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Frauen und Männer – Auch in der Polizei - Kriminalistik

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© Weihmann, <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>, Stand: 19.11.2013 www.weihmann.<strong>in</strong>fo<strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong> <strong>–</strong> <strong>Auch</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Polizei</strong>Zehn Jahre „Gen<strong>der</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g“Robert WeihmannVeröffentlicht <strong>in</strong>: FHöV-Aktuell, Februar 2009, Seite 19Aktuelle Ergänzungen <strong>in</strong> Rotschrift, zuletzt Seite 6 <strong>und</strong> 22 (Geschlechterquote)Der zehnte Jahrestag (2009) von „Gen<strong>der</strong>-Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g“ soll Anlass se<strong>in</strong>, neuereForschungsergebnisse <strong>und</strong> überprüfbare Tatsachen vorzustellen, um so zur Versachlichungdes Themas <strong>und</strong> zur Diskussion beizutragen. Ebenso möchte ich aus me<strong>in</strong>enErlebnissen <strong>und</strong> Erfahrungen Anregungen geben <strong>und</strong> Fragen stellen, die nach Antwortensuchen.Das Thema wird unter folgenden Gesichtspunkten behandelt »Rechtslage / Historie /Gleichheit <strong>und</strong> Verschiedenheit / Familie, S<strong>in</strong>gle <strong>und</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> / Erlernt o<strong>der</strong> veranlagt /Erwünschtes <strong>und</strong> Zielsetzungen / Praktische Anwendung«.RechtslageWas ist mit „Gen<strong>der</strong>-Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g“ geme<strong>in</strong>t?Die Verträge <strong>in</strong> <strong>der</strong> Europäische Union verwenden den Begriff „Gen<strong>der</strong>Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g“, gar nicht. Sie gebrauchen immer die Formulierung „Gleichheit von<strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>n“.Durch den „Amsterdamer Vertrag“ 1 ist diese Regelung seit 1999 verb<strong>in</strong>dlich. <strong>Auch</strong><strong>der</strong> durch Vertrag von 2004 zur Kenntnis genommene Verfassungs-Entwurf 2 für Europa,regelt die Gleichstellung. Insoweit handelt es sich hierbei um die „Gleichstellungspolitik<strong>in</strong> <strong>der</strong> EU“, die für Deutschland verb<strong>in</strong>dlich ist.Die Regierungen <strong>in</strong> Deutschland benutzen den Begriff „Gen<strong>der</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g“. Sieverwenden jedoch unterschiedliche Def<strong>in</strong>itionen:Geschäftsordnung <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung: „Die Gleichstellung von <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>nist durchgängiges Leitpr<strong>in</strong>zip <strong>und</strong> soll bei allen politischen, normgebenden <strong>und</strong>verwaltenden Maßnahmen <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterien <strong>in</strong> ihren Bereichen geför<strong>der</strong>t werden(Gen<strong>der</strong>-Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g)“. 3B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für <strong>Frauen</strong> u.a.: „Gen<strong>der</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g ist die Optimierung desVerwaltungshandelns im H<strong>in</strong>blick auf die systematische Beachtung <strong>der</strong> Lebenswirklichkeitenvon <strong>Männer</strong>n <strong>und</strong> von <strong>Frauen</strong> bei <strong>der</strong> Planung, Durchführung <strong>und</strong> Bewertungdes eigenen Handelns“. 4Landesregierung Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen: „Gen<strong>der</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g heißt, die Geschlechterperspektive<strong>in</strong> die Gesamtpolitik zu <strong>in</strong>tegrieren. Dies bedeutet, dass die Ent-1 EU-Vertrag von Amsterdam vom 2.10.1997, am 1.1.1999 <strong>in</strong> Kraft getreten. Artikel 2, 3 <strong>und</strong> 1192 Vertrag über e<strong>in</strong>e Verfassung für Europa, vom 29.10.2004, Artikel II-833 Geme<strong>in</strong>same Geschäftsordnung <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterien, § 2 Gleichstellung von <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>n4 Internetseite: B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Familie, Senioren, <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> Jugend, „Gen<strong>der</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g“(29 Seiten) 1


© Weihmann, <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>, Stand: 19.11.2013 www.weihmann.<strong>in</strong>fowicklungen, Umsetzung <strong>und</strong> Evaluierung von politischen Entscheidungsprozessen <strong>und</strong>Maßnahmen so gestaltet werden, dass <strong>in</strong> jedem Politikbereich <strong>und</strong> auf allen Handlungsebenendie unterschiedlichen Ausgangsbed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong> Auswirkungen auf dieGeschlechter berücksichtigt werden“. 5Alle Def<strong>in</strong>itionen s<strong>in</strong>d sehr allgeme<strong>in</strong> <strong>und</strong> unverb<strong>in</strong>dlich gehalten. So wird nicht erkennbar,was im E<strong>in</strong>zelnen damit geme<strong>in</strong>t ist.Das eigentliche Thema wurde 1985 als politische Strategie auf <strong>der</strong> dritten Weltfrauenkonferenz<strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten Nationen <strong>in</strong> Nairobi vorgestellt <strong>und</strong> auf <strong>der</strong> vierten Konferenz<strong>in</strong> Pek<strong>in</strong>g weiter entwickelt. Es geht im Wesentlichen um die Beseitigung <strong>der</strong> ungerechtenBehandlung von <strong>Frauen</strong>, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> sogenannten Zweiten <strong>und</strong> DrittenWelt.HistorieEs stellt sich die Frage, welche gesicherten Erkenntnisse gibt es über „Gen<strong>der</strong>Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g“? Wie seriös s<strong>in</strong>d die Veröffentlichungen?Die Geschichte <strong>der</strong> öffentlichen Diskussion über die Gleichstellung von <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong><strong>Männer</strong>n <strong>in</strong> Deutschland <strong>und</strong> <strong>in</strong> Europa beg<strong>in</strong>nt nach dem Zweiten Weltkrieg. Natürlichgab es frühere Bemühungen, z. B. von August Bebel, die sollen aber nicht erörtertwerden. 6 Lei<strong>der</strong> wurde das Thema damals schon <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Schieflage gebracht <strong>und</strong> sovom extremen Fem<strong>in</strong>ismus propagiert.Populär wurde es durch die Schriftsteller<strong>in</strong> Simon de Beauvoir (1908-1986) mit ihrerBehauptung: „Man kommt nicht als Frau auf die Welt, man wird dazu gemacht“. 7 DieAutor<strong>in</strong> wurde von ihrem Lebensgefährten, dem damals angesehenen Philosophen <strong>und</strong>Schriftsteller Jean-Paul Sartre (1905-1980), <strong>in</strong> dieser Auffassung bestärkt, was diePopularität des Themas steigerte <strong>und</strong> ihm wissenschaftliche Souveränität verlieh.Es ist <strong>der</strong>selbe Sartre, dem erlaubt wurde, am 4.12.1974 <strong>in</strong> Stuttgart-Stammheim dieRAF-Terroristen <strong>der</strong> ersten Generation 8 im Gefängnis zu besuchen, <strong>und</strong> <strong>der</strong> unmittelbardanach bewusst wahrheitswidrig von Folter <strong>und</strong> Isolationshaft sprach. 9 Mit dieserLüge rechtfertigte die zweite Generation <strong>der</strong> RAF-Terroristen ihre weiteren Mordtaten,so auch den bald darauf folgenden Überfall auf die Deutsche Botschaft <strong>in</strong> Stockholm,bei dem zwei Diplomaten ermordet wurden. 10Erst viel später wurde <strong>der</strong> breiten Öffentlichkeit aus ihren Tagebüchern bekannt, dassdie <strong>in</strong>tensiv ausgelebten Gewohnheiten <strong>und</strong> sexuellen Vorlieben von Frau de Beauvoirnicht denen <strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> entsprach. Doch ihr radikaler Ansatz sollte die„Gleichmacherei“ propagieren.5 M<strong>in</strong>isterium für Ges<strong>und</strong>heit, Soziales, <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> Familie. Modell. Gen<strong>der</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g im Rahmen<strong>der</strong> Verwaltungsmo<strong>der</strong>nisierung. Stand <strong>der</strong> Umsetzung. Broschüre ohne Datum, Seite 196 Z.B August Bebel, Die Frau <strong>und</strong> <strong>der</strong> Sozialismus, Berl<strong>in</strong> 18797 Simon de Beauvoir, Das an<strong>der</strong>e Geschlecht. 19498 Baa<strong>der</strong>, Me<strong>in</strong>hof, Ensl<strong>in</strong> <strong>und</strong> weitere 29 Personen9 Kurt Oesterle, Stammheim. Die Geschichte des Vollzugsbeamten Horst Bubeck. Tüb<strong>in</strong>gen 2003, Seite117 ff.Joachim Fest, Ich nicht. Hamburg 2006, Seite 32410 Am 24.4.1975 durch die Täter: Taufer, Dellwo, Rößner, Krabbe, Hausner <strong>und</strong> Wessel(29 Seiten) 2


© Weihmann, <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>, Stand: 19.11.2013 www.weihmann.<strong>in</strong>foDie <strong>Frauen</strong>rechtler<strong>in</strong> Betty Friedan (1921-2006) hat den Irrweg dieses Fem<strong>in</strong>ismusschon früh beschrieben, 1963: Der Weiblichkeitswahn, 1981: Der zweite Weg, <strong>und</strong>1993: Mythos Alter. Sie warnte ausdrücklich vor <strong>der</strong> Dämonisierung <strong>der</strong> <strong>Männer</strong>. Abersie galt vielen jungen <strong>Frauen</strong> als nicht radikal genug.<strong>Auch</strong> die aktuelle Forschung stellt diesen Fem<strong>in</strong>ismus <strong>in</strong>frage. Die Arbeiten von <strong>der</strong>kanadischen Wissenschaftler<strong>in</strong> <strong>und</strong> Entwicklungspsycholog<strong>in</strong> Susan P<strong>in</strong>kert zeigen die„Irrtümer <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>bewegung“ auf. 11Die fragwürdige wissenschaftliche Begründung für die Gen<strong>der</strong>-Theorie lieferte <strong>der</strong>neuseeländische Psychiater John Money (1921-2006), <strong>der</strong> sich <strong>in</strong> Kanada mit „gen<strong>der</strong>identity“<strong>und</strong> „gen<strong>der</strong>-role“ beschäftigte <strong>und</strong> die „Neuzuweisung <strong>der</strong> Geschlechter“propagierte. Weil se<strong>in</strong>e Pseudo-Theorie hartnäckig dazu benutzt wurde, Ideologienverbreiten zu können, soll das dieser Theorie zugr<strong>und</strong>e liegende Experiment kurz geschil<strong>der</strong>twerden.Als Sexualforscher über Transsexuelle war Money <strong>in</strong> den 1960er Jahren durch Fernsehauftritte<strong>in</strong> die Öffentlichkeit gekommen, <strong>in</strong> denen er sich für Gruppensex <strong>und</strong> Bisexualitätaussprach. Das war <strong>in</strong> <strong>der</strong> damaligen prüden Gesellschaft e<strong>in</strong> Tabubruch,etwas Unerhörtes <strong>und</strong> Außergewöhnliches. Aber gerade deswegen hat es se<strong>in</strong>e Popularitätgesteigert. So konnte er die „Neuzuweisung <strong>der</strong> Geschlechter“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bevölkerungverbreiten.Durch diese Fernsehauftritte war das kanadische Ehepaar Reimer auf Money aufmerksamgeworden. Sie waren Eltern von zwei Jungen, die 1965 als Zwill<strong>in</strong>ge geborenwurden. Bei e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> Jungen war die Beschneidung unabsichtlich <strong>der</strong>art misslungen,dass <strong>der</strong> Penis amputiert werden musste. Jetzt hofften die Eltern, das Problem des Jungendadurch zu lösen, ihn zum Mädchen umzuerziehen, <strong>und</strong> wendeten sich an Money.Dieser sah dar<strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Chance, an Zwill<strong>in</strong>gen zu beweisen, dass „Weiblichkeit <strong>und</strong>Männlichkeit ke<strong>in</strong>e biologischen Identitäten wären, son<strong>der</strong>n psychische“.Auf Weisung von Money wurde <strong>der</strong> 22 Monate alte Junge 1967 kastriert <strong>und</strong> ihm vomHodensack rudimentäre Schamlippen geformt. Dann begann die „Umerziehung“, diefür den Jungen e<strong>in</strong>e Zumutung war, weil se<strong>in</strong> Verhalten jungenhaft blieb. Trotzdemverbreitete Money weltweit den Erfolg se<strong>in</strong>er Umerziehung, sogar noch, als das Experimentendgültig scheiterte. 12Das war 1979, als das K<strong>in</strong>d mit dem 14. Lebensjahr erfuhr, dass es als Junge geborenwurde, zog er sofort die Mädchenklei<strong>der</strong> aus, lebte <strong>und</strong> benahm sich wie<strong>der</strong> männlich.Im Frühjahr 2004 erschoss er sich. Se<strong>in</strong> Zwill<strong>in</strong>gsbru<strong>der</strong> hatte sich zwei Jahre zuvorvergiftet. Die Eltern haben ke<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Erklärung dafür, als dass beide den erheblichenDruck durch die Neuzuweisung des Geschlechtes nicht bewältigen konnten.Trotz dieses Fehlschlages nahm e<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> Fem<strong>in</strong>ist<strong>in</strong>nen das gescheiterte Experimentzum Anlass, mit <strong>der</strong> „wissenschaftlich untermauerten These“ gegen die „<strong>Männer</strong>herrschaft“vorgehen zu können. 13 So auch Alice Schwarzer, die als e<strong>in</strong>zigen Unterschiedzwischen <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>n die Gebärfähigkeit ansah. 1411 Susan P<strong>in</strong>kert, Das Geschlechterparadox. Über begabte Mädchen, schwierige Jungs <strong>und</strong> den wahrenUnterschied zwischen <strong>Männer</strong>n <strong>und</strong> <strong>Frauen</strong>. München 200812 John Money, Gen<strong>der</strong>-Identity, 1973. Deutsche Übersetzung: Männlich <strong>–</strong> Weiblich, 197513 Volker Zastrow, Der kle<strong>in</strong>e Unterschied, FAZ vom 7.9.2006, Seite 814 Alice Schwarzer, Der Kle<strong>in</strong>e Unterschied <strong>und</strong> die großen Folgen, 1975, Seite 192(29 Seiten) 3


© Weihmann, <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>, Stand: 19.11.2013 www.weihmann.<strong>in</strong>foDie damalige B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> für <strong>Frauen</strong> u.a., Ursula von <strong>der</strong> Leyen (CDU), promovierte<strong>und</strong> approbierte Ärzt<strong>in</strong>, hatte 2006 auf ihrer Internetseite e<strong>in</strong>gestellt, „dass Geschlechterrollen,im Gegensatz zum biologischen Geschlecht, nur erlernt seien“. 15 Esstellt sich die Frage, ob sie das auch an ihren eigenen sieben K<strong>in</strong><strong>der</strong>n erlebt hat? Und,warum ist dieser E<strong>in</strong>trag auf ihrer Internetseite <strong>in</strong>zwischen gelöscht?Die seit 2009 als M<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> im selben Amt folgende Krist<strong>in</strong>a Schrö<strong>der</strong> (33 Jahre,CDU) sieht biologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern, kritisiert die radikaleStrömung des Fem<strong>in</strong>ismus, kritisiert die Umerziehungsversuche von <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong><strong>Männer</strong>n durch die Partei „Die L<strong>in</strong>ke“, kritisiert das Fehlen <strong>der</strong> <strong>Männer</strong> bei <strong>der</strong> Erziehungvon K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> Familien <strong>und</strong> Schulen <strong>und</strong> wi<strong>der</strong>spricht Simone de Beauvoir <strong>und</strong>Alice Schwarzer. 16Die Journalist<strong>in</strong> Lydia Har<strong>der</strong> belegt mit vielen Quellen den „w<strong>und</strong>en Punkt“ von AliceSchwarzer mit ihrer lesbischen Veranlagung, dem Trauma ihrer gefühlten Erniedrigungbeim Geschlechtsverkehr mit <strong>Männer</strong>n <strong>und</strong> ihre neurotischen Allmachtfantasien.17Es ist bisher ke<strong>in</strong> Fall bekannt, dass e<strong>in</strong>e Fem<strong>in</strong>ist<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en geschlechtlich e<strong>in</strong>deutigenJungen geboren hätte <strong>und</strong> ihn zum Mädchen umerziehen konnte. Wir wissen wohl,dass Jungen, die ausschließlich von <strong>Frauen</strong> erzogen werden, <strong>in</strong> ihrer Entwicklung benachteiligts<strong>in</strong>d (Näheres unten). 18Dieser Fem<strong>in</strong>ismus wurde von Personen verbreitet, die über e<strong>in</strong>e Me<strong>in</strong>ungsführerschaft<strong>in</strong> den Medien verfügten <strong>und</strong> für sich <strong>in</strong> Anspruch nehmen, die Repräsentantenaller <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong> zu se<strong>in</strong>. Dabei s<strong>in</strong>d sie zahlenmäßig nur e<strong>in</strong>e Handvoll. Füre<strong>in</strong>e wirkliche Gleichstellung von <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>n haben sie jedoch nichts geleistet.Im Gegenteil, es g<strong>in</strong>g ihnen überwiegend um Gleichmacherei, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e aberum die Diskreditierung <strong>der</strong> <strong>Männer</strong> <strong>und</strong> um die Privilegierung von Randgruppen. Siehaben jedoch ke<strong>in</strong>erlei E<strong>in</strong>wände, wenn es Berufe gibt, die fast ausschließlich von<strong>Frauen</strong> ausgeübt werden, z.B. Gr<strong>und</strong>schullehrer<strong>in</strong>nen, Krankenschwestern, Sparkassenangestellte,K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärtner<strong>in</strong>nen, Sekretär<strong>in</strong>nen o<strong>der</strong> Hebammen.Lei<strong>der</strong> wurde durch diesen Fem<strong>in</strong>ismus die Gleichstellung <strong>der</strong> Geschlechter verzerrt<strong>und</strong> verzögert.Man könnte glauben, diese Zeiten seien vorbei. Doch es ist erschreckend, wenn dieSchriftsteller<strong>in</strong> 19 Jana Hensel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er aktuellen Diskussion zum <strong>Frauen</strong>wahlrecht mitB<strong>und</strong>eskanzler<strong>in</strong> Angela Merkel feststellt: „Jede <strong>in</strong>telligente Frau ist Fem<strong>in</strong>ist<strong>in</strong>; dasversteht sich von selbst“. 20 In ihrer Wortwahl: „Ich, Ich, Ich, me<strong>in</strong>, mir“, <strong>und</strong> <strong>in</strong> ihrerAussage zeigt Frau Hensel e<strong>in</strong>en ausgeprägten Egoismus. 21 Sie ist lieber Alle<strong>in</strong>erziehende,als mit ihrem K<strong>in</strong>d an den Wohnort des K<strong>in</strong>desvaters zu ziehen, <strong>der</strong> dort e<strong>in</strong>e15 Volker Zastrow, Der kle<strong>in</strong>e Unterschied, FAZ vom 7.9.2006, Seite 816 Spiegel-Gespräch: „Wir müssen selbstbewusster werden“. Familienm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> Krist<strong>in</strong>a Schrö<strong>der</strong> überdie Schattenseiten des Fem<strong>in</strong>ismus, benachteiligte Jungs <strong>und</strong> warum <strong>Frauen</strong> ke<strong>in</strong>e Weicheier als Partnerwollen, <strong>in</strong>: Der Spiegel vom 8.11.2010, Seite 5417 FASZ vom 21.11.2010, Seite 618 Ute Erdsiek-Rave, <strong>in</strong>: Der Spiegel vom 29.5.2006, Seite 3619 Jana Hensel / Elisabeth Raether, Neue deutsche Mädchen, Berl<strong>in</strong> 200820 Jana Hensel, Wer s<strong>in</strong>d unsere Fe<strong>in</strong>de? (Wellness-Fem<strong>in</strong>ismus) DIE ZEIT vom 22.1.2009, Seite 8,[Seite 9, zweite Spalte]21 Jana Hensel, aaO, Seite 9, erste Spalte(29 Seiten) 4


