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Das Adult Attachment Interview und psychoanalytisches Verstehen

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Methodik zur Untersuchung von Bindung <strong>und</strong> Abwehr: <strong>Das</strong> <strong>Adult</strong><strong>Attachment</strong> <strong>Interview</strong> (AAI)<strong>Das</strong> <strong>Adult</strong> <strong>Attachment</strong> <strong>Interview</strong> (AAI) wurde von der Arbeitsgruppe um Mainin den 80er Jahren entwickelt (George, Main & Kaplan, 1985), dieAuswertungsmethodik wurde weiterhin kontinuierlich differenziert (Main &Goldwyn 1985-1996). <strong>Das</strong> <strong>Interview</strong> fokussiert im wesentlichen auf dieErinnerung früher Bindungsbeziehungen, den Zugang zu bindungsrelevantenGedanken <strong>und</strong> Gefühlen sowie die Beurteilung der Befragten zum Einfluß vonBindungserfahrungen auf ihre weitere Entwicklung. In diesem <strong>Interview</strong>, dastheoriegeleitet das Bindungssystem bei der befragten Person aktivieren soll,wird durch spezifische Konkretisierung (z. B. „Sie haben gesagt, die Beziehungzu Ihrer Mutter war w<strong>und</strong>erbar, fällt Ihnen dazu ein spezielles Ereignis ein, dasdiese Aussage veranschaulichen könnte?„) eine gewisse Streßsituationhergestellt, die die jeweiligen Bindungsstrategien „hervorlocken„ soll. DieTechnik des semi-strukturierten Fragens dient dazu, Abwehrprozesse (z. B.unbewußte Inkohärenzen, Idealisierung, Entwertung, Ärger, Verleugnung)sichtbar werden zu lassen, die nicht gedeutet werden. <strong>Das</strong> Rating derBindungsklassifikation wird von speziell ausgebildeten Beurteilern anhand vonwörtlichen Transkripten durchgeführt.Die Kohärenz des Diskurses stellt das leitende Hauptkriterium der Kodierungnach Main & Goldwyn dar; durch sie werden wichtigeKommunikationsmaxime nach Grice (1975) erfaßt. Beurteilt wird, inwieweitein Sprecher auf die Fragen des <strong>Interview</strong>s kooperativ eingehen kann <strong>und</strong> einewahrheitsgemäße, angemessen informative, relevante <strong>und</strong> für den Zuhörer bzw.Leser verständliche, klare Darstellung seiner Kindheitserfahrungen geben kann.Neben der Beurteilung der Kohärenz wird die emotionale <strong>und</strong> kognitiveIntegrationsfähigkeit der geschilderten Bindungserfahrungen bewertet. Hierzudienen als Kriterien das Ausmaß an Idealisierung oder Entwertung derBindungsfiguren oder ob die <strong>Interview</strong>ten noch heute stark mit Ärger <strong>und</strong>Wutgefühlen gegenüber ihren Bindungspersonen beschäftigt sind. <strong>Das</strong><strong>Interview</strong> wird daher sowohl hinsichtlich der faktisch ausgesprochenenInformation bewertet, aber auch nach Merkmalen, die den Befragten unbewußtbleiben, wie z. B. Inkohärenzen <strong>und</strong> Affekte, die minimiert werden oderunterreguliert sind. Anhand der berichteten Erfahrungen der Probanden mitihren Eltern in der Kindheit wird weiterhin eingeschätzt, ob die Elternliebevoll, abweisend, vernachlässigend waren oder ob es einen Rollenwechsel(Parentifizierung) gab.Der <strong>Interview</strong>leitfaden des <strong>Adult</strong> <strong>Attachment</strong> <strong>Interview</strong>s8

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