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Das Adult Attachment Interview und psychoanalytisches Verstehen

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Kohärenz ab, so daß diese Person positive <strong>und</strong> negative Gefühle wahrnehmen,sie realitätsgerecht einschätzen, kommunizieren <strong>und</strong> entsprechend aktiv,wirklichkeitsgerecht handeln kann. Ein unsicheres Arbeitsmodell erlaubt keinerealitätsangemessene Einschätzung <strong>und</strong> führt zu einer eingeschränkterenWahrnehmung <strong>und</strong> Integration verschiedener Gefühle, wirklichkeitsbezogenesKommunizieren <strong>und</strong> Handeln werden erschwert (Grossmann et al., 1989;Grossmann <strong>und</strong> Grossmann, 1991).Für sein Verständnis der Abwehr prägte Bowlby (1980) den Begriff der„abgetrennten Systeme„ (segregated systems), den George <strong>und</strong> West (1999) vorkurzem wieder aufgriffen. Sie halten ihn für das Verständnis vonPsychopathologie für höchst bedeutsam: „In order to <strong>und</strong>erstand therelationship between adult attachment and mental health risk we need toexamine the attachment concepts of defense and segregated systems, the mentalprocesses that define disorganization„ (S. 295). Bowlby war bereits damals derÜberzeugung, daß der Zusammenbruch des Bindungssystems einen Risikofaktorfür die psychische Homöostase darstellt. Im Falle einer starken Bedrohung desBindungssystems (z. B. Drohungen, Verlassenwerden, Mißhandlung, Isolation,Mißbrauch) mündet der „Ausschluß von Information„ (defensive exclusion),der für die organisierte Bindungsunsicherheit maßgeblich ist, in eine sog.Abtrennung von Information aus dem Gedächtnis, die somit vom Bewußtsein„abgeblockt„ ist.Die Unterscheidung von sog. „organisierten„ (d. h. sicher, unsicher-distanziert,unsicher-verstrickt) <strong>und</strong> sog. „desorganisierten„ Bindungsstrategien (d. h.ungelöste traumatische Erfahrungen wie Misshandlung, Missbrauch oderVerlust) ist für die Interpretation des Schweregrades von dysfunktionalerBindungsorganisation für klinische Gruppen von wesentlicher Bedeutung. EineMetaanalyse von van IJzendoorn <strong>und</strong> Bakermans-Kranenburg (1996) ergab, daßdie Verteilung der organisierten unsicheren Bindungsrepräsentation in denklinischen Gruppen zwar eindeutig höher repräsentiert ist als in nicht-klinischenStichproben („dismissing„ = 41%, „preoccupied„ = 46%, „secure„ = 13%), dieVerteilung der Gruppen „dismissing„ <strong>und</strong> „preoccupied„ jedoch nahezu gleichist, was eine differentielle Zuordnung von unsicherer Bindungstypologie <strong>und</strong>Psychopathologie nur unzureichend erlaubt. In einigen klinischen Gruppen, z.B. Angststörungen oder Borderlinepathologie wurde gef<strong>und</strong>en, dass das Muster„Desorganisation„ in Bezug auf Verlusterfahrungen oder sexuelle Traumata imVergleich zu anderen Krankheitsbildern <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>en deutlichüberrepräsentiert (85%) ist, was darauf hinweist, dass das Zusammenbrechenvon Bindungsstrategien eine besondere Beachtung verdient (Buchheim, 2002).7

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