© Weihmann, <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>, Stand: 19.11.2013 www.weihmann.<strong>in</strong>foneue Arbeitsstelle gef<strong>und</strong>en hat. Für e<strong>in</strong>e Schriftsteller<strong>in</strong> dürfte e<strong>in</strong> Ortswechsel gr<strong>und</strong>sätzlichnicht so schwierig se<strong>in</strong>. Erfreulicherweise hat die B<strong>und</strong>eskanzler<strong>in</strong> darauf h<strong>in</strong>gewiesen,„dass die <strong>Frauen</strong> es sich oft auch schwer machen. Wir brauchen mehr Toleranzuntere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>“. 22 Ihr H<strong>in</strong>weis auf die angeblich guten Aufstiegsmöglichkeiten für<strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> DDR wird jedoch von Mary Fulbrook wi<strong>der</strong>legt (Näheres unten).Nachdem mehr Sachlichkeit <strong>in</strong> die Diskussion gekommen ist, sieht nun die französischePhilosoph<strong>in</strong> Elisabeth Bad<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>en neuen Fe<strong>in</strong>d <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>, das Wohl desK<strong>in</strong>des, <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene Erwartung des Stillens. „Es ist e<strong>in</strong> wenig so, alssollte das <strong>in</strong> <strong>der</strong> Frau schlummernde Säugetier wie<strong>der</strong> geweckt werden, aber wir <strong>Frauen</strong>s<strong>in</strong>d nun mal ke<strong>in</strong>e Schimpansen“. Sie stellt auch die Frage: „Warum können <strong>Frauen</strong>nicht zugeben, dass es unerträglich se<strong>in</strong> kann, e<strong>in</strong>en ganzen Tag mit e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>enK<strong>in</strong>d zu verbr<strong>in</strong>gen?“ 23Gleichheit <strong>und</strong> VerschiedenheitNach unserem Verständnis s<strong>in</strong>d <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong> Menschen mit gleichen <strong>in</strong>tellektuellenFähigkeiten, 24 die gleiche Rechte <strong>und</strong> gleiche Pflichten haben. Diese gilt es, zurespektieren <strong>und</strong> zu achten. Alle<strong>in</strong> die Tatsache, e<strong>in</strong>em Geschlecht anzugehören, privilegierto<strong>der</strong> diskrim<strong>in</strong>iert ke<strong>in</strong>e Person. Das gilt auch für das am 1.11.2013 vom Gesetzgebere<strong>in</strong>geführte „Dritte Geschlecht“ (siehe unten).Gleichwohl s<strong>in</strong>d <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong> „ihrer Natur nach“ 25 verschieden, nicht nur körperlich26 .Von den körperlich als Geschlecht e<strong>in</strong>deutig ausgeprägten <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>n s<strong>in</strong>dr<strong>und</strong> neunzig Prozent <strong>in</strong> ihrer genetischen Veranlagung „geschlechtstypisch“. Sie s<strong>in</strong>daber trotzdem <strong>in</strong> den Fe<strong>in</strong>heiten verschieden, so ist je<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Individuum, mit unterschiedlichausgeprägten Fähigkeiten. Das ist zu respektieren <strong>und</strong> zu achten. Diese Verschiedenheitgilt sogar für e<strong>in</strong>eiige Zwill<strong>in</strong>ge. Denn auch sie s<strong>in</strong>d genetisch nicht identisch.27 Je<strong>der</strong>mann kann das an <strong>der</strong>en verschiedenen F<strong>in</strong>gerabdrücken erkennen.Die Veranlagungen bei den übrigen r<strong>und</strong> zehn Prozent <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Männer</strong> s<strong>in</strong>d„geschlechtsuntypisch“. Die Unterscheidung zwischen „geschlechtstypischen“ <strong>und</strong> „-untypischen“ Anlagen erfolgt nicht an e<strong>in</strong>er harten Schnittstelle, son<strong>der</strong>n sie ist e<strong>in</strong>weicher <strong>und</strong> fließen<strong>der</strong> Übergang. <strong>Auch</strong> diese Gruppe ist ebenso zu respektieren <strong>und</strong>zu achten.Aber diese M<strong>in</strong><strong>der</strong>heit darf nicht durch mediale Me<strong>in</strong>ungsführer zum Vorbild für dieMehrheit gemacht werden. Bedauerlicherweise s<strong>in</strong>d es aber gerade die seltenen E<strong>in</strong>zelfälle<strong>der</strong> extremen Abweichungen, mit denen die hemmungslose Sensationslust 28 bedientwird. Obwohl sie Zerrbil<strong>der</strong> vermitteln, werden sie von vielen nachgeeifert.22 Angela Merkel, DIE ZEIT vom 22.1.2009, Seite 8, vierte Spalte23 Elisabeth Bad<strong>in</strong>ter, <strong>Frauen</strong> s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Schimpansen, Der Spiegel vom 23.8.2010, Seite 14224 Erpenbeck / von Rosenstiel, Hg., Handbuch <strong>der</strong> Kompetenzmessung, E<strong>in</strong>führung, Seite IX-XIV25 BVerfG <strong>in</strong>: NJW 2009, Seite 661 m.w.H.26 BVerfGE 92, 91 [110]27 Barbara Hobom, E<strong>in</strong> Erbgut voller Kopien, FAZ vom 29.11.2006;Bru<strong>der</strong>, E<strong>in</strong>eiige Zwill<strong>in</strong>ge nicht genetisch identisch, FAZ vom 20.2.200828 Monika Piel, [Intendant<strong>in</strong> des WDR] Konsequenzen aus [<strong>der</strong> Geiselnahme] „Gladbeck“: Der immernoch aktuelle Appell an journalistische Ethik, <strong>in</strong>: WDR-PRINT, September 2008, Nr. 389, Seite 4(29 Seiten) 5


© Weihmann, <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>, Stand: 19.11.2013 www.weihmann.<strong>in</strong>foDarüber h<strong>in</strong>aus gibt es Menschen, die körperlich nicht e<strong>in</strong>deutig e<strong>in</strong>em Geschlechtzugeordnet werden können. Der Mediz<strong>in</strong>er Sven Olaf Hiort erforscht am Universitätskl<strong>in</strong>ikum<strong>in</strong> Lübeck seit 2001 die Geschlechter unter dem Thema „Intersexualität -Vom Gen zur Geschlechtsidentität“. 29 Dabei wurde festgestellt, dass auf fünftausendGeburten e<strong>in</strong> Mensch geboren wird, <strong>der</strong> ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutigen körperlichen Geschlechtsmerkmalehat. Man nennt sie „Intersexuelle“, e<strong>in</strong>ige nennen sich selbst „Hermaphrodit“.30 <strong>Auch</strong> diese Menschen s<strong>in</strong>d zu respektieren <strong>und</strong> zu achten. Die Forscher empfehlen,bei Intersexuellen die Pubertät abzuwarten, um zu sehen, welches geschlechtstypischeVerhalten dom<strong>in</strong>iert <strong>und</strong> dieses dann zu för<strong>der</strong>n.Der Deutsche B<strong>und</strong>estag hat am 7.5.2013 das Personenstandsgesetz durch § 22 III ergänzt<strong>und</strong> lässt neben „männlich“ <strong>und</strong> „weiblich“ auch e<strong>in</strong>en Geburtse<strong>in</strong>trag „ohne“Geschlechtsbezeichnung zu. 31 Dieses „Dritte Geschlecht“ ist im Gesetz namentlichnicht benannt. Das Geschlecht kann später auch geän<strong>der</strong>t werden, § 27 III 4. Das Gesetztritt am 1.11.2013 <strong>in</strong> Kraft.Der Ethikrat hat mit e<strong>in</strong>er „Unterrichtung“ 32 den B<strong>und</strong>esgesetzgeber über die Intersexualität,auch Zwischengeschlecht genannt, <strong>in</strong>formiert (a.a.O., Seite 9). Die Geschlechtszuordnungbei Menschen kann demnach verschiedene Ursachen haben: genetische,hormonelle <strong>und</strong> anatomische, aber auch die Selbstwahrnehmung <strong>der</strong> Betroffeneno<strong>der</strong> die soziale Zuordnung. Bei Neugeborenen ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel das Ersche<strong>in</strong>ungsbild<strong>der</strong> äußeren Genitalien Anlass, das Geschlecht zu bestimmen (a.a.O., Seite 10).In <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong> werden Beson<strong>der</strong>heiten <strong>und</strong> Fehlbildungen <strong>der</strong> anatomischen Struktur<strong>der</strong> Geschlechtsorgane beschrieben, die unter dem Begriff „DSD“ (disor<strong>der</strong>s [differences]of sex development) zusammengefasst s<strong>in</strong>d (a.a.O., Seite 9).Von den Begriffen Intersexualität <strong>und</strong> DSD gibt es e<strong>in</strong>e klare Abtrennung zum Begriff„Transsexuelle“. 33 Dies ist ke<strong>in</strong>e körperliche Beson<strong>der</strong>heit, son<strong>der</strong>n die Betroffenenfühlen sich sexuell an<strong>der</strong>s als ihr Körper das anzeigt (a.a.O., Seite 10).Wenn die geschlechtsspezifische Bezeichnung von Menschen auf „weiblich“ <strong>und</strong>„männlich“ begrenzt wird (z. B. Beamt<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Beamte), dann bedeutet dies, dassdamit Personen, die im Personenstandsgesetz als „ohne Geschlecht“ 34 e<strong>in</strong>getragenwurden, ausgeschlossen s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> dadurch diskrim<strong>in</strong>iert werden. 35Das Phänomen <strong>der</strong> Intersexualität wurde weltweit bekannt, als die südafrikanischeLeichtathlet<strong>in</strong> Caster Semenya 2009 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> im 800-Meter-Lauf Weltmeister<strong>in</strong> wurde.Aufgr<strong>und</strong> ihrer „herben Gesichtszüge“ wurde angezweifelt, dass sie e<strong>in</strong>e Frau sei.Inzwischen wurde bekannt, dass sie nicht über Gebärmutter <strong>und</strong> Eierstöcke verfügt,dafür aber e<strong>in</strong>gewachsene Hoden hat, die dafür sorgen, dass <strong>der</strong> Testosteronspiegeldreimal höher als bei <strong>Frauen</strong> ist. 36 Da es im Sport um sehr viel Geld geht, wird manauf die Würde von Caster Semenya ke<strong>in</strong>e Rücksicht nehmen. Weitere Recherchen ma-29 Internetseite <strong>der</strong> Deutschen Forschungsgeme<strong>in</strong>schaft, Kl<strong>in</strong>ische Forschungsgruppe 11130 Aus <strong>der</strong> griechischen Sage. K<strong>in</strong>d von Hermes <strong>und</strong> Aphrodite; Kathr<strong>in</strong> Peters, Rätselbil<strong>der</strong> des Geschlechts.Körperwissen um Medialität um 1900, Zürich 201031 BGBl. Nr. 23 / 2013, Seite 112232 Drucksache 17/9088 des Deutschen B<strong>und</strong>estags vom 14.2.201233 Transsexuellengesetz (TSG) i.d.F. vom 17.7.200934 BGBl. Nr. 23 / 2013, Seite 112235 Allgeme<strong>in</strong>es Gleichbehandlungsgesetz (AGG), Stand: 3.4.2013, § 1: „Ziel des Gesetzes ist, Benachteiligungenaus Gründen […] des Geschlechts […] zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n o<strong>der</strong> zu beseitigen.36 FAZ vom 12.9.2009, Seite 28(29 Seiten) 6


© Weihmann, <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>, Stand: 19.11.2013 www.weihmann.<strong>in</strong>fochen deutlich, dass sowohl die Funktionäre des Südafrikanischen Leichtathletikverbandesals auch <strong>der</strong> Internationale Leichtathletikverband über die Intersexualität <strong>in</strong>formiertwaren. Trotzdem meldeten sie Caster Semenya zur Weltmeisterschaft <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>an. Sie wollten e<strong>in</strong>e Medaille, egal zu welchem Preis. 37 Es bleibt abzuwarten, obdie Medaille aberkannt wird, wie 2006 bei <strong>der</strong> <strong>in</strong>dischen 800 Meter Läufer<strong>in</strong> SanthiSo<strong>und</strong>arajan.Das Internationale Olympische Komitee veröffentlicht se<strong>in</strong>e aktuellen mediz<strong>in</strong>ischenBemühungen, die Geschlechter genau zu def<strong>in</strong>ieren. 38 Zunächst stellt es fest:„E<strong>in</strong>e Unterscheidung <strong>der</strong> Menschen <strong>in</strong> zwei Geschlechter ist nur Fiktion“. Zwar verfügtdie Mehrheit <strong>der</strong> Menschen über e<strong>in</strong>deutige Chromosomensätze, bei <strong>Frauen</strong> xx<strong>und</strong> bei <strong>Männer</strong>n xy. Doch es gibt auch <strong>Frauen</strong> mit den Chromosomensätzen xxy, xy(androgenresistent) <strong>und</strong> nur mit e<strong>in</strong>em x (Turnersyndrom). Die <strong>der</strong>zeitige Diskussiondarüber reicht von „Ausschluss dieser Menschen, über Selbstbestimmung, bis zu denParalympics“.Das Vorhandense<strong>in</strong> von Intersexualität lässt den Schluss zu, dass auch körperlich e<strong>in</strong>deutigeGeschlechter, Wesenszüge des an<strong>der</strong>en Geschlechts haben können. Die Tatsache<strong>der</strong> gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften verstärkt diese Hypothese. Insoferngibt es nicht „die“ Frau o<strong>der</strong> „den“ Mann, son<strong>der</strong>n verschiedene Typen von <strong>Frauen</strong><strong>und</strong> <strong>Männer</strong>n, die sich zwischen den extremen Rän<strong>der</strong>n „Heimchen“ <strong>und</strong> „Mannweib“sowie „Weichei“ <strong>und</strong> „Macho“ zeigen. Obwohl diese Bezeichnungen nur dieseltenen Ran<strong>der</strong>sche<strong>in</strong>ungen beschreiben, werden sie pauschal verwendet, um e<strong>in</strong> Geschlechtzu diskrim<strong>in</strong>ieren. Dabei darf auch nicht unbeachtet bleiben, dass die Bewertung,ob e<strong>in</strong>e „typische“ Verhaltensweise vorliegt, wesentlich von <strong>der</strong> eigenen Veranlagungdes Beobachters mitbestimmt wird. Wer zu den wenigen Menschen gehört,<strong>der</strong>en männliche o<strong>der</strong> weibliche Veranlagung nur schwach ausgeprägt ist, kann denE<strong>in</strong>druck gew<strong>in</strong>nen, dass <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong> gleich veranlagt s<strong>in</strong>d. 39 Solche Menschens<strong>in</strong>d dann völlig überrascht, dass sich die Mehrzahl <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong> völligan<strong>der</strong>s verhalten als sie selbst.Familie, S<strong>in</strong>gle <strong>und</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>Neben <strong>der</strong> Gleichmacherei hat <strong>der</strong> extreme Fem<strong>in</strong>ismus e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> zentralen Aufgabenvon <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>n, fast schockartig, pauschal abwertend bis herabwürdigend,mit den Begriffen „K<strong>in</strong><strong>der</strong>“ <strong>und</strong> „Küche“ diskreditiert. Damit ist die angebliche Fixierungvon <strong>Frauen</strong> auf das Berufsleben <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Familie geme<strong>in</strong>t. Dass es vieleHausmänner gibt, auch sehr bekannte aus Literatur, Politik <strong>und</strong> Unterhaltung, wirdübersehen, weil sie mit dieser Tätigkeit nicht im Rampenlicht stehen. Diese Hausmännernehmen im Haushalt aber noch mehr wahr, als „K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Küche“ (Näheres unten).Wie sieht das <strong>der</strong>zeitige Familienleben aus? Es gibt Ehepaare, die ungewollt k<strong>in</strong><strong>der</strong>losbleiben <strong>und</strong> darunter leiden. Sie bedürfen unseres Mitgefühls.An<strong>der</strong>e haben sich bewusst gegen K<strong>in</strong><strong>der</strong> entschieden, das muss akzeptiert werden.<strong>Auch</strong> sie s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Vorbil<strong>der</strong> <strong>und</strong> sollten sich fragen, wo wären sie, wenn sich ihreEltern ebenso entschieden hätten.37 FASZ vom 27.9.2009, Seite 2038 FAZ vom 15.1.2010, Seite 3639 Norbert Bolz, [Sozialwissenschaftler an <strong>der</strong> Freien Universität <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>] Diskurs über die Ungleichheit,München 2009, Seite 47 ff.(29 Seiten) 7


