenem Schwebstoffgehalt <strong>und</strong> der fiktiven natürlichen Schwebstoffmenge beimjeweiligen Abfluss. Eine Sedimentzugabe darf nur erfolgen, wenn in der Ill oberhalb derEinleitung eine Trübe <strong>von</strong> 50 mg/l oder mehr gemessen wird (Vorbelastung). Bei einerSchwebstoffkonzentration <strong>von</strong> bis zu 200 mg/l in der Ill dürfen Immissionswerte <strong>von</strong> 400


mg/l, <strong>und</strong> zwischen 200 <strong>und</strong> 400 mg/l Immissionswerte <strong>von</strong> 800 mg/l nicht überschrittenwerden. Bei Konzentrationen <strong>von</strong> über 1.000 mg/l in der Ill flussauf derUnterwassereinleitung des Walgauwerkes ist eine Erhöhung auf das 1,5-fache des jeweiligenWertes möglich. Durch die Sedimentzugabe darf jedoch eine Maximalkonzentration <strong>von</strong> 3 g/lunterhalb nicht überschritten werden.Als Eingangsgrößen für diese Steuerung werden Abflüsse <strong>und</strong> Schwebstoffkonzentrationen anden Messquerschnitten oberhalb (F-km 15,45), im Unterwasserkanal des Walgauwerkes <strong>und</strong>unterhalb (F-km 9,2) kontinuierlich gemessen.Aufgr<strong>und</strong> der geringen Partikelgröße <strong>und</strong> der herrschenden Fließgeschwindgkeiten in der Illwird da<strong>von</strong> ausgegangen, dass es in der Folge zu keiner nennenswerten Ablagerung derSedimente kommen wird.Die beiden betroffenen Wasserkörper der Ill bis zur Mündung in den Alpenrhein gelten als inihrem Wesen erheblich verändert (HMWB: Schwall <strong>und</strong> Sunk, Querbauwerke <strong>und</strong>Restwasser). Der ökologische Zustand derzeit ist schlecht (5) bzw. unbefriedigend (4). Von16 Fischarten im Leitbild (Hyporhithral groß) sind nur Bachforelle <strong>und</strong> Koppe, sowie dieSeeforelle in den Bestandsaufnahmen vertreten. Gemäß NGP 2009 ist das gute ökologischePotential bis 2021 bzw. 2027 zu erreichen. Das vorgestellte Konzept ist ein Versuch zurOptimierung der Feststoffbewirtschaftung <strong>von</strong> <strong>Stauräumen</strong> mit Rücksicht aufgewässerökologische Aspekte. Die in Phase II beabsichtigte regelmäßige Weiterleitungankommender Sedimente entspricht tatsächlich der Annäherung an ein natürlichesFeststoffregime, während in der Phase I über mindestens 3 Jahre das vier- bis fünffache anüber viele Jahre abgelagerten Sedimenten mobilisiert werden soll. Eine Verhinderung derZielerreichung im Sinne des NGP ist aus unserer Sicht nicht zu erwarten.Die Anlage ist Anfang Mai 2012 in Betrieb gegangen. Eine umfangreiche Beweissicherungsoll die weitere Entwicklung dokumentieren. Sobald konkrete Daten, Erfahrungen <strong>und</strong> neueErkenntnisse vorliegen, kann wieder darüber berichtet werden.5.) Erwähnte LiteraturGerster S. & Rey P. (1994). Ökologische Folgen <strong>von</strong> Stauraumspülungen. Bern. BUWAL 47.Newcombe, C.P. & Jensen O.T. (1996). Channel suspended sediment and fischeries: asynthesis for quantitative assesment of risk and impact. North American Journal of FisheriesManagement 16: 693-727.Schmutz, S. (2003). Einfluss erhöhter Schwebstoffkonzentrationen <strong>und</strong> Trübe auf Fische.Wien. Institut für Hydrobiologie <strong>und</strong> Gewässermanagement. Literaturstudie im Auftrag desNÖ Landesfischereiverbandes, 80 Seiten.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!