© Weihmann, <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>, Stand: 19.11.2013 www.weihmann.<strong>in</strong>foViele junge Paare s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Überzeugung, dass ihr selbstbestimmter Lebensstil den„Doppelverdienst“ notwendig macht. Doch so mancher merkt nicht, dass viel Geld<strong>und</strong> viel Zeit für Statussymbole, ständig wechselnde Schönheitsideale, Modetrends,Wellness, Kosmetik <strong>und</strong> Events e<strong>in</strong>gesetzt werden. Dadurch wird die vorhandene Eigenliebe40 gesteigert. Als Vorbil<strong>der</strong> gelten Stars aus Sport, Unterhaltung <strong>und</strong> Werbung.Menschliche Wertschätzung reduziert sich dabei auf die körperliche Beschaffenheit,<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e jung auszusehen, <strong>und</strong> auf Markenartikel. Charakter <strong>und</strong> Lebensleistungspielen e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle. Schon K<strong>in</strong><strong>der</strong> erlernen das. E<strong>in</strong>e kaufmännischeBuchführung würde zeigen, wo <strong>der</strong> Ausgabenschwerpunkt liegt <strong>und</strong> wofür viel Zeitzur Verfügung gestellt wird.Diejenigen, die K<strong>in</strong><strong>der</strong> gebären <strong>und</strong> erziehen, haben Dank, Anerkennung <strong>und</strong> Unterstützungverdient. Denn die Zeugung neuen Lebens <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>e Ernährung s<strong>in</strong>d dieGr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> Existenz <strong>der</strong> Menschheit, seit Millionen Jahren.Es gibt <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>, die sowohl außerhalb <strong>der</strong> Familie e<strong>in</strong>en Beruf erfolgreichausüben <strong>und</strong> ebenso bew<strong>und</strong>ernswert liebevoll K<strong>in</strong><strong>der</strong> erziehen <strong>und</strong> för<strong>der</strong>n, die Vorbil<strong>der</strong>s<strong>in</strong>d, Verantwortung übernehmen <strong>und</strong> Werte vermitteln, die mit e<strong>in</strong>fachen Mittelnbeneidenswert kreativ kochen <strong>und</strong> stilvoll den Tisch decken, damit sich die ganzeFamilie m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>mal am Tag dort trifft, um Freud <strong>und</strong> Leid auszutauschen. Mütter<strong>und</strong> Väter teilen sich dabei die Doppelbelastung (Näheres unten). Dafür verdienensie Lob <strong>und</strong> Anerkennung. Bedauerlicherweise hat das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Fast-food-Gesellschaftan Bedeutung verloren, denn weniger als die Hälfte <strong>der</strong> Haushalte kocht noch, wobei<strong>in</strong> <strong>der</strong> Studie das Aufwärmen von Fertiggerichten schon als kochen gezählt wird. 41Lei<strong>der</strong> werden die Fähigkeiten des tatsächlichen Kochens <strong>und</strong> des Tischdeckens kaumnoch an die K<strong>in</strong><strong>der</strong> weitergegeben.Die fehlende Esskultur, mit schlechten Tischsitten <strong>und</strong> selbstverschuldetem Alltagsstress,ist weit verbreitet <strong>und</strong> wird <strong>in</strong>zwischen ungeniert <strong>und</strong> geräuschvoll <strong>in</strong> <strong>der</strong> Öffentlichkeit<strong>der</strong> Stehcafés, Bistros <strong>und</strong> Ferienhotels ausgelebt.Der Soziologe Karl-Otto Hondrich, Universität Frankfurt/M, macht deutlich, dass beiDoppelverdienern mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n die <strong>Frauen</strong> den Preis zahlen müssen. 42 Sie werdenmehrfach belastet. Die Forschungen über die DDR kommen zu e<strong>in</strong>em ähnlichen, abererweiterten Ergebnis (Näheres unten). S<strong>in</strong>nvolle Korrekturen unterbleiben trotzdem,weil überwiegend <strong>in</strong> Schwarz-Weiß-Kategorien argumentiert wird, anstatt unzumutbareBelastungen o<strong>der</strong> akutes Fehlverhalten sofort <strong>und</strong> <strong>in</strong>dividuell zu korrigieren.Wie schaffen es Frau von <strong>der</strong> Leyen (siehe oben) <strong>und</strong> ihr Ehemann, ihre sieben K<strong>in</strong><strong>der</strong>zu erziehen <strong>und</strong> gleichzeitig den zeit<strong>in</strong>tensiven <strong>und</strong> anspruchsvollen Tätigkeiten außerhalb<strong>der</strong> Familie nachzugehen? Als Familienvater von zwei <strong>in</strong>zwischen erwachsenenK<strong>in</strong><strong>der</strong>n (männlich <strong>und</strong> weiblich) bew<strong>und</strong>ere ich das. Frau von <strong>der</strong> Leyen könntesicher auch erklären, warum das für „Powerfrauen“ ke<strong>in</strong> Problem darstellt <strong>und</strong> wiesich diese von allen an<strong>der</strong>en <strong>Frauen</strong> unterscheiden. Warum berichtet sie nicht von ihrenErfahrungen, um daraus lernen zu können?40 Gerd Kempermann, Infektion des Geistes. Über philosophische Kategorienfehler, <strong>in</strong>: Hans Küng, DerAnfang aller D<strong>in</strong>ge, München 2005, Seite 211 ff, Anfänge des menschlichen Ethos41 Demoskopie Allensbach <strong>in</strong> FAZ vom 12.1.2009, Seite 1542 Karl-Otto Hondrich, Weniger wäre mehr. Frankfurt/M 2007(29 Seiten) 8


© Weihmann, <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>, Stand: 19.11.2013 www.weihmann.<strong>in</strong>foAn<strong>der</strong>erseits gibt es <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>, die sich alle<strong>in</strong> für den Beruf <strong>in</strong> <strong>der</strong> Familieentschieden haben. <strong>Auch</strong> das ist zu respektieren <strong>und</strong> zu achten. Wenn jemand se<strong>in</strong>eErfüllung dar<strong>in</strong> sieht, e<strong>in</strong>en Familienhaushalt erfolgreich zu managen, ebenso liebevollK<strong>in</strong><strong>der</strong> erzieht <strong>und</strong> sich ehrenamtlich 43 z. B. um Jugendgruppen, Schwerkranke, Sterbende,um die eigenen alten Eltern, um die Nachbarschaft, um Naturschutz <strong>und</strong> umvieles an<strong>der</strong>e mehr kümmert, warum soll er dann Schuhverkäufer o<strong>der</strong> Architekt werden?Die freie Entscheidung <strong>der</strong> Eltern muss ausschlaggebend se<strong>in</strong>.Bisher völlig unbeachtet geblieben ist die Frage, ob K<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong> Recht auf Eltern haben,die sich um sie kümmern <strong>und</strong> die für sie Zeit haben. B<strong>und</strong>espräsident Christian Wulffstellt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Weihnachtsansprache 2010 fest, dass sich die meisten K<strong>in</strong><strong>der</strong> von ihrenEltern mehr Zeit wünschen. 44 Und die ebenso wichtige Frage, ob Neugeborene e<strong>in</strong>enAnspruch haben, von ihren Müttern gestillt zu werden, damit das k<strong>in</strong>dliche Immunsystemüber den „Nestschutz“ h<strong>in</strong>aus gestärkt wird?Die „Grünen-Politiker<strong>in</strong>“ <strong>und</strong> Vizepräsident<strong>in</strong> des Deutschen B<strong>und</strong>estages Katr<strong>in</strong> Gör<strong>in</strong>g-Eckardter<strong>in</strong>nert zu Recht daran, dass die Familie ke<strong>in</strong> vorübergehendes „Projekt“,son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e lebenslange Aufgabe ist, weil K<strong>in</strong><strong>der</strong> die Eltern immer brauchen. 45Dabei darf nicht vergessen werden, dass alte o<strong>der</strong> kranke Eltern auch ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> brauchen,um sich nicht völlig <strong>in</strong> fremde Hände geben zu müssen. Und nicht nur deshalbs<strong>in</strong>d K<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong> großes Glück.Es muss daran er<strong>in</strong>nert werden, dass drei Viertel aller K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Familie aufwachsen.Und die Angehörigen <strong>der</strong> Familien diese immer noch als Hort des Herzens, <strong>der</strong>Liebe, <strong>der</strong> Verlässlichkeit <strong>und</strong> <strong>der</strong> Loyalität ansehen. „Familie ist we<strong>der</strong> Hausfrauengetto,noch e<strong>in</strong> Ort, an dem <strong>Frauen</strong> an <strong>der</strong> Emanzipation geh<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden, noch nurSchlafplatz für K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> voll berufstätige Eltern“. 46 Lei<strong>der</strong> können extreme Fem<strong>in</strong>ist<strong>in</strong>nendas nicht erleben. Sie wollen auch nicht wahr haben, dass sich <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong><strong>Männer</strong> nach wie vor für geschlechtsspezifische Berufe entscheiden, wie das StatistischeB<strong>und</strong>esamt mitteilt. 47 Warum üben sie nicht den Beruf aus, für den sie wirklichgeeignet s<strong>in</strong>d?Die sich offen bekennende k<strong>in</strong><strong>der</strong>lose Fem<strong>in</strong>ist<strong>in</strong> Bett<strong>in</strong>a Wündrich gesteht e<strong>in</strong>, „dassdie <strong>Frauen</strong> ihrer Generation (geb.1960) <strong>in</strong> ihrem Umfeld entwe<strong>der</strong> ke<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong> habeno<strong>der</strong> nur e<strong>in</strong>s, vielleicht aus Versehen. Und die, die e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d hatten, haben schnellwie<strong>der</strong> gearbeitet“. Warum viele <strong>Frauen</strong> heute so an<strong>der</strong>s s<strong>in</strong>d, kann sie jedoch nichterklären. Auf die Frage, warum <strong>Männer</strong> e<strong>in</strong> klares Lebensmodell haben <strong>und</strong> <strong>Frauen</strong> soganz an<strong>der</strong>s s<strong>in</strong>d, erwi<strong>der</strong>t sie: „<strong>Frauen</strong> haben immer mehrere Möglichkeiten anLebensmodellen, <strong>Männer</strong> haben bisher immer nur e<strong>in</strong>s gehabt. Sie def<strong>in</strong>ieren sich überArbeit <strong>–</strong> noch. Wündrich verlangt deshalb: Väter zur Elternzeit zu verpflichten. Ruhigfür e<strong>in</strong> ganzes Jahr. Bei <strong>Frauen</strong> ist das konfuser, sie vergleichen sich deshalb mehr mitan<strong>der</strong>en. Da gibt es dann so e<strong>in</strong>en ganz analytischen Blick unter <strong>Frauen</strong>. Da spielt mansich auch gegenseitig was vor, überspielt das eigene Nicht-glücklich-Se<strong>in</strong>. Dazukommt noch etwas: <strong>Frauen</strong> haben nicht so richtig gelernt, welche Möglichkeiten <strong>der</strong>43 In Deutschland gibt es r<strong>und</strong> 25 Millionen ehrenamtliche Helfer44 FAZ vom 24.12.2010, Seite 245 Katr<strong>in</strong> Gör<strong>in</strong>g-Eckardt, Familie ist Entlastung. FAZ vom 26.11.2006, Gastkommentar46 Christ<strong>in</strong>e Br<strong>in</strong>k, Totgesagte leben länger. Die traditionelle Familie ist lebendig <strong>und</strong> alternativlos. Unddie Gesellschaft ist auf sie angewiesen. FASZ vom 26.12.2010, Seite 947 RZ vom 23.12.2010, Seite 17(29 Seiten) 9


© Weihmann, <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>, Stand: 19.11.2013 www.weihmann.<strong>in</strong>foWeiterentwicklung e<strong>in</strong> Beruf bietet. […] Viele denken auch: Jetzt habe ich so viel gearbeitet,jetzt mache ich mal e<strong>in</strong>e Auszeit“. 48Wir leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gesellschaft, <strong>in</strong> <strong>der</strong> zum Angeln e<strong>in</strong>e Ausbildung mit Befähigungsnachweiserfor<strong>der</strong>lich ist, dulden aber gleichzeitig, dass e<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>der</strong> Willkür<strong>der</strong> Unfähigen <strong>und</strong> Unwilligen ausgesetzt ist. Hier haben sich die Werte bedenklichverschoben. Welche Kontrollsysteme gibt es zum Schutz dieser K<strong>in</strong><strong>der</strong>? Wie kannüberfor<strong>der</strong>ten Müttern <strong>und</strong> Vätern konkret geholfen werden, e<strong>in</strong> erträgliches Familienlebenzu organisieren? Wie macht man an<strong>der</strong>en verständlich, dass „K<strong>in</strong><strong>der</strong>kriegen“ dieNormalität ist? O<strong>der</strong> steht nur noch die Selbstverwirklichung im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>?Erlernt o<strong>der</strong> veranlagt?Es stellt sich die Frage, ob das Verhalten <strong>der</strong> Menschen nur erlernt ist <strong>und</strong> deshalbdurch Erziehung verän<strong>der</strong>t werden kann, o<strong>der</strong> ob es beachtenswerte H<strong>in</strong>weise auf unterschiedlicheVeranlagungen von <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>n gibt, die geschlechtsspezifischs<strong>in</strong>d?Der Gesetzgeber <strong>in</strong> Deutschland gibt H<strong>in</strong>weise. Im Landesgleichstellungsgesetz Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen49 ist für die Stellenausschreibung vorgegeben: […] „es sei denn, e<strong>in</strong>bestimmtes Geschlecht ist unverzichtbare Voraussetzung für die Tätigkeit“. In denErläuterungen zum Gesetz s<strong>in</strong>d dafür lei<strong>der</strong> ke<strong>in</strong>erlei Erklärungen o<strong>der</strong> Beispiele vorhanden.50<strong>Auch</strong> das Jugendgerichtsgesetz gibt e<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>weis auf die Geschlechter: „Dieser [Jugendschöffenausschuss]soll e<strong>in</strong>e gleiche Anzahl von <strong>Männer</strong>n <strong>und</strong> <strong>Frauen</strong> wählen“. 51Und: „Die Jugendschöffen werden <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>e, für <strong>Männer</strong> <strong>und</strong> <strong>Frauen</strong> getrennt, zuführenden Schöffenlisten aufgenommen.“ 52Zum Erkennen <strong>der</strong> biologischen Unterschiede von <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>n hat auch dieaktuelle Hirnforschung am lebenden Menschen 53 e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>deutigen Beitrag geleistet.Diese neuartige Forschung ist zunächst kritisiert worden, weil ihr fälschlicherweiseunterstellt wurde, sie könne sehen, was Menschen denken. Tatsächlich zeigt sie abernur, wo wir „denken“, an welcher Stelle des Gehirns <strong>und</strong> mit welcher Geschw<strong>in</strong>digkeitdas funktioniert.Diese Forschungsergebnisse zeigen bei <strong>der</strong> Bewertung von Schönheit, dass <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong><strong>Männer</strong> dabei an <strong>der</strong> gleichen Stelle des Gehirns „denken“. Bezieht sich die Bewertungaber auf die eigene Person o<strong>der</strong> auf die eigenen K<strong>in</strong><strong>der</strong>, dann „denken“ <strong>Frauen</strong> ane<strong>in</strong>er deutlich an<strong>der</strong>en Stelle. 54Die Professor<strong>in</strong> für Neuropsychiatrie Louann Brizend<strong>in</strong>e bestätigt, dass weibliche <strong>und</strong>männliche Gehirne gleich leistungsfähig s<strong>in</strong>d. So haben beide Geschlechter zwei Gefühlssysteme.Doch die Gehirne <strong>der</strong> beiden Geschlechter arbeiten sehr unterschied-48 FASZ vom 2.10.2011, Seite 1149 § 8 IV, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fassung vom 2.7.200250 NRW-Landtagsdrucksache 12/3959, Seite 5351 § 35 I, Satz 252 § 35 V53 Max Planck Institut für Hirnforschung, Frankfurt/M54 SZ vom 7.2.2007, <strong>Frauen</strong> s<strong>in</strong>d an<strong>der</strong>s im KopfSZ vom 13.2.2007, Die weibliche Sicht(29 Seiten) 10


© Weihmann, <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>, Stand: 19.11.2013 www.weihmann.<strong>in</strong>folich. „Wenn zwei Menschen e<strong>in</strong> Problem kommunizieren, wird zunächst bei beidenGeschlechtern das Gefühlssystem aktiv, das uns dazu befähigt, uns <strong>in</strong> die Gefühlslagedes jeweiligen Gegenübers zu versetzen. Bei <strong>Männer</strong>n allerd<strong>in</strong>gs nur für kürzere Zeit.Dann schalten ihre Gehirne auf die Problem-Analyse <strong>und</strong> die Suche nach Lösungenum. [… Deshalb] fühlen sich <strong>Frauen</strong> von den <strong>Männer</strong>n nicht ernst genommen, missachtet,unverstanden“. 55Das Statistische B<strong>und</strong>esamt hat festgestellt, dass die Folgen von Krebserkrankungen,die auf den Konsum von Tabakprodukten zurückzuführen s<strong>in</strong>d, für <strong>Frauen</strong> dramatischers<strong>in</strong>d. Während <strong>Männer</strong> durchschnittlich fast drei Lebensjahre früher sterben, s<strong>in</strong>des bei den <strong>Frauen</strong> mehr als zehn Jahre. 56E<strong>in</strong>e Reihe von Unterschieden im Verhalten können auch von Laien erkannt werden,so z. B. die verschiedene Häufigkeitsverteilung <strong>der</strong> weiblichen <strong>und</strong> männlichen Besuchere<strong>in</strong>er Ballettaufführung o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es Western-Films, die heutzutage nicht mehr alsfamiliäre Pflichtveranstaltungen gelten <strong>und</strong> deshalb erlernt wären. Gleiches gilt fürLiteraturgattungen.Ebenso die Veranlagung von sogenannten „L<strong>in</strong>kshän<strong>der</strong>n“. Davon s<strong>in</strong>d r<strong>und</strong> zehn Prozent<strong>der</strong> Mädchen <strong>und</strong> Jungen betroffen. Während me<strong>in</strong>er K<strong>in</strong><strong>der</strong>zeit wurden diese vonden Lehrern gezwungen, mit <strong>der</strong> rechten Hand zu schreiben, weil wir von l<strong>in</strong>ks nachrechts schreiben <strong>und</strong> deshalb L<strong>in</strong>kshän<strong>der</strong> das Schreibbild verwischen. Das hat abernicht dazu geführt, alle an<strong>der</strong>en Tätigkeiten auch mit <strong>der</strong> rechten Hand auszuführen.Sie blieben weiterh<strong>in</strong> L<strong>in</strong>kshän<strong>der</strong>. Heutzutage werden L<strong>in</strong>kshän<strong>der</strong> nicht mehr korrigiert.Sie fallen durch e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Haltung <strong>der</strong> Schreibhand auf.Es gibt auch unterschiedliche Veranlagungen, die die Menschen bewusst nach außentragen, um damit Aufmerksamkeit zu erreichen, wie die Vorliebe für Mode, Schmuck<strong>und</strong> Kosmetik. Ebenso gibt es unterschiedliche Entscheidungen <strong>der</strong> Geschlechter beiganz e<strong>in</strong>fachen Angelegenheiten, so z. B. beim Benutzen von Taschen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kleidung,<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e von Hosentaschen, die e<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d immer vollgestopft <strong>–</strong> an<strong>der</strong>e immerleer, o<strong>der</strong> beim Tragen von Handtaschen.Die Werbung geht ganz gezielt auf die unterschiedlichen Veranlagungen <strong>und</strong> Bedürfnissevon <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>n e<strong>in</strong> <strong>und</strong> br<strong>in</strong>gt es damit auf Milliardenumsätze, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>emit den unterschiedlich ausgeprägten Interessen für Körperpflege <strong>und</strong> fürTechnik. Sie geht noch e<strong>in</strong>en Schritt weiter <strong>und</strong> hat sogar das „dritte Geschlecht“ imBlick, die K<strong>in</strong><strong>der</strong>.E<strong>in</strong> statistischer H<strong>in</strong>weis für die Unterschiedlichkeit von <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>n ist dieNeigung zu freiwilliger sportlicher Betätigung. Die Verteilung <strong>der</strong> 25 Millionen Vere<strong>in</strong>smitglie<strong>der</strong><strong>in</strong> Deutschland zeigt den Anteil <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>: Reiten 71 %, Turnen 70%, Tennis 41 %, Handball 38 %, Judo 30 %, Schützen 23 %, Fußball 14 %, Sportfischer4 %, u.a.m. Dabei s<strong>in</strong>d die absoluten Mitglie<strong>der</strong>zahlen beim Fußball mit 6,2Mill. <strong>und</strong> beim Turnen mit 5 Mill. die größten Vere<strong>in</strong>igungen. 5755 FASZ vom 30.5.2010, Seite 3556 FAZ vom 1.6.2012, Seite 1057 B<strong>und</strong>eszentrale für politische Bildung, Informationen zur politischen Bildung, Bonn 2006, Nr. 290,Seite 6, mit <strong>in</strong>sgesamt 21 Sportarten (Zahlen ger<strong>und</strong>et)(29 Seiten) 11


© Weihmann, <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>, Stand: 19.11.2013 www.weihmann.<strong>in</strong>foIn <strong>der</strong> angegebenen Quelle ist das Boxen gar nicht aufgeführt. Doch durch die medialePopularität <strong>der</strong> 46-maligen Box-Weltmeister<strong>in</strong> Reg<strong>in</strong>a Halmich entsteht <strong>der</strong> E<strong>in</strong>druck,als sei diese Sportart unter den <strong>Frauen</strong> weit verbreitet.Natürlich gibt es Mädchen, die gerne Fußball spielen <strong>und</strong> Jungen, die gerne reiten. Dassoll auch so bleiben. Beide s<strong>in</strong>d aber e<strong>in</strong>e deutliche M<strong>in</strong><strong>der</strong>heit <strong>in</strong> ihrem Geschlecht.Das muss ebenso respektiert <strong>und</strong> geachtet werden. <strong>Auch</strong> die 2011 <strong>in</strong> Deutschlanddurchgeführte Fußballweltmeisterschaft <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> hat trotz riesigem Werbeaufwandke<strong>in</strong>en zahlenmäßigen Fortschritt bei den Zuschauern gebracht. Nur <strong>der</strong> 1. FFC Frankfurtmit se<strong>in</strong>em großzügigen Sponsor <strong>und</strong> Manager Dietrich, <strong>der</strong> alle Spitzenfußballer<strong>in</strong>nenaufgekauft hat, wird wahrgenommen. Alle übrigen <strong>Frauen</strong>mannschaften haben<strong>in</strong> <strong>der</strong> Vorsaison e<strong>in</strong>en Zuschauerdurchschnitt von deutlich unter Tausend gehabt.E<strong>in</strong>e erhebliche Steigerung wird nicht erwartet. Das zeigt auch die Zurückhaltung <strong>der</strong>Fernsehsen<strong>der</strong> <strong>und</strong> Sportberichterstattung. 58 Die Sportmediz<strong>in</strong> hat <strong>in</strong>zwischen festgestellt,dass <strong>Frauen</strong> sich beim Fußball spielen „nicht nur an<strong>der</strong>s bewegen“ als <strong>Männer</strong>,son<strong>der</strong>n dabei auch „gänzlich an<strong>der</strong>e Muskelgruppen aktivieren“ <strong>und</strong> deshalb „beson<strong>der</strong>shäufig unter Kreuzbandverletzungen leiden“. 59<strong>Auch</strong> <strong>der</strong> Anteil von <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>n bei den ermittelten Straftätern <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Polizei</strong>lichenKrim<strong>in</strong>alstatistik 60 zeigt deutliche Unterschiede. Der Anteil <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> anden ermittelten Tatverdächtigen beträgt: Gesamttatverdächtige: 23 %, Vortäuschenvon Straftaten: 33 %, e<strong>in</strong>facher Diebstahl: 32 %, Betrug: 30 %, Beleidigung: 26 %,Urk<strong>und</strong>enfälschung: 20 %, Wi<strong>der</strong>stand gegen Vollzugsbeamte: 18 %, Wirtschaftskrim<strong>in</strong>alität:17 %, Mord <strong>und</strong> Totschlag: 17 %, Körperverletzung: 16 %, Glücksspiel: 15%, Rauschgiftkrim<strong>in</strong>alität: 12 %, schwerer Diebstahl: 9 %, Waffendelikte: 6 %, Sexualdelikte:5 %.Von den <strong>in</strong> Justizvollzugsanstalten <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>sitzenden 75.000 Häftl<strong>in</strong>gens<strong>in</strong>d sieben Prozent <strong>Frauen</strong>. 61<strong>Auch</strong> die Angst, selbst Opfer e<strong>in</strong>er Straftat werden zu können, ist zwischen <strong>Frauen</strong><strong>und</strong> <strong>Männer</strong>n sehr unterschiedlich ausgeprägt. 62Die Beispiele zeigen, dass <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong> nicht nur körperlich, son<strong>der</strong>n auch <strong>in</strong>ihren genetischen Anlagen verschieden s<strong>in</strong>d. Die Untersuchungen <strong>der</strong> Verhaltensforscherunterstreichen das. 63ErreichtesWas haben Fem<strong>in</strong>ismus, „Gen<strong>der</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g“ <strong>und</strong> „Gleichstellung“ <strong>in</strong> Deutschlandwirklich bewirkt?Obwohl es zur Verbesserung <strong>der</strong> Situation <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> e<strong>in</strong> B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium 64 gibt,das speziell für <strong>Frauen</strong> zuständig ist, <strong>und</strong> sich darüber h<strong>in</strong>aus Fem<strong>in</strong>ist<strong>in</strong>nen seit Jahren58 FASZ vom 21.8.2011, Seite 1459 Der Spiegel vom 13.7.2009, Seite 10860 Internetseite des B<strong>und</strong>eskrim<strong>in</strong>alamtes, <strong>Polizei</strong>liche Krim<strong>in</strong>alstatistik, Tabelle 1 (Zahlen ger<strong>und</strong>et)61 Bausch, Knast, Berl<strong>in</strong> 2012, Seite 15362 Rölle / Flade,Theorien <strong>und</strong> Modelle zur Erklärung von Unsicherheitsgefühlen im öffentlichen Raum,<strong>in</strong>: Krim<strong>in</strong>alistik 2004, Seite 77463 Z. B. Karl Grammer, Universität Wien;Thomas Jacobsen, Universität Leipzig;(29 Seiten) 12


© Weihmann, <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>, Stand: 19.11.2013 www.weihmann.<strong>in</strong>fo<strong>in</strong> Gesetzgebung, Rechtsprechung, Verwaltung, Gewerkschaften <strong>und</strong> Wissenschaftgesellschaftlich engagieren 65 , hat es kaum Fortschritte gegeben. Im Gegenteil. Diese<strong>Frauen</strong> haben auch daran mitgewirkt, dass bis heute im Familienrecht <strong>in</strong> Deutschlande<strong>in</strong>e „vaterlose Gesellschaft“ besteht. Jedes dritte K<strong>in</strong>d wird von nicht verheiratetenEltern geboren. Gesetz <strong>und</strong> Rechtsprechung geben diesen Müttern generell das alle<strong>in</strong>igeSorgerecht, ohne den E<strong>in</strong>zelfall zu prüfen. Der „Europäische Gerichtshof für Menschenrechte“hat das am 3.12.2009 als e<strong>in</strong>en Verstoß gegen das Diskrim<strong>in</strong>ierungsverbot[gegenüber den Vätern] <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit dem Recht auf Achtung des Familienlebensfestgestellt. Zum K<strong>in</strong>deswohl gehören gr<strong>und</strong>sätzlich Mutter <strong>und</strong> Vater. 66 Dasdeutsche Recht muss nachgebessert werden.Das B<strong>und</strong>esverfassungsgericht hat sich des Themas angenommen <strong>und</strong> am 3.8.2010entschieden, dass diese Regelung verfassungswidrig ist. Sie verstößt gegen das gr<strong>und</strong>gesetzlichverankerte Elternrecht <strong>der</strong> Väter (FAZ vom 4.8.2010, Seite 1; Hettche, DieLiebe <strong>der</strong> Väter, Köln 2010).Ferner fehlen noch heute E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> angemessene E<strong>in</strong>kommen, die e<strong>in</strong> wirklichpartnerschaftliches Zusammenleben von allen <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> allen <strong>Männer</strong>n ermöglicht<strong>und</strong> allen Eltern die wirklich freie Entscheidung gibt, zwischen den Berufen <strong>in</strong>nerhalb<strong>und</strong> außerhalb <strong>der</strong> Familie zu wählen. Hier ist jedoch nicht <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>ne Begriff„Partnerschaft“ geme<strong>in</strong>t, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Zweckgeme<strong>in</strong>schaft darstellt, son<strong>der</strong>n dieEhe, <strong>in</strong> <strong>der</strong> die Liebe e<strong>in</strong>e große Rolle spielt <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mann <strong>und</strong> Frau Opfer br<strong>in</strong>gen.Es hat aber tatsächlich e<strong>in</strong>ige konkrete Verän<strong>der</strong>ungen gegeben. Was ist damit erreichtworden?<strong>Frauen</strong> haben durchgesetzt, dass sie als „Soldat<strong>in</strong>nen mit <strong>der</strong> Waffe“ e<strong>in</strong>gestellt werdenmüssen. Das hat jedoch nur e<strong>in</strong> ganz kle<strong>in</strong>er Teil <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> genutzt, nämlich gutsechs Prozent aller Soldaten. 67 Der Verteidigungsm<strong>in</strong>ister gibt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Interview bekannt,dass im <strong>in</strong>ternationalen Vergleich e<strong>in</strong> Anteil von zehn Prozent <strong>Frauen</strong> e<strong>in</strong> guter[hoher] Wert sei. 68 Die Verwendung von Soldat<strong>in</strong>nen im Irakkrieg zeigt bei <strong>der</strong>amerikanischen Armee, dass von den dreitausend Toten zwei<strong>und</strong>sechzig <strong>Frauen</strong> waren.Bolz sieht die Ursache für die ungleiche Verteilung <strong>in</strong> <strong>der</strong> größeren Risikobereitschaftvon <strong>Männer</strong>n. 69 Deshalb stellt sich auch die Frage, wenn alle <strong>Frauen</strong> verpflichtetwären, den Dienst mit <strong>der</strong> Waffe o<strong>der</strong> Sozialdienst zu leisten, wie würden sie sich dannentscheiden?Die Journalist<strong>in</strong> Andrea Jeska 70 hat sich mit den <strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr befasst,die seit 2001 dort theoretisch alles machen können. „In <strong>der</strong> Praxis aber gibt es nochimmer militärische Aufgaben, für die <strong>Frauen</strong> re<strong>in</strong> anatomisch nicht die erfor<strong>der</strong>licheKraft aufbr<strong>in</strong>gen. […] Es hat sich [auch] gezeigt, dass Soldat<strong>in</strong>nen weniger »Interesse«an jenen Positionen <strong>und</strong> Verwendungen haben, die ganz offensichtlich »militärisch«64 B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Familie, Senioren, <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> Jugend65 Z. B. Willy Brandt, Hg., <strong>Frauen</strong> heute. Jahrh<strong>und</strong>ertthema Gleichberechtigung. Köln - Frankfurt/M1978, mit Beiträgen von Susanne Miller, Ursula Pausch-Gruber, Luc Jochimsen, Herta Däubler-Gmel<strong>in</strong>, Luise R<strong>in</strong>ser, Jutta Szostak, Kathar<strong>in</strong>a Focke, Anke Fuchs, Annemarie Renger, Hanna-BeateSchöpp-Schill<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Antje Dert<strong>in</strong>ger66 FAZ vom 4.12.2009, Seite 1 <strong>und</strong> 3367 Internetseite <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr, Soldat<strong>in</strong>nen68 FASZ vom 27.5.2012, Seite 36 [37]69 Norbert Bolz, aaO, Seite 6070 Andrea Jeska, Wir s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong> Mädchenvere<strong>in</strong>. <strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr. München 2010(29 Seiten) 13


© Weihmann, <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>, Stand: 19.11.2013 www.weihmann.<strong>in</strong>fos<strong>in</strong>d, wo die Gefahr, <strong>in</strong> bewaffneten Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen zu sterben, am größten ist.“»<strong>Frauen</strong> bleiben den Schlammzonen fern«. 71Von <strong>der</strong> medialen Öffentlichkeit völlig unbeachtet hat <strong>der</strong> Deutsche B<strong>und</strong>estag am20.1.2009 das „Mittelstandsentlastungsgesetz“ verabschiedet (BGBl. 2009, 550 [554]).Damit wird auch das B<strong>und</strong>esberggesetz geän<strong>der</strong>t. Jetzt dürfen <strong>Frauen</strong> auch „UnterTage“ Kohle abbauen. Seit 1991 gibt es schon die Möglichkeit, dass <strong>Frauen</strong> als Industriemechaniker,Ingenieure <strong>und</strong> Arbeitsmediz<strong>in</strong>er auch „Unter Tage“ arbeiten. Auf<strong>der</strong> Zeche „Auguste Victoria“ <strong>in</strong> Marl, mit <strong>der</strong>zeit r<strong>und</strong> viertausend Bergleuten, habendas zwei<strong>und</strong>zwanzig <strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> Anspruch genommen. 72Das Landeswappen Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen zeigt für Westfalen e<strong>in</strong>en Hengst, es istdas Pferd von He<strong>in</strong>rich dem Löwen (1142-1180), Herzog von Sachsen. Für das Rhe<strong>in</strong>landden Rhe<strong>in</strong> <strong>und</strong> für Lippe die Rose. Mit Erlass vom 17.2.1984 wurde das Landeswappendurch Innenm<strong>in</strong>ister Dr. Herbert Schnoor (SPD) um e<strong>in</strong>e vere<strong>in</strong>fachteForm ergänzt, „damit im Rahmen <strong>der</strong> Öffentlichkeitsarbeit das Wappen von je<strong>der</strong>mannbenutzt werden kann“. Diese vere<strong>in</strong>fachte Form zeigt das Pferd als Stute. Dasvere<strong>in</strong>fachte Wappen wird auch ständig auf Urk<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Briefbögen des Innenm<strong>in</strong>isteriumsverwendet. Mit Erlass vom 1.10.2009 (MBl./NRW, Seite 530) hat das Innenm<strong>in</strong>isteriumden Erlass vom 17.2.1984 aufgehoben <strong>und</strong> gleichzeitig das Landeswappen„für je<strong>der</strong>mann“ neu gestaltet. Jetzt ist das Pferd nur noch mit <strong>der</strong> vor<strong>der</strong>enHälfte abgebildet.Bei <strong>der</strong> Besetzung von bestimmten Berufen haben <strong>Frauen</strong> <strong>in</strong>zwischen e<strong>in</strong>e Quote vonfast e<strong>in</strong>h<strong>und</strong>ert Prozent erreicht, so z. B. als Krankenschwerster <strong>und</strong> Sekretär<strong>in</strong>nen.Aber auch im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten <strong>und</strong> im Gr<strong>und</strong>schulbereich, beides auch sehr wichtige gesellschaftlicheAufgaben, weil dort K<strong>in</strong><strong>der</strong> erzogen werden. Bei den übrigen Schulformengibt es gleiche Trends, <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>anteil beträgt dort schon deutlich mehr alsdie Hälfte. Ist das für die extremen Fem<strong>in</strong>ist<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> richtige Weg? Die Kultusm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong>von Schleswig-Holste<strong>in</strong> <strong>und</strong> Vorsitzende <strong>der</strong> Kultusm<strong>in</strong>isterkonferenz, Ute Erdsiek-Rave(SPD), warnt <strong>und</strong> sieht dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Verweiblichung <strong>der</strong> Schule, was dieJungen benachteiligt. „Den Schulen fehlt das männliche Pr<strong>in</strong>zip. Den Jungen fehlenRollenvorbil<strong>der</strong>, es fehlt an Begeisterung für Technik <strong>und</strong> Naturwissenschaften.“ 73Inzwischen driften die Bildungskarrieren immer mehr zum Nachteil <strong>der</strong> Jungenause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, sodass sie „abgehängt“ werden <strong>und</strong> damit viele „auf <strong>der</strong> Straße landen“,wie wir es zur Zeit mit <strong>der</strong> „Lehrstellen-Unfähigkeit“ erleben. 74 Es besteht die Gefahr,dass sie krim<strong>in</strong>ell werden.Der Neurobiologe Gerald Hüther 75 befasst sich seit Jahren mit <strong>der</strong> Entwicklung vonJungen <strong>und</strong> stellt fest: „Was […] Jungen daher ganz beson<strong>der</strong>s brauchen, s<strong>in</strong>d emotionaleSicherheit <strong>und</strong> liebevolle, fürsorgliche Zuwendung, Wertschätzung <strong>und</strong> Anerkennung,<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e von ihren Vätern“ (Seite 71). Jungen haben zwei Gr<strong>und</strong>bedürfnisse:„Nach Verb<strong>und</strong>enheit, Geborgenheit <strong>und</strong> Sicherheit“ […] sowie „Neues zu erfah-71 Jeska, a.a.O., Seite 1372 Reckl<strong>in</strong>ghäuser Zeitung vom 23.3.2009, Seite 773 Der Spiegel vom 29.5.2006, Seite 36Christ<strong>in</strong>e Br<strong>in</strong>ck, Die Freiheit, sich gegen den Ruhm zu entscheiden. Warum es <strong>in</strong> Naturwissenschaft<strong>und</strong> Technik so wenige <strong>Frauen</strong> gibt. FASZ vom 8.6.2008, Seite 1374 Der deutsche Lehrstellenmarkt <strong>in</strong>: FAZ vom 7.8.2013, Seite 1175 Gerald Hüther, <strong>Männer</strong>. Das schwache Geschlecht <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Gehirn. Gött<strong>in</strong>gen 2009 [Autor ist Professorhabil., Dr. rer. nat, Dr. med., <strong>und</strong> Leiter <strong>der</strong> Neurobiologischen Gr<strong>und</strong>lagenforschung an <strong>der</strong> UniversitätGött<strong>in</strong>gen](29 Seiten) 14


© Weihmann, <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>, Stand: 19.11.2013 www.weihmann.<strong>in</strong>foren <strong>und</strong> Aufgaben nachzugehen, an denen man wachsen kann, also nach Potenzialentfaltung,Autonomie <strong>und</strong> Freiheit“ (Seite 84). „So kann er zu e<strong>in</strong>em authentischenMann heranwachsen“ (Seite 79, 124 ff.). Ohne Väter lernen Jungs nicht, was Männlichkeitwirklich ausmacht, son<strong>der</strong>n glauben, es sei das Durchsetzen des Egoismus;für Jungs dann mit Gewalt.Das B<strong>und</strong>esamt für Statistik veröffentlicht die Inobhutnahme von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n durch dieJugendämter von 2007 bis 2012. In diesen fünf Jahren s<strong>in</strong>d die Fälle um 43 Prozentgestiegen. Waren es 2007 deutlich mehr Mädchen als Jungen, so s<strong>in</strong>d es jetzt mehrJungen. Der häufigste Gr<strong>und</strong> war Überfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Erziehenden. In neun Prozent<strong>der</strong> Fälle lagen Anzeichen für Misshandlungen vor. 76 Das heißt, die theoretischeBefürchtung <strong>der</strong> Benachteiligung von Jungen ist im Alltag Wirklichkeit geworden.<strong>Frauen</strong> s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwischen <strong>in</strong> allen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n <strong>und</strong> im B<strong>und</strong> <strong>in</strong> die Schutzpolizei e<strong>in</strong>getreten,<strong>und</strong> zwar <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit von 1978 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> bis 1990 <strong>in</strong> Bayern. Obwohl dies alsBeson<strong>der</strong>heit angesehen wurde, darf nicht vergessen werden, dass die erste Frau bereits1903 <strong>in</strong> die Schutzpolizei <strong>in</strong> Stuttgart 77 e<strong>in</strong>gestellt wurde; <strong>und</strong> es seit 1919 die„Weibliche Krim<strong>in</strong>alpolizei“ <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> 78 <strong>und</strong> seit 1923 die „Weibliche [uniformierte]<strong>Polizei</strong>“ <strong>in</strong> Köln 79 gab. Die „Weibliche Krim<strong>in</strong>alpolizei“ wurde überall e<strong>in</strong>geführt <strong>und</strong>beibehalten. Allerd<strong>in</strong>gs wurden die eigens dafür e<strong>in</strong>gerichteten „<strong>Frauen</strong>-Kommissariate“, die von <strong>Frauen</strong> geleitet wurden, auf Wunsch <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> den1970er Jahren aufgelöst <strong>und</strong> auf die „<strong>Männer</strong>-Kommissariate“ verteilt. Wenige dieser<strong>Frauen</strong>, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e ältere, blieben bis zu ihrer Pensionierung im „<strong>Frauen</strong>kommissariat“.Erstaunlich ist, dass mit dem Wechsel <strong>in</strong> die „<strong>Männer</strong>kommissariate“ für die<strong>Frauen</strong> auch <strong>der</strong> dort schlechtere Stellenplan galt. Dabei stellen sich die Fragen: Warumwollte trotzdem die große Mehrzahl <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> aus den eigenen Kommissariatenheraus? Und warum wurde die weibliche uniformierte <strong>Polizei</strong> wie<strong>der</strong> aufgegeben?Unbestritten ist, dass <strong>Frauen</strong> die gleichen Qualitäten im Spitzenmanagement <strong>der</strong> Privat-<strong>und</strong> Staats-Banken sowie <strong>in</strong> Großunternehmen haben wie <strong>Männer</strong>. 80 Sie warenaber auch an dem 2008 offenk<strong>und</strong>ig gewordenen „globalisierten“ Missmanagementbeteiligt, das verschleiernd <strong>und</strong> beschönigend als „F<strong>in</strong>anzkrise“ bezeichnet wird.Die britische Regierungschef<strong>in</strong> Margaret Thatcher hat die beschränkenden Vorschriftenfür den F<strong>in</strong>anzmarkt aufgehoben, was weltweit nachgeahmt wurde, weil die Bänkerdas als notwendige Globalisierung for<strong>der</strong>ten. Damit war <strong>der</strong> Anfang <strong>der</strong> Hypothekenverschuldungausgelöst, die den Zusammenbruch des Welt-Marktes zur Folge hatte.Insbeson<strong>der</strong>e, weil jetzt Mathematiker die Gew<strong>in</strong>nmaximierung bei unkontrolliertenGeldanlagen berechnen. Mit Hilfe von computergesteuerten Börsengeschäften konntenso weltweit <strong>in</strong> Bruchteilen e<strong>in</strong>er Sek<strong>und</strong>e Milliarden Euro verschoben werden. Dasführte zum globalen Crashkurs vieler Banken. Den Schaden <strong>in</strong> Milliardenhöhe bezahlendie Steuerzahler. Die meisten Manager suchten trotzdem neue <strong>und</strong> risikoreiche76 FAZ vom 8.8.2013, Seite 777 Die <strong>Polizei</strong> 1925, Seite 28678 Hsi Huey Liang, Die Berl<strong>in</strong>er <strong>Polizei</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Weimarer Republik. Berl<strong>in</strong>, New York 1977, Seite 140<strong>und</strong> 14879 Bernd Wehner, Frie<strong>der</strong>ike Wiek<strong>in</strong>g. Krim<strong>in</strong>alistik 1973, Seite 21280 Magdalena Köster, Brillante Bilanzen. Fünf Unternehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> ihre Lebensgeschichte. We<strong>in</strong>heim2005(29 Seiten) 15


© Weihmann, <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>, Stand: 19.11.2013 www.weihmann.<strong>in</strong>foGeschäftsmodelle <strong>und</strong> überschütten sich selbst weiterh<strong>in</strong> mit Millionen-Boni. 81 Außer<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz können die Bank-Manager weiterh<strong>in</strong> risikoreiche Geschäfte machen,ohne für die Folgen zu haften <strong>und</strong> sich trotzdem beliebige Boni auszahlen. Weil sichdie Regierung <strong>der</strong> Schweiz weigerte, strengere Regeln e<strong>in</strong>zuführen, wurde e<strong>in</strong>e Volksabstimmungerzwungen, die Verfassungsrang hat. 82 Der letzte Anlass zur Volksabstimmungwaren Boni an e<strong>in</strong>en F<strong>in</strong>anzmanager von sechzig Millionen Euro, damit erbeim Verlassen <strong>der</strong> Bank nicht zur Konkurrenz geht. Da die Boni steuerlich vom Gew<strong>in</strong>n<strong>der</strong> Bank abgezogen werden, zahlt das auch <strong>der</strong> Steuerzahler.<strong>Auch</strong> <strong>in</strong> Deutschland gibt es <strong>Frauen</strong>, die große Schulden verursachen. So unter an<strong>der</strong>endie Milliardär<strong>in</strong> Maria-Elisabeth Schaeffer (INA Schaeffer [Wälzlager], Cont<strong>in</strong>ental).83 Diese Spitzenmanager haben mit unvorstellbarer Maßlosigkeit <strong>und</strong> Geldgier mitdem Geld ihrer K<strong>und</strong>en spekuliert <strong>und</strong> alles verloren, sodass B<strong>und</strong>espräsident HorstKöhler sie öffentlich rügte: „Wo Moral abhandenkomme, da gerate <strong>der</strong> freiheitlicheRechtsstaat <strong>in</strong> Gefahr. Aufsichtsräte müssen e<strong>in</strong>greifen, wenn es an <strong>der</strong> Kultur <strong>der</strong> Mäßigung<strong>und</strong> des Vorbilds mangelt“. 84 Alle<strong>in</strong> die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland hat zurLösung dieser „Krise“ aus Steuergel<strong>der</strong>n fünfh<strong>und</strong>ert Milliarden Euro bereitgestellt.Ob weitere F<strong>in</strong>anzhilfen erfor<strong>der</strong>lich s<strong>in</strong>d, wird sich noch herausstellen. E<strong>in</strong> Bruchteildieses Geldes würde ausreichen, um soziale Sicherheit zu schaffen für Eltern, K<strong>in</strong><strong>der</strong>,Rentner, Altenheime, Hospizen <strong>und</strong> für die E<strong>in</strong>stellung von mehr Lehrern.Wie erst 2011 bekannt wurde, haben die Zwill<strong>in</strong>gsschwestern Hedda <strong>und</strong> Gisa Deilmann,die öffentlich von <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eskanzler<strong>in</strong> als erfolgreiche „Re<strong>der</strong>ei-König<strong>in</strong>nen“gelobt wurden, die von ihrem Vater geerbte Ree<strong>der</strong>ei mit Kreuz- <strong>und</strong> Flussfahrtschiffen<strong>in</strong> die Insolvenz gewirtschaftet. Als Schuldige dafür haben sie ausgemacht: „Ine<strong>in</strong>er von <strong>Männer</strong>n dom<strong>in</strong>ierten Branche, wie <strong>der</strong> Schifffahrt, arbeiten <strong>Männer</strong> Hand <strong>in</strong>Hand, um <strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> Führungspositionen systematisch kaputtzumachen“. 85E<strong>in</strong> überall zu sehendes Ergebnis <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>bewegung ist die Fem<strong>in</strong>isierung <strong>der</strong>deutschen Sprache durch den öffentlichen Dienst. Das hat u.a. Wortungetüme, wie„<strong>Polizei</strong>beamteInnen“, hervorgebracht. Inzwischen s<strong>in</strong>d wir so weit, dass Gesetze,Verordnungen <strong>und</strong> Erlasse wegen <strong>der</strong> Doppelschreibung nur noch schwer zu lesens<strong>in</strong>d, z. B. „<strong>Polizei</strong>beamt<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> <strong>Polizei</strong>beamte“ u.a.m., was letztlich dazu führt, die„Doppelwörter“ zu überlesen. Ganz beson<strong>der</strong>s störend s<strong>in</strong>d diese „Doppelwörter“ beiVorträgen, weil dadurch <strong>der</strong> Sprechrhythmus verloren geht. Schriftsteller, seriöse Medien<strong>und</strong> viele an<strong>der</strong>e Intellektuelle s<strong>in</strong>d glücklicherweise diesem Trend nicht gefolgt.Der Sprachwissenschaftler Thomas Becker von <strong>der</strong> Universität Bamberg nimmt sichdieser Fem<strong>in</strong>isierung an <strong>und</strong> stellt klar, dass verme<strong>in</strong>tlich maskul<strong>in</strong>e Personenbezeichnungensemantisch nicht geschlechtsspezifisch s<strong>in</strong>d. 86 Doch unbee<strong>in</strong>druckt von dieserTatsache wurde <strong>und</strong> wird weiter geän<strong>der</strong>t, was zu dem Wi<strong>der</strong>spruch führt, dass sichmit <strong>der</strong> Zunahme <strong>der</strong> Fem<strong>in</strong>isierung <strong>der</strong> Sprache tatsächlich die maskul<strong>in</strong>en Begriffevermehren. So war z. B. <strong>der</strong> Begriff „Kollegen“ stets geschlechtsneutral <strong>und</strong> ist erstdurch die E<strong>in</strong>führung von „Kolleg<strong>in</strong>nen“ zu e<strong>in</strong>er maskul<strong>in</strong>en Beschreibung geworden.81 John Lanchester, Warum je<strong>der</strong> jedem etwas schuldet <strong>und</strong> ke<strong>in</strong>er jemals etwas zurückzahlt. Die bizarreGeschichte <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzen, Stuttgart 2013; Frank Schirrmacher, [Mitherausgeber <strong>der</strong> FAZ] EGO, DasSpiel des Lebens, München 2013 [Informationskapitalismus; viele <strong>und</strong> gründliche Zitate]82 FAZ vom 4.3.2013, Seite 1783 FASZ, vom 28.12.2008, Seite 39, Um e<strong>in</strong>ige Milliarden leichter: Arme reiche <strong>Frauen</strong>.84 FAZ vom 28.5.2008, Seite 1185 FAZ vom 29.10.2011, Seite 1886 Thomas Becker, Zum generischen Maskul<strong>in</strong>um: Bedeutung <strong>und</strong> Gebrauch <strong>der</strong> nicht-motivierten Personenbezeichnungim Deutschen. Zeitschrift L<strong>in</strong>guistische Berichte, Heft 213. Hamburg 2008, Seite 65(29 Seiten) 16


© Weihmann, <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>, Stand: 19.11.2013 www.weihmann.<strong>in</strong>foDie Wissenschaft hat für sich selbst schnell e<strong>in</strong>e praktikable Lösung gef<strong>und</strong>en. Schonkurz nach <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung des Wortes „Student<strong>in</strong>nen“ ist dort wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong> geschlechtsneutralesWort verwendet worden, nämlich „Studierende“, was zum allgeme<strong>in</strong>enSprachgebrauch wurde. In <strong>der</strong> Privatwirtschaft wird das Geschlecht an den Begriffangehängt, z. B. „Geschäftsführer (m/w)“.Wenn die geschlechtsspezifische Bezeichnung von Menschen auf „weiblich“ <strong>und</strong>„männlich“ begrenzt wird (z. B. Beamt<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Beamte), dann bedeutet dies, dassdamit Personen, die im Personenstandsgesetz als „ohne Geschlecht“ 87 e<strong>in</strong>getragenwurden, ausgeschlossen s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> dadurch diskrim<strong>in</strong>iert werden. 88E<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Art <strong>der</strong> Fem<strong>in</strong>isierung <strong>der</strong> Sprache ist nicht <strong>der</strong> Schreibweise selbst zuentnehmen, son<strong>der</strong>n liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bedeutung des Wortes. So z. B. <strong>der</strong>„Anzug“, <strong>der</strong> seit dem 18. Jh. für <strong>Männer</strong> aus Jacke <strong>und</strong> Hose besteht. Seit <strong>Frauen</strong> ihntragen, heißt er „Hosen-Anzug“.Doch dem Hang zu den merkwürdigsten Wortgebilden haben sich e<strong>in</strong>ige Wörter wi<strong>der</strong>setzt:„Personen, Gast, Liebl<strong>in</strong>g <strong>und</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>“. Sie s<strong>in</strong>d geschlechtsneutral geblieben.Inzwischen gibt es zaghafte Ansätze e<strong>in</strong>er Umkehr. In Gesetzen <strong>und</strong> Erlassen des LandesNordrhe<strong>in</strong>-Westfalen wird wie<strong>der</strong> die geschlechtsneutrale Personenbezeichnunggebraucht. 89 So auch die polizeiliche M<strong>in</strong>isterialbürokratie. Die Doppelschreibung„Behördenleiter<strong>in</strong> / Behördenleiter“ heißt jetzt wie<strong>der</strong> „Behördenleitung“. 90Erwünschtes <strong>und</strong> ZielsetzungenWelche Unzulänglichkeiten gibt es noch, die im Bemühen <strong>der</strong> Gleichstellung behobenwerden müssen?Beson<strong>der</strong>s kritisiert wird noch immer die Abhängigkeit <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> vom E<strong>in</strong>kommen<strong>der</strong> <strong>Männer</strong>. Da stellt sich die Frage, warum gibt es denn ke<strong>in</strong> „Ehe-E<strong>in</strong>kommen“, ausdem <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong> die gleiche Altersversorgung erhalten? Warum werden dafürAlle<strong>in</strong>erziehende geför<strong>der</strong>t <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Leben als S<strong>in</strong>gle bew<strong>und</strong>ert? 91 E<strong>in</strong> großer Teil lebtjedoch <strong>in</strong> familienähnlichen Geme<strong>in</strong>schaften <strong>und</strong> ist bewusst nicht verheiratet, weil erdie großzügigen f<strong>in</strong>anziellen Hilfen des Staates für „Alle<strong>in</strong>erziehende“ nutzen will.Wer kann es ihnen verdenken, wenn man die große Zahl <strong>der</strong> raffgierigen Manager <strong>und</strong><strong>der</strong> sich selbst versorgenden Politiker sieht, die schlechte Vorbil<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> sich nichte<strong>in</strong>mal schämen.Lockere Beziehungen machen es e<strong>in</strong>facher, bei den kle<strong>in</strong>sten Schwierigkeiten „dieBrocken h<strong>in</strong>zuwerfen“, <strong>und</strong> dem Egoismus zu folgen, als die Geme<strong>in</strong>samkeiten zusuchen <strong>und</strong> zu stärken, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e wenn K<strong>in</strong><strong>der</strong> da s<strong>in</strong>d. Das verlangt aber Diszipl<strong>in</strong><strong>und</strong> Verantwortung. Die politischen Parteien haben sich <strong>in</strong>tensiv bemüht, für gleichge-87 BGBl. Nr. 23 / 2013, Seite 112288 Allgeme<strong>in</strong>es Gleichbehandlungsgesetz (AGG), Stand: 3.4.2013, § 1: „Ziel des Gesetzes ist, Benachteiligungenaus Gründen […] des Geschlechts […] zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n o<strong>der</strong> zu beseitigen.89 Z. B. Fachhochschulgesetz öffentlicher Dienst, § 7, Abs. 9Erlass Innenm<strong>in</strong>isterium Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen vom 25.8.2008, „Aufgaben <strong>der</strong> <strong>Polizei</strong> bei Verkehrsunfällen“,MBl.NW Nr. 26 vom 26.9.2008, Seite 470, Ziffer 590 Z. B. Erlass MIK / NRW [IM / NRW] über V-Personen vom 22.9.2011, MBl.NRW 2011, Seite 38491 Hank / Meck, Die Hätschelk<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>der</strong> Nation. Alle<strong>in</strong>erziehende werden umsorgt. FASZ vom24.1.2010, Seite 29(29 Seiten) 17


© Weihmann, <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>, Stand: 19.11.2013 www.weihmann.<strong>in</strong>foschlechtliche Lebenspartner gesetzliche Rechte <strong>und</strong> Pflichten e<strong>in</strong>zuführen. 92 Warum istdas für Eheleute so schwer?Es stellt sich <strong>in</strong> diesem Zusammenhang auch die Frage, warum verschieben Erstgebärendedie Schwangerschaft <strong>in</strong> die biologisch problematischen späteren Lebensjahre,wenn sie e<strong>in</strong>e Ausbildung o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Studium beg<strong>in</strong>nen. Warum können Mütter nicht dasbereits vorhandenes Wissen <strong>in</strong> Sem<strong>in</strong>aren auf dem aktuellen Stand halten, um nach <strong>der</strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>pause nahtlos <strong>und</strong> fair das Studium o<strong>der</strong> die Berufsausbildung fortsetzen zukönnen o<strong>der</strong> überhaupt erstmals zu beg<strong>in</strong>nen? Warum gibt es <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Polizei</strong> für Mütterke<strong>in</strong> angepasstes Höchstalter für die E<strong>in</strong>stellung?Die erste Generation <strong>der</strong> Spätgebärenden erlebt <strong>der</strong>zeit, dass sie selbst schon baldsechzig Jahre alt ist, wenn ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> das Abitur machen. Die meisten werden dieGeburt ihrer Enkel nicht mehr erleben o<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d dann schon zu alt, um die Eltern ihrerEnkel unterstützen zu können. Die <strong>in</strong>ternationale Studie zu Frühgeborenen von 2012zeigt, dass e<strong>in</strong> Gr<strong>und</strong> dafür die späte Mutterschaft ist. In Deutschland s<strong>in</strong>d das 10 %<strong>der</strong> Geburten. Viele <strong>der</strong> Frühchen sterben o<strong>der</strong> haben schwerwiegende Krankheiten. 93E<strong>in</strong>ige Väter <strong>in</strong> diesen Ehen nehmen altersmäßig nicht nur die Rolle des Vaters, son<strong>der</strong>ngleichzeitig auch die des Großvaters wahr, obwohl auch für sie die biologischeUhr tickt, die K<strong>in</strong>desmutter <strong>und</strong> K<strong>in</strong>d schädigen kann. 94 Bef<strong>in</strong>den sich solche <strong>Männer</strong><strong>in</strong> Führungsfunktionen, haben sie seltener Gelegenheit, sich zu entspannen <strong>und</strong> zu erholen,weil die Betreuung von Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>n erheblich zeitaufwendiger ist, als vonSchulk<strong>in</strong><strong>der</strong>n o<strong>der</strong> Heranwachsenden. Bei Tätigkeiten <strong>in</strong> oberen Führungsebenen gehtdas zulasten von Kreativität <strong>und</strong> Gelassenheit. In Spitzenfunktionen s<strong>in</strong>d die Ausfälledeutlich zu erkennen.Tatsächlich muss es für Mütter <strong>und</strong> Väter e<strong>in</strong> „Beschäftigungsbegleitkonzept“ geben,sodass diese bei <strong>der</strong> Rückkehr <strong>in</strong> den alten Beruf den E<strong>in</strong>druck haben, als seiensie nie fort gewesen. Das muss auch für ihre Pensions- <strong>und</strong> Rentenansprüche gelten.Die heutige Verwendung von <strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> allen Bereichen <strong>der</strong> <strong>Polizei</strong> br<strong>in</strong>gt die Beson<strong>der</strong>heitmit sich, dass richtigerweise Schwangere sofort von gefährlichen Tätigkeitenfreigestellt <strong>und</strong> im „Bürodienst“ o<strong>der</strong> „Innendienst“ verwendet werden. Es ist zu hoffen,dass die Dienstvorgesetzten die dadurch frei gewordenen Stellen auch sofort wie<strong>der</strong>besetzen, damit bei den Schwangeren ke<strong>in</strong> schlechtes Gewissen entsteht, weil siedie Kollegen mit <strong>der</strong> Arbeit „alle<strong>in</strong> gelassen“ haben. Geschlechtsneutrale Stellenplänewerden <strong>der</strong> Tatsache nicht gerecht, dass <strong>Frauen</strong> nur <strong>in</strong> den jüngeren Lebensjahren gebärfähigs<strong>in</strong>d. Nur wenn alle Schwangeren gleichmäßig auf alle Behörden <strong>und</strong> auf alleDienststellen verteilt s<strong>in</strong>d, kann die personelle Belastung durch <strong>der</strong>en Abwesenheitvon allen an<strong>der</strong>en gleichmäßig aufgefangen werden.Warum hat die große Anzahl <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> den Verwaltungen <strong>der</strong> <strong>Polizei</strong> ke<strong>in</strong>e entsprechendeAusbildung, um gegen e<strong>in</strong>e schwangere Exekutivbeamt<strong>in</strong> ausgetauscht zuwerden, die dann <strong>der</strong>en Büroarbeit übernimmt? In den verwaltungsübergreifenden Bezirksregierungen<strong>in</strong> NRW stellte solch e<strong>in</strong> Austausch ke<strong>in</strong> Problem dar.In diesem Zusammenhang wirft sich auch die Frage auf, ob die Stellenpläne so ausgelegts<strong>in</strong>d, dass bei e<strong>in</strong>er plötzlichen Umsetzung wegen Schwangerschaft die bereits92 Lebenspartnerschaftsgesetz vom 16.1.2001, BGBl., Seite 266, <strong>und</strong> vom 21.12.2007, BGBl., Seite3189 <strong>und</strong> 319293 FAZ vom 3.5.2012, Seite 794 Sonja Kastilan, Das Risiko <strong>der</strong> späten Väter, FASZ vom 5.9.2010, Seite 66(29 Seiten) 18


© Weihmann, <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>, Stand: 19.11.2013 www.weihmann.<strong>in</strong>fovorher geplante Umsetzung e<strong>in</strong>er erheblich älteren Frau o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es erheblich älterenMannes <strong>in</strong> den Bürodienst o<strong>der</strong> Innendienst auch noch möglich ist? Ist das nicht geregelt,fällt <strong>der</strong> Schwangeren dafür <strong>der</strong> „Schwarze Peter“ zu.Noch völlig ungeklärt ist die Frage, ob e<strong>in</strong>e ausschließlich mit <strong>Frauen</strong> o<strong>der</strong> mit <strong>Männer</strong>nbesetzte Streifenwagenbesatzung, z. B. E<strong>in</strong>sätze gegen betrunkene Randaliererablehnen kann, weil sie glauben, das sei zu gefährlich. O<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d sie an die Weisungen<strong>der</strong> Vorgesetzten geb<strong>und</strong>en? 95 Wie greift hier die Fürsorgepflicht? 96Ebenso wichtig ist, dass Ehepaaren im Wechseldienst 97 <strong>der</strong> <strong>Polizei</strong> e<strong>in</strong>e Dienstzeit e<strong>in</strong>geräumtwird, die sie <strong>in</strong> die Lage versetzt, ihren familieren Pflichten nachkommen zukönnen. 98 Es gibt bereits Behörden, die K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten e<strong>in</strong>richten, um alle<strong>in</strong> erziehenden<strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>n e<strong>in</strong>e Vollzeitbeschäftigung zu ermöglichen. Was ist mitdenen, die den ungeliebten Nachtdienst machen müssen?E<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Frage ist, ob es menschliche Probleme gibt, wenn Ehepaare <strong>in</strong> <strong>der</strong>selbenDienstgruppe o<strong>der</strong> Dienststelle arbeiten <strong>und</strong> ihre privaten Probleme <strong>und</strong> Sorgen mitbr<strong>in</strong>gen?99 Wie ist es jedoch mit den rechtlichen Beson<strong>der</strong>heiten des Zeugnisverweigerungsrechts100 <strong>und</strong> <strong>der</strong> erlaubten Strafvereitelung 101 bei Ehepaaren, Verlobten <strong>und</strong>Lebenspartnern, weil sie e<strong>in</strong>en Beruf ausüben, <strong>der</strong> strafbare Handlungen zu erforschen,Zwangsmaßnahmen durchzuführen <strong>und</strong> körperliche Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen zu schlichtenhat? Was ist, wenn dann e<strong>in</strong> Ehepartner zum Verdächtigen wird? Wie gestaltet sichdann die Beweissicherung durch den an<strong>der</strong>en? 102Es stellt sich auch die Frage, ob <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Polizei</strong> den gleichen Zugangzu den anspruchsvollen Führungsämtern bei „Exekutivaufgaben vor Ort“, <strong>in</strong><strong>der</strong> Konfrontation mit <strong>der</strong> Außenwelt, z. B. „BAO-Lagen“, 103 <strong>und</strong> zu den ebenso anspruchsvollen„Büroaufgaben“ haben. E<strong>in</strong>e statistische Darstellung würde die Diskussionauch hier versachlichen. Der Landtag NRW hat die Verwaltungen aufgefor<strong>der</strong>t,sachdienliche Datenerhebungen vorzunehmen. 104 E<strong>in</strong>e Veröffentlichung ist dr<strong>in</strong>gendgeboten. In den 1980er Jahren durften solche vergleichende Daten nicht veröffentlichtwerden.E<strong>in</strong>e weitere Benachteiligung von <strong>Frauen</strong> soll die schlechtere Bezahlung für gleichwertigeArbeit se<strong>in</strong>. Hier s<strong>in</strong>d lei<strong>der</strong> ke<strong>in</strong>e zuverlässigen statistischen Zahlen bekannt.Doch spätestens nach Verabschiedung des Gleichbehandlungsgesetzes von 2006 müsstedas Problem behoben se<strong>in</strong>. 105 Merkwürdig ist, dass die extremen Fem<strong>in</strong>ist<strong>in</strong>nen dies95 Robert Weihmann / Claus-Peter Schuch, Krim<strong>in</strong>alistik, 11. Auflage, Hilden 2010, Kapitel 25, Führung;§ 35 BeamtStG; BVerwG, Befehl <strong>und</strong> rechtliche Grenzen des Gehorsams, NVwZ 2005, Seite 913,Ziffer 4.1.396 § 45 BeamtStG97 „R<strong>und</strong> um die Uhr“, an allen Tagen des Jahres98 Art. 6 GGVertrag über e<strong>in</strong>e Verfassung für Europa, vom 29.10.2004, Artikel II 9399 Judith Lembke, Bis dass <strong>der</strong> Job euch scheidet. [Ehepaare im selben Unternehmen]. FAZ vom28.4.2007, Seite C 1100 § 52 StPO101 § 258 VI StGB102 § 163 StPO103 Personalaufwendige E<strong>in</strong>sätze mit „Beson<strong>der</strong>er Aufbau-Organisation“, z. B. bei Mord o<strong>der</strong> Demonstration104 Landtagsdrucksache Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen 13/3225, Seite 5105 Gleichbehandlungsgesetz vom 14.8.2006, BGBl. 2006, Seite 1897(29 Seiten) 19


© Weihmann, <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>, Stand: 19.11.2013 www.weihmann.<strong>in</strong>foimmer wie<strong>der</strong> behaupten. Doch das ist bewusst falsch, verfälscht dargestellt o<strong>der</strong> beruhtauf willkommener Unkenntnis. Auf den 1. Mai-K<strong>und</strong>gebungen 2011 wurde dassprachlich <strong>und</strong> <strong>in</strong>haltlich richtiggestellt: 25 % <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Berufen beschäftigt,die Niedriglöhne bezahlen. Das ist mit den Gewerkschaften so vere<strong>in</strong>bart worden<strong>und</strong> kann auch nur mit diesen geän<strong>der</strong>t werden. Warum das die vielen <strong>Frauen</strong> <strong>in</strong>den Gewerkschaften nicht än<strong>der</strong>n, ist nicht ersichtlich.Blättert man <strong>in</strong> den aktuellen Zeitschriften <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Polizei</strong> vertretenen Gewerkschaften,so fällt zu diesem Thema nichts Beson<strong>der</strong>es auf. Jedoch könnte e<strong>in</strong>e neue Überprüfungauch hier Aufschluss geben. Gleichwohl gibt es auch unter <strong>Männer</strong>n das Phänomen,für „gleiche Arbeit“ unterschiedlich bezahlt zu werden. <strong>Auch</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Polizei</strong>.Warum wird z. B. e<strong>in</strong> Dienstgruppenleiter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>eren Behörde niedriger besoldetals <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er großen? Das gilt auch für Behördenleiter o<strong>der</strong> Kommissariatsleiter.Und das, obwohl <strong>der</strong>en Arbeitsfel<strong>der</strong> völlig gleich s<strong>in</strong>d. Der oft gegebene H<strong>in</strong>weis, <strong>in</strong>großen Behörden trage <strong>der</strong> Leiter die Verantwortung für mehr Personal, kann nichtwirklich ernst geme<strong>in</strong>t se<strong>in</strong>. <strong>Auch</strong> nicht <strong>der</strong> H<strong>in</strong>weis, die Anlässe seien <strong>in</strong> großen Behördenkomplexer. Die traurigen Amokläufe an Schulen haben sich eben nicht <strong>in</strong> großenBehörden ereignet, son<strong>der</strong>n <strong>in</strong> sehr kle<strong>in</strong>en, das gilt auch für an<strong>der</strong>e Anlässe. Bolzglaubt, dass die unterschiedliche Bezahlung bei gleicher Leistung durch die Bereitschaftgerechtfertigt sei, e<strong>in</strong> größeres Risiko e<strong>in</strong>zugehen. So ist die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitgrößer, dass <strong>in</strong> großen Behörden häufiger Sachverhalte anfallen, sodass Entscheidungenebenso häufiger notwendig s<strong>in</strong>d. Das führt zur höheren Belastung <strong>und</strong> birgt dasRisiko, sich häufiger zu irren <strong>und</strong> dadurch negativ aufzufallen. Da <strong>Männer</strong> gegenüber<strong>Frauen</strong> eher bereit seien, solch e<strong>in</strong> höheres Risiko e<strong>in</strong>zugehen, würden sie dafür auchbesser bezahlt. 106Als e<strong>in</strong>e weitere Benachteiligung wird von <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>bewegung beklagt, dass sich zuwenige <strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> Spitzenfunktionen bef<strong>in</strong>den. Dabei wird so getan, als seien darandie <strong>Männer</strong> schuld. Doch die Wirtschaftswissenschaftler<strong>in</strong> Sonja Bischoff, UniversitätHamburg, belegt <strong>in</strong> ihrer zwanzig Jahre dauernden Studie: „Viele <strong>Frauen</strong> brechen ihreKarriere selbst ab, bevor sie ganz oben ankommen. Sie wollen sich <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nachunbegrenztem E<strong>in</strong>satz <strong>und</strong> Mobilität nicht fraglos unterwerfen“. 107 Michaela Schießlnennt das „Downshift<strong>in</strong>g, e<strong>in</strong>en Gang runterschalten, aus dem Hamsterrad aussteigen“,so auch die deutsche Journalist<strong>in</strong> <strong>und</strong> Chefredakteur<strong>in</strong> <strong>der</strong> bedeutenden <strong>und</strong> angesehenenNachrichtenagentur »Agence France Presse« <strong>in</strong> Wash<strong>in</strong>gton, Henriette Löwisch.108Die Managementtra<strong>in</strong>er<strong>in</strong>, Pädagog<strong>in</strong> <strong>und</strong> Psychotherapeut<strong>in</strong> Christ<strong>in</strong>e Bauer-Jel<strong>in</strong>ek 109 bezeichnet die angebliche Benachteiligung von <strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> Führungspositionenals „Pseudo-Studien, die sich fest <strong>in</strong> weiblicher Hand bef<strong>in</strong>den“. Sie weist daraufh<strong>in</strong>, dass die <strong>Frauen</strong>för<strong>der</strong>programme von <strong>Männer</strong>n e<strong>in</strong>geführt wurden <strong>und</strong> die <strong>Frauen</strong>„allerorts gepäppelt <strong>und</strong> bevorzugt werden“. Dass die <strong>Männer</strong> nicht mit Macht <strong>in</strong> dieHaushalte streben, haben die <strong>Frauen</strong> selbst verschuldet. „Es ist den <strong>Frauen</strong> gelungen,durch ihr Bestreben <strong>in</strong> den Beruf das Ansehen [von Haushalt <strong>und</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>erziehung] somassiv abzuwerten, dass niemand das mehr machen will. Sie haben gepredigt: Daheimverblöde ich, K<strong>in</strong><strong>der</strong>erziehung reicht nicht. Ke<strong>in</strong> W<strong>und</strong>er, dass ke<strong>in</strong> Mann daheimbleibenwill. Man erobert nur etwas, was verteidigt wird.“ Bauer-Jel<strong>in</strong>ek stelltauch fest, dass <strong>Frauen</strong> nicht die besseren Menschen s<strong>in</strong>d. „Wenn sie Führungspositi-106 Norbert Bolz, aaO, Seite 60107 Sonja Bischoff, Forschungsbericht <strong>der</strong> Universität Hamburg. 2005108 Michaela Schießl, Der Spiegel vom 2.4.2007, Seite 100109 Christ<strong>in</strong>e Bauer-Jel<strong>in</strong>ek, Der falsche Fe<strong>in</strong>d <strong>–</strong> Schuld s<strong>in</strong>d nicht die <strong>Männer</strong>, Salzburg 2012(29 Seiten) 20


© Weihmann, <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>, Stand: 19.11.2013 www.weihmann.<strong>in</strong>foonen anstreben, dann verhalten sie sich dort genauso wie <strong>Männer</strong>.“ Sie belegt dasmit den Beispielen Margaret Thatcher, Christ<strong>in</strong>e Lagarde <strong>und</strong> Angela Merkel. 110Die Journalist<strong>in</strong> Susanne Amann bemängelt, dass „Ratschläge, Kommentare, unausgesprocheneVorwürfe gegen <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> »Mutterqualitäten« immer von <strong>Frauen</strong> kommen.[…] Ke<strong>in</strong> Mann hat me<strong>in</strong>en Lebenslauf [K<strong>in</strong>d <strong>und</strong> Beruf] bisher kommentiert“.111Die Deutschland-Chef<strong>in</strong> Christ<strong>in</strong>e Stimpel <strong>der</strong> weltweit führenden PersonalberatungsfirmaHeidrick & Struggles stellt ebenso fest, dass <strong>Frauen</strong> auch <strong>in</strong> Führungspositionenlieber e<strong>in</strong>e ausbalancierte Lebensweise suchen <strong>und</strong> nicht an die Spitze des Unternehmensstreben. Ihnen ist Freiheit <strong>und</strong> Flexibilität wichtiger als Chef zu se<strong>in</strong>, weil dasimmer e<strong>in</strong> Ganztagsjob ist. So bef<strong>in</strong>den sich nur vier Prozent <strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> den Geschäftsleitungen,obwohl es genügend Angebote für sie gibt. 112 Mit den Überschriften „<strong>Frauen</strong>müssen den Erfolg nur wollen“, „Nicht klagen, endlich loslegen!“ <strong>und</strong> „<strong>Frauen</strong> s<strong>in</strong>dke<strong>in</strong>e Opfer mehr“ unterstreichen das drei <strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> Spitzenfunktionen (M<strong>in</strong>ister<strong>in</strong>Kristiane Schrö<strong>der</strong>, Anwält<strong>in</strong> Ulrike Gantenberg <strong>und</strong> Politiker<strong>in</strong> Katr<strong>in</strong> Poleschner).113Susan P<strong>in</strong>ker zeigt, dass die große Mehrzahl <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> sich nie diskrim<strong>in</strong>iert gefühlthat. 114 Und nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Teil <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> wollen Karrieren wie <strong>Männer</strong>. Die Emanzipationhabe e<strong>in</strong>e unerwartete Folge gehabt, nämlich, die <strong>Frauen</strong> machen, wozu sieLust haben. Und das unterscheide sie ganz erheblich von <strong>Männer</strong>n. Die Ursache liege<strong>in</strong> den unterschiedlichen genetischen Voraussetzungen. Sie empfiehlt: „Wir müssenaufhören, den Mann als Standard zu sehen“. Für Mädchen hat die Gesellschaft allesgemacht. Wichtig ist es jetzt, sich um die Entwicklung <strong>der</strong> Jungen zu kümmern, diesehr benachteiligt werden.Dieses Verhalten von <strong>Frauen</strong> wollen extreme Fem<strong>in</strong>ist<strong>in</strong>nen mit festen Quoten unterlaufen<strong>und</strong> benutzen Statistiken über die Anzahl <strong>der</strong> männlichen <strong>und</strong> weiblichen Führungskräfteals Beweis für die Diskrim<strong>in</strong>ierung <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>. Das B<strong>und</strong>esarbeitsgericht(8 AZR 1012/08) hat am 22.7.2009 entschieden, dass dies nicht ausreiche, son<strong>der</strong>nkonkrete H<strong>in</strong>weise darzulegen s<strong>in</strong>d. 115Der „Vater“ <strong>der</strong> Quote ist <strong>der</strong> norwegische Wirtschaftsm<strong>in</strong>ister Ansgar Gabrielsen.Lei<strong>der</strong> wird er immer wie<strong>der</strong> falsch zitiert. Er hat nicht e<strong>in</strong>e „<strong>Frauen</strong>quote“, son<strong>der</strong>ne<strong>in</strong>e „Geschlechter-Quote“ e<strong>in</strong>geführt. In allen Gremien dürfen nicht mehr als 60Prozent des gleichen Geschlechts vertreten se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e Quote, die <strong>in</strong> beide Richtungenwirkt. 116Immer mehr junge <strong>Frauen</strong> wehren sich gegen e<strong>in</strong>e <strong>Frauen</strong>quote. 117 Sie wollen ke<strong>in</strong>Diktat durch Fem<strong>in</strong>ist<strong>in</strong>nen. Wer was kann <strong>und</strong> das will, bekommt die Chance wiedie <strong>Männer</strong>. Sie halten es für ungerecht, wenn <strong>Frauen</strong> 18 % <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Parteiausmachen, aber 40 % <strong>der</strong> Posten bekommen sollen. Zumal diese Regel gegen das110 Melanie Amann, <strong>Frauen</strong> s<strong>in</strong>d nicht die besseren Menschen, FASZ vom 28.10.2012, Seite 43111 Der Spiegel vom 22.12.2012, Seite 32112 FASZ vom 21.3.2010, Seite 35113 FASZ vom 21.11.2010, Seite 41114 FASZ vom 10.1.2009, Seite 27115 FAZ vom 23.7.2010, Seite 13116 FAZ vom 19.11.2013, S. 14117 Melanie Mühl, Wer’s braucht, FAZ vom 11.12.2010, Seite 42(29 Seiten) 21


© Weihmann, <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>, Stand: 19.11.2013 www.weihmann.<strong>in</strong>foDemokratiepr<strong>in</strong>zip verstößt. Sie sehen das größte Problem <strong>in</strong> <strong>der</strong> Diskrim<strong>in</strong>ierung <strong>der</strong><strong>Frauen</strong> untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>.Die Medien berichten immer wie<strong>der</strong> über die angeblich guten Verhältnisse <strong>in</strong> denskand<strong>in</strong>avischen Län<strong>der</strong>n. Dort sei es ke<strong>in</strong> Problem, halbtags o<strong>der</strong> ganztags zu arbeiten,ob als Frau o<strong>der</strong> als Mann. Familie <strong>und</strong> Beruf se<strong>in</strong>en hervorragend aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>abzustimmen. Viele <strong>Frauen</strong> besetzen Spitzenpositionen. Romantisch wird das mit AstridL<strong>in</strong>dgrens Idylle „Bullerbü“ verglichen. Jedoch stimmt das nur für Berufe <strong>der</strong> Politiker<strong>und</strong> für Angehörige des öffentlichen Sektors, die aus Steuergel<strong>der</strong>n bezahltwerden.Ganz an<strong>der</strong>s ist das <strong>in</strong> <strong>der</strong> Privatwirtschaft. Berthold Franke vom Goethe-Institut <strong>in</strong>Stockholm sieht die Idylle als Wahrnehmungsstörung. 118 Das Bild vom vorbildlichenSkand<strong>in</strong>avien ist e<strong>in</strong> Mythos. Wer sich für Halbzeitbeschäftigung entscheidet, verabschiedetsich von Beför<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> von Spitzenpositionen. Das gilt für <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong>für <strong>Männer</strong>. Da die Skand<strong>in</strong>avier e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es Verhältnis zum Beruf <strong>und</strong> zur Freizeithaben als wir, empf<strong>in</strong>den sie das nicht als Benachteiligung o<strong>der</strong> gar als Diskrim<strong>in</strong>ierung.Die <strong>Frauen</strong>quote von 40 % bei Aufsichtsratsposten konnte <strong>in</strong> Norwegen nur durchdrei Beson<strong>der</strong>heiten erreicht werden: Erstens wurde das Nichtbeachten <strong>der</strong> Quote mit„drakonischen Strafen belegt, die Unternehmen können aufgelöst werden“. Zweitenshaben sich „über h<strong>und</strong>ert Aktiengesellschaften bei E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> Quote <strong>in</strong> e<strong>in</strong>eGmbH umgewandelt“, bei <strong>der</strong> die Quote nicht gilt. Und drittens war e<strong>in</strong> <strong>und</strong> dieselbeFrau „vor <strong>der</strong> Quote <strong>in</strong> nicht mehr als vier Aufsichtsräten vertreten <strong>und</strong> danach gleichzeitig<strong>in</strong> acht bis neun“. Die „Vorzeigefrau“ ist <strong>in</strong> zwölf Aufsichtsräten. Es gibt zu wenige<strong>Frauen</strong>, die sich „von unten“ hocharbeiten. Trotz dieser <strong>Frauen</strong>quote im Aufsichtsrat„bleibt es für die Unternehmen weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Vorteil, <strong>Männer</strong> als Führungskräftezu bevorzugen“. 119Der Kaufhauskonzern KARSTADT hat sich selbst zur <strong>Frauen</strong>quote verpflichtet <strong>und</strong>Doris Schrö<strong>der</strong>-Köpf (die vierte Ehefrau von Altb<strong>und</strong>eskanzler Gerhard Schrö<strong>der</strong>) <strong>in</strong>den Aufsichtsrat berufen. Es ist nicht bekannt, dass Frau Schrö<strong>der</strong>-Köpf über beson<strong>der</strong>esWissen von Wirtschaft <strong>und</strong> Handel verfügt. 120Der Aufsichtsratsvorsitzende <strong>der</strong> Deutschen Börse AG Manfred Gentz for<strong>der</strong>t diewichtigste Voraussetzung für beruflich erfolgreiche <strong>Frauen</strong>: e<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuunganzubieten wie <strong>in</strong> Frankreich. Dann könnten sich genügend <strong>Frauen</strong> qualifizieren <strong>und</strong>sich erfolgreich um Führungsposten bewerben. 121 Der Journalist <strong>und</strong> WirtschaftsressortleiterThomas Tuma konkretisiert das mit Krippenplätze, Kitas <strong>und</strong> Ganztagsschulen.122 Davor drückt sich die Regierung, weil es Geld kostet. E<strong>in</strong>e staatlich festgelegteQuote ist dagegen kostenlos <strong>und</strong> schiebt die Verantwortung auf die Gesellschaft.Die amerikanische Historiker<strong>in</strong> Mary Fulbrook (Lehrstuhl an <strong>der</strong> Universität <strong>in</strong> London)untersuchte die Geschlechterrollen <strong>in</strong> <strong>der</strong> DDR 123 <strong>und</strong> stellt fest, „So bedeutete118 FAZ vom 15.1.2011, Seite C 1119 Der Spiegel vom 14.2.2011, Seite 91120 Der Spiegel vom 7.2.2011, Seite 126 [127]121 FAZ vom 18.2.2011, Seite 11122 Der Spiegel vom 7.2.2011, Seite 126123 Mary Fulbrook, E<strong>in</strong> ganz normales Leben. Alltag <strong>und</strong> Gesellschaft <strong>in</strong> <strong>der</strong> DDR. [Geschlechterrollen]Darmstadt 2008, Seite 160 ff. Weitere Seitenangaben im laufenden Text […] .(29 Seiten) 22


© Weihmann, <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>, Stand: 19.11.2013 www.weihmann.<strong>in</strong>fodie Emanzipation <strong>der</strong> Frau für die SED nicht ganz dasselbe wie für westliche Liberaleo<strong>der</strong> Fem<strong>in</strong>ist<strong>in</strong>nen, […] son<strong>der</strong>n [war] vielmehr [e<strong>in</strong>e] neue Form des Kollektivismus,die von <strong>der</strong> führenden Partei def<strong>in</strong>iert wurde“. [Seite 168] Das führte dazu, dass „diejenigen<strong>Frauen</strong>, die sich wirklich politisch engagierten, feststellten, dass sie von allen Seitenbelastet wurden, was dazu führte, dass sie ihren Aufgaben nicht voll gerecht werdenkonnten.“ [Seite 188] Nach den „Trümmerfrauen“ des Zweiten Weltkrieges konnte erstdie „Aufbaugeneration“ [Seite 175] Spitzenpositionen besetzen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e als Bürgermeister<strong>in</strong>nen,allerd<strong>in</strong>gs nur <strong>in</strong> den kle<strong>in</strong>en[Seite 189]Geme<strong>in</strong>den.Insgesamt betrug <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>anteil <strong>in</strong> Führungspositionen <strong>in</strong> <strong>der</strong> DDR 34 Prozent. [Seite187] Es gab aber nur e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige M<strong>in</strong>ister<strong>in</strong>. Sie war von 1963 bis 1989 im Amt, MargotHonecker. [Seite 186] In ihrem »M<strong>in</strong>isterium für Volksbildung« waren neun Prozent<strong>der</strong> Abteilungsleiter <strong>Frauen</strong>. [Seite 182] Ansonsten waren <strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> höheren Ämtern nichtvertreten, auch nicht im Zentrum <strong>der</strong> Macht, dem „Politbüro <strong>der</strong> SED“. 124 Der <strong>Frauen</strong>anteilunter allen SED-Funktionären betrug sieben Prozent. 125 Je weiter man <strong>in</strong> denpolitischen Hierarchien nach unten geht, desto größer wird <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>anteil. E<strong>in</strong>schließlich<strong>der</strong> Stellvertreterposten betrug dieser <strong>Frauen</strong>anteil e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Prozent. [Seite187] Von den Chefärzten waren knapp dreizehn Prozent <strong>Frauen</strong>. In <strong>der</strong> LandwirtschaftlichenProduktionsgenossenschaft (LPG) waren es knapp drei Prozent. [Seite 181] Selbst <strong>in</strong><strong>der</strong> Wollsp<strong>in</strong>nerei <strong>in</strong> Leipzig, <strong>in</strong> <strong>der</strong> übermäßig viele <strong>Frauen</strong> beschäftigt waren, wurden[Seite 180]alle Spitzenfunktionen von <strong>Männer</strong>n ausgeübt.Mary Fulbrook stellt die Frage: „Ist etwa die anhaltende Unterrepräsentierung <strong>der</strong><strong>Frauen</strong> [<strong>in</strong> <strong>der</strong> DDR] <strong>in</strong> den höheren Rängen <strong>der</strong> Politik <strong>und</strong> <strong>in</strong> verantwortlichen Positionen<strong>der</strong> Wirtschaft hauptsächlich e<strong>in</strong>e Folge von »unsichtbaren Grenzen« <strong>in</strong> kommunistischerVersion o<strong>der</strong> vielmehr e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis darauf, dass sich <strong>Frauen</strong> vernünftigerweisedafür entschieden, noch gewaltigeren Belastungen auszuweichen, <strong>und</strong> dasssie sich klugerweise auf Bereiche konzentrierten, <strong>in</strong> denen sie am meisten bewirkenkonnten?“ [Seite 194] Insgesamt empfanden berufstätige <strong>Frauen</strong> e<strong>in</strong>e Doppelbelastung. [Seite194]Erstaunlicherweise wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> DDR auch e<strong>in</strong>e Doppelbelastung bei den <strong>Männer</strong>nanerkannt: „Viele <strong>Männer</strong> lieferten e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag zum Gesamte<strong>in</strong>kommen<strong>und</strong> zum Wohl ihrer Familie, <strong>in</strong>dem sie <strong>in</strong> ihrer Freizeit alle möglichen <strong>in</strong>offiziellenTätigkeiten verrichteten: Sie hielten den Haushalt durch Heimwerken aufrecht, [habenvon Hand den Nutzgarten umgegraben, Obst <strong>und</strong> Gemüse geerntet <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>tiere gehalten],reparierten <strong>und</strong> mo<strong>der</strong>nisierten <strong>und</strong> beteiligten sich an e<strong>in</strong>em weit umfassen<strong>der</strong>enNetz des Austausches von Gütern <strong>und</strong> Dienstleistungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>offiziellen »Schattenwirtschaft«.In <strong>der</strong> häuslichen Sphäre mag e<strong>in</strong>e von Geschlechterrollen bestimmteArbeitsteilung fortgedauert haben, doch viele <strong>Männer</strong> trugen auch e<strong>in</strong>e »Doppelbelastung«,wenn auch von e<strong>in</strong>er etwas an<strong>der</strong>en[Seite 186]Art.“Der Psychotherapeut Björn Süfke sieht die Probleme zwischen <strong>Männer</strong>n <strong>und</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>in</strong><strong>der</strong> Doppelanfor<strong>der</strong>ung an die <strong>Männer</strong>. In anonymen Befragungen von <strong>Frauen</strong> wünschendiese sich „e<strong>in</strong>en Marlboro-Mann, e<strong>in</strong>e starke Schulter zum Anlehnen, erfolgreich<strong>und</strong> hart <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en echten Kerl <strong>in</strong> Bezug auf die Sexualität. Bei nicht anonymenBefragungen geben die <strong>Frauen</strong> diese Wünsche nicht so gerne zu. Gleichzeitig wünschensie sich aber e<strong>in</strong>en sensiblen, zärtlichen Mann, sie wollen also e<strong>in</strong>en, <strong>der</strong> dasHolzhacken mit nacktem Oberkörper unterbricht, wenn se<strong>in</strong>e Frau aus dem Büro124 Wolle, Die heile Welt <strong>der</strong> Diktatur. Herrschaft <strong>und</strong> Alltag <strong>in</strong> <strong>der</strong> DDR 1971-1989, Berl<strong>in</strong> 2009, Seite239125 Niemann / Herbst, Hg., SED-Ka<strong>der</strong>. Die mittlere Ebene, Pa<strong>der</strong>born 2010, Seite 591(29 Seiten) 23


© Weihmann, <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>, Stand: 19.11.2013 www.weihmann.<strong>in</strong>fokommt, um ihr e<strong>in</strong>en Cappucc<strong>in</strong>o zu machen <strong>und</strong> mit ihr über ihren Arbeitstag <strong>und</strong>ihre Gefühle sprechen“. 126Es gibt auch genetisch bed<strong>in</strong>gte Vorlieben für bestimmte Berufe. Henrike Roßbachstellt fest, dass sich neunzig Prozent <strong>der</strong> Firmengrün<strong>der</strong><strong>in</strong>nen mit Dienstleistungenselbstständig machen wollen. Technologiegründungen durch <strong>Frauen</strong> betragen dagegennur zehn bis fünfzehn Prozent. Fachleute nennen das „berufliche Segregation“ [Aufspaltung<strong>der</strong> Erbfaktoren]. 127 Christ<strong>in</strong>e Br<strong>in</strong>ck, br<strong>in</strong>g es auf den Punkt: „E<strong>in</strong> Klischee,aber wahr: <strong>Frauen</strong> arbeiten lieber mit Menschen, <strong>Männer</strong> mit Masch<strong>in</strong>en“. 128Fraglich ist, ob es im öffentlichen Dienst die gleichen Ersche<strong>in</strong>ungen gibt. Hier könntee<strong>in</strong>e Untersuchung <strong>und</strong> Veröffentlichung über die Geschlechterverteilung bei <strong>der</strong>Frühpensionierung <strong>und</strong> dem dann erreichten Lebensalter sowie über Vorliebenvon bestimmten Tätigkeiten hilfreich se<strong>in</strong>. Wie ist z. B. <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong><strong>Männer</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Aus- <strong>und</strong> Fortbildung, auch im Nebenamt, <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verwaltung?Ebenso <strong>in</strong>formativ wären statistische Untersuchungen über die Dauer <strong>der</strong> Lebenszeitim Ruhestand. <strong>Auch</strong> hier würde die Veröffentlichung <strong>der</strong> Zahlen zur Versachlichungbeitragen.Die parteipolitischen Bemühungen um <strong>Frauen</strong>för<strong>der</strong>ung gehen lei<strong>der</strong> immer noch davonaus, dass für Führungsaufgaben alle<strong>in</strong> gute Studienergebnisse <strong>und</strong> exzellentesWissen erfor<strong>der</strong>lich s<strong>in</strong>d. 129 Doch die Praxis zeigt sich an<strong>der</strong>s. Zwar ist Fachwissenzw<strong>in</strong>gende Voraussetzung für gutes Führen, jedoch müssen das dauerhafte Wollen<strong>und</strong> das Können h<strong>in</strong>zukommen. 130 Nicht jede Frau <strong>und</strong> nicht je<strong>der</strong> Mann wollen o<strong>der</strong>können führen. Es käme auch niemand auf die Idee, e<strong>in</strong>em Fahrzeug-Ingenieur o<strong>der</strong>e<strong>in</strong>em Verkehrsrechts-Anwalt zu unterstellen, dass er alle<strong>in</strong> mit dem Studienabschlussbefähigt wäre, e<strong>in</strong> Auto im Straßenverkehr fahren zu können.Die Verweiblichung <strong>der</strong> Lehrkräfte an den Gr<strong>und</strong>schulen macht das Problem offenk<strong>und</strong>ig.Das Innenm<strong>in</strong>isterium NRW will die Führungsfähigkeiten för<strong>der</strong>n: „Durchgängigwird jedoch als Ziel, die Erhöhung des <strong>Frauen</strong>anteils [<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Polizei</strong>] im Bereich<strong>der</strong> höher bewerteten Dienstposten angestrebt. Dies soll vornehmlich durch e<strong>in</strong>egezielte Fortbildung von <strong>Frauen</strong> zur Vorbereitung auf Führungspositionen erfolgen.“131 Doch das Können wird bei <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> bei <strong>Männer</strong>n stark von <strong>der</strong> Veranlagungbestimmt (Näheres unten). Warum gibt es ke<strong>in</strong>e <strong>Polizei</strong>behörden, <strong>in</strong> <strong>der</strong> nur<strong>Frauen</strong> beschäftigt s<strong>in</strong>d, so wie bei vielen Schulen? Wie sehen das die <strong>der</strong>zeitigen <strong>Polizei</strong>präsident<strong>in</strong>nen?Der soeben beendete Kongress „Matriarchitektur“ an <strong>der</strong> Pariser Universität Sorbonnehat sich mit dem Verhalten von <strong>Frauen</strong> als Bauherr<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit vom Mittelalterbis zum 18. Jahrh<strong>und</strong>ert beschäftigt. Das Ergebnis zeigt, dass schon damals die König<strong>in</strong>nen<strong>und</strong> Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Prunkarchitektur deutlich an<strong>der</strong>s bauen ließen als<strong>Männer</strong>. „Die weibliche Lust am Bauen war von komplexen Emotionen […] angetrieben.“Der Kongress empfiehlt, dass sich die „Energien von <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>n126 FASZ vom 21.8.2011, Seite 43127 Henrike Roßbach, Die St<strong>und</strong>e <strong>der</strong> Grün<strong>der</strong><strong>in</strong>nen, FAZ vom 5.1.2008128 Christ<strong>in</strong>e Br<strong>in</strong>ck, aaO129 NRW/Landtagsdrucksache 13/3225, Seite 2130 Weihmann / Schuch, aaO, Kapitel 25.6.2131 Bericht des Innenm<strong>in</strong>isteriums von Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen zum Stand <strong>der</strong> Umsetzung von Gen<strong>der</strong>-Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Maßnahmen <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>för<strong>der</strong>ung im Geschäftsbereich für die Sitzung des Ausschussesfür <strong>Frauen</strong>politik am 18.10.2007, Seite 16(29 Seiten) 24


© Weihmann, <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>, Stand: 19.11.2013 www.weihmann.<strong>in</strong>foschöpferisch verb<strong>in</strong>den sollten“. 132 Wenn <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong> geme<strong>in</strong>sam Ziele verfolgen,s<strong>in</strong>d sie stark. Und nur dann können sie auch e<strong>in</strong>zeln „stark“ auftreten.Die Beispiele zeigen, dass die genetischen Veranlagungen von <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>nverschieden s<strong>in</strong>d.Praktische AnwendungGleichheit <strong>und</strong> Verschiedenheiten <strong>der</strong> Geschlechter sollten besser e<strong>in</strong>gesetzt <strong>und</strong> Vorteilbr<strong>in</strong>gend genutzt werden. So bei <strong>der</strong> konkreten Auswahl von Führungskräften <strong>und</strong>bei <strong>der</strong> konkreten Zuweisung von Aufgaben. Es kann nicht je<strong>der</strong> alles! 133Unser Gr<strong>und</strong>gesetz garantiert, dass je<strong>der</strong> nach Eignung, Leistung <strong>und</strong> Befähigung Zugangzu öffentlichen Ämtern hat. 134 Als Eignung sieht das Gr<strong>und</strong>gesetz die Persönlichkeitdes Menschen <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e charakterlichen Eigenschaften an, die für die Aufgabebeson<strong>der</strong>s för<strong>der</strong>lich s<strong>in</strong>d. Zu dieser Eignung gehört auch das Geschlecht mit se<strong>in</strong>engenetisch bed<strong>in</strong>gten Eigenheiten. 135Das Geschlecht kann bei <strong>der</strong> Wahrnehmung von bestimmten Aufgaben unbedeutendse<strong>in</strong>, bei an<strong>der</strong>en aber von großer Wichtigkeit. Das ist zu beachten. Solch e<strong>in</strong>e Feststellungfor<strong>der</strong>t schnell konkrete Vorschläge mit Ross <strong>und</strong> Reitern. Doch <strong>in</strong> diese Falledarf man sich nicht locken lassen.Je<strong>der</strong> kann selbst mit offenen Augen die täglichen Probleme <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Polizei</strong> sehen. Manmuss sie nur wahrnehmen wollen <strong>und</strong> konsequent zu Ende denken. Dann können <strong>in</strong>dividuelleLösungen gef<strong>und</strong>en werden, die für die Sache, für den e<strong>in</strong>zelnen Menschen<strong>und</strong> für die Gruppe optimal s<strong>in</strong>d. Dabei müssen aber die Ursachen beseitigt <strong>und</strong> nichtnur die Ersche<strong>in</strong>ungen übertüncht werden. Das schafft Berufszufriedenheit.Führungskräfte, die wie<strong>der</strong>holten Neuorganisationen 136 <strong>und</strong> häufigen fachlichen <strong>und</strong>geografischen Wechseln (Rotation) ausgesetzt s<strong>in</strong>d, können we<strong>der</strong> mittel- noch langfristigplanen <strong>und</strong> schon gar nicht E<strong>in</strong>gefahrenes än<strong>der</strong>n. Vielmehr übernimmt dann dienächsttiefere Führungsebene <strong>der</strong>en Funktion. 137Wer auf Erlasse wartet, die Selbstverständlichkeiten regeln sollen, die für alles <strong>und</strong>jedes gelten, nimmt se<strong>in</strong>e persönliche Verantwortung 138 nicht wahr. Dabei muss mane<strong>in</strong>räumen, dass die Mehrzahl <strong>der</strong> Gesetze, Verordnungen, Erlasse <strong>und</strong> Dienstanweisungennur deshalb erfor<strong>der</strong>lich s<strong>in</strong>d, weil <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>wert „Das tut man nicht“ <strong>in</strong> weitenTeilen verkümmert ist. Pfiffige suchen <strong>und</strong> f<strong>in</strong>den immer e<strong>in</strong> Schlupfloch, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>ebei sehr detaillierten <strong>und</strong> umfangreichen Vorschriften, an<strong>der</strong>e resignieren.Gerade bei Führungsaufgaben kommt es darauf an, ob die Personen lösungsorientierto<strong>der</strong> verständnisorientiert veranlagt s<strong>in</strong>d. Lösungsorientierte analysieren <strong>und</strong> gehen132 Sab<strong>in</strong>e Frommel, FAZ vom 8.1.2009, Seite 33133 Weihmann / Schuch, aaO, Kapitel 25.6.9.3, Beurteilung von Vorgesetzten durch die Mitarbeiter134 Art. 33 II GG135 Maunz / Dürig, Kommentar zum Gr<strong>und</strong>gesetz, München 2008, Art. 33, Rn. 19Karl Grammer, Verhaltensforscher, Universität WienThomas Jacobsen, Verhaltensforscher, Universität Leipzig136 Weihmann, B<strong>und</strong>es-Krim<strong>in</strong>al-<strong>Polizei</strong>-Amt. Zusammenlegung von B<strong>und</strong>eskrim<strong>in</strong>alamt <strong>und</strong> B<strong>und</strong>espolizei?Die ständigen, auch verfassungswidrigen Neuorganisationen <strong>der</strong> <strong>Polizei</strong> <strong>in</strong> NRW, <strong>in</strong>: Krim<strong>in</strong>alistik2011, Seite 32137 Weihmann / Schuch, aaO, Kapitel 25138 § 36 BeamtStG(29 Seiten) 25


© Weihmann, <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>, Stand: 19.11.2013 www.weihmann.<strong>in</strong>fodann die Sachverhalte zielgerichtet auf Verän<strong>der</strong>ungen an. 139 Verständnisorientiertediskutieren <strong>und</strong> um die Lösung wird sich schon jemand kümmern.E<strong>in</strong>en ähnlichen Unterschied gibt es beim Arbeiten mit Führungsstäben. Lösungsorientiertef<strong>in</strong>den es hilfreich, wenn sie alterativ beraten werden, um dann selbst e<strong>in</strong>ef<strong>und</strong>ierte Entscheidung zu treffen, die sie alle<strong>in</strong> verantworten. Verständnisorientiertefühlen sich durch alternative Beratung verunsichert. Sie suchen mehr die Zustimmungzu ihren Ideen <strong>und</strong> fühlen sich dann wohler. Wird das bei <strong>der</strong> Personalauswahl nichtbeachtet <strong>und</strong> liegt die erfor<strong>der</strong>liche Veranlagung nicht vor, so scheitern <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong><strong>Männer</strong> an ihrer Führungsaufgabe. Das gilt ganz beson<strong>der</strong>s für den „KooperativenFührungsstil“. 140Nur wer zur Überw<strong>in</strong>dung des eigenen Egoismus fähig ist, kann kooperieren. 141Egozentrische Menschen nehmen nur sich selbst wahr <strong>und</strong> wichtig. Sie werten auchsachliche Kritik als Angriff auf ihre Person, s<strong>in</strong>d beleidigt <strong>und</strong> dauerhaft nachtragend.Sie s<strong>in</strong>d umgeben von kritiklosen Ja-Sagern, was Kreativität <strong>und</strong> Innovation verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t.Hier ist an die preußischen Gr<strong>und</strong>sätze von Friedrich Wilhelm I zu er<strong>in</strong>nern: „HütetEuch vor den Schmeichlern, sie s<strong>in</strong>d Eure größten Fe<strong>in</strong>de. Die Euch aber die Wahrheitsagen, s<strong>in</strong>d Eure Fre<strong>und</strong>e“.Wer nicht zur Kooperation veranlagt ist, kann das zwar ansatzweise erlernen, vergisstes aber sofort wie<strong>der</strong>, wenn Stresssituationen entstehen. 142 Doch gerade dann ist sie amnötigsten.Wer die erfor<strong>der</strong>lichen Anlagen nicht hat, fühlt sich auch überfor<strong>der</strong>t <strong>und</strong> rechtfertigtse<strong>in</strong>e Fehlschläge mit <strong>der</strong> Behauptung, vom an<strong>der</strong>en Geschlecht werde viel mehr verlangtals vom eigenen. Von beson<strong>der</strong>em Interesse wäre, welche Anlagen <strong>und</strong> Qualifikationendiejenigen haben, die die Führungskräfte auswählen.Wer bei <strong>der</strong> Arbeit se<strong>in</strong>e Anlagen nutzen kann, wirkt überzeugen<strong>der</strong> <strong>und</strong> glaubwürdiger,ist erfolgreicher <strong>und</strong> identifiziert sich schneller mit <strong>der</strong> Aufgabe. Das führt zumehr Berufszufriedenheit bei Vorgesetzten <strong>und</strong> Mitarbeitern. 143Im täglichen Umgang zwischen <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>n muss es zur Selbstverständlichkeitwerden, sich gegenseitig mit Respekt, Achtung, Toleranz, Höflichkeit <strong>und</strong>Hilfsbereitschaft zu begegnen. Sem<strong>in</strong>are <strong>und</strong> Projekte mit den ausgefeiltesten wissenschaftlichenTheorien helfen wenig, sie verstellen nur den Blick auf das wirklich Wesentliche,das s<strong>in</strong>d immer noch die allgeme<strong>in</strong> anerkannten ethischen Werte.Entscheidend <strong>und</strong> als Voraussetzung für e<strong>in</strong> partnerschaftliches Leben zwischen allenMenschen s<strong>in</strong>d Verlässlichkeit <strong>und</strong> Vertrauen, die lei<strong>der</strong> <strong>in</strong> vielen Bereichen verlorengegangen s<strong>in</strong>d. Weil das verheerende Folgen hat, wird es um so dr<strong>in</strong>glicher e<strong>in</strong>gefor<strong>der</strong>t,auch von dem allseits hoch geachteten, <strong>in</strong>zwischen als überparteilichen Staatsmannangesehenen <strong>und</strong> schon 90-jährigen Altb<strong>und</strong>eskanzler Helmut Schmidt (SPD).139 Weihmann / Schuch, aaO, Kapitel 25140 Verb<strong>in</strong>dlich für die <strong>Polizei</strong>en des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>, <strong>Polizei</strong>dienstvorschrift Nr. 100, Führung<strong>und</strong> E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> <strong>Polizei</strong> (PDV 100), Ziffer 1.5.3.1141 Hans Küng, Der Anfang aller D<strong>in</strong>ge, München 2005, Seite 211142 Weihmann / Schuch, aaO, Kapitel 25.6.3143 Sonja Bischoff, aaONorbert Bolz, Die Umerziehung <strong>der</strong> <strong>Männer</strong>. FASZ vom 8.4.2007, Seite 13Magdalena Köster, aaOSusan P<strong>in</strong>kert, a.a.O(29 Seiten) 26


© Weihmann, <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>, Stand: 19.11.2013 www.weihmann.<strong>in</strong>foMan muss sich wie<strong>der</strong> auf das Versprechen von Menschen verlassen können. B<strong>und</strong>espräsidentHorst Köhler (CDU) ermahnt uns e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Weihnachtsansprache2008, dass „Vertrauen nur mit Anstand, Bescheidenheit <strong>und</strong> Glaubwürdigkeit erreichtwerden kann.“ 144Die Gleichstellung <strong>der</strong> Geschlechter <strong>und</strong> die Akzeptanz <strong>der</strong> Verschiedenheit bleibenwichtige gesellschaftliche Aufgaben <strong>und</strong> for<strong>der</strong>n von jedem persönlichen E<strong>in</strong>satz.An <strong>der</strong> Universität <strong>in</strong> Pensylvania / USA haben die Wissenschaftler Betsy Stevenson<strong>und</strong> Just<strong>in</strong> Wolfers „Das Paradox abnehmen<strong>der</strong> weiblicher Glückszufriedenheit“ untersucht.Sie kommen zu folgendem Ergebnis: „Zwei Tatsachen stehen sich gegenüber:„Das Leben von <strong>Frauen</strong> hat sich, gemessen an e<strong>in</strong>er Reihe objektiver Maßstäbe, <strong>in</strong>den vergangenen 35 Jahren außerordentlich verbessert. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite aberschätzen <strong>Frauen</strong> den Grad ihres Wohlbef<strong>in</strong>dens heute schlechter e<strong>in</strong>, <strong>und</strong> zwar sowohlabsolut als auch im Verhältnis zu den <strong>Männer</strong>n.“ Die promovierte Literaturwissenschaftler<strong>in</strong>Christ<strong>in</strong>e Br<strong>in</strong>ck 145 zieht hierzu das Resümee: „Wäre die bezahlte Arbeit<strong>in</strong> <strong>der</strong> Tat die Erfüllung, von <strong>der</strong> seit Jahrzehnten die Fem<strong>in</strong>ist<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Artikeln, Büchern<strong>und</strong> Essays schwärmen, dann würde <strong>der</strong> männliche Durchschnittsarbeiter nichtüberall <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustrialisierten Welt alles daran setzen, so früh wie möglich <strong>in</strong> denRuhestand zu geraten. Die Freuden bezahlter Arbeit, die zur stetigen Glücksmaximierungbeitragen sollte, s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Ausgeburt <strong>der</strong> schwatzenden Klasse. Diejenigen, dieöffentlich über Themen wie Geschlechtergleichheit o<strong>der</strong> Arbeit <strong>und</strong> Mutterschaftnachdenken, reden <strong>und</strong> schreiben, s<strong>in</strong>d Leute, die denken, reden <strong>und</strong> schreiben alsBroterwerb. Sie erleben als Autoren, Professoren, Leitartikler o<strong>der</strong> Stiftungsleitere<strong>in</strong>en Grad an physischer <strong>und</strong> zeitlicher Selbstbestimmung, <strong>der</strong> mit den Zwängendes durchschnittlichen Arbeitnehmers, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Job zwischen neun <strong>und</strong> fünf Uhr ausübt,nichts geme<strong>in</strong> hat.“Die Jurist<strong>in</strong> <strong>und</strong> <strong>in</strong>ternational tätige Journalist<strong>in</strong> Melanie Amann beschreibt unter demTitel „<strong>Frauen</strong> beschimpfen <strong>Frauen</strong>“ das seit über 250 Jahren bestehende Aufbegehrenvon <strong>Frauen</strong>rechtler<strong>in</strong>nen. Deren Erfolglosigkeit verursachen nicht die <strong>Männer</strong>,son<strong>der</strong>n das eigene Geschlecht. 146 Obwohl die Fem<strong>in</strong>ist<strong>in</strong>nen nur e<strong>in</strong>en ganz kle<strong>in</strong>enAnteil <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> ausmachen, erheben sie den Anspruch auf Me<strong>in</strong>ungsführung. MelanieAmann schreibt weiter: „Es s<strong>in</strong>d de<strong>in</strong>e Fehler, die du für die Umstände hältst. […]Warum nur? Alle Hürden s<strong>in</strong>d doch gefallen. Das Recht zu wählen <strong>und</strong> zu studierenf<strong>in</strong>den auch Marokkaner<strong>in</strong>nen o<strong>der</strong> Indonesier<strong>in</strong>nen selbstverständlich. Deutsche <strong>Frauen</strong>s<strong>in</strong>d noch weiter: Sie wählen zwischen Teilzeit <strong>und</strong> Vollzeit, e<strong>in</strong>em Jahr Elternzeito<strong>der</strong> acht Wochen Mutterschutz. E<strong>in</strong>e ganze Industrie steht zu ihrem Schutz <strong>und</strong> ihrerFör<strong>der</strong>ung parat: <strong>Frauen</strong> werden von Gleichstellungsbeauftragten behütet, <strong>in</strong> Power-Sem<strong>in</strong>aren gecoacht, von Arbeitgebern bei gleicher Eignung bevorzugt <strong>und</strong> <strong>in</strong> manchenKonzernen schon per Quote an die Spitze geschleift. Kommt es ganz dicke, dürfen<strong>Frauen</strong> klagen: gegen ungleiche Gehälter, diskrim<strong>in</strong>ierende Absagen auf Bewerbungen<strong>und</strong> sexistische Witze <strong>in</strong> <strong>der</strong> Teeküche."Die ehemalige Chefredakteur<strong>in</strong> <strong>der</strong> „taz“ Bascha Mika veröffentlicht jetzt e<strong>in</strong> Buch mitdem Titel „Die Feigheit <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>“. 147 Sie schreibt: „Wir leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er von <strong>Männer</strong>ndom<strong>in</strong>ierten Gesellschaft. Das stimmt, aber warum? Weil wir von dem Systemprofitieren, weil es bequem ist <strong>und</strong> weil wir konfliktscheu s<strong>in</strong>d. […] <strong>Frauen</strong> bleiben144 FAZ vom 24.12.2008, Seite 2145 Br<strong>in</strong>ck, Frei <strong>und</strong> unglücklich, FASZ vom 9.8.2009, Seite 9146 Melanie Amann, <strong>Frauen</strong> beschimpfen <strong>Frauen</strong>, FASZ vom 30.1.2311, Seite 31147 Bascha Mika, Die Feigheit <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>. E<strong>in</strong>e Streitschrift wi<strong>der</strong> den Selbstbetrug, Gütersloh 2011(29 Seiten) 27


© Weihmann, <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>, Stand: 19.11.2013 www.weihmann.<strong>in</strong>fozurück, weil sie nichts wagen, nichts riskieren. […] Ich glaube, wir wollen es gar nichtan<strong>der</strong>s.“Jetzt zeigt sich e<strong>in</strong> neuer Trend: Selbst seriöse Zeitungen 148 empfehlen <strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> Führungsfunktionen„Arroganz-Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs“, damit sie sich gegenüber <strong>Männer</strong>n durchsetzenkönnen. Schon auf dem Titelbild erhebt e<strong>in</strong>e Frau warnend den Zeigef<strong>in</strong>ger. Be<strong>in</strong>äherem H<strong>in</strong>sehen wird dort schlechtes Benehmen vermittelt. Solche autoritären Führungskräftegibt es schon unter den <strong>Männer</strong>n genug. 149 Sie zeigen damit nur ihre Unfähigkeitzum Führen. Viele unterdrücken damit auch ihre Angst. 150 Doch die Autor<strong>in</strong>differenziert wohlwissend zwischen den Geschlechtern: „Aber ich muss aufpassen,dass ich das nicht aus Versehen mit <strong>Frauen</strong> mache. E<strong>in</strong>e Frau ist schockiert, zuRecht, <strong>und</strong> auf Jahre beleidigt, wenn man sie wie e<strong>in</strong>en Mann behandeln würde.“ 151Der Mediz<strong>in</strong>er <strong>und</strong> Facharzt für Psychiatrie <strong>und</strong> Psychosomatik Torsten Milsch beschreibtdie „sensiblen, liebevollen <strong>und</strong> verantwortungsvollen Mütter“, die er „Mamas“nennt, <strong>und</strong> will zugleich <strong>und</strong> endlich mit e<strong>in</strong>em Tabu brechen, weil sich e<strong>in</strong> großerTeil <strong>der</strong> Mütter an<strong>der</strong>s verhält. Deshalb betitelt er se<strong>in</strong> Buch „Mutti ist die Bestie“.152 Er bezeichnet damit die Charakteranlagen bei <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> bei <strong>Männer</strong>n, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>edie Egozentrik, die bei etwa <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> Geschlechter vorliegt. DieseMenschen haben alles unter ihrer Kontrolle <strong>und</strong> denken <strong>in</strong> Schwarz-Weiß. Än<strong>der</strong>ungsvorschlägeo<strong>der</strong> Beratung s<strong>in</strong>d ihnen zuwi<strong>der</strong>.„In den Familien s<strong>in</strong>d es meist <strong>Frauen</strong>, die als Muttis ihr zerstörerisches Werk vorallem an ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, aber auch an ihren <strong>Männer</strong>n vollbr<strong>in</strong>gen. Die K<strong>in</strong><strong>der</strong> werdenkle<strong>in</strong> <strong>und</strong> unselbstständig gehalten, die <strong>Männer</strong> werden zu Pantoffelhelden degradiert.Wenn Muttis <strong>–</strong> <strong>Männer</strong> o<strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>–</strong> <strong>in</strong> Spitzenämter vorstoßen, dann benutzen siedas Unternehmen, die Organisation o<strong>der</strong> das ganze Land für ihr diktatorisches Mutti-System, das vor allem e<strong>in</strong>e Aufgabe hat: ihre Macht zu erhalten“ (Milsch, a.a.O., Seite8).B<strong>und</strong>esfamilienm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> Krist<strong>in</strong>a Schrö<strong>der</strong> än<strong>der</strong>t den offiziellen Kurs des Fem<strong>in</strong>ismus<strong>und</strong> zeigt die neue Richtung: „Wir haben uns so sehr an den Monopolanspruch<strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>politik auf alle Belange <strong>der</strong> Gleichberechtigung gewöhnt, dass <strong>der</strong> Gedanke,Jungen <strong>und</strong> <strong>Männer</strong> stärker <strong>in</strong> die Gleichstellungspolitik e<strong>in</strong>zubeziehen, im bestenFall ignoriert <strong>und</strong> im schlechtesten Fall als Verrat an den Zielen <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong>bewegunggebrandmarkt wird“. […] Es geht auch darum, den Blick auf die Bedeutung <strong>der</strong> Jungen-<strong>und</strong> <strong>Männer</strong>politik für faire Chancen <strong>in</strong> unserer Gesellschaft zu lenken <strong>und</strong> e<strong>in</strong>ezeitgemäße Gleichstellungspolitik zu etablieren, <strong>in</strong> <strong>der</strong> sich <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>politikgegenseitig stützen“. 153Das Verhältnis zwischen <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>n ist e<strong>in</strong> Kulturgut, das bei <strong>der</strong> Vermännlichung<strong>der</strong> <strong>Männer</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> Verweiblichung <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> verloren geht. Insbeson<strong>der</strong>eist es jene Männlichkeit, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Differenz <strong>der</strong> Geschlechter ihre Gr<strong>und</strong>lage hat.148 Christiane Holch, Re<strong>in</strong>! Tür zu! Setzen! [Titelseite: Streng <strong>und</strong> Klartext reden <strong>–</strong> dann verstehen auch<strong>Männer</strong> worum’s geht], <strong>in</strong>: chrismon, 2/2011, Seite 12149 Weihmann / Schuch, aaO, Kapitel 25.7150 Weihmann / Schuch, aaO, Kapitel 11.10.2 i)151 Christiane Holch, a.a.O., Seite 18, 1. Spalte152 Torsten Milsch, Mutti ist die Bestie. Die heimliche Diktatur vieler Mütter, München 2013153 Abschied vom Kampf <strong>der</strong> Geschlechter. Vor lauter <strong>Frauen</strong>politik haben wir die <strong>Männer</strong> vergessen.<strong>Auch</strong> die wollen geför<strong>der</strong>t werden. FASZ vom 10.4.2011, Seite 4(29 Seiten) 28


© Weihmann, <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>, Stand: 19.11.2013 www.weihmann.<strong>in</strong>foEs ist das Bewusstse<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Entfernung zwischen <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Männer</strong>n, die niemalsleicht zu überw<strong>in</strong>den ist. 154154 Claudius Seidl, Der November kommt. Ist Männlichkeit e<strong>in</strong> bedrohtes Kulturgut?, FASZ vom29.5.2011, Seite 21(29 Seiten) 29